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Die Philosophie des Mittelalters in Europa umfasst sehr vielfaltige Stromungen die sich seit dem Ende der Antike bis zur Reformation entwickelt haben Im abendlandischen Kulturkreis wird sie durch das Christentum gepragt und getragen Ohne den Bezug auf die klassische griechische Philosophie ware sie auch hier nicht zu denken Im Versuch Wissen und Methode des Altertums und der jeweiligen Gegenwart zu vermitteln zielt das philosophische Bemuhen in einer religios durchpragten Kultur auf Synthese mit dem religiosen Glauben So verstanden hat es seine Spitze in der naturlichen Theologie Entsprechendes gilt auch fur viele judische und islamische Denker dieser Epoche Die Philosophie thront inmitten der Sieben Freien Kunste Darstellung aus dem Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg um 1180 Inhaltsverzeichnis 1 Abgrenzung des Mittelalters 2 Ubergang von der spatantiken zur mittelalterlichen Philosophie 2 1 Patristik bis Augustinus 2 1 1 Apostolische Vater 2 1 2 Haretiker 2 1 3 Apologeten 2 1 4 Theologische Systematisierungen 2 1 5 Augustinus 3 Philosophie des Mittelalters 3 1 Ubergang von der Antike zum Mittelalter 3 1 1 Boethius 3 1 2 Dionysius Areopagita 3 2 Scholastik 3 2 1 Fruhmittelalter 3 2 2 Fruhscholastik 3 2 3 Islamische und judische Philosophie 3 2 4 Hochscholastik 3 2 5 Spatscholastik 3 2 6 Philosophische Mystik 4 Siehe auch 5 Literatur 5 1 Einfuhrungen Kompendien Nachschlagewerke 5 2 Anthologien 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAbgrenzung des Mittelalters BearbeitenDas europaische Mittelalter ist nicht eindeutig definiert Als Beginn dieser Epoche galt fruher meist das Ende des westromischen Reiches 476 heute eher das Ende der Spatantike im 6 Jahrhundert Josef Pieper nennt das Jahr 529 als symbolische Wegmarke Schliessung der antiken Platonischen Akademie und Grundung der benediktinischen Abtei Montecassino 1 Den Beginn der Fruhen Neuzeit datiert man auf die Erfindung des Buchdrucks um 1450 die Entdeckung Amerikas 1492 oder die Reformation 1517 Den Begriff Mittelalter Medium aevum fuhrte die Renaissance ein um den vorherigen Zeitraum von der Antike zu trennen Damit war oft eine Abwertung verbunden Das Mittelalter galt als finstere Epoche in der sich keine freie und humane Philosophie entfalten konnte Dieses Urteil verkannte jedoch den Beitrag den die Philosophen des Mittelalters zur Philosophiegeschichte geleistet haben In ihrem Denken war schon vieles angelegt was Renaissance Humanismus Reformation und schliesslich Aufklarung formulierten Ubergang von der spatantiken zur mittelalterlichen Philosophie BearbeitenSchon in der Entstehung der christlichen Theologie seit dem 2 Jahrhundert beziehen sich christliche Apologeten und Kirchenvater auf philosophische Lehren Das aufkommende Christentum musste sich dogmatisch festigen und gegen Haresien durchsetzen Es musste auch christliche Lehren gegen konkurrierende Denkschulen des Hellenismus aber auch religiosen Gruppen des Gnostizismus und Manichaismus verteidigen Dies war nicht moglich ohne sich philosophischer Begrifflichkeit und Methode zu bedienen Die Patristik bereitete Grundlagen fur das Zusammenspiel und die Synthese von Vernunft Wissen und Offenbarung Glauben die philosophische Entwurfe der Folgezeit mitbestimmten Die Philosophie damals meist in Form des Neuplatonismus war hier der Theologie ein bzw untergeordnet blieb so aber ihr integraler Bestandteil In dieser Hinsicht lasst sich bereits die christliche Patristik als Vorphase der mittelalterlichen Philosophie beanspruchen obwohl sie zeitlich noch zur Antike gehort Die damaligen philosophischen Zentren haben sich vor allem in Alexandria Agypten und Rom spater verstarkt auch in Nord und Westeuropa herausgebildet Nach der Konstantinischen Wende schuf der Nordafrikaner Augustinus von Hippo den tragenden Gesamtentwurf der katholischen Theologie Er nahm die Fragestellungen der neuplatonischen Philosophie als Vorbau in sein System auf das fur die nachsten 500 Jahre massgebend wurde Die Vorherrschaft der Kirche bewahrte und verbreitete nach dem Zerfall des Romischen Reiches in ganz Europa das Lateinische Es blieb im Bereich des Abendlands einheitliche Sprache des Gottesdienstes wie der Wissenschaft so dass philosophische Diskurse hier ausschliesslich auf Latein gefuhrt wurden Dies begunstigte im Hochmittelalter ihren Anspruch auf Universalitat der nicht an nationale Grenzen gebunden war Patristik bis Augustinus Bearbeiten Hauptartikel Patristik Die Geschichte der Patristik ist ganz uberwiegend ein Stuck Theologiegeschichte Historisch gesehen gehort sie eigentlich in die Spatantike Um die Entstehung der philosophischen Positionen des Mittelalters ausgehend von Augustinus verstehen zu konnen bedarf es jedoch eines Uberblicks uber diese Zeit Die Patristik verlief weitgehend parallel zur Spatantike haufig in einer weltanschaulichen Auseinandersetzung mit der griechischen Philosophie Anknupfungspunkte ergaben sich dabei auch zu der Tugendlehre der Stoa Seneca Marc Aurel oder der Skepsis Sextus Empiricus Wichtiger ist aber der mittlere Platonismus wie er in Alexandrien von dem judischen Denker Philon 1 Jh n gelehrt wurde und der Neuplatonismus den Plotin 3 Jh n begrundete Viele oftmals durch griechische Bildung erzogene Kirchenvater versuchten Plotins Lehre von dem unbeschreiblichen Einen das in Seinsstufen des Weltgeistes in die Welt ausstromt Emanation mit den christlichen Lehren zu verbinden Zugleich ist die Patristik die Phase der Orientierung und der Herausbildung gefestigter Lehrsysteme Auch erste Lehrentscheidungen Dogmen fallen in dieser Phase des Christentums und grenzen abweichende Positionen Haresien aus Mit zunehmender Anerkennung des Christentums dann auch als Staatsreligion im 4 Jh bei gleichzeitigem Verfall des romischen Reiches traten die traditionellen griechischen Philosophenschulen immer mehr in den Hintergrund Apostolische Vater Bearbeiten Hauptartikel Apostolische Vater In seinen Anfangen war das Christentum als Religion fast ausschliesslich durch seine Herkunft aus dem Judentum und dessen Traditionen gepragt Mit der rasch beginnenden Ausbreitung im Mittelmeerraum und der zunehmenden Zahl der Heidenchristen mussten schon die Apostel erst recht aber die fruhen Kirchenvater deren anderen kulturellen Hintergrund mit anderen Fragen und Sichtweisen in den christlichen Glauben integrieren Diese war daher eine fruhe Aufgabe der apostolischen Vater von denen uberwiegend nur Bruchstucke bzw Nachweise in Erzahlungen vorliegen Hermas um 150 Ignatius von Antiochien ca 107 oder Polykarp von Smyrna um 69 155 156 haben dabei vorwiegend Lehrbriefe verfasst die der Form der neutestamentlichen apostolischen Gemeindebriefe ahneln Haretiker Bearbeiten Unter Gnosis siehe auch Erkenntnislehre werden verschiedene haretische Positionen des 2 und 3 Jahrhunderts zusammengefasst Typisch ist meist dass diese die Erkenntnis Gottes vor allem spirituell erreichen wollen und christliche Lehren um Erzahlungen Mythen und klassische Philosophie erganzen Dabei waren sie zunachst kaum von christlichen Lehrern zu unterscheiden wurden aber von sog orthodoxen Autoren als Irrlehrer diskreditiert Oft wird zwischen Gott und einem zusatzlichen Weltschopfer unterschieden Die Seele wird als ein auf der Erde verirrter Fremdling wahrgenommen doch enthalt der Mensch einen gottlichen pneumatischen Samen der die Ruckkehr in die Sphare Gottes das Pleroma ermoglicht wenn der Mensch sich von allem Irdischen lost Gnosis bezieht sich also auf die Erkenntnis des Uberweltlichen und des Weges dorthin Bedeutende Vertreter waren Basilides um 133 Valentinus um 150 und Nahen bestehen auch zu Marcion von Sinope Die Gnostiker waren in ihrer Wirkung in aller Regel lokal und zeitlich begrenzt Eine weitaus umfassendere Wirkung erreichte der Manichaismus des Persers Mani 216 276 Nach Mani ist die Geschichte in drei Phasen eingeteilt Zunachst standen sich die Reiche des Lichtes und der Finsternis getrennt gegenuber In der zweiten Phase der Entstehung des Kosmos kam es zu einer Vermischung beider Reiche Die Erlosung entsteht in der dritten Phase der Weltgeschichte in der das Licht die Oberhand uber die Finsternis gewinnt Als Propheten dieser Zeit werden u a Buddha Jesus und schliesslich Mani angesehen Apologeten Bearbeiten nbsp Clemens von AlexandrienDie Apologeten benutzten die klassische Philosophie um die Vertraglichkeit des Christentums mit einigen hergebrachten Weltanschauungen aufzuzeigen und von anderen abzugrenzen Ihr Philosophieren stand unter dem Primat des Glaubens Fur Justin den Martyrer um 100 163 fuhrte der Weg zu Gott nur uber die wahre Philosophie das Christentum Die klassische Philosophie konne dagegen keine Antworten auf letzte Fragen geben Dies sei nur durch die Heilige Schrift und die Lehren der Freunde Christi moglich Athenagoras von Athen ca 130 190 wandte sich mit einer Bittschrift an den Kaiser Mark Aurel Er war ein konvertierter Philosoph wahrscheinlich der platonischen Richtung Von Tatian als Schuler des Justin ist eine Rede an die Griechen bekannt Irenaus von Lyon 120 200 war Bischof von Lyon kampfte gegen Haretiker und gilt da er dabei wesentlich definierte was als Haresie und was als Orthodoxie gilt als einer der Begrunder der kirchlichen Dogmatik Tertullian ca 160 225 war der erste Kirchenvater der auf Latein schrieb und so wichtige Begriffe des Kirchenlateins schuf Fur ihn galt ebenfalls das Primat der Heiligen Schrift die Philosophie hatte nur eine erganzende Funktion Clemens von Alexandrien ca 150 gest nach 215 war stark beeinflusst von Philon einem judischen Alexandriner der sich aus Sicht des Judentums stark mit der Philosophie befasst Denn die richtigen Lehren anzunehmen und die anderen zu verwerfen dazu befahigt nicht einfach der Glaube sondern nur der auf Wissen beruhende Glaube nach Heinzmann 35 Clemens von Alexandrien hat die platonische Philosophie die damals eher eine Aussenseiterposition war fur die christliche Theologie vereinnahmt Ergebnisse seines Denkens waren spater wichtige und umstrittene Themen der mittelalterlichen Philosophie nbsp Athanasius von AntiochiaUberlegtes und vernunftiges Handeln entspricht dem Willen Gottes Die Fahigkeit durch Abstraktion zum Glauben zu finden ist eine naturliche Fahigkeit der Seele genauer gesagt des Geistes Die Philosophie dient auch der Auseinandersetzung uber das im Glauben als richtig Erkannte Der Glaube bestimmt allerdings schlussendlich die Wahrheit Der Zweifel der Skepsis ist in sich selbstwiderspruchlich Gott selbst ist unsichtbar und unaussprechlich Die Wahrheit findet man in den von ihm geoffenbarten Schriften Cyprian 200 258 hingegen der wie Tertullian aus Karthago stammte vertrat die Kindstaufe d h eine Taufe ohne bewusste Einwilligung und sah den Glauben als reine Gnade Gottes Innerkirchliche Probleme brachte die Auseinandersetzung um die sog Trinitatslehre Der christliche Presbyter Arius von Alexandria 256 336 bestritt die Dreieinigkeit Gottes und sah im Sohn wie auch im Logos zwar etwas Gottliches aber nicht Gott selbst Demgegenuber vertraten die Trinitarier unter massgeblicher Fuhrung des Bischofs von Alexandrien Athanasius um 298 373 die Position der Wesensidentitat Jesu und Gott des Vaters Der Streit schwelte uber 50 Jahre und fuhrte dazu dass zahlreiche Kleriker verbannt wurden bis er offiziell im Jahre 381 durch das Erste Konzil von Konstantinopel zugunsten der Trinitarier gelost wurde Der Arianismus hielt sich aber noch ca 300 Jahre insbesondere unter den Germanen und Goten die erst allmahlich in die romische Kirche aufgenommen werden konnten Theologische Systematisierungen Bearbeiten nbsp Ambrosius von MailandOrigenes ca 185 253 begrundete das Konzept der allegorischen Schriftauslegung um Widerspruchen in den Originaltexten der Bibel zu entgehen Auch sein Ziel war die Auseinandersetzung mit der griechischen Philosophie um insbesondere dem Neuplatonismus das Christentum als die wahre Philosophie aufzuzeigen Philosophie hat dabei die Aufgabe der Durchdringung der apostolischen Uberlieferung die gottlichen Ursprungs ist Gott ist unerkennbarer Geist jenseits von Sein und Wesen der durch den Logos der Schopfer von allem ist Eusebius von Caesarea ca 260 337 ist besonders durch seine Chroniken als Begrunder der Kirchengeschichte bekannt Hilarius von Poitiers 315 367 war massgeblicher Vertreter der Trinitarier Gregor von Nyssa 335 394 ist als Kirchenvater vor allem fur die orthodoxe Kirche von Bedeutung Im Gegensatz zu Origenes lehrte er die Unendlichkeit Gottes sowie die Dreifaltigkeit Ambrosius von Mailand 340 397 war gemassigter Trinitarier wurde durch die Ubersetzung theologischer Schriften aus dem Griechischen bekannt und nahm vor allem durch die Taufe des Augustinus Einfluss auf die nachfolgende Geschichte Augustinus Bearbeiten Hauptartikel Augustinus von Hippo Man kann Augustinus von Hippo 354 430 als den eigentlichen Begrunder der christlichen Philosophie bezeichnen Er ist zugleich auch der erste grosse christliche Philosoph des ersten Jahrtausends nach Christus Zwar von seiner Mutter zu der er eine enge Bindung hatte christlich erzogen fuhrte er wahrend seines Rhetorik Studiums ein lockeres Leben hatte mit einer verheirateten Frau ein uneheliches Kind und kummerte sich wenig um die Religion Wahrend des Studiums kam er dem immer noch verbreiteten Manichaismus nahe fand aber keine befriedigenden Antworten und wandte sich dem Skeptizismus der Neuen Akademie zu Erst die Begegnung mit Ambrosius wahrend seiner Lehrtatigkeit als Rhetoriker in Mailand sowie die Beschaftigung mit dem Neuplatonismus brachte ihm das Christentum naher Er wurde getauft kehrte nach Nordafrika zuruck und begann sein philosophisches und theologisches Werk Auf Drangen liess er sich zum Priester weihen und wurde schliesslich 397 Bischof von Hippo nbsp AugustinusSeine Umkehr beschrieb Augustinus in den Bekenntnissen Confessiones Er wandte sich zunachst direkt gegen die uberwundenen Skeptiker mit der spater von Descartes wiederholten Feststellung Si enim fallor sum also wenn ich namlich zweifele bin ich Gottesstaat XI 26 Die Sinne mogen sich tauschen dies ist die Sphare der Natur doch die Wahrheit der Ideen wie in der Mathematik bleibt unbezweifelbar Aufgrund seiner Vorstellung einer getrennten geistigen und leiblichen Welt sah Augustin eine grosse Nahe des Platonismus zum Christentum Das konkrete Einzelne ist nur ein vergangliches Abbild der wirklichen Ideen Die Ideen selbst sind aber im Geiste ihres Schopfers enthalten Gott ist das einzige unveranderliche Wesen das man erkennen kann indem man sich selbst erkennt Augustinus erklarte das Bose als Mangel Privation an Gutem also das nicht existierende Gute und befasste sich mit der Frage der Schopfung aus dem Nichts Creatio ex nihilo Letzteres fuhrt ihn zu einer Philosophie der Zeit die bis heute von Bedeutung ist Mit Ubernahme der kirchlichen Amter weicht die philosophische Weltsicht des Augustin immer mehr der christlich theologischen Begrundung Besonders deutlich wird dies in seiner Gnadenlehre von 397 Alle Menschen sind grundsatzlich der Erbsunde verfallen Das Verdorbensein durch die Erbsunde ist angewiesen auf die Gnade der Erlosung Diese kann man sich nicht verdienen sondern sie wird von Gott nach dessen dem Menschen nicht erkennbaren Massstab gewahrt doppelte Pradestination Die Freiheit steht hierzu in einem dialektischen Verhaltnis Gott hat als Schopfer dem Menschen zwar die Freiheit geschenkt doch befahigt sie den Menschen ausschliesslich zum Bosen Das Wollen des Guten beruht wiederum allein auf der Gnade Gottes 2 Der Glaube geht der Vernunft voran doch ist letztere wichtig um den Glauben zu bestatigen Wissensgewinn ist kein Wert an sich sondern dient der Festigung der Glaubensposition Die Vernunft allein ist zu schwach die Wahrheit zu finden Hierzu bedarf es der Autoritat der Heiligen Schrift auch wenn diese in manchen Fallen allegorisch auszulegen ist Der Glauben wird durch die Autoritat bestimmt Diese besteht in der Schrift und der Institution der Kirche die durch Nachfolge bis zu den Aposteln zuruckreicht 3 Zur Durchsetzung der Autoritat griff Augustin auch zu Mitteln der Gewalt gegen nicht linientreue christliche Stromungen eine Position die er auch in dogmatischen Schriften gegen die Donatisten und die Pelagianer niederlegte Der Pelagianismus wurde durch den irischen Monch Pelagius gest um 418 begrundet Er lehnte die Erbsunde ab und rechnete dem Menschen eine personliche Willensfreiheit zu Konsequenz war die Verantwortung des Menschen fur seine Sundhaftigkeit Nach verschiedenen Anlaufen des Augustinus wurden diese Lehren auf dem Konzil von Ephesos im Jahr 431 fur unzulassig erklart so dass sich die Vorstellung der Erbsunde wie sie Augustinus gelehrt hatte durchsetzte Die Unterscheidung von leiblicher und gottlicher Welt fuhrte Augustinus in seiner Betrachtung uber den Gottesstaat De civitate dei zu einer Begrundung der politischen Trennung von Kirche und Staat Philosophie des Mittelalters BearbeitenZu Beginn des 6 Jahrhunderts ubersetzte Boethius das Organon des Aristoteles und andere Schriften zu seiner Logik ins Lateinische und kommentierte sie Dies blieb bis ins 12 Jahrhundert die einzige lateinisch verfugbare Schrift des Aristoteles im lateinischen Westen Auch sein Trost der Philosophie Consolatio philosophiae war ein beliebtes Werk das viel von dem Wissen der griechischen antiken Philosophie vermittelte Im Zuge der Christianisierung Europas waren die Kloster die Ausbildungsstatten des Klerus Hier wurde das Wissen der Antike bewahrt und weitergegeben Die so genannte dunkle Zeit nach Augustin bis etwa 800 bringt keine bedeutenden Philosophen hervor Bis etwa 1100 entwickeln im lateinischen Westen nur wenige Denker wie Johannes Eriugena 9 Jahrhundert und Anselm von Canterbury 1033 1109 neue Ideen Im Osten jedoch bestand das griechisch gepragte Ostromische Reich das in der Moderne als Byzantinisches Reich tituliert wurde bis 1453 Hier wurde weit mehr vom antiken Wissen bewahrt als im Westen vgl Spatantike Byzantinische Gelehrte uberlieferten dieses Wissen im 15 Jahrhundert vermehrt nach Westeuropa und wirkten so mit an der Entstehung der Renaissance siehe beispielsweise nur Georgios Gemistos Plethon und Bessarion Entscheidender ist fur den lateinischen Westen der Wissensschatz der ihm vermittelt uber Ubersetzungen arabischer persischer und judischer Philosophen zuwachst Philosophen wie Avicenna und Averroes kommentierten den gesamten Aristoteles und schrieben ihn fort nbsp Vorlesung an einer mittelalterlichen UniversitatErst im spaten 11 Jahrhundert nahm die Philosophie Westeuropas im Kontext von bluhender Wirtschaft und Bevolkerungswachstum einen Aufschwung In Bologna Oxford und Paris wurden Universitaten zur Theologenausbildung gegrundet Der Bildungskanon umfasste die sieben freien Kunste Artes liberales unterteilt in das Trivium Grammatik Dialektik und Rhetorik und das Quadrivium Arithmetik Geometrie Musik und Astronomie Diese mussten von den Studenten zunachst als Grundstudium gemeistert werden bevor sie das Hauptfach Theologie oder Medizin studieren durften Wer hier studierte erhielt umfassende Ausbildung in allen damals wichtigen Einzeldisziplinen Die regionale Herkunft war in einer Zeit hoher Mobilitat und fehlender nationaler Grenzen unerheblich Das Latein ermoglichte den Wissensaustausch zwischen allen Regionen Die Einheit dieses Wissensgebaudes entsprach dem Anspruch der Kirche auf universale Weltanschauung Dieses Gebaude bekam bald Risse Schon um 1100 zeigte der Universalienstreit erste Risse in der auf Einheit von Denken und Glauben angelegten christlichen Synthese Die Vertreter des platonisch orientierten Realismus besonders Wilhelm von Champeaux und Anselm von Canterbury disputierten mit radikalen Nominalisten wie Roscelinus um den Vorrang von Sache res und Zeichen nomen Benennung Roscelinus unterlag und musste widerrufen Auch sein Schuler Abaelard scheiterte mit seiner vokalistischen Spielart Allgemeinbegriffe haben ihr Sein in den ausgesprochenen Worten Abaelard wurde bekannt fur sein dialektisches Gegenuberstellen des Fur und Wider einer Aussage sic et non Ja und Nein Wie bei einigen Vorgangern werden zu einem systematischen Problem Autoritaten fur die eine und solche fur die andere Seite gesammelt Entscheidend ist die im Prolog des Werks skizzierte Methode Die sogenannte scholastische Methode der Hochscholastik wird daran anknupfen Im 12 Jahrhundert war die byzantinische und islamische Welt Europa kulturell und wissenschaftlich hoch uberlegen Ihre Gelehrten vermittelten ihre Fortschritte in Philosophie Medizin und Mathematik und allen ubrigen Wissensgebieten den westeuropaischen Universitaten und Klosterschulen Besonderen Einfluss gewinnt das in Europa lange nur in Bruchstucken bekannte Werkganze des Aristoteles Anfangs umstritten und bekampft aber wirkmachtig etwa durch Albertus Magnus und seinen Schuler Thomas von Aquin rezipiert wird der Aristotelismus spatere Jahrhunderte dominieren Zunachst 1277 wird Thomas mit anderen Aristotelikern verurteilt Durch im 14 Jahrhundert harsche Disziplinarmassnahmen besonders im Dominikanerorden forcierte Einschworung auf die Lehre des Thomas wird er jedoch wirkmachtig Im 19 Jahrhundert legt sich die Kirche auf die thomanische Lehre fest Thomismus was bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts ihre Lehridentitat stabilisiert aber oft ein Weiterdenken behindert Mit dem Erstarken der Universitaten neuen Wissensquellen der Einflussnahme weltlicher Herrscher auf das Bildungssystem gewinnen Disziplinen einen Eigenstand der sie nicht mehr in ein weisheitliches Lehrgebaude unter Schirmherrschaft der Theologie bringen lasst Dies sind Faktoren welche die Herausbildung von Disziplinen uberhaupt ermoglichen und so etwa einer Trennung von Theologie und Philosophie vorarbeiten Schon zu seiner Zeit waren die Positionen des Thomas nicht alternativlos Schon vor der Umpragung des Lehrgebaudes durch die Aristotelesrenaissance wurde in der Schule von Chartres im Anschluss an Boethius Philosophie nach strengen methodischen Prinzipien und unter grossem Interesse fur Naturphanomene konzipiert Wichtige Philosophen deren Lehren in vielem den thomanischen entgegenstehen sind etwa Roger Bacon Johannes Duns Scotus und Wilhelm von Ockham Mit dem Interesse an experimenteller Forschung und starker Betonung der individuellen Wahrnehmung offneten sie Turen fur die Neuzeit Viele Werke der politischen Philosophie der Spatscholastik trennen geistliche und weltliche Macht beispielsweise Dante Parallel zu einer von aristotelischer Wissenschaftstheorie gepragten Kultur existierte eine breite Bewegung der Mystik fur die u a Hildegard von Bingen und Meister Eckhart stehen Sie wirkte uber Johannes Tauler auch auf Martin Luther Das Denken des Nikolaus von Kues 1401 1464 gilt heute als Hohepunkt der mittelalterlichen Philosophie und zugleich Ubergang vom Spatmittelalter zur Fruhen Neuzeit Die Renaissance Philosophen sprachen ihm diese Bedeutung nicht zu da sie ihr Denken als Bruch mit dem Mittelalter und Neuanfang aus dem Geist der Antike auffassten Doch heute sieht man eher einen fliessenden Ubergang in den zwei Jahrhunderten von Kues bis zu Descartes 1596 1650 Ubergang von der Antike zum Mittelalter Bearbeiten Boethius Bearbeiten Hauptartikel Boethius nbsp Boethius rechts Boethius ca 480 524 entstammte einer vornehmen romischen Familie und hatte eine klassische Bildung genossen Er konnte noch die griechischen Texte Platons und Aristoteles im Original lesen und war selbst politisch aktiv Das von ihm geschriebene Fragment einer Aristoteleskommentierung war fur lange Zeit die einzige Quelle zu Aristoteles im westlichen Mittelalter in dem die Kenntnis des Griechischen weitgehend verloren gegangen war Auf diesen Text grundet sich die fruhe scholastische Diskussion zur Logik und Begriffsanalyse Boethius hat auch das in einem Proklos Kommentar zu Aristoteles aufgeworfene Universalienproblem ausfuhrlich diskutiert und damit der Scholastik ein weiteres wesentliches Thema gegeben Als Kanzler unter Theoderich von diesem wegen seines Eintretens fur eine Verstandigung mit Ostrom zum Tode verurteilt schrieb er in den Monaten bis zu seiner Hinrichtung wohl im Jahr 525 sein Hauptwerk den Trost der Philosophie Consolatio philosophiae Obwohl Christ suchte er sein Schicksal nicht in der Kontemplation sondern in der Auseinandersetzung mit philosophischen Fragen zu verarbeiten Auch die Theodizeefrage beantwortete er philosophisch Alles in der Natur ist vernunftig Das Bose das von dem Menschen in die Welt getragen wird uberwindet man nur durch den Weg zu sich selbst in der Selbsterkenntnis Die Wahrheit wird sichtbar wenn man die Affekte Freude Hoffnung Angst und Schmerz uberwindet Gluck besteht nicht in materiellen Gutern sondern in dem was in uns liegt Ungluck ist nur eine falsche Vorstellung von dem was Gluck ist Der Mensch strebt immer nach dem Guten Solange er strebt ist er mit dem Unvollkommenen konfrontiert Das Unvollkommene gibt es aber nur weil es auch das Vollkommene gibt sonst konnte man das Unvollkommene nicht als unvollkommen betrachten Das Vollkommene aber in dem alles gut ist ist Gott Das Vollkommene ist logisch fruher als das Unvollkommene und damit der Ursprung allen Seins Ewigkeit ist fur Boethius keine immerwahrende Zeit sondern ein zeitloser Zustand Dionysius Areopagita Bearbeiten Hauptartikel Pseudo Dionysius Areopagita nbsp DionysiusDionysius Areopagita ca 500 ist das Pseudonym eines unbekannten neuplatonisch beeinflussten christlichen Autors Seine Schriften erlangten fur die Scholastik grosse Bedeutung und wurden u a viel von Thomas von Aquin zitiert In seiner Lehre ist das Eine das Gottliche Dieses ist unteilbar Wenn wir von Sein Denken oder Liebe reden haben wir schon eine Differenzierung vorgenommen Solche Begriffe sind nur Erscheinungen des Gottlichen Theophanien sie beinhalten immer bereits den Aspekt der Vielheit und der Gegensatzlichkeit Das Gute ist ebenso nur eine Erscheinung wenn auch die Vorstellung des hochsten Guten dem Gottlichen vermutlich am nachsten kommt Alles Sichtbare ist nur ein Gleichnis fur das Unsichtbare im Gegensatz zu Aristoteles fur den am Ende alles Substanz ist Um eine Vereinigung mit dem Einen zu erreichen bedarf es eines dreistufigen Weges Via purgativa Reinigung von den Affekten und Sinneseinflussen Via illuminativa Erleuchtung durch Erkennen der idealen Strukturen in der Vernunft und schliesslich Via unitiva Einigung mit dem Einen durch kontemplatives Ubersteigen der Ebene der Vernunft Wie es einen Aufstieg zu dem Einen gibt so gibt es auch eine dreistufige Hierarchie unter den Autoritaten Bischofe Priester Diakone und unter den weltlichen Menschen Monche Glaubige Busser Erst seit Dionysius werden Engel als nicht materiell gedacht Die Rede von Gott Theo logie beschreitet nach Dionysius ebenfalls drei Wege via affirmativa positive Aussagen uber Gott via negative die Negation positiver Aussagen aus Einsicht in ihre Unangemessenheit via eminentiae der umgreifende affirmative und negative Aussagen uberschreitende WegDie philosophisch theologischen Uberlegungen welche die via negative bestimmen werden als sogenannte negative Theologie viele mittelalterliche Autoren beschaftigen welche die Werke des mit apostelgleicher Autoritat gelesenen Pseudo Dionysius zu kommentieren hatten Scholastik Bearbeiten Hauptartikel Scholastik Fruhmittelalter Bearbeiten nbsp Etymologiae des Isidor 1489 Die Ubergangszeit zwischen Patristik und Scholastik hat kein eigenstandiges neues Denken hervorgebracht Allerdings gab es eine Reihe wichtiger Personen die im Fruhmittelalter an der Tradierung der antiken Bildung massgeblichen Anteil hatten Isidor von Sevilla gest 636 verfasste eine Enzyklopadie namens Etymologiae Maximus Confessor gest 662 schrieb erklarende Zusatze zu Gregor von Nazianz und Pseudo Dionysius Areopagita Johannes von Damaskus ca 675 750 war in Syrien orthodoxer Dogmatiker und ist inhaltlich eher der Patristik zuzurechnen Der Englander Alkuin um 730 804 leitete die Hofschule Karls des Grossen wo er nach den Artes liberales lehrte die er durch Karl den Grossen fur verbindlich erklaren liess Er wandte sich gegen die Irrlehre des Adoptianismus der Jesus als von Gott adoptierten Menschen ansah und gilt als einer der Bewahrer der lateinischen Bildung und Mitbegrunder der sog Karolingischen Renaissance Gleiches gilt fur seinen Schuler Rabanus Maurus 780 856 der unter Zugrundelegung des Werkes von Isidor eine eigene Enzyklopadie De universo verfasste Notker Teutonicus um 950 1022 Leiter der Klosterschule in St Gallen gilt als erster Aristoteles Kommentator des Mittelalters allerdings in einer Sprache die damals fur die hohere Bildung noch kaum in Frage kam Althochdeutsch Er ubersetzte u a Schriften von Cicero Boethius und von Martianus Capella die allegorische Einleitung zu dessen Lehrbuch der Artes liberales Eine Sonderrolle in dieser Zeit spielte Johannes Scotus Eriugena um 810 877 Dieser war ein irischer Naturphilosoph der u a den Text des Pseudo Dionysius Areopagita aus dem Griechischen ubersetzte Eriugena stand zwar auch in der augustinischen Tradition des Neuplatonismus setzte aber doch deutlich starker auf die Vernunft Periphyseon I 69 Wirkliche Autoritat scheint mir nichts anderes zu sein als kraft der Vernunft aufgedeckte Wahrheit Daruber hinaus kann man ihn als ersten eigenstandigen Denker nach Augustinus bezeichnen und als den ersten im Mittelalter der ein philosophisches System entwarf In seiner De Divisione naturae unterschied er das was schafft ohne geschaffen zu sein Gott als Ursache alles Seienden das was schafft und geschaffen ist Ideen das was geschaffen ist ohne selbst zu schaffen Wesen in Raum und Zeit sowie das was weder geschaffen noch schaffend ist Gott als Ziel alles Seienden mithin Gott als Anfang und Ende des verganglichen Menschen und seinen gottgegebenen Ideen Dieses Modell entspricht weitgehend der plotinischen Lehre von der Emanation Eine Pradestination wie sie der spatere Augustin lehrte lehnte Eriugena ab Fruhscholastik Bearbeiten Die Fruhscholastik ist die Zeit der Schulphilosophie in der herausragende Denker sich nicht mehr auf die klosterliche Kontemplation beschranken sondern mit Argumenten der Vernunft offensichtliche Widerspruche in den kirchlichen Lehren hinterfragen und diskutieren wollten Oft brachten solche Diskussionen sie in Gefahr Sie wurden als Ketzer verurteilt und mussten ihre Thesen widerrufen wenn sie keine Risiken fur Leib und Leben eingehen wollten Dennoch fanden sich immer wieder freie Geister die aus Uberzeugung fur die Vernunft eintraten Im Abendmahlsstreit vertrat Berengar von Tours gest 1088 aus der Schule von Chartres die Auffassung dass Brot und Wein bei der Eucharistie nur sinnbildlich zu betrachten seien Sein Gegner Lanfrank von Bec 1005 1089 wollte keine Vernunftgrunde horen sondern nur den Autoritaten folgen worauf Berengar argumentierte dass er in der Vernunft nach dem Bilde Gottes geschaffen sei nbsp Miniatur des Anselm von Canterbury aus dem Monologion spates 11 Jahrhundert Anselm von Canterbury 1033 1109 wollte zwar Augustinus nicht widersprechen unterschied sich aber deutlich von diesem indem er die Dialektik als Methode auf die christliche Gotteslehre anwandte und damit zeigte dass diese sich im Wesentlichen als vernunftnotwendig nachweisen liess In diesem Sinne fuhrte er auch den beruhmten ontologischen Gottesbeweis in dem rein semantisch gezeigt wird dass man die Existenz Gottes nicht bestreiten kann ohne bereits eine Vorstellung von diesem und seiner Vollkommenheit zu haben Dennoch war der Vorrang der Theologie fur ihn unstrittig so dass er mit Augustinus bekannte Credo ut intelligam also ich glaube um zu verstehen Proslogion Kapitel 1 Petrus Damiani um 1006 1072 war bekannt fur seinen Kampf gegen die Sittenlosigkeit der romischen Geistlichkeit Er war der Schopfer des Spruchs von der Philosophie als der Magd der Theologie Philosophia ancilla theologiae mit dem er sich gegen die Scholastiker also insbesondere Berengar und Anselm wandte die uber die Vernunft den Glauben erschliessen wollten Die Wendung geht zuruck auf Philo von Alexandriens Auslegung von Gen 16 1f welche Klemens von Alexandrien ubernahm Origenes verwendet stattdessen Ex 3 22 und Ex 11 22 auch Deu 21 11 13 wurde haufig angefuhrt 4 Adelard von Bath um 1090 1160 reiste als junger englischer Gelehrter nach Spanien um die arabischen Wissenschaften kennenzulernen Zuruckgekehrt ubersetzte er eine Vielzahl arabischer Schriften und betonte immer wieder die Uberlegenheit der arabischen Wissenschaften insbesondere in den Bereichen der Medizin Mathematik und Astronomie Gilbert von Poitiers ca 1080 1145 ein Schuler des Bernhard von Chartres war Vertreter des Realismus im Universalienstreit und wurde begriffsgeschichtlich durch die Unterscheidung zwischen Gott und Gottheit sowie von Individualitat und Singularitat bekannt Er wurde wegen seiner Hervorhebung der Vernunft von Bernhard von Clairvaux scharf angegriffen Johannes Roscelinus von Compiegne ca 1050 1120 formulierte eine besonders radikale Fassung des Nominalismus die ihn in Auseinandersetzungen insbesondere mit Wilhelm von Champeaux fuhrte Roscelinus ging so weit aus der Annahme dass die Universalien nichts als Namen sind zu schliessen dass es auch keine Trinitat gabe also auch Gott Vater Jesus und der Heilige Geist als drei Naturen bzw Gotter aufzufassen seien Tritheismus Die Thesen Roscelinus wurden verurteilt und er musste widerrufen Wilhelm von Champeaux gest 1121 war entschiedener Realist und setzte sich im Universalienstreit gegen Roscelinus durch Wilhelm war Grunder des Stiftes Saint Victor 5 das in der Folgezeit eine Reihe von der Mystik zuzurechnenden Vertretern hervorbrachte u a Hugo von St Viktor 1097 1147 eigentlich Graf Hugo von Blankenburg wobei dieser andererseits aber auch ein intensives Naturinteresse zeigte Fur Wilhelm lag das Universale ganz im Individuum nbsp Peter Abaelard und EloisePeter Abaelard 1079 1142 war sowohl Schuler von Roscelinus als auch von Wilhelm von Champeaux Er entwickelte im Universalienstreit eine vermittelnde Position die davon ausgeht dass Universalien weder vor den Dingen sind Realismus noch nach den Dingen als Bezeichnungen gebildet werden Nominalismus sondern rein im Verstande als Abstraktion der einzelnen Dinge entstehen demnach in den Dingen in rebus liegen Diese Position wird auch als Konzeptualismus bezeichnet Bekannt wurde er vor allem durch seine Weiterentwicklung der scholastischen Methode seine logischen Schriften und Stellungnahmen zur Ethik scito te ipsum Erkenne dich selbst und Religionsphilosophie In seiner Schrift Sic et non listete er in Frageform in 158 Kapiteln Widerspruche auf die sich aus den Texten der Bibel und den Lehrern der Kirchenvater ergaben um nachzuweisen dass die Theologie der Hilfe der Vernunft bedarf um in solchen Zweifelsfragen zu sinnvollen Aussagen und Entscheidungen zu kommen Abaelard unterschied zwischen Begriff und dessen Bedeutung die der Mensch festlegt Das Gute lag fur ihn allein in der guten Absicht nicht im Ergebnis d h dem Einhalten formaler Regeln Er wandte sich gegen die vorherrschende Lehre dass Gott durch den Kreuzestod dem Teufel die Rechte am Menschen die dieser aufgrund der Erbsunde erworben hatte abgekauft habe Gott war fur ihn vielmehr ein Gott der Liebe der dem Menschen durch sein Opfer die Gnade der Erlosung gewahrt Auch setzte Abaelard sich fur eine friedliche Beziehung der Religionen ein Er schrieb einen Brief uber die Geschichte seiner Niederlagen in dem er auch die beruhmte Liebesbeziehung zu seiner Schulerin Heloisa und ihre tragische Entwicklung darstellt Aufgrund seines selbstbewussten standig auf Auseinandersetzung ausgerichteten Auftretens und der teilweise deutlich von Augustinus abweichenden Lehren stand Abaelard in standigem Konflikt zu den orthodoxen Kirchenvertretern seiner Zeit insbesondere Bernhard von Clairvaux Wilhelm von Champeaux und seinem ehemaligen Schuler Wilhelm von Saint Thierry Abaelard wurde zweimal als Ketzer verurteilt Petrus Lombardus ca 1100 1160 schrieb weit verbreitete Sentenzen in denen wesentliche Aussagen der Patristik insbesondere Zitate von Augustinus gesammelt und in einer systematischen Ordnung zusammengestellt waren Diese Sentenzen wurden fur mehrere hundert Jahre zu einem allgemeinen Lehrwerk Auch Thomas von Aquin schrieb einen Kommentar hierzu und selbst noch Martin Luther hat es kommentiert Thierry von Chartres gest um 1155 war ein Lehrer der sieben freien Kunste der im Ruckgriff auf Platons Timaios und die stoische Physik die Schopfungsgeschichte als einen Naturprozess auslegte Dahinter stand die Vorstellung dass Gott zwar die vier Elemente geschaffen hat die Welt aber im Ubrigen ihren eigenen Weg ging Die Bedeutung Thierrys liegt vor allem darin dass Nikolaus Cusanus in hohem Masse auf seine Schriften zuruckgegriffen hat Wilhelm von Conches gest nach 1150 unterschied das Begreifen der Dinge die unsichtbar sind wie Gott oder die Seelen von dem Begreifen der sichtbaren Dinge Auf der einen Seite stand Gott als Macht Weisheit und Wille auf der anderen Seite eine atomistische Welt Auch bei ihm wird ein stark physikalisch gepragtes Weltbild erkennbar das ebenso von Platon beeinflusst war Johannes von Salisbury 1115 1180 lernte bei Abaelard Thierry von Chartres und Wilhelm von Conches Er vertrat wie Abaelard den Konzeptualismus und war Sekretar von Thomas Becket In dieser Funktion schrieb er eine fruhe Staatstheorie Policraticus in der er Sittlichkeit und Tugenden zu den Pflichten der Staatsvertreter erklarte und den Tyrannenmord rechtfertigte Auch Arnold von Brescia war Schuler Abaelards Als radikaler Denker vertrat er die Ideale des Urchristentums wandte sich gegen die weltliche Macht des Papstes und trat gegen Horigkeit und Leibeigenschaft ein Alanus ab Insulis Alain de Lille entwarf nach dem Vorbild des Euklid eine axiomatische Theologie in der er von der Einheit des Einen ausgeht Islamische und judische Philosophie Bearbeiten Hauptartikel Islamische Philosophie Hauptartikel Judische Philosophie Parallel und zeitlich vorausliegend zur christlichen Scholastik gab es im arabischen und judischen Lebensbereich hochgelehrte Denker die auf die griechische Philosophie zuruckgriffen Die arabische Welt hatte viel von dem Wissen der Griechen bewahrt und war in der Medizin der Mathematik und der Logik dem westlichen Europa weit voraus nicht zuletzt weil sie uber die vollstandigen Schriften des Aristoteles verfugten Dieser Situation wurde man in der christlichen Welt uberhaupt erst mit der schrittweisen Eroberung islamischer Gebiete z B in Spanien gewahr Ubersetzerschule von Toledo seit 1130 Mit Ubersetzung der arabisch verfassten Schriften und vor allem der vollstandigen Texte des Aristoteles entstand ein Umdenken das zu einer Neubewertung der Philosophie in der Hochscholastik fuhrte nbsp AvicennaAl Farabi 870 950 ubersetzte griechische Texte arbeitete mit der aristotelischen Logik setzte sich mit Mathematik und Musik auseinander und verwendete sowohl Platon als auch Aristoteles fur seine Philosophie Das von Avicenna 980 1037 Ibn Sina verfasste als medizinisches Grundlagenwerk geltende Buch der Genesung wurde uber Jahrhunderte sowohl in der westlichen als auch in der ostlichen Welt als Lehrbuch zugrunde gelegt Dieses enthielt auch Teile zur Logik zur Mathematik und zur Metaphysik die neuplatonische Zuge aufweist Hatte man in der Scholastik seine Position wahrgenommen so hatte der Universalienstreit schnell an Bedeutung verloren Fur Avicenna lagen die Universalien vor den Dingen im gottlichen Verstand in den Dingen als Form der Gegenstande der Natur sowie hinter den Dingen in den abstrakten Begriffen der Menschen Fur Avicenna entfaltet sich die Welt aus dem Gottlichen das das Eine das Vollkommene und das Gute ist nbsp MaimonidesBei dem judischen Neuplatoniker Solomon ibn Gabirol 1020 1068 ist der gottliche Wille die Quelle des Lebens Das von Gott Geschaffene ist Materie auch das Geistige Das Ersterzeugte ist Gottes Wille der zwischen Gott und der Welt vermittelt Averroes 1126 1198 Ibn Ruschd verfasste umfangreiche Kommentare zu Aristoteles so dass ihn Thomas von Aquin ohne Zusatz nur Der Kommentator nannte Die Einzelseele ist zwar sterblich aber der Geist der Menschen als Gesamtheit ist unsterblich Die Religion erklart der grossen Masse die Welt in Bildern und symbolisch Die Philosophie steht hierzu nicht in Widerspruch muss aber die Welt aus der Vernunft heraus erklaren Der judische Denker Maimonides 1135 1204 wollte Zweifelnde durch die Vernunft wieder zum Glauben zuruckfuhren Auch fur Maimonides hat die Religion Vorrang vor der Vernunft wie sie vor allem durch Aristoteles begrundet wird Jedoch sind biblische Texte die der Vernunft widersprechen allegorisch auszulegen Auch in der Ethik lehnte er sich weitgehend an Aristoteles an Levi ben Gershon 1288 1344 verbreitete die Lehren des Averroes und vertrat wie dieser das Aufgehen der individuellen Seele in der Weltseele Hochscholastik Bearbeiten nbsp BonaventuraDie Hochscholastik wurde zur Blute des Aristotelismus Verglichen mit der auf Augustinus zuruckgehenden Ablehnung der Naturwissenschaften und der stark untergeordneten Rolle der Vernunft entstand nun eine weitere Offnung und Liberalisierung Andererseits gerieten die unter Druck die sich gegen eine allzu intensive Vermengung von Kirche Staat und Wissenschaften wehrten Zunachst wurde unter Naturwissenschaft noch ganz aristotelisch die reine Beobachtung verstanden Erst allmahlich gab es einzelne Denker die die Erkundung der Natur durch Experimente forderten weil nur so wirkliche neue Erkenntnis zu gewinnen sei Einer der Hauptstreitpunkte der Hochscholastik war die Frage ob die individuelle Seele sterblich und nur ihr Geist oder Vernunftanteil als eine allen Menschen gemeinsame Vernunft intellectus ewig und unsterblich sei wie es sich als Konsequenz aus der aristotelischen Philosophie in der Tradition von Averroes ergab oder ob auch die Einzelseele einschliesslich ihrer vegetativen und sensitiven Fahigkeiten unsterblich sei wie es die christliche Auferstehungslehre verlangte Die letztere Position war die offizielle Lehrmeinung wahrend die radikale aristotelische Gegenposition als Averroismus mit Verboten belegt wurden Robert Grosseteste 1170 1253 war der Lehrer von Roger Bacon und hatte ein relativ grosses Interesse an naturwissenschaftlichen Fragen Alexander von Hales 1170 1245 war Aristoteliker und hat als erster ein ausserst umfangreiches Werk formalisierter nach der scholastischen Methode aufgebauter Qaestiones geschrieben Der Hl Bonaventura 1221 1274 legte im Vergleich zu seinem Lehrer Alexander von Hales ein deutlich starkeres Gewicht auf die Erleuchtung durch Gott Er bestritt nachdrucklich dass eine selbstandige Philosophie moglich sei Philosophie ist nach ihm immer auf Gott bezogen Deshalb ist sie auf die Theologie bezogen die ihrerseits in die Mystik einmunden soll nbsp Albertus MagnusAlbertus Magnus 1200 1280 hatte seinen Beinamen aufgrund seines ungeheuer breiten und umfangreichen Wissens vor allem auch in den Naturwissenschaften Er verarbeitete als einer der ersten die neu ubersetzten Werke des Aristoteles und betrieb intensive Naturforschung Theologie Philosophie und Naturwissenschaften sah er eher als eigenstandige Disziplinen die jeweils auch fachspezifisch bearbeitet werden sollten Demgemass gilt es naturwissenschaftliche und theologische Erkenntnisse zu unterscheiden Er war der Lehrer von Thomas von Aquin und schuf fur dessen Arbeit die Grundlagen Der Heilige Thomas von Aquin 1225 1274 gilt als der bedeutendste Philosoph des Mittelalters und schuf ein sehr umfangreiches Werk Auch fur Thomas blieb die Theologie die erste Wissenschaft der die Philosophie untergeordnet war Es gilt jedoch als grosses Verdienst von Thomas Fragen der Wissenschaft mit der Theologie in Einklang gebracht zu haben nbsp Thomas von AquinBeruhmt ist seine Wahrheitsdefinition der adaequatio rei et intellectus d h der Ubereinstimmung von Gegenstand und Verstand Die naturliche Erkenntnis sah er als grundsatzlich auch massgeblich fur die Theologie an Nur wo die Offenbarungslehren wie z B die Dreieinigkeit die Sakramente das jungste Gericht oder die Jungfrauengeburt uber die Erkennbarkeit fur die Vernunft hinausgehen sind diese massgeblich Auf Thomas ist es zuruckzufuhren dass die gesamte Logik die Ethik und die Psychologie des Aristoteles als mit den Lehren der Kirche vereinbar angesehen werden konnen Insbesondere die Unterscheidung von Substanz und Akzidenz ist fur sein System wesentlich Einzeldinge entstehen dadurch dass die Materie durch die Form bestimmt wird Die Grundformen Raum und Zeit haften untrennbar an der Materie Die hochste Form ist Gott als Verursacher causa efficiens und als Endzweck causa finalis der Welt In der Ethik erganzte Thomas die vier klassischen Kardinaltugenden durch die drei christlichen Tugenden Glaube Liebe und Hoffnung Das hochste Gut ist die unmittelbare Anschauung Gottes Hohepunkt seiner Arbeiten ist sein systematisches Werk der Summa theologica Die am Anfang dieser Schrift stehenden funf Gottesbeweise fasste er als Nachweis auf dass man den Glauben auch aus der Vernunft heraus begrunden kann vgl dazu die Naturliche Theologie Von Papst Leo XIII wurde sein Werk 1879 zur verbindlichen christlichen Philosophie fur die katholische Kirche erklart was auch heute noch gilt siehe auch Neuthomismus In der Philosophie werden seine Kommentare zu Aristoteles noch heute als bedeutsam angesehen Als Lehrer an der Pariser Artistenfakultat die die Schriften des Aristoteles nach mehreren vorausgegangenen Verboten 1255 endgultig in ihr Lehrprogramm aufgenommen hatte forderten Siger von Brabant gest 1284 und Boetius von Dacien gest 1286 die Lehren des Aristoteles auch da philosophisch beweiskraftig auslegen zu durfen wo sie in Widerspruch zur Theologie und Offenbarung stehen Gerade in Hinblick auf die Frage der Sterblichkeit der individuellen Seele weichen sie von der offiziellen Kirchenlehre ab Sie werden von Thomas scharf kritisiert und ein Katalog von 219 averroistischen Lehrmeinungen wird durch den Bischof von Paris 1277 verurteilt Spatscholastik Bearbeiten In der Spatscholastik schlug das Pendel erneut um Viele Denker erkannten nun dass eine rein auf Logik und Vernunft aufgebaute Glaubenslehre nicht mehr durchhaltbar war und forderten die Trennung von Glauben und Vernunft Bildung verbreitete sich auch durch die fortschreitenden Universitatsneugrundungen immer mehr und ging Schritt fur Schritt auch auf burgerliche Kreise uber die ihren Lebensunterhalt nicht mehr im Rahmen kirchlicher Institutionen verdienten Konsequenterweise wurde auch der Ruf nach Trennung von Kirche und Staat immer lauter nbsp Roger BaconRoger Bacon 1214 1294 war naturwissenschaftlich gebildet und verwendete sein Privatvermogen fur Experimente Mit der praktischen Forschung stand er im Gegensatz zur ublichen Haltung der Scholastiker die Erkenntnis allein aus der Vernunft schopfen wollten Bacon wendete sich vor allem gegen Vorurteile Gewohnheit und Mangel an Selbstkritik Erkenntnis allein aus Vernunft ist nicht moglich Hierzu bedarf es vor allem auch der Erfahrung Man kann ihn aufgrund dieser Haltung als einen der Urvater des britischen Empirismus ansehen Petrus Hispanus 1226 1277 schrieb ein Kompendium der Logik Aegidius Romanus 1243 1316 verfasste gegen die radikalen Aristoteliker einen Katalog von 95 Irrlehren Heinrich von Gent 1217 1293 wehrte sich gegen den Intellektualismus des Thomas und forderte zu Augustinus zuruckzukehren und den Primat des Willens anzuerkennen nbsp Johannes Duns ScotusJohannes Duns Scotus 1266 1308 gilt als der grosse Gegenpol zu Thomas von Aquin Als scharfer Logiker und Mathematiker wendete er sich gegen die zu starke Verknupfung von Vernunft und Glauben Der Wille hat einen Vorrang vor der Vernunft Deshalb ist die intellektuelle Verbramung des Glaubens abzulehnen Das ursprungliche Denken ist verworren und unklar Der Mensch ist durch die Triebe und die Gefuhle der Lust und Unlust bestimmt Erst der Wille ist in der Lage diese zu uberwinden Das Gute wird durch den Willen bestimmt und steht hoher als das Wahre Wenn der Wille auf Gott gerichtet ist erreicht er das Gute in der Liebe Dietrich von Freiberg um 1250 1320 erforschte neben anderem das Prinzip des Regenbogens Dante Alighieri 1265 1321 war stark durch den Thomismus gepragt zeigte aber schon den Weg zur Renaissance auf indem er ein von der Kirche unabhangiges Staatskonzept entwarf nbsp Wilhelm von OckhamWilhelm von Ockham um 1280 1347 hat wesentliche Beitrage zur formalen Logik und zur Sprachphilosophie geleistet Das nach ihm benannte Ockhamsche Rasiermesser ist ein Okonomieprinzip Frustra fit per plura quod potest fieri per pauciora Es ist umsonst etwas durch mehreres zu machen was durch weniger gemacht werden kann Summa Totius Logicae I 12 Das dahinter stehende Verstandnis ist dass Theorien nur ein Modell sind die die Wirklichkeit so einfach wie moglich erklaren sollen weil sie die Natur in ihrer Komplexitat vermutlich sowieso nicht erfassen konnen Im Universalienstreit war Ockham Nominalist wobei die Begriffe nicht Abbilder der Dinge sind sondern nur Zeichen Fur Ockham waren weder das Dasein Gottes noch dessen Eigenschaften aus der Vernunft heraus beweisbar Das Unbeweisbare zu glauben ist jedoch ein verdienstlicher Willensakt Selbsterkenntnis hat die hochste Gewissheit Ockham trat fur eine Trennung von Kirche und Staat ein Beides sind legitime Autoritaten Letzterer habe die Aufgabe das Gemeinwohl zu fordern Mit dieser Auffassung kam er in Konflikt mit dem Papst und musste bei Ludwig IV von Bayern in Munchen Schutz vor Verfolgung suchen nbsp Raimundus LullusRaimundus Lullus 1232 1316 war ein vielgereister Weltenbummler den man als Averroisten einstufen kann Er erfand eine Schablone mit sieben konzentrischen Kreisen auf der er Begriffskombinationen ablesen konnte die nach seiner Aussage entsprechende Wahrheiten aufzeigen konnten Nikolaus von Oresme ca 1330 1382 beschaftigte sich mit einer Reihe von naturwissenschaftlichen Fragen setzte dabei mathematische Konzepte ein und fand dabei auch sachliche Fehler bei Aristoteles Er vertrat die Auffassung dass auch neue Betrachtungsweisen zulassig seien und hielt sogar ein heliozentrisches Weltbild fur moglich Marsilius von Inghen ca 1335 1396 war Mitbegrunder der Universitat von Heidelberg Johannes Buridan ca 1300 1358 war Rektor der Pariser Universitat und befasste sich mit Fragen der Willensfreiheit Beruhmt ist sein Beispiel eines Esels der genau in der Mitte zwischen zwei Heuhaufen steht sich nicht entscheiden kann zu welchem er geht und daruber verhungert Pierre d Ailly 1350 1420 gilt als philosophischer Skeptiker der das Primat des Willens lehrte Wahrnehmung ist nur der aussere Bezug zur Natur die von Gott verandert werden kann Philosophische Mystik Bearbeiten Bernhard von Clairvaux 1090 1153 ist vor allem bekannt durch seinen Kampf gegen sog Haretiker wie Abaelard Gilbert de la Poiree oder Wilhelm von Conches Fur ihn ist Wissen um des Wissens willen heidnisch Die eigentliche Tugend des Christen ist die Demut nbsp Bernhard von ClairvauxHildegard von Bingen 1098 1179 war als Frau die Teilnahme am universitaren Diskurs ihrer Zeit versperrt Sie schrieb zu einer Vielzahl von auch kritischen Fragen des taglichen und des christlichen Lebens allgemeine Lebensregeln und auch eine Reihe medizinischer Texte Amalrich von Bena gest 1206 verbreitete pantheistische Auffassungen nach denen Gott in allen Kreaturen lebt so dass seine Anhanger systematisch verfolgt wurden Joachim von Fiore 1135 1202 entwarf eine geschichtsphilosophische Betrachtung der Bibel indem er das Alte Testament mit Gott das neue Testament mit Jesus und die Zeit bis zum jungsten Gericht mit dem Heiligen Geist gleichsetzte Dabei erwartete er das jungste Gericht aufgrund von Berechnungen aus der Bibel im Jahre 1260 Das herausragende Thema von Meister Eckhart um 1260 1328 ist das Einswerden des Innersten mit Gott Als Dominikaner stand er in der Nachfolge von Thomas und war als Lehrer in Paris und Koln durchaus ein Vertreter der klassischen Philosophie und Theologie Fur ihn war aber Vernunft ohne Kontemplation nicht vollendet Nur durch die Verinnerlichung des Wortes findet die menschliche Seele zu dem unbegreiflichen und unaussprechlichen gottlichen Urgrund der Dinge der sich in der ganzen Natur manifestiert Hierdurch wird Gott in unserer Seele geboren die eins wird mit Gott Schuler und Nachfolger Eckharts sind Heinrich Seuse 1295 1366 und Johann Tauler 1300 1361 Siehe auch BearbeitenListe lateinischer Philosophen Mittelalter Gesellschaft fur Philosophie des Mittelalters und der Renaissance GPMR Literatur BearbeitenPhilosophiebibliographie Philosophie des Mittelalters Zusatzliche Literaturhinweise zum Thema Reihe Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters Freiburg 2005ff Einfuhrungen Kompendien Nachschlagewerke Bearbeiten Alain de Libera Die mittelalterliche Philosophie Wilhelm Fink Verlag Munchen 2005 ISBN 3 8252 2637 9 Alain de Libera Denken im Mittelalter Wilhelm Fink Verlag Munchen 2003 ISBN 3 7705 3242 2 Arthur Hilary Armstrong Hrsg Cambridge History of Later Greek and Early Medieval Philosophy Cambridge 1970 Cesalli Laurent et al Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie des Mittelalters Band 3 12 Jahrhundert 1 Halbband begr von Friedrich Ueberweg herausgegeben von Laurent Cesalli Ruedi Imbach Alain de Libera und Thomas Ricklin Unter Mitarbeit von Jakob Georg Heller Vollig neu bearbeitete Ausgabe Basel Schwabe Verlag 2021 ISBN 978 3 7965 2625 1 Peter Dronke Hrsg A History of Twelfth Century Western Philosophy Cambridge 1988 Kurt Flasch Das philosophische Denken im Mittelalter Von Augustin zu Machiavelli 2 Aufl Reclam Stuttgart 2001 ISBN 3 15 018103 8 Kurt Flasch Einfuhrung in die Philosophie des Mittelalters 3 Aufl WBG Darmstadt 1994 ISBN 3 534 04570 X Jorge J E Gracia Timothy B Noone Hrsg A companion to philosophy in the Middle Ages 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scholastische Philosophie 11 Aufl Nachdr WBG Darmstadt 1967 Anthologien Bearbeiten Richard N Bosley Martin Tweedale Hrsg Basic Issues in Medieval Philosophy Selected Readings Presenting the Interactive Discourses among the Major Figures Broadview Press Peterborough Ont 1997 Kurt Flasch Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung Band 2 Mittelalter Reclam Ditzingen 1986 Arthur Hyman J Walsh Hrsg Philosophy in the Middle Ages Hackett Publishing Co 1983 Norman Kretzmann Eleonore Stump Hrsg The Cambridge Translations of Medieval Philosophical Texts Vol 1 Logic and the Philosophy of Language Cambridge University Press Cambridge 1988 Arthur Stephen McGrade John Kilcullen Matthew Kempshall Hrsg The Cambridge Translations of Medieval Philosophical Texts Vol 2 Ethics and Political Philosophy Cambridge University Press Cambridge 2001 Richard McKeon Hrsg Selections from Medieval Philosophers 2 Bde Charles Scribner s Sons New York 1929 Bd 1 Augustine to Albert the Great Bd 2 Roger Bacon to 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Archive Linksammlung zu Primartexten mittelalterlicher Autoren Karl Vorlander Mittelalter in Geschichte der Philosophie 1902 Linkliste zur Philosophie des Mittelalters Memento vom 26 Mai 2008 im Internet Archive Josef Rauscher Kommentierte Literaturliste Eichstatt Philosophia Islamica Islamic philosophy Online Eileen Sweeney 2002 Literary Forms of Medieval Philosophy In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Andreas Greitzke Gibt es eine mittelalterliche Philosophie Vorlesungsmitschrift 1994 Prof Jan A Aertsen Simo Knuuttila Sten Ebbesen u a Hrsg Knowledge and the sciences in medieval philosophy proceedings of the Eighth International Congress of Medieval Philosophy S I E P M Helsinki 1990 Peter Christian Jacobsen Liste lateinischer Autoren und anonymer Werke des 13 Jahrhunderts Erlangen 2002 Proceedings of the Illinois Medieval Association Essays in Medieval Studies Band 1 1984 17 2000 Einzelnachweise Bearbeiten Josef Pieper Philosophen und Theologen im Mittelalter Verlagsgemeinschaft topos plus Kevelaer 2015 ISBN 978 3 8367 1011 4 Erstausgabe 1960 S 19 Augustinus Brief Nr 37 Ad Simplicianum Augustinus Brief Nr 120 Ad Consentium 3 und 4 Vgl B Baudoux Philosophia Ancilla Theologiae in Antonianum 12 1937 293 326 Rainer Berndt Sankt Viktor Schule von In Theologische Realenzyklopadie TRE Bd 30 Berlin New York 1999 S 42 46 hier S 43 Epochen der Philosophiegeschichte Philosophie der Antike Philosophie des Mittelalters Philosophie der Renaissance und des Humanismus Philosophie der Neuzeit Philosophie des 19 Jahrhunderts Philosophie des 20 Jahrhunderts Philosophie der Gegenwart Siehe auch Geschichte der Philosophie und Zeittafel zur Philosophiegeschichte nbsp Dieser Artikel wurde am 6 September 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philosophie des Mittelalters amp oldid 237557252