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Die Kognitionspsychologie auch Kognitive Psychologie genannt von lat cognoscere wissen erkennen erfahren und griechisch lateinisch psychologia Seelenlehre ist ein Teilgebiet der Psychologie und beschaftigt sich auf der erkenntnistheoretischen Grundlage des Kognitivismus mit der Informationsverarbeitung Kognition insbesondere mit all jenen psychischen Vorgangen die mit Wahrnehmung Erkenntnis und Wissen zu tun haben Weiterhin ist sie in die Kognitionswissenschaft einzuordnen Gegenstand der Kognitionspsychologie sind die auf komplexe Weise organisierten psychischen Mechanismen des menschlichen Denkens Inhaltsverzeichnis 1 Gegenstand und Einordnung des Fachgebiets 2 Geschichte 3 Neuronale Reprasentation 4 Funktionelle Anatomie des Nervensystems 5 Konnektionismus 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGegenstand und Einordnung des Fachgebiets Bearbeiten Hauptartikel Kognition Die Kognitionspsychologie untersucht menschliche Erkenntnisablaufe Dabei beschaftigt sich die Forschung vor allem mit jenen Zustanden und Prozessen die zwischen der Reizaufnahme und dem daran anschliessenden Erleben und Verhalten liegen Hierzu zahlen z B die Funktionsweisen neuronaler Reprasentation oder das angenommene Prinzip einer Interdependenz zwischen Intuition und Reflexion Zum Begriff der Kognition der traditionell irrtumlicherweise als Gegenbegriff zur Emotion angesehen wurde gehoren Wahrnehmung Informationsverarbeitung Geist Denkpsychologie Denken Emotion und Handeln Intelligenz Sprache Kreativitat Verstehen Urteilen Psychologie sowie Urteil Logik Werturteil Bewerten Vorstellungen Lernen GedachtnisKognitionswissenschaften sind generell meist interdisziplinar orientiert Die Kognitive Psychologie beschaftigt sich mit der Analyse der menschlichen Informationsverarbeitung Kognition Fur ein Erklaren kognitionspsychologischer Zusammenhange ist ein grundlegendes Wissen im Bereich der Neurobiologie also der biologischen Kommunikationsprinzipien des Zentralen Nervensystems ZNS von grosser Bedeutung Die kognitive Neurowissenschaft hat zu einer Erweiterung der Methoden und Theoriebildung in der Kognitionspsychologie massgeblich beigetragen Experimentelle kognitionspsychologische Forschung ist aber auch ohne den expliziten Ruckgriff auf Gehirnmechanismen fruchtbar moglich In der Sozialpsychologie werden mit einer sozialen Einstellung assoziierte Wahrnehmungen Meinungen Urteile Wissen Uberzeugungen Argumente und weitere Leistungen des Verstandes als kognitive Komponenten der betreffenden Einstellungen bezeichnet Geschichte BearbeitenNachdem 1868 Frans Cornelis Donders die Grundlagen fur die Mentale Chronometrie mitgeschaffen und sich etwa am Ende des 19 Jahrhunderts die Ansicht durchgesetzt hatte dass das menschliche Denken Gegenstand naturwissenschaftlicher Untersuchung und nicht nur philosophischer Betrachtung sein kann entstanden die Ansatze der Psychologie als Wissenschaft Vorreiter der Denkpsychologie waren Wilhelm M Wundt und Hermann Ebbinghaus in Deutschland sowie William James in den USA Durch die zweifelhafte Methode der Introspektion erreichte der Zweig bald eine Grenze Nach der langen Dominanzphase des Behaviorismus Mitte des 20 Jahrhunderts in Nordamerika begann schliesslich die sogenannte Kognitive Wende wesentlich getrieben durch die Informationstheorie Mit der Entwicklung des Informationsverarbeitungsansatzes zwischen 1950 und 1960 waren wichtige Fortschritte der Informatik eng verbunden insbesondere im Gebiet Kunstliche Intelligenz Ende der 1950er Jahre entstand die Kognitive Psychologie als Teildisziplin der Allgemeinen Psychologie neu angeregt durch gesellschaftliche Bedingungen und vom Wunsch nach einem wissenschaftlichen Theorieansatz uber das Denken der den mittlerweile besser erforschten biologischen Bedingungen Rechnung tragt dabei aber auch die Vorstellung vom Menschen als informationsverarbeitendem Organismus zu Grunde legt Die moderne Kognitive Psychologie nahm somit Gestalt an Es bildete sich schnell ein entsprechendes gesellschaftliches Interesse an dieser neuen wissenschaftlichen Perspektive auf den menschlichen Verstand an einer in Computermetaphern dargestellten Erkenntniswissenschaft des Erlebens und Verhaltens Die Etablierung dieses neuen Menschenbildes kennzeichnet die Kognitive Wende insbesondere da man von nun an auch in die Black Box schauen konnte und diese in die behavioristische Theorie integrieren konnte Die Methodik der Kognitionspsychologen beruhte damals weit gehend auf Experimenten im Labor Ein weiterer Faktor war die neue Linguistik durch Noam Chomsky die auf die Zusammenhange von Sprache und Denken fuhrte Saul Sternberg schuf zur Analyse einzelner Schritte der Informationsverarbeitung das erfolgreiche Sternbergparadigma Eine vorlaufige Synthese bot 1967 Ulric Neisser Cognitive Psychology Seit 1970 erscheint die Zeitschrift Cognitive Psychology Ab den 1970er Jahren jedoch zeigte die Kognitive Psychologie auch grosseres Interesse an Erkenntnisablaufen in realen Situationen Okologischer Ansatz von James J Gibson an ubergreifenden Theorien und an den Gehirnmechanismen die der Kognition zu Grunde liegen 1 Mittlerweile ist sie Pflichtfach fur Psychologiestudenten und ein anerkanntes Forschungsfeld mit einem noch sehr hohen Potential fur zukunftige wissenschaftliche Erkenntnisse Heutzutage konnen spezielle bildgebende Verfahren helfen die zugrundeliegenden komplexen Hirnfunktionen besser zu verstehen Sie befindet sich immer noch am Anfang einer komplizierten Forschung Dank ihrer interdisziplinaren Tendenzen ist sie von grosser Beitragsfahigkeit fur viele weitere Forschungsfelder Haufig werden Kognitive Psychologie und Kognitionswissenschaft verwechselt Erstere ist zwar eine der an der Kognitionswissenschaft beteiligten Disziplinen jedoch mittlerweile auch eine komplett eigenstandige Forschungsrichtung der Psychologie Sekundardisziplinen angewandte und padagogische Psychologie klinische Psychologie Psychiatrie Neurologie Neuropharmakologie Die Erforschung neuropsychologischer Syndrome wie z B ADHS Neurowissenschaften Hirnforschung Neuroinformatik Computational Neuroscience Neuromarketing Lernforschung und PadagogikNeuronale Reprasentation BearbeitenNeuronale Systeme zeigen eine komplexe Pfadabhangigkeit Ihr zeitliches Verhalten ist nicht nur vom aktuellen Zustand sondern auch von der Vorgeschichte des Systems abhangig Die Ontogenese des Verstandes beinhaltet durch Erleben gemachte Erfahrung neuronal reprasentiert durch Wissen im Gedachtnis Psychogenese Die interne Arbeitsweise des Verstandes ist weit komplexer als die modernsten Systeme der Computertechnologie Daher ist das lange simplifizierend benutzte Bild vom Korper Hardware und dem Geist als Software mittlerweile obsolet Heutzutage ist mehr und mehr die Rede von einem organisierten Chaos im Gehirn Eine grosse Herausforderung fur mogliche Erklarungen fur Funktionsweisen menschlichen Denkens und Handelns stellt die enorme Parallelitat der neuronalen Reizweiterleitungen dar Eine Lokalisierung in einfach dimensionierte Parameter ist nicht moglich Stattdessen spricht man von offenen Systemen Selbstorganisation und regulierung Pfadabhangigkeit sowie von Nichtlinearitat Es handelt sich bei der neuronalen Reprasentation deklarativen oder prozeduralen Wissens vermutlich um eine Koordination u a von Aktionspotentialen der Neuronen in bestimmten raumlich und zeitlich definierten Mustern Eine wichtige Rolle spielt ebenfalls die Biochemie im ZNS denn auch Neurotransmitter und Hormone nehmen Einfluss auf die Interaktion mehrerer Nervenzellen Von den Alphawellen wird eine wichtige Aufgabe bei der Steuerung der Aufmerksamkeit vermutet hier gibt es zahlreiche verschiedene Forschungsansatze im Bereich der Neurologie und Hirnforschung Siehe auch IntelligenzFunktionelle Anatomie des Nervensystems BearbeitenDer Aufbau des Gehirns zahlt zum noch immer als unvollstandig zu betrachtenden Basiswissen John R Anderson sieht das Gehirn eingeteilt in eine Anzahl abgrenzbarer Bereiche die unterschiedlichen Funktionen dienen Unterschiedliche Spezialbereiche des Gehirns unterstutzen dabei unterschiedliche kognitive Funktionen Tatsachlich lassen sich durch Positronen Emissions Tomographie sowie Elektroenzephalographie und Magnetoenzephalographie oder auch im so genannten Scanner auf der Hirnrinde allgemein bestimmbare Funktionsbereiche lokalisieren die z B klare Aufgaben des Verstandes oder Bereiche im peripheren Nervensystem reprasentieren Durch Differenzbilder konnten auch die bekannten verschiedenen Hirnareale relativ genau ausfindig gemacht werden Konnektionismus Bearbeiten Hauptartikel Konnektionismus In der Kognitiven Psychologie gibt es die Modelle des so genannten Konnektionismus Diese erklaren die Funktionsweise der Informationsverarbeitung durch das Ansammeln neuronaler Reize im Gehirn zu Aktivationsmustern Aktivationsmuster konnen Wissen reprasentieren und stellen unzahlige Verbindungen zu weiteren Mustern her Ein Hirn Neuron kann bis zu 10 000 Verbindungen zu anderen Hirn Neuronen haben insgesamt gibt es im Gehirn etwa 1014 Verbindungen Demgegenuber gehen nur etwa 2 5 Millionen Nervenfasern ins Gehirn hinein und nur etwa 1 5 Millionen hinaus Unser Gehirn ist sozusagen hauptsachlich damit beschaftigt mit sich selbst zu kommunizieren Es entstehen kontextabhangige Kategorien durch deren Konnexion die Erkenntnis zustande kommt J R Anderson schreibt von den nervenzellenartigen Elementen die Aktivation ansammeln und erregende und hemmende Einflusse auf andere Einheiten ausuben Im Gehirn arbeiten im Gegensatz zu Computern an jedem Rechenschritt Tausende von Neuronen gleichzeitig Ein dichtes Netz von Verbindungen ermoglicht die Koordinierung ihrer Aktivitat und ermoglicht die menschliche Erkenntnis In den Neurowissenschaften und der Hirnforschung ergeben sich standig neue Erkenntnisse die in dieses Gebiet hineinwirken Beispielsweise spricht man sogar bei grundlegenden kognitiven Wahrnehmungsprozessen von interkulturellen Unterschieden Lange Zeit gingen Psychologen davon aus die grundlegenden Denk und Wahrnehmungsprozesse verliefen bei allen Menschen gleich aber unser kultureller Hintergrund bestimmt nicht nur woruber wir nachdenken sondern auch wie Kuhnen 2004 Siehe auch Bearbeiten nbsp Portal Geist und Gehirn Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Geist und Gehirn Metakognition Theory of Mind Parallel Distributed Processing Konstruktivismus Lernpsychologie Mentale Chronometrie Theorie der WahrnehmungsregelungLiteratur BearbeitenHoward Gardner Dem Denken auf der Spur Der Weg der Kognitionswissenschaften Klett Cotta Stuttgart 1992 ISBN 3 608 95866 5 George Mandler A history of modern experimental psychology From James and Wundt to cognitive science MIT Press Cambridge MA 2007 Michael W Eysenck Mark T Keane Cognitive Psychology A Student s Handbook 6 Auflage Psychology Press Hove New York 2010 ISBN 978 1 84169 540 2 John R Anderson Kognitive Psychologie 3 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2001 ISBN 3 8274 1024 X Robert L Solso Kognitive Psychologie Springer Berlin 2005 ISBN 3 540 21270 1 Gerhard Roth W Prinz Kopfarbeit Kognitive Leistungen und ihre neuronalen Grundlagen Spektrum Akad Verl Heidelberg 1996 Helge Ritter Thomas Martinetz Klaus Schulten Neuronale Netze 2 unverand Auflage Oldenbourg 1994 J McClelland D Rumelhart PDP Research Group Parallel Distributed Processing Explorations in the Microstructure of Cognition Vol 2 Psychological and Biological Models MIT Press Cambridge Mass 1986 Eugen Bruce Goldstein Wahrnehmungspsychologie 2 Auflage Spektrum Akad Verl Heidelberg Berlin 2005 ISBN 3 8274 1083 5 Thomas Goschke Willentliche Handlungen und kognitive Kontrolle Zur funktionalen Dekomposition der zentralen Exekutive In S Maasen W Prinz G Roth Hrsg Voluntary Action Oxford University Press New York Oxford 2003 Ulrich Kuhnen Denken auf Asiatisch In Gehirn und Geist Dossier Ratsel der Wahrnehmung 2005 Nr 2 S 86 91 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons 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