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Supervenienz lat von super uber zusatzlich und venire kommen ist ein philosophischer Fachbegriff der verwendet wird um Abhangigkeitsverhaltnisse zwischen Eigenschaften zu beschreiben Er spielt insbesondere in der Metaethik und der Philosophie des Geistes eine herausragende Rolle und wird dort verwendet um das Verhaltnis von moralischen bzw mentalen Eigenschaften zu physischen Eigenschaften zu beschreiben Die Frage nach der korrekten Interpretation der vermuteten Supervenienzbeziehung wird oft als entscheidend fur die Plausibilitat von Reduktionismus und Physikalismus angesehen Inhaltsverzeichnis 1 Grundidee 2 Geschichte des Supervenienzbegriffs 2 1 Fruhe Verwendungsweisen 2 2 Supervenienz in der Ethik 2 3 Supervenienz in der Philosophie des Geistes 3 Erklarungen fur Supervenienz 3 1 Das Problem 3 2 Physikalistische Strategien 3 3 Nichtphysikalistische Strategien 4 Supervenienz und Externalismus 5 Die Vielfalt der Supervenienzbegriffe 5 1 De facto Supervenienz 5 2 Der Begriff bei Rafael Ferber 5 3 Schwache und starke Supervenienz 6 Literatur 7 Quellen 8 WeblinksGrundidee BearbeitenDie Grundidee des Supervenienzkonzepts lautet wie folgt Eine Eigenschaft A superveniert genau dann uber einer Eigenschaft B wenn eine Anderung in A immer begleitet wird von Anderungen in B jedoch nicht notwendigerweise umgekehrt 1 Anders ausgedruckt Wenn A uber B superveniert und A sich andert dann muss auch B sich andern Kurz B ist durch A festgelegt Ein Beispiel Eine fotografische Aufnahme habe etwa die Eigenschaft einen Hasen darzustellen Diese Eigenschaft lasst sich nicht andern ohne die physischen Eigenschaften des Bildes zu andern In diesem Sinne supervenieren die darstellenden Eigenschaften uber den physischen Eigenschaften des Bildes Umgekehrt supervenieren die physischen Eigenschaften allerdings nicht uber den darstellenden Eigenschaften da es moglich ist auch mit einer etwas anderen Anordnung von physischen Teilchen ein Hasenbild zu erstellen Der Philosoph David Lewis beschreibt dieses Verhaltnis wie folgt A dot matrix picture has global properties it is symmetrical it is cluttered and whatnot and yet all there is to the picture is dots and non dots at each point of the matrix The global properties are nothing but patterns in the dots They supervene no two pictures could differ in their global properties without differing somewhere in whether there is or there isn t a dot 2 Ein Punktrasterbild hat globale Eigenschaften es ist symmetrisch es ist durcheinander was auch immer und doch ist in diesem Bild alles Punkte und Nicht Punkte an jedem Rasterpunkt der Matrix Die globalen Eigenschaften sind nichts als Muster aus Punkten Sie supervenieren Keine zwei Bilder konnten sich in ihren globalen Eigenschaften unterscheiden ohne irgendwo darin verschieden zu sein ob da ein Punkt ist oder nicht Fur die philosophische Debatte ist nun entscheidend dass angenommen wird dass auch moralische und mentale Eigenschaften uber physischen Eigenschaften supervenieren Wenn zwei Situationen in physischer Hinsicht absolut identisch sind scheinen sie sich auch in moralischer oder mentaler Hinsicht nicht unterscheiden zu konnen Fur die psychophysische Supervenienz sprechen moderne empirische Befunde Bildgebende Verfahren zeigen dass Anderungen im Bewusstsein mit Anderungen des neuronalen Geschehens einhergehen Die zentrale philosophische Frage ist wie die Supervenienzbeziehungen verstanden werden konnen Reduktionisten erklaren dass mentale Zustande uber physischen Zustanden supervenieren da sie nichts als die physischen Zustande sind und daher auch auf diese zuruckgefuhrt werden konnen Wenn das Mentale nichts als das Physische ist ist es auch nicht mehr ratselhaft dass sich das Mentale nicht andern lasst ohne dass man zugleich das Physische andert Kritiker dieser Position mussen eine andere Erklarung fur die Supervenienzbeziehung liefern Von einigen Antireduktionisten wird behauptet dass die mentalen Zustande durch ein grundlegendes psychophysisches Naturgesetz mit den neuronalen Zustanden verbunden sind uber denen sie supervenieren 3 Andere Antireduktionisten bestreiten dass ein Supervenienzverhaltnis zwischen Mentalem und Physischem besteht Geschichte des Supervenienzbegriffs BearbeitenFruhe Verwendungsweisen Bearbeiten Die fruhste nachgewiesene Verwendung des Adjektivs supervenient stammt aus dem Jahre 1594 das Nomen Supervenienz ist fur das Jahr 1664 dokumentiert 4 Auch wenn der Ausdruck Supervenienz ebenfalls recht fruh in der philosophischen Debatte verwendet wurde so etwa von Gottfried Wilhelm Leibniz 5 hatte er doch damals eine andere Bedeutung als die heutige Bis ins 20 Jahrhundert hinein wurde Supervenienz eher im Sinne von etwas Zusatzliches aufgefasst heute wird darunter die oben beschriebene Beziehung zwischen Entitaten verstanden Eine vermittelnde Position zwischen dem historischen und dem modernen Supervenienzbegriff findet sich bei den britischen Emergentisten Die zentrale These dieser Schule war dass es emergente Eigenschaften gebe Damit ist gemeint dass Eigenschaften existieren die sich aus einem komplexen physischen System ergeben doch zugleich irreduzibel sind sich also nicht durch die physischen Komponenten erklaren lassen Diese Position ist mit der These kompatibel dass die emergenten Eigenschaften etwa das mentale Erleben im modernen Sinne uber den physischen Eigenschaften supervenieren Tatsachlich findet sich auch bei den Emergentisten ein Begriff der Supervenienz allerdings eher in der historischen Bedeutung von etwas Zusatzliches 6 Supervenienz in der Ethik Bearbeiten Die moderne Verwendung des Supervenienzkonzepts hat ihren Ursprung in der metaethischen Debatte Insbesondere George Edward Moore formulierte fruh den Supervenienzgedanken allerdings ohne den Begriff der Supervenienz zu verwenden Moore erklarte if a given thing possesses any kind of intrinsic value in a certain degree then not only must that same thing posses it under all circumstances in the same degree but also anything exactly like it must under all circumstances posses it in exactly the same degree 7 wenn ein gegebenes Ding irgendeine Art von intrinsischem Wert in einem gewissen Grad besitzt dann muss nicht nur dasselbe Ding dies besitzen unter allen Umstanden in demselben Grad sondern auch irgendetwas exakt gleiches muss unter allen Umstanden dies in exakt demselben Grad besitzen Moore formulierte hier die Grundidee des Supervenienzkonzepts Es kann keinen wertenden oder moralischen Unterschied in den Eigenschaften eines Objektes geben ohne dass es Unterschiede in den physischen Eigenschaften gibt Diese Idee stand bei Moore im Kontext einer realistischen und nichtreduktiven Theorie des Moralischen Moore ging davon aus dass es irreduzible moralische Fakten gibt die allerdings in einer Supervenienzbeziehung zum Physischen stehen Eine andere Interpretation wurde von Richard Mervyn Hare angeboten der den Supervenienzbegriff in die moralphilosophische Debatte einbrachte 8 Zwar ging auch Hare davon aus dass moralische Beschreibungen uber physischen Beschreibungen supervenieren Er erklarte jedoch dass es in der Welt keine objektiven moralischen Fakten gebe in der Weise wie physische Fakten existieren Eine solche anti realistische Theorie des Moralischen muss nicht die Supervenienzbeziehung zwischen moralischen und physischen Eigenschaften erklaren da es demzufolge moralische Eigenschaften gar nicht wirklich gibt Heute wird eine anti realistische metaethische Position etwa von Simon Blackburn vertreten der argumentiert dass nur im Rahmen einer anti realistischen Theorie die Supervenienzverhaltnisse verstandlich seien 9 Supervenienz in der Philosophie des Geistes Bearbeiten Auch in der Philosophie des Geistes wurde der Supervenienzbegriff zunachst verwendet um eine nichtreduktive Theorie des Mentalen zu beschreiben Donald Davidson nutzte das Supervenienzkonzept erstmals in seinem 1970 erschienenen Aufsatz Mental Events Dieser Aufsatz bildet das Fundament fur Davidsons Theorie des anomalen Monismus Nach dieser Theorie sind einzelne mentale Ereignisse Token mit einzelnen neuronalen Ereignissen identisch Allerdings ist keine Klasse von mentalen Ereignissen Typen etwa Kopfschmerzen oder Freude mit einer Klasse von neuronalen Ereignissen identisch Die fehlende Ubereinstimmung der Klassen verhindert nach Davidson eine Reduktion des Mentalen auf das Physische Dennoch lasst sich nach Davidson eine Beziehung durch den Supervenienzbegriff angeben Although the position I describe denies that there are psychophysical laws it is consistent with the view that mental characteristics are in some sense dependent or supervenient on physical characteristics Such supervenience might be taken to mean that there cannot be two events alike in all physical respects but differing in some mental respects Dependence or supervenience of this kind does not entail reducibility through law or definition 10 Obwohl die von mir beschriebene Position verneint dass es psychophysische Gesetze gibt ist sie doch konsistent mit der Annahme dass mentale Charakteristiken in einem gewissen Sinne abhangig oder supervenient gegenuber physischen Charakteristiken sind Eine solche Supervenienz kann durch die These beschrieben werden dass keine zwei Ereignisse in allen physischen Aspekten gleich aber in ihren mentalen Aspekten verschieden sein konnen Abhangigkeit oder Supervenienz dieser Art enthalt nicht Reduzierbarkeit durch ein Gesetz oder eine Definition Davidsons Verwendung des Supervenienzbegriffs hatte in der Philosophie des Geistes eine starke Wirkung Sie versprach eine Analyse der psychophysischen Beziehungen ohne einen unplausiblen Reduktionismus zu implizieren Einflussreiche Interpretationen dieses Supervenienzbegriffs hat Jaegwon Kim geliefert 4 gewann jedoch bald eine skeptische Distanz Kim argumentiert dass die Supervenienz nicht die psychophysischen Verhaltnisse erklaren konne sondern selbst nach einer Erklarung verlange Zwar konne man mit der Supervenienz eine Antwort auf die Frage liefern in welcher Beziehung Mentales und Physisches stehen Allerdings musse man sich die Frage gefallen lassen was fur eine Art von Beziehung das Supervenienzverhaltnis darstellt Auch konne man fragen warum denn das Mentale uber dem Physischen superveniere Kim schliesst dass mit der Rede von Supervenienz nicht das Leib Seele Problem gelost sondern formuliert sei Mind body supervenience therefore does not state a solution to the mind body problem rather it states the problem itself 11 Erklarungen fur Supervenienz Bearbeiten nbsp Illustration zur Fragestellung Diese Wiedergabe einer Zeichnung kann als Darstellung von Kanten eines Wurfels aufgefasst werden Bei etwas langerer Betrachtung des Wurfel Gitters tritt oft ein Wechsel hinsichtlich der wahrgenommenen Perspektive auf womit der Aspekt wechselt Wegen dieser Illusion werden derartige Abbildungen zu den Kippfiguren gezahlt und nach ihrem Beschreiber Necker Wurfel genannt Wird die Eigenschaft Necker Wurfel hier dem jeweils abgebildeten Objekt zugesprochen so bleibt sie diesem erhalten solange dessen physische Gestalt unverandert bleibt Dafur dass die Abbildung des Objekts als Necker Wurfel wirkt und der als ein solcher erkannt werden kann braucht es allerdings Betrachter Das Problem Bearbeiten In den philosophischen Debatten wird in der Regel davon ausgegangen dass die Behauptung einer Supervenienzbeziehung zwischen A und B bei eingehenderer Betrachtung keine befriedigende Auskunft uber das Verhaltnis von A und B geben kann Supervenienzbeziehungen scheinen nicht erklarend zu sein sondern eher als Beschreibungen eines Problems nach Erklarungen zu verlangen Die angebotenen Erklarungen fur eine psychophysische Supervenienz unterscheiden sich je nach metaphysischer Hintergrunduberzeugung Physikalisten Dualisten und Nichtphysikalisten mussen versuchen eine Erklarung fur die psychophysische Supervenienz zu finden die mit ihrer Metaphysik kompatibel ist Physikalistische Strategien Bearbeiten Von Physikalisten wird meist versucht die psychophysische Supervenienz durch reduktive Analysen zu erklaren Lasst sich A auf B reduzieren dann ist es kein Ratsel mehr warum A uber B superveniert Man kann sich diesen Zusammenhang leicht an Beispielen klarmachen Die Eigenschaft eines Wassertropfens flussig zu sein superveniert uber den physischen Eigenschaften des Wassertropfens Man kann diese Eigenschaft nicht durch Einfrieren oder Verdampfen verandern ohne die physische Struktur des Wassertropfens zu andern Doch dieses Supervenienzverhaltnis ist leicht zu erklaren Die Eigenschaften des Wassertropfens lassen sich auf seine physische Eigenschaften reduzieren Sollte sich das Mentale ebenfalls auf das Physische reduzieren lassen konnte auch dieses Supervenienzverhaltnis leicht erklart werden Die mentale Eigenschaft M wurde uber den physischen Eigenschaften P1 Pn supervenieren weil M gar nichts anderes als P1 Pn ware Gegen reduktionistische Theorien des Mentalen wird oft eingewandt dass es kritische Merkmale unseres Bewusstseins gebe die eine Zuruckfuhrung auf physische Strukturen unmoglich machten Eine Frage die sich physikalistische Positionen stellen mussen ist ob es eine physikalistische Erklarung fur die psychophysische Supervenienz geben kann wenn die reduktiven Bemuhungen scheitern Der Philosoph Terence Horgan hat den Begriff der Superdupervenienz fur die Supervenienzbeziehungen gepragt die im Rahmen einer physikalistischen Metaphysik akzeptabel sind 12 Er bleibt allerdings skeptisch in Bezug auf die Frage ob sich eine befriedigende nichtreduktive Superdupervenienzbeziehung finden lasst Als eine Moglichkeit mag eine anti realistische Interpretation erscheinen analog zum metaethischen Anti Realismus siehe Abschnitt Supervenienz in der Ethik Allerdings wurde diese Position auf eine Leugnung der Existenz des Mentalen hinauslaufen Einen solchen eliminativen Materialismus wollen nur wenige Philosophen akzeptieren Nichtphysikalistische Strategien Bearbeiten Auch fur nichtphysikalistische Positionen ist die psychophysische Supervenienz eine Herausforderung Wenn es sich bei mentalen Zustanden nicht einfach um physische Zustande handelt droht die Existenz der psychophysischen Supervenienz unverstandlich zu werden Eine mogliche nichtphysikalistische Strategie besteht daher darin die Supervenienzbeziehung abzulehnen Andere Nichtphysikalisten akzeptieren die psychophysische Supervenienz und erklaren dass mentale Zustande durch Naturgesetze mit physischen Zustanden verknupft sind Einer solchen Position zufolge superveniert das Mentale uber dem Physischen da das Mentale durch das Physische verursacht wird Man spricht auch von nomologischer oder naturlicher Supervenienz David Chalmers ist zur Zeit der wohl bekannteste Vertreter einer solchen Position 3 Allerdings ist auch diese Position mit Schwierigkeiten konfrontiert Ein Problem ist etwa die Tatsache dass die postulierten Naturgesetze nicht auf die grundlegenden physischen Gesetze reduzierbar sein konnen da sie psychische und physische Fakten verknupfen Dies bedeutet dass man die Welt um weitere grundlegende Naturgesetze erweitern musste eine Konsequenz die von vielen Philosophen als unplausibel kritisiert wird Es bleibt die noch ungeklarte Frage ob Nichtphysikalisten eine andere Interpretation der psychophysischen Supervenienz bieten konnen Supervenienz und Externalismus BearbeitenDer in der Fachwelt dominante physikalistische Standpunkt besagt dass die mentalen Zustande einer Person uber den neuronalen Zustanden im Gehirn supervenieren Keine Anderung des mentalen Zustandes erfolgt ohne eine Anderung eines Hirnzustandes Dem gegenuber beanspruchen Hilary Putnam 13 und Tyler Burge 14 zeigen zu konnen dass der mentale Gehalt von der physischen oder sogar der sozialen Umwelt einer Person beeinflusst sein kann ohne dass deswegen auch der neuronale Zustand beeinflusst ware Das klassische Argument fur diese Position auch Externalismus genannt beruht auf einem Gedankenexperiment Man stelle sich zu unserer Erde eine Zwillingserde vor die der Erde in nahezu allen Details bis hin zu den subatomaren Teilchen gleicht Es gibt nur einen Unterschied Was auf der Erde H2O ist ist auf der Zwillingserde eine andere Substanz XYZ Da die beiden Welten ansonsten identisch sind gibt es zu jeder Person A auf der Erde einen Zwilling B auf der Zwillingserde der sich in den exakt gleichen neuronalen Zustanden befindet Dennoch haben A und B nicht den gleichen Gedanken wenn sie denken Dort ist Wasser Der Gedanke von A bezieht sich namlich auf H2O wahrend sich der Gedanke von B auf XYZ bezieht Wenn dem aber so ist kann das Mentale nicht uber dem Neuronalen supervenieren da sich zwei Personen im gleichen neuronalen Zustand befinden konnen ohne sich im gleichen mentalen Zustand zu befinden Dazu liesse sich bereits einwenden dass eine bis auf ein Molekul exakte Spiegelwelt nicht plausibel erscheint da der physikalisch nicht unwesentliche Unterschied auch die physikalischen Verhaltnisse in dieser Welt wahrscheinlich dramatisch andern musste Dennoch wurde auf dieses Gedankenspiel mit dem Konzept der globalen Supervenienz geantwortet Mit dieser These wird die Supervenienzbasis ausgedehnt Das Mentale soll nicht mehr allein uber den neuronalen Zustanden supervenieren sondern allgemein uber allen physischen Zustanden der Welt Eine solche Position kann mit dem Gedankenexperiment umgehen da es zwischen Erde und Zwillingserde tatsachlich einen physischen Unterschied gibt Was auf der Erde H2O ist ist auf der Zwillingserde XYZ Gegen die globale Supervenienz wurde eingewandt dass sie nicht fur eine materialistische Position ausreiche Schliesslich sei die globale Supervenienz mit folgender Annahme vertraglich Ein Zwillingssonnensystem unterscheidet sich von unserem Sonnensystem physisch nur dadurch dass im Saturnring ein Atom fehlt Dennoch gibt es in der Zwillingserde keine mentalen Zustande die Menschen sind alle Automaten ohne Bewusstsein Da die globale Supervenienz im Gegensatz zum Materialismus mit solchen Situationen kompatibel zu sein scheint wird oft davon ausgegangen dass die globale Supervenienz nicht erfolgreich in einer materialistischen Theorie nutzbar ist Generell scheint ausgeblendet zu werden dass ein nennenswerter Unterschied im Gedanken wie bezuglich des Wassers auch mit einer anderen Erfahrung und somit auch mit anderen neuronalen Zustanden einhergehen musste Ware dem nicht so waren auch die Gedanken von A und B bezuglich Wasser tatsachlich identisch da unbeeindruckt von nicht nennenswerten Unterschieden Dies betrifft besonders auch das Beispiel mit dem fehlenden Atom im Saturnring welches sicherlich keine anderen neuronalen oder mentalen Zustande erzielen kann Somit ist das Gedankenexperiment als solches nicht stichhaltig Die Vielfalt der Supervenienzbegriffe BearbeitenIn der philosophischen Debatte existieren verschiedene Vorschlage zur korrekten Definition der Supervenienzthese Die verschiedenen Formulierungen unterscheiden sich zum einen darin ob sie lokale oder globale Supervenienzthesen sind siehe Abschnitt Supervenienz und Externalismus zum anderen unterscheiden sie sich im Einsatz von modalen Operatoren bzw moglichen Welten Diese Vorschlage die zum Teil auf einem sehr hohen technischen Niveau formuliert werden variieren so stark weil die metaphysischen Hintergrunduberzeugungen einen direkten Einfluss auf die modalen Anforderungen an eine korrekte Supervenienzdefinition haben Ein Physikalist der denkt dass das Mentale nichts als das Physische ist kann nicht davon ausgehen dass die psychophysische Supervenienz nur ein kontingenter Fakt ist De facto Supervenienz Bearbeiten Die schwachste Formulierung der Supervenienzthese kommt ohne modale Operatoren aus Die Menge A von Eigenschaften superveniert uber der Menge B von Eigenschaften wenn es keine Veranderung von A gibt ohne eine Veranderung von B Man kann hier mit Ansgar Beckermann von De facto Supervenienz sprechen 15 Ein Beispiel Wenn jeder Gegenstand der ein Herz besitzt auch eine Niere besitzt so superveniert die Eigenschaft ein Herz zu besitzen uber der Eigenschaft eine Niere zu besitzen De facto Supervenienz in Bezug auf die Philosophie des Geistes hiesse daher einfach Es gibt keine Veranderung der mentalen Eigenschaften ohne Veranderung der physischen Eigenschaften Meistens wird die De facto Supervenienz als nicht ausreichend fur den Physikalismus angesehen Wenn B uber A nur de facto superveniert so handelt es sich hier um keine notwendige Beziehung Und das heisst Genauso wie sich Wesen mit Herz aber ohne Niere entwickeln konnten konnten sich auch Wesen entwickeln die uns physisch gleichen aber kein Bewusstsein haben Dies muss ein Physikalist aber ablehnen Wenn mentale Zustande mit physischen Zustanden identisch sind dann konnen die physischen Zustande nicht ohne die mentalen Zustande auftreten Dies liegt in der Logik von Identitatsbeziehungen wie man sich an einem Beispiel leicht klarmachen kann Wenn Konrad Adenauer mit dem ersten Bundeskanzler der BRD identisch ist dann ist es einfach nicht moglich dass Konrad Adenauer an einer Stelle ist an der nicht der erste Bundeskanzler der BRD ist Der Begriff bei Rafael Ferber Bearbeiten Mit etwas anderer Bedeutung benutzt Rafael Ferber den Begriff Supervenienz im Zusammenhang mit philosophischen Grundbegriffen Beispiele dafur sind die Wahrheit das Sein das Gute Grundbegriffe konnen nicht definiert werden ohne sie schon vorauszusetzen Ihre jeweilige Bedeutung ist offenbar etwas so Ursprungliches und Einfaches dass eine Zuruckfuhrung auf noch Einfacheres nicht moglich ist 16 Eine eigentliche oder explizite Definition ist eine solche bei der das Definiendum durch das Definienz ersetzt werden kann Eine implizite Definition konnen wir auch Erlauterung nennen Beispielsweise gibt es fur den Wahrheitsbegriff funf Kriterien Koharenz Evidenz Konsens Nutzlichkeit und Wissenschaftlichkeit Doch sie alle genugen nicht um die Wahrheit einer Aussage wirklich zu beweisen Der Begriff der Wahrheit sei diesen Kriterien supervenient Er komme zu ihnen hinzu lasse sich aber nicht auf sie reduzieren sondern enthalte einen Uberschuss uber sie Denn unser Wahrheitsstreben scheint nicht befriedigt solange wir nicht die objektive Wahrheit gefunden haben Der Begriff der Wahrheit beansprucht namlich eine Objektivitat welche durch eine nur hypothetische Objektivitat wie sie die Kriterien erbringen nicht eingelost werden konne Es ist aber eine naturliche Forderung des gesunden Menschenverstandes dass es eine Wirklichkeit an sich gibt auch dann wenn sie nicht erkannt werden kann 17 So lasse sich auch das Gute nicht explizit sondern nur implizit definieren also erlautern Was bedeute vom Begriff des Guten das bewusst zu machen was wir auf unentfaltete Art schon wissen Der Begriff des Guten enthalte einen Uberschuss der durch die klassische Definition nicht wiedergegeben werde und sei uber jede explizite Definition supervenient 18 Schwache und starke Supervenienz Bearbeiten Als Reaktion auf diese Probleme wird meistens davon ausgegangen dass ein Element der Notwendigkeit in die Supervenienzbeziehung gebracht werden muss Eine erste Formulierung kann so aussehen Die Eigenschaft A superveniert uber der Menge B von Eigenschaften wenn es keine Veranderung von A geben kann ohne eine Veranderung von B Allerdings wird auch hier noch weiter differenziert So wird gefragt ob die Supervenienzthese nur fur eine oder fur jede mogliche Welt gilt Gilt erstes spricht man mit Kim 19 auch von schwacher Supervenienz und grenzt sie von der starken Supervenienz ab die auch fur alle moglichen Welten gilt Laut der schwachen Supervenienzthese kann es in einer Welt nicht zwei Objekte geben die sich physisch gleichen aber mental unterscheiden Allerdings konnte es ein Objekt in der Welt w1 geben das physisch einem Objekt in der Welt w2 gleicht aber andere mentale Eigenschaften enthalt Genau dieser Fall wird von der starken Supervenienz ausgeschlossen weswegen oft argumentiert wird dass allein die starke Supervenienz angemessen fur den Physikalismus sei Literatur BearbeitenAndreas Bartels Manfred Stockler Hrsg Wissenschaftstheorie mentis Verlag Paderborn 2009 ISBN 978 3 89785 591 5 Ansgar Beckermann Analytische Einfuhrung in die Philosophie des Geistes 3 aktualisierte und erweiterte Auflage Walter de Gruyter Berlin 2008 ISBN 978 3 11 020424 7 De Gruyter Studienbuch Eine Ubersicht uber die Grundgedanken Jaegwon Kim Supervenience and mind Selected philosophical essays Cambridge University Press Cambridge 1993 ISBN 0 521 43996 5 Cambridge studies in philosophy Sammlung von Kims bahnbrechenden Aufsatzen Jaegwon Kim Hg Supervenience Ashgate Aldershot 2002 ISBN 0 7546 2063 8 The international research library of philosophy 26 Sammlung mit Texten zum Thema von verschiedenen Autoren Quellen Bearbeiten Paul Hoyningen Huene Reduktion und Emergenz In Andreas Bartels Manfred Stockler Hrsg Wissenschaftstheorie mentis Verlag Paderborn 2009 S 180 In dieser Quelle sind die Bedeutungen der Symbole A und B genau vertauscht David Lewis Reduction of Mind in Guttenplan Hg A Companion to the Philosophy of Mind Oxford Blackwell 1994 a b David Chalmers The conscious Mind Oxford Oxford University Press 1997 ISBN 0 19 511789 1 a b Jaegwon Kim Supervenience and Mind Selected Philosophical Essays Cambridge University Press Cambridge und New York 1993 ISBN 0 521 43996 5 Gottfried Wilhelm Leibniz in Bodermann Hg Die Leibniz Handschriften der koniglichen offentlichen Bibliothek zu Hannover Hannover 1895 S 74 Conwy Lloyd Morgan Emergent Evolution London Williams amp Norgate 1923 George Edward Moore Philosophical Studies London 1922 S 261 Richard Mervyn Hare The Language of Morals London 1954 Simon Blackburn The Supervenienceargument against moral Realism in Southern Journal of Philosophy 1992 S 13 38 Donald Davidson Essays on Actions and Events Oxford University Press Oxford 1980 ISBN 0 19 924627 0 S 214 Geist Korper Supervenienz gibt daher nicht eine Losung fur das Geist Korper Problem ab vielmehr gibt sie das Problem selbst an Jaegwon Kim Supervenience and Mind Selected Philosophical Essays Cambridge University Press Cambridge und New York 1993 ISBN 0 521 43996 5 S 167f Terence Horgan From Supervenience to Superdupervenience Meeting the Demands of a Material World Mind 102 1993 S 555 86 Hilary Putnam The meaning of meaning in Gunderson Hrsg Language Mind and Knowledge University of Minnesota Press Minneapolis 1975 S 215 271 Tyler Burge Individualism and the Mental in Midwest Studies IV 1979 Ansgar Beckermann Analytische Einfuhrung in die Philosophie des Geistes Walter de Gruyter Berlin 2000 Gottlob Frege Logik Nachgelassene Schriften und Wissenschaftlicher Briefwechsel Hamburg 1969 S 149 Zitiert nach Rafael Ferber Philosophische Grundbegriffe Eine Einfuhrung C H Beck Munchen 1994 S 108 Rafael Ferber Philosophische Grundbegriffe Eine Einfuhrung C H Beck Munchen 1994 S 105 112 Rafael Ferber Philosophische Grundbegriffe Eine Einfuhrung C H Beck Munchen 1994 S 160 Jaegwon Kim Supervenience 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