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Dieser Artikel befasst sich mit Grammatik als Teil der Sprachwissenschaft zu anderen gleichnamigen Bedeutungen siehe Grammatik Begriffsklarung Die Grammatik oder auch Sprachlehre lateinisch ars grammatica altgriechisch texnh grammatikh techne grammatikḗ deutsch Kunst des Schreibens von altgriechisch gramma gramma deutsch Geschriebenes Buchstabe bezeichnet in der Sprachwissenschaft Linguistik jede Form einer systematischen Sprachbeschreibung Dabei steht der Begriff der Grammatik zum einen fur das Ergebnis also eine einzelne Darstellung einer Sprache zum anderen aber auch fur die Struktur der Sprache als solche bzw Theorien hieruber Grammatiktheorie Teile der neueren grammatischen Forschung massgeblich angeregt von Noam Chomsky behandeln die Frage wie weit sich naturliche Sprachen mit dem Instrumentarium beschreiben lassen das auch zur Beschreibung formaler Sprachen dient Die Grammatik allegorisch dargestellt als Gartnerin Gemalde von Laurent de La Hyre 1650 Die Adjektive grammatisch und grammatikalisch von spatlateinisch grammaticalis werden heute meist synonym in den Bedeutungen die Grammatik betreffend 1 2 oder den Regeln der Grammatik entsprechend 1 3 verwendet Teilweise wird dem Wort grammatikalisch die letztere Bedeutung jedoch nicht zugewiesen 4 5 Entsprechend ist als negierte Form ungrammatisch fur nicht den Regeln der Grammatik entsprechend deutlich gebrauchlicher 4 Inhaltsverzeichnis 1 Die Abgrenzung der Grammatik von anderen Gebieten 2 Arten von Grammatiken 3 Geschichte 3 1 Grammatiken im alten Indien 3 2 Grammatiken in der Antike und im Mittelalter 3 3 Grammatiken in der Neuzeit 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDie Abgrenzung der Grammatik von anderen Gebieten BearbeitenGrammatik ist zum einen der Begriff fur ein Wissensgebiet das Gegenstand der Grammatiktheorie ist also das sprachliche System selbst in seiner abstrakten Form In der Sprachwissenschaft umfasst dieser Begriff alle Bereiche in denen die Gliederung sprachlicher Einheiten untersucht wird also die Formenlehre von Wortern d h die Morphologie den Bau von Satzen Syntax die Lautlehre Phonologie sowie die Bedeutungslehre Semantik soweit sie sich auf Regeln zum Aufbau von sprachlicher Bedeutung bezieht Zum anderen bezeichnet man mit dem Ausdruck eine Grammatik eine konkrete Beschreibung einer Einzelsprache Hier werden dann oft auch weitere Gebiete mitbehandelt auch wenn sie nicht Gegenstand der Grammatiktheorie sind etwa Stilistik Rhetorik und Verslehre Metrik in einigen Grammatiken besonders historischer Sprachen auch Zahlendarstellung Masse und Gewichte sowie Zeitrechnung Nicht zur Grammatik zahlt die Untersuchung der Vorgange im Gebrauch einer Sprache die von Pragmatik Diskursanalyse oder Soziolinguistik behandelt werden Allerdings ergeben sich aus diesen Gebieten sehr wohl oft Ruckwirkungen auf die Beschreibung des Sprachsystems Arten von Grammatiken BearbeitenHinsichtlich der Zielsetzungen kann man zwischen praskriptiven oder normativen vorschreibenden Grammatiken einerseits und deskriptiven beschreibenden Grammatiken andererseits unterscheiden Eine normative Grammatik verfolgt das Ziel eine bestimmte Form einer Sprache als verbindlichen Standard zu lehren Als grammatisch falsch wird dann bezeichnet was nicht diesem Standard entspricht Im Gegensatz hierzu ist es der Ansatz der deskriptiven Grammatik eine Sprache so zu beschreiben wie kompetente Muttersprachler sie tatsachlich spontan verwenden ohne das Gesagte als Versprecher zu empfinden Es erfolgt in dieser Perspektive dann keine Unterscheidung in guten und falschen bzw schlechten Sprachgebrauch so dass bestimmte Formen vermieden werden sollen sondern strittige grammatische Erscheinungen konnen ggf bestimmten Sprechstilen Verwendungssituationen Textsorten oder sozialen Gruppen als typisch zugeordnet werden aber ansonsten aus neutraler Warte dokumentiert werden Ein deskriptiver Ansatz fuhrt also in der Regel dazu verschiedene Varietaten Sprachvarianten anzuerkennen die durch ihre soziale Bewertung charakterisiert werden konnen Der Begriff grammatisch falsch reduziert sich dann auf grammatische Erscheinungen die in keiner Varietat einer Sprache vorkommen Im erfassten Inhalt mussen sich normative und deskriptive Grammatiken nicht zwingend stark unterscheiden da auch die Festlegung einer Standardvariante zunachst ihre Beschreibung voraussetzt Auch konnen deskriptive Grammatiken normalerweise nicht die ganze Breite der Variation abdecken sondern behandeln oft eine idealisierte Form also eine Standardvariante einer Sprache Eine weitere Unterscheidung ist die zwischen wissenschaftlicher Grammatik die die Grammatik als ein System erforscht und mit wissenschaftlichen Grundlagenfragen verknupft im Gegensatz zu didaktischen Grammatiken also Grammatiken die dem Sprachunterricht dienen Bei letzteren steht meist im Vordergrund dass sie zum Erwerb einer intuitiven Sprachbeherrschung anleiten sollen Didaktische Werke die vornehmlich nur auf ein Sprachverstehen zielen zum Beispiel Lesefahigkeit bei toten Sprachen werden manchmal auch als rezeptive Grammatik bezeichnet 6 Im 19 Jahrhundert und danach findet sich manchmal auch die Bezeichnung Konversationsgrammatik im Titel didaktischer Grammatiken 7 Siehe auch Deutsche Grammatik Arten von GrammatikenGeschichte BearbeitenGrammatiken im alten Indien Bearbeiten In dem indischen Sanskrit wirkten Yaska 7 Jahrhundert v Chr und Panini Grammatiken in der Antike und im Mittelalter Bearbeiten Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Als Schopfer einer wissenschaftlichen Grammatik gelten die griechischen Sophisten insbesondere Protagoras dem unter anderem die Benennung der drei Geschlechter Genera und die Unterscheidung der Tempora und Modi zugeschrieben werden Dionysios Thrax verfasste spater eine bekannte Grammatik In der Spatantike wurde die Grammatik die erste der sieben freien Kunste septem artes liberales Zusammen mit Rhetorik und Dialektik d h Logik bildete sie hier das Trivium Viele der Regeln und Termini wurden von romischen Gelehrten und Grammatikern ubernommen und auf das Latein ubertragen und hielten so Einzug in das europaische kirchlich gepragte Mittelalter Dabei blieben auch die logischen und philosophischen Uberlegungen erhalten und schlugen sich im Universalienstreit nieder Die Beschaftigung mit Grammatik beschrankte sich daher lange Zeit auf die wichtigen in der Bibel dem Alten und Neuen Testament und ihren Ubersetzungen vorkommenden Sprachen dem Griechischen Latein und auch dem Hebraischen 8 Ein grosser Teil der Diskussionen bezog sich allerdings hauptsachlich auf semantische Aspekte und ihre theologischen Implikationen Denn die Grammatik wurde wie die ubrigen Artes liberales zuallererst als eine Propadeutik der Bibelhermeneutik betrachtet Erst mit Luthers Bibelubersetzung und dem Zeitalter der Reformation loste man sich von der Fixierung auf das Lateinische 9 Zu den bekannten und auch im Spatmittelalter noch bedeutsamen Verfassern lateinischer Grammatiken gehorten beispielsweise im 4 Jahrhundert Aelius Donatus sowie im fruhen 13 Jahrhundert Alexander von Villa Dei mit seiner auf Donatus beruhenden Reim Grammatik Doctrinale 10 Grammatiken in der Neuzeit Bearbeiten Lag der Schwerpunkt des Interesses im Mittelalter noch bevorzugt in semantischen Fragen so setzten sich mit der Erforschung des Sanskrit durch Friedrich Schlegel und Franz Bopp und mit der Entdeckung der indogermanischen Sprachen wieder grammatische Interessen und konventionalistische und relativistische Positionen durch Aus der Vergleichenden Sprachwissenschaft entwickelte Anfang des 20 Jahrhunderts Ferdinand de Saussure die Theorie von der Sprache als synchronem System die die Grundlage der strukturalistischen Linguistik des 20 Jahrhunderts darstellt Ohne Einflusse aus der Philologie entstanden durch die Arbeiten von George Boole und Gottlob Frege zur selben Zeit die ersten formalen Systeme die sich von den Vorlagen einer bestimmten Sprache zu losen versuchten Eine Einteilung solcher formalen Sprachen und der ihnen zugrunde liegenden Grammatiken entwickelte Noam Chomsky Dabei erzeugen Grammatiken eines bestimmten Typs innerhalb der Chomsky Hierarchie genau die Satze und Ausdrucke einer Sprache die von einem bestimmten Interpreten erkannt werden und sie erzeugen alle Satze und Ausdrucke die erkannt werden konnen Interpreten sind in solchen Fallen einer formalen Grammatik abstrakte Rechenmaschinen aus der Automatentheorie Solche formalen Grammatiken besonders die kontextfreie Grammatik finden Verwendung in der Informatik in Untersuchungen uber Compiler und Interpreter Aber auch in der Philosophie und Wissenschaftstheorie finden solche Sprachen Verwendung genauso wie in Forschungsrichtungen der deskriptiven Grammatik Deskriptive Grammatiken unterscheiden sich von formalen Grammatiken insofern als sie sich aus einem empirischen Forschungsansatz ergeben Sie beschaftigen sich mit den naturlichen Sprachen denen im Allgemeinen eine grossere Ausdrucksstarke zugesprochen wird Der Linguist sichtet erst eine bestimmte Menge an Ausdrucken und Satzen die zu einer Sprache gehoren Kriterium dafur dass bestimmte Ausdrucke und Satze zu einer Sprache gehoren kann vor allem ihr Vorkommen in der geschriebenen Sprache und Literatur sein aber auch die Akzeptanz der Ausdrucke in einer Sprachgemeinschaft Dann versucht er diese Ausdrucke durch Regeln zu erzeugen Dabei steht die Vollstandigkeit der erklarten Phanomene im Gegensatz zu einem okonomischen Prinzip der Einfachheit Eher regelgeleitete auf der Syntax basierende Grammatiken die mit moglichst wenig Annahmen und Regeln auskommen sind vor allem die aus Chomskys Generativer Grammatik entstandene Rektions und Bindungstheorie und das Minimalistische Programm Erweiterungen rein syntaktischer Regeln durch semantische findet man in der Generalized Phrase Structure Grammar sowie in den Unifikationsgrammatiken zum Beispiel der Head driven Phrase Structure Grammar oder der lexikalisch funktionalen Grammatik Semantische Ansatze die vor allem mit Strukturen von Lexikoneintragen arbeiten sind die Dependenzgrammatiken und die Grammatik Richard Montagues Siehe auch Bearbeiten Portal Sprache Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Sprache Flexion Deklination Konjugation Komparation Ortsgrammatik Schulgrammatik Inhaltbezogene Grammatik Pivot Grammatik Textgrammatik Universalgrammatik formale Grammatik Van Wijngaarden GrammatikLiteratur BearbeitenJoan Bresnan A realistic transformational grammar In Morris Halle Joan Bresnan George A Miller Hrsg Linguistic Theory and Psychological Reality The MIT Press Cambridge Mass 1978 S 1 59 Noam Chomsky Syntactic Structures 2 Auflage Mouton de Gruyter Berlin New York 2002 ISBN 3 11 017279 8 englisch Online TXT abgerufen am 22 Mai 2019 Erstausgabe Den Haag 1957 Umberto Eco Die Suche nach der vollkommenen Sprache dtv Munchen 1997 ISBN 3 423 30629 7 italienisch La ricerca della lingua perfetta nella cultura europa Rom 1993 Ubersetzt von Burkhart Kroeber Erstausgabe Laterza Helmut Gluck Hrsg Metzler Lexikon Sprache Metzler Stuttgart Weimar 1993 ISBN 3 476 00937 8 Hadumod Bussmann Lexikon der Sprachwissenschaft Kroners Taschenausgabe Band 452 2 vollig neu bearbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1990 ISBN 3 520 45202 2 Weblinks Bearbeiten Commons Grammatik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Grammatik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary Sprachlehre Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wikiquote Grammatik Zitate Wikisource Grammatiken Quellen und Volltexte Grammis Grammatisches Informationssystem Leibniz Institut fur Deutsche Sprache IDS Einzelnachweise Bearbeiten a b Duden Deutsches Universalworterbuch 6 Auflage Mannheim 2006 zur Grammatik gehorend Brockhaus Wahrig Deutsches Worterbuch sechs Bande Duden Richtiges und gutes Deutsch 5 Auflage Mannheim 2001 CD ROM a b Wortgebrauch und Verwechslungen grammatisch oder grammatikalisch FAQL de abgerufen am 14 Juli 2010 Nach der achten Auflage des Dudens von 1905 hatte grammatisch nur die letztgenannte Bedeutung vgl Wortgebrauch und Verwechslungen grammatisch oder grammatikalisch FAQL de abgerufen am 14 Juli 2010 Hans Jurgen Heringer Lesen lehren lernen Eine rezeptive Grammatik des Deutschen 1989 Zitiert und thematisiert in Thomas Schroder Die Handlungsstruktur von Texten Ein integrativer Beitrag zur Texttheorie 2003 S 96 Johannes Singer Grundzuge einer rezeptiven Grammatik des Mittelhochdeutschen UTB Ferdinand Schoningh Paderborn 1996 Beispiel August Seidel Suahili Konversationsgrammatik nebst einer Einfuhrung in die Schrift und den Briefstil der Suahili Julius Groos Verlag Heidelberg 1900 und viele weitere Titel desselben Verlags Eco 1997 Zu diesem Wandel Ursula Stangel Grammatikschreibung im Wandel Von der Grammatiktradition des Mittelalters bis zur Beschreibung von Sprachen der Neuen Welt PDF 623 kB In Helikon A Multidisciplinary Online Journal 1 S 78 88 2010 abgerufen am 12 Marz 2015 Friedrich Winterhager Lateinunterricht fur Nonnen im Kloster Ebstorf um 1490 unter dem Einfluss der Bursfelder Reformbewegung In Medizinhistorische Mitteilungen Zeitschrift fur Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung Band 34 2015 S 79 85 hier S 80 82 Normdaten Sachbegriff GND 4021806 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grammatik amp oldid 235451759