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Unter Konvergenz wird in der padagogischen Psychologie ein Prozess verstanden bei dem sich Mitglieder einer Lerngruppe einander annahern und einstellen um miteinander und voneinander zu lernen Diese Konvergenzen konnen bereits vorhanden sein oder erst wahrend eines kooperativen Lernprozesses bei dem zwei oder mehrere Menschen an einem Problem arbeiten entstehen Hierbei werden das individuelle und gemeinsame Lernen miteinander vernetzt 1 Im Sinne von Piaget befinden sich Teilnehmende einer Gruppe zu Beginn auf einem unterschiedlichen Wissensstand Die Menge an gemeinsamen Wissen soll durch das Losen und Interpretieren von Problemsituationen erhoht werden 2 Dieser Artikel wurde auf der Qualitatssicherungsseite des Wikiprojekts Psychologie eingetragen Dies geschieht um die Qualitat der Artikel aus dem Themengebiet Psychologie zu verbessern Dabei werden Artikel verbessert oder auch zur Loschung vorgeschlagen wenn sie nicht den Kriterien der Wikipedia entsprechen Hilf mit bei der Verbesserung und beteilige dich an der Diskussion im Projekt Psychologie Zum Begriff der Konvergenz BearbeitenDer Bildungswissenschaftler Jeremy Roschelle fuhrte im Jahr 1992 eine Fallstudie durch in der zwei Schulerinnen die Carol und Dana genannt wurden anhand einer Computersimulation physikalische Phanomene miteinander erforschen sollten Beide Individuen ahnelten sich sehr stark Sie waren eng miteinander befreundet arbeiteten oft zusammen waren nach Auskunft ihres Chemielehrers eher durchschnittlich begabt und im Bereich der Physik auch eher Novizinnen Es stellte sich die Frage wie bei zwei Individuen die sich so ahnlich sind neues Wissen entstehen kann wodurch Konvergenzen zunachst ein Problem darstellen Trotzdem war der Lernprozess der beiden Schulerinnen erfolgreich Roschelle kam zu dem Ergebnis dass Konvergenzen das gemeinsame Lernen in diesem Fall erfolgreich vorantrieben Dies Fuhrte er auf einen Zusammenhang mit der Qualitat der Argumentation und der Kommunikation zuruck z B Beweisfuhrung durch Argumente Zudem half die Computersimulation beiden Schulerinnen ihre Hypothesen zu uberprufen Dadurch konnten Sinnzusammenhange erkannt werden Roschelles Fallstudie lieferte einen ersten Versuch der Definition des Begriffs Konvergenz auf und stellte sowohl Chancen als auch Probleme dar Seine Schilderungen waren jedoch noch sehr allgemein da sich dies nur auf den reinen Wissenserwerb beschrankte So wurden beispielsweise noch keine Uberlegungen angefuhrt wie andere Faktoren wie z B Emotionen oder Prozesse das Lernen beeinflussen Da sich im Verlauf der weiteren Forschung jedoch zeigte dass sich Konvergenzen auf viele Bereiche erstrecken ist eine weitere Kategorisierung notig Konvergenzen konnen daher wie folgt unterteilt werden 3 Wissenskonvergenz bezeichnet einen konvergenten Zustand auf der formalen Ebene Wissen Hierbei geht es darum wie sich Gruppenmitglieder im Bezug auf ihr Wissen durch soziale Interaktion aufeinander einstellen 4 5 Prozesskonvergenz ist ein Vorgang bei dem sich Teilnehmende eines kooperativen Lernprozesses durch effektive Koordination gegenseitig beeinflussen und so Teamressourcen genutzt werden 5 Die Ergebniskonvergenz engl Outcome convergence bezeichnet den Umfang der geteilten kognitiven Reprasentationen die aus einem kooperativen Lernprozess entstehen 5 Kognitive Konvergenz engl cognitive convergence bezieht sich auf die Organisation Kommunikation und Wahrnehmung in einem kooperativen Lernprozess und beschreibt damit einhergehende kognitive Aktivitaten wie z B das Fallen von Entscheidungen bzw das Suchen und oder Finden eines Kognitiven Konsenses der z B eine Ubereinkunft der Gruppe bzgl relevanten Themen und deren Konzeption zur Folge hat Hierdurch entsteht ein gemeinsames Mentales Modell eines Teams 6 7 8 9 Emotionale Konvergenz soll Vermutungen aufzeigen wie Konvergenzen und Divergenzen in Bezug auf emotionale Befindlichkeiten einen gemeinsamen Lernprozess beeinflussen Hierbei geht es nicht um die Frage ob Gruppenmitglieder miteinander eine gute zwischenmenschliche Beziehung pflegen sondern inwiefern eine gemeinsame oder unterschiedliche emotionale Einstellung zu einem Thema im Allgemeinen oder zu verschiedenen in einer Gruppenarbeit auftretenden Situationen im Speziellen den Prozess des kooperativen Lernens verbessern oder verschlechtern kann und wie sich eine Gruppe so entsprechend reguliert Komponenten wie Selbst Regulation Motivation und Strategieentwicklung spielen eine entscheidende Rolle 10 11 Emotionen werden hier auch nicht als relativ dauerhafter Zustand sondern als kurze Impulse definiert die sich direkt zum Beispiel durch Unterbrechung der Handlung auf das Lernen auswirken 12 Gruppen konnen sich hinsichtlich verschiedener Faktoren wie Emotionen durch Prozesse wie Selbst Regulation self regulation und Co Regulation co regulation und eine geteilte Regulation shared regulation selbst regulieren wodurch eine Aufteilung der Verantwortung fur den gesamten Lernprozess entsteht 13 Konvergenzen vs Divergenzen BearbeitenIn kooperativen Prozessen kommt immer wieder die Frage auf wie sich Lernende in einer Gruppe gegenseitig im Bezug auf Wissen beeinflussen also ob diese miteinander konvergieren oder divergieren Dabei spielen die Begriffe knowledge equivalence und shared knowledge eine Rolle Knowledge equaivalence bezeichnet das gegenseitige Annahern der Lernpartner im Hinblick auf den Umfang des individuellen Wissens wahrend shared knowledge das Wissen uber dieselben Konzepte des Lernpartners bedeutet Diese Unterscheidung bezieht sich auf die gesamte zeitliche Spannweite des Arbeitsprozesses d h sowohl davor als auch wahrenddessen und danach Gruppenmitglieder die miteinander lernen ein Problem losen oder etwas entwerfen durchlaufen drei Phasen In der ersten Phase ist eine Gruppe eher divergent Mitglieder treffen sich zum gemeinsamen Informationsaustausch In der zweiten Phase wird dieser noch divergente Status in einen konvergenten Status uberfuhrt indem man sich zum Beispiel auf eine fur die Gruppe zufriedenstellende einheitliche Definition fur einen Begriff einigt Anschliessend werden Entscheidungen gefallt die auf den vorher analysierten gemeinsamen Informationen basieren Einzelnachweise Bearbeiten Sadhana Puntambekar Analyzing collaborative interactions divergence shared understanding and construction of knowledge In Computers amp Education Band 47 Nr 3 1 November 2006 ISSN 0360 1315 S 332 351 doi 10 1016 j compedu 2004 10 012 What We Know About CSCL 2004 doi 10 1007 1 4020 7921 4 Jeremy Roschelle Learning by Collaborating Convergent Conceptual Change In Journal of the Learning Sciences Band 2 Nr 3 1 Juli 1992 ISSN 1050 8406 S 235 276 doi 10 1207 s15327809jls0203 1 Heisawn Jeong Michelene T H Chi Construction of shared knowledge during collaborative learning In Proceedings of the 2nd international conference on Computer support for collaborative learning CSCL 97 Association for Computational Linguistics Morristown NJ USA 1997 doi 10 3115 1599773 1599788 a b c Frank Fischer Heinz Mandl Knowledge Convergence in Computer Supported Collaborative Learning The Role of External Representation Tools In Journal of the Learning Sciences Band 14 Nr 3 Juli 2005 ISSN 1050 8406 S 405 441 doi 10 1207 s15327809jls1403 3 Pierre Dillenbourg John Self Designing Human Computer Collaborative Learning In Computer Supported Collaborative Learning Springer Berlin Heidelberg Berlin Heidelberg 1995 ISBN 978 3 642 85100 1 S 245 264 doi 10 1007 978 3 642 85098 1 13 Susan Mohammed Brad C Dumville Team mental models in a team knowledge framework expanding theory and measurement across disciplinary boundaries In Journal of Organizational Behavior Band 22 Nr 2 Marz 2001 ISSN 0894 3796 S 89 106 doi 10 1002 job 86 Cornelia Schoor Maria Bannert Motivation in a computer supported collaborative learning scenario and its impact on learning activities and knowledge acquisition In Learning and Instruction Band 21 Nr 4 August 2011 S 560 573 doi 10 1016 j learninstruc 2010 11 002 Gwendolyn L Kolfschoten Frances M T Brazier Cognitive Load in Collaboration Convergence In Group Decision and Negotiation Band 22 Nr 5 September 2013 ISSN 0926 2644 S 975 996 doi 10 1007 s10726 012 9322 6 Reinhard Pekrun Thomas Goetz Wolfram Titz Raymond P Perry Academic Emotions in Students Self Regulated Learning and Achievement A Program of Qualitative and Quantitative Research In Educational Psychologist Band 37 Nr 2 Juni 2002 ISSN 0046 1520 S 91 105 doi 10 1207 S15326985EP3702 4 Paul Ekman An argument for basic emotions In Cognition and Emotion Band 6 Nr 3 4 Mai 1992 ISSN 0269 9931 S 169 200 doi 10 1080 02699939208411068 Donia Lasinger Forderliche und hinderliche Faktoren im Strategischen Fruhaufklarungsprozess In Die Leistung vor der Innovation Gabler Wiesbaden 2011 ISBN 978 3 8349 2783 5 S 340 344 Hanna Jarvenoja Sanna Jarvela Emotion control in collaborative learning situations Do students regulate emotions evoked by social challenges In British Journal of Educational Psychology Band 79 Nr 3 2009 ISSN 2044 8279 S 463 481 doi 10 1348 000709909X402811 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konvergenz Psychologie amp oldid 204192926