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Thomas Taylor 15 Mai 1758 in London 1 November 1835 in Walworth war ein englischer popularwissenschaftlicher Schriftsteller und Ubersetzer Durch seine Ubersetzungen antiker philosophischer Literatur aus dem Altgriechischen trug er wesentlich zur Popularisierung der antiken Philosophie insbesondere des Platonismus im englischen Sprachraum bei Dabei ging es ihm nicht nur um die Verbreitung philosophiegeschichtlicher Kenntnisse sondern auch um eine Neubelebung der platonischen Tradition zu der er sich bekannte Daher wird er zur Unterscheidung von gleichnamigen Personen auch Thomas Taylor der Platoniker genannt Thomas Taylor Olgemalde von Thomas Lawrence National Gallery of Canada Ottawa Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Rezeption 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenThomas Taylor wurde am 15 Mai 1758 als Sohn des Korsettfabrikanten Joseph Taylor in London geboren Er wurde 1767 in die St Paul s School in London aufgenommen musste die Schule aber schon nach drei Jahren verlassen Nach drei weiteren Jahren zog er nach Sheerness um wo der Schwager seines Vaters der in der dortigen Werft arbeitete seine Erziehung ubernahm In seiner Freizeit trieb er mathematische und philosophische Studien insbesondere befasste er sich mit Schriften von Bolingbroke und Hume Als er Sheerness im neunzehnten Lebensjahr verliess und sich in Walworth niederliess war er Anhanger des Skeptizismus 1 Damals lebte Mary Wollstonecraft die spater als Schriftstellerin und Frauenrechtlerin bekannt wurde etwa drei Monate in Taylors Haus in Walworth 2 Taylor wurde Bankangestellter und widmete sich autodidaktisch dem Studium der antiken Philosophie wobei er die Autoren im altgriechischen Original las und mit Aristoteles begann Sein starkes Interesse an Metaphysik veranlasste ihn sich der neuplatonischen Tradition zuzuwenden Dabei faszinierte ihn besonders die religiose Dimension des antiken Neuplatonismus einer Richtung in der er eine ideale Verbindung religioser und philosophischer Bestrebungen sah Das neuplatonische Schrifttum kam auch seinem Interesse an der Philosophie der Mathematik entgegen Im Haus des Bildhauers John Flaxman der sich fur ihn einsetzte hielt er zwolf Vortrage uber Platon Ab 1787 veroffentlichte er Ubersetzungen antiker Werke ab 1790 91 auch Abhandlungen uber Themen aus dem Bereich der antiken religiosen Philosophie Wie die Cambridger Platoniker des 17 Jahrhunderts wandte sich Taylor gegen materialistisches und mechanistisches Denken Im Gegensatz zu den Cambridger Platonikern die einen christlichen Platonismus vertreten hatten lehnte er aber das Christentum ab und bekannte sich zum Polytheismus was in England Anstoss erregte Taylors zunehmende Bekanntheit in gebildeten Kreisen brachte ihn in Kontakt mit Forderern Dadurch konnte er sich vom Zwang zur Erwerbstatigkeit in der Bank befreien Der Geschaftsmann William Meredith gewahrte ihm eine jahrliche Rente von 100 Pfund 3 1798 wurde er Stellvertretender Sekretar Assistant Secretary in der Society for the Encouragement of Arts Manufactures and Commerce 1806 gab er dieses Amt auf um sich nur noch seiner Arbeit als Privatgelehrter zu widmen Zu seinen Gonnern gehorte Charles Howard der 11 Herzog von Norfolk Taylors ausserordentlicher Fleiss seine autodidaktisch erworbene vorzugliche Bildung und seine umfassende Kenntnis der Literatur des antiken Platonismus und Aristotelismus kamen seiner Arbeit als Ubersetzer und Popularisator zugute Er war zur textkritischen Auseinandersetzung mit den ihm vorliegenden teils sehr mangelhaften Ausgaben befahigt Ungunstig wirkte sich aber das Fehlen einer Hochschulausbildung auf seine historische Kritikfahigkeit aus beispielsweise hielt er den mythischen Orpheus fur eine historische Personlichkeit und ging wie die spatantiken Neuplatoniker von einer fundamentalen Ubereinstimmung zwischen Platonismus und Aristotelismus aus Werke BearbeitenTaylor fertigte eine englische Gesamtubersetzung der Werke Platons und des Aristoteles an wobei er fur neun Dialoge Platons die bereits vorliegenden Ubersetzungen von Floyer Sydenham verwerten konnte Zum antiken Schrifttum das er durch seine Ubersetzungen ganz oder auszugsweise einer breiteren Offentlichkeit bekannt machte gehorten unter anderem orphische Hymnen sowie Werke von Pausanias Apuleius Kelsos Maximos von Tyros Plotin Porphyrios Iamblichos Synesios und Proklos In seinen Abhandlungen befasste sich Taylor unter anderem mit antiken Mysterienkulten und mit der Philosophie des Aristoteles Er schrieb zwei Essays Uber die Theologie der Griechen und Uber die Mythologie der Griechen die 1820 bzw 1821 im Classical Journal erschienen 1792 veroffentlichte er anonym den Essay A Vindication of the Rights of Brutes uber Tierrechte mit dessen Titel er auf die im Januar 1792 erschienene Schrift A Vindication of the Rights of Woman von Mary Wollstonecraft anspielte Rezeption BearbeitenTaylors Ubersetzungen und Schriften erzielten bei seinen Zeitgenossen und in der Nachwelt eine betrachtliche Wirkung wobei ihr Einfluss in Amerika starker war als in England Dies hatte unter anderem zur Folge dass Platon in literarischen Kreisen aus neuplatonischer Perspektive betrachtet wurde Zu den englischen Dichtern die von Taylors Ubersetzungen und seiner Platonismus Interpretation beeinflusst wurden gehoren William Blake 4 Samuel Taylor Coleridge Percy Bysshe Shelley und William Wordsworth In Amerika fand sein Werk besonders bei Ralph Waldo Emerson und Amos Bronson Alcott Beachtung Isaac D Israeli nahm Taylor zum Vorbild fur eine Gestalt seines 1797 anonym veroffentlichten Romans Vaurien Thomas Love Peacock schuf in seinem Roman Melincourt 1817 die Gestalt des Mr Mystic die an Taylor erinnert mit dem Peacock befreundet war 5 Schriften BearbeitenGesammelte Schriften The Thomas Taylor Series The Prometheus Trust Frome Somerset 1994 2006 Band 1 Proclus Elements of Theology 1994 ISBN 1 898910 00 6 Ubersetzung Band 2 Select Works of Porphyry With an appendix explaining the allegory of the wanderings of Ulysses by the translator 1994 ISBN 1 898910 01 4 Ubersetzungen Band 3 Collected Writings of Plotinus 1994 ISBN 1 898910 02 2 Ubersetzung der Halfte der Enneaden Plotins Band 4 Collected Writings on the Gods and the World 1994 ISBN 1 898910 03 0 Ubersetzungen mehrerer antiker philosophischer Schriften sowie Taylors Essays On the Theology of the Greeks und On the Mythology of the Greeks Band 5 Hymns and Initiations 1994 ISBN 1 898910 04 9 Ubersetzungen antiker Werke mit einleitenden und erlauternden Texten des Ubersetzers sowie von Taylor verfasste englische Hymnen Band 6 The Dissertations of Maximus Tyrius 1994 ISBN 1 898910 05 7 Ubersetzung der Vortrage des Maximos von Tyros sowie Taylors Essay The Triumph of the Wise Man over Fortune und sein Artikel Remarks on the Daemon of Socrates Band 7 Oracles and Mysteries 1995 ISBN 1 898910 06 5 Untersuchungen und kommentierte Ubersetzungen Band 8 Proclus The Theology of Plato 1995 ISBN 1 898910 07 3 Ubersetzung mit Taylors Einleitung Bande 9 13 The Works of Plato 1995 ff Ubersetzungen der Werke Platons sowie einschlagige Artikel Taylors Band 14 Apuleius Golden Ass or The Metamorphosis and other Philosophical Writings viz On the God of Socrates amp On the Philosophy of Plato 1997 ISBN 978 1 898910 13 8 Ubersetzungen von Werken des Apuleius Bande 15 und 16 Proclus Commentary on the Timaeus of Plato 1998 Ubersetzung Band 17 Iamblichus On the Mysteries of the Egyptians Chaldeans and Assyrians and Life of Pythagoras 1999 ISBN 978 1 898910 16 9 Ubersetzungen Band 18 Essays and Fragments of Proclus 1999 ISBN 978 1 898910 17 6 Ubersetzungen der Band enthalt auch sieben von Taylor verfasste englische Hymnen und Gebete Bande 19 27 The Works of Aristotle 2000 ff Ubersetzungen der Werke des Aristoteles sowie kommentierender antiker Texte Band 28 A Dissertation on the Philosophy of Aristotle 2004 ISBN 978 1 898910 27 5 Band 29 Proclus Commentary on the First Book of Euclid s Elements 2006 ISBN 978 1 898910 28 2 Ubersetzung mit einer Abhandlung Taylors Band 30 The Theoretic Arithmetic of the Pythagoreans 2006 ISBN 978 1 898910 29 9 funf Abhandlungen Bande 31 und 32 Pausanias Guide to Greece 2006 Ubersetzung Band 33 Against the Christians and Other Writings 2006 ISBN 978 1 898910 32 9 Ubersetzungen antiker antichristlicher Literatur sowie zahlreiche Schriften Taylors und eine Bibliographie seiner Werke Ausgewahlte Schriften Kathleen Raine George Mills Harper Hrsg Thomas Taylor the Platonist Selected Writings Princeton University Press Princeton N J 1969 mit ausfuhrlicher Einleitung Schriftenverzeichnis Ruth Balch Thomas Taylor the Platonist 1758 1835 List of Original Works and Translations Newberry Library Chicago 1917 chronologisches Verzeichnis von Taylors Veroffentlichungen online Literatur BearbeitenTimothy Webb English Romantic Hellenism 1700 1824 Manchester University Press Manchester 1982 ISBN 0 7190 0772 0 S 180 188Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Taylor Thomas 1758 1835 Quellen und Volltexte englisch Schriften Taylors im Project Gutenberg Taylor The Eleusinian and Bacchic Mysteries Hymnen des Orpheus Ubersetzung Taylors Proklos Platonische Theologie Ubersetzung Taylors Proklos Timaios Kommentar Ubersetzung Taylors Texte des Proklos Ubersetzung Taylors The fragments that remain of the lost writings of Proclus Ubersetzung Taylors Einleitung zur Ubersetzung von Aristoteles De anima PDF 303 kB Aristoteles Nikomachische Ethik Ubersetzung Taylors Demophilus Pythagoreische Sentenzen S 121 ff Ubersetzung Taylors An answer to Dr Gillies s supplement to his new analysis of Aristotle s Works London 1804 Andere Version A Dissertation on the Philosophy of Aristotle In Four Books London 1812 Hathi Trust Weitere Werke bei archive org Weitere Werke beim HathiTrustAnmerkungen Bearbeiten James McMullen Rigg Taylor Thomas 1758 1835 In Dictionary of National Biography DNB Bd 55 New York London 1898 S 468 470 hier 468 Zu Wollstonecrafts Begegnung mit Taylor siehe Emily W Sunstein A Different Face The Life of Mary Wollstonecraft New York 1975 S 76 James McMullen Rigg Taylor Thomas 1758 1835 In Dictionary of National Biography DNB Bd 55 New York London 1898 S 468 470 hier 468 Zu Taylors Einfluss auf Blake siehe Kathleen Raine Thomas Taylor in England In Kathleen Raine George Mills Harper Hrsg Thomas Taylor the Platonist Selected Writings Princeton N J 1969 S 3 48 hier 3 13 15 34 37 41 f Kathleen Raine Thomas Taylor in England In Kathleen Raine George Mills Harper Hrsg Thomas Taylor the Platonist Selected Writings Princeton N J 1969 S 3 48 hier 40 vgl S 130 f Normdaten Person GND 117249262 lobid OGND AKS LCCN n79054710 VIAF 86699831 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Taylor ThomasALTERNATIVNAMEN Thomas Taylor der PlatonikerKURZBESCHREIBUNG englischer popularwissenschaftlicher Schriftsteller und UbersetzerGEBURTSDATUM 15 Mai 1758GEBURTSORT LondonSTERBEDATUM 1 November 1835STERBEORT Walworth London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thomas Taylor Schriftsteller amp oldid 235049256