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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur Softwareentwicklung der Steuerverwaltung siehe KONSENS Software Der Konsens bedeutet die ubereinstimmende Meinung von Personen zu einer bestimmten Frage ohne verdeckten oder offenen Widerspruch Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Konsens in der politischen Theorie 3 Konsens im Rechtssystem 4 Konsens in der Wissenschaft 5 Konsens in der technischen Normung 6 Konsens als Ziel bei Gruppenentscheidungen 7 Entscheidungsmethoden 7 1 Methoden der Gleichbehandlung 7 2 Methoden der Gewichtung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenDas Wort Konsens kɔnˈzɛns wurde in der Kanzleisprache im 15 Jahrhundert aus lateinisch cōnsensus im Sinne von Uberein Zustimmung entlehnt Cōnsensus gehort zu lat cōnsentire das zusammen uberein zustimmen bedeutet 1 In amtlichen meist von Gerichten gefuhrten Konsensbuchern siehe Amtsbuch wurden beglaubigte Schulden und dinglichen Lasten 2 eingetragen In Konsensbriefen gab der Landesherr seine Zustimmung zu bestimmten Akten z B dem Verkauf von Lehen Die Gebuhren bezeichnete man als Konsensgeld 3 Den Titel Consensus tragen jene historischen Urkunden und Schriften in denen eine erzielte Ubereinstimmung zwischen protestantischen Konfessionen dokumentiert ist Konsens in der politischen Theorie BearbeitenIn der politischen Theorie ist Konsens im Sinne einer Kategorie ein zentrales Thema der Identitatstheorie Sie meint Vorstellungen die Dissens und Vielfalt in einer Gesellschaft als storend beschreiben Solche Vorstellungen finden sich u a bei Platon Jean Jacques Rousseau volonte generale Karl Marx oder Carl Schmitt Demgegenuber steht die Pluralismustheorie z B Ernst Fraenkel und Hannah Arendt mit ihren Vorlaufern von Aristoteles uber John Locke agree to disagree bis hin zu Immanuel Kant Mit der Gefahr eines Missbrauchs des Konsensverfahrens zur politischen Manipulation hat sich insbesondere Karl Popper in seinem Werk Die offene Gesellschaft und ihre Feinde auseinandergesetzt Max Scheler sieht dagegen Gefuhlsansteckung unbewusst wirkende Ubertragung von Sinn und Wissensinhalten als Ursache fur die Entstehung eines Konsenses 4 Konsens im Rechtssystem BearbeitenDer Konsens existiert als Gegenpart zum Dissens im Vertragsrecht Damit ist die Ubereinstimmung der Willenserklarungen beider Vertragspartner uber die Punkte des Vertrages gemeint Es besteht daher keine Problematik bei Entstehung als auch bei der Auslegung wodurch der Vertrag rechtskraftig zustande gekommen ist Da beim Konsens keine Probleme vorhanden sind ist er nicht explizit im Burgerlichen Gesetzbuch im Sinne einer Legaldefinition geregelt Der Konsens wird als ein Normalzustand im Vertragsrecht angenommen Einigungsmangel konnen irrtumsbedingt eintreten siehe beispielsweise Inhaltsirrtum Erklarungsirrtum Konsens in der Wissenschaft BearbeitenDer wissenschaftliche Konsens ist eine weitgehende Ubereinstimmung in Fachkreisen was der Stand der Wissenschaft zu einer Frage ist 5 Ein hergestellter wissenschaftlicher Konsens tragt innerhalb der Fachkreise nicht zur Wahrheitsfindung bei der Stand der Wissenschaft muss trotz Konsens nicht wahr sein Er ist aber wichtig als eine Grundlage fur die Entscheidungsfindung in Offentlichkeit Politik oder Recht 6 7 Konsens in der technischen Normung BearbeitenKonsens wird in der Normung definiert als allgemeine Zustimmung die durch das Fehlen aufrechterhaltenen Widerspruches gegen wesentliche Inhalte seitens irgendeines wichtigen Anteils der betroffenen Interessen und durch ein Verfahren gekennzeichnet ist das versucht die Gesichtspunkte aller betroffenen Parteien zu berucksichtigen und alle Gegenargumente auszuraumen DIN EN 45020 Normung und damit zusammenhangende Tatigkeiten Allgemeine Begriffe Konsens als Ziel bei Gruppenentscheidungen BearbeitenUm in einer Gruppe einen Konsens erreichen zu konnen mussen alle Personen die Gelegenheit haben ihren Widerspruch gegen die Entscheidung zu aussern Das bedeutet noch nicht gleichzeitig eine erkennbar hohe Zufriedenheit der Beteiligten mit der Entscheidung Zufriedenheit und Zustimmung sind nicht nur Zeichen fehlenden Widerstands sondern vollig unterschiedlich geartete psychische Qualitaten Selbst in einer Einzelperson konnen Zustimmung und Ablehnung fur eine Alternative gleichzeitig vorhanden sein Die Person kann durchaus ambivalent empfinden zwei Seelen in meiner Brust Aus einem geringen oder nicht vorhandenen Widerstand auf eventuelle Zustimmung zu schliessen ist nicht moglich Auch eine Zustimmung schliesst nicht aus dass es trotzdem Widerstand gibt Dementsprechend wird bei Entscheidungen nach dem Konsensprinzip die Position der einzelnen Gruppenmitglieder zumeist noch genauer abgestuft und erfasst Das Mitglied steht hinter der Entscheidung und tragt sie vollinhaltlich mit Das Mitglied tragt die Entscheidung mit aussert aber Bedenken dazu welche zumeist protokolliert werden sollten Das Mitglied enthalt sich es uberlasst den anderen die Entscheidung und tragt sie mit Das Mitglied kann die Entscheidung nicht mittragen aussert schwere Bedenken die zumeist protokolliert werden mussen Es verzichtet aber auf einen formalen Einspruch um die Entscheidungsfahigkeit der Gruppe nicht zu behindern Das Mitglied steht beiseite Es kann dem Vorschlag weder zustimmen noch ihn mittragen Es mochte jedoch nicht blockieren und stellt sich deswegen abseits Das Mitglied erhebt formalen Einspruch gegen den Entscheid vgl Veto Wenn dieser Fall auch nur fur ein einziges Gruppenmitglied zutrifft dann gibt es keinen Konsens in der Gruppe In der Praxis kann die Schranke fur einen Dissens zuweilen hoher gesetzt werden um Entscheidungen im Konsens zu ermoglichen Inwieweit die einzelnen Gruppenmitglieder ihre Motive authentisch vertreten kann von aussen nur unzureichend beurteilt werden Fehlende Aufrichtigkeit ist mit einem rudimentaren Konsensbegriff durchaus vereinbar Soll bei den Gruppenmitgliedern hinsichtlich der in Frage stehenden Thematik Aufrichtigkeit vorausgesetzt werden dann ist dies eine Ubereinstimmung die zuvor ebenfalls im Konsens gefunden werden kann Der Nachteil ist dass die Konsensfindung ein langwieriger Prozess sein kann 8 Entscheidungsmethoden BearbeitenMethoden der Gleichbehandlung Bearbeiten Die Suche nach dem allgemeinen Konsens in der Gruppe erfolgt zumeist durch intensive Diskussionen unter den Gruppenmitgliedern Entscheidungen nach dem Konsensprinzip Zuerst wird der allgemeine Konsens gesucht Falls dieser nicht gefunden werden kann werden Konvergenz methoden eingesetzt um den verbleibenden Restwiderstand zu reduzieren z B durch Mediation oder ihn einvernehmlich schliesslich zu ubergehen Entscheidungen fur die nur die Zustimmung in der Gruppe ausschlaggebend ist Der Widerstand der Gruppenmitglieder spielt bei diesen Verfahren keine Rolle Es wird nur die individuelle Zustimmung aller Gruppenmitglieder zu verschiedenen Entscheidungsalternativen erhoben und daraus die kollektive Zustimmung der Gruppe ermittelt Zu diesem Zweck gibt es unterschiedliche Aggregationsverfahren welche zu durchaus verschiedenen Ergebnissen fuhren konnen Die Entscheidung nach Mehrheit Falls dabei keine Entscheidungsalternative die absolute Mehrheit erhalt werden oft mehrere Wahlgange durchgefuhrt damit schlechter gereihte Alternativen sukzessive ausgeschlossen werden runoff methods z B Stichwahl Die Vorzugswahl Ranked Voting in verschiedenen Auspragungen Dabei werden die einzelnen Entscheidungsalternativen von jedem Beteiligten entsprechend seiner individuellen Praferenz gereiht und daraus auf fur jede Auspragung spezifische Art eine kollektive Reihung ermittelt z B Schulze Methode Die Bewertungswahl Range Voting Dabei wird jede Alternative von jedem Abstimmenden entsprechend seiner individuellen Praferenz mit Zahlen Punkten aus einem vorgegebenen Intervall zum Beispiel 0 bis 99 oder 1 bis 10 bewertet wobei hohere Werte hoheren individuellen Praferenzen entsprechen Danach werden die vergebenen Werte fur jede Entscheidungsalternative summiert Die Entscheidungsalternative mit der hochsten Summe erhalt in der Gruppe die grosste Zustimmung und gilt dementsprechend als Gewinner Entscheidungen durch Punktewertungen sind vor allem aus dem Sport bekannt Methoden der Gewichtung Bearbeiten Dabei geht es zumeist weniger um Inhalte als um den Erhalt bzw die Verschiebung der Gewichtungen unter den Beteiligten Dies spiegelt sich dann auch oft unter den Resultaten Der faule Kompromiss Aus Grunden der Machtbalance wird unter den Gegenspielern ein Interessensausgleich herbeigefuhrt Das zeigt sich in Gruppen haufig nach heftigen und langen Konflikten Dann gibt entweder eine Konfliktpartei nach damit man endlich zu einer Entscheidung gelangt Bei nachstbester Gelegenheit wird von dieser Konfliktpartei dann ein Vorrecht zur Entscheidung eingefordert Oder es geben beide Parteien nach um sich durch Abtausch naher zu kommen Das Gewinner Verlierer Spiel Hier setzt sich derjenige durch der am uberzeugendsten auftritt die anderen aber nicht zum Zuge kommen lasst Er bringt seine Gegner mittels Manipulation oder durch Machtmittel zum Schweigen und zur Resignation Siehe auch BearbeitenAllstimmigkeit Argument der goldenen Mitte Fehlschluss Einstimmigkeit Einstimmigkeitsprinzip Konsensdemokratie Konsenstheorie der Wahrheit RevisionismusLiteratur BearbeitenStephan Eisel Pladoyer fur die Mehrheitsregel In ZParl 4 1985 S 576 580 Josef Seifert Konsenstheorien und Diskurstheorien Was ist und was heisst Konsens In De veritate Der Streit um die Wahrheit Wahrheit und Wahrheitstheorien Ontos Heusenstamm 2009 S 199f Weblinks Bearbeiten Wiktionary Konsens Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Anke Graness Der Konsensbegriff Ein Vergleich der Bedeutung des Konsensbegriffs in Wiredus Konsensethik und der Diskursethik von Karl Otto Apel und Jurgen Habermas Armin Nassehi Dialog der Kulturen wer spricht PDF 56 kB Aus Politik und Zeitgeschichte H 28 29 2006 S 33 38 Axel Tschentscher Der Konsensbegriff in Vertrags und 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the Academic the Interface and the Meta Consensus In Carlo Martini und Marcel Boumans Hrsg Experts and Consensus in Social Science Ethical Economy Studies in Economic Ethics and Philosophy Band 50 2014 ISBN 978 3 319 08550 0 doi 10 1007 978 3 319 08551 7 4 Worauf Berater achten Kompetenzen Methoden TrendsNormdaten Sachbegriff GND 4010504 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konsens amp oldid 232532475