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Der Monismus von altgriechisch monos monos allein einzig ein ist eine philosophische bzw metaphysische Position Ihre Hauptthese ist dass sich alle Phanomene der Welt auf ein einziges Grundprinzip zuruckfuhren lassen Die Gegenpositionen zum Monismus sind der Dualismus und der Pluralismus die zwei bzw viele Grundprinzipien annehmen In der Geschichte der Philosophie sind mehrere monistische Lehren nachweisbar Als Begriff wurde der Monismus allerdings erst am Ende des 19 Jahrhunderts gepragt Uber seine philosophische Bedeutung hinaus findet der Begriff heute ausserdem Anwendung in der Politikwissenschaft Rechtswissenschaft und Religionswissenschaft Inhaltsverzeichnis 1 In der Philosophie 1 1 Antikes Griechenland 1 2 Europaische Fruhe Neuzeit 1 3 Indische Philosophie 2 In Natur und Gesellschaft 3 In der Politikwissenschaft 4 In der Rechtswissenschaft 4 1 Volkerrecht 4 2 Offentliches Recht Privatrecht 4 3 Offentliche Sachen 4 4 Grundstuckgewinnsteuer 4 5 Urheberrecht 5 In den Religionen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseIn der Philosophie BearbeitenIn der Philosophie ist oft die Rede von Substanzen aus denen die Welt besteht Wahrend der philosophische Dualismus meist zwei Substanzen Geist und Materie annimmt geht der Monismus von der Existenz nur einer Substanz aus Es lassen sich drei grobe Richtungen des Monismus identifizieren Materialismus oder Physikalismus wonach alles Materie ist und nur physikalische oder materielle Objekte und Wirkungen real sind Dies ist die in der Neuzeit mit Abstand popularste Auspragung des Monismus Idealismus oder Phanomenalismus wonach alles Geist ist und nur geistige Vorgange real sind Eine Variante dieser Auffassung wurde beispielsweise von George Berkeley vertreten Die idealistische Auspragung des Monismus findet sich heute nur noch selten Neutraler Monismus wonach sowohl physikalischen als auch geistigen Vorgangen ein drittes unabhangiges Prinzip zugrunde liegt Jede dieser drei Hauptrichtungen nimmt an dass sich alle bekannten Vorgange auf das genannte Grundprinzip zuruckfuhren lassen Vielfach wird dabei das Prinzip des Reduktionismus verwendet Spezifische Formen des Monismus Der Funktionalismus ist grundsatzlich ein physikalischer Monismus Zusatzlich wird angenommen dass geistige Phanomene auf einen funktionalen Mechanismus reduzierbar sind der unabhangig von dem zugrunde liegenden Material ist In dem Sinne ware also eine Maschine die wie ein Mensch denkt auch ohne die Neuronen des menschlichen Gehirns denkbar Die Kunstliche Intelligenz sowie die Kognitionswissenschaft stehen dem Funktionalismus nahe Der eliminative Materialismus postuliert rein materielle Grundprinzipien verzichtet allerdings auf einen Reduktionismus zur Begrundung geistiger Vorgange wie Wunsche Furcht oder Glaube Diese sind nach dieser Theorie letztendlich unwissenschaftlich und werden wie andere uberholte Vorstellungen gleichfalls aus der wissenschaftlichen Diskussion verschwinden Ein spezielles Beispiel eines eliminativen Materialismus stellt der radikale Behaviorismus Burrhus Frederic Skinners dar Verschiedene nicht reduktive Materialismen verwerfen alle reduktiven Vorschlage Ein Beispiel ist der anomale Monismus von Donald Davidson Teilweise wird von Supervenienz gesprochen Mentale Zustande supervenieren uber physischen Zustanden sind aber nicht auf sie zuruckfuhrbar Supervenieren beschreibt dabei eine Abhangigkeitsbeziehung Das Mentale kann sich nicht verandern ohne dass sich das Physische verandert Eine spezielle Form des idealistischen Monismus ist der Solipsismus nach dem nicht nur alles Geist sondern alles ausschliesslich der eigene Geist ist es existiert keine Welt ausserhalb der eigenen Empfindungen und Gedanken Antikes Griechenland Bearbeiten Einige Naturphilosophen der Antike waren Monisten die jeweils einen Urstoff erkannt zu haben glaubten Anaximander Apeiron etwa das Nicht Eingrenzbare Unfassbare Unendlichkeit Anaximenes Luft Demokritos 460 370 v Chr nahm bereits an dass die gesamte Welt einschliesslich eventueller Gotter nur aus unbestandigen Zusammenballungen kleinster Teile den Atomen bestehe Heraklit Feuer Parmenides das Sein Thales WasserEuropaische Fruhe Neuzeit Bearbeiten Bekannte Vertreter des materialistischen Monismus waren Thomas Hobbes 1588 1679 Paul Henri Thiry d Holbach 1723 1789 und Julien Offray de La Mettrie 1709 1751 die allen mentalen Vorgangen die Interaktion materieller Komponenten zugrunde legten Fur d Holbach gab es keinen Dualismus etwa zwischen Materie versus Geist oder Seele versus Korper vielmehr insbesondere in seiner Schrift Systeme de la Nature ou Des Loix du Monde Physique et du Monde Moral 1770 vertrat er einen konsequenten Monismus So sah er die menschliche Erkenntnis Denken oder Empfindung als einen Ausdruck des der Materie innewohnenden Prinzips aus Bewegung und Determinismus Baruch de Spinoza 1632 1677 wird manchmal dem idealistischen Monismus zugeordnet und zwar wegen seiner Ansicht dass es nur eine Substanz gebe Gott wahrend die Dinge ebenso wie die mentalen Vorgange der Menschen nur Modi dieser einen Substanz seien siehe aber Neutraler Monismus Indische Philosophie Bearbeiten Eine der wichtigsten Richtungen der indischen Philosophie ist der Vedanta Advaita Vedanta wie er von Shankara ausgelegt wurde lehrt die Gleichheit von Atman und Brahman Vishishtadvaita Vedanta postuliert Gott als einzige Existenz In Natur und Gesellschaft BearbeitenErnst Haeckel entwarf auf naturwissenschaftlicher Grundlage die Weltanschauung des Entwicklungs Monismus Kern dieser Richtung ist die volle Einordnung des Menschen in die Natur ein Atheismus oder ein Natur und Gott gleichsetzender Pantheismus und schliesslich der Verzicht auf jeden Offenbarungs und Wunderglauben Im 20 Jahrhundert hat sich ein naturwissenschaftlicher Ansatz zum Verstandnis von Prozessen und Systemen entwickelt der die Entwicklung von Natur und Gesellschaft durchgangig erklart Das ontologische prozessorientierte Modell der emergenten Selbstorganisation 1 Man kann es als Erweiterung der biologischen Evolution ansehen In diesem Modell werden die Prozesse der Welt auf einen einheitlichen Grundprozess abgebildet der vom Urknall uber die Entwicklung des Lebens die Funktionsweise des Gehirns bis hin zu den Prozessen der menschlichen Gesellschaft wirkt Aus Elementen die untereinander Wechselwirkungen haben entstehen von selbst und meist spontan Systeme mit neuen Strukturen Eigenschaften und Fahigkeiten 2 Die Prozesse werden von den Bedingungen in ihrer Umgebung beeinflusst Da emergent entstandene Systeme wieder Elemente weiterer emergenter Prozesse sein konnen hat sich im Laufe der Entwicklung der Welt von selbst und rekursiv eine Hierarchie von zunehmend komplexen Systemen entwickelt Die emergent entstehenden Strukturen Eigenschaften und Fahigkeiten sind nicht aus den Eigenschaften der Elemente vorhersagbar und mussen empirisch durch Beobachtungen Messungen usw festgestellt werden Emergente Prozesse sind meist ruckgekoppelt und deshalb nichtlinear ihr Ablauf ist durch das deterministische Chaos bestimmt Aufgrund der Nichtlinearitat der Prozesse bilden sich die Strukturen und Systeme 3 In der Politikwissenschaft BearbeitenDas Begriffspaar Monismus Pluralismus dient vor allem zur Bezeichnung von Ein und Mehrparteiensystemen Der Aufgabenmonismus ist eine Organisationsform der offentlichen Verwaltung In der Rechtswissenschaft BearbeitenIn der Rechtswissenschaft spricht man in verschiedenen Zusammenhangen von monistischen respektive dualistischen Systemen Volkerrecht Bearbeiten Im Volkerrecht sind Monismus und Dualismus zwei Hauptrichtungen die entweder von der Einheit von nationalem und internationalem Recht oder von deren Getrenntheit ausgehen Beim Monismus bedarf eine volkerrechtliche Norm keiner Ubertragung ins innerstaatliche Recht sondern ist unmittelbar anwendbar Von einem Monismus geht etwa die herrschende Lehre in Osterreich der Schweiz oder den Niederlanden aus In Deutschland herrscht hingegen die dualistische Theorie vor Dies hat zur Folge dass internationales Recht in nationales Recht umgesetzt werden muss damit es innerstaatliche Geltung erlangt Nicht hierunter fallt allerdings das direkt anwendbare EU Recht insbesondere die Verordnungen der EU 4 Offentliches Recht Privatrecht Bearbeiten In den kontinentaleuropaischen Rechtsordnungen wird ublicherweise die grosse Unterscheidung zwischen offentlichem Recht einerseits und Privatrecht andererseits gemacht Hierbei handelt es sich also um ein zweigeteiltes dualistisches System In angelsachsischen Rechtsordnungen wird hingegen die Einheit des Rechts betont weshalb man von einem monistischen System spricht Offentliche Sachen Bearbeiten Gemass dem monistischen System beurteilen sich Rechtsfragen bezuglich offentlichen Sachen im engeren Sinne Verwaltungsvermogen und offentlichen Sachen im Gemeingebrauch ausschliesslich nach offentlichem Recht Insbesondere muss also eine eigene offentlich rechtliche Eigentumsordnung gelten Die dualistische Theorie stellt je nach Rechtsfrage hingegen bei offentlichen Sachen teilweise auf das Zivilrecht ab Insbesondere gilt im dualistischen System die zivilrechtliche Eigentumsordnung Die monistische Ordnung stammt ursprunglich aus Frankreich galt jedoch in vielen Westschweizer Kantonen Deutschland kannte immer fast ausschliesslich das dualistische System das mittlerweile in der Schweiz das monistische System komplett abgelost hat Grundstuckgewinnsteuer Bearbeiten Bei der von schweizerischen Kantonen und Gemeinden erhobenen Grundstuckgewinnsteuer wird im Monistischen System auf Grundstuckgewinne die Grundstuckgewinnsteuer erhoben unabhangig davon ob sich die Liegenschaft im Privat oder im Geschaftsvermogen befindet Im dualistischen System hingegen wird die Grundstuckgewinnsteuer nur fur Grundstucke im Privatvermogen erhoben wahrend Grundstuckgewinne im Geschaftsvermogen einkommens respektive gewinnsteuerpflichtig sind Es steht den Kantonen frei zwischen den beiden Systemen zu wahlen Art 12 Abs 1 und 4 Steuerharmonisierungsgesetz Urheberrecht Bearbeiten Im Urheberrecht bezeichnet Monismus die Untrennbarkeit der personlichkeitsrechtlichen und verwertungsrechtlichen Befugnisse des Urhebers Das deutsche Urheberrechtsgesetz orientiert sich an der monistischen Theorie In den Religionen BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst In der Religion stehen monistische Lehren oft dem Pantheismus oder dem Panentheismus nahe die eine Gegenwart Immanenz des Gottlichen in allen Erscheinungen der Welt annehmen In der katholischen Kirche wird die gottliche Einheit mit dem Grundprinzip identifiziert Ahnliche Ansichten finden sich in anderen Zweigen des Christentums im Islam oder im Judentum Auch bei den monotheistischen Bahai gibt es zahlreiche Aussagen in den Heiligen Schriften die sich monistisch interpretieren lassen Zum Hinduismus siehe oben unter Indische Philosophie Auch die alteste hinduistische Schrift der Rig Veda spricht von einem Wesen Nicht Wesen das atmete ohne Atem und dessen Wirkung die Welt schuf Praktiken wie Yoga oder Tantra werden oft als monistisch bezeichnet In der Freireligiosen Bewegung wird ein religioser Monismus vertreten ohne die Welt in ein Diesseits und in ein Jenseits zu spalten Literatur BearbeitenArthur Drews Der Monismus dargestellt in Beitragen seiner Stellvertreter 2 Bande E Diederichs Jena 1908 Band 1 Systematisches Band 2 Historisches OCLC 603226340 John Heil Philosophy of mind A contemporary introduction 2 Auflage Routledge London New York NY 2004 ISBN 978 0415283564 Franz von Kutschera Die Wege des Idealismus Mentis Paderborn 2006 ISBN 978 3 89785 536 6 Arnher E Lenz Volker Mueller Hrsg Darwin Haeckel und die Folgen Monismus in Vergangenheit und Gegenwart Neustadt am Rubenberge 2006 ISBN 3 933037 56 5 5 Ph Clayton A Peacocke Hrsg In Whom We Live and Move and Have Our Being Panentheistic Reflections on God s Presence in a Scientific World Eerdman Publishing Cambridge 2004 ISBN 978 0 8028 0978 0 Christoph Wand Zeit und Alleinheit Ein spekulativer Entwurf zur Vermittlung von Theologie und Physik im Anschluss an die Analyse von Zeit bei Carl Friedrich von Weizsacker LIT Verlag Munster 2007 ISBN 978 3 8258 0899 0 Magnus Lerch All Einheit und Freiheit Subjektphilosophische Klarungsversuche in der All Einheit und Freiheit subjektphilosophische Klarungsversuche in der Monismus Debatte zwischen Klaus Muller und Magnus Striet Bonner dogmatische Studien Band 47 Echter Verlag Wurzburg 2009 ISBN 978 3 429 03180 0 Dissertation Universitat Bonn 2008 213 Seiten Adrian Brucker Die monistische Naturphilosophie im deutschsprachigen Raum um 1900 und ihre Folgen Rekonstruktion und kritische Wurdigung naturwissenschaftlicher Hegemonialanspruche in Philosophie und Wissenschaft Wissenschaftlicher Verlag Berlin wvb Berlin 2011 ISBN 978 3 86573 641 3 Leicht veranderte Fassung von Dissertation Universitat Bielefeld 2011 733 Seiten Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Monismus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Jonathan Schaffer 2007 Monism Eintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und weder Parameter 2 noch Parameter 3Einzelnachweise Bearbeiten R B Laughlin Abschied von der Weltformel Piper 2009 Gunter Dedie Die Kraft der Naturgesetze Emergenz und kollektive Fahigkeiten von den Elementarteilchen bis zur menschlichen Gesellschaft 2 Aufl tredition 2015 G Jetschke Mathematik der Selbstorganisation 2 Aufl Harri Deutsch 2009 BBl 2010 2263 Das Verhaltnis von Volkerrecht und Landesrecht Bericht des Bundesrates in Erfullung des Postulats 07 3764 der Kommission fur Rechtsfragen des Standerates vom 16 Oktober 2007 und des Postulats 08 3765 der Staatspolitischen Kommission des Nationalrates vom 20 November 2008 In Bundesblatt Bundeskanzlei 5 Marz 2010 abgerufen am 7 September 2022 Mit Beitragen von Franz Wukettis Haeckel Darwin und der Darwinismus Volker Mueller Philosophischer Monismus und Naturwissenschaften Jan Bretschneider Monimus und die Weltratsel Rudolf Bahrmann Haeckels Okologie Begriff Eckhart Pilick Zwischen Theorie und Glauben Disparate Tendenzen im Monismus Heiko Weber und Olaf Breidbach Der DMB 1906 bis 1933 Bernhard Ahlbrecht Die monistischen Sonntagspredigten von Wilhelm Ostwald Lars Jentsch Evolution der Religion Arnher E Lenz Der Deutsche Monistenbund nach 1945 u a Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Monismus amp oldid 225975756