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Plotin altgriechisch Plwtῖnos Plōtinos latinisiert Plotinus 205 270 auf einem Landgut in Kampanien 1 war ein antiker Philosoph Mutmassliche Darstellung Plotins auf einem Sarkophag im Museo Gregoriano Profano Vatikanische MuseenEr war der Begrunder und bekannteste Vertreter des Neuplatonismus Seine Ausbildung erhielt er in Alexandria bei Ammonios Sakkas von dem er massgebliche Impulse empfing Ab 244 lebte er in Rom wo er eine Philosophenschule grundete die er bis zu seiner todlichen Erkrankung leitete Er lehrte und schrieb in griechischer Sprache seine Schriften waren fur den Schulerkreis bestimmt und wurden erst nach seinem Tod einer breiteren Offentlichkeit bekannt gemacht In Kreisen der politischen Fuhrungsschicht des Romischen Reichs erlangte er hohes Ansehen Plotin betrachtete sich nicht als Entdecker und Verkunder einer neuen Wahrheit sondern als getreuen Interpreten der Lehre Platons die nach seiner Uberzeugung im Prinzip bereits alle wesentlichen Erkenntnisse enthielt Sie bedurfte aus seiner Sicht nur einer korrekten Deutung mancher strittiger Einzelheiten und der Darlegung und Begrundung bestimmter Konsequenzen aus ihren Aussagen Als Vertreter eines idealistischen Monismus fuhrte Plotin alle Phanomene und Vorgange auf ein einziges immaterielles Grundprinzip zuruck Das Ziel seiner philosophischen Bemuhungen bestand in der Annaherung an das Eine das Grundprinzip der gesamten Wirklichkeit bis hin zur Erfahrung der Vereinigung mit dem Einen Als Voraussetzung dafur betrachtete er eine konsequent philosophische Lebensfuhrung die er fur wichtiger hielt als das diskursive Philosophieren Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Studienzeit 1 2 Lehrtatigkeit in Rom 1 3 Philosophische Lebensweise und soziales Handeln 1 4 Letzte Lebensjahre 2 Ikonografie 3 Werk 4 Lehre 4 1 Ontologie und Kosmologie 4 1 1 Das Eine 4 1 2 Der Nous und die Ideen 4 1 3 Der Bereich des Seelischen 4 1 4 Materie und Korperwelt 4 1 5 Zeit und Ewigkeit 4 2 Ethik 4 3 Die Seele in der Korperwelt 4 3 1 Der Abstieg der Seele 4 3 2 Der Aufstieg der Seele 4 4 Auseinandersetzung mit der Gnosis 4 5 Logik 5 Rezeption 5 1 Antike 5 2 Mittelalter 5 3 Fruhe Neuzeit 5 4 Moderne 5 4 1 Philosophie und Belletristik 5 4 2 Altertumswissenschaft 5 4 3 Ehrungen 6 Textausgaben Kommentare und Ubersetzungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenLeben BearbeitenPlotins Schriften enthalten keine biografisch verwertbaren Angaben Die Lebensbeschreibung des Philosophen die sein Schuler Porphyrios rund drei Jahrzehnte nach Plotins Tod verfasst hat ist die einzige zeitgenossische Quelle auf ihr fusst die spatere Uberlieferung Diese Biografie enthalt zahlreiche Anekdoten Sie gilt in der Forschung als glaubwurdig besonders fur den Zeitraum zwischen 263 und 268 uber den Porphyrios als Augenzeuge berichtet Jugend und Studienzeit Bearbeiten Das Geburtsjahr 205 ist anhand der Angaben des Porphyrios errechnet worden 2 Seinen Geburtstag hielt Plotin geheim da er keine Geburtstagsfeier wunschte auch uber seine Herkunft ausserte er sich nie da er solche Informationen nicht fur mitteilenswert hielt Der spatantike Neuplatoniker Proklos nahm agyptische Abstammung an dies ist auch in der modernen Forschung vermutet worden Eunapios nennt als Geburtsort Lyko womit wohl Lykonpolis gemeint ist das heutige Asyut Die Glaubwurdigkeit dieser Angabe ist aber sehr zweifelhaft 3 Aus der Kindheit berichtet Porphyrios nur Plotin habe ihm erzahlt dass er bis zu seinem achten Lebensjahr von seiner Amme gesaugt wurde obwohl er schon zur Schule ging Seine philosophische Ausbildung begann Plotin erst 232 in Alexandria Da ihm keiner der dortigen beruhmten Lehrer zusagte nahm ihn ein Freund zu dem Platoniker Ammonios Sakkas mit Schon Ammonios erster Vortrag den er horte gefiel ihm so dass er sich ihm sogleich anschloss Elf Jahre lang bis zum Ende seiner Ausbildung blieb Plotin bei Ammonios dessen Lehre seine philosophischen Uberzeugungen pragte Dann verliess er Alexandria um sich dem Heer Kaiser Gordians III anzuschliessen das 243 von Antiochia aus zu einem Feldzug gegen das persische Sasanidenreich aufbrach Seine Absicht war sich im Orient mit der persischen und der indischen Philosophie vertraut zu machen Nachdem aber die Romer in der Schlacht von Mesiche eine Niederlage erlitten hatten und der Kaiser Anfang 244 ums Leben gekommen war musste Plotin nach Antiochia fliehen 4 Von dort begab er sich bald nach Rom wo er sich dauerhaft niederliess Lehrtatigkeit in Rom Bearbeiten In Rom erteilte Plotin einer anfangs kleinen Zahl von Schulern philosophischen Unterricht Zunachst hielt er sich an eine Vereinbarung die er mit zwei anderen Schulern des Ammonios Origenes und Herennios getroffen hatte Die drei hatten sich verpflichtet nichts von dem was sie in den Vortragen ihres verstorbenen Lehrers gehort hatten zu veroffentlichen Die Frage nach dem genauen Inhalt und dem Zweck dieser Verschwiegenheitsabsprache ist in der Forschung intensiv diskutiert worden 5 Als erst Herennios und spater auch Origenes die Vereinbarung brachen fuhlte sich Plotin ebenfalls nicht mehr daran gebunden 253 254 begann er seine schriftstellerische Tatigkeit Plotin legte Wert auf Interaktion mit seinen Horern wahrend des Unterrichts und ermutigte zu Zwischenfragen Seine Lehrveranstaltungen waren daher kein blosses Dozieren sondern hatten eher Diskussionscharakter Die dabei aufgeworfenen Probleme boten ihm und seinen Schulern Anlass zur Abfassung einzelner Schriften Aus seiner Interpretation und Weiterentwicklung der Lehren des Ammonios entstand ein philosophisches System von besonderem Geprage der Neuplatonismus Die kritische Auseinandersetzung mit Lehrmeinungen von Mittelplatonikern und Peripatetikern bildete einen wichtigen Teil des Unterrichts Herausragende Schuler Plotins waren Amelios Gentilianos ab 246 und Porphyrios ab 263 Porphyrios hatte zuvor in Athen bei dem beruhmten Platoniker Longinos studiert Zwischen der neuplatonischen Schulrichtung Plotins und der mittelplatonischen des Longinos bestanden Unterschiede in der Lehre woruber eine Kontroversliteratur und ein lebhafter Meinungsaustausch entstanden Plotin nahm Longinos nicht ernst er betrachtete ihn nicht als Philosophen sondern als Philologen In den Kreisen vornehmer Romer fand der Neuplatonismus Anklang Zu Plotins Horern gehorte eine Reihe von Senatoren darunter Rogatianus Marcellus Or r ontius und Sabinillus ordentlicher Konsul des Jahres 266 zusammen mit dem Kaiser sowie der reiche Philosoph Castricius Firmus ein besonders engagierter Neuplatoniker Auch Frauen begeisterten sich fur den Neuplatonismus und wurden eifrige Anhangerinnen Plotins Philosophische Lebensweise und soziales Handeln Bearbeiten Der ab 260 als Alleinherrscher regierende fur kulturelle Belange aufgeschlossene Kaiser Gallienus und seine Frau Salonina schatzten und forderten Plotin Unter dem Eindruck der kaiserlichen Gunst fasste Plotin den Plan der Neubesiedlung einer verlassenen Stadt in Kampanien Sie sollte nach den von Platon entworfenen Gesetzen regiert werden und Platonopolis heissen Er selbst wollte mit seinen Schulern dorthin ziehen Porphyrios berichtet dieses Vorhaben habe dank Plotins Einfluss beim Kaiser gute Aussicht auf Verwirklichung gehabt sei aber an Hofintrigen gescheitert 6 Nicht nur als Philosophielehrer war Plotin in der politischen Fuhrungsschicht angesehen In Streitfallen wahlte man ihn gern als Schiedsrichter Viele vornehme Romer bestimmten ihn vor ihrem Tod zum Vormund ihrer noch unmundigen Kinder Sein Haus war daher voll von Heranwachsenden beiderlei Geschlechts deren Vermogen er gewissenhaft verwaltete Bei der Erziehungstatigkeit kam ihm seine von Porphyrios geruhmte aussergewohnliche Menschenkenntnis zugute Wie bei den antiken Philosophen ublich fasste Plotin die Philosophie nicht als eine unverbindliche Beschaftigung mit gedanklichen Konstrukten auf sondern als ideale Lebensweise die im Alltag konsequent zu verwirklichen war Dazu gehorte fur ihn eine asketische Ernahrung wenig Schlaf und unablassige Konzentration auf den eigenen Geist bei allen Tatigkeiten 7 Das Erkenntnisstreben war bei ihm zugleich ein religioses Erlosungsstreben Sein religioses Leben spielte sich aber nicht im Rahmen gemeinschaftlicher Betatigung nach den traditionellen Gepflogenheiten eines Kults ab sondern bildete einen strikt privaten Bereich An den herkommlichen religiosen Festen Riten und Opfern beteiligte er sich nicht Bekannt ist sein programmatischer Ausspruch er nehme nicht am Gottesdienst teil denn jene die Gotter mussen zu mir kommen nicht ich zu ihnen 8 Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die formlose Gottheit mit der er sich zu vereinigen strebte Porphyrios schreibt diese Vereinigung sei Plotin in den funf Jahren die sie zusammen verbrachten viermal zuteilgeworden Ein solches Erlebnis wird mit dem griechischen Fachbegriff Henosis Vereinigung Einswerdung bezeichnet Letzte Lebensjahre Bearbeiten 268 ubersiedelte Porphyrios auf Plotins Rat nach Sizilien um dort seine Melancholie zu kurieren Im selben Jahr wurde Kaiser Gallienus ermordet Bald darauf schied auch Amelios aus der Schule aus und reiste nach Syrien ab Plotin der schwer erkrankt war musste seine Lehrtatigkeit einstellen Da seine Krankheit vermutlich Lepra oder Tuberkulose 9 mit ekelerregenden Symptomen verbunden war mieden nun die meisten Schuler den Umgang mit ihm 269 zog er nach Kampanien auf das Landgut seines bereits verstorbenen Schulers Zethos von wo er nicht mehr zuruckkehrte Der Arzt Eustochios aus Alexandria der zum Schulerkreis gehorte ubernahm die medizinische Betreuung des Schwerkranken Castricius Firmus liess den Philosophen von seinem in der Nahe von Minturnae gelegenen Landbesitz aus mit Lebensmitteln versorgen Als Plotin im Jahr 270 starb 10 hielt sich Porphyrios noch auf Sizilien auf doch wurde er spater durch Eustochios uber die Ereignisse unterrichtet Seine Schilderung des Todes des Philosophen ist beruhmt Er uberliefert die letzten Worte des Sterbenden der es als sein Ziel bezeichnete das Gottliche in uns emporzuheben zum Gottlichen im All 11 Dann sei eine Schlange unter seinem Bett durchgekrochen und in ein Loch in der Wand geschlupft Damit spielt Porphyrios auf die Seelenschlange an Die beim Tod entweichende Seele pflegte man sich in der Gestalt eines Vogels oder einer Schlange vorzustellen 12 Ikonografie Bearbeiten nbsp Einer der Kopfe aus der Zeit vor 235 die oft irrig als Darstellungen Plotins abgebildet werdenWie Porphyrios berichtet lehnte Plotin ab sich von einem Maler oder Bildhauer portratieren zu lassen denn sein Korper sei als materielles Objekt nur ein vergangliches Abbild einer geistigen Realitat und als solches nicht sehenswert von diesem Abbild ein Abbild anzufertigen sei abwegig Damit stellte sich Plotin in die Tradition der platonischen Kritik an der bildenden Kunst Amelios veranlasste aber den Maler Carterius aus dem Gedachtnis ein Bild Plotins zu malen das nach Porphyrios Urteil lebensecht ausfiel 13 Verschiedentlich wurde versucht Plotin mit Philosophen zu identifizieren die in erhaltenen Werken antiker Bildhauerkunst ohne Namensangaben dargestellt sind Zu diesen gehoren funf Marmorkopfe von denen drei in Ostia Antica gefunden wurden Vier von ihnen sind Kopien desselben Typus der funfte zeigt eine andere Person Sie stammen aber nach heutigem Forschungsstand aus der Zeit der Severer und kommen daher chronologisch nicht in Betracht 14 Aufgrund der Vermutung es handle sich um Plotin wurden sie im 20 Jahrhundert haufig als Plotinbusten abgebildet Daher war die irrige Meinung verbreitet Plotins Aussehen sei bekannt Auf einem Sarkophag im Museo Gregoriano Profano das zu den Vatikanischen Museen gehort ist in einer Gruppe ein Philosoph zu sehen bei dem es sich moglicherweise um Plotin handelt doch ist diese Annahme spekulativ 15 Werk BearbeitenDie schriftstellerische Tatigkeit Plotins setzte erst 253 254 ein und dauerte bis kurz vor seinem Tod Ursprunglich waren seine Schriften formlose nur fur den Schulerkreis gedachte Aufzeichnungen von Gedankengangen sie wurden vom Autor nicht einmal mit Titeln versehen Nachdem Porphyrios 263 in die Schule eingetreten war intensivierte Plotin auf Bitten von Porphyrios und Amelios seine schriftstellerische Tatigkeit Nach Porphyrios Ubersicht kamen zu den 21 vor 263 verfassten Abhandlungen 24 weitere aus dem Zeitraum von 263 bis 268 hinzu nach Porphyrios Abreise 268 entstanden noch neun Diese Zahlen beruhen allerdings auf der von Porphyrios teils willkurlich geanderten Aufteilung von Plotins Nachlass in Einzelschriften deren nachtragliche aus dem Schulerkreis stammende Betitelung sich einburgerte nbsp Eine Seite einer Handschrift der Enneaden die im Jahr 1460 in Florenz von dem Schreiber Johannes Skutariotes geschrieben wurde Randnotizen von Marsilio Ficino Paris Bibliotheque nationale de France Gr 1816Als Autor konzentrierte sich Plotin auf den Inhalt seiner Darlegungen und bemuhte sich nicht um eine literarisch stilistische Ausarbeitung Er setzte zwar Stilmittel ein aber nur zur Erhellung der philosophischen Gedankengange nicht um der Gefalligkeit des Ausdrucks willen 16 Die Rechtschreibung war ihm gleichgultig Obwohl seine Lehre ein zusammenhangendes Gedankensystem bildete versuchte er nie eine systematische Gesamtdarstellung zu geben sondern erorterte nur einzelne Themen und Probleme Wenn er eine Frage fur sich geklart hatte schrieb er seine Gedanken flussig in einem Zug nieder nie las er das Geschriebene durch um es zu korrigieren und zu uberarbeiten Wegen seiner schwachen Sehkraft fiel ihm das Lesen schwer Daher ubertrug er Porphyrios die Aufgabe seine Schriften zu sammeln zu ordnen und herauszugeben 17 Erst rund drei Jahrzehnte nach Plotins Tod erfullte Porphyrios als er sich selbst schon seinem Lebensende naherte diesen Auftrag Porphyrios entschied sich als Herausgeber gegen eine chronologische Ordnung er zog eine Gruppierung nach inhaltlichen Gesichtspunkten vor Zu diesem Zweck teilte er Plotins Nachlass in 54 Einzelschriften auf und bildete daraus sechs Gruppen von jeweils neun Schriften Nach dieser Ordnung sind die gesammelten Werke Plotins unter der Bezeichnung Enneaden Neunheiten Neuner gruppen bekannt Dank der gewissenhaften Herausgebertatigkeit des Porphyrios ist das Gesamtwerk Plotins vollstandig erhalten geblieben und sogar eine chronologische Gruppierung uberliefert In seiner Lebensbeschreibung Plotins die er der Sammlung vorangestellt hat zahlt Porphyrios die Schriften auf und ordnet sie den Schaffensperioden des Autors zu Da die Titel der einzelnen Schriften nicht von Plotin stammen pflegt man sie beim Zitieren nicht zu nennen Lehre BearbeitenPlotin betrachtete sich nicht als Neuerer und Erfinder eines neuartigen Systems Vielmehr legte er Wert darauf ein treuer Anhanger der Lehre Platons zu sein Bei seiner Anknupfung an Platon stutzte er sich vor allem auf dessen Dialog Parmenides Er war der Uberzeugung seine Philosophie sei konsequent aus Platons Darlegungen abgeleitet sie sei eine authentische Interpretation und bruchlose Fortsetzung des ursprunglichen Platonismus und er formuliere explizit was bei Platon auf unentfaltete Weise ausgedruckt sei 18 Die Berechtigung dieser Sichtweise ist unter Philosophiehistorikern seit langem umstritten 19 Erst seit dem spaten 18 Jahrhundert wird der Neuplatonismus als solcher bezeichnet und von der alteren Tradition der Platonauslegung abgegrenzt Zur Begrundung fur seine Bevorzugung des Platonismus gab Plotin an Platon habe sich klar und ausfuhrlich geaussert und seine Darlegungen seien meisterhaft die Vorsokratiker hingegen hatten sich mit dunklen Andeutungen begnugt 20 Ausserdem machte er geltend Platon habe als einziger die absolute Transzendenz des hochsten Prinzips erkannt Mit dem Gedankengut anderer Philosophenschulen der Stoiker und der Peripatetiker setzte er sich auseinander Er ubernahm daraus Ansatze die ihm mit dem Platonismus vereinbar schienen andere Ideen verwarf er 21 Unplatonische Vorstellungen aus orientalischen religiosen Bewegungen Gnosis Zoroastrismus Christentum bekampfte er nachdrucklich indem er entweder eine schriftliche Entgegnung formulierte oder einen Schuler mit der Widerlegung beauftragte Im Unterschied zu anderen Platonikern berief er sich nie auf orientalische Weisheit sondern ausschliesslich auf die griechische Tradition Ontologie und Kosmologie Bearbeiten Grundlegend ist fur Plotin die Scheidung der gesamten Vielfalt der Dinge in eine ubergeordnete rein geistige intelligible Welt kosmos noetos und eine untergeordnete sinnlich wahrnehmbare Welt kosmos aisthetos Das Unterordnungsverhaltnis dieser beiden Bereiche ist der markanteste Ausdruck der hierarchisch abgestuften ontologischen Ordnung der Gesamtwirklichkeit Bei der detaillierten Ausarbeitung dieses Ordnungssystems geht Plotin von einschlagigen Hinweisen Platons aus Der den Sinnen unzugangliche Teil der Gesamtwirklichkeit gliedert sich nach seiner Lehre in drei Bereiche das Eine den absoluten uberindividuellen Geist nous oder nus samt den platonischen Ideen und das Seelische Weltseele und andere Seelen Die sinnlich wahrnehmbare Welt ist das Ergebnis einer Einwirkung aus der geistigen Welt auf die formlose Urmaterie in der dadurch die Gestalten der verschiedenen Sinnesobjekte in Erscheinung treten Das Eine Bearbeiten Den Ausgangspunkt fur die Existenz des Unterscheidbaren das dem Prinzip der Pluralitat oder Vielzahl zugeordnet ist muss nach Plotins Uberzeugung notwendigerweise etwas Einfaches Undifferenziertes bilden Die Erkenntnis schreitet vom Komplexeren zum Einfacheren fort Alles Zusammengesetzte und Mannigfaltige lasst sich auf etwas Einfacheres zuruckfuhren Das Einfachere ist dem Komplexeren ubergeordnet in dem Sinn dass es die Ursache fur dessen Existenz bildet Daher ist das Einfachere das Hoherrangige denn es bedarf des Komplexeren in keiner Weise wahrend umgekehrt das Komplexere ohne das Einfachere nicht existieren kann Gegenuber dem Einfachen ist das Komplexe stets mangelhaft 22 Letztlich muss ein gedankliches Voranschreiten vom Komplexeren zum Einfacheren zu einem Einfachsten fuhren Das Einfachste kann auf nichts anderes mehr ruckfuhrbar sein hier muss man haltmachen sonst trate ein infiniter Regress Fortschreiten ins Endlose ein 23 Mit dem Einfachsten ist somit der hochste mogliche Bereich der Gesamtwirklichkeit erreicht Dieses schlechthin Einfache nennt Plotin das Eine griechisch tὸ ἕn to hen Es kann als ausserster Gegensatz zum Differenzierten und Mannigfaltigen keine Unterscheidung enthalten weder eine Zweiheit noch sonstige Pluralitat In diesem Zusammenhang erinnert Plotin daran dass die Pythagoreer mit Bezugnahme auf den Namen des Gottes Apollon das Eine auch den Nichtvielen nannten Sie wollten den Gedanken der gottlichen Einheit auch mit einer allerdings falschen Etymologie des Gottesnamens begrunden indem sie Apollon von a nicht und polloi viele ableiteten 24 Da Plotin ausnahmslos alles was geistig oder physisch existiert auf das Eine zuruckfuhrt ist seine Philosophie monistisch 25 Als Ursprung und Existenzgrund aller Dinge ist das Eine das Hochste was es geben kann In einer religiosen Terminologie kame ihm faktisch die Rolle der obersten Gottheit zu Eine solche Bestimmung ware jedoch bereits eine unangemessene Differenzierung denn jede Bestimmung impliziert einen Unterschied und damit eine Nicht Einheit Aus diesem Grund ist es auch unzulassig dem Einen Merkmale zuzuschreiben die als gottlich gelten etwa es mit dem Guten oder dem Sein zu identifizieren Vielmehr ist das Eine weder seiend noch nichtseiend sondern uberseiend und weder gut noch schlecht sondern jenseits solcher Begrifflichkeit Aus dem Blickwinkel des Denkenden erscheint es als etwas Hoheres Erstrebenswertes und damit Gutes aber fur sich selbst ist es nicht gut Man kann nicht einmal wahrheitsgemass aussagen dass das Eine ist denn das Sein als Gegenteil des Nichtseins oder das vollkommene Sein im Gegensatz zu einem geminderten Sein setzt bereits eine Unterscheidung voraus und damit etwas was dem Einen nachgeordnet ist Genau genommen ist auch die Bestimmung des Einen als Eines als einfach oder einheitlich im Sinne eines Gegensatzes zur Pluralitat eine Verkennung seiner wahren gegensatzfreien Natur uber die paradoxerweise uberhaupt keine zutreffende Aussage moglich ist Das Eine ist unsagbar arrheton 26 Wenn Plotin dennoch Aussagen uber das Eine macht so pflegt er solche Feststellungen mit Einschrankungen wie gleichsam gewissermassen hoion zu versehen Damit stellt er klar dass diese Begriffe hier nicht in ihrer gewohnlichen Bedeutung gemeint sind sondern nur etwas andeuten sollen was er nur unzulanglich ausdrucken kann Das Eine bleibt somit einem verstandesmassigen diskursiven Begreifen prinzipiell entzogen Dennoch zwingt nach Plotins Auffassung die Vernunft zur Annahme des Einen Ausserdem meint er es gebe einen ubervernunftigen Zugang zum Einen da es erlebt werden konne Dies werde moglich wenn man sich nach innen wende und nicht nur das Sinnliche sondern auch alles Geistige hinter sich lasse Einen solchen Vollzug der Annaherung an das Eine und Vereinigung mit ihm hat Plotin nach Porphyrios Angaben als wiederholtes Erlebnis fur sich selbst in Anspruch genommen 27 Wegen seiner Behauptung es gebe eine das Denken ubersteigende Erfahrung einer hochsten Wirklichkeit wird Plotin oft als Mystiker bezeichnet Dabei ist allerdings zu beachten dass dieser Begriff im heutigen Sinne damals nicht existierte und dass keine derartige Selbstbezeichnung Plotins uberliefert ist 28 Der Nous und die Ideen Bearbeiten In der ontologischen Hierarchie folgt auf das Eine unmittelbar der Nous Geist Intellekt eine absolute transzendente uberindividuelle Instanz Der Nous geht aus dem Einen im Sinne einer uberzeitlichen Kausalitat hervor Gemeint ist hier nicht ein Hervorbringen als Erschaffen im Sinne eines willentlichen Tuns des Einen sondern eine Naturnotwendigkeit Der Nous als ein bestimmtes Etwas entstromt dem undifferenzierten Einen Emanation doch ohne dass die Quelle selbst davon betroffen ist und sich dabei irgendwie verandert Damit entsteht zugleich da Eines und Nous zweierlei sind das Prinzip der Zweiheit und Unterschiedlichkeit Tatigkeitsworter wie Hervorgehen Uberfliessen oder Entstehen die auf ein Werden deuten sind allerdings in diesem Zusammenhang nicht wortlich aufzufassen sondern nur metaphorisch Der Hervorgang prohodos ist nicht als zeitlicher Vorgang im Sinne eines Daseinsbeginns zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitraum zu verstehen Plotin meint damit nur dass das Hervorgehende seine Existenz dem verdankt aus dem es hervorgeht und ihm daher untergeordnet ist Die Emanation veranschaulicht Plotin mit dem Bild der Sonne oder auch einer Quelle 29 Von der Sonne gehen unablassig Lichtstrahlen aus ohne dass sie selbst dabei nach damaliger Vorstellung eine Einbusse oder sonstige Veranderung erleidet Im Unterschied zum Einen gehort der Nous zu den Dingen denen bestimmte Merkmale zugeordnet werden konnen insbesondere kann er als seiend bezeichnet werden Er bildet den obersten Bereich der Seiendheit oder Substanz Ousia Im Neuplatonismus ist das Sein in Bezug auf ein Ding nicht einfach vorhanden oder nicht vorhanden sondern es ist abgestuft Es gibt ein Sein im vollen Sinne und ein eingeschranktes oder gemindertes mehr oder weniger uneigentliches oder schattenhaftes Sein Nur dem Nous als oberstem Teil des Seinsbereichs kommt das Sein uneingeschrankt im vollen und eigentlichen Sinne zu Daher ist fur Plotin die Sphare des Geistes und des Denkens mit derjenigen des wirklichen Seins identisch ihre Wesensmerkmale Sein und Denken fallen zusammen Dasselbe ist Denken und Sein lautet ein von Plotin zitierter Grundsatz des Vorsokratikers Parmenides 30 Den Grundsatz dass das Sein im eigentlichen Sinne das Denken ist kombiniert Plotin mit der Ideenlehre Platons Wenn sich der menschliche Intellekt nicht den sinnlich wahrnehmbaren Einzeldingen in ihrer Besonderheit zuwendet sondern den ihnen zugrunde liegenden platonischen Ideen dann betritt er damit die Denkwelt das Reich des Nous Dort begegnet ihm das Schone und Gute insoweit es sich nicht in stets mangelhaften Einzelobjekten zeigt sondern an und fur sich in seiner Vollkommenheit existiert Wenn die Denkinhalte in ihrem Dasein an und fur sich als platonische Ideen erfasst werden werden sie gedacht Solches Denken ist nicht ein diskursives Folgern sondern ein unmittelbares geistiges Ergreifen des Gedachten Das Gedachte ist nirgends anders zu finden als in der Denkwelt Die Objekte des Denkens sind die Inhalte des Nous der aus nichts anderem als der Gesamtheit der platonischen Ideen besteht So gelangt Plotin zu seinem beruhmten fur seine Philosophie charakteristischen Lehrsatz Die Ideen existieren nur innerhalb des Nous Manche Mittelplatoniker hatten die Ideen als etwas vom Nous Produziertes und ihm somit Untergeordnetes aufgefasst und daher unterhalb des Nous verortet 31 Dem widerspricht Plotin mit dem Argument dass in diesem Fall der Nous leer ware Leerheit widersprache aber seinem Wesen als sich selbst denkender Geist Hatte er keinen eigenen Inhalt so konnte er sich nicht selbst denken Vielmehr musste er sich um uberhaupt denken zu konnen etwas ihm Nachgeordnetem zuwenden den von ihm selbst hervorgebrachten Denkobjekten Dann ware er hinsichtlich seines Wesens das im Denken besteht von seinen eigenen Erzeugnissen abhangig Damit ware er der Ungewissheit und der Tauschung ausgeliefert da er nicht zu den Ideen selbst sondern nur zu Abbildern von ihnen die er in sich erzeugen musste unmittelbaren Zugang hatte Diese Vorstellung halt Plotin fur absurd Wie schon Aristoteles 32 ist er der Uberzeugung dass der Nous sich selbst denkt und dass sein Denken ausschliesslich auf ihn selbst bezogen ist Im Unterschied zu Aristoteles verbindet er diese Uberzeugung aber mit der Lehre von der objektiven Realitat der platonischen Ideen Wenn bei Plotin vom Nous die Rede ist so ist mit dem in diesem Zusammenhang verwendeten Begriff Denken nicht eine bloss subjektive mentale Tatigkeit gemeint Es besteht keine Analogie zwischen dem Denken des Nous und der Vorstellung von einem menschlichen Individuum das im subjektiven Denkakt Gedanken erzeugt Der Nous ist vielmehr eine objektive Realitat eine unabhangig von den denkenden Einzelwesen existierende Denkwelt zu der die einzelnen denkenden Individuen Zugang haben Das dieser objektiven Realitat zugewandte Individuum produziert keine eigenen Gedanken sondern ergreift durch seine Teilhabe am Reich des Geistes dessen Inhalte In diesem Ergreifen besteht sein individuelles Denken Der Nous ist insoweit er nichts als reiner Geist ist seinem Wesen nach einheitlich Da er eine Vielzahl von Ideen umfasst ist er aber zugleich eine Vielheit Weil nur den Ideen das eigentliche Sein zukommt ist der Nous zugleich die Gesamtheit der wirklich seienden Dinge Ausserhalb von ihm gibt es nur uneigentliches mehr oder weniger gemindertes Sein Die Anzahl der Denkobjekte welche die Inhalte des Nous sind halt Plotin fur endlich da aus seiner Sicht eine unendliche Anzahl als grosstmogliche Absonderung Vereinzelung und Entfernung von der Einheit eine Verarmung der einzelnen Objekte ware die mit der Vollkommenheit des Nous nicht vereinbar ist 33 Das Selbstbewusstsein des Nous betrachtet er nicht als reflexiv da es sich nicht selbst thematisieren kann Wurde der Geist denken dass er denkt so ware dieser Sachverhalt wiederum Gegenstand des Denkens was in einen infiniten Regress fuhrt Vielmehr nimmt Plotin eine zusammensetzungslose Einheit und Identitat von Denkendem Gedachtem und Denkakt an Eine Strukturierung ist nur aus der Perspektive eines diskursiv begreifenden Betrachters erforderlich 34 Wahrend das Eine nicht fur sich selbst gut ist sondern nur aus der Perspektive eines unter ihm stehenden Anderen als gut erscheint ist der Nous an und fur sich gut denn er weist das Hochstmass an Vollkommenheit auf das einem Seienden zu eigen sein kann Ob Plotin Ideen von Individuellem annahm und damit dem Individuellen als solchem eine Prasenz im Nous zubilligte ist in der Forschung umstritten Uberwiegend glaubt man dass er dies tat 35 Der Bereich des Seelischen Bearbeiten An den Nous schliesst sich die nachstniedrige Hypostase Wirklichkeitsebene an der Bereich des Seelischen Auch dieser Bereich ist nicht sinnlich wahrnehmbar Das Seelische bildet den untersten Bereich der rein geistigen Welt unmittelbar darunter beginnt die Sphare der Sinnesobjekte Wie der Nous aus dem Einen geht das Seelische aus dem Nous durch Emanation hervor es ist eine Selbstentfaltung des Geistes nach aussen Auch hier ist das Hervorgehen nur als Metapher fur ein ontologisches Abhangigkeitsverhaltnis zu verstehen es handelt sich nicht um eine Entstehung in der Zeit Die Seele existiert wie alles Geistige in der Ewigkeit sie ist ungeschaffen und unverganglich Zum Nous verhalt sie sich wie Materie zur Form Der platonischen Tradition folgend argumentiert Plotin fur die Unkorperlichkeit der Seele die von den Stoikern bestritten wird Er wendet sich auch gegen die Ansicht die Seele sei eine blosse Harmonie wie manche Pythagoreer glaubten oder nur die Entelechie des Korpers wie Aristoteles meinte 36 Fur ihn ist die Seele vielmehr eine unveranderliche Substanz die sich aus eigener Kraft bewegt und keinen Korper benotigt Das gilt auch fur die Seelen der Tiere und Pflanzen Die Seele ist das Organisationsprinzip und die belebende Instanz der Welt Das Seelische betrachtet Plotin als eine Einheit unter diesem Aspekt nennt er es die Gesamtseele he hole psychḗ Die Gesamtseele tritt einerseits als Weltseele in Erscheinung andererseits als die Vielzahl der Seelen der Gestirne und der verschiedenen irdischen Lebewesen Die Weltseele belebt den ganzen Kosmos die Einzelseele einen bestimmten Korper mit dem sie sich verbunden hat Es gibt nur eine einzige einheitliche Seelensubstanz Daher unterscheiden sich die einzelnen Seelen nicht durch besondere Wesensmerkmale sondern jede Einzelseele ist mit der Weltseele und mit jeder anderen Einzelseele hinsichtlich ihres Wesens identisch Wenn Plotin von der Seele spricht kann somit jede beliebige Seele gemeint sein 37 Die Weltseele unterscheidet sich allerdings von einer menschlichen Seele dadurch dass der Korper der Weltseele der ewige Kosmos ist und der Korper der menschlichen Seele ein verganglicher Menschenleib Die einzelnen Seelen sind alle untereinander und mit der Weltseele eng verbunden da sie von Natur aus eine Einheit bilden Ihre Wesensgleichheit mit der Weltseele bedeutet aber nicht dass sie Bestandteile von ihr sind die Individualitat der Seelen bleibt stets gewahrt Trotz der Wesensgleichheit der einzelnen Seelen bestehen Rangunterschiede zwischen ihnen da sie ihre gemeinsame geistige Natur in unterschiedlichem Ausmass verwirklichen Neben den wechselnden Daseinsbedingungen der einzelnen Seelen die deren Entfaltungsmoglichkeiten unterschiedlich beeinflussen gibt es auch naturgegebene nicht zeitbedingte Rangunterschiede Als Hervorbringung des Nous hat die Seele an ihm Anteil was sich darin aussert dass sie zum Denken und zur Wahrnehmung der Ideen befahigt ist Sie wird gleichsam das was sie jeweils aufsucht Durch Aneignung oikeiōsis vereint sie sich damit Wenn sie sich dem Nous zuwendet und in seinem Reich aufhalt ist sie selbst Nous Das Eine erreicht sie indem sie mit ihm eins wird Doch nicht immer wendet sie sich Hoherem zu Sie steht an der Grenze zwischen der geistigen und der sinnlichen Welt und so fallen ihr im Rahmen der Weltordnung auch Aufgaben zu welche sich auf die unter ihr liegende Sphare der materiellen sinnlich wahrnehmbaren Dinge beziehen Als Weltseele ist sie die Schopferin und Lenkerin des physischen Kosmos Als Einzelseele ist sie mit denselben schopferischen Fahigkeiten ausgestattet wie die Weltseele und durch ihre Einheit mit der Weltseele ist sie Mitschopferin so gesehen erschafft jede einzelne Seele den Kosmos Zwischen der Weltseele und den Seelen auf der Erde besteht hinsichtlich ihrer Funktionen ein wichtiger Unterschied darin dass die Weltseele immer in der geistigen Welt verbleibt und von dort aus das Weltall muhelos beseelt und lenkt wahrend die Seelen auf der Erde in die Korperwelt hinabgestiegen sind Die Weltseele befindet sich in einem Zustand unbeeintrachtigter Seligkeit da sie ihre Heimat nicht verlasst Sie orientiert sich ausschliesslich am Nous Auf der Erde hingegen sind die Seelen Gefahren ausgesetzt und unterliegen vielen Beeintrachtigungen je nach ihren dortigen Lebensumstanden und der Beschaffenheit ihrer jeweiligen Korper Materie und Korperwelt Bearbeiten Die materielle Welt der Sinnesobjekte wird von der Seele der Weltseele und den ubrigen Seelen als Mitschopfern hervorgebracht und belebt Dabei stutzt sich die Seele auf ihre Verbundenheit mit dem Nous der mitwirkt Da Plotin wie zahlreiche Platoniker den Schopfungsbericht in Platons Dialog Timaios nicht wortlich sondern in einem ubertragenen Sinn auffasst nimmt er fur die physische Welt ebenso wie fur die geistige keine Erschaffung in der Zeit an Die Erde als Zentrum der Welt und die Gestirne existieren ewig ebenso wie die Seele zu deren naturlicher Bestimmung es gehort das Physische ewig hervorzubringen Da die Seele einerseits zur Ideenwelt des Nous andererseits zur materiellen Sphare Zugang hat ist sie die Vermittlerin die dem Materiellen einen Anteil am Geistigen verschafft Sie bringt die Ideen in die formlose Urmaterie hinein und erschafft damit die Korper deren Dasein darauf beruht dass der Materie Form verliehen wird Die sichtbaren Formen zu denen die Seele die Materie gestaltet sind Abbilder der Ideen Beispielsweise kommt korperliche Schonheit dadurch zustande dass die Seele ein Stuck Materie so formt dass es Anteil am geistig Schonen erhalt Der Schopfungsvorgang vollzieht sich so dass die Seele zunachst die platonischen Ideen diskursiv aneinanderreiht ohne sie zu verbildlichen Dies vollbringt sie auf der obersten Ebene ihrer schopferischen Tatigkeit in der physischen Welt Auf der nachstniedrigeren Ebene betatigt sich ihre Einbildungskraft phantasia die aus den Ideen immaterielle Bilder macht welche die Seele innerlich anschaut Erst auf der untersten Ebene werden aus den Bildern aussere Gegenstande welche die Seele nun mittels sinnlicher Wahrnehmung aisthesis erfasst Plotins Auffassung von der Materie hyle geht von der einschlagigen Vorstellung und Terminologie des Aristoteles aus Wie bei Aristoteles ist bei ihm die Materie an sich formlos und daher als solche nicht wahrnehmbar doch entsteht alles sinnlich Wahrnehmbare dadurch dass sie immer Formen aufnimmt Alles Korperliche beruht auf einer Verbindung von Form und Materie Dieses aristotelische Konzept baut Plotin in seinen Platonismus ein An und fur sich ist die Materie nichts aristotelisch ausgedruckt reine Potenz etwas nicht Verwirklichtes nur als Moglichkeit Bestehendes So gesehen ist die Materie als Nichtseiendes dasjenige was sich am starksten von der geistigen Welt dem Bereich der im eigentlichen Sinn seienden Dinge unterscheidet Damit ist sie das ontologisch Niedrigste und Unvollkommenste Nichts kann dem Einen ferner stehen als sie Wie das Eine ist sie bestimmungslos aber aus entgegengesetztem Grund Das Eine kann Bestimmungen nicht aufweisen sondern nur spenden die Materie kann sie ebenfalls an und fur sich nicht besitzen wohl aber aufnehmen Die Materie die den irdischen Dingen zugrunde liegt kann das Empfangene allerdings nur zeitweilig behalten sie vermischt sich nicht damit und es muss ihr fruher oder spater entgleiten Daher sind die einzelnen irdischen Phanomene verganglich wahrend die Materie als solche unwandelbar ist Uber die Materie kann wegen ihrer Bestimmungslosigkeit nur Negatives ausgesagt werden das was sie nicht ist Eigenschaften weist sie nur dadurch auf dass ihr von aussen Formen verliehen werden Weil sie selbst nicht auf eine bestimmte Art beschaffen ist kann sie jede beliebige Form aufnehmen anderenfalls ware ihre eigene Beschaffenheit ein Hindernis Zu den negativen Aussagen gehort dass die Materie keine Begrenzung hat und dass sie absolut kraftlos ist und daher eine rein passive Rolle spielt 38 Da der Nous als das Gute und Seiende bestimmt ist und nichts vom Sein weiter entfernt sein kann als die Materie liegt aus platonischer Sicht die Folgerung nahe dass die Materie etwas absolut Schlechtes oder Boses sei Diese Konsequenz hat der Mittelplatoniker Numenios dessen Lehre Plotin intensiv studierte tatsachlich gezogen Sie fuhrt mit der Annahme eines eigenstandigen bosen Prinzips in den Dualismus Auch Plotin bezeichnet die Materie als schlecht und hasslich nichts kann schlechter sein als sie Dabei ist aber zu beachten dass dem Schlechten in Plotins monistischer Philosophie keine eigenstandige Existenz zukommt da Schlechtigkeit nur in der Abwesenheit des Guten besteht Somit ist die Materie nicht in dem Sinne schlecht dass ihr Schlechtigkeit oder Bosartigkeit als reale Eigenschaft zuzuordnen ist sondern nur in dem Sinne dass sie in der ontologischen Hierarchie am weitesten vom Guten entfernt ist Ausserdem kommt die formlose Urmaterie als solche nicht wirklich vor sondern sie ist bei Plotin wie bei Aristoteles nur ein gedankliches Konstrukt 39 In Wirklichkeit unterliegt der physische Kosmos immer und uberall der Leitung der Seele und damit der gestaltenden Einwirkung der formenden Ideen Real gibt es Materie nur in Verbindung mit Formen Daher ist die Unvollkommenheit der materiellen Objekte in der Praxis nie absolut denn durch ihre Formen empfangen sie die Einwirkung der geistigen Welt Allgemein gilt der Grundsatz dass das Aufnehmende das Mass des Aufnehmens bestimmt Das Niedrigere kann das Hohere nur insoweit empfangen als seine begrenzte Aufnahmefahigkeit dies zulasst Da zwischen der Weltseele und allen anderen Seelen eine Einheit besteht und das ganze Weltall von einem einheitlichen seelischen Prinzip durchdrungen ist gibt es ein Mitempfinden sympatheia zwischen allen Teilen des Alls Diese Lehre ubernimmt Plotin von der Stoa 40 Allerdings sieht er trotz dieser Verbundenheit der Dinge einen fundamentalen Unterschied zwischen der intelligiblen und der sinnlich wahrnehmbaren Welt darin dass in der geistigen Welt jedes ihrer einzelnen Elemente zugleich das Ganze in sich tragt wahrend in der Korperwelt das Einzelne fur sich existiert Neben der physischen sinnlich wahrnehmbaren Materie nimmt Plotin auch eine geistige intelligible Materie an womit er eine Uberlegung des Aristoteles aufgreift und platonisch umdeutet Er meint dass auch die rein geistigen Dinge die mit keiner physischen Materie verbunden sind eines materiellen Substrates bedurfen Ihre Vielheit bedeutet dass sie sich voneinander unterscheiden Das setzt fur jedes von ihnen eine eigene Form voraus Form ist aber fur Plotin nur denkbar wenn es ausser einer formenden Instanz auch etwas Geformtes gibt Daher halt er die Annahme einer allen Formen gemeinsamen intelligiblen Materie fur erforderlich Die intelligible Materie kommt ebenso wie die physische nicht ungeformt vor im Unterschied zu ihr ist sie aber wie alles Geistige keinen Veranderungen unterworfen Ein weiteres Argument Plotins lautet dass allem Physischen also auch der physischen Materie in der geistigen Welt etwas Analoges als Vorbild zugrunde liegen musse 41 Zeit und Ewigkeit Bearbeiten Auf dem Gebiet der Zeitphilosophie fand Plotin in Platons Dialog Timaios nicht nur einzelne Anregungen sondern ein Konzept das er ubernahm und ausbaute Der griechische Begriff fur Ewigkeit aiṓn bezeichnet ursprunglich Lebenskraft Leben und Lebenszeit auf den Kosmos bezogen dessen unbegrenzte Fortdauer wobei die Fulle dessen was ein langer oder endloser Zeitraum erbringen kann impliziert ist Daran knupft Platon an Er pragt aber den Begriff radikal philosophisch um da aus seiner Sicht eine zeitliche Aneinanderreihung keine Fulle ergibt Vielmehr ist alles was sich im Verlauf der Zeit abspielt durch Mangel charakterisiert Vergangenes ist abhandengekommen Kunftiges noch nicht verwirklicht Uneingeschrankte Fulle ist daher nur jenseits der Zeitlichkeit moglich Daraus ergibt sich das Konzept einer Ewigkeit die nicht eine lange oder unbegrenzte Dauer ist sondern eine uberzeitliche Gesamtheit des Seins Durch die Aufhebung der Trennung von Vergangenem Gegenwartigem und Kunftigem wird Vollkommenheit moglich Die Ewigkeit verharrt im Einen 42 wahrend der Zeitfluss der ein standiges Nacheinander von Fruher und Spater bedeutet die Wirklichkeit aufspaltet In der Sprache des Platonismus ausgedruckt ist die Ewigkeit das Urbild die Zeit das Abbild Plotin ubernimmt diesen Ewigkeitsbegriff Er nahert sich ihm vom Aspekt der Lebendigkeit her der in der ursprunglichen Wortbedeutung enthalten ist Eine Gemeinsamkeit von Zeit chronos und Ewigkeit aiṓn ist dass beide als Erscheinungsformen des Lebens zu verstehen sind wobei mit Leben die Selbstentfaltung einer Ganzheit gemeint ist Die geistige Welt ist durch zeitlose Ewigkeit charakterisiert die physische durch den endlosen Zeitfluss Wie alle Bestandteile des physischen Kosmos ist die Zeit ein Produkt der Seele und damit des Lebens denn die Seele ist in der physischen Welt der erschaffende und belebende Faktor Das Leben der Seele aussert sich darin dass sich ihre Einheit als kosmische Vielheit zeigt Ebenso ist auch die Ewigkeit des uberzeitlich Seienden als eine Art von Leben aufzufassen Auch hier versteht Plotin unter Leben die Selbstentfaltung eines einheitlichen Ganzen des Nous in die Vielheit seiner Elemente der Ideen Dies bedeutet aber keine Aufspaltung der Einheit denn die Elemente verbleiben in der Einheit des Ganzen So wie die Ewigkeit auf der Selbstentfaltung des Nous basiert die Zeit auf der Selbstentfaltung der Seele In der Zeit tritt die Einheit des Lebens der Seele in eine Vielheit auseinander deren Elemente durch den Zeitfluss voneinander getrennt werden Damit wird fur die Seele das Ineinander der Ideenwelt zu einem geordneten Nacheinander einzelner Ideen die Seele verzeitlicht sich 43 Als Bestandteil der geistigen Welt gehort jede einzelne Seele eigentlich der ewigen Einheit des Geistigen an doch ihr naturgegebener Wille zu einem Eigendasein ist die Ursache ihrer Vereinzelung Da diese Vereinzelung als Abtrennung von der Ganzheit des Seins notwendigerweise eine Verarmung ist besteht in der Seele der Impuls zur Beseitigung dieses Mangels an Fulle Zeitlich ausgedruckt heisst das Ruckkehr in die Einheit Das Streben nach Ruckkehr zielt auf eine Veranderung die sich im Bewusstsein der Seele abspielen muss Das Bewusstsein unterscheidet zwischen dem Wissenden und dem Gewussten und erfasst abgetrennte Inhalte wie den Ist Zustand und den Soll Zustand die es zueinander in Beziehung bringt Das ist nur als diskursiver Vorgang moglich und setzt daher Zeit voraus Aus diesem Grund benotigt und erzeugt die Einzelseele eine von ihr individuell erlebte Zeit ihre spezifische Vergangenheit Gegenwart und Zukunft Obwohl somit die Wirklichkeit des Lebens zeitlich aufgespalten wird verliert die Seele dabei nicht ihre naturgegebene Teilhabe an der Einheit des Nous Daher kann sie Erinnerung erzeugen Vergangenheit Gegenwart und Zukunft in einen Zusammenhang bringen und so die Zeit als Kontinuum erfassen anderenfalls wurde die Zeit in ein unverbundenes Nacheinander isolierter Augenblicke zerfallen Da die Seele ein bestimmtes Ziel anstrebt ist die von ihr geschaffene Zeit zukunftsgerichtet und die Aufeinanderfolge der Ereignisse immer entsprechend geordnet Im Gegensatz zu menschlichen Seelen haben gottliche Seelen Weltseele Gestirnseelen keine Erinnerung da sie nicht in die Zeit hinabgesturzt sind Ethik Bearbeiten Plotins Ethik ist stets auf das Heil des Philosophen bezogen der eine Entscheidung zu fallen hat Bei allen Uberlegungen daruber was man tun oder lassen soll steht die Frage im Mittelpunkt welche Konsequenzen ein bestimmtes Verhalten fur den Philosophen selbst hat ob es sein philosophisches Streben hemmt oder fordert Diesem Gesichtspunkt wird alles andere untergeordnet Wie in allen ethischen Theorien der antiken Platoniker ist auch hier die Erlangung und Pflege der Tugenden aretai ein zentrales Anliegen Ein grosser Unterschied zum Denken Platons besteht aber darin dass der Philosoph nicht in seiner Eigenschaft als Staatsburger und Teil einer sozialen Gemeinschaft ins Auge gefasst wird Der fur Sokrates und Platon wichtige Dienst am Staat die Unterordnung personlicher Bestrebungen unter das Staatswohl spielt in Plotins Lehre keine Rolle Seine von Porphyrios bezeugte Absicht eine nach Platons Vorstellungen vom Idealstaat organisierte Siedlung zu grunden findet in seinen Schriften keinen Widerhall Beruhmt ist seine in philosophischer Literatur oft zitierte Formulierung die philosophische Lebensweise sei ein Abscheiden von allem anderen was hier ist Flucht des Einsamen zum Einen 44 Alles Handeln zielt fur Plotin letztlich auf ein Betrachten als Zweckursache ab Der Mensch handelt weil er das von ihm Geschaffene bzw Beschaffte als Schauobjekt zu gewinnen trachtet Wenn er zu innerer Schau theōria der Ideen nicht in der Lage ist verschafft er sich als Ersatz dafur gegenstandliche Objekte in denen die Ideen abgebildet sind Da das Bedurfnis nach Schau das Motiv allen Tuns ist kommt der Betrachtung und damit der Innenwelt des Subjekts ein prinzipieller Vorrang gegenuber jeder praktischen Bezugnahme auf die Aussenwelt zu 45 Das Wohl der Person ist fur Plotin identisch mit dem Wohl der Seele denn die Seele allein ist die Person Da der Korper kein Bestandteil der Person sondern nur ausserlich und vorubergehend mit ihr verbunden ist fordert Plotin dazu auf das Streben nach korperlichen Lusten zu vermeiden Generell betrachtet er die irdischen Schicksale mit distanzierter Gelassenheit und vergleicht die Wechselfalle des Lebens mit der Inszenierung eines Theaterstucks 46 Kein Ereignis halt er fur so wichtig dass es einen legitimen Grund zum Aufgeben der gleichmutigen Grundhaltung des Philosophen bote Aussere Guter sind fur das Gluck Eudaimonie belanglos da sie es nicht steigern konnen das Gluck beruht vielmehr ausschliesslich auf dem vollkommenen Leben der optimal verwirklichten philosophischen Lebensweise 47 Das Schlechte und damit auch das im moralischen Sinne Bose fur beides wurde im Altgriechischen das Wort to kakon verwendet weist kein eigenes Sein auf sondern ist nur Abwesenheit des Guten Die Abwesenheit des Guten ist niemals absolut sie ist nur eine grossere oder geringere Einschrankung seiner Wirksamkeit denn die Einwirkung des Guten erreicht sogar die Materie Daher ist das Bose keine eigenstandige Macht sondern etwas Nichtiges Bedurftiges und Kraftloses Es wird uberwunden indem man die Aufmerksamkeit unablassig auf das Gute richtet 48 Grosse Bedeutung misst Plotin der Willensfreiheit zu Er betont dass die Tatigkeiten der Seele nicht von Natur aus Wirkungen oder Glieder ausserer Ursachenverkettungen seien Vielmehr bezieht die Seele die Kriterien ihrer Entscheidungen aus sich selbst Nur durch ihre Verbindung mit dem Korper unterliegt sie ausseren Zwangen und auch davon ist ihr Handeln nur teilweise betroffen Ihrer Natur nach ist sie ein selbstbestimmtes Wesen Die Willensfreiheit sieht Plotin nicht in der Fahigkeit willkurlich zwischen verschiedenen Optionen zu wahlen also keiner Determination unterworfen zu sein Vielmehr besteht Willensfreiheit darin dass man in der Lage ist gerade das zu tun wonach das eigene Wesen des Handelnden spontan strebt wenn er keinem ausseren Druck und keinem Irrtum unterliegt 49 Das nicht willkurliche aber spontane Handeln mit dem die Seele gemass ihrer geistigen Natur konsequent ihrer eigenen Einsicht folgt ist Ausdruck ihrer Autarkie Selbstgenugsamkeit Sie fugt sich nicht in eine bereits bestehende Kausalitat ein sondern setzt selbst den Anfang einer Ursachenreihe Dieser Uberzeugung folgend wendet sich Plotin gegen deterministische und fatalistische Lehren die das menschliche Schicksal als Ergebnis ausserer Einwirkungen auffassen Insbesondere bekampft er ein astrologisches Weltbild das die menschlichen Charaktereigenschaften und Schicksale auf Einwirkungen der Gestirne zuruckfuhrt und damit die Freiheit der Seele beschrankt Einen Einfluss der Sterne raumt er zwar ein doch halt er ihn fur unwesentlich Die Moglichkeit eines blinden Zufalls verneint er da nichts in der Welt willkurlich geschehe sondern alles wohlgeordnet sei 50 Eine Selbsttotung lehnt Plotin im Allgemeinen ab Er begrundet dies damit dass das Motiv zu einer solchen Tat in der Regel mit Affekten zusammenhange denen sich der Philosoph nicht unterwerfen solle Ausserdem schneide man sich damit noch vorhandene Entwicklungsmoglichkeiten ab Nur in Sonderfallen etwa wenn Geistesverwirrung droht halt er den freiwillig gewahlten Tod fur einen Ausweg der zu erwagen ist 51 Die Seele in der Korperwelt Bearbeiten Plotin geht davon aus dass jede Seele aufgrund ihrer immateriellen Beschaffenheit in der geistigen Welt der sie entstammt beheimatet ist Sie hat aber die Moglichkeit in die Korperwelt hinabzusteigen und sich dort mit einem Korper zu verbinden den sie dann lenkt und als Werkzeug benutzt In dieser Rolle kann sie wiederum wahlen ob sie ihre Aufmerksamkeit und ihr Streben uberwiegend auf das rein Geistige richten oder sich an korperbezogenen Zielen orientieren will Auf der Erde findet sie materielle Abbilder der Ideen vor die sie an ihre Heimat erinnern und daher verlockend sind Diese Abbilder sind allerdings im Gegensatz zu den zeitlosen Ideen verganglich und daher trugerisch Ausserdem sind sie als Abbilder im Vergleich mit ihren Urbildern stets sehr unvollkommen Die Verbindung der Seele mit dem Korper fasst Plotin nicht im gangigen Sinne so auf dass die Seele sich im Korper aufhalt und ihn bewohnt sondern er meint umgekehrt dass sie den Korper umschliesst 52 Beim Tod des Korpers verlasst ihn die Seele Die Trennung vom Korper bedeutet aber fur die Seele keinen Abschied von der Korperwelt denn nach der platonischen Seelenwanderungslehre sucht sie sich einen neuen Korper Dies kann nach Plotins Meinung auch ein tierischer oder sogar ein pflanzlicher Korper sein 53 So reiht sich eine Wiedergeburt an die andere Grundsatzlich hat die Seele aber die Moglichkeit diesen Kreislauf zu unterbrechen und aus der Korperwelt in ihre geistige Heimat zuruckzukehren Der Abstieg der Seele Bearbeiten Eine zentrale Rolle spielt im Denken Plotins die Frage warum sich eine Seele jemals dafur entscheidet ihren naturgemassen Ort in der geistigen Welt zu verlassen und sich ins Exil zu begeben Die Verbindung mit einem Korper unterwirft sie einer Vielzahl von Beschrankungen und Nachteilen die fur sie naturwidrig sind und ist daher erklarungsbedurftig Plotin bemuht sich eingehend um eine Erklarung Der Abstieg der Seelen aus der geistigen Welt in die Korperwelt und ihre mogliche Ruckkehr ist das Kernthema seiner Philosophie Er fragt nach den Ursachen und Bedingungen beider Vorgange Die Erklarungen und Einschatzungen des Abstiegs die er findet und in seinen Schriften erortert vermitteln kein einheitliches Bild Generell bewertet er jede Wendung zu einem niederen Zustand negativ Das Hohere ist stets das Erstrebenswerte und alles strebt von Natur aus dem Guten zu Dass die konsequente Abwendung vom Korperlichen und Hinwendung zum Geistigen und der Aufstieg in die Heimatregion das Ziel der Seele sein soll steht fur Plotin unzweifelhaft fest Ausdrucklich aussert er seine Ansicht wonach es fur die Seele besser ist ihre Bindungen an die Korperwelt zu losen und aus dem irdischen Dasein auszuscheiden damit erlangt sie Gluckseligkeit Das Leben mit dem Korper ist fur sie ein Ubel die Trennung von ihm etwas Gutes der Abstieg der Beginn ihres Unheils Porphyrios berichtet von seinem Eindruck dass Plotin sich schamte einen Leib zu haben 54 Solche Ausserungen scheinen die Folgerung nahezulegen dass der Abstieg der Seele naturwidrig und ein Fehler ist der ruckgangig gemacht werden sollte Diese Konsequenz zieht Plotin aber nicht denn sie widerspricht seiner Grunduberzeugung dass die bestehende Weltordnung vollkommen und naturnotwendig ist Im Rahmen einer durchgangig vollkommenen Weltordnung muss auch der Aufenthalt der Seele in einer ihr eigentlich fremden Umwelt einen Sinn haben Diesen Sinn bemuht er sich zu finden Die Losung findet er in der Annahme dass das was fur die einzelne Seele ein Ubel ist unter dem ubergeordneten Aspekt der kosmischen Gesamtordnung sinnvoll und notwendig ist Die Seele erleidet durch ihren Abstieg eine betrachtliche Einbusse an Wissen und Erkenntnisfahigkeiten Sie vergisst dabei ihre Herkunft und ihr eigenes Wesen und setzt sich vielen Noten aus Aber die Korperwelt profitiert dabei denn sie erhalt durch die Anwesenheit der Seele Anteil am Leben und an der geistigen Welt Solche Teilhabe kann ihr nur die Seele vermitteln da die Seele die einzige Instanz ist die als Angehorige des Grenzbereichs zwischen der geistigen und der physischen Welt die Verbindung zwischen den beiden Teilen der Gesamtwirklichkeit herstellen kann In einer vollkommenen Gesamtordnung muss auch der niedrigste Bereich des Ganzen soweit vervollkommnet werden wie dies uberhaupt moglich ist Diese Aufgabe fallt den Seelen zu die sich damit an der Fursorge fur das All beteiligen 55 Daher konnen und sollen sich die Seelen nicht endgultig von der korperlichen Existenzweise befreien Eine Ruckkehr in die geistige Heimat kann nur vorubergehend sein denn die Korperwelt bedarf immer der Beseelung und zwar nicht nur durch die Weltseele und die Gestirnseelen sondern auch durch die einzelnen Seelen auf der Erde Der Abstieg der Seelen ist im Rahmen der gesamten Weltordnung eine Notwendigkeit doch werden sie nicht von einer ausseren Macht dazu gezwungen sondern folgen einem inneren Drang Der Faktor der sie dabei motiviert ist ihre Kuhnheit oder Dreistigkeit tolma Wenn die Seelen absteigen wenden sie sich nicht grundsatzlich vom Guten ab und dem Schlechten bzw Schlechteren zu Sie streben weiterhin stets nach dem Guten doch suchen sie es nunmehr in Bereichen wo es in geringerem Masse hervortreten kann Daneben tragt Plotin noch weitere Argumente fur seine Annahme vor dass der Abstieg der Seelen in die Korperwelt kein Fehler in der Weltordnung ist Die Seele ist von Natur aus so veranlagt dass sie sowohl in der geistigen als auch in der materiellen Welt leben kann Daher muss es ihrer Natur entsprechen diese doppelte Veranlagung auch auszuleben Indem die Seele im irdischen Dasein Schlechtigkeit erlebt gewinnt sie hohere Wertschatzung fur das Gute Ausserdem kann sie ihre eigenen Krafte durch die Verbindung mit einem Korper zu einer Wirksamkeit bringen die in der geistigen Welt mangels Gelegenheit zur Entfaltung ausgeschlossen ist In der geistigen Welt existieren diese Krafte nur potenziell und bleiben verborgen zur Verwirklichung gelangen konnen sie nur durch die Auseinandersetzung mit der Materie Die Seele die in die Korperwelt hinabgestiegen ist will fur sich sein Sie will etwas anderes als der Geist sein und sich selbst gehoren an ihrer Selbstbestimmung hat sie Freude Sie begeistert sich fur das andersartige Irdische und schatzt es aus Unkenntnis hoher als sich selbst 56 Dass die Seelen ihrem Drang zum Abstieg folgen bedeutet fur Plotin ein Verschulden das Leiderfahrung zur Folge hat doch im Rahmen der Weltordnung ist es sinnvoll und notwendig Diese Ambivalenz des Abstiegs den Plotin einerseits als schuldhaft andererseits als naturnotwendig darstellt ist ein offenes Problem und hat in der Forschung zu verschiedenen Deutungsversuchen Anlass gegeben 57 Eine Besonderheit der Lehre Plotins ist seine Uberzeugung dass sich die Seele nicht in ihrer Gesamtheit sondern nur teilweise an einen Korper bindet Sie bewahrt nicht nur durch ihre Denkfahigkeit die Verbindung mit dem Nous sondern ihr hochster Teil verbleibt immer in der geistigen Welt Durch diesen hochsten Teil hat sie auch wenn ihr verkorperter Teil Unheil erleidet standig Anteil an der ganzen Fulle der geistigen Welt 58 Damit erklart sich fur Plotin das Verhaltnis der Seele zu den leidvollen Affekten Gemutserregungen Die mannigfaltigen Leiden und Unzulanglichkeiten des irdischen Daseins erlebt die Seele mit aber die Affekte die dabei entstehen betreffen sie in Wirklichkeit nicht Ihrem eigenen Wesen nach und hinsichtlich ihres hochsten Teils ist die Seele frei von Leid Auch der Korper als solcher kann nicht leiden Der Trager der Affekte ist der aus dem Leib und dem verkorperten Teil der Seele bestehende Organismus Er ist auch das Subjekt der Sinneswahrnehmung Der Aufstieg der Seele Bearbeiten Als Weg zur Befreiung der Seele betrachtet Plotin die philosophische Lebensweise Auch hier gilt der Grundsatz dass die Seele dasjenige erlangt oder verwirklicht dem sie sich zuwendet Wenn sie sich nach oben orientiert steigt sie auf Die Anleitung soll Platons Lehre bieten die Plotin unter diesem Gesichtspunkt ausbaut Pflege der Tugenden und unablassige Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf den Nous sind Voraussetzungen zur Erreichung des Ziels Den Antrieb zu diesem Streben verschafft der Seele ihre Sehnsucht nach dem Schonen denn die Sehnsucht lenkt sie zur Quelle der Schonheit dem Nous Das Schone besteht nicht wie die Stoiker meinen in der Symmetrie von Teilen untereinander und zum Ganzen denn auch Ungeteiltes kann schon sein 59 Vielmehr ist es eine metaphysische Realitat auf welche das sinnlich wahrnehmbare Schone als ihr Abbild hinweist Indem das sinnlich Schone auf das geistig Schone hinlenkt erfreut und erschuttert es die Seele denn es erinnert sie an ihr eigenes Wesen Die Schonheit hangt ursachlich mit der Beseeltheit zusammen alles Lebendige ist durch die blosse Anwesenheit der Seele schoner als alles Leblose auch wenn ein Bildwerk hinsichtlich der Symmetrie einem lebenden Menschen weit uberlegen sein mag 60 Somit ist die Schonheit im eigentlichen Sinn ein Aspekt der geistigen Welt und unterliegt als solcher nicht einem auf Sinneswahrnehmung gestutzten Urteil Um das metaphysische Schone wahrnehmen zu konnen muss die Seele sich selbst schon und damit gottahnlich machen indem sie sich reinigt Dies geschieht mittels der Tugend denn die Tugendhaftigkeit ist Ausdruck des Trachtens nach dem Guten und die Annaherung an das Gute fuhrt zugleich auch zum Schonen da das Licht des Guten die Quelle aller Schonheit ist Die Seele hat sich durch Hassliches verunreinigt aber nur ausserlich wenn sie die Verunreinigung beseitigt kann ihre bereits vorhandene naturgegebene Schonheit hervortreten Der Weg fuhrt vom korperlich Schonen einem sehr unzulanglichen Abbild zum seelischen Schonen und von dort zum an sich Schonen das im Geist zu finden ist Der in jeder Seele vorhandene Eros richtet sich beim unphilosophischen Menschen auf Schonheit in den Sinnesobjekten beim Philosophen auf die geistige Welt Noch hoher als die Liebe zum metaphysischen Schonen steht die Liebe zum absoluten Guten 61 Die Ruckkehr der einzelnen Seelen in die geistige Welt bedeutet nicht dass ihre Individualitat durch den Wegfall der Korperlichkeit aufgehoben wird und sie zu einem nicht mehr unterscheidbaren Bestandteil der Weltseele werden Das Individuationsprinzip die Ursache der Individualitat ist namlich fur Plotin nicht die Materie sondern eine Veranlagung zur Individualitat als naturgegebenes Merkmal der Einzelseelen Auseinandersetzung mit der Gnosis Bearbeiten Gewohnlich erortert Plotin unterschiedliche Positionen ruhig und sachlich Eine Ausnahme bildet seine Auseinandersetzung mit der Gnosis die er mit grosser Heftigkeit fuhrt Dazu bemerkt er eigentlich sei eine noch drastischere Ausdrucksweise angebracht Er halte sich aber zuruck um einige seiner Freunde die fruher Gnostiker waren und nun als Platoniker unbegreiflicherweise weiterhin auf gnostischen Anschauungen beharrten nicht zu kranken 62 Der Grund fur dieses massive Abgrenzungsbedurfnis war dass Plotin meinte das Gedankengut der Gnosis sei fur seine Schuler eine gefahrliche Versuchung Eine Herausforderung war die Gnosis fur den Platonismus weil einerseits ihr Gedankengut Ubereinstimmungen mit dem platonischen aufwies und das gnostische Erlosungsstreben dem Hauptanliegen des Neuplatonismus ahnlich schien andererseits aber die Gnostiker aus den gemeinsamen Grundannahmen Konsequenzen zogen die mit dem neuplatonischen Weltbild unvereinbar waren Sowohl Gnostiker als auch Neuplatoniker waren der Uberzeugung dass die Bindung an den Korper fur die Seele nachteilig sei und dass sie sich von den Verlockungen der Sinnenwelt abwenden und den Aufstieg in ihre geistige Heimat anstreben solle Die Gnostiker gegen die sich Plotin wandte bewerteten diesen Befund aber anders als er Aus dem Unheil das der Seele in ihrem irdischen Dasein widerfahrt folgerten sie der Abstieg in die Korperwelt sei auf einen ursprunglichen Irrtum zuruckzufuhren Diese Fehlentscheidung musse definitiv ruckgangig gemacht werden Anzustreben sei eine endgultige Befreiung von dem materiellen Elend das fur die Seele widernaturlich sei Die physische Sphare sei nicht der unterste Bereich eines ewigen insgesamt optimalen Universums sondern das missratene Werk eines irregeleiteten Schopfers Der sichtbare Kosmos sei nicht von einer wohlwollenden Vorsehung gelenkt vielmehr sei er eine feindliche Umwelt der kein Respekt gebuhre Gegen diese Kritik an der sichtbaren Welt wandte sich Plotin mit seiner Verteidigung der universalen Ordnung die auch den sichtbaren Kosmos einschliesse Dieser sei eine gottliche Schopfung ein bewundernswerter Bestandteil der bestmoglichen Welt von Schonheit erfullt und in seiner Gesamtheit auf das Gute ausgerichtet Was darin bei oberflachlicher Betrachtung als tadelnswert erscheinen mag sei in Wirklichkeit notwendig da in einer hierarchisch abgestuften Welt nicht alles gleichermassen der Fulle des Seins teilhaftig sein konne Die Weltordnung sei gerecht denn jeder erhalte das ihm Gebuhrende Ein Beweis fur weise gottliche Lenkung sei die Ordnung und Regelmassigkeit der Vorgange am Himmel Die Gnostiker hatten alles was an ihren Lehren wahr sei von Platon und den griechischen Philosophen der Fruhzeit ubernommen doch ohne deren Erkenntnisse richtig zu verstehen und zu wurdigen Was sie selbst hinzugefugt hatten das sei unsinnig und frevelhaft 63 Unmoglich sei es wie sie wahnten ohne Anstrengung und philosophisches Bemuhen ans Ziel zu gelangen 64 Plotin argumentiert innerhalb des Bezugsrahmens seines eigenen Systems in den er auch die gegnerische Weltsicht einfugt Seine Beweisfuhrung ist an Leser gerichtet die seine Grundposition teilen 65 Logik Bearbeiten In der Logik ubt Plotin Kritik an der Kategorienlehre des Aristoteles da sie ihrem Anspruch eine universal gultige Einteilung des Seienden zu bieten nicht gerecht werde Er macht geltend dass dieses System nur fur die Beschreibung der sinnlich wahrnehmbaren Welt ersonnen sei auf die weitaus wichtigere geistige Welt sei das aristotelische Schema der zehn Kategorien nicht anwendbar Die Kategorie Ousia Substanz wortlich Seiendheit konne wegen der prinzipiellen Verschiedenheit der geistigen und der physischen Seinsweise nicht beide umfassen Es fehle eine Definition dieser Kategorie die ein besonderes Merkmal des Seins angibt das bei allen Arten von Sein gleichermassen vorliegt Die Kategorie der Relation sei teils von den Ideen hervorgebracht teils erst mit dem menschlichen Denken entstanden und daher fur die Ideenwelt ungeeignet Die Kategorien des Qualitativen des Orts der Lage der Zeit des Tuns des Erleidens und des Habens seien fur die geistige Welt unbrauchbar da diesen Begriffen dort nichts entspreche Ausserdem seien die zehn Kategorien des Aristoteles blosse Aussageweisen und nicht die hochsten Gattungen des Seienden Damit wendet sich Plotin gegen die Uberzeugung des Aristoteles dass das Sein in den verschiedenen Formen der Aussage selbst erscheint Er betont den Unterschied zwischen dem Sein und dessen diskursivem Ausdruck Fur die geistige Welt nimmt Plotin ein Schema von funf statt zehn Kategorien an Seiendheit ousia Bewegung kinesis Veranderungslosigkeit stasis Identitat tauton und Verschiedenheit heteron Diese entsprechen den grossten Gattungen megista gene die Platon in seinem Dialog Sophistes benennt 66 Die Bewegung halt Plotin fur eine Notwendigkeit in der geistigen Welt da sie ein Wesensmerkmal des Lebendigen und fur das Denken erforderlich sei das Seiende sei nichts Totes 67 Fur die Sinnenwelt seien andere Kategorien erforderlich nicht wie Aristoteles meinte zehn sondern ebenfalls nur funf Seiendheit im uneigentlichen Sinn wobei Werden eine angemessenere Bezeichnung ware Quantitat Qualitat Relation und Bewegung Von Seiendheit konne man hier im eigentlichen Sinne nicht sprechen da das physisch Seiende nur eine variable Verbindung von Materie und Gestalt Qualitaten sei Ort und Zeit seien der Relation zuzurechnen die Lage gehore zum Ort Tun und Erleiden seien keine eigenen Kategorien sondern nur Spezialfalle von Veranderung und damit zur Kategorie Bewegung gehorig Die Kategorie Haben erubrige sich 68 Auch die stoische Kategorienlehre kritisiert Plotin detailliert Insbesondere halt er es fur unsinnig eine Oberkategorie Etwas ti anzunehmen denn sie sei heterogen und umfasse Wesensverschiedenes Korperliches und Unkorperliches Seiendes und Werdendes 69 Rezeption BearbeitenAntike Bearbeiten Fur Plotins Nachruhm und die Nachwirkung seines Lebenswerks wurden die Bemuhungen des Porphyrios seines weitaus beruhmtesten Schulers wegweisend Porphyrios schrieb eine Biografie seines Lehrers in der er berichtete nach Plotins Tod habe Amelios das Orakel von Delphi uber das Schicksal der Seele des Verstorbenen befragt und dabei erfahren sie sei in ein Reich der Seligen aufgenommen worden Indem Porphyrios die Schriften seines Lehrers ordnete redigierte und veroffentlichte rettete er sie fur die Nachwelt Er stellte auch eine Sammlung von Zitaten und paraphrasierten Aussagen Plotins zusammen die Sentenzen die zum Intelligiblen fuhren Ausserdem verfasste er Erlauterungen hypomnḗmata zu Schriften Plotins und nahm auch in anderen seiner zahlreichen Werke auf dessen Lehren Bezug Damit hatte Porphyrios einen massgeblichen Anteil am Fortleben der von Plotin begrundeten neuen Schulrichtung die heute Neuplatonismus genannt wird Allerdings verwarf Porphyrios manche Positionen Plotins Insbesondere lehnte er die Kritik seines Lehrers am Kategoriensystem des Aristoteles ab und trug damit wesentlich dazu bei dass sie im spatantiken Neuplatonismus wenig Anklang fand und die mittelalterliche Logik nicht beeinflussen konnte Im Unterschied zu Plotin hielt Porphyrios eine endgultige Trennung der Seele von der materiellen Welt fur moglich und erstrebenswert Damit kam er der christlichen Erlosungsvorstellung naher als sein Lehrer Andererseits ubte er mit seiner Streitschrift Gegen die Christen heftige Kritik am Christentum und loste damit bei den Kirchenvatern scharfe Reaktionen aus den Anstoss zu diesem Vorgehen hatte ihm Plotin gegeben Amelios Gentilianos der zweitbekannteste Schuler Plotins stellte seine Aufzeichnungen aus dessen Lehrveranstaltungen zusammen Als er in den Osten des Romischen Reichs ubersiedelte nahm er diese auf etwa hundert Bucher angewachsene Sammlung mit Sie erlangte eine gewisse Verbreitung Der erst in Athen lehrende spater im Reich von Palmyra als Berater der dortigen Herrscherin Zenobia tatige Platoniker Longinos liess Abschriften von Amelios Exemplaren der Schriften Plotins anfertigen Obwohl Longinos die meisten Grundannahmen des Neuplatonismus verwarf ausserte er seinen tiefen Respekt fur Plotins philosophische Arbeitsweise Im Osten lebte und lehrte auch Iamblichos der prominenteste Schuler des Porphyrios Er widersprach verschiedenen Ansichten seines Lehrers nachdrucklich und gab damit der weiteren Entwicklung des Neuplatonismus wiederum eine etwas andere Richtung Gegen Plotin wandte sich Iamblichos mit seiner Ablehnung von dessen Ansicht dass ein Teil der Seele auch wahrend ihres Aufenthalts auf der Erde immer in der geistigen Welt verbleibe und uneingeschrankt deren Fulle geniesse Er argumentierte dass dann auch der verkorperte Seelenteil der damit verbundenen Seligkeit standig teilhaftig sein musste was aber nicht der Fall sei Somit verliere die Seele durch ihren Abstieg die Verbindung mit der geistigen Welt Daher schatzte Iamblichos die Fahigkeit der Seele sich aus eigener Kraft zu erlosen nicht so optimistisch ein wie Plotin sondern hielt eine Bemuhung um gottlichen Beistand mittels Theurgie fur erforderlich Spatere Neuplatoniker schlossen sich seiner Ansicht an 70 Trotz verbreiteter Ablehnung einzelner Positionen Plotins blieb seine Lehre im spatantiken Neuplatonismus prasent die Neuplatoniker zitierten ihn in ihren Platon und Aristoteles Kommentaren Seine Schriften wirkten auch indirekt uber das umfangreiche heute grossenteils verlorene Œuvre des Porphyrios nach das zahlreiche Plotin Zitate enthielt Macrobius paraphrasierte in seinem Kommentar zu Ciceros Somnium Scipionis Passagen der Enneaden Im 5 Jahrhundert kommentierte der beruhmte Neuplatoniker Proklos die Enneaden von seinem Werk sind nur einige Fragmente erhalten geblieben Er wurdigte Plotin zwar als bedeutenden Platoniker 71 verwarf aber seine Lehre von der substanziellen Gleichheit menschlicher und gottlicher Seelen sowie die Identifikation der Materie mit dem Ubel schlechthin 72 Spatantike Plotin Zitate wurden oft nicht direkt seinen Werken entnommen sondern stammten aus zweiter oder dritter Hand Aus ihrer Haufigkeit kann daher nicht auf entsprechende Verbreitung der Originalwerke geschlossen werden Manche Zitate enthalten Aussagen die in den Enneaden nicht bzw nur in stark abweichender Form zu finden sind Daher ist in der Forschung vermutet worden dass sie aus den Aufzeichnungen des Amelios aus Plotins Unterricht stammen Proklos hat diese Aufzeichnungen nachweislich herangezogen 73 Trotz der gewichtigen von Porphyrios betonten Gegensatze zwischen dem neuplatonischen und dem christlichen Welt und Menschenbild kam es schon im 4 Jahrhundert zu Annaherungen Eine wesentliche Rolle spielte dabei der zum Christentum konvertierte Neuplatoniker Marius Victorinus der die Enneaden ins Lateinische ubersetzte Seine Ubersetzung war moglicherweise unvollstandig und ist nicht erhalten geblieben Der ausserst einflussreiche Kirchenvater Augustinus verwendete die lateinische Ubersetzung moglicherweise hatte er auch Zugang zum Originaltext doch waren seine Griechischkenntnisse mangelhaft Er setzte sich intensiv mit dem Neuplatonismus plotinischer Pragung auseinander 74 Auch andere patristische Autoren empfingen von Plotin Anregungen Der Kirchenvater Ambrosius von Mailand fugte umfangreiche Auszuge aus den Enneaden in einige seiner Werke ein ohne die Quelle zu nennen Weitere christliche Schriftsteller die Plotin zitierten bzw seine Gedanken oder Formulierungen fur ihre Zwecke verwerteten waren Eusebios von Caesarea in dessen Praeparatio evangelica sich umfangreiche Enneaden Zitate 75 befinden Kyrill von Alexandria Theodoret Aineias von Gaza Synesios von Kyrene und Johannes von Skythopolis 76 Allerdings beweisen einzelne inhaltliche oder auch wortliche Ubereinstimmungen mit Texten Plotins nicht dass der betreffende spatantike christliche Autor die Enneaden tatsachlich gelesen hat denn er kann sich auf Zitate und Inhaltswiedergaben in spaterer Literatur gestutzt haben Mittelalter Bearbeiten Im Byzantinischen Reich blieb der Originaltext der Enneaden erhalten er scheint aber im Fruhmittelalter wenig Beachtung gefunden zu haben Erst im 11 Jahrhundert erwachte das Interesse als Michael Psellos sich um eine Wiederbelebung der neuplatonischen Tradition bemuhte Psellos ein guter Plotinkenner verwertete die Enneaden ausgiebig in seinen Werken und fertigte Auszuge aus Proklos Enneaden Kommentar an Im Spatmittelalter zitierte Nikephoros Gregoras die Enneaden und der aus kirchlicher Sicht argumentierende Gelehrte Nikephoros Choumnos verfasste eine Streitschrift gegen die Seelenlehre Plotins Im 15 Jahrhundert vertrat der Gelehrte und Philosoph Georgios Gemistos Plethon ein eifriger Anhanger des Platonismus einige Lehren Plotins 77 In der lateinischsprachigen Gelehrtenwelt des Westens lagen die Schriften Plotins weder griechisch noch in lateinischer Ubersetzung vor Auch der weitaus grosste Teil von Porphyrios Werken einschliesslich der Plotin Biografie war unbekannt Daher beschrankte sich die Plotin Rezeption auf indirekte Einwirkung seines Gedankenguts die vor allem uber die sehr einflussreichen Schriften des Augustinus des christlichen Neuplatonikers Pseudo Dionysios Areopagita und des Macrobius erfolgte Immerhin waren dank Augustinus und Macrobius einige Lehren Plotins bekannt darunter seine Einteilung der Tugenden Im 12 Jahrhundert begab sich der Theologe Hugo Etherianus nach Konstantinopel wo er offenbar die Enneaden lesen konnte er zitierte sie wenn auch ungenau in einem lateinischen theologischen Traktat In der arabischsprachigen Welt kursierten arabische Paraphrasen von Teilen der Enneaden die alle auf ein im 9 Jahrhundert im Umkreis des Philosophen al Kindi entstandenes in seiner ursprunglichen Fassung nicht erhaltenes Werk zuruckgehen Der arabische Plotin beeinflusste muslimische und judische Denker Besonders beliebt war eine in einer langeren und einer kurzeren Fassung verbreitete Abhandlung die unter dem irrefuhrenden Titel Theologie des Aristoteles bekannt ist Sie enthalt weitschweifige Ausfuhrungen die grossenteils Ubersetzungen oder Paraphrasen aus den Buchern IV VI der Enneaden sind wobei jedoch Plotins Aussagen mit fremdem Material vermischt und teilweise verfalscht sind 78 Zahlreiche Gelehrte darunter Avicenna schrieben arabische Kommentare zur Theologie Ein Brief uber die gottliche Weisheit der falschlich dem Philosophen al Farabi zugeschrieben wurde enthalt Paraphrasen von Teilen der funften Enneade Auch bei einer fragmentarisch uberlieferten Sammlung von Spruchen die man auf einen nicht namentlich genannten griechischen Weisheitslehrer as Sayḫ al Yunani zuruckfuhrte handelt es sich um Material aus den Enneaden In allen diesen arabisch uberlieferten Werken wird Plotin nirgends als Urheber des Gedankenguts genannt Sein Name kommt im mittelalterlichen arabischen Schrifttum sehr selten vor nbsp Der Anfang von Marsilio Ficinos Vorrede zu seiner lateinischen Ubersetzung der Enneaden im Widmungsexemplar fur Lorenzo il Magnifico Handschrift Florenz Biblioteca Medicea Laurenziana Plut 82 10 fol 3r Buchmalerei von Attavante degli AttavantiFruhe Neuzeit Bearbeiten In der Renaissance beschrankte sich die Plotinkenntnis zunachst weiterhin auf die Zitate bei Augustinus und Macrobius mehr stand im 14 Jahrhundert Petrarca und noch im 15 Jahrhundert Lorenzo Valla nicht zur Verfugung Doch schon im ersten Viertel des 15 Jahrhunderts gelang es einigen Humanisten sich griechische Enneaden Abschriften zu verschaffen Zu ihnen gehorten Giovanni Aurispa Francesco Filelfo und Palla Strozzi Eine intensive Plotin Rezeption setzte jedoch erst gegen Ende des 15 Jahrhunderts ein Dabei war die Arbeit von Marsilio Ficino bahnbrechend Ficino ubersetzte die Enneaden 1484 1486 ins Lateinische und schrieb anschliessend einen Kommentar dazu Die Ubersetzung erschien zusammen mit dem Kommentar erstmals 1492 in Florenz im Druck und fand alsbald in humanistischen Kreisen viel Beachtung In seinem Hauptwerk der 1482 veroffentlichten Platonischen Theologie machte Ficino Plotins Lehre zum Grundstock seines ontologischen Systems Auch in seinem Kommentar zu Platons Dialog Symposion verwertete er Gedankengut Plotins In der Vorrede zu seiner Enneaden Ubersetzung druckte er seine Ansicht dass Plotin ein vorzuglicher Ausleger Platons sei drastisch aus Er schrieb dass Platons Urteil uber Plotin so lauten wurde wie die Worte Gottes bei der Verklarung des Herrn Dies ist mein geliebter Sohn an dem ich uberall Gefallen finde auf ihn hort Mt 17 5 LUT 79 Ficinos Freund Giovanni Pico della Mirandola bemerkte in seiner Rede uber die Wurde des Menschen bei Plotin der sich uber Gottliches gottlich aussere gebe es nichts in besonderer Weise zu bewundern denn er zeige sich von allen Seiten bewundernswert 80 1519 erschien in Rom eine lateinische Ubersetzung der Theologie des Aristoteles die fortan auch im Westen als authentisches Werk des Aristoteles galt und in Ausgaben von dessen Werken aufgenommen wurde Dieser Irrtum fuhrte dazu dass man Aristoteles zu Unrecht eine neuplatonische Denkweise unterstellte Zwar wurde seine Autorschaft schon im 16 Jahrhundert bestritten unter anderem von Luther und Petrus Ramus doch erst 1812 konnte Thomas Taylor zeigen dass die Theologie auf den Enneaden fusst Die erste sehr fehlerhafte griechische Enneaden Edition wurde erst 1580 in Basel herausgebracht Dieser Text blieb bis in die Moderne massgeblich nbsp Titelblatt der Erstausgabe der Enneaden Basel 1580Im 16 Jahrhundert lieferte Plotins Seelenlehre christlichen Philosophen und Dichtern Argumente fur die individuelle Unsterblichkeit der menschlichen Seele 81 Im spaten 16 und im 17 Jahrhundert verminderte sich aber sein Ansehen das anfangs infolge von Ficinos Autoritat sehr gross gewesen war Resonanz fand seine Philosophie jedoch bei Henry More 1687 und Ralph Cudworth 1688 die zur Gruppe der Cambridger Platoniker gehorten Im 18 Jahrhundert wurde Plotin meist wenig geschatzt Theologen kritisierten die von Ficino initiierte Verschmelzung von Christentum und Neuplatonismus Aufklarern waren die religios metaphysischen Fragestellungen der antiken Neuplatoniker zumeist fremd Uberdies wurde der Neuplatonismus nun als Sonderphanomen von den alteren Traditionen des Platonismus abgegrenzt und als Verfalschung der Lehre Platons eingestuft Allerdings setzte sich George Berkeley mit Plotin auseinander und zitierte ihn haufig in seiner Schrift Siris 82 Moderne Bearbeiten Im 19 und 20 Jahrhundert wirkte Plotins Gedankengut vielfaltig nach wobei es sich allerdings oft um eine generelle Rezeption des Neuplatonismus ohne direkten Bezug auf dessen Begrunder handelte Philosophie und Belletristik Bearbeiten Schon im spaten 18 Jahrhundert hatte in Deutschland vereinzelt ein neues Interesse am Neuplatonismus eingesetzt das sich um die Jahrhundertwende intensivierte Novalis begeisterte sich ab 1798 fur Plotin 83 Goethe liess sich 1805 den griechischen Text der Enneaden besorgen da er sich fur die authentische Terminologie interessierte und mit Ficinos Ubersetzung nicht zufrieden war Besonders beeindruckte Goethe die Bemerkung Plotins Kein Auge konnte je die Sonne sehen wenn es nicht sonnenhaft ware so sieht auch keine Seele das Schone wenn sie nicht schon geworden ist 84 Dieser Vergleich inspirierte ihn 1805 zu einem auf empedokleischen Vorstellungen beruhenden Gedicht 85 das er 1828 in den Zahmen Xenien veroffentlichte 86 War nicht das Auge sonnenhaft Die Sonne konnt es nie erblicken Lag nicht in uns des Gottes eigne Kraft Wie konnt uns Gottliches entzucken 87 Carl Friedrich Zelter druckte in einem Brief an Goethe seine Bewunderung fur Plotin aus und stellte fest Er gehort in jedem Falle zu den Unsern 88 Friedrich Creuzer ubersetzte 1805 eine Schrift aus den Enneaden ins Deutsche und trug damit erheblich zur Verbreitung von Plotins Gedankengut bei 1835 veroffentlichte er in Oxford zusammen mit Georg Heinrich Moser eine neue Gesamtausgabe der Enneaden nbsp Hegel portratiert von Jakob Schlesinger 1831Hegel las die Enneaden im griechischen Originaltext allerdings stand ihm nur die unzulangliche Ausgabe von 1580 zur Verfugung Er betrachtete die Entstehung des Neuplatonismus als wichtige Zasur in der Geistesgeschichte vergleichbar dem Aufkommen des Platonismus und des Aristotelismus Allerdings hielt er Plotins Lehre fur eine Vorstufe seines eigenen Idealismus und verkurzte sie damit Einen zentralen Aspekt von Plotins Philosophie die absolute Transzendenz des uberseienden Einen uberging Hegel Fur ihn war das mit dem Sein gleichgesetzte Denken das oberste Prinzip und daher der Nous vom Einen nicht verschieden Indem er die hochstrangige Wirklichkeit als reines Sein bestimmte bestritt er die fur Plotin wichtige vollige Bestimmungslosigkeit des Einen Er kritisierte Plotin habe das Hervorgehen des Zweiten Nous aus dem Einen nur in Vorstellungen und Bildern ausgedruckt statt es dialektisch darzustellen und er habe das was in Begriffen bestimmt werden sollte als Wirklichkeit beschrieben Das Absolute Hegels tritt aus sich heraus und kehrt dann zu sich zuruck was fur Plotins unwandelbares Eines unmoglich ist 89 Im Unterschied zu Hegel fasst Schelling im Sinne Plotins das Eine Gott als absolute Indifferenz auf Gott geht niemals aus sich heraus da er sonst nicht absolut und somit nicht Gott ware Darin zeigt sich Schellings besondere Nahe zu Plotins Denken die auch seinen Zeitgenossen auffiel Allerdings lasst er im Gegensatz zu Plotin das Absolute sich selbst denken Schellings Emanationsvorstellung knupft an die plotinische an doch betrachtet er den Ubergang von der Transzendenz zur Immanenz als freien Schopfungsakt wahrend Plotin die uberzeitlich gedachte Bewegung vom Absoluten zum Hervorgegangenen auf eine gesetzmassige Notwendigkeit zuruckfuhrt Wie Plotin nimmt Schelling neben der Entfernung vom Ursprung auch eine Gegenbewegung an die zum Ausgangspunkt zuruckfuhrt Auch hinsichtlich der Deutung der Materie folgt er dem antiken Philosophen 90 Verbreitet war eine Beurteilung Plotins unter dem Gesichtspunkt derjenigen Aspekte seiner Philosophie die Ahnlichkeiten mit dem System Hegels aufweisen Denker die Hegel ablehnten ausserten sich auch uber Plotin abfallig Arthur Schopenhauer kritisierte in seinen Parerga und Paralipomena die Enneaden er bemangelte die Gedanken seien nicht geordnet ihre Darbietung langweilig weitschweifig und konfus Plotin sei zwar keineswegs ohne Einsicht doch sei seine Weisheit fremden Ursprungs sie stamme aus dem Orient 91 Der Philosoph Franz Brentano ein Gegner des Deutschen Idealismus unternahm 1876 in seiner Schrift Was fur ein Philosoph manchmal Epoche macht einen scharfen Angriff auf Plotins Lehre die aus lauter unbewiesenen Behauptungen bestehe nbsp Henri BergsonIn Frankreich trug der Kulturphilosoph Victor Cousin im 19 Jahrhundert viel zur Vertiefung des Interesses an Plotin und am Neuplatonismus bei Zu den dortigen Denkern die von Plotin Anregungen empfingen gehorte vor allem Henri Bergson Bergsons Urteil uber Plotins Philosophie fiel zwiespaltig aus Einerseits teilte er ihr Grundkonzept der Einheit als Ursache fur die Existenz jeglicher Vielheit andererseits hielt er die neuplatonische Geringschatzung der materiellen Welt fur verfehlt 92 Emile Brehier Bergsons Nachfolger an der Sorbonne vertrat die Ansicht die als objektive metaphysische Lehren formulierten Aussagen Plotins seien in Wirklichkeit Beschreibungen innerer Erlebnisse und Vorgange Da Plotin ausserstande gewesen sei psychische Tatsachen anders als auf diese Weise auszudrucken habe er seine Bewusstseinszustande zu Seinsstufen erhoben Brehiers Deutung fand einigen Anklang doch steht ihr die Einbettung von Plotins Lehre in die Tradition des antiken Platonismus entgegen Im Zeitraum 1787 1834 ubersetzte Thomas Taylor die Halfte der Enneaden ins Englische Seine Ubersetzungen von Schriften antiker Neuplatoniker schufen eine wichtige Voraussetzung fur die Popularisierung des Neuplatonismus im englischen Sprachraum Mit dem Einfluss des Deutschen Idealismus wuchs dort auch das Interesse an Plotin Im 20 Jahrhundert setzte sich Karl Jaspers mit Plotin auseinander Er nannte ihn eine ewige Gestalt des Abendlandes und sein Leben und Denken eines der grossen Beispiele der durch nichts zu hemmenden Kraft der Philosophie Andererseits kritisierte er Plotins Missachtung der Geschichtlichkeit als eine Beschrankung 93 Hans Jonas stellte Plotin in die geistige Stromung der Gnosis hinein Er meinte Plotins Philosophie sei eine in Metaphysik transformierte Gnosis 94 Ernst Hugo Fischer verglich Fragestellungen und Perspektiven moderner Philosophie mit der Herangehensweise Plotins 95 Altertumswissenschaft Bearbeiten Ulrich von Wilamowitz Moellendorff meinte aus philologischer Sicht die Enneaden seien ein unhellenisches Werk ihnen fehle alles Kunstlerische ja alles Sinnliche man mochte sagen alles Korperliche der Sprache Plotins Schriftstellerei sei durch Hingabe allein an das Objekt charakterisiert 96 Paul Oskar Kristeller betonte das Vorhandensein zweier Aspekte in Plotins Denken eines gegenstandlichen objektiv ontologischen und eines aktualen subjektbezogenen 97 Plotins mangelndes Interesse am staatsphilosophischen Teil der Lehre Platons veranlasste Willy Theiler das Schlagwort vom Plato dimidiatus halbierten Platon zu pragen der von Plotin rezipiert worden sei es fehle nicht nur die Politik sondern das eigentlich Sokratische insgesamt 98 Eine modernen Anforderungen genugende kritische Enneaden Ausgabe liess lange auf sich warten Sie wurde erst 1951 1973 von Paul Henry und Hans Rudolf Schwyzer herausgebracht In der Forschungsdiskussion des 20 Jahrhunderts spielte die Frage nach Plotins Verhaltnis zu den alteren Traditionen des Platonismus eine wichtige Rolle Hans Joachim Kramer betonte in seiner Untersuchung Der Ursprung der Geistmetaphysik 1964 die Ubereinstimmungen zwischen Plotins Lehren und denen fruherer Platoniker bis zuruck in die Zeit der Alten Akademie Kontrovers diskutiert wird die Frage nach dem Ausmass von Plotins Eigenstandigkeit 99 Ehrungen Bearbeiten Der 1971 entdeckte Asteroid 6616 Plotinos ist nach dem Philosophen benannt Textausgaben Kommentare und Ubersetzungen BearbeitenPaul Henry Hans Rudolf Schwyzer Hrsg Plotini opera Desclee de Brouwer Paris 1951 1973 kritische Standardausgabe Band 1 Porphyrii vita Plotini Enneades I III 1951 Band 2 Enneades IV V Plotiniana Arabica 1959 die Plotiniana Arabica in englischer Ubersetzung von Geoffrey Lewis Band 3 Enneas VI 1973 Richard Harder Plotins Schriften Meiner Hamburg 1956 1971 Neudruck 2004 Bande 2 5b und 6 Neubearbeitung von Rudolf Beutler und Willy Theiler Ubersetzung mit griechischem Text Anordnung chronologisch nicht nach der Enneadenordnung Band 1 Die Schriften 1 21 der chronologischen Reihenfolge Teilband a Text und Ubersetzung Teilband b Anmerkungen 1956 Band 2 Die Schriften 22 29 der chronologischen Reihenfolge Teilband a Text und Ubersetzung Teilband b Anmerkungen 1962 Band 3 Die Schriften 30 38 der chronologischen Reihenfolge Teilband a Text und Ubersetzung Teilband b Anmerkungen 1964 Band 4 Die Schriften 39 45 der chronologischen Reihenfolge Teilband a Text und Ubersetzung Teilband b Anmerkungen 1967 Band 5 Die Schriften 46 54 der chronologischen Reihenfolge Teilband a Text und Ubersetzung Teilband b Anmerkungen Teilband c Anhang Porphyrios Uber Plotins Leben und uber die Ordnung seiner Schriften 1958 1960 Band 6 Indices 1971 ISBN 3 7873 0259 X Plotin Œuvres completes Les Belles Lettres Paris kritische Edition mit franzosischer Ubersetzung Band 1 1 Traite 1 I 6 Sur le beau hrsg von Jean Marc Narbonne allgemeine Einleitung Lorenzo Ferroni Edition Martin Achard Jean Marc Narbonne Ubersetzung 2012 ISBN 978 2 251 00566 9 Paul Kalligas The Enneads of Plotinus A Commentary Volume 1 Enneads I III Translated by E Key Fowden and N Pilavachi Princeton University Press Princeton 2014 Rezension von Dominic O Meara in Notre Dame Philosophical Reviews 2015 02 10 Lloyd P Gerson Hrsg Plotinus The Enneads Translated by George Boys Stones John M Dillon Lloyd P Gerson Richard A H King Andrew Smith and James Wilberding Cambridge University Press Cambridge 2018 Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen Cristina D Ancona Jorn Lang Plotin In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 5 Teil 1 CNRS Editions Paris 2012 ISBN 978 2 271 07335 8 S 885 1070 Christoph Horn Plotin In Christoph Riedweg u a Hrsg Philosophie der Kaiserzeit und der Spatantike Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 5 2 Schwabe Basel 2018 ISBN 978 3 7965 3699 1 S 1255 1310 1409 1423 Dominic J O Meara Plotinus In Lloyd P Gerson Hrsg The Cambridge History of Philosophy in Late Antiquity Bd 1 Cambridge University Press Cambridge 2010 ISBN 978 0 521 76440 7 S 301 324Einfuhrungen Karin Alt Plotin Buchner Bamberg 2005 ISBN 3 7661 6659 X Jens Halfwassen Plotin und der Neuplatonismus Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 51117 1 Susanne Mobuss Plotin zur Einfuhrung Junius Hamburg 2000 ISBN 3 88506 315 8 Untersuchungen zur Philosophie Werner Beierwaltes Das wahre Selbst Studien zu Plotins Begriff des Geistes und des Einen Klostermann Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 465 03122 9 Hubert Benz Materie und Wahrnehmung in der Philosophie Plotins Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1990 ISBN 3 88479 519 8 Edgar Fruchtel Weltentwurf und Logos Zur Metaphysik Plotins Klostermann Frankfurt am Main 1970 DNB 456679111 Jens Halfwassen Der Aufstieg zum Einen Untersuchungen zu Platon und Plotin 2 Auflage Saur Munchen und Leipzig 2006 ISBN 978 3 598 73055 9 Christoph Horn Plotin uber Sein Zahl und Einheit Eine Studie zu den systematischen Grundlagen der Enneaden Teubner Stuttgart und Leipzig 1995 ISBN 3 519 07611 X Euree Song Aufstieg und Abstieg der Seele Diesseitigkeit und Jenseitigkeit in Plotins Ethik der Sorge Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2009 ISBN 978 3 525 25290 1 Thomas Alexander Szlezak Platon und Aristoteles in der Nuslehre Plotins Schwabe Basel 1979 ISBN 3 7965 0724 7 Rezeption Peter Adamson The Arabic Plotinus A Philosophical Study of the Theology of Aristotle Duckworth London 2002 ISBN 0 7156 3163 2 Sylvain Matton Regards sur la fortune de la Vie de Plotin XVe XVIIIe siecle In Luc Brisson u a Hrsg Porphyre La Vie de Plotin Band 2 Vrin Paris 1992 ISBN 2 7116 1121 3 S 639 720 Dominic J O Meara Plotinus In Virginia Brown Hrsg Catalogus translationum et commentariorum Band 7 The Catholic University of America Press Washington D C 1992 ISBN 0 8132 0713 4 S 55 73 Bibliografie Richard Dufour Plotinus A Bibliography 1950 2000 In Phronesis 46 2001 S 233 411 Hilfsmittel John Herbert Sleeman Gilbert Pollet Lexicon Plotinianum Ancient and Medieval Philosophy Reihe 1 Band 2 Brill Leiden 1980 ISBN 90 6186 083 0Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Plotin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Plotin in der Deutschen Digitalen BibliothekTextausgaben Enneaden nach der Ausgabe von Paul Henry und Hans Rudolf Schwyzer in der Bibliotheca Augustana griechisch Enneaden in der deutschen Ubersetzung von Hermann Friedrich Muller Berlin 1878 Faksimiles Enneaden in der deutschen Ubersetzung von Hermann Friedrich Muller bei zeno org Enneaden in der englischen Ubersetzung von Stephen MacKenna Online Library of Liberty Faksimile MIT Classics formatiert archive org Faksimile John Uebersax Ubersetzung und Originaltexte Eintrage in Online Lexika Lloyd Gerson Eintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und Parameter 3 und nicht Parameter 2 Edward Moore Eintrag in J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Bibliografie Richard Dufour Fortlaufend aktualisierte Bibliografie ab 2000 Medien Fabian Volker Einfuhrung in den Neuplatonismus Plotin I II Vorlesung Institut fur interkulturelle Religionsphilosophie Universitat Wien Einfuhrung in den Neuplatonismus Plotin I II auf YouTube abgerufen am 26 Januar 2023 Fabian Volker Einfuhrung in den Neuplatonismus Plotin II II Einfuhrung in den Neuplatonismus Plotin II II auf YouTube abgerufen am 26 Januar 2023 Anmerkungen Bearbeiten Zur Bestimmung des Todesorts siehe Filippo Cassola L ultima residenza di Plotino In Salvatore Cerasuolo Hrsg Mathesis e Philia Neapel 1995 S 263 269 Zum Vorgehen bei der Berechnung siehe Richard Goulet Le systeme chronologique de la Vie de Plotin In Luc Brisson u a Hrsg Porphyre La Vie de Plotin Band 1 Paris 1982 S 187 227 hier S 199 213 uberholt sind die Angaben von Hans Rudolf Schwyzer Plotinos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband XV Munchen 1978 Sp 310 328 hier 314 f Hans Rudolf Schwyzer Plotinos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XXI 1 Stuttgart 1951 Sp 471 592 hier 476 f Orsolina Montevecchi Ritorniamo a Licopoli e a Plotino In Aegyptus 80 2000 S 139 143 meint Plotin sei ein Grieche aus Lykonpolis gewesen Fur Einzelheiten siehe Lawrence Okamura Plotinus in Syria and Mesopotamia In Classica et Mediaevalia 46 1995 S 87 112 Marie Odile Goulet Caze L arriere plan scolaire de la Vie de Plotin In Luc Brisson u a Hrsg Porphyre La Vie de Plotin Band 1 Paris 1982 S 229 327 hier 257 260 Denis O Brien Plotinus and the Secrets of Ammonius In Hermathena 157 1994 S 117 153 Thomas A Szlezak Plotin und die geheimen Lehren des Ammonios In Helmut Holzhey Walther Ch Zimmerli Hrsg Esoterik und Exoterik der Philosophie Basel 1977 S 52 69 Hans Rudolf Schwyzer Ammonios Sakkas der Lehrer Plotins Opladen 1983 S 15 18 Porphyrios Vita Plotini 12 Siehe dazu Lukas de Blois Plotinus and Gallienus In Antoon A R Bastiaensen u a Hrsg Fructus centesimus Steenbrugge Dordrecht 1989 S 69 82 Siehe dazu Luc Brisson Plotin Une biographie In Luc Brisson u a Hrsg Porphyre La Vie de Plotin Band 2 Paris 1992 S 1 29 hier 14 25 Porphyrios Vita Plotini 10 Hans Rudolf Schwyzer Plotinos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XXI 1 Stuttgart 1951 Sp 471 592 hier 474 476 Mirko D Grmek Les maladies et la mort de Plotin In Luc Brisson u a Hrsg Porphyre La Vie de Plotin Band 2 Paris 1992 S 335 353 Zur Datierung siehe Timothy D Barnes The Chronology of Plotinus Life In Greek Roman and Byzantine Studies Band 17 1976 S 65 70 hier 66 69 Richard Goulet Le systeme chronologique de la Vie de Plotin In Luc Brisson u a Hrsg Porphyre La Vie de Plotin Band 1 Paris 1982 S 191 199 Porphyrios Vita Plotini 2 Siehe dazu Jean Pepin La derniere parole de Plotin In Luc Brisson u a Hrsg Porphyre La Vie de Plotin Band 2 Paris 1992 S 355 383 Fur eine andere Deutung der Worte pladiert jedoch Glenn W Most Plotinus Last Words In Classical Quarterly 53 2003 S 576 587 er meint es sei eine Aufforderung an Eustochios gewesen Dass es sich um eine Ermahnung handelte glauben auch Hans Rudolf Schwyzer Plotins letztes Wort In Museum Helveticum 33 1976 S 85 97 und Karin Alt Zu zwei Aussagen uber Plotins Kindheit und Tod In Philotheos 2 2002 S 128 134 hier 130 134 Luc Brisson Notes sur la Vita Plotini 2 27 In Luc Brisson u a Hrsg Porphyre La Vie de Plotin Band 2 Paris 1992 S 203 f Porphyrios Vita Plotini 1 Wolfgang Fischer Bossert Der Portraittypus des sog Plotin In Archaologischer Anzeiger 2001 S 137 152 vgl Hans Rudolf Schwyzer Plotinos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband XV Munchen 1978 Sp 310 328 hier 316 Zur Frage der Identifizierung dieses Philosophen siehe die eingehende Untersuchung von Asger Ousager Plotinus on Selfhood Freedom and Politics Aarhus 2004 S 285 318 Siehe dazu Albrecht Dihle Die griechische und lateinische Literatur der Kaiserzeit Munchen 1989 S 382 Jean Pepin Philologos philosophos In Luc Brisson u a Hrsg Porphyre La Vie de Plotin Band 2 Paris 1992 S 477 501 hier 498 500 Hans Rudolf Schwyzer Plotinos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XXI 1 Stuttgart 1951 Sp 471 592 hier 527 530 Porphyrios Vita Plotini 8 13 1 5 24 1 6 Plotin Enneaden V 1 8 10 14 Siehe dazu Thomas Alexander Szlezak Platon und Aristoteles in der Nuslehre Plotins Basel 1979 S 10 f und 14 28 Rudolf Schicker Plotin Metaphysik und Modalitat St Augustin 1993 S 1 24 Plotin Enneaden IV 8 1 11 27 Vgl dazu Thomas Alexander Szlezak Platon und Aristoteles in der Nuslehre Plotins Basel 1979 S 28 31 und 36 41 Fur Einzelheiten siehe George E Karamanolis Plato and Aristotle in Agreement Oxford 2006 S 216 242 Andreas Graeser Plotinus and the Stoics Leiden 1972 Siehe dazu Jens Halfwassen Plotin und der Neuplatonismus Munchen 2004 S 37 f Plotin Enneaden VI 8 10 18 21 Venanz Schubert Plotin Einfuhrung in sein Philosophieren Freiburg 1973 S 20 Plotin Enneaden V 5 6 26 28 Zu Plotins Monismus siehe Karin Alt Weltflucht und Weltbejahung Zur Frage des Dualismus bei Plutarch Numenios Plotin Stuttgart 1993 S 55 68 Plotin Enneaden V 3 13 1 f Porphyrios Vita Plotini 23 Zum Verstandnis dieser Vereinigung Henosis siehe Werner Beierwaltes Denken des Einen Frankfurt am Main 1985 S 123 147 Zur gangigen Bezeichnung und Bewertung Plotins als Mystiker siehe Hubert Benz Materie und Wahrnehmung in der Philosophie Plotins Wurzburg 1990 S XVI XVIII Anm 1 Belege Plotin Enneaden V 3 12 38 47 III 8 10 2 10 Plotin Enneaden V 9 5 29 30 V 1 8 14 18 Siehe dazu Michele Abbate Die Interpretation des Vorsokratikers Parmenides bei Plotin Die Begrundung der Identitat von Sein und Denken In Wurzburger Jahrbucher fur die Altertumswissenschaft Neue Folge 30 2006 S 181 196 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 5 Stuttgart Bad Cannstatt 1998 S 250 259 Aristoteles Metaphysik 1072b19 21 1074b15 1075a10 Zu Plotins Auseinandersetzung mit dem Unendlichkeitsbegriff siehe Christoph Horn Plotin uber Sein Zahl und Einheit Stuttgart 1995 S 152 169 Jens Halfwassen Geist und Selbstbewusstsein Stuttgart 1994 S 8 11 24 30 und 55 57 Dagegen Hans Rudolf Schwyzer Plotinos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband XV Munchen 1978 Sp 310 328 hier 324 f Panayiota Vassilopoulou Plotinus and Individuals In Ancient Philosophy 26 2006 S 371 383 Dafur u a Paul Kalligas Forms of Individuals in Plotinus A Re Examination In Phronesis 42 1997 S 206 227 John M Rist Ideas of Individuals in Plotinus In Revue internationale de philosophie Jg 24 Nr 92 1970 S 298 303 Arthur H Armstrong Form Individual and Person in Plotinus In Dionysius 1 1977 S 49 68 Die Hypothese dass Plotin in dieser Frage zu keiner eindeutigen Position gelangt ist vertritt Henry J Blumenthal Did Plotinus believe in Ideas of Individuals In Phronesis 11 1966 S 61 80 Alexander Pletsch Plotins Unsterblichkeitslehre und ihre Rezeption bei Porphyrios Stuttgart 2005 S 26 93 zur Unkorperlichkeit 95 100 zu Harmonie und Entelechie Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 6 1 Stuttgart Bad Cannstatt 2002 S 288 292 Zu Plotins Materie Lehre siehe Hubert Benz Materie und Wahrnehmung in der Philosophie Plotins Wurzburg 1990 S 85 177 Karin Alt Weltflucht und Weltbejahung Zur Frage des Dualismus bei Plutarch Numenios Plotin Stuttgart 1993 S 67 Vgl zum Zusammenhang zwischen der Materie und dem Schlechten bei Plotin Christian Schafer Unde malum Wurzburg 2002 S 105 169 Plotin Enneaden IV 4 32 13 14 IV 9 2 28 9 3 9 Zur intelligiblen Materie siehe Evangelia Varessis Die Andersheit bei Plotin Stuttgart 1996 S 188 202 224 237 Thomas Alexander Szlezak Platon und Aristoteles in der Nuslehre Plotins Basel 1979 S 72 85 Silvia L Tonti Plotins Begriff der intelligiblen Materie als Umdeutung des platonischen Begriffs der Andersheit Wurzburg 2010 S 105 113 Platon Timaios 37d Diesem Thema widmet Plotin die Abhandlung Enneaden III 7 Zu seiner Zeittheorie siehe Karen Gloy Die Struktur der Zeit in Plotins Zeittheorie In Archiv fur Geschichte der Philosophie 71 1989 S 303 326 Plotin Enneaden VI 9 11 49 51 Rudolf Schicker Plotin Metaphysik und Modalitat Sankt Augustin 1993 S 239 f Ingrid Craemer Ruegenberg Uberlegungen zu Plotins Begriff von theoria In Elenor Jain Reinhard Margreiter Probleme philosophischer Mystik Sankt Augustin 1991 S 175 185 Zum Vergleich des Weltgeschehens mit einem Schauspiel siehe Karin Alt Plotin Bamberg 2005 S 112 114 Burkhard Reis Plotins grosses Welttheater In Susanne Godde Theodor Heinze Skenika Beitrage zum antiken Theater und seiner Rezeption Darmstadt 2000 S 291 311 Plotin Enneaden I 4 3 8 Zu Plotins Verstandnis des Ubels bzw des Bosen siehe Christian Schafer Unde malum Wurzburg 2002 S 51 193 Euree Song Aufstieg und Abstieg der Seele Gottingen 2009 S 150 152 Plotin Enneaden II 3 7 und II 3 16 Plotin Enneaden I 9 Plotin Enneaden IV 3 20 23 Karin Alt Plotin Bamberg 2005 S 86 88 Porphyrios Vita Plotini 1 Zu Plotins Konzept der Fursorge und Pflege pronoia epimeleia siehe Euree Song Aufstieg und Abstieg der Seele Gottingen 2009 S 31 f und 95 110 Plotin Enneaden V 1 1 1 22 IV 4 3 1 3 IV 8 6 6 10 IV 8 7 1 17 Christian Schafer Unde malum Wurzburg 2002 S 84 104 Zu dieser Lehre siehe Thomas Alexander Szlezak Platon und Aristoteles in der Nuslehre Plotins Basel 1979 S 167 205 Siehe dazu Arbogast Schmitt Symmetrie im Platonismus und in der Stoa In Maria Christine Leitgeb u a Hrsg Platon Plotin und Marsilio Ficino Wien 2009 S 13 50 hier 13 15 und 19 22 Plotin Enneaden VI 7 22 Siehe dazu Paul Oskar Kristeller Der Begriff der Seele in der Ethik des Plotin Tubingen 1929 S 58 66 Vgl zum Eros bei Plotin Achim Wurm Platonicus amor Lesarten der Liebe bei Platon Plotin und Ficino Berlin 2008 S 119 140 Plotin Enneaden II 9 10 1 14 Plotin Enneaden II 9 6 Eine Zusammenfassung von Plotins Argumentation bietet Christoph Elsas Neuplatonische und gnostische Weltablehnung in der Schule Plotins Berlin 1975 S 56 85 Zum systemimmanenten Charakter der Argumentation Plotins siehe Karin Alt Philosophie gegen Gnosis Stuttgart 1990 S 21 66 Platon Sophistes 254b 255e Plotin Enneaden IV 7 9 23 24 V 4 2 43 VI 9 2 24 25 Siehe dazu Michele Abbate Die Interpretation des Vorsokratikers Parmenides bei Plotin Die Begrundung der Identitat von Sein und Denken In Wurzburger Jahrbucher fur die Altertumswissenschaft Neue Folge 30 2006 S 188 191 Zu Plotins Kategorienlehre siehe Klaus Wurm Substanz und Qualitat Berlin 1973 S 135 166 und 221 262 Christoph Horn Plotin uber Sein Zahl und Einheit Leipzig 1995 S 30 148 Silvia L Tonti Plotins Begriff der intelligiblen Materie als Umdeutung des platonischen Begriffs der Andersheit Wurzburg 2010 S 131 138 Klaus Wurm Substanz und Qualitat Berlin 1973 S 158 166 John Dillon Iamblichus Criticisms of Plotinus Doctrine of the Undescended Soul In Riccardo Chiaradonna Hrsg Studi sull anima in Plotino Napoli 2005 S 337 351 Proklos Theologia Platonica I 1 Zu Proklos Kritik an Plotin siehe Werner Beierwaltes Denken des Einen Frankfurt am Main 1985 S 155 192 Silvia L Tonti Plotins Begriff der intelligiblen Materie als Umdeutung des platonischen Begriffs der Andersheit Wurzburg 2010 S 125 130 Hans Rudolf Schwyzer Plotinos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XXI 1 Stuttgart 1951 Sp 471 592 hier 510 512 Vgl auch Heinrich Dorrie Porphyrios als Mittler zwischen Plotin und Augustin In Paul Wilpert Willehad P Eckert Hrsg Antike und Orient im Mittelalter Vortrage der Kolner Mediaevistentagungen 1956 1959 Miscellanea Mediaevalia Band 1 De Gruyter Berlin 1962 S 26 47 Die Hypothese Eusebios habe eine von den Enneaden unabhangige Uberlieferung herangezogen hat sich nicht durchgesetzt siehe Hans Rudolf Schwyzer Plotinos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband XV Munchen 1978 Sp 310 328 hier 319 Zur spatantiken christlichen Plotin Rezeption siehe John Rist Plotinus and Christian philosophy In Lloyd P Gerson Hrsg The Cambridge Companion to Plotinus Cambridge 1996 S 386 413 Siehe auch Anthony Meredith Plotinus and the Cappadocians In Peter Bruns Hrsg Von Athen nach Bagdad Bonn 2003 S 63 75 Ergebnis kein direkter Einfluss Plotins auf Basileios von Caesarea Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa eindeutig nachweisbar Christopher M Woodhouse George Gemistos Plethon The Last of the Hellenes Oxford 1986 S 74 f Hans Rudolf Schwyzer Plotinos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XXI 1 Stuttgart 1951 Sp 471 592 hier 499 508 Remi Brague La philosophie dans la Theologie d Aristote Pour un inventaire In Documenti e studi sulla tradizione filosofica medievale 8 1997 S 365 387 Peter Adamson The Arabic Plotinus A Philosophical Study of the Theology of Aristotle London 2002 Zu Ficinos Plotin Rezeption siehe Clemens Zintzen Plotin und Ficino In Jens Holzhausen Hrsg psyxh Seele anima Festschrift fur Karin Alt zum 7 Mai 1998 Stuttgart 1998 S 417 435 Henri D Saffrey Florence 1492 The Reappearance of Plotinus In Renaissance Quarterly 49 1996 S 488 506 Giovanni Pico della Mirandola Oratio de hominis dignitate In Eugenio Garin Hrsg G Pico della Mirandola De hominis dignitate Heptaplus De ente et uno Firenze 1942 S 140 142 Zur von Ficino gepragten Neuplatonismus Rezeption in diesen Kreisen siehe Francoise Joukovsky Le regard interieur Themes plotiniens chez quelques ecrivains de la Renaissance francaise Paris 1982 S 19 21 und 37 41 Material zur Plotin Rezeption im 17 und 18 Jahrhundert ist zusammengestellt bei Max Wundt Plotin und die Romantik In Neue Jahrbucher fur das klassische Altertum Geschichte und deutsche Literatur und fur Padagogik Bd 35 Abteilung 1 Jahrgang 18 1915 S 649 672 hier 649 658 Zu Berkeley siehe Naguib Baladi Plotin et l immaterialisme de Berkeley Temoignage de la Siris In Revue internationale de philosophie Jg 24 Nr 92 1970 S 338 347 Siehe dazu Werner Beierwaltes Platonismus und Idealismus 2 Auflage Frankfurt am Main 2004 S 87 93 Plotin Enneaden I 6 9 30 32 Jutta Kollesch Diethard Nickel Antike Heilkunst Ausgewahlte Texte aus den medizinischen Schriften der Griechen und Romer 6 Auflage Leipzig 1989 S 185 Anm 1 Der Druck von 1828 gibt den Text von 1805 wieder dazwischen publizierte Goethe das Gedicht 1810 und 1823 in zwei uberarbeiteten Fassungen Johann Wolfgang Goethe Goethe s Werke Vollstandige Ausgabe letzter Hand Band 3 Stuttgart Tubingen 1828 S 291 der Duodez Ausgabe Digitalisat Johann Wolfgang Goethe Samtliche Werke nach Epochen seines Schaffens Munchner Ausgabe Munchen Wien 1986 S 93 mit Kommentar S 908 909 Goethes Werke Weimarer Ausgabe Bd I 3 Weimar 1890 S 279 Zu Goethes Verhaltnis zu Plotin siehe Werner Beierwaltes Platonismus und Idealismus 2 Auflage Frankfurt am Main 2004 S 93 100 und 222 Franz Koch Goethe und Plotin Leipzig 1925 Max Hecker Hrsg Der Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter Band 1 Leipzig 1913 S 121 5 September 1805 Zu Hegels Plotin Rezeption siehe Venanz Schubert Plotin Freiburg 1973 S 14 18 Werner Beierwaltes Platonismus und Idealismus 2 Auflage Frankfurt am Main 2004 S 144 153 226 f Venanz Schubert Plotin Freiburg 1973 S 19 24 Werner Beierwaltes Das wahre Selbst Frankfurt am Main 2001 S 182 227 Werner Beierwaltes Platonismus und Idealismus 2 Auflage Frankfurt am Main 2004 S 100 144 202 214 222 226 233 f Arthur Schopenhauer Parerga und Paralipomena Bd 1 hrsg Ludger Lutkehaus Zurich 1994 S 64 f Zu Schopenhauers Verhaltnis zu Plotin siehe Otto Kiefer Schopenhauer und Plotin In Jahrbuch der Schopenhauer Gesellschaft 28 1941 S 247 257 zur Kritik S 249 Zu Bergsons Plotin Rezeption siehe Rose Marie Mosse Bastide Bergson et Plotin Paris 1959 Zusammenstellung mundlicher Ausserungen Bergsons S 1 f Zusammenfassung der Ergebnisse S 397 402 Maurice de Gandillac Le Plotin de Bergson In Revue de theologie et de philosophie 23 1973 S 173 183 Karl Jaspers Die grossen Philosophen Bd 1 5 Auflage Munchen 1995 S 716 719 und 722 Hans Jonas Gnosis und spatantiker Geist Bd 1 4 Auflage Gottingen 1988 S 6 46 89 f 250 f 260 328 f 375 Vgl dazu Christoph Elsas Neuplatonische und gnostische Weltablehnung in der Schule Plotins Berlin 1975 S 1 5 Hugo Fischer Die Aktualitat Plotins Munchen 1956 Ulrich von Wilamowitz Moellendorff u a Die griechische und lateinische Literatur und Sprache 3 Auflage Leipzig und Berlin 1912 S 270 Paul Oskar Kristeller Der Begriff der Seele in der Ethik des Plotin Tubingen 1929 S 5 f Willy Theiler Forschungen zum Neuplatonismus Berlin 1966 S 126 Eine forschungsgeschichtliche Ubersicht bietet Thomas Alexander Szlezak Platon und Aristoteles in der Nuslehre Plotins Basel 1979 S 45 51 nbsp Dieser Artikel wurde am 21 Februar 2011 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 118595164 lobid OGND AKS LCCN n80014372 NDL 00452971 VIAF 108386765 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME PlotinALTERNATIVNAMEN Plotinos PlotinusKURZBESCHREIBUNG antiker griechischer PhilosophGEBURTSDATUM 205STERBEDATUM 270STERBEORT Kampanien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Plotin amp oldid 235057182