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Franz Bopp 14 September 1791 in Mainz 23 Oktober 1867 in Berlin war ein deutscher Sprachwissenschaftler und Sanskritforscher Er gilt als Begrunder der historisch vergleichenden indogermanischen Sprachwissenschaft Franz BoppFranz Bopp 1866 Grafik von A Neumann Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Ehrungen 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenBopp war der Sohn des Andreas Bopp um 1765 1840 eines Futter 1 und Wagenschreibers am kurmainzischen Hof der ursprunglich aus Stockstadt am Main stammte und dessen Ehefrau Regina Linck 1820 einer Mainzer Burgerstochter 2 Bopp siedelte mit seinen Eltern von Mainz nach Aschaffenburg uber wo seine Gymnasiallehrer Karl Windischmann und der Bibliothekar 3 Joseph Merkel 1788 1866 in ihm das Interesse an orientalischen Studien weckten Windischmann und Bopp lasen Friedrich Schlegels Uber die Sprache und Weisheit der Indier das grosses Aufsehen erregte 1812 ging Franz Bopp nach Paris Dort im Umgang mit Antoine Leonard de Chezy Silvestre de Sacy August Wilhelm Schlegel und anderen reifte unter Benutzung der dortigen Bucher und Handschriftensammlungen seine bahnbrechende Schrift Uber das Conjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen lateinischen persischen und germanischen Sprache die mit einer empfehlenden Vorrede seines Lehrers Windischmann 1816 in Frankfurt am Main erschien Diese Schrift von nicht einmal 160 Seiten markierte den Beginn der Indogermanistik als Wissenschaft Franz Bopp gilt als ihr Begrunder Im Conjugationssystem erbrachte Bopp anhand der Verbalstrukturen dieser Sprachen den methodischen Beleg fur ihre genetische Verwandtschaft die der englische Orientalist William Jones zuerst postuliert hatte Spater erweiterte er den Kreis der indogermanischen Sprachen um das Slawische Litauische Albanische und Armenische Von Konig Maximilian I von Bayern erhielt er die Mittel nach London zu gehen Hier machte er die Bekanntschaft mit dem damaligen preussischen Gesandten Wilhelm von Humboldt der sein Schuler im Sanskrit wurde Bopp erweiterte sein Konjugationssystem zu einer auch die Deklination umfassenden englischen Darstellung und gab den Text mit lateinischer Ubersetzung von Nala einer Episode aus dem Mahabharata London 1819 heraus Nach Bayern zuruckgekehrt erhielt er auf Humboldts Veranlassung 1821 eine ausserordentliche Professur an der Universitat zu Berlin wurde 1822 Mitglied der dortigen Akademie der Wissenschaften und 1825 ordentlicher Professor der orientalischen Literatur und allgemeinen Sprachkunde in Berlin Im gleichen Jahr heiratete er Luise Matthies 1879 die evangelische Tochter eines Hildesheimer Ratsherrn Mit seiner Familie bezog er eine Wohnung in der Behrenstrasse 64 in der Berliner Friedrichstadt 4 Seine umfassende Tatigkeit die einen Sprachkreis nach dem anderen in zahlreichen Einzelschriften erarbeitete gipfelte 1833 in der Veroffentlichung Vergleichende Grammatik des Sanskrit Zend Griechischen Lateinischen Litauischen Gotischen und Deutschen Berlin 1833 52 6 Bde 5 3 Aufl 1868 71 3 Bde 1845 von E B Eastwick ins Englische und 1866 von Michel Breal ins Franzosische ubertragen Daneben verfasste Bopp ein Ausfuhrliches Lehrgebaude der Sanskritsprache Berlin 1828 woran sich die lateinische Grammatica critica linguae sanscritae Berlin 1829 32 und die auch durch ihre praktische Anordnung ausgezeichnete Kritische Grammatik der Sanskritsprache in kurzerer Fassung Berlin 1834 4 Aufl 1868 anschlossen Das Glossarium sanscritum Berlin 1830 3 Auflage 1866 lieferte ausreichendes Material fur die erste Lekture des Sanskrits und ein entsprechendes sprachvergleichendes Glossar Dem Mahabharata entnahm er ausser Nalas und Damajanti 6 die mit Sorgfalt edierten Episoden Indralokagamanam Ardschunas Reise zu Indras Himmel und Die Sundflut nebst drei andern der wichtigsten Episoden des Mahabharata 7 nbsp Grab von Franz Bopp mit Ehrengrab MarkierungDer 16 Mai 1866 wurde als der 50 Jahrestag des Erscheinens seines Konjugationssystems festlich begangen Gleichzeitig diente der Tag dazu eine besondere Stiftung zu grunden die Bopp Stiftung Deren Finanzierung erfolgte aus Beitragen der deutschen Fursten der Philologen aus den deutschen Staaten aber letztendlich aus aller Welt Er wurde auf dem Dreifaltigkeitskirchhof II in Berlin Kreuzberg beigesetzt Seine letzte Ruhestatte wird als Ehrengrab des Landes Berlin erhalten Am Grabstein befindet sich ein Portratrelief von Bopp Ehrungen BearbeitenFranz Bopp war einer der ersten dreissig Ritter der zivilen Klasse des Pour le Merite Pour le Merite fur Wissenschaft und Kunst die von Friedrich Wilhelm IV 1842 gestiftet worden war Seit 1850 war er auswartiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 8 und seit 1854 9 der Gottinger Akademie der Wissenschaften 1853 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Russische Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg aufgenommen 10 1855 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences und 1863 in die American Philosophical Society gewahlt Ab 1857 war er auswartiges Mitglied der Academie des Inscriptions et Belles Lettres 1865 erhielt er den Bayerischen Maximiliansorden fur Wissenschaft und Kunst Von 1828 bis 1851 war er korrespondierendes Mitglied der Koniglich Niederlandischen Akademie der Wissenschaften 11 In Aschaffenburg Berlin Kreuzberg 12 und Mainz Neustadt wurden die Boppstrassen nach ihm benannt Schriften Auswahl BearbeitenZu seinen weiteren Schriften gehoren Uber das Conjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen lateinischen persischen und germanischen Sprache Frankfurt a M 1816 Digitalisat Ausfuhrliches Lehrgebaude der Sanskrita Sprache 1827 Digitalisat Vocalismus oder sprachvergleichende Kritiken uber J Grimmʼs deutsche Grammatik und Graffʼs althochdeutschen Sprachschatz mit Begrundung einer neuen Theorie des Ablauts Berlin 1836 Digitalisat Uber die celtischen Sprachen vom Gesichtspunkte der vergleichenden Sprachforschung Vortrag Akademie der Wissenschaften Berlin 1838 Digitalisat Uber die Verwandtschaft der malayisch polynesischen Sprachen mit den indisch europaischen Berlin 1841 Digitalisat Die Kaukasischen Glieder des Indoeuropaischen Sprachstamms Berlin 1847 Digitalisat Uber die Sprache der alten Preussen in ihren verwandtschaftlichen Beziehungen Berlin 1853 Digitalisat Vergleichendes Accentuationssystem nebst einer gedrangten Darstellung der grammatischen Ubereinstimmungen des Sanskrit und Griechischen Digitalisat Uber das Albanesische in seinen verwandtschaftlichen Beziehungen Berlin 1855 Digitalisat Literatur BearbeitenCatalog der aus dem Nachlasse des in Berlin verstorbenen Professor s Franz Bopp zum Verkauf stehenden Bibliothek Berlin 1868 Digitalisat Salomon Lefmann Franz Bopp sein Leben und seine Wissenschaft Berlin 1891 1897 Roland Hoffmann Ein weltberuhmter Sprachwissenschaftler aus Mainz Franz Bopp zum Gedenken In Vierteljahreshefte Mainz September 2017 S 62 67 Wolfgang Morgenroth Franz Bopp als Indologe In Reinhard Sternemann Hrsg Bopp Symposium 1992 der Humboldt Universitat zu Berlin Heidelberg 1994 ISBN 3 8253 0193 1 S 162 172 Reinhard Sternemann Franz Bopp und die vergleichende indoeuropaische Sprachwissenschaft Beobachtungen zum Boppschen Sprachvergleich aus Anlass irriger Interpretationen in der linguistischen Literatur Innsbruck 1984 ISBN 3 85124 579 2 Rudolf Sommer Sprachforscher Franz Bopp Was hat Konig Suppiluliuma aus Hatuscha mit Franz Bopp aus Aschaffenburg zu tun In Spessart Monatszeitschrift fur die Kulturlandschaft Spessart Juni 2007 ISSN 1613 9518 Harald Wiese Eine Zeitreise zu den Ursprungen unserer Sprache Wie die Indogermanistik unsere Worter erklart Logos Berlin 2007 ISBN 978 3 8325 1601 7 August Leskien Bopp Franz In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 3 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 140 149 Walther Wust Bopp Franz In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 453 f Digitalisat Weblinks 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der Wissenschaften abgerufen am 26 Dezember 2016 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 45 Korrespondierende Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Bopp Franc Bopp Franz Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 17 Juli 2021 russisch Past Members F Bopp Koniglich Niederlandische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 17 April 2023 Boppstrasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Normdaten Person GND 118659332 lobid OGND AKS LCCN n85116998 VIAF 61614118 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bopp FranzKURZBESCHREIBUNG deutscher Sprachwissenschaftler und SanskritforscherGEBURTSDATUM 14 September 1791GEBURTSORT MainzSTERBEDATUM 23 Oktober 1867STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Bopp amp oldid 233331347