www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Geist Begriffsklarung aufgefuhrt Geist altgriechisch pneῦma pneuma 1 noῦs nous 2 und auch psyxh psyche 3 lateinisch spiritus 4 mens 5 animus bzw anima 6 hebraisch ruach und arabisch ruh englisch mind spirit franzosisch esprit ist ein uneinheitlich verwendeter Begriff der Philosophie Theologie Psychologie und Alltagssprache 7 Im Zusammenhang mit Bewusstsein kann man grob zwischen zwei Bedeutungskomponenten des Begriffs Geist unterscheiden Bezogen auf die allgemeinsprachlich geistig genannten kognitiven Fahigkeiten des Menschen bezeichnet Geist im Sinne von Psyche das Wahrnehmen und Lernen ebenso wie das Erinnern und Vorstellen sowie Phantasieren und samtliche Formen des Denkens des Verstands oder der Vernunft wie Uberlegen Auswahlen Entscheiden Beabsichtigen und Planen Strategien verfolgen Vorher oder Voraussehen Einschatzen Gewichten Bewerten Kontrollieren Beobachten und Uberwachen die dabei notige Wachsamkeit und Achtsamkeit sowie Konzentration aller Grade bis hin zu hypnotischen und sonstigen tranceartigen Zustanden auf der einen und solchen von Uberwachheit und hochster Geistesgegenwartigkeit auf der anderen Seite Mit religiosen Vorstellungen von einer Seele bis hin zu Jenseitserwartungen verknupft umfasst Geist die oft als spirituell bezeichneten Annahmen einer nicht an den leiblichen Korper gebundenen nur auf ihn einwirkenden reinen oder absoluten transpersonalen oder gar transzendenten Geistigkeit die als von Gott geschaffen oder ihm gleich oder wesensgleich wenn nicht sogar mit ihm identisch gedacht wird Heiliger Geist wird in der christlichen Vorstellungswelt dagegen der Geist Gottes genannt der als Person der gottlichen Dreieinigkeit verstanden wird Die Frage nach der Natur des Geistes ist somit ein zentrales Thema der Metaphysik In der Tradition des deutschen Idealismus bezieht sich der Begriff hingegen auf uberindividuelle Strukturen In diesem Sinne ist etwa die hegelsche Philosophie zu verstehen aber auch Wilhelm Diltheys Konzeption der Geisteswissenschaften Abbildung aus Robert Fludds Utriusque cosmi maioris scilicet et minoris historiaInhaltsverzeichnis 1 Der Begriff des Geistes 2 Geist in der Philosophie 2 1 Antike 2 1 1 Pneuma 2 1 2 Nous 2 1 3 Kosmologisches Prinzip 2 2 Augustinus 2 3 Mittelalter 2 4 Descartes 2 5 18 und 19 Jahrhundert 2 6 20 Jahrhundert 3 Geist in den Wissenschaften 3 1 Psychiatrie 3 2 Sozialwissenschaft und Sozialpsychologie 3 3 Von der Kognitionspsychologie zur Psychoanalyse 3 4 Geist und Gehirn 4 Geist in den Religionen 4 1 Judentum 4 2 Christentum 4 2 1 Neues Testament 4 2 1 1 Pneuma und Jesus 4 2 1 2 Das Pneuma in der christlichen Gemeinde bei Paulus 4 3 Islam 4 4 Buddhismus 4 5 Mystik 5 Siehe auch 6 Literatur 6 1 Philosophie 6 2 Politik 6 3 Wissenschaft 6 4 Religion 7 Weblinks 8 BelegeDer Begriff des Geistes BearbeitenDie modernen heterogenen Konzeptionen des Geistes haben ihren Ursprung zum einen in der antiken Philosophie und zum anderen in der Bibel 8 Wahrend sich in den meisten romanischen Sprachen ein entsprechender Begriff aus dem lateinischen spiritus entwickelte leitet sich der Begriff des Geistes aus der indogermanischen Wurzel gheis fur erschaudern ergriffen und aufgeregt sein ab 9 Das westgermanische Wort ghoizdo z bedeutete wohl ubernaturliches Wesen und wurde mit der Christianisierung der Germanen christlich umgedeutet so dass der Begriff in althochdeutschen geist und altenglischen gast Schriften als Ubersetzung fur den biblischen Spiritus Sanctus diente Dieser Sinngehalt des Wortes hielt sich bis in die Gegenwart so dass Geist auch als Synonym fur Gespenst verwendet wird Eine weitere Bedeutungsebene die heute jedoch nicht mehr offensichtlich ist stellt Geist in einen Zusammenhang mit Atem Windeshauch als Ausdruck der Belebtheit So findet sich noch in Luthers Ubersetzung der Bibel die Formulierung der himmel ist durchs wort des herrn gemacht und all sein heer durch den geist seines munds 10 Auch das lateinische spiritus weist diese Bedeutung auf es ist mit spirare atmen verwandt Zudem wird der Begriff des Geistes verwendet um sich auf die kognitive und emotionale Existenz eines Lebewesens zu beziehen Umstritten ist in der Theorie das Verhaltnis von Geist und Gehirn Wahrend die Theologie und die Philosophie in der Tradition Rene Descartes davon ausgehen dass sich der Begriff Geist auf ein immaterielles Ding bezieht postulieren viele Naturwissenschaftler und Philosophen der Geist sei nichts anderes als neuronale Aktivitat In diesem Fall beziehe sich der Terminus letztlich auf das Gehirn Andere Philosophen behaupten wiederum der Geist sei keine immaterielle Substanz konne aber dennoch nicht auf das Gehirn reduziert werden Die Natur des Geistes ist das Hauptthema der Philosophie des Geistes Johann Gottfried HerderIn verschiedenen Theorien gelegentlich auch im Alltag wird der Ausdruck zur Charakterisierung uberindividueller Phanomene Objekte Eigenschaften oder Prozesse eingesetzt Johann Gottfried Herders Werk Vom Geist des Christentums pragte diese Begriffsverwendung entscheidend mit Ein zentrales Konzept der deutschsprachigen Kultur wurde Geist spatestens mit dem Werk Georg Wilhelm Friedrich Hegels Nach Hegel manifestiert sich in Gemeinschaften ein objektiver Geist wahrend der absolute Geist Kunst Philosophie und Religion auszeichnet Auch die Sozialwissenschaften benutzen den Begriff des Geistes um auf Merkmale von Gemeinschaften hinzuweisen In dem Sinne ist etwa Max Webers Rede vom Geist des Kapitalismus zu verstehen 11 Dieser Geist ergibt sich durch die Normen und Werte kapitalistischer Gemeinschaften Im allgemeinen Sprachgebrauch findet sich beispielsweise die Formulierung Hier herrscht ein Geist der Eintracht Geist in der Philosophie BearbeitenAntike Bearbeiten Die Antwort auf die Frage was der deutsche Begriff Geist in der Antike umfasste ist bei einem so vielschichtigen Wort problematisch 12 Die durch Geist ausgedruckten Aspekte werden in der griechischen Antike vor allem durch pneuma Geist Hauch und nous Vernunft Geist umfasst Hinzu kommen die Ausdrucke psyche Seele thymos Leben skraft Zorn Mut und logos Rede Vernunft Pneuma wie auch nous bezeichnen jeweils teilweise ein menschliches Vermogen aber auch ein kosmologisches Prinzip Pneuma ist dabei der Wortbedeutung nach ein materiell gedachter Korper bewegter Luft Nous hingegen wird mitunter auch immateriell gedacht Zumeist wird er bei menschlichen Angelegenheiten aufnehmend gedacht bei kosmischen anstossend Der menschliche und der kosmologische Bereich d h die Frage nach der Weltordnung werden zumeist getrennt voneinander behandelt wobei es jedoch Uberschneidungen gibt Bei diesen Ubertragungen spielen u a zwei Aspekte eine Rolle Bezuglich pneuma der Gedanke dass bewegte Luft Atem ein notwendiger Bestandteil von Leben ist Bezuglich pneuma und nous die Ubertragung von Eigenschaften eines Lebewesens auf den Kosmos a bei pneuma insbesondere insofern es belebt ist b bei nous insbesondere insofern es vernunftbegabt ist dd dd Pneuma Bearbeiten Der Begriff des Pneumas ist zuerst bei Anaximenes belegt Pneuma ist zuerst im 6 Jh v Chr bei Anaximenes belegt Hier findet sich eine Analogie die pneuma als Lebensprinzip ausweist und auch den Kosmos selbst als belebt vorstellt Ebenso wie unsere Seele welche Luft ist uns mit ihrer Kraft zusammenhalt so umfasst auch den ganzen Kosmos Wind oder Atem pneuma und Luft 13 Bedeutsam ist der pneuma Begriff auch in der medizinischen Sprache in die er durch Diogenes von Apollonia im 5 Jh v Chr gelangt und durch Erasistratos und bis zu Galenos im 2 Jh n Chr weitere Auspragungen erfahrt 14 Von ihm stammt eine auch in der spateren lateinischen Tradition bedeutende Unterscheidung dreier pneumatischer Prinzipien die aus dem Zusammenwirken von eingeatmeter Luft und der im Herzen hervorgebrachten Lebenswarme entstehen ein physisches pneuma spiritus naturalis das die vegetativen Funktionen erhalt ein lebendiges pneuma spiritus vitalis ein Lebens und Bewegungsprinzip ein psychisches pneuma spiritus animalis die Seele 15 Seit dem Hellenismus und insbesondere in der romischen Stoa vermischen sich die beiden Aspekte menschliches Vermogen und kosmologisches Prinzip im Begriff des pneuma Pneuma bezeichnet hier die materielle Substanz die Stoiker waren Materialisten sowohl der Einzelseele als auch der Weltseele Pneuma ist somit ein stoffliches und zugleich geistiges Prinzip das den gesamten als Lebewesen vorgestellten Kosmos durchdringt und dessen Organisation bewirkt Das Pneuma im Menschen ist zum Lebensanfang wie ein unbeschriebenes Blatt das mit sinnlichen Eindrucken und Vorstellungen gefullt wird Es ist zudem der lenkende Seelenteil der die fur Stoiker zentrale Forderung in Ubereinstimmung mit der als vernunftig gedachten Natur leben zu erfullen ermoglicht 14 15 Nous Bearbeiten Bei Homer und spater bei den meisten Vorsokratikern scheint nous ein Vermogen zu sein das sich sowohl auf sinnliche wie auch mit dem Verstand erfassbare intelligible Gegenstande richtet Xenophanes und auch noch Empedokles setzen Denken und Wahrnehmen in eins Fur Parmenides hingegen hat der nous nur notwendig existierende und daher nur intelligible Gegenstande Hinsichtlich der Funktionsweise ist von Vorsokratikern wie Empedokles Anaxagoras und Demokrit belegt dass sie den Geist das Denken als einen korperlichen Vorgang ansehen Empedokles der das Prinzip Gleiches wird nur von Gleichem erkannt vertrat behauptet das Blut sei der Sitz der Erkenntnis weil es der am besten durchmischte Stoff sei Platon und Aristoteles fassen im Gegensatz zu vielen Vorsokratikern die Tatigkeit des nous das Denken als einen nicht korperlichen Vorgang auf Dieser komme nur dem Menschen zu Zudem unterscheidet Platon explizit auch sinnlich Wahrnehmbares von Intelligiblem und vertritt in der Tradition von Parmenides sehr deutlich die These dass Wissen nur gegen die sinnliche Wahrnehmung und den Korper moglich sei Aristoteles definiert in seiner Schrift De anima nous als das womit die Seele denkt und Annahmen macht 16 Er vergleicht den nous analog wie bei der Wahrnehmung mit einer leeren Schreibtafel aus Wachs Nous ist unaffiziert d h unangeregt unbestimmt ein passives Vermogen dessen Natur darin besteht im Aufnehmen der Formen das aktual werden zu konnen was er denkt Er ist auch nicht einem bestimmten Organ zugeordnet sondern korperlos Im Hellenismus wird das kognitive Vermogen nous sowohl von der Stoa als auch von Epikur materialistisch aufgefasst Beide Schulen fuhren Erkenntnis vollstandig auf materiell gedachte Wahrnehmung zuruck 17 Kosmologisches Prinzip Bearbeiten Nachdem einige fruhere Denker einem kosmologischen Prinzip entsprechende Eigenschaften zugeschrieben haben bekommt der nous bei dem griechischen Mathematiker und Naturphilosophen Anaxagoras eine tragende Rolle in der Welterklarung Der nous ist fur ihn ein Bewegungsprinzip das er der Materie gegenuberstellt obgleich er es nicht ausdrucklich als nicht materiell beschreibt Eine ahnliche Funktion weist der von Heraklit angenommene alles verwaltende logos auf den er als vernunftig beschreibt Fur Platon weist die Welt Eigenschaften eines beseelten und mit Vernunft ausgestatteten Lebewesens auf und er erklart ihre Beschaffenheit mit Ruckgriff auf eine gottliche Vernunft Aristoteles nimmt einen unbewegten Beweger an der die von ihm abhangige Welt und den Himmel als eine Finalursache d h wie ein Geliebtes oder Erstrebtes bewegt Dessen ununterbrochene Tatigkeit bestehe darin den besten Gegenstand sich selbst zu denken noesis noeseos Diesen Gott fasst Aristoteles im Gegensatz zu dem oben thematisierten menschlichen Vermogen als rein aktual auf Plotin weist dem nous die kosmologische Rolle zu als Demiurg die sichtbare Welt nach Vorlage der Ideenwelt zu formen 17 Augustinus Bearbeiten Der Philosoph und christliche Kirchenlehrer Augustinus unterscheidet in der Spatantike zwischen Geist mens animus und Seele anima Er fasst den Geist als eine an der Vernunft teilhabende Substanz auf die zur Leitung des Leibes bestimmt ist substantia quaedam rationis particeps regendo corpori accomodata 18 Dem Geist kommen wesensmassig Vernunft ratio und Einsicht intelligentia zu Er wird durch die Laster vitium geschwacht und muss um seiner Leitungsaufgabe gerecht werden zu konnen durch den Glauben fides gereinigt werden Er beschreibt den menschlichen Geist als Auge der Seele oculus animae Diesem ist die Erkenntnis ewiger Wahrheiten durch das unveranderliche Licht lumen incommutabilis des gottlichen Geistes moglich das den menschlichen Geist und das ihm begegnende Seiende erleuchtet Dieses Licht stellt das Innerste des Menschen selbst dar Die Wendung conversio des Menschen zu diesem Innersten hin ist fur Augustinus Selbstvollzug des Geistes und bedeutet die Ruckkehr zu seinem eigentlichen Ursprung Mittelalter Bearbeiten Thomas von Aquin einer der Hauptvertreter der Scholastik fasst die menschliche Seele als eine geistige Substanz substantia spiritualis auf Im Unterschied zur Tierseele hat sie einen rein geistigen Charakter und ist daher unsterblich Thomas vertritt eine strikte Leib Seele Einheit des Menschen Die Seele ist Form des Leibes forma corporis und teilt ihm ihr Sein mit Umgekehrt ist aber auch der Geist zur Erkenntnis auf den Leib und seine sinnliche Vermittlung angewiesen Alle geistigen Erkenntnisse werden mittels des tatigen Intellekts intellectus agens von den Sinneswahrnehmungen abstrahiert Der Mensch als schwachster Strahl der Geistigkeit vermag das rein Geistige nicht zu schauen Die Erkenntnis vermag nur so weit zu reichen wie der geistige Gehalt des Sinnenfalligen von dem sie ausgeht es ihr gestattet Eine unmittelbare Erkenntnis Gottes ist daher fur Thomas ausgeschlossen Die menschliche Seele ist bei Thomas die niederste der geistigen Formen Sie ist ein Vernunftprinzip das notwendig eines Korpers bedarf um tatig werden zu konnen Sie stellt daher gegenuber der Seele der Engel die in keinerlei Verbindung mit dem Materiellen steht eine tiefere Stufe der Geistigkeit dar Die Seele hangt zwar in ihrer Existenz nicht von der Materie ab ragt aber doch tief in das Korperliche hinein da sie ohne den Korper etwas Unfertiges ist Sie wird bei Thomas zum aussersten und abgeschwachtesten Strahl des Verstandeslichtes das in Gott aufleuchtet und im Menschen seine unterste Grenze erreicht wie das Sein bei der Materie Sie steht daher auf der Grenze der geistigen und korperlichen Geschopfe in confinio spiritualium et corporalium creaturarum 19 Descartes Bearbeiten Illustration von Descartes Eine Reizung am Fuss wird uber die Nerven ins Gehirn geleitet interagiert dort mit dem Geist und erzeugt so ein Schmerzerleben Bei dem Philosophen Mathematiker und Naturwissenschaftler Rene Descartes Begrunder des Rationalismus ist der Geist ontologisch von der Materie getrennt die Wirklichkeit gliedert sich in eine materielle und eine nichtmaterielle Sphare Menschen sind im Wesentlichen durch ihren immateriellen Geist ausgezeichnet und unterscheiden sich dadurch von Tieren die Descartes als Automaten begreift Zur Stutzung seines Leib Seele Dualismus entwickelte Descartes Argumente die bis heute in der Philosophie des Geistes diskutiert werden So erklarte er dass man sich klar und deutlich vorstellen konne dass Geist ohne Materie existiere Was man sich klar und deutlich vorstellen kann ist aber zumindest prinzipiell auch moglich Und wenn es prinzipiell moglich ist dass Geist ohne Materie existiert konnen Geist und Materie nicht identisch sein 20 Varianten dieses Argumentes findet man in der heutigen Debatte bei Saul Kripke 21 und David Chalmers 22 Ein anderes Argument Descartes bezieht sich auf die menschliche Sprachfahigkeit Es sei unvorstellbar dass ein Automat das komplexe System einer naturlichen Sprache beherrsche Diese Argumentation wird heute von den meisten Philosophen und Wissenschaftlern unter Verweis auf die Erkenntnisse der Computer Psycho und Neurolinguistik abgelehnt Es bleibt jedoch festzuhalten dass die menschliche Sprachfahigkeit keineswegs umfassend erforscht ist und dass die Computerlinguistik weit davon entfernt ist die Komplexitat naturlicher Sprachen zu erfassen Descartes Bild vom Menschen ist also wesentlich zweigeteilt Der Mensch besteht aus einem materiellen Korper und einem immateriellen Geist Korper und Geist interagieren an einer Stelle im Gehirn der Zirbeldruse miteinander Verbrennt sich eine Person etwa am Fuss so wird der Reiz durch den Korper zum Gehirn und von dort zum Geist geleitet siehe Abbildung Im Geist verspurt die Person Schmerzen was wiederum eine korperliche Reaktion verursacht Vertreter eines solchen Dualismus haben unter anderem zu erklaren wie diese Interaktion von Geist und Korper genau vorzustellen ist In der Gegenwartsphilosophie wird dieses Problem unter dem Begriff Mentale Verursachung diskutiert 18 und 19 Jahrhundert Bearbeiten David Hume der im angelsachsischen Raum haufig als bedeutendster Philosoph der Aufklarung betrachtet wird vertrat die idealistisch empiristische Auffassung der Geist beruhe allein auf Formen unmittelbarer Wahrnehmung Inetwa in diesem Sinne definierte Johann Wolfgang von Goethe Geist in West ostlicher Divan Denn das Leben ist die Liebe Und des Lebens Leben Geist Immanuel Kant knupfte sowohl an Hume wie auch an Gottfried Wilhelm Leibniz an Im Rahmen des transzendentalen Idealismus ist der menschliche Geist selbst an der Bildung der Realitat beteiligt Eine vom Geist und seiner Subjektivitat freie Realitat lasst sich nur als Ding an sich vorstellen Doch auch mit Bezug auf das Ding an sich sind keine konkreten Aussagen uber eine vom Geist unabhangige Realitat moglich da das Ding an sich nicht durch die menschlichen Kategorien zu fassen ist Mit der idealistischen Wende findet eine Aufwertung des Geistes statt der zu einem konstitutiven Element der Realitat wird Georg Wilhelm Friedrich Hegel portratiert von Jakob Schlesinger 1831In der Philosophie des 19 Jahrhunderts besonders im Deutschen Idealismus setzte sich diese Tendenz fort Hegel entwickelte einen absoluten Idealismus der die subjektive Zurucknahme des Erkenntnisanspruches auf objektive Wahrheit uberwinden wollte Darin fasste er die Denkgeschichte dialektisch als einen geschichtlichen Prozess der Entwicklung des Weltgeistes auf Dieser wird als die Ruckwendung des Absoluten aus seinem Anderssein der Natur zu sich selbst gedacht Sie konkretisiert sich in den drei Erscheinungsformen des Geistes im subjektiven Geist des einzelnen Menschen im objektiven Geist der menschlichen Gemeinschaftsformen von Recht Gesellschaft und Staat und dem absoluten Geist Kunst Religion und Philosophie In der Philosophie vollendet sich die Ruckkehr des Geistes zu sich selbst in Gestalt des absoluten Wissens Der absolute Geist ist so der Inbegriff fur die Wirklichkeit und den Grund allen Seins Im deutschen Idealismus wurde das kantsche Programm ohne dessen Idee des Dings an sich fortgefuhrt Dies ruckte den Geist noch weiter in den Fokus der philosophischen Aufmerksamkeit da nun eine vom Geist unabhangige Wirklichkeit nicht einmal als Grenzbegriff angenommen wurde Das Leib Seele Problem fand im Rahmen derartiger Konzeptionen folgende Losung Wenn der Geist immer schon konstitutiv fur die wissenschaftlich untersuchte Natur ist so ergibt es keinen Sinn zu fragen ob und wo der Geist in dieser Natur zu lokalisieren sei In der gegenwartigen Philosophie des Geistes werden nur noch selten konsequent idealistische Theorien vertreten Dagegen formulierte Karl Marx sich auf Hegel beziehend seine materialistische Auffassung des Geistes Demnach bedingt die Produktionsweise des materiellen Lebens bzw die darin verankerte Arbeit den sozialen politischen und geistigen Lebensprozess 23 Insbesondere durch Charles Darwins Entwicklung der Evolutionstheorie wurde der Mensch zunehmend auch als ein biologisches System betrachtet Dies fuhrte dazu dass nunmehr viele Naturwissenschaftler den Geist als ein Produkt rein biologischer Prozesse betrachteten In Deutschland erregten insbesondere die so genannten Vulgarmaterialisten um Ludwig Buchner und Carl Vogt mit derartigen Behauptungen Aufsehen und losten so den Materialismusstreit aus Auch der Evolutionsbiologe Ernst Haeckel postulierte der Geist sei ein wissenschaftlich erfassbares Phanomen Der Haeckelsche Monismus ist jedoch nicht als Materialismus zu begreifen da Haeckel in der Tradition Baruch Spinozas von einer neutralen Substanz mit geistigen und materiellen Aspekten ausging Allerdings gab es auch unter den Naturwissenschaftlern des 19 Jahrhunderts ungleich skeptischere Stimmen Der Elektrophysiologe Emil Heinrich du Bois Reymond erklarte etwa 1872 in einem einflussreichen Vortrag Welche denkbare Verbindung besteht zwischen bestimmten Bewegungen bestimmter Atome in meinem Gehirn einerseits andererseits den fur mich ursprunglichen nicht weiter definierbaren nicht wegzuleugnenden Tatsachen Ich fuhle Schmerz fuhle Lust ich schmecke Susses rieche Rosenduft hore Orgelton sehe Roth 24 Eine weitere Bedeutungskomponente erhielt der Begriff des Geistes im 19 Jahrhundert durch den Philosophen Psychologen und Padagogen Wilhelm Dilthey Mitbegrunder der Lebensphilosophie der die Geisteswissenschaften den Naturwissenschaften gegenuberstellte 25 Nach seiner Auffassung sind die Geisteswissenschaften durch eine besondere Methode die Hermeneutik ausgezeichnet Wahrend sich die Naturwissenschaften mit Kausalzusammenhangen beschaftigen sollen die Geisteswissenschaften zu einem tieferen Verstehen der Phanomene beitragen Der Neukantianer Wilhelm Windelband versuchte diese Unterscheidung zu prazisieren indem er betonte dass die Geisteswissenschaften besondere und einmalige Ereignisse erforschen wahrend die Naturwissenschaften nach allgemeinen Naturgesetzen suchen 20 Jahrhundert Bearbeiten Im fruhen 20 Jahrhundert war das philosophische Nachdenken uber den Geist massgeblich durch den Wiener Kreis gepragt Die Mitglieder des Wiener Kreises versuchten philosophische Konsequenzen aus der Methodologie des psychologischen methodologischen Behaviorismus zu ziehen Die klassischen Behavioristen hatten erklart dass sich introspektive Angaben uber den Geist nicht uberprufen lassen und daher nicht Teil einer Wissenschaft sein konnen Die Psychologie musse sich daher auf Verhaltensbeschreibungen beschranken Im Wiener Kreis wurden diese Annahmen mit dem Verifikationismus kombiniert also der These dass nur uberprufbare Aussagen eine Bedeutung haben Als Konsequenz erscheinen Aussagen uber den Geist als sinnlos sofern sie nicht von Verhalten handeln Die behavioristische Tradition fand ihre Fortfuhrung in Gilbert Ryles 1949 veroffentlichtem Werk The Concept of Mind Der Begriff des Geistes das fur mehr als ein Jahrzehnt zur orthodoxen Interpretation des Themas Geist in der angelsachsischen Philosophie wurde Ryle erklarte es sei ein Kategorienfehler davon auszugehen dass der Geist etwas Inneres ist In einer gewissen Spannung zum Behaviorismus stand hingegen das Werk Ludwig Wittgensteins Zwar bestreitet auch Wittgenstein dass der Geist als ein innerer Zustand zu verstehen sei grenzt sich jedoch zugleich vom Behaviorismus ab In eine entgegengesetzte Richtung fuhrte die von Edmund Husserl begrundete Phanomenologie die explizit die Untersuchung subjektiver geistiger Phanomene zum Ziel hatte Im Verfahren der epoche sollen alle Annahmen uber die Aussenwelt eingeklammert und so eine Erforschung der puren Subjektivitat moglich gemacht werden 26 Unter Bezugnahme auf Franz Brentano nahm Husserl an dass geistige Zustande im Wesentlichen durch Intentionalitat gekennzeichnet seien Damit ist gemeint dass sich mentale Zustande auf etwas beziehen so bezieht sich etwa die Sehnsucht nach einer Person auf eine Person Die Husserlsche Phanomenologie ubte einen enormen Einfluss auf die Philosophie des 20 Jahrhunderts aus unter anderen auf Husserls Schuler Martin Heidegger und Jean Paul Sartre der nach Freiburg kam um bei Husserl zu studieren In der franzosischen Philosophie knupfte insbesondere Maurice Merleau Ponty an Husserls Intentionalitatsbegriff an Dabei wollte Merleau Ponty mit dem Begriff des Leibes die Entgegensetzung von Korper und Geist aufheben Der Leib ist ein lebender und aktiv wahrnehmender Korper und lasst sich somit nicht durch eine Entgegensetzung von Geistigem und Nicht Geistigem fassen In den fruhen 1960er Jahren gab es auch in der angelsachsischen Philosophie eine radikale Abkehr von den behavioristischen Theorien 27 Durch die Erfolge der neurowissenschaftlichen Forschung inspiriert versuchten Identitatstheoretiker den Geist auf das Gehirn zu reduzieren Ein analoges Programm wurde von Funktionalisten vertreten die sich jedoch auf Kunstliche Intelligenz und Kognitionswissenschaft stutzen Diese reduktiven Bemuhungen blieben allerdings nicht unwidersprochen es wurde auf unuberwindbar erscheinende Probleme des Reduktionismus hingewiesen 28 Mit den so genannten Qualia Bewusstsein der Phanomene und der Intentionalitat hat der Geist nach Meinung vieler Philosophen Eigenschaften die sich nicht durch Naturwissenschaften erklaren lassen Durch die Spannung zwischen den Erfolgen der empirischen Forschung und den Problemen des Reduktionismus ist in der Philosophie eine sehr differenzierte Debatte um die Natur des Geistes entstanden Heute werden verschiedene Formen des Physikalismus Dualismus und Pluralismus vertreten Die Eliminativen Materialisten verzichten ganzlich auf die Annahme der Existenz eines Geistes Geist in den Wissenschaften BearbeitenAuch bei dem Blick auf die wissenschaftliche Erforschung des Geistes ergibt sich kein einheitliches Bild Die Wissenschaften die sich mit dem Phanomen des Geistes beschaftigen verfolgen verschiedene Ziele und verwenden zum Teil sehr unterschiedliche Modelle und Methoden Die relevanten Wissenschaften reichen von der Psychiatrie den Sozialwissenschaften der Sozialpsychologie und der Psychologie bis hin zur Hirnforschung Psychiatrie Bearbeiten Die Psychiatrie hat sich in ihrer geschichtlichen Entwicklung in Deutschland vor allem in der Zeit der Aufklarung mit dem Geist als auslosende Voraussetzung der Geisteskrankheiten befasst 29 Hier wurden geisteswissenschaftliche Bedingungen dieser Erkrankungen untersucht so wie es die Psychiker bis etwa 1845 taten Da der Geist anderen Gesetzen unterliegt als die Materie erfolgten ideologische Auseinandersetzungen mit dem naturwissenschaftlichen Standpunkt der Somatiker Erst recht wurden diese geisteswissenschaftlichen psychiatrischen Ergebnisse durch die neuere Hirnforschung in Frage gestellt 30 Sozialwissenschaft und Sozialpsychologie Bearbeiten In den Sozialwissenschaften kommt gelegentlich eine uberindividuelle Verwendung des Begriffs Geist hinzu 31 So nannte der Soziologe Max Weber eines seiner einflussreichsten Werke 1904 Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus und noch 1935 Ferdinand Tonnies sein Alterswerk Geist der Neuzeit In diesem Zusammenhang bezieht sich der Ausdruck Geist auf grundlegende Normen Uberzeugungen und Weltanschauungen die fur eine Gemeinschaft konstitutiv sind Allerdings ist auch diese Bedeutung nicht unabhangig vom Geist der Individuen da die Normen und kollektiven Anschauungen fur die einzelnen Mitglieder eines Kollektivs sehr bedeutsam sind Der Geist im sozialwissenschaftlichen Sinne ist nur denkbar wenn es Entsprechungen im Geist einer Vielzahl von Individuen gibt Pierre Bourdieu entwickelte in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts eine komplexe so genannte Theorie der Praxis mit eigenen Begrifflichkeiten Er unternahm den Versuch Geist und Materie wie auch Subjektivismus und Objektivismus auf der Basis empirischer Erforschungen des Alltagslebens und vergleichender Kulturforschung miteinander zu verknupfen Der Mensch inkorporiert demnach seine soziale Umwelt durch geistige Lernakte die sich auch korperlich ausdrucken Zu diesem Habitus gehoren unter anderem die Denk und Sichtweisen der Wahrnehmungen die das Urteilen und Bewerten beeinflussen und den Handlungsspielraum begrenzen In der Sozialpsychologie wird der Einfluss sozialer Interaktion auf geistige Prozesse wie Gedanken oder Gefuhle untersucht 32 Dabei kann der Fokus auf einen weiten sozialen Kontext oder auf zwischenmenschliche Prozesse gerichtet sein Erganzt werden sozialpsychologische Ansatze durch kulturvergleichende oder kulturhistorische Untersuchungen in denen etwa dargestellt wird wie Gefuhle z B Liebe oder Eifersucht sich in verschiedenen Kulturen unterscheiden und entwickelt haben Die Sozialpsychologie beruhrt hier auch die klassische anthropologische Frage nach der Universalitat von bestimmten geistigen Prozessen Von der Kognitionspsychologie zur Psychoanalyse Bearbeiten Beispiel fur semantisches Priming assoziative Beziehung zwischen Prime und Target Die klassische Wissenschaft des Geistes ist die Psychologie wobei man innerhalb der Psychologie wiederum zwischen verschiedenen Ansatzen unterscheiden muss So untersucht etwa die Kognitionspsychologie geistige Prozesse mit moglichst prazisen experimentellen Methoden um so kognitive Phanomene wie Gedachtnis Wahrnehmung oder Denken besser zu verstehen Ein Beispiel hierfur ist die Forschung zum Priming bei dem mittels Darbietung eines Reizes Prime die Verarbeitungszeit eines Zielreizes Target oder Probe beeinflusst wird Bei Primingexperimenten wird der Versuchsperson eine Aufgabe gestellt so muss sie etwa prasentierte Bilder benennen Beispiel Bild von einem Brot Reaktion Brot Prasentiert man der Person kurz vor der Aufgabe einen verwandten ahnlichen Reiz bzw Prime etwa das Wort Kase so wird die Versuchsperson die Benennungsaufgabe schneller losen Kognitionspsychologen schliessen aus diesen Befunden dass die Begriffe im Geist in einer netzwerkartigen Struktur organisiert sind und die Prasentation des Primes eine Voraktivierung an der richtigen Stelle des Netzwerks auslost In den letzten Jahrzehnten haben die Kognitionspsychologen sehr viele Daten uber geistige Prozesse gesammelt und sie gehen zunehmend dazu uber diese Daten in komplexen Modellen zusammenzufassen In Form von kognitiven Architekturen werden solche Modelle als Computerprogramme realisiert und sollen die Prognose von geistigen Prozessen moglich machen 33 Derartige kognitionspsychologische Modelle sind jedoch auf grundlegende geistige Prozesse beschrankt also etwa auf die Wahrnehmung von Bewegungen und Formen oder auf das Kurzzeitgedachtnis Will man mit Hilfe von psychologischen Untersuchungen komplexe geistige Phanomene wie etwa Charaktermerkmale oder psychische Erkrankungen verstehen so muss man auf andere Teildisziplinen wie etwa die Personlichkeitspsychologie zuruckgreifen Strukturmodell der Psyche nach FreudEinflussreich ist in diesem Zusammenhang auch die Psychoanalyse in der Tradition von Sigmund Freud Freud machte zu Beginn des vorigen Jahrhunderts darauf aufmerksam dass geistige Prozesse zu weiten Teilen unbewusst ablaufen So muss sich eine Person etwa keinesfalls im Klaren uber ihre Angst oder Wut sein Gleichzeitig betonte Freud dass die Struktur des Geistes massgeblich durch die sozialen Normen und Werte einer Gemeinschaft gepragt sind Freud beschrieb die Bildung des Ichs Wahrnehmen Denken und Gedachtnis im Strukturmodell der Psyche als einen Prozess im Spannungsfeld zwischen dem Unterbewussten Es und den verinnerlichten Normen und Werten Uber Ich 34 Auch wenn die psychoanalytischen Methoden und auch die psychoanalytische Therapie weiterhin umstritten sind wird in der Psychologie doch allgemein anerkannt dass zum umfassenden Verstandnis geistiger Strukturen eine Analyse unbewusster und sozialer Prozesse notwendig ist Es wird zudem akzeptiert dass eine solche Analyse nicht allein mit kognitions oder biopsychologischen Ansatzen durchgefuhrt werden kann Will man etwa psychische Erkrankungen wie Phobien oder Depressionen umfassend verstehen so muss man den weiten lebensgeschichtlichen und sozialen Kontext einer Person betrachten Geist und Gehirn Bearbeiten In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen Die massgeblichen Konzepte und empirischen Forschungsergebnisse zur Produktion von scheinbar geistigen Dingen im Gehirn Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Wahrend die Psychologie am Verhalten indirekt geistige Aktivitaten untersucht ist das Thema der Neurowissenschaften zunachst das Gehirn und nicht der Geist Zugleich macht die neurowissenschaftliche Forschung jedoch deutlich dass geistige Aktivitaten nicht unabhangig vom neuronalen Geschehen sind So beschreibt etwa die Neurologie den Zusammenhang zwischen Lasionen Schadigungen des Gehirns und kognitiven Beeintrachtigungen Ein Beispiel hierfur sind Aphasien erworbene Sprachstorungen bei denen spezifische Beeintrachtigungen oft mit Schaden in spezifischen Gehirnregionen verbunden sind Grosse Aufmerksamkeit hat in den letzten Jahren zudem die Suche nach neuronalen Korrelaten des Bewusstseins erfahren Mit der Hilfe von bildgebenden Verfahren ist es moglich die neuronalen Aktivitaten im Gehirn zu messen und zu visualisieren Derartige Methoden erlauben es zumindest in Ansatzen zu untersuchen welche Aktivitaten im Gehirn ablaufen wenn eine Person sagt oder auf andere Weise signalisiert dass sie etwas wahrnimmt fuhlt oder denkt Dabei kann man feststellen dass wahrend der von Versuchspersonen bezeichneten geistigen Aktivitaten nicht alle Bereiche des Gehirns gleichmassig aktiv sind Vielmehr scheinen mit spezifischen geistigen Aktivitaten oft auch spezifische neuronale Aktivitaten verbunden zu sein Die Erforschung derartiger Verbindungen steckt jedoch noch in der Anfangsphase und es war bisher nicht moglich von einer bestimmten neuronalen Aktivitat auf eine bestimmte geistige Aktivitat zu schliessen 35 Es wird zudem oft bezweifelt dass dies bei komplexen Gedanken oder Gefuhlen jemals moglich sein wird Wie ist nun diese Verbindung zwischen geistigen und neuronalen Aktivitaten zu verstehen Warum sind etwa Veranderungen des Geistes mit Veranderungen des Gehirns verknupft Eine mogliche Antwort lautet dass die geistigen Aktivitaten mit den Aktivitaten im Gehirn identisch sind Nach einer solchen Theorie waren etwa Kopfschmerzen nichts anderes als eine bestimmte Aktivitat im Gehirn Auch wenn eine solche Identitatstheorie die systematischen Verbindungen zwischen Geist und Gehirn leicht erklaren kann hat sie doch mit Problemen zu kampfen Zweifel an der Gleichsetzung von geistigen Aktivitaten mit Gehirnvorgangen werden oft mit Hilfe des Qualiaproblems artikuliert Mentale Zustande wie Kopfschmerzen sind durch Erleben ausgezeichnet es fuhlt sich auf eine bestimmte Weise an etwas zu erleben Wenn nun mentale Aktivitaten mit Gehirnaktivitaten identisch sind so mussen auch die Gehirnaktivitaten durch diese Qualia ausgezeichnet und durch die Neurowissenschaften erklarbar sein Die Frage warum eine bestimmte Gehirnaktivitat mit einem Erlebnis verknupft ist konnen Neurowissenschaftler derzeit nicht beantworten Bedeutet dies dass solche neuronalen Aktivitaten mit Bewusstseinserfahrungen nicht identisch sind Diese These ist wie die gesamte philosophische Interpretation der Neurowissenschaften weiterhin umstritten Geist in den Religionen BearbeitenJudentum Bearbeiten Im Tanach entspricht am ehesten das hebraische Wort ruah dem was im Deutschen unter Geist verstanden wird Es bedeutet wie das griechische pneuma und das lateinische spiritus zunachst bewegte Luft Wind Bei Mensch und Tier bezeichnet die ruah weiterhin den Atem der den Geschopfen Leben einhaucht Als Lebensprinzip ist die ruah Gottes Eigentum die Geschopfe leben von ihr und sterben wenn Gott sie entzieht Im Menschen ubt sie die verschiedensten Lebensfunktionen geistiger willensmassiger sittlicher und religioser Art aus und ist hier mit dem Begriff Nefesch Seele fast synonym Gott als die Quelle der ruah ist selbst Geistwesen So schwebte am ersten Tag der Schopfung der Geist Gottes uber den Wassern Gen 1 2 EU und im Buch der Weisheit heisst es Der Geist des Herrn erfullt den Erdkreis Weish 1 7 EU Gott teilt sich auserwahlten Menschen mit indem er den Geist uber sie kommen lasst Sie werden charismatisch begabt zu kriegerischen Heldentaten prophetisch ekstatischen Fahigkeiten und mit dem Geist der Weisheit Ex 28 3 EU erfullt Der Tanach kennt auch den bosen Geist der von Jahwe als dem einzigen Gott ausgehen kann Dies geschieht dann wenn die Empfanger Unheil verdienen Als Abimelech drei Jahre lang uber Israel geherrscht hatte sandte Gott einen bosen Geist zwischen Abimelech und die Burger von Sichem so dass die Burger von Sichem von Abimelech abfielen Ri 9 22 23 EU Diese bose Geistesmacht die Gott unterstellt ist wird spater in der christlichen Theologie die Gestalt des Satans als eine selbstandige Funktion in sich bose Figur und sogar mit eigener Personifikation als Gegenpart zu Gott bekommen Christentum Bearbeiten Neues Testament Bearbeiten Im Neuen Testament wird Geist mit dem griechischen Wort pneuma bezeichnet Gemeint ist meist der Geist Gottes der als Heiliger Geist scharf vom Geist des Menschen unterschieden wird Dieser Geist Gottes wird noch nicht so deutlich wie spater in der Trinitatslehre als personal angesehen sondern als Medium des gottlichen Handelns Fur die personale Auslegung sprechen jedoch Stellen wie die in der Apostelgeschichte 5 1 11 EU in der Hananias und Saphira bestraft werden weil sie den Heiligen Geist belugen Pneuma und Jesus Bearbeiten Der Begriff des Pneuma spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte Jesu Bereits seine Empfangnis geschieht unter Einwirkung des Heiligen Geistes Mt 1 18 20 EU Vom Pneuma wird er in die Wuste getrieben um dort den Versuchungen zu widerstehen Mk 1 12 EU Als Geisttrager ubernimmt er sein offentliches Amt Lk 4 14 EU auf ihm ruht nun das Pneuma des Herrn Mt 12 18 EU Mit seiner Hilfe ist Jesus in der Lage die Herrschaft des Satans zu brechen Mt 12 28 EU Dies bedeutet allerdings nicht dass Jesus damonische Krafte unterstellt werden durften Mk 3 29f EU Die Auferstehung Jesu von den Toten bedeutet einen Ubergang in die Seinsweise des Pneuma Rom 1 4 EU womit Jesus als Herr Kyrios identifiziert wird 1 Kor 3 17 EU Das Pneuma in der christlichen Gemeinde bei Paulus Bearbeiten Fur Paulus ist fast jede Lebensausserung der Kirche Wirkung des Pneuma Schon bei der Konstituierung der christlichen Gemeinde ist das Pneuma am Werk 1 Kor 12 13 EU Das Pneuma ist eine Gnadengabe Charisma die bei den Glaubigen unterschiedlich verteilt ist Rom 12 6ff EU Paulus stellt eine Rangfolge der Charismen auf und verlangt ihre Indienstnahme in den Aufbau der Gemeinde 1 Kor 3 12ff EU Paulus unterscheidet auch ein falsches Pneuma das die Gemeinde aus der Fassung bringen und in Schrecken jagen kann 2 Thess 2 2 EU Es ist daher die Fahigkeit die Geister zu unterscheiden 1 Kor 12 10 EU All das geistige Sein der Glaubigen vollzieht sich im Pneuma Es wird im Glauben als eschatologische Segensgabe empfangen und mit ihr das Leben Das Pneuma heiligt die Glaubenden selbst ihr Leib ist ein Tempel des Pneuma Es bedeutet Freiheit von der Herrschaft der Sunde des Todes Rom 8 2 EU und des Gesetzes Gal 5 18 EU Der Glaubige darf aber diese im Pneuma gewahrte Freiheit nicht zum Anlass fur das Fleisch Gal 5 13 EU nehmen sondern soll sich in seiner sittlichen Existenz von Pneuma leiten lassen Gal 5 16f EU Das Pneuma wird zwar als Fundament des Heils bezeichnet aber nicht als dessen Erfullung Paulus bezeichnet es als Erstlingsgabe Rom 8 23 EU oder Angeld 2 Kor 1 22 EU des Gesamtheils Die Glaubigen erwarten kraft des Pneumas die erhoffte Gerechtigkeit Gal 5 5 EU und v a die Auferweckung des Leibes Rom 8 11 EU Die Unterscheidung zwischen dem Reich des Geistes und der Liebe und dem Reich des Fleisches und der Sunde war fur Paulus zentral Diese Theologie hat nach Einschatzung von Kritikern dualistische Vorstellungen begunstigt Das paulinische Gedankengut wurde spater durch Thomas von Aquin in der Summa Theologica weitergefuhrt und bis heute wird der Begriff anima forma corporis verwendet Islam Bearbeiten Im Bereich des Islam bildet der arabische Begriff ruh روح ruḥ in etwa das Gegenstuck zum deutschen Begriff des Geistes Ruh ist etymologisch mit dem Wort rih verwandt das die Grundbedeutung von Wind hat Im Koran heisst es dass Gott Adam von seinem Geist einblies und ihn auf diese Weise lebendig machte Sure 15 29 Sure 32 9 Sure 38 72 Durch Einblasen seines Geistes kommt es auch dazu dass Maria Jesus empfangt arabisch روحنا DMG ruḥuna Unseren Geist Sure 21 91 Sure 66 12 Der Geist Gottes zeigt sich dabei Maria in einer menschlichen Gestalt arabisch فارسلنا اليها روحنا فتمثل لها بشرا سويا DMG fa arsalna ilaiha ruḥana fa tamaṯṯala laha basaran sawiyyan Und wir sandten unseren Geist zu ihr Der stellte sich ihr als ein wohlgestalteter w ebenmassiger Mensch dar Sure 19 17 36 Durch den Geist der Heiligkeit erfahrt Jesus spater besondere Starkung Sure 2 87 253 5 110 Auch Jesus selbst wird als ein Geist von Gott bezeichnet arabisch روح منه DMG ruḥun minhu Geist von Ihm Sure 4 171 Der Geist erscheint daruber hinaus als Vermittler der Offenbarung In Sure 40 15 heisst es dass Gott den Geist mit dem von ihm gegebenen Befehl zu dem Menschen schickt von dem er das will damit er die Menschen vor dem Tag der Begegnung warne Der Geist der Heiligkeit ist es der den Koran herabsendet um damit die Glaubigen zu starken Sure 16 102 Der treue Geist uberbringt Mohammed den Koran 26 193 194 Theologische Reflexionen uber den Geist setzten im Islam Ende des 8 Jahrhunderts ein Der basrische Asket Bakr auf den die Lehrrichtung der Bakriya zuruckgefuhrt wird behauptete dass der Mensch und ebenso alle ubrigen Lebewesen identisch mit dem Geist seien 37 Der Bagdader Muʿtazilit Bischr ibn al Muʿtamir st 825 sah hingegen in dem Menschen eine Verbindung aus Leib badan und Geist ruḥ 38 Tragende Bedeutung erhielt der Geist in dem Lehrsystem des basrischen Muʿtaziliten an Nazzam st 835 845 Er stellte sich den Geist in Anknupfung an das platonische Pneuma Konzept als einen feinstofflichen Korper vor der sich wie ein Gas mit dem Leib vermischt und ihn bis in die Fingerspitzen durchdringt sich beim Tode aber wieder aus dieser Verbindung lost und selbstandig weiterexistiert 39 Buddhismus Bearbeiten Mit dem Begriff des Geistes citta wird im Buddhismus etwas bezeichnet was zur Korperlichkeit hinzutritt Der Ausdruck wird in der buddhistischen Anthropologie synonym gebraucht zu Begriffen wie Denken manas und Bewusstsein vijnana Geist wird unter zweierlei Aspekten betrachtet Zum einen ist er eine Erscheinungsweise der menschlichen Existenz samsara und bedarf als solcher der Erlosung nirvana andererseits bezeichnet er genau das Instrument mittels dessen die Erlosung erst moglich wird Der Geist geht nach buddhistischer Lehre allem Reden und Handeln voraus Oberste Aufgabe ist es daher ihn durch die Ubung der Achtsamkeit sati dem siebten Glied des achtfachen Pfades unter Kontrolle zu bringen Weiterhin ist die Ausrichtung des Geistes seine Konzentration auf einen Punkt samadhi von Bedeutung In der mahayanischen Tradition vor allem der Yogachara Schule des Buddhismus bildet sich ein radikaler Idealismus heraus der das Wesen der Welt nur als Geist interpretiert wohingegen die Vielheit der Erscheinungen als Trug und Illusion maya angesehen wird Der Begriff des Geistes ruckt hier in die Nahe des nirwana das als Absolutes nicht genau zu beschreibendes Prinzip alles Seienden hinter dem Schleier der individualisierenden maya liegt Mystik Bearbeiten In religiosen mystischen Schriften und einigen philosophischen Traditionen wird der Begriff Geist meist in zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht Zum einen als der menschliche Geist was in etwa der heutigen Verwendung von Bewusstsein oder Verstand entspricht und zusatzlich noch Seele umfasst Zum anderen als gottlicher Geist oder absoluter Geist der je nach Tradition auch personalisiert als Gott oder Gottheit angeredet wird 40 Die praktische Uberwindung dieser Trennung ist fur viele Mystiker dabei die wesentliche Aufgabe 41 Die Frage nach der Beziehung zwischen Geist und Korper tritt demgegenuber bei Mystikern haufig in den Hintergrund Die in den mittelalterlichen Klostern praktizierten geistlichen Ubungen werden in oratio liturgisches Gebet lectio Lesung aus den Schriften meditatio gegenstandliche Betrachtung Meditation und contemplatio gegenstandfreie Anschauung Kontemplation unterteilt Der Verstand und das Denken sollen so zur Ruhe kommen um den einen Urgrund also den gottlichen Geist freizulegen In diesem Sinn besteht fur den Mystiker kein Unterschied zwischen menschlichem und gottlichem Geist 42 Auch der Korper des Menschen ist in diesem Verstandnis ein Ausdruck des Gottlichen und diesem nicht entgegengesetzt In der Mystik der fruhen Neuzeit wird der eigene Korper des Mystikers oft in besonderer teils extremer Weise thematisiert 43 Siehe auch Bearbeiten Portal Geist und Gehirn Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Geist und Gehirn Atemseele Kognitionswissenschaft Stand der naturwissenschaftlichen Forschung Geistesadel ein Adel der nicht angeboren oder verliehen sondern durch die Leistung eigener Bildung erworben ist Rigpa ein Begriff in der Tradition des tibetischen BuddhismusLiteratur BearbeitenPhilosophie Bearbeiten Philosophiebibliographie Philosophie des Geistes Zusatzliche Literaturhinweise zum Thema Ansgar Beckermann Analytische Einfuhrung in die Philosophie des Geistes De Gruyter Berlin u a 2001 ISBN 3 11 017065 5 Ausfuhrlichste deutschsprachige Einfuhrung in die Philosophie des Geistes Wolfgang Fritz Haug Geist in Historisch kritisches Worterbuch des Marxismus Bd 5 Argument Verlag Hamburg 2001 Sp 53 91 Rudolf Hildebrand Geist Niemeyer Halle 1926 Klassische und ausfuhrliche Auseinandersetzung mit dem Begriff des Geistes Uwe Meixner Hrsg Zur Geschichte der Philosophie des Geistes De Gruyter Berlin ISBN 3 11 017405 7 Sammelband mit Beitragen zur Geschichte von der Antike bis ins 20 Jahrhundert John Searle Geist Eine Einfuhrung Suhrkamp Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 518 58472 3 Kurze Einfuhrung in das Thema von einem bekannten Gegenwartsphilosophen Dieter Teichert Einfuhrung in die Philosophie des Geistes Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2006 ISBN 3 534 15463 0 Politik Bearbeiten Werner Tress Wider den undeutschen Geist Bucherverbrennung 1933 Parthas Berlin 2003 ISBN 3 932529 55 3Wissenschaft Bearbeiten Eric Kandel Psychiatrie Psychoanalyse und die neue Biologie des Geistes Suhrkamp Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 518 58451 0 Popularwissenschaftliches Buch des Nobelpreistragers zu neurowissenschaftlichen und psychoanalytischen Themen Hartmann Hinterhuber Die Seele Natur und Kulturgeschichte von Psyche Geist und Bewusstsein Springer Wien 2001 ISBN 3 211 83667 5 Historischer Blick auf verschiedene Wissenschaftsdisziplinen Jean Emile Charon Der Geist der Materie Ullstein Sachbuch 1982 ISBN 3 548 34074 1 Charon ist theoretischer Physiker Freerk Huisken Zur Kritik der Bremer Hirnforschung Hirn determiniert Geist Fehler Funktionen Folgen AStA Universitat Bremen ISBN 3 938699 00 0 Gerhard Klier Die drei Geister des Menschen Die sogenannte Spirituslehre in der Physiologie der Fruhen Neuzeit Steiner Stuttgart 2002 Sudhoffs Archiv Beiheft 50 ISBN 3 515 08196 8 Marielene Putscher Pneuma Spiritus Geist Vorstellungen vom Lebensantrieb in ihren geschichtlichen Wandlungen Wiesbaden 1974 Religion Bearbeiten Artikel Geist und Pneuma in Lexikon fur Theologie und Kirche Artikel Geist in Religion in Geschichte und Gegenwart D B Macdonald The Development of the Idea of Spirit in Islam in The Muslim World 22 2 1932 153 168 Thomas O Shaughnessy The development of the meaning of spirit in the Koran Rom Pont Inst Orientalium Studiorum 1953 Weblinks Bearbeiten Wikiquote Geist Zitate Wiktionary Geist Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary mental Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Artikelliste zur Philosophie des Geistes aus der Stanford Encyclopedia of Philosophy Portal zur gegenwartigen Forschung zu Geist und Gehirn von sciencedaily Mindpapers Bibliographie von David Chalmers zu Themen der Philosophie des Geistes der Kognitionswissenschaften und der Bewusstseinstheorie mit mehr als 18 000 TitelnBelege Bearbeiten Von altgriechisch pnew pneo oder pneiw pneio wehen blasen hauchen aushauchen atmen pneuma bedeutet demnach Hauch Luftstrom auch Fahrwind sogar Duft sowie Atem und Leben wie bei psyche siehe unten ahnlich wie dort auch Mut aber auch Feuer wohl inneres wie in feuriges Temperament oder feuriger Mensch Bemerkenswerter noch erscheint der Ausdruck ἱeron pneῦma hieron pneuma wortlich heiliges pneuma Nach dem Griechisch Deutschen Schul und Handworterbuch von Wilhelm Gemoll bedeutet er nicht wie naheliegen wurde Heiliger Geist sondern Verzuckung Entruckung und Besessenheit der Ausdruck ἐn pneymati en pneumati denn auch in Ekstase oder ausser sich bzw in Trance Der christliche Ausdruck Heiliger Geist wird nach Gemoll mit ἅgion pneῦma hagion pneuma oder pneῦma tὸ ἅgion pneuma to hagion wiedergegeben mit hagion fur das Heilige Heiligste Allerheiligste wobei in christlich religiosen Zusammenhangen pneuma auch Engel heissen kann Oder noos noos siehe Noologie von indogermanisch sno w os fur Gesichts Sinn vergleiche lateinisch sensus aus sent fur gehen und reisen fahren Der grosse Duden gibt in Band 7 des Herkunftworterbuchs der Deutschen Sprache im Eintrag Sinn fur die Wurzel sent auf die auch lateinisch sentire wahrnehmen fuhlen empfinden zuruckgeht die noch altere Bedeutung eine Fahrte suchen sc mit den Augen an noeein noeein bedeutet daher im Unterschied zum mehr gefuhlsmassigen Wahrnehmen das mit lateinisch sentire gemeint ist offensichtlich per Sehsinn wahrnehmen bemerken und erkennen auch geistig erkennen sowie selbst im Deutschen ein sehen sc mittels visueller Vorstellungen siehe Colin McGinns Abhandlung Mindsight Das geistige Auge 2004 2007 daruber auch denken in allen Formen wie an etwas denken ausdenken bedenken und erdenken ersinnen nous oder noos dann also Aufmerksamkeit auf etwas richten wie die Augen sodann Ruck Sicht in den Sinn kommen etwa in Form eines vor das innere Auge Tretens u a deshalb dann vor allem das Vermogen geistiger Wahrnehmung siehe Uber blick Ein Sicht An Sicht und Verstand Vernunft von vernehmen sogar Vermogen des Wollens Ab Sicht bis hin zu Empfindungsvermogen Gesinnung Sinnesart Gemut und Herz bis zu Seele ganz ahnlich wie bei psyche siehe auch Julian Jaynes Noos in seiner psychohistorischen Studie Die Entstehung des Bewusstseins 1993 S 327 329 Von dem Verb psyxein psychein fur atmen hauchen blasen auch ab kuhlen erkalten trocknen Psyche bedeutet demnach zuerst Atem Atem Hauch dann aber auch Atem als Lebensprinzip Zeichen von Lebenskraft ja Leben uberhaupt Weiterhin stand psyche bei den Griechen auch fur den Schatten von Toten nach dem Verlust des Lebens eine Vorstellung die spater mit animistischen Seelenvorstellungen vermengt wurde so dass psyche heute auch Seele bedeuten kann Im Einzelnen steht psyche fur folgende uberwiegend oder ausschliesslich der Eigen oder Selbstwahrnehmung zugangliche Lebenserscheinungen wie Denkvermogen Verstand und Klugheit sodann Gemut Herz haftigkeit sowie Mut Sitz der Leidenschaften Begehrungsvermogen Lust und Appetit bis hin zur Bezeichnung oder Umschreibung der ganzen Person des Wertvollsten und Kostbarsten womit die Grundlage moderner Psychologie recht gut angegeben ware vergleiche zum Ganzen auch Julian Jaynes Psyche In Die Entstehung des Bewusstseins 1993 S 329 331 u 350 356 zu der an verschiedenen Stellen im WWW online gestellten PDF Fassung des deutschen Textes siehe Anmerkung unten Von spirare fur wehen hauchen seufzen brausen schnauben ausatmen leben aus duften ausatmen aushauchen erfullt beseelt sein dichten siehe auch Spirometer spiritus steht darum fur Luft Hauch Atem und Atmen Atemzug Lebenshauch Seufzer Leben Anhauch Mut Hochmut Ubermut Stolz und Sinn sowie Gesinnung Begeisterung oder Geist bis hin zu dichterischem Schaffen und den atherischen geist genannten Spirituosen wie in Himbeergeist oder ebenso atherisch dem Salmiakgeist Einerseits Denkkraft oder Denkvermogen Verstand Vernunft Einsicht und Geist Denkart sowie Sinnesart andererseits aber auch Gemut mit allen Gemutsaffekten wie Zorn Leidenschaft oder Mut davon abgeleitet auch fur das Gedachte die Gedanken aber auch Erinnerung auf der einen sowie Meinung und Absicht auf der anderen Seite Bemerkenswerte und vielsagende etymologische Beziehungen sowie psychologisch weitreichende sachliche Zusammenhange bestehen zu lateinisch memini sich erinnern gedenken daran denken sowie altgriechisch menos menos heftiges Verlangen Eifer Zorn Kampfesmut Schwungkraft Lebenskraft wie uberhaupt Helden Kraft und Starke sowie schliesslich auch zu altgriechisch mainomai mainomai fur rasend machen werden oder in Raserei versetzt werden Manie wuten toben aber auch begierig verzuckt weintoll betrunken sein oder liebestoll sein Auch bei mens von dem sich unsere Fremdworter mental und Mentalitat herleiten zeigt sich demnach derselbe historische Bedeutungswandel von Emotionalem zu Geistigem wie bei Geist siehe entsprechende Anmerkung Im Unterschied zur davon weit abweichenden Verwendung der Worter Animus und Anima bei C G Jung geht lateinisch animus auf den Atem als solchen zuruck und weniger wie spiritus sowie pneuma und psyche auf die Bezeichnung der Aktivitat Atmen etymologisch steht animus mit altgriechisch ἄnemos anemos fur Wind und Sturm im Zusammenhang Nach Der grosse Duden geht Geist etymologisch auf die indogermanische Wurzel gheis zuruck Interessanterweise wird damit ursprunglich auch hier nichts im heutigen Sinn Geistiges gemeint sondern in diesem Fall eine emotionale Reaktion und zwar die des psychologisch gesehen bemerkenswerten und fur uns Menschen wortwortlich eigenartigen Erschauderns oder Ergriffenseins des Erregt oder Aufgebrachtseins Der historische Wandel der Bedeutung von Geist nach dem es heute moglich ist von geistigen Vorgangen wie Wahrnehmen Erinnern Vorstellen Traumen Phantasieren und anderen Formen des Denkens zu sprechen durfte mit Umstanden und Zusammenhangen zu tun haben die Julian Jaynes in seinem epochalen Werk Der Ursprung des Bewusstseins schildert siehe dort vor allem II 5 Das intellektuelle Bewusstsein der Griechen S 311 356 zu der an verschiedenen Stellen im WWW online gestellten PDF Fassung des deutschen Textes siehe Anmerkung unten Nach dem Philosophen und Wissenschaftstheoretiker Dirk Hartmann in Philosophische Grundlagen der Psychologie S 80f wird Geist heute ahnlich wie Zeit Raum Stoff oder Materie u a Allgemeinbegriffe am besten als sogenannter Reflexionsterminus verstanden ein Wort mit dem eine Kategorisierung bestimmter Aussagen angezeigt werden soll er schlagt daher vor Geist im wissenschaftlichen Sprachgebrauch auf die Kennzeichnung von Aussagen uber Kognitionen zu beschranken und damit von Emotionen den umgangssprachlich sog gefuhlsmassigen Reaktionen oder dem Gefuhlsleben der Alltagspsychologie zu unterscheiden Hellmut Bock Anglo American Common Sense and German Geist in American Quarterly 1956 S 155 165 Zu dem weitreichenden psychoevolutionaren Hintergrund der hier auch sprachhistorisch aufscheinenden Zusammenhangen s Julian Jaynes Der Ursprung des Bewusstseins komplett als PDF Datei 2 4 MB Achtung Die Seitenangaben hier sind mit dem Originaldruck nicht identisch Ubersetzung des Ps 33 zitiert im Deutschen Worterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm Max Weber Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus 1904 Julius Stenzel Zur Entwicklung des Geistbegriffs in der griechischen Philosophie 1956 abgedruckt in Um die Begriffswelt der Vorsokratiker von Kurt Riezler u a hrsg von Hans Georg Gadamer Darmstadt Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1968 Wege der Forschung 9 Anaximenes DK 13 B 2 a b G Verbeke Geist II Pneuma in Joachim Ritter u a Hrsg Historisches Worterbuch der Philosophie Bd 3 Basel 1974 Sp 154 166 a b Francesco Moiso Geist 2 Begriffsgeschichte 2 1 Pneuma und die anderen griechischen Worter in Hans Jorg Sandkuhler Hrsg Enzyklopadie Philosophie Hamburg 1999 S 434 f Aristoteles De An III 4 429 a 22 f a b Christoph Horn Christof Rapp Vernunft Verstand II Antike in Joachim Ritter u a Hrsg Historisches Worterbuch der Philosophie Bd 11 Basel 2001 Sp 749 764 Augustinus De animae quantitate 13 Thomas von Aquin Summa theologiae I 76 2 Rene Descartes Meditationes de prima philosophia 1641 Saul Kripke Naming and Necessity Blackwell Pub Oxford 1981 ISBN 0 631 12801 8 David Chalmers The conscious Mind Oxford Oxford University Press 1997 ISBN 0 19 511789 1 Zur Kritik der Politischen Okonomie Vorwort MEW 13 S 9 1859 Emil Heinrich du Bois Reymond Uber die Grenzen des Naturerkennens Vortrag 1872 Wilhelm Dilthey Einleitung in die Geisteswissenschaften 1863 Edmund Husserl Ideen zu einer reinen Phanomenologie und phanomenologischen Philosophie Erstes Buch Allgemeine Einfuhrung in die reine Phanomenologie 1913 Klassiker sind Ullin Place Is Consciousness a Brain Process in British Journal of Psychology 1956 und John Jamieson Carswell Smart Sensations and Brain Processes in Philosophical Review 1956 Thomas Nagel What is it like to be a bat In The Philosophical Review 1974 S 435 450 Klaus Dorner Burger und Irre Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie 1969 Fischer Taschenbuch Bucher des Wissens Frankfurt am Main 1975 ISBN 3 436 02101 6 S 263 270 Manfred Spitzer Geist im Netz Modelle fur Lernen Denken und Handeln Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1996 ISBN 3 8274 0109 7 S 10 Schon der Protosoziologe Montesquieu benutzte esprit in seinem Vom Geist der Gesetze von 1748 in diesem Sinne Gunter Bierbrauer 2005 Sozialpsychologie ISBN 3 17 018213 7 John R Anderson Christian Lebiere The atomic components of thought Erlbaum 1998 ISBN 0 8058 2816 8 Sigmund Freud Das Ich und das Es 1923 Ausnahmen werden beschrieben in J D Haynes G Rees Decoding mental states from brain activity in humans In Nature Reviews Neuroscience 7 2006 S 523 534 und G Kreiman C Koch I Fried Category specific visual responses of single neurons in the human median temporal lobe In Nature Neuroscience 3 S 946 953 Rudi Paret Der Koran Ubersetzung 4 Auflage Kohlhammer Stuttgart 1985 ISBN 3 17 008994 3 S 213 Vgl Josef van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jahrhundert Hidschra Eine Geschichte des religiosen Denkens im fruhen Islam Band V Berlin New York 1993 S 111 Vgl dazu Josef van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jahrhundert Hidschra Eine Geschichte des religiosen Denkens im fruhen Islam Band III Berlin New York 1992 S 115 Vgl van Ess III 369f So etwa bei Augustinus De vera religione 39 So anscheinend bei Meister Eckhart Von der Stadt der Seele In diese Tradition lassen sich auch Texte einreihen wie Angelus Silesius Erstes Buch 6 Kap M de Certeau Art Mystique in Encyclopedie Universalis ders Le corps folie mystique et folie aux XVIe et XVIIe siecles in La Folie dans la psychanalyse Payot 1977 189 203 hat dies zu analysieren und erklaren versucht Normdaten Sachbegriff GND 4019830 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geist amp oldid 234654282