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Terminei und Terminieren von lateinisch terminare begrenzen mittellateinisch terminus Gebiet Bezirk sind Begriffe aus dem Bereich der mittelalterlichen Bettelorden Gelegentlich findet sich dafur auch die Bezeichnung Kollektur 1 Ein Terminierbezirk terminus praedicationis war ein bestimmtes einem Kloster zugewiesenes Gebiet in das Patres regelmassig zum Predigen und zum Almosensammeln zum Termin oder zum Terminieren entsandt wurden vereinzelt auch als quaesta von lat quaestus Abgabe oder limites bezeichnet 2 Die Anfange des organisierten Terminierens reichen bei den Dominikanern vermutlich bis in die 1230er Jahre bei den Franziskanern bis in die 1260er Jahre In grosserem Umfang entstanden Termineien vom Beginn des 14 Jahrhunderts an 3 Inhaltsverzeichnis 1 Terminei als Bezirk zum Almosensammeln 2 Terminei als Baulichkeit 3 Literatur 4 EinzelnachweiseTerminei als Bezirk zum Almosensammeln BearbeitenDie Bruder des Franziskanerordens des Dominikanerordens und des Ordens der Augustiner Eremiten hatten keine Pfrunden wie beispielsweise die Benediktiner sondern lebten in der Fruhzeit ihres Ordens allein von Almosen Dazu erhielt der Orden vom Papst das Bettelprivileg Damit hatte eine Ordensniederlassung kraft ihrer Einrichtung das verbriefte Recht zu betteln Einzelne Bruder wurden dafur zum Almosensammeln von Haus zu Haus ausgeschickt Der zustandige Bischof teilte den Klostern dazu einen festen Bezirk zu der Terminei lat terminus genannt wurde Die Terminierbezirke benachbarter Konvente eines Ordens waren gegeneinander abgegrenzt wahrend sie sich mit Terminierbezirken anderer Orden uberschneiden konnten nur ausnahmsweise konnte ein Ort zum Terminierbezirk zweier Konvente desselben Ordens gehoren Bei Dominikanern und Augustiner Eremiten konnten die Terminierbezirke von beachtlicher Grosse sein Bei den Franziskanern lagen die einzelnen Konvente in der Regel naher beieinander was die Termineien begrenzte In Mecklenburg hatte ein solcher Terminierbezirk eines Franziskanerklosters einen Durchmesser von etwa 60 Kilometern 4 Im Einzelfall konnte es bei der Bestimmung der Termineien zu Konflikten zwischen benachbarten Konventen kommen so dass die Provinz oder Bistumsleitung schlichten musste 5 Im 19 Jahrhundert wurde das Terminieren in Preussen regional mitunter als strafbares Betteln angesehen das Einsammeln von Almosen musste polizeilich genehmigt werden 6 Die mit der Almosensammlung beauftragten Ordensleute wurden als Terminarier terminarius bezeichnet Terminiert wurde auf Terminierfahrten vom Konvent selber und von den Aussenstationen Termineien aus Die Wege zu und zwischen den Termineien wurden zu Fuss zuruckgelegt Pferdewagen dienten ausschliesslich dem Transport der gesammelten Guter denn Franziskanern war das Reiten durch ihre Ordensregel untersagt In observanten Konventen war gelegentlich statt Pferd und Wagen nur ein Esel zum Transport erlaubt 7 Terminei als Baulichkeit BearbeitenAls Terminei domus terminalis oder domus terminarii auch niederdeutsch terminie termeney wird auch ein Haus oder Raum bezeichnet in dem der Bruder wahrend des Almosensammelns im Terminierbezirk ubernachten und die gesammelten Spenden eine Zeit lang aufbewahren konnte bis er wieder in seinen Konvent zuruckkehrte Andere Bezeichnungen sind Terminierstation vereinzelt auch Hospiz oder celle Eine solche Terminei konnte auch ein einzelnes Zimmer in einem Kloster eines anderen Ordens sein In Werl befand sich seit 1320 eine Terminei die sich das Franziskanerkloster von Soest mit den dortigen Dominikanern teilte ahnlich wie es auch in anderen Stadten gehandhabt wurde Zu einem Konvent gehorten ein bis drei Termineien Es gibt aber auch Konvente bei denen bisher keine Terminei nachgewiesen wurde Die Termineien waren kleine weniger aufwandige Niederlassungen als die Konvente mit geringeren Rechten Dort lebten zeitweise spater auch dauerhaft ein Priester und ein Laienbruder manchmal mit einem oder zwei Knechten Termineien erlaubten den Orden neben dem Almosensammeln auch mittels solcher Stutzpunkte im Umland ihrer Kloster prasent zu sein seelsorgerlich zu wirken etwa mit einem Tragaltar auf Aussenposten die heilige Messe zu feiern und dort sogar Grundstucke mit Hausern zu erwerben auch Stiftungen von Gonnern kamen vor sowie auf Reisen von einem Konvent zum anderen zu ubernachten Daher achteten die Orden darauf Termineien im Abstand von etwa einer oder hochstens zwei Tagesreisen zu Fuss 20 bis 40 Kilometer zu positionieren Bei grosseren Entfernungen fanden die Bettelorden Unterstutzung durch Gastgeber hospites oder fautores Gonner die Ubernachtungsmoglichkeiten boten 8 Der Erlos des Terminierens verblieb nicht in der Terminei sondern floss dem gesamten Konvent zu Er bestand aus Geldbetragen und Naturalien Salz Getreide Holz Eier Gewander Talg war in der Hohe erwartbar und fur das Wirtschaften des Konvents von grosser Bedeutung besonders nach der Erntezeit im Herbst um die Wintervorrate sicherzustellen 9 Grosse und Ausstattungen der Termineien variierten stark Es gab ganze Gehofte curia Klosterhof mit Haus und Kornspeicher granarium aber auch nur Buden Sehr haufig lagen sie in der Nahe von Kirchen oder Kapellen Neben Hausrat wurden dort auch liturgische Gerate fur den Gottesdienst aufbewahrt Die Haushaltsfuhrung wurde gelegentlich frommen Frauen procuratrices Marthae nach der biblischen Martha von Bethanien Lk 10 40 EU ubertragen 10 Neben dem Almosensammeln war die Seelsorge Predigt und Beichtehoren eine wichtige Aufgabe einer Terminei weshalb zu den Terminariern immer auch ein Priester gehorte Ab dem 15 Jahrhundert wurde es zunehmend ublich dass die Terminarier nicht nur vorubergehend in einem Ort wirkten sondern manchmal uber Jahre und Jahrzehnte am selben Aussenposten tatig waren und ihnen dort regelmassige Predigten oder Messfeiern teilweise auch vergutet wurden Konflikte mit dem ortlichen Klerus blieben dabei nicht aus 11 Die Terminierorte hatten auch fur die Mitgliedergewinnung der Orden Vorteile nicht wenige Mitglieder der Konvente kamen ausweislich ihrer Familiennamen aus kleineren Orten mit Termineien 12 Zu Missstanden kam es offenbar immer wieder auch als die Provinzleitungen dagegen einschreiten mussten dass Terminarier selbst von dem Gesammelten lebten oder bei den Zwischenubernachtungen mit Weibern zusammen waren 13 Konvente die sich der Observanz anschlossen mussten ihre Termineien als nicht regelkonformen Besitz verkaufen etwa an den Stadtrat oder einzelne Burger behielten aber gelegentlich ein Niessbrauchsrecht Die Aufhebung der Kloster infolge der Reformation brachte das Ende fur die meisten Termineien wenn auch manchmal erst mehrere Jahre nach der Aufhebung des Mutterklosters Schliesslich beschloss das Konzil von Trient am 16 Juli 1562 die Abschaffung aller Terminarier 14 Literatur BearbeitenBruno Primetshofer Terminieren In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 9 Herder Freiburg im Breisgau 2000 Sp 1339 f Arnd Mindermann Das franziskanische Termineisystem In Volker Honemann Hrsg Von den Anfangen bis zur Reformation Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinz von der Grundung bis zum Anfang des 21 Jahrhunderts Bd 1 Ferdinand Schoningh Paderborn 2015 ISBN 978 3 506 76989 3 S 195 263 Einzelnachweise Bearbeiten Raynald Wagner Zur Geschichte der Bayerischen Franziskanerprovinz von 1625 bis 1802 In Bayerische Franziskanerprovinz Hrsg 1625 2010 Die Bayerische Franziskanerprovinz Von ihren Anfangen bis heute Furth 2010 S 6 29 hier S 25 Jan F Niemeyer Co van de Kieft Mediae Latinitatis lexicon minus Band II M Z Leiden u a 2002 ISBN 90 04 12900 6 S 1334 Nr 7 Andreas Ruther Bettelorden in Stadt und Land Die Strassburger Mendikantenkonvente und das Elsass im Spatmittelalter Berlin 1997 S 106 Arnd Mindermann Das franziskanische Termineisystem In Volker Honemann Hrsg Von den Anfangen bis zur Reformation Paderborn 2015 S 195 263 hier S 209ff So bestanden in Gustrow und in Sternberg in Mecklenburg jeweils Termineien sowohl der Dominikaner als auch der Franziskaner Gustrow Konvente in Rostock Sternberg Konvente in Wismar Ingo Ulpts Die Bettelorden in Mecklenburg Das Terminiersystem der mecklenburgischen Mendikantenkonvente 1995 S 314 Arnd Mindermann Das franziskanische Termineisystem In Volker Honemann Hrsg Von den Anfangen bis zur Reformation Paderborn 2015 S 195 263 hier S 200f Gisela Fleckenstein Die Franziskaner im Rheinland 1875 1918 Franziskanische Forschungen Heft 38 Dietrich Coelde Verlag Werl 1992 S 206f Arnd Mindermann Das franziskanische Termineisystem In Volker Honemann Hrsg Von den Anfangen bis zur Reformation Paderborn 2015 S 195 263 hier S 201 Arnd Mindermann Das franziskanische Termineisystem In Volker Honemann Hrsg Von den Anfangen bis zur Reformation Paderborn 2015 S 195 263 hier S 207 Arnd Mindermann Das franziskanische Termineisystem In Volker Honemann Hrsg Von den Anfangen bis zur Reformation Paderborn 2015 S 195 263 hier S 226 232 Arnd Mindermann Das franziskanische Termineisystem In Volker Honemann Hrsg Von den Anfangen bis zur Reformation Paderborn 2015 S 195 263 hier S 215 218 Arnd Mindermann Das franziskanische Termineisystem In Volker Honemann Hrsg Von den Anfangen bis zur Reformation Paderborn 2015 S 195 263 hier S 220 223 Ingo Ulpts Die Bettelorden in Mecklenburg Das Terminiersystem der mecklenburgischen Mendikantenkonvente 1995 S 308 312 315 Arnd Mindermann Das franziskanische Termineisystem In Volker Honemann Hrsg Von den Anfangen bis zur Reformation Paderborn 2015 S 195 263 hier S 208 Arnd Mindermann Das franziskanische Termineisystem In Volker Honemann Hrsg Von den Anfangen bis zur Reformation Paderborn 2015 S 195 263 hier S 238ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Terminei amp oldid 231354250