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Die kognitive Neurowissenschaft englisch cognitive neuroscience beschaftigt sich mit den neuronalen Mechanismen die mit kognitiven Fahigkeiten im Zusammenhang stehen Das Feld der kognitiven Neurowissenschaft weist Uberschneidungen mit der Kognitionswissenschaft und der kognitiven Psychologie auf Die Kognitionswissenschaft beschaftigt sich mit bewussten und unbewussten Vorgangen wie z B Wahrnehmung Denken Urteilen Gedachtnis Lernen und Sprache Ihr Gegenstandsbereich ist allerdings nicht nur die Kognition sondern auch Emotion Motivation und Volition 1 Wahrend die kognitive Psychologie versucht den menschlichen Geist zu verstehen z B die Entstehung von Erinnerungen Gedanken etc beschaftigt sich die kognitive Neurowissenschaft mit den zugrundeliegenden neurobiologischen Prozessen Also untersuchen die kognitive Psychologie und die kognitive Neurowissenschaft verschiedene Aspekte derselben Sache z B Reaktionszeit funktionelle Bildgebung Sie beeinflussen sich gegenseitig da ein genaueres Verstandnis der mentalen Prozesse hilfreich fur das Verstandnis der zugrundeliegenden Hirnstrukturen ist und umgekehrt Die kognitive Neurowissenschaft ist eine recht junge Forschungsrichtung deren Etablierung zu zahlreichen neuen Erkenntnissen und somit zu einem grossen Sprung in der Untersuchung des menschlichen Gehirns fuhrte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der kognitiven Neurowissenschaft 1 1 Historischer Hintergrund 1 2 Wissenschaftlicher Hintergrund 1 3 Die Geburt der modernen kognitiven Neurowissenschaft 1 4 Philosophischer Hintergrund 2 Zukunft und weitere Forschungsbereiche der kognitiven Neurowissenschaft 3 Gegenwartige Risiken im Kontext der Kognitiven Neurowissenschaft 3 1 Risiken der Forschungsentwicklung 3 2 Risiken im Zusammenspiel mit der klinisch psychologischen Anwendung 4 Neuroanatomische Grundlagen 4 1 Neuronale Ebene 4 2 Funktionelle Ebene 5 Kernmethoden der kognitiven Neurowissenschaft 5 1 Elektrophysiologische Verfahren 5 1 1 Elektrophysiologische Methoden der Kognitiven Neurowissenschaft 5 1 1 1 Einzelzellableitungen 5 1 1 2 Elektroenzephalographie EEG 5 1 2 Beispiele fur Fragestellungen im Rahmen elektrophysiologischer Methoden 5 1 2 1 Mentale Chronometrie 5 1 2 2 Gesichtsverarbeitung 5 1 2 3 Endogene und exogene ERP Komponenten 5 1 2 4 Weiterentwicklung Magnetenzephalographie MEG 5 2 Bildgebung 5 2 1 Arten der Bildgebung 5 2 2 Experimentelle Designs von Bildgebungsstudien 5 2 3 Analyse von Bildgebungsdaten 5 2 4 Interpretation von Bildgebungsdaten 5 3 Lasionsstudien 5 3 1 Untersuchung naturlich auftretender Lasionen 5 3 1 1 Doppelte Dissoziation 5 3 1 2 Einzelfallstudien 5 3 1 3 Gruppenstudien 5 3 2 Untersuchung kunstlich erzeugter Lasionen 5 3 2 1 Experimentelle Lasionen an Tieren 5 3 2 2 Magnetische Methoden TMS 5 3 2 3 Elektrische Methoden TES 5 3 2 4 tDCS 5 3 2 5 tACS 5 3 2 6 tRNS 6 Zentrale Untersuchungsbereiche der Kognitiven Neurowissenschaft 6 1 Gehirnentwicklung 6 1 1 Strukturelle Gehirnentwicklung 6 1 1 1 Pranatale Gehirnentwicklung 6 1 1 2 Postnatale Gehirnentwicklung 6 1 1 3 Protomap und Protocortex Theorien der Gehirnentwicklung 6 1 2 Funktionelle Gehirnentwicklung 6 1 2 1 Funktionelle Plastizitat des Gehirns 6 1 2 2 Pragung und sensible Phasen 6 1 3 Unterschiede zwischen Individuen bei der Gehirnentwicklung 6 1 3 1 Genotyp First vs Phanotyp First Ansatz 6 1 3 2 Nature Nurture Debatte Natur Umwelt Debatte 6 2 Handlungssteuerung 6 2 1 Neuroanatomische Grundlagen der Handlungssteuerung 6 2 1 1 Frontale Areale 6 2 1 2 Prafrontaler Cortex 6 2 1 3 Neuronale Mechanismen der sensomotorischen Integration 6 2 1 3 1 Das intraparietale Areal und frontale Hirnregionen 6 2 1 4 Die Rolle subkortikaler Strukturen 6 2 1 5 Erkrankungen der Basalganglien 6 2 2 Beforschung der Handlungssteuerung im Kontext der Kognitiven Neurowissenschaft 6 2 2 1 Das Supervisory Attentional System Modell 6 2 2 2 Handlungen und freier Wille 6 2 2 3 Handlungsverstandnis und imitation 6 2 2 4 Handlungen mit Gegenstanden 6 2 2 5 Werkzeug im kognitions neurowissenschaftlichen Sinne 6 3 Exekutive Funktionen 6 3 1 Neuroanatomische Grundlagen Exekutiver Funktionen 6 3 2 Erforschung von Exekutiven Funktionen 6 3 3 Theorien zu Exekutiven Funktionen der Kognitiven Neurowissenschaften 6 3 3 1 Heisse vs kalte Kontrollprozesse 6 3 3 2 The Multiple Demand Network 6 3 3 3 Organisation posterior nach anterior 6 3 3 4 Hemispharische Unterschiede 6 4 Soziale und emotionale Verarbeitung im Gehirn 6 4 1 Rolle der Kognitiven Neurowissenschaft fur Emotionstheorien 6 4 2 Emotionserkennung 6 4 3 Empathie und die Theory of Mind ToM 7 Spezielle weitere Forschungsbereiche der kognitiven Neurowissenschaft 8 Siehe auch 9 Literatur 10 EinzelnachweiseGeschichte der kognitiven Neurowissenschaft BearbeitenHistorischer Hintergrund Bearbeiten nbsp Entwicklung der kognitiven NeurowissenschaftGegenwartig entstammen Forscher der kognitiven Neurowissenschaft gewohnlich einem experimentalpsychologischen kognitionspsychologischen biopsychologischen neurobiologischen neurologischen physikalischen oder mathematischen Hintergrund Folglich sind die verwendeten Methoden vielfaltig und umfassen psychophysikalische Experimente und funktionelle Bildgebung aber auch Methoden der Neurophysiologie und auch der Neuroinformatik und der Computational Neuroscience Die kognitive Neurowissenschaft in ihrem heutigen Verstandnis hat eine lange Entstehungsgeschichte welche durch verschiedene philosophische und wissenschaftliche Denkansatze gepragt wurde Wissenschaftlicher Hintergrund Bearbeiten Hauptartikel Geschichte der Hirnforschung Untersuchungen zu den Funktionen des Gehirns liessen sich ebenfalls bereits in der Antike finden wie beispielsweise bei Galen ca 199 129 v Chr der Gehirnverletzungen bei Gladiatoren untersuchte Viele der antiken Vorstellungen blieben lange unangefochten Die ersten Ansatze die der heutigen Auffassung einer funktionellen Gliederung des menschlichen Gehirns entsprechen entwickelten sich erst im fruhen 19 Jahrhundert mit dem Aufkommen der Phrenologie nach Gall und Spurzheim Viele andere Annahmen der Phrenologie sind zwar mittlerweile widerlegt die Ansatze zur funktionalen Spezialisierung im Gehirn bleiben jedoch bis heute bestehen 2 In den folgenden Jahren wurden Untersuchungen des Gehirns essenzieller Bestandteil in der neurowissenschaftlichen Forschung beispielsweise bei Forschern wie Broca und Wernicke Dies fuhrte zur Entdeckung der Funktionen verschiedener Gehirnareale Besonderer Fokus lag hierbei auf der Untersuchung von Patienten mit Hirnschaden Hirnlasionen da hieraus Theorien zur normalen Funktionsweise des Gehirns abgeleitet werden konnten Die Untersuchung von Hirnlasionen wird als kognitive Neuropsychologie bezeichnet und ist auch heute noch wichtiger Bestandteil der kognitiven Neurowissenschaft 2 Auch Experimente von Wilder Penfield und Kollegen lieferten weitreichende neue Erkenntnisse in der kognitiven Neurowissenschaft Anfang des 20 Jahrhunderts fuhrte das Forscherteam zahlreiche Operationen an menschlichen Gehirnen durch wahrend die Patienten bei Bewusstsein waren Diese Eingriffe waren schmerzlos weil im Gehirn keine Schmerzrezeptoren vorhanden sind Dabei wurde herausgefunden dass eine elektrische Stimulation spezifischer Gehirnregionen z B zu visuellen oder akustischen Erscheinungen oder motorischen Phanomenen fuhrte Daraus konnte geschlossen werden dass bestimmte Gehirnregionen fur bestimmte Funktionen in der menschlichen Wahrnehmung oder des Verhaltens zentral sind Somit wurde erstmals eine experimentelle Bestatigung der Annahmen zur funktionalen Spezialisierung im Gehirn geliefert 2 Neuere Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin dass verschiedene Regionen des Gehirns nur teilweise auf verschiedene Funktionen spezialisiert sind Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zum heutigen Verstandnis der kognitiven Neurowissenschaft war die Entwicklung der Annahme dass die Funktionsweise des Gehirns der eines Computers ahnelt komputationaler Ansatz Eine fruhe Theorie ist das Informationsverarbeitungsparadigma welches ab den 1950er Jahren an Popularitat gewann Zum Beispiel argumentierte Broadbent dass Informationen nach einem Stufenparadigma zuerst wahrgenommen werden dann Aufmerksamkeit erhalten und im Kurzzeitgedachtnis gespeichert werden Ein expliziteres komputationales Modell das sich ab den 1980ern entwickelte war das der neuronalen Netze Dieses geht davon aus dass die Informationsverarbeitung uber die Interaktion miteinander verbundener neuronaler Knoten stattfindet 2 Die Geburt der modernen kognitiven Neurowissenschaft Bearbeiten Auch die Entwicklung neuer Bildgebungstechnologien ab den 1970er Jahren leistete einen bedeutenden Beitrag zur modernen kognitiven Neurowissenschaft Besonders hervorzuheben ist hierbei die Erfindung des fMRT funktionelle Magnetresonanztomographie Das fMRT lieferte die Moglichkeit die fur die kognitiven Neurowissenschaften relevanten Teile des Gehirns zu beobachten ohne das Gehirn zu schadigen Schlussendlich fuhrte also diese Kombination der Bildgebungstechnologien mit den Theorien der Kognitionspsychologie zu unserem heutigen Verstandnis der kognitiven Neurowissenschaft 2 Die Disziplin der kognitiven Neurowissenschaft kann heute als Zusammenschluss der experimentellen Psychologie und der Neurowissenschaften betrachtet werden Als Begrunder dieser zusammengeschlossenen Disziplin konnen George A Miller und Michael Gazzaniga gesehen werden Als ein Vorreiter ist auch Alexander Romanowitsch Lurija anzusehen der schon viel fruher die Verschmelzung der vorgenannten Felder antizipierte und die Neurowissenschaft mit der Psychologie verband Philosophischer Hintergrund Bearbeiten Der Ausgangspunkt der kognitiven Neurowissenschaft lasst sich in der ursprunglich philosophischen Diskussion um das Leib Seele Problem finden also der Frage wie physische Masse das Gehirn psychische Erlebnisse erzeugen kann z B Sinneswahrnehmungen Fur dieses Problem haben sich drei Losungsansatze entwickelt der Dualismus die Dual Aspect Theory und der Reduktionismus Die Grundannahme im Dualismus ist dass Gehirn und Geist zwei vollstandig unterschiedliche Phanomene sind Gemass der Dual Aspect Theory hingegen handelt es sich bei Gehirn und Geist um unterschiedliche Beschreibungen derselben Sache Eine Analogie dazu aus der Physik ist das Elektron welches als Welle und als Partikel beschrieben werden kann Im Reduktionismus wird angenommen dass geistige Konzepte wie Emotionen Erinnerungen oder Aufmerksamkeit schlussendlich durch rein biologische Erklarungen z B Neurotransmitter ersetzt werden 2 Zukunft und weitere Forschungsbereiche der kognitiven Neurowissenschaft BearbeitenAktuelle Forschung widmet sich vor allem dem Verstandnis des Gehirns als Netzwerk Statt einem einzelnen Netzwerk konnten jedoch viele verschiedene Netzwerke bestehen die je nach Bedarf aktiv sind oder nicht Somit hatten nicht nur einzelne Hirnregionen spezielle Funktionen sondern ganze Netzwerke im Gehirn ubernehmen diese Dieser Netzwerkansatz wird aktuell durch Versuche das menschliche Konnektom abzubilden veranschaulicht Das Konnektom ist eine umfangreiche Karte aller Nervenverbindungen im Gehirn auf Makroebene bis auf den Millimeter genau Indem die Gehirne tausender Menschen mittels Magnetresonanztomographie untersucht werden soll es beispielsweise moglich werden Abweichungen im Konnektom die mit Erkrankungen zusammenhangen festzustellen 1 Als zentrale Herausforderung fur die kognitive Neurowissenschaft kann das Erforschen der Beziehung zwischen Hirnstruktur und Funktionen z B Verhalten werden Zusammengefasst gibt es dafur gegenwartig drei Szenarien Erstens konnte sich eine direkte eins zu eins Zuordnung von Hirnregionen zu Funktionen zeigen Dies ist aus heutiger Sicht jedoch unwahrscheinlich Zweitens konnten Hirnregionen zwar spezialisiert sein jedoch mussten mehrere Regionen fur eine Funktion miteinander interagieren Drittens konnten Hirnregionen kaum spezialisiert sein und Funktionen entstunden durch die Interaktion mehrerer Netzwerke welche wiederum zum Teil spezialisiert waren 1 Gegenwartige Risiken im Kontext der Kognitiven Neurowissenschaft BearbeitenEine reduktionistische Perspektive auf die Kognitiven Neurowissenschaften auch als Neuroessentialissmus bezeichnet birgt Risiken fur die gesamte Disziplin der Psychologie Sie wurde bedeuten dass jegliches menschliches Erleben und Verhalten ausschliesslich mithilfe von Gehirn Prozessen zu erklaren ware Traditionelle tendenziell eher sozialwissenschaftlich orientierte psychologische Disziplinen wie beispielsweise die Personlichkeitspsychologie und die Sozialpsychologie wurden dann von der Kognitiven Neurowissenschaft verdrangt Experten argumentieren jedoch dass ein umfassendes Verstandnis psychischer Prozesse allein auf Gehirnbasis nicht moglich sei sondern multiple Aspekte und deren Interaktionen auf verschiedenen Ebenen berucksichtigt werden mussten so zum Beispiel kognitive und emotionale Faktoren sowie Kontexteinflusse vgl Modell der Analyseebenen der Psychologie Emergenz Einige Risiken der wachsenden Rolle der KN in der Psychologie sollen daher im Folgenden beispielhaft angesprochen werden Ein weiteres Problem der neurowissenschaftlichen Forschung in der Psychologie sind fehlerhafte logische Schlusse also solche die uber die auf Basis der gegenwartigen Datenlage und der genutzten Methoden erlaubten Interpretationen hinausgehen Dazu gehoren neben dem bereits genannten Neuroessentialismus z B folgende Aspekte 3 Ableitung von Kausalitat aus Korrelationen Korrelative Daten zeigen lediglich auf dass ein Zusammenhang zwischen zwei Variablen besteht Dabei kann nicht geschlussfolgert werden welche der beiden Variablen die Ursache bzw Wirkung ist Neurorealismus Neurorealismus fusst auf der Annahme dass Neuroimaging Daten verlasslich und objektiv sind ohne dass dabei die Komplexitat der Datenerhebung und auswertung hinterfragt wird Auf diese Weise werden neurowissenschaftliche Daten in der allgemeinen Offentlichkeit gelegentlich unkritisch als Validierung oder Falsifizierung jeglicher Phanomene verwendet Neuroredundanz Neuroredundanz beschreibt die Tatsache dass Neuroimaging Daten zum Teil nicht in der Lage sind einen Informationszugewinn gegenuber einfacher und weniger aufwandiger Erhebungsmethoden z B Selbstberichtfragebogen zu generieren Reverse Inference Problem Das Problem der Reverse Inference in der Kognitiven Neurowissenschaft beinhaltet die nicht zutreffende Schlussfolgerung dass eine Gehirnaktivierung in der Bildgebung zwangslaufig einen darunterliegenden psychologischen Zustand oder kognitiven Prozess widerspiegeln muss Diese fehlerhaften logischen Schlusse konnen dazu fuhren dass neurowissenschaftliche Daten nicht ausreichend hinterfragt und uberbewertet werden Dies kann einen Effekt namens Neuroseduction nach sich ziehen Darunter versteht man das Phanomen dass Personen eher dazu neigen sich von fraglichen Schlussfolgerungen aus Studiendaten uberzeugen zu lassen wenn neurowissenschaftliche Daten und Erklarungen einbezogen werden 3 Risiken der Forschungsentwicklung Bearbeiten Die Reproduzierbarkeit von Studien wird in allen Bereichen der Psychologie diskutiert Fur die kognitiven Neurowissenschaften ist sie jedoch besonders relevant da aus mehreren Studien und Analysen hervorgeht dass besonders Neuroimaging Studien einige methodische Schwachen aufweisen 3 Hier werden einige Schwachen aufgezahlt Viele Studien der Kognitiven Neurowissenschaft sind sehr aufwandig und teuer weswegen sie haufig nur eine geringe Anzahl an Probanden haben Die statistische Power von Neuroimaging Studien liegt einer Abschatzung zufolge folglich im Durchschnitt bei nur 8 und ist somit deutlich geringer als die von Cohen angestrebten 80 was zur Folge hat dass diese Neuroimaging Studien weniger wahrscheinlich echte Effekte entdecken The Winner s Curse In Studien mit zu geringer statistischer Power sind positive Ergebnisse wahrscheinlicher statistischer Zufall als in Studien mit adaquater statistischer Power Die haufige Vielzahl an Analysen pro Studie einer Inflation von Fehlern 1 Art Es wurde gezeigt dass sich die Reliabilitat von beispielsweise fMRT Studien haufig weit unter den Anspruchen anderer psychologischer Masse wie Fragebogen oder Interviews befindet Es wird vorgeschlagen die Zusammenarbeit von Neuroimaging Laboren die die gleichen methodischen Protokolle benutzen zu fordern Damit konnen die statistische Power erhoht der Winner s Curse vermieden und das Risiko von falschen positiven Befunden minimiert werden In forschungsokonomischer Hinsicht gibt es weiterhin Risiken die durch den Gewinn an der Bedeutung der Neurowissenschaft innerhalb der Psychologie entstehen konnen Einerseits ist hier die bevorzugte Finanzierung von Forschungsprojekten mit neurowissenschaftlicher Fragestellung zu nennen Die Prioritaten staatlicher Fordermittelgeber wie z B des National Institute of Mental Health NIMH scheinen sich mehr in die Richtung von Projekten mit neurowissenschaftlichem Schwerpunkt zu verschieben 3 Die Formulierung der strategischen Ziele des NIMH hat sich z B zunehmend an biologischen und bildgebenden Fragestellungen orientiert 3 Dadurch konnten Psychologen bei ihrer Forschung unter Druck gesetzt werden explizit in neurowissenschaftliche Fragestellungen nachzugehen oder neurowissenschaftliche Masse einzusetzen selbst wenn diese unokonomisch sein sollten 3 Andererseits werden auch Auswirkungen auf die Personalpolitik von Universitaten diskutiert So soll z B auf der Website der APA der Anteil der Stellenanzeigen in den Neurowissenschaften als Bereich der Psychologie innerhalb von drei Jahren von rund 40 2011 uber 33 2012 auf 50 2013 angestiegen sein 3 Risiken im Zusammenspiel mit der klinisch psychologischen Anwendung Bearbeiten Aufgrund neurowissenschaftlicher Erkenntnisse und damit verbundener Schlussfehler werden psychische Storungen konzeptuell gegenwartig vermehrt als Erkrankungen des Gehirns verstanden 4 Der Ansatz des konstitutiven Reduktionismus lasst einerseits zu dass psychische Storungen auf der niedrigsten Analyseebene als Gehirnerkrankungen betrachtet werden da jegliche psychologische Phanomene von neuronalen Faktoren mediiert werden Jedoch gehen psychische Erkrankungen mit Dysfunktionen auf hoheren Analyseebenen einher und werden auch durch diese definiert Beispielsweise sind die ICD 10 Diagnosekriterien fur F Diagnosen bisher rein psychologisch und beinhalten keine neuronalen biologischen oder chemischen Aspekte Dass psychische Storungen auch mit Veranderungen in der Gehirnfunktion einhergehen bedeutet nicht dass diese Veranderungen kausal fur die Entwicklung einer psychischen Storung sind Die Verwendung des Begriffs Gehirnerkrankung birgt daher die Gefahr psychischen Storungen eine rein biologische Atiologie zu unterstellen Man geht in der klinisch psychologischen und psychiatrischen Forschung jedoch davon aus dass alle Storungsbilder Resultat einer multifaktoriellen Atiopathogenese bestehend aus einer Trias genetischer biologischer und psychosozialer Faktoren sind Anknupfend an das veranderte Verstandnis psychischer Storungen hat auch die Behandlung ebendieser einen Wandel erlebt In der Psychotherapie wurden sogenannte brain based ubersetzt gehirnbasierte Psychotherapien entwickelt welche auf Erkenntnissen der Kognitiven Neurowissenschaft aufbauen Befurworter dieser Therapieformen argumentieren damit dass neurowissenschaftliche Befunde massgeblich zur Gestaltung effektiver psychotherapeutischer Interventionen beitragen Fraglich ist dabei aber ob diese Befunde tatsachlich eine Informationsbasis generieren die uber die Informationen aus sichtbarem Verhalten Affekt und Kognition hinausgehen Hierbei handelt es sich um ein praktisches Beispiel der Neuroredundanz Daruber hinaus stellt die empirische Uberprufung des Nutzens von brain based Psychotherapien eine Schwierigkeit dar die aus dem fehlenden Wissen uber die Verknupfung zwischen Gehirn und Verhalten hervorgeht Erklarungslucke 3 Neuroanatomische Grundlagen BearbeitenZentral fur die Kognitive Neurowissenschaft sind physiologische Prozesse des Zentralen und des Peripheren Nervensystems sowie ihrer Kommunikationsprozesse mit dem Korper Hauptartikel Nervensystem Dabei werden im Rahmen verschiedener Analyselevel sowohl Prozesse auf der neuronalen Ebene als auch hinsichtlich der Interaktion von Hirnarealen bis hin zu kognitiven Phanomenen wie Erleben und Verhalten untersucht Somit konnten auch wesentliche Erkenntnisse uber die neuronale sowie die Gehirnphysiologie gewonnen werden Neuronale Ebene Bearbeiten Milliarden von Neuronen bilden das komplexe Nervensystem Signale werden uber elektrochemische Prozesse von Neuron zu Neuron ubertragen Wird ein Aktionspotential am Axonhugel welcher zwischen dem Zellkorper und dem Axon eines Neurons liegt ausgelost verschieben sich die Spannungsunterschiede am Axon wodurch das Signal weitergetragen werden kann Am Ende des Neurons befindet sich die Synapse welche entweder auf chemischem Wege uber die Ausschuttung von unterschiedlichen Neurotransmittern oder auf direktem elektrischen Weg das elektrische Potential die Information an das folgende Neuron oder einen Muskel ubertragt Die Information wird uber die Frequenz der Feuerrate codiert Neurone sind auf spezifische Frequenzen spezialisiert und solche mit ahnlicher funktioneller Spezialisierung liegen gruppiert beieinander Aus diesem Grund sind auch bestimmte Hirnregionen fur bestimmte Informationen spezialisiert Neuronen bilden im Gehirn graue oder weisse Substanz wobei graue Substanz aus neuronalen Zellkorpern und weisse Substanz aus Axonen und Gliazellen besteht Die Grosshirnrinde und der Subcortex bestehen aus Strukturen grauer Substanz dazwischen befindet sich eine Masse aus weisser Substanz Bahnen aus Nervenfaser verbinden verschiedene Gehirnregionen sowohl innerhalb der Hirnhalften Assoziationsbahnen als auch zwischen den Hirnhalften Kommissuren mit dem Corpus Callosum als zentralem System oder zwischen corticalen und subcorticalen Strukturen 5 Hauptartikel Gehirn Funktionelle Ebene Bearbeiten Die Basalganglien sind bilateral in der Tiefe des Cortex angelegt Sie sind funktional relevant fur die Regulation von Bewegungen sowie die Intensitat motorischen Verhaltens Das Belohnungslernen und die Bildung von Gewohnheiten gilt als ebenso in den Basalganglien zu verorten Lasionen in diesem Bereich fuhren zu Hypokinetik oder Hyperkinetik Bekannte Erkrankungen die in Verbindung mit den Basalganglien stehen sind z B Chorea Huntington oder Morbus Parkinson Das limbische System setzt den Organismus auf Grundlage der aktuellen Bedurfnisse der gegenwartigen Situation und fruherer Erfahrungen mit der Umwelt in Beziehung Verschiedene Strukturen tun dies auf unterschiedliche Art und Weise Die Amygdala gilt als zentral fur die Detektion von Angst und damit auch fur die Furchtkonditionierung Der Gyrus cinguli wird mit der Entstehung und Verarbeitung emotionaler und kognitiver Konflikte assoziiert Der Hippocampus wird als von grosser Bedeutung fur das Lernen und die Gedachtniskonsolidierung gesehen ebenso wie der Mammilarkorper Im Riechkolben werden olfaktorische Stimuli detektiert Diese Reize konnen die Stimmung und Erinnerung des Menschen beeinflussen Lasionen im limbischen System aussern sich je nach betroffener Region mannigfaltig Das Zwischenhirn Dienzephalon lasst sich grob in die Strukturen Thalamus und Hypothalamus einteilen Der Thalamus verschaltet alle Sinneseindrucke ausser olfaktorische Reize und projiziert in fast alle Regionen des Cortex Der Hypothalamus spielt eine zentrale Rolle zur Regulation von Vitalfunktionen wie Korpertemperatur Hunger Durst sexueller Aktivitat und endokriner Funktionen z B Wachstum Das Mittelhirn wird mit Orientierung auditiver Verarbeitung und motorischem Verhalten in Verbindung gebracht Das Mittelhirndach Tectum enthalt zwei besonders bedeutsame Strukturen fur die Kognitive Neurowissenschaft Die Colliculi superiores scheinen sensorische Informationen zu integrieren und ermoglichen so eine schnelle Orientierung des Organismus hin zu auffalligen Stimuli Die Colliculi inferiores hingegen gelten als zentral fur die auditive Verarbeitung Die Substantia nigra steht in enger Verbindung mit den Basalganglien und wird folglich als entscheidende Struktur fur Bewegungsmuster verstanden Das Hinterhirn Metenzephalon besteht aus dem Kleinhirn Cerebellum und der Brucke Pons Das Kleinhirn gilt als zentral fur die Integration motorischer Befehle und sensorischen Feedbacks Die Brucke erhalt visuelle Informationen um Augen und Korper zu bewegen Das Markhirn Medulla oblongata reguliert vitale Funktionen wie die Atmung oder den Schlafzyklus 5 Kernmethoden der kognitiven Neurowissenschaft Bearbeiten nbsp Methodenvielfalt der kognitiven Neurowissenschaft Darstellung raumlicher und zeitlicher Auflosung Elektrophysiologische Verfahren Bearbeiten Im Rahmen der Kognitiven Neurowissenschaft werden haufig elektrophysiologische Verfahren bei denen mithilfe der Messung elektrischer Potenziale die biochemischen und biophysikalischen Vorgange des Organismus untersucht werden genutzt Im Rahmen der kognitiven Neurowissenschaften bieten diese Verfahren die Moglichkeit neuronale Aktivitat in direkter Weise zu messen Zu den Verfahren gehoren die Einzelzellableitung sowie die Elektroenzephalographie EEG Elektrophysiologische Methoden der Kognitiven Neurowissenschaft Bearbeiten Einzelzellableitungen Bearbeiten Hauptartikel Einzelzellableitung Bei Einzelzellableitungen wird eine Elektrode entweder direkt in eine Zelle eingefuhrt intrazellulare Messung oder ausserhalb der Zellmembran platziert extrazellulare Messung So kann gemessen werden wie viele Aktionspotenziale ein Neuron als Reaktion auf einen bestimmten Stimulus auslost Wenn die Aktivitat mehrerer nahe beieinander liegender Neuronen durch eine Elektrode aufgezeichnet wird spricht man von Mehrzellableitungen Durch spezielle Algorithmen die das kombinierte Signal zergliedern erhalt man auch hier Ruckschlusse auf die Beitrage einzelner Neuronen Die Methode ist hochinvasiv und wird daher fast ausschliesslich bei Versuchstieren angewandt Zu der Frage wie viele Neuronen fur die Reprasentation einer einzelnen Information im Gehirn zustandig sind wird in der Kognitiven Neurowissenschaft der Ansatz der sparsamen verteilten Reprasentation engl sparse distributed representation aktuell hauptsachlich vertreten Dieser Ansatz besagt zum einen dass die Informationen uber einen Stimulus auf mehrere Neuronen verteilt sind statt von einem einzigen Neuron kodiert zu werden Grossmutterneuron Zum anderen wird davon ausgegangen dass nur ein Teil der Neuronen einer Neuronengruppe Informationen uber einen Stimulus fuhrt um Energie zu sparen 2 Elektroenzephalographie EEG Bearbeiten Hauptartikel Elektroenzephalographie Bei der Elektroenzephalographie werden die elektrischen Signale des Gehirns noninvasiv mittels mehrerer Elektroden gemessen die auf der Schadeloberflache angebracht werden Wahrend eine Referenzelektrode z B an der Nase oder am Schlafenbein benotigt wird konnen die Schadelelektroden selbst an vielen verschiedenen Stellen angebracht werden Um ihre Position zu beschreiben wird haufig das 10 20 System von Herbert Jasper 1958 verwendet Es ist wichtig zu beachten dass sich ein EEG kaum zur raumlichen Ortung eines elektrischen Signals eignet da der Ursprung des Signals nicht unbedingt in unmittelbarer Nahe zur Elektrode liegen muss Ein EEG besitzt hingegen eine sehr gute zeitliche Auflosung und ist also sehr gut zur Messung der zeitlichen Zusammenhange zwischen kognitiven Ereignissen und neuraler Aktivitat geeignet Als EEG Oszillationen bezeichnet man wellenformige Schwingungen im EEG Signal Verschiedene Schwingungsmuster werden als charakteristisch fur die verschiedenen Schlaf und Wachphasen angesehen Ausserdem werden sie mit verschiedenen kognitiven Prozessen im Wachzustand in Verbindung gebracht z B scheinen Alpha Wellen in Verbindung mit erhohter Aufmerksamkeit zu stehen Die haufigste Nutzung von EEG ist die Methode der ereigniskorrelierten Potentiale EKP englisch event related potentials ERP Die EEG Wellenform reflektiert neuronale Aktivitat aus allen Bereichen des Gehirns Einige davon sind spezifisch fur die laufende Aufgabe Lesen Rechnen aber die meisten entstehen durch spontane Aktivierung oder andere Neurone die nicht direkt etwas mit der Aufgabe zu tun haben Das eigentliche Signal dagegen ist sehr schwach sodass man nur schwer Ruckschlusse daraus ziehen kann Jedoch ist es moglich durch Mittelung uber mehrere Durchgange das Erkennen von Signalen zu erhohen Die graphische Darstellung erfolgt typischerweise in einem Liniendiagramm mit Zeit auf der x Achse und Elektrodenpotential auf der y Achse Es besteht aus einer Reihe positiver und negativer Peaks Ausschlage Extremwerte welche nach ihrer Valenz gefolgt von der ungefahren Zeit des Peaks in Millisekunden z B P300 N400 benannt werden 2 Beispiele fur Fragestellungen im Rahmen elektrophysiologischer Methoden Bearbeiten Mentale Chronometrie Bearbeiten Hauptartikel Mentale Chronometrie Die Mentale Chronometrie ist die Untersuchung des zeitlichen Verlaufs der Informationsverarbeitung im menschlichen Nervensystem Als Grundidee sollen sich Anderungen in der Art oder Effizienz der Informationsverarbeitung in der Zeit bemerkbar machen die fur die Erledigung einer Aufgabe benotigt wird Eine mathematische Aufgabe umfasst beispielsweise in der Regel eine Reihe von Schritten einschliesslich der visuellen Erkennung der Ziffern der Durchfuhrung von Berechnungen und des Generierens einer Antwort Diese konnen im abgebildeten Signal betrachtet werden Fruhe Peaks konnten so das Erkennen und Enkodieren bedeuten spatere z B Vergleiche mit den relevanten Informationen Man kann beobachten wie sich die Amplitude der Peaks verandert wenn man die Aufgabenstellung variiert 2 Gesichtsverarbeitung Bearbeiten Eine ERP Komponente die relativ selektiv fur die Verarbeitung jeglicher Gesichter ist ist N170 N250 dagegen ist selektiv fur beruhmte oder vertraut Gesichter und reagiert auf Prasentationen von verschiedenen Bildern der gleichen Person Damit kodiert sie besondere Merkmale eines spezifischen Gesichts 2 Endogene und exogene ERP Komponenten Bearbeiten ERP Komponenten werden klassischerweise als exogen oder endogen bezeichnet Exogene Komponenten hangen von den physikalischen Eigenschaften eines Stimulus Grosse Intensitat ab und sind evozierte Potentiale Endogene Komponenten hangen dagegen von den Eigenschaften der Aufgabe ab Exogene Komponenten zeigen sich meist zeitiger im EEG als endogene Komponenten 2 Weiterentwicklung Magnetenzephalographie MEG Bearbeiten Hauptartikel Magnetenzephalographie Das Aufnehmen magnetischer statt elektrischer Signale ist die Kerneigenschaft des MEGs Die verwendete Vorrichtung benotigt extreme Kuhlung durch flussiges Helium und Isolation des Systems in einem magnetisch abgeschirmten Raum Dementsprechend sind die Kosten fur MEG sehr viel hoher als die fur EEG Die sehr viel bessere raumliche Auflosung ist dagegen ein grosser Vorteil des MEG 2 Bildgebung Bearbeiten Bei der Bildgebung auch Bildgebende Verfahren oder Bildgebende Diagnostik unterscheidet man in den kognitiven Neurowissenschaften zwischen strukturellen und funktionellen Methoden Arten der Bildgebung Bearbeiten Strukturelle Bildgebung basiert grundlegend auf der Erkenntnis dass verschiedene Gewebe unterschiedliche physikalische Eigenschaften aufweisen die fur eine statische Abbildung der Gewebestrukturen genutzt werden konnen Die gangigsten strukturellen Methoden sind die Computertomographie CT und die Magnetresonanztomographie MRT Unter funktioneller Bildgebung versteht man im Gegensatz dazu die Messung temporarer Veranderungen im Gehirn die mit kognitiven Prozessen assoziiert Die haufigsten funktionellen Methoden sind die Positronen Emissions Tomographie PET und die funktionelle Magnetresonanztomographie fMRT Hauptartikel Funktionelle Bildgebung Experimentelle Designs von Bildgebungsstudien Bearbeiten Zum Vergleich der Hirnaktivitaten bei verschiedenen Bedingungen eines Experiments um beispielsweise bestimmte funktionelle Spezialisierungen einzelner Areale zu erkennen eignen sich je nach Datenlage unterschiedliche Methoden 2 Eine dieser Methoden ist die Cognitive Subtraction Hierbei wird die Hirnaktivitat bei einer Aufgabe welche die zu untersuchende kognitive Komponente erfordert mit der Hirnaktivitat einer Kontrollbedingung verglichen welche diese kognitive Komponente nicht enthalt Problematisch ist hierbei jedoch die Annahme der Pure Insertion also die Annahme dass das Hinzufugen einer Komponente die anderen in der Aufgabe enthaltenen Komponenten nicht beeinflusst In der Forschung zeigte sich aber dass die Aufgabe durch die resultierenden Wechselwirkungen verandert und die Bildgebungsdaten mehrdeutig werden Um das Problem der Interaktionen zu reduzieren konnen statt der Cognitive Subtraction mittels Cognitive Conjunction mehr als zwei Bedingungen denen eine kognitive Komponente gemein ist miteinander verglichen werden 2 Mittels funktioneller Integration kann herausgefunden werden wie verschiedene Hirnregionen miteinander kommunizieren Dabei wird untersucht inwiefern die Aktivitat in verschiedenen Hirnregionen voneinander abhangig ist und die Korrelation dieser Aktivitaten betrachtet 2 In Bezug auf die Gruppierung der Stimuli wird weiterhin zwischen Blockdesign und Event Related Design unterschieden Im Blockdesign werden die Stimuli gruppiert die zur gleichen Experimentalbedingung gehoren Bei manchen Experimenten ist eine Gruppierung der Stimuli vor der Durchfuhrung jedoch noch nicht moglich weil sie sich fur jeden Probanden subjektiv unterscheiden und individuell klassifiziert werden So auch bei der Untersuchung des Zungenspitzenphanomens In solchen Fallen empfiehlt sich ein Event Related Design 2 Analyse von Bildgebungsdaten Bearbeiten Aufgrund potenzieller individueller Unterschiede und Aufnahmemangel z B Belichtung technische Schwierigkeiten ist die fehlerfreie statistische Analyse und Interpretation funktioneller Bildgebungsdaten eine grossere Herausforderung Eine mehrstufige Aufbereitung der gewonnenen Daten ist notwendig um eine Mittelung der personenbezogenen Daten und eine statistische Analyse vornehmen zu konnen Dazu konnen folgende Schritte zahlen die Korrektur fur Kopfbewegungen wahrend der Messung die Koregistrierung die stereotaktische Normalisierung das Glatten Smoothing 2 Dabei umfasst die Koregistrierung den Abgleich funktioneller Aufnahmen mit hoher aufgelosten strukturellen Aufnahmen Bei der stereotaktischen raumlichen Normalisierung wird das Gehirn in Voxel Datenpunkten in einem dreidimensionalen Gitter unterteilt Die ermittelten XYZ Koordinaten werden den entsprechenden Voxel Koordinaten eines Standardreferenzgehirns zugeordnet den sogenannten Talairach Koordinaten um den standardisierten Vergleich der Aktivierungsmuster mehrerer Personen innerhalb eines einheitlichen dreidimensionalen Referenzraum zu ermoglichen Beim anschliessenden Glatten wird ein Teil des ursprunglichen Aktivierungsniveaus eines bestimmten Voxels auf benachbarte Voxel verteilt um das Signal Rausch Verhaltnis zu verbessern Im letzten Schritt erfolgt die statistische Datenanalyse getrennt fur jedes Voxel und die damit verbundene Signifikanzkorrektur fur multiple Vergleiche siehe auch Alphafehler Kumulierung und Falscherkennungsrate 2 Interpretation von Bildgebungsdaten Bearbeiten Ein Areal wird bei funktioneller Bildgebung als aktiviert interpretiert wenn es sich statistisch signifikant von der Kontrollbedingung unterscheidet Ist ein Areal wahrend einer bestimmten Aufgabe aktiv lasst sich aber nicht kausal auf die kognitive Notwendigkeit dieses Areals fur diese Aufgabe ruckschliessen Reverse Inference Problem Alternative Erklarungen sind beispielsweise interindividuelle kognitive Strategien eine allgemeinere ubergeordnete Rolle des Areals z B Aufmerksamkeit inhibitorische neuronale Aktivitat oder Zufall Dementsprechend konnen Lasionsstudien nicht vollstandig von Bildgebungsstudien ersetzt werden Ob mittels Bildgebung zwischen exzitatorischen und inhibitorischen Prozessen unterschieden werden kann ist bisher unklar 2 So liegt auch die Moglichkeit mittels Bildgebung Gedanken lesen zu konnen noch in weiter Ferne 6 Lasionsstudien Bearbeiten Eine weitere Kernmethode der kognitiven Neurowissenschaft ist das Betrachten von Patienten mit Gehirnlasionen z B in Folge von neurochirurgischen Eingriffen Schlaganfallen Traumata Tumoren viralen Infektionen oder neurodegenerativen Erkrankungen einerseits oder kunstlich erzeugten und reversiblen Lasionen andererseits Dabei wird untersucht welche Funktionen im Gehirn erhalten bleiben und welche ausfallen bzw eingeschrankt werden wenn ein bestimmter Bereich des Gehirns gestort ist Anschliessend soll daraus auf die Funktion des Bereiches geschlussfolgert werden Untersuchungen dieser Art gehoren zum Fachgebiet der Neuropsychologie die auch klinische Teilbereiche umfasst 2 Die Neuropsychologie hat sich in zwei verschiedene Richtungen entwickelt Die klassische Neuropsychologie versucht die Funktion einer Gehirnregion abzuleiten Hierfur wird das Muster eingeschrankter und funktionstuchtiger Fahigkeiten von Patienten mit einer Lasion in dieser Region untersucht Das ermittelte Fahigkeitsmuster ist dabei mit spezifischen Gehirnregionen assoziiert Die bevorzugte Methode sind Gruppenstudien 2 Die kognitive Neuropsychologie versucht dagegen Bausteine der Kognition aus dem Muster eingeschrankter und funktionstuchtiger Fahigkeiten abzuleiten die unabhangig von bestimmten Gehirnregionen betrachtet werden konnen Die bevorzugte Methode sind dabei Einzelfallstudien 2 Untersuchung naturlich auftretender Lasionen Bearbeiten Doppelte Dissoziation Bearbeiten Hauptartikel Dissoziation Neuropsychologie Aus der Beobachtung dass Patienten mit einer Lasion in Bereich X eine Aufgabe A aber nicht Aufgabe B losen konnen und Patienten mit einer Lasion in Bereich Y Aufgabe B aber nicht Aufgabe A losen konnen kann man ableiten dass sich diese beiden Gehirnbereiche X und Y in ihrer Funktionalitat unterscheiden Diese Idee der doppelten Dissoziation wird sich in Lasionsstudien zunutze gemacht um die Funktionalitat unterschiedlicher Gehirnbereiche abgrenzen zu konnen 2 Einzelfallstudien Bearbeiten Einzelfallstudien ermoglichen die spezifische Untersuchung hirngeschadigter Patienten Sie spielen eine wichtige Rolle um Komponenten kognitiver Systeme festzustellen Einzelfallstudien sind als gultige Forschungsmethode anerkannt und liefern Daten mit denen Theorien getestet verandert und weiterentwickelt werden konnen Neue Theorien konnen jedoch auf Grundlage von Beobachtungen eines Einzelfalls nicht abgeleitet werden da Verallgemeinerungen nur eingeschrankt moglich sind Es gilt deshalb abzuschatzen in welchem Umfang Ergebnisse generalisierbar sind 2 Gruppenstudien Bearbeiten Gruppenstudien konnen verschiedene Arten von Fragen behandeln die sich vom Einzelfallansatz unterscheiden Dazu werden hauptsachlich Mittelwerte berechnet um Verallgemeinerungen auf allgemeine kognitive Mechanismen zuzulassen Da Lasionen in der Regel gross und selten auf die interessierende Region beschrankt sind bietet die Untersuchung mehrerer Patienten den Vorteil lokalisieren zu konnen welche Region fur eine bestimmte Aufgabe wesentlich ist 2 Untersuchung kunstlich erzeugter Lasionen Bearbeiten Experimentelle Lasionen an Tieren Bearbeiten Die Untersuchung von Tieren anhand experimenteller Lasionen fallt unter den Begriff der Behavioral Neuroscience Verhaltensneurowissenschaft Indem chirurgisch kunstliche Lasionen verursacht werden ergibt sich die Moglichkeit den Zustand vor und nach der operativen Lasion zu vergleichen 2 Methoden die zur Verursachung von Lasionen verwendet werden sind Aspiration das Absaugen einer bestimmten Region Transsektion das Durchtrennen von Bundeln weisser Substanz Neurochemische Lasion anhand von Toxinen Reversible temporare Lasionen z B durch pharmakologische Manipulation oder KuhlungEs ist zu beachten dass sich bei der Untersuchung an Tiermodellen einige Schwierigkeiten ergeben z B eine artgerechte Tierhaltung Experimentelle Lasionsstudien sind aus ethischen Grunden am Menschen nicht erlaubt Stattdessen verwendet man magnetische oder elektrische Methoden die die Gehirnfunktionen nur kurzzeitig beeinflussen 2 Magnetische Methoden TMS Bearbeiten Hauptartikel Transkranielle Magnetstimulation Die Transkranielle Magnetstimulation TMS stellt eine weitere Lasionsmethode in der kognitiven Neurowissenschaft dar Hierbei wird das Gehirn mit Hilfe einer Magnetspule stimuliert wodurch kognitive Funktionen temporar unterbrochen werden konnen Diese Unterbrechung wird als reversible oder virtuelle Lasion bezeichnet 2 Praktische AspekteEs muss fur jede Fragestellung der richtige Zeitpunkt und Ort fur die TMS Impulse gefunden werden Der Zeitpunkt kann aus theoretischen Uberlegungen abgeleitet oder experimentell variiert werden Alternativ kann eine ganze Reihe von Impulsen eingesetzt werden dann spricht man von repetitiver transkranieller Magnetstimulation rTMS Studien zur Wahrnehmung verwenden beispielsweise eher einzelne Impulse Studien zu hoheren kognitiven Funktionen wie z B Gedachtnis und Sprache eher rTMS 2 Um kritische Regionen zu identifizieren werden Orientierungspunkte am Schadel z B am Inion einer Erhebung am Hinterkopf genutzt Es kann ein praziser Punkt oder ein Gitter von z B 6 Punkten in einem 2 3 cm grossen Bereich uberpruft werden Entsprechend werden jeweils die angrenzenden Gehirnregionen als Kontrollregionen verwendet um die Wirkung der Stimulation zu uberprufen Wenn Anlass zur Vermutung besteht dass die kognitive Funktion lateralisiert ist also nur von einer Gehirnhalfte ubernommen wird kann als Kontrollwert die gleiche Stelle in der anderen Hemisphare ebenfalls stimuliert werden 2 Es ist sinnvoll nicht kritische Regionen oder Zeitfenster als Kontrollbedingungen zu nutzen da bei der TMS auch periphere Effekte auftreten z B lautes Pulsgerausch Zucken von Gesichtsnerven und muskeln und ohne geeignete Kontrolle die Messergebnisse verzerren konnen 2 Elektrische Methoden TES Bearbeiten Die Stimulation des Gehirn mit elektrischem Strom bezeichnet man als transkranielle Elektrostimulation TES Es existieren unterschiedliche Methoden von denen einige invasiver sind als andere tDCS Bearbeiten Die transkranielle Gleichstromstimulation engl transcranial direct current stimulation tDCS nutzt nur einen sehr schwachen Stromimpuls im Vergleich beispielsweise zur Elektrokonvulsionstherapie engl electroconvulsive therapy ECT Bei der tDCS wird ein stimulierendes Elektroden Pad uber der interessierenden Region sowie ein Kontroll Pad uber einer entsprechenden nichtinteressierenden Region platziert Nach der Stimulation fuhrt der zu Untersuchende einen kognitive Aufgabe durch Die Ergebnisse werden im Anschluss mit denen einer Scheinstimulation verglichen 2 Wahrend im ECT der elektrische Impuls von der Anode positiv geladen zur Kathode negativ geladen also kathodisch geleitet wird findet die Stimulation im tDCS entweder anodisch oder kathodisch statt Kathodische tDCS verringert die neuronale Erregung der stimulierten Hirnregion Das heisst die spontane Feuerrate der Neuronen wird reduziert Dabei wird das exzitatorische Glutamatsystem beeinflusst und die Leistung in einer Aufgabe verschlechtert sich tendenziell Die anodische tDCS hingegen verbessert die neuronale Erregbarkeit eher da das inhibitorische GABA System beeinflusst wird sodass die spontane Feuergeschwindigkeit der Neuronen steigt und sich die Leistung tendenziell verbessert 2 tACS Bearbeiten Die transkranielle Wechselstromstimulation engl transcranial alternating current stimulation tACS ist eine Methode zur Stimulation von Neuronen 1 Der Aufbau gleicht dem des tDCS 1 es wird jedoch kein elektrischer Gleichstrom angelegt sondern ein sinusformiger Strom der mit der naturlichen rhythmischen elektrischen Aktivitat des Gehirns interagiert 1 Die Eigenschwingung des Gehirns wird damit verstarkt Die Methode des tACS wird in Studien sowohl zur Behandlung von Gehirnerkrankungen als auch zur Verbesserung der Gehirnfunktion bei gesunden Menschen getestet tRNS Bearbeiten Die transkranielle Rauschstimulation engl transcranial random noise stimulation tRNS ist eine Modifikation des tACS und die bisher am wenigsten erforschte Methode 1 Beim tRNS wird im Vergleich zum tACS Wechselstrom mit zufalligen anstatt festen Interstimulus Intervallen Zeitabstande zwischen den Stimulationen und Amplituden verwendet Ein moglicher diskutierter Nutzen der tRNS Methode liegt in der Verbesserung von kognitiven Funktionen 1 Der Grundgedanke dahinter ist dass bestimmte Oszillatorische Prozesse im Gehirn mit gesunden kognitiven und motorischen Funktionen in Verbindung gebracht werden Liegt eine gestorte oszillatorische Aktivitat vor beeintrachtigt diese moglicherweise kognitive und motorische Funktionen Durch das tRNS soll diese Aktivitat wiederhergestellt werden Zentrale Untersuchungsbereiche der Kognitiven Neurowissenschaft BearbeitenIm Folgenden werden einige zentrale Forschungsbereiche der Kognitiven Neurowissenschaft vorgestellt Gehirnentwicklung Bearbeiten Die kognitiven Neurowissenschaften beschaftigen sich zentral mit den Prozessen der Gehirnentwicklung bei denen zwischen struktureller und funktioneller Gehirnentwicklung unterschieden wird Die Gehirnentwicklung ist ein Prozess der wahrend der Schwangerschaft beginnt und ein Leben lang andauert 1 Strukturelle Gehirnentwicklung Bearbeiten Unter struktureller Gehirnentwicklung versteht man die Bildung und Reifung des Gehirns Dabei ist die Nature Nurture Debatte eine grundlegende Debatte der kognitiven Neurowissenschaften Sie behandelt die Frage in welchem Ausmass Kognition und Verhalten von genetischen Einflussen oder Umwelteinflussen bestimmt werden 1 Gottlieb 1992 7 unterscheidet die Idee der pradeterminierten Entwicklung und der probabilistischen Entwicklung Der Ansatz der pradeterminierten Entwicklung geht davon aus dass die Gehirnstruktur allein durch die Gene bestimmt wird Bei der Geburt waren damit alle Weichen der Entwicklung schon gestellt Unser Erleben und die Erfahrungen die wir machen wurden demnach von der Struktur unseres Gehirns beeinflusst In der wissenschaftlichen Gemeinschaft ist der probabilistische Ansatz mittlerweile weiter verbreitet Dieser geht neben genetischen Einflussen von einer starken Beeinflussung der Gehirnstruktur durch die Umwelt aus Demnach verandern unterschiedliche Umwelteinflusse die Genexpression und umgekehrt Uber die gesamte Lebensspanne hinweg nehmen samtliche alltagliche Erfahrungen Einfluss auf die Gehirnentwicklung Das bedeutet dass identische Erbanlagen wie sie bei monozygoten eineiigen Zwillingen vorliegen auch in ahnlicher Umwelt nicht zur gleichen Gehirnentwicklung fuhren da einzelne Erfahrungen sich unterscheiden und die Genexpression beeinflussen 1 Diese Veranderbarkeit des Gehirns nennt man neuronale Plastizitat Es werden pranatale und postnatale Phasen der Gehirnentwicklung unterschieden 1 Pranatale Gehirnentwicklung Bearbeiten Hauptartikel Gehirnentwicklung beim Menschen Pranatale Gehirnentwicklung Pranatale Gehirnentwicklung bezieht sich auf die Gehirnentwicklung wahrend der Schwangerschaft Das Nervensystem entwickelt sich aus dem Neuralrohr das aus der Neuralplatte hervorgeht und in Ausbuchtungen und Windungen organisiert ist Aus diesen ergeben sich verschiedene Teile des Gehirns An der Mulde des Neuralrohrs befinden sich Gewebebereiche mit erhohter Zellproliferation sogenannte Proliferationszonen Dort werden durch schnelle Zellteilung der Vorlauferzellen Neurone und Gliazellen gebildet Diese bewegen sich durch Migration an die Stellen an denen sie am reifen Gehirn benotigt werden Radiale Gliazellen dienen dabei als Gerust an denen Neuronen entlang wandern konnen Ausserdem werden altere Zellen passiv durch die neueren Zellen verdrangt und an die Hirnoberflache gedruckt 1 Postnatale Gehirnentwicklung Bearbeiten Hauptartikel Gehirnentwicklung beim Menschen Postnatale Gehirnentwicklung Die meisten Neurone werden vor der Geburt gebildet Nach der Geburt findet Gehirnwachstum durch Bildung von Synapsen Synaptogenese Dendriten und Axonbundeln sowie Myelinisierung statt Feinabstimmung und Vernetzung bestehender Strukturen fuhrt zu einer effizienteren Funktionsweise Uberflussige Synapsen werden eliminiert 1 Protomap und Protocortex Theorien der Gehirnentwicklung Bearbeiten Es existieren zwei zentrale Theorien welche die Frage untersuchen wie und wann es zur regionalen Organisation der Gehirnstrukturen kommt Die Protomap Theorie Pasko Rakic 1988 8 bezieht sich auf die pranatale Gehirnentwicklung Sie besagt dass durch genetische Instruktionen Transkriptionsfaktoren und deren Dosierung bestimmt wird welche Charakteristiken Neurone aufweisen und welche Funktion sie zukunftig ubernehmen Vereinfacht fuhrt ein Signal uber einer bestimmten Schwelle zu anderen Charakteristiken als unterhalb dieser Schwelle Demgegenuber steht die Protocortex Theorie O Leary 1989 9 welche sich auf die postnatale Gehirnentwicklung bezieht Verschiedene Regionen des Cortex gelten hier als anfanglich aquivalent und werden erst durch Projektionen vom Thalamus spezialisiert Diese Projektionen wiederum werden durch postnatale sensorische Erfahrungen beeinflusst Daraus resultiert die Annahme dass zu Beginn der Gehirnentwicklung strukturelle Regionen des Cortex ausgetauscht werden konnen und an ihrer neuen Position ihre Funktion vom Thalamus erhalten Demnach scheint es sowohl Gen als auch Umwelteinflusse auf die strukturelle Organisation des Gehirns zu geben Die Protomap und Protocortex Theorie schliessen sich dabei nicht aus 1 nbsp Schematische Darstellung der Protocortex TheorieFunktionelle Gehirnentwicklung Bearbeiten Die funktionelle Gehirnentwicklung beschreibt wie sich Gehirnfunktionen im Laufe der menschlichen Entwicklung verandern konnen Zu diesen zahlen zum Beispiel der Erwerb von Wissen und Fahigkeiten 1 Funktionelle Plastizitat des Gehirns Bearbeiten Es wird angenommen dass die Reifung und Entwicklung des Gehirns und seiner Bestandteile massgeblich durch die Genetik und deren Zusammenspiel mit Umwelteinflussen bestimmt wird dies gilt insbesondere fur die fruhen Entwicklungsstadien Im Laufe des Lebens konnen sich die Nervenzellen des Gehirns und somit auch ganze daraus bestehende Gehirnregionen durch Erfahrungen und Umwelteinflusse anpassen Dabei ist es zum einen moglich dass Nervenzellen sich anatomisch verandern zum Beispiel vermehrt Dendriten ausbilden was als neuronale Plastizitat bezeichnet wird Zum anderen konnen sich auch Funktionen von Neuronen oder ganzen Gehirnregionen verandern das nennt man auch funktionelle Plastizitat Kommt es vorgeburtlich zu Fehlbildungen oder nach der Geburt zu Schadigungen von Gehirnregionen zum Beispiel durch einen Unfall oder Schlaganfall muss dieser Verlust von funktionierenden Nervenzellen ausgeglichen werden Es wird jedoch angenommen dass eine Neubildung von Nervenzellen Neurogenese nach der Geburt kaum noch erfolgt Daher muss sich das Gehirn neu organisieren und die Funktion der geschadigten Gehirnregion unter Umstanden einer anderen Gehirnregion zuweisen 1 In zahlreichen Tierversuchen wurde untersucht welche Folgen die Transplantation bestimmter Gehirnregionen in andere Bereiche des Gehirns hat Aus diesen Untersuchungen gingen zwei wichtige Erkenntnisse hervor Zum einen zeigte sich dass in eine neue Region transplantierte Nervenzellen die Funktion dieser Gehirnregion ubernahmen und eintreffende Reize korrekt weiterverarbeiteten Zum anderen zeigte sich dass eine Schadigung von Nervenzellen in Gehirnregionen der Sinneswahrnehmung auch ohne das Transplantieren von Nervenzellen dazu fuhrt dass die verbleibenden funktionsfahigen Nervenzellen die ausgefallenen Funktionen ubernahmen und somit zum Beispiel Reize aus einem anderen Sinnesorgan verarbeiteten 1 Auch beim Menschen zeigen verschiedene Fallberichte dass trotz teilweise schwerwiegender anatomischer Fehlbildungen des Gehirns oder sogar fehlender Gehirnhalften die jeweiligen Fahigkeiten der Personen kaum eingeschrankt sein konnen da eine funktionelle Anpassung des Gehirns erfolgt sein kann 1 Solche Fallberichte sollten nicht generalisiert werden da es sich um Einzelfalle handelt Diese hohe Anpassungsfahigkeit des Gehirns bringt jedoch auch Nachteile mit sich In tierexperimentellen Studien zeigte sich beispielsweise die Verarbeitungsleistung von neuorganisierten Nervenzellen der Sinneswahrnehmung als qualitativ schlechter als die der ursprunglich dafur relevanten Nervenzellen Ausserdem ist davon auszugehen dass nicht alle Nervenzellen universell austausch und einsetzbar sind 1 Die wichtigste und weitreichendste Einschrankung ist jedoch dass die Neuorganisation von Gehirnfunktionen funktionelle Plastizitat nur zeitlich begrenzt moglich zu sein scheint und vor allem in sogenannten kritischen oder sensiblen Phasen stattzufinden scheint Aktuell geht man davon aus dass die funktionelle Plastizitat in den fruhen Lebensphasen am grossten ist dies wird auch als Kennard Prinzip bezeichnet 1 Pragung und sensible Phasen Bearbeiten Ausgehend von Konrad Lorenz Konzept der kindlichen Pragung wurde in der kognitiven Neurowissenschaft zunachst angenommen dass die menschliche Entwicklung in sogenannten kritischen Phasen ablauft Diese bezeichnen eng umgrenzte Zeitfenster in denen das Individuum relevanten Umweltreizen ausgesetzt sein muss um bestimmte Lernerfahrungen zu machen und sich folglich weiterzuentwickeln 2 Werden dieses Zeitfenster ohne die Konfrontation mit diesen Impulsen uberschritten kann die Lernerfahrung nicht mehr gemacht werden 1 Gegenwartig wird in der kognitiven Neurowissenschaft eher vom abgeschwachten Konzept der sensiblen Phasen ausgegangen Die Basis bilden Studien die belegen dass Erlerntes unter bestimmten Bedingungen ruckgangig gemacht werden kann bzw anderbar ist und dass bestimmte Erfahrungen auch ausserhalb des sensiblen Zeitfensters nachgeholt werden konnen So wird gegenwartig beispielsweise davon ausgegangen dass jede Grundfahigkeit die mit dem Spracherwerb verbunden ist z B Horen Motorik Arbeitsgedachtnis ihre eigene sensible Periode hat Beispielsweise tritt die phonemische Pragung z B die Unterscheidung zwischen l und r bereits im Sauglingsalter auf Auch Akzente sind in der Kindheit beeinflussbarer und lassen sich mit zunehmendem Alter nur noch schwer verandern Gegen diese Befunde sprach zunachst der Fall von Genie Obwohl Genie wahrend ihres fruhen Kindesalters nicht sprechen durfte und nur uber ein Vokabular von 20 Worten verfugte entwickelte sie nach ihrer Befreiung gute Sprachfahigkeiten Dieser Fall galt zunachst als Beleg gegen eine sensible Phase des Spracherwerb weitere spatere Berichte sprechen von einem deutlich langsameren Spracherwerb Genies im Vergleich zu dem kleiner Kinder 1 Aktuelle Forschungsrichtungen untersuchen zur Beantwortung der offenen Fragen Personen die zweisprachig aufgewachsen sind Dabei kann verglichen werden wie fruh die jeweilige Person die zweite Sprache erlernt hat und wie sich dies in ihrer Gehirnaktivitat zeigt Eine Annahme die die sensiblen Phasen erklart nimmt als Ursache Reifungsplane a Eine Moglichkeit der Erklarung besteht dabei darin dass sich die Plastizitat der Neurone im Zuge der Reifung nach der sensiblen Phase verringert Eine andere Moglichkeit besteht darin dass bestimmte Neurone zum Lernen angelegt und fur einen abgegrenzten Zeitraum bereit fur ihre Stimulation sind 1 In der kognitiven Neurowissenschaft wird ausserdem der Frage nachgegangen inwiefern die menschliche Entwicklung durch angeborene Wissens und Verhaltensstrukturen gepragt ist Dass bestimmte Strukturen angeboren sind zeigt sich beispielsweise daran dass bestimmte Wahrnehmungspraferenzen und Fahigkeiten schon seit der Geburt vorhanden sind und sich im Verhalten ausdrucken ohne dass die entsprechenden Lernerfahrungen bereits gemacht wurden z B Praferenz von susser Nahrung bei Neugeborenen und Kindern Es wird davon ausgegangen dass Lernbereitschaften hinsichtlich bestimmter Aspekte 10 aber auch neuronale Systeme angeboren sind Diese neuronalen Systeme konnen allerdings durch Mangel an Erfahrungen und Impulsen aus der Umwelt abgebaut werden 2 Die Umwelt und Erfahrungen eines Individuums stellen fur dessen Entwicklung eine zentrale Rolle dar Grund dafur ist dass die meisten Gene nicht alleinig fur eine bestimmte Funktion verantwortlich sind sondern mit der Umwelt in Wechselwirkung stehen Diese Anlage Umwelt Wechselwirkungen werden vorrangig in der Verhaltensgenetik zum Beispiel anhand von Zwillingsforschung und Adoptionsstudien erforscht Unterschiede zwischen Individuen bei der Gehirnentwicklung Bearbeiten Genotyp First vs Phanotyp First Ansatz Bearbeiten Zwei Ansatze werden verwendet um die Entstehung von Unterschieden hinsichtlich der Gehirnentwicklung zwischen Individuen zu analysieren der Genotyp First Ansatz und der Phanotyp First Ansatz 1 Der Genotyp First Ansatz untersucht welche Unterschiede im Genotyp mit Unterschieden im Phanotyp assoziiert sind Beispielsweise werden einzelne Gene von denen bekannt ist dass sie in mehreren Varianten Polymorphismen existieren hinsichtlich deren Auswirkungen auf bestimmte Verhaltensweisen untersucht 1 Im Gegensatz dazu untersucht der Phanotyp First Ansatz welche Unterschiede im Phanotyp mit Unterschieden im Genotyp assoziiert sind Beispielsweise werden Merkmale oder Storungen von denen bekannt ist dass sie innerhalb der Population variieren hinsichtlich der Teile des Genoms untersucht welche am meisten zu der Variation dieser Merkmale oder Storungen beitragen Dieser Ansatz wird vor allem bei genomweiten Assoziationsstudien GWAS verwendet Diese basieren auf der Annahme dass viele kleine Variationen im Genom zwischen Individuen bestehen Diese werden als Einzelnukleotidpolymorphismen bezeichnet Sie liefern Hinweise darauf welche Teile des Genoms einen Hotspot enthalten also in welchen Teilen des Genoms Individuen mit demselben Phanotyp Ahnlichkeiten im Genotyp aufweisen 1 Nature Nurture Debatte Natur Umwelt Debatte Bearbeiten Bei der Untersuchung der Gehirnentwicklung stellt sich die grundsatzliche Frage inwieweit sie durch die Genetik und die Umwelt beeinflusst wird Dieser Frage widmet sich die Nature Nurture Debatte Dabei werden drei Mechanismen angenommen durch welche sich Natur und Umwelt beeinflussen Epigenetik Gen Umwelt Korrelation und Gen Umwelt Interaktion 1 Wahrend sich die Struktur des genetischen Kodes im Laufe des Lebens nicht verandert ist die Funktionsweise sehr dynamisch Verschiedene Gene konnen aktiv oder inaktiv sein Ob ein Gen aktiv oder inaktiv ist hangt auch von der Umwelt ab Gegenwartig geht man davon aus dass Gene unter bestimmten Umstanden mit einem chemischen Marker markiert werden der ihre Expression entweder dampft oder akzentuiert Dieser Mechanismus in welchem die Umwelt die Genexpression beeinflusst wird als Epigenetik bezeichnet Ein Beispiel fur epigenetische Effekte bei Menschen ist der Einfluss von Vernachlassigung und Missbrauch in der fruhkindlichen Entwicklung auf die spatere psychische Gesundheit Es gibt Hinweise darauf dass solche fruhkindlichen Erfahrungen beispielsweise die Aktivierung von Genen beeinflussen welche wiederum die physiologische Stressbewaltigung beeinflussen 1 Genetische Einflusse wirken sich auf die Exposition von Menschen gegenuber unterschiedlichen Umwelten aus Menschen mit einem bestimmten Genotyp praferieren bestimmte Umwelten und suchen diese haufiger auf Dieser Mechanismus wird als Gen Umwelt Korrelation bezeichnet 1 Die menschliche Entwicklung unterliegt in der Regel sowohl genetischen als auch Umweltaspekten deren Zusammenspiel als Gen Umwelt Interaktion bezeichnet wird So beeinflussen die im Rahmen der Gen Umwelt Korrelation beschriebenen Prozesse z B das Aufsuchen bestimmter Umweltbedingungen wiederum die Auspragung epi genetischer Prozesse Die Interaktion des Gens und der Umwelt fuhrt somit zu einem grosseren Effekt als aufgrund der Summe der jeweiligen Einzeleffekte des Gens und der Umwelt zu erwarten ware 1 Handlungssteuerung Bearbeiten Des Weiteren befasst sich die kognitive Neurowissenschaft auch mit Prozessen der Handlungsplanung und durchfuhrung In einem hierarchisch aufgebauten System von Handlung und Bewegung interagieren verschiedene Ebenen der Wahrnehmung Kognition und Motorik miteinander Eine Handlung wird basierend auf Zielen und Intentionen geplant Ausserdem bedarf es perzeptueller propriozeptorischer und motorischer Systeme durch die der Mensch die Umwelt wahrnehmen und mit ihr interagieren kann Das Gehirn berechnet Handlungsablaufe nicht jedes Mal von Grund auf neu Generalisierte motorische Programme kodieren allgemeine Aspekte der Bewegungen um eine schnellere Reaktion zu ermoglichen 11 Der Prozess der Kombination aller handlungsrelevanten Informationen wird als Sensomotorische Integration bezeichnet Das Ergebnis des Zusammenwirkens aller genannten Prozesse manifestiert sich in einer ausgefuhrten Handlung 2 Neuroanatomische Grundlagen der Handlungssteuerung Bearbeiten Frontale Areale Bearbeiten Aufgrund der komplexen Vernetzungen von Wahrnehmung Kognition und Motorik fur die Handlungssteuerung gilt eine Vielzahl von Gehirnarealen als beteiligt Als zentral fur die Handlungssteuerung gelten die Frontallappen Von posterioren Teilen hin zu den anterioren Bereichen werden ihre Funktionen immer unspezifischer Anteriore Teile sind eher in die Kontrolle von Verhalten involviert ohne dabei zwingend zu sichtbaren Handlungen zu fuhren Als posteriorer Teil der Frontallappen steuert der Primare Motorcortex M1 die Ausfuhrung von Bewegungen Er ist somatotopisch organisiert wobei die rechte Korperhalfte uber den linken Teil des Motorcortex gesteuert wird und umgekehrt Im Gegensatz zu den Bewegungen der Gliedmassen werden Augenbewegungen nicht vom M1 gesteuert sondern vom frontalen Augenfeld engl frontal eye fields FEF Der Pramotorcortex befindet sich anterior zum M1 Der laterale Pramotorcortex steht vor allem in Verbindung mit Bewegungen die mit Objekten in der Umgebung zusammenhangen z B nach der Fernbedienung greifen Er erhalt Informationen vom parietalen Cortex uber den dorsalen Pfad des Sehens Der mediale Pramotorcortex oder auch supplementar motorisches Areal SMA wird mit spontanen gut gelernten Handlungen assoziiert insbesondere mit Handlungen die relativ unabhangig von der Umgebungswahrnehmung sind also z B eine vertraute Melodie auf dem Klavier spielen Hierfur werden weniger Informationen uber die Position von Objekten dorsaler Pfad benotigt stattdessen bezieht das SMA hauptsachlich Signale uber die Position der Gliedmassen 2 Prafrontaler Cortex Bearbeiten Der prafrontale Cortex ist in die Planung und in hohere kognitive Aspekte der Handlungskontrolle involviert Er dient der Auswahl des Pramotorareals SMA oder lateraler Pramotorcortex und halt Ziele der Handlung aufrecht Die Aktivierung des prafrontalen Cortex erfolgt unabhangig von der Bewegung selbst er ist also lediglich wahrend der Planung und Entscheidung aktiv 2 Neuronale Mechanismen der sensomotorischen Integration Bearbeiten Das intraparietale Areal und frontale Hirnregionen Bearbeiten In einem Netzwerk aus parietalen Arealen und frontalen Regionen werden visuelle kognitive und motorische Informationen zusammengefuhrt Es ist davon auszugehen dass das anteriore intraparietale Areal und mit ihm in Verbindung stehende frontale Arealen primar abstrakte Eigenschaften einer Handlung kodieren und wahrscheinlich fur die Ubertragung von Fahigkeiten vom Korper auf ein Werkzeug zustandig sind Defizite bezuglich der sensomotorischen Integrationsprozesse konnen zu verschiedenen Storungen von Handlungsablaufen fuhren Die haufigste Form auftretender Schadigungen zieht eine ideomotorische Apraxie nach sich Bei der Integration sensorischer und motorischer Informationen sind verschiedene Gehirnareale aktiv Die beteiligten Neurone kodieren jeweils verschiedene Informationen des Gesamtprozesses Neurone die die besonderen Aspekte einer Handlung kodieren Der Mensch besitzt ein gespeichertes Repertoire verschiedener Handlungsabfolgen Dazu gehoren u a das Greifen oder das Halten eines Gegenstandes Feine Fingerbewegungen werden neuronal anders kodiert als ein Griff mit der ganzen Hand Die Kodierung sensorischer Informationen uber verschiedene Sinnesmodalitaten hinweg Es gibt Neurone die sowohl auf die gefuhlte Position einer Gliedmasse im Raum als auch auf die visuell wahrgenommene Position reagieren Das heisst dass unsere visuelle Wahrnehmung immer relativ zur Korperstellung verarbeitet wird Neurone die handlungsrelevante Eigenschaften von Objekten kodieren Diese Neurone reagieren v a auf die Form der Objekte deren Grosse und deren Ausrichtung im Raum Lokalisiert sind diese Neurone im anterioren intraparietalen Areal das vorrangig auf veranderbare Formen und 3D Objekte reagiert 2 Die Rolle subkortikaler Strukturen Bearbeiten Subkortikale Strukturen sind wichtig fur die Vorbereitung und Durchfuhrung von Handlungen Zwei Haupttypen subkortikaler Schleifen gelten als an der Erzeugung von Bewegungen beteiligt Die Cerebellum Schleife fuhrt durch das Kleinhirn und ist fur die Koordination von Bewegungen zustandig Sie nutzt sensorische und motorische Informationen um ein genaues Timing und die Akkuratheit der Bewegungen zu koordinieren 12 Die Basalganglien Schleife besteht aus funf verschiedenen Schleifen die zu unterschiedlichen Strukturen in den Basalganglien und dem Cortex projizieren und verschiedene Aspekte des Verhaltens regulieren Sie bestehen aus exzitatorischen erregenden und inhibitorischen hemmenden Pfaden 13 Basalganglien erzeugen keine Signale zur Bewegung sondern verandern die Aktivitat in frontalen motorischen Strukturen z B SMA und regulieren damit die Wahrscheinlichkeit und Art der Bewegung z B Kraft Die relevanteste Schleife der Motorschaltkreis verlauft durch dorsale Bereiche der Basalganglien bis in pramotorische Areale und das SMA Er ist besonders wichtig fur die Initiierung und Ausfuhrung intern generierter Bewegungen Handlungsfolgen und fur prozedurales Lernen 2 Erkrankungen der Basalganglien Bearbeiten Liegen Fehlfunktionen in den Basalganglien vor kann es zu Krankheiten kommen die in hypokinetische oder hyperkinetische Auspragungen unterteilt werden Hypokinetische Krankheiten zeichnen sich durch ein reduziertes Vorkommen an spontaner Bewegung aus Ein Beispiel hierfur ist Morbus Parkinson Hyperkinetische Krankheiten zeichnen sich durch ein erhohtes Aufkommen an spontaner Bewegung aus zum Beispiel Huntington Tourette oder Zwangsstorung OCD 2 Beforschung der Handlungssteuerung im Kontext der Kognitiven Neurowissenschaft Bearbeiten Das Supervisory Attentional System Modell Bearbeiten Im Rahmen der Kognitiven Neurowissenschaft wurde das Supervisory Attentional System Modell SAS Modell von Norman und Shallice zur Erklarung der Planung zielgerichteter Handlungen entwickelt Es beschreibt zwei Systeme die miteinander arbeiten Das Contention Scheduling System wahlt aus vielen moglichen Schemata eines zur Handlung aus Die Auswahl eines Schemas hangt einerseits von der Umgebung sensorischer Input ab die automatische Handlungsmuster aktivieren kann Andererseits wird das Contention Scheduling System von einem zweiten System beeinflusst namlich dem sogenannten Supervisory Attentional System welches die aktuellen und zukunftigen Ziele Bedurfnisse der Person reprasentiert Dieses ist besonders dann aktiv wenn Situationen die Unterbrechung automatischer Handlungsablaufe und das Ausfuhren neuer ungeubter Handlungssequenzen erfordern Das Contention Scheduling System verrechnet die Informationen des sensorischen Inputs und des Supervisory Attentional System und wahlt das Schema mit der hochsten Aktivierung zur Handlung aus Dieses sollte die aktuellen Bedurfnisse der Person befriedigen und zu den existierenden Umweltbedingungen passen Wenn Regionen des prafrontalen Cortex beschadigt werden bedeutet dies nicht dass Bewegungen und Handlungen zwangslaufig beeintrachtigt sind sie werden nur schlecht organisiert und reflektieren nicht notwendigerweise die Ziele der Person So konnen typische Handlungsfehler bei Prafrontalen Cortex Lasionen mithilfe des Supervisory Attentional System Modells erklart werden Durch die Lasion kommt es zur Imbalance der Informationen die ins Contention Scheduling System gelangen Typische Handlungsfehler sind hier beispielsweise die Perseveration das Utilisationsverhalten oder die frontale Apraxie 2 Handlungen und freier Wille Bearbeiten Hauptartikel Libet Experiment Im Libet Experiment wurde gezeigt dass das motorische Zentrum des Gehirns mit der Vorbereitung einer Bewegung bereits begonnen hat bevor sich eine Person bewusst wird dass sie sich fur die Ausfuhrung entschieden hat Eine radikale Interpretation dieser Ergebnisse ware dass ein freier Wille nicht existiert Libets Experimente fuhrten zu kontroversen Diskussionen uber den freien Willen Handlungsverstandnis und imitation Bearbeiten Es gibt gemass der Kognitiven Neurowissenschaft zwei Moglichkeiten beobachtete Handlungen Anderer zu reproduzieren Mimikry findet lediglich uber sensomotorische Integration statt Ziele und Absichten der beobachteten handelnden Person werden nicht ergrundet Imitation ist eine komplexere Reproduktionsform Fur diese Art von Prozessen gelten die Spiegelneuronen als zentral Sie bezeichnen eine Gruppe von Nervenzellen die sowohl wahrend der Durchfuhrung als auch der Beobachtung zielgerichteter Handlungen reagiert 14 15 Spiegelneurone unterscheiden dabei nicht ob diese vom eigenen Selbst oder anderen Personen durchgefuhrt werden Sie scheinen bevorzugt auf prazise zielgerichtete Handlungen zu reagieren entscheidend ist also die Zweckmassigkeit der Handlung Es wird angenommen dass sich Spiegelneurone beim Menschen hauptsachlich im Broca Areal besonders Brodmann Areal 44 befinden welches sich bis ins pramotorische Gebiet erstreckt 16 Handlungen mit Gegenstanden Bearbeiten Das Zusammenspiel verschiedener Sinne macht es moglich Objekte gezielt und funktional einzusetzen Die Information daruber wo sich ein Objekt im Raum befindet muss hierfur mit motorischen Informationen verknupft werden um die ausgefuhrte Handlung den raumlichen Gegebenheiten anzupassen Hinzu kommt das Verstandnis daruber mit welchen Funktionen die Gegenstande assoziiert sind Ungerleider und Mishkin 1982 beschrieben erstmals dass die visuelle Verarbeitung von Objekten zwei Pfade beinhaltet den ventralen und den dorsalen Pfad 17 Der ventrale Pfad oder auch Was Pfad erstreckt sich vom Okzipital zum Temporallappen und ist fur die explizite Wahrnehmung eines Objekts zustandig Lasionen hier fuhren in der Regel zu einer visuellen Agnosie Der dorsale Pfad wird dagegen als Wo Pfad oder manchmal auch als Wie Pfad bezeichnet und erstreckt sich vom Okzipital zum Parietallappen Er ist fur die Wahrnehmung handlungsrelevanter Eigenschaften wie Grosse oder Position von Objekten zustandig Lasionen hier haben beispielsweise eine optische Ataxie zur Folge Auch bei Menschen ohne Lasionen lassen sich Dissoziationen zwischen der visuellen Wahrnehmung und der visuellen Kontrolle von Handlungen beobachten Bei visuellen Illusionen wie der Ebbinghaus Tauschung werden eigentlich gleich grosse Objekte als unterschiedlich gross wahrgenommen Die Illusion beeinflusst also die visuelle Wahrnehmung jedoch nicht die Handlung am Objekt 2 Werkzeug im kognitions neurowissenschaftlichen Sinne Bearbeiten Werkzeuge im kognitions neurowissenschaftlichen Sinne unterscheiden sich von anderen Objekten darin dass sie mit bestimmten Handlungsabfolgen und dementsprechenden Funktionen assoziiert werden Anhand von fMRT Studien wurde herausgefunden dass der linke Parietallappen inklusive des anterioren intraparietalen Areals und das Broca Areal nur bei der Betrachtung von Werkzeugen im oben beschriebenen Sinne reagierten nicht aber auf andere Objektklassen 18 Exekutive Funktionen Bearbeiten Hauptartikel Exekutive Funktionen Ein weiteres wesentliches Forschungsthema der Kognitiven Neurowissenschaft ist menschliche Selbstregulation und kontrolle massgeblich innerhalb der sogenannten Exekutiven Funktionen verordnet Exekutive Funktionen des Gehirns gelten als nicht an eine bestimmte Domane Gedachtnis Sprache Wahrnehmung usw gebunden sondern ubernehmen eine metakognitive uberwachende oder kontrollierende Rolle 2 Neuroanatomische Grundlagen Exekutiver Funktionen Bearbeiten Die Exekutive Funktionen sind vornehmlich mit dem prafrontalen Cortex des Frontallappen assoziiert wobei auch weitere Regionen eine Rolle spielen konnten Generell wird dem prafrontalen Cortex Bedeutsamkeit bei der Kontrolle von v a nicht automatisierten Bewegungen sowie von kognitiven Prozessen bezuglich mentaler Simulation zugesprochen Daruber hinaus laufen Kontrollprozesse und Speicherkomponenten des Arbeitsgedachtnisses uber den prafrontalen Cortex 2 Der prafrontale Cortex wird anatomisch in seine laterale mediale und orbitale Oberflache unterteilt Der laterale prafrontale Kortex wird vorwiegend mit sensorischen Inputs assoziiert Er empfangt visuelle somatosensorische und auditive Informationen sowie Inputs multimodaler Regionen die uber alle Sinne integriert werden Im Gegensatz dazu gilt der mediale und orbitale prafrontale Kortex als enger mit medialen Temporallappenstrukturen verbunden die als zentral fur das Langzeitgedachtnis und die Verarbeitung von Emotionen angesehen werden 2 Im Rahmen vielfacher Untersuchungen konnte zusatzlich eine Aktivierung des dorsalen Teils des Anterioren Cingularen Cortex bei der Ausfuhrung exekutiver Funktionen beobachtet werden Es wird diskutiert dass er vorwiegend eine Rolle bei der Erkennung und Uberwachung von Fehlern bei der Aufgabenbearbeitung haben konnte 2 Erforschung von Exekutiven Funktionen Bearbeiten Die Erforschung von Exekutiven Funktionen im Rahmen der Kognitiven Neurowissenschaft passiert beispielsweise mittels Aufgaben zu Task Setting Losungsgenerierung bei vorgegebenem Start und Zielpunkt z B mittels der Turm von London Aufgabe Inhibition Unterdruckung gewohnheitsmassiger Reaktionen wie z B wahrend des Stroop Tests gefordert Task Switching Wechseln zwischen Losungsstrategien und damit verbundenen Handlungen bei Veranderung der Aufgabenanforderungen z B mittels des Wisconsin Card Sorting Tests 19 20 Versagen beim Task Switching d h das Festhalten an alten Handlungs und Denkmustern resultierend in der Unfahigkeit zu neuen Losungsmustern zu finden wird auch als Perseveration bezeichnet Multi Tasking mentale Aufrechterhaltung mehrere Ziele gleichzeitig aber nur Ausfuhrung eines z B anhand des Six Elements Tests 21 Testpersonen mit prafrontalen Lasionen konnen separate Aufgaben gut bewaltigen scheitern jedoch bei der Bewaltigung mehrerer gleichzeitig dargebotenen Aufgaben die sie koordinieren und planen mussenTheorien zu Exekutiven Funktionen der Kognitiven Neurowissenschaften Bearbeiten Im Rahmen der Kognitiven Neurowissenschaft sind viele Ansatze und Modelle entstanden um die Struktur der exekutiven Funktionen zu erklaren Diese unterscheiden in dem Ausmass in welchem die Exekutivfunktionen in bausteinartige Prozesse unterteilt bzw alseinheitlicher Bereich ausgelegt werden Heisse vs kalte Kontrollprozesse Bearbeiten Als heissen Kontrollprozess bezeichnet man die Kontrolle von Kognition und Verhalten durch affektive gewinn bzw belohnungsbezogene Stimuli z B Geld beim Menschen Futter bei Tieren Diese Prozesse erfolgen automatisch und gelten als hauptsachlich mit dem orbitofrontalen Cortex aber auch mit dem ventromedialen prafrontalen Cortex assoziiert Kalte Kontrollprozesse hingegen die vorwiegend mit dem lateralen prafrontalen Cortex assoziiert werden beziehen sich ausschliesslich auf kognitive Stimuli wie z B auf die sensorischen Ebenen Farbe und Form 2 Weiterfuhrend bildet die Hypothese der somatischen Marker von Damasio 1996 22 bildet einen Erklarungsansatz fur Patienten die aufgrund einer Gehirnlasion des prafrontalen Cortex Schwierigkeiten in ihrer Verhaltensregulation zeigen obwohl sie Tests bezuglich ihrer kalten Prozesse bestanden haben Laut dieser Hypothese verlinken somatische Marker fruhere Situationen welche im Cortex abgespeichert wurden mit dem dazugehorigen Gefuhl gespeichert in entsprechenden Regionen z B der Amygdala und dem korperlichen Zustand z B in der Insula Die somatischen Marker werden vermutlich im ventromedialen Frontalcortex gespeichert und spielen eine zentrale Rolle in der Kontrolle des aktuellen Verhaltens The Multiple Demand Network Bearbeiten Eine weitere zentrale Frage der kognitiven Neurowissenschaft ist ob der laterale prafrontale Cortex in weitere funktionale Untereinheiten zu gliedern ist Eine mogliche Antwort auf diese Frage liefert John Duncan mit der Theorie des Multiple Demand Networks Das Multiple Demand Network umfasst laut Theorie Regionen des lateralen prafrontale Cortex des anterioren cingularen Cortex sowie des Parietallappens insbesondere jene um den Sulcus intraparietalis Ausserdem ist es eng mit dem Konzept der fluiden Intelligenz assoziiert da bei zugehorigen Tests z B Raven s Matrizen ein sehr ahnliches neuronales Aktivierungsmuster im fMRT zu verzeichnen ist Duncan 2010 23 Woolgar et al 2010 24 Laut aktuellem Forschungsstand nutzen alle Exekutivfunktionen dasselbe Netzwerk Daher wird das Multiple Demand Network als undifferenzierte Einheit charakterisiert die Theorie verneint also weitere funktionelle Untereinheiten im lateralen prafrontale Cortex 2 Organisation posterior nach anterior Bearbeiten Ein weiterer Forschungsfokus in diesem Kontext ist die hierarchische Organisation des prafrontalen Cortex Je nach Komplexitat einer ausgefuhrten Aufgabe werden unterschiedliche Areale in diesem aktiviert Betrachtet man den anterioren Teil des prafrontalen Cortex so ist dieser bei Multitasking aktiv Fuhrt eine Person die gleichen Aufgaben nacheinander aus so bleibt der anteriore Teil des prafrontalen Cortex inaktiv wahrend posteriore Areale des prafrontalen Cortex aktiv sind 2 Auf Basis dieser Erkenntnisse stellen Koechlin und Summerfield 2007 25 die Theorie der hierarchischen Organisation posterior nach anterior exekutiver Funktionen auf Hierbei sind laut der Theorie uberwiegend posteriore Areale bei der Implementierung einfacher Einzelstimuli aktiv bei grun die linke Taste drucken Bei komplexeren Stimuli bei grun die linke Taste drucken jedoch nur wenn ein Vokal vorhanden ist werden uberwiegend anteriore Areale des prafrontalen Cortex aktiviert Hemispharische Unterschiede Bearbeiten Es wird kontrovers diskutiert ob funktionelle Unterschiede zwischen den Hemispharen bestehen In einem Modell von Stuss und Kollegen auf Basis von Lasionsstudien 1995 26 gilt der linke laterale prafrontale Cortex als spezialisiert fur Task Setting wahrend der rechte laterale prafrontale Cortex auf Task Monitoring spezialisiert ist Eine alternative Sicht auf die Funktion des rechten inferioren lateralen prafrontalen Cortex ist dass er funktionell auf Inhibition spezialisiert ist 2 Die Rolle des anterioren cingularen Kortex ACC Gegenwartig wird angenommen dass der ACC fur die exekutiven Funktionen vor allem eine Rolle spielt wenn es um die Erkennung von Fehlern geht Es scheint einen kognitiven Mechanismus zu geben der fur die Wahrnehmung von Fehlern sensitiv ist und die Aufgabenleistungen neu kalibriert Dies zeigt sich im Verhalten beispielsweise durch den typischen Befund dass Versuchspersonen bei Laboraufgaben unmittelbar nach einem Fehler langsamer und genauer arbeiten Es ist noch unklar ob der ACC nur fur die Erkennung des Fehlers oder auch fur das kompensatorische Verhalten danach wichtig ist 1 Weiterhin wird diskutiert ob der ACC auch an anderen exekutiven Funktionen beteiligt ist Solche moglichen Funktionen sind die Bewertung von Antwortkonflikten wie beim Stroop Test und motivationale Prozesse wie monetare Belohnungen oder Verluste 1 Soziale und emotionale Verarbeitung im Gehirn Bearbeiten Rolle der Kognitiven Neurowissenschaft fur Emotionstheorien Bearbeiten Auch in Hinblick auf Emotionswahrnehmung und soziales Verhalten konnte die Kognitive Neurowissenschaft wesentliche Beitrage leisten So bestanden schon fruh Forschung zum Zusammenhang physiologischer Prozesse und Emotionswahrnehmung Hervorzuheben ist dabei die James Lange Theorie sie beschreibt die Entstehung von Emotionen Laut Theorie folgt auf einen Stimulus erst eine korperliche Reaktion z B Muskelanspannung Veranderungen des Blutdrucks und dann das emotionale Erleben durch das Wahrnehmen dieser Reaktion Jedoch liess sich feststellen dass emotionales Erleben auch ohne korperliche Reaktion moglich ist 27 Der Mediziner Walter Cannon argumentierte ausserdem dass die Korperreaktionen nicht die Unterschiede im Emotionsspektrum erklaren konnten Aus diesen Erkenntnissen entstand die Cannon Bard Theorie Laut dieser Theorie findet das emotionale Erleben im Gehirn vor der korperlichen Reaktion statt Das neuronale Emotionszentrum sollte dabei der Hypothalamus sein Paul Ekman kategorisierte Emotionen in sogenannte Basisemotionen Freude Wut Ekel Furcht Verachtung Traurigkeit und Uberraschung deren Ursprung er vorwiegend in der Genetik des Menschen sah Ausserdem nimmt Ekman an dass jede Basisemotion ein distinktes neuronales Korrelat besitzt das liess sich jedoch nicht bestatigen Neuronale Korrelate der EmotionsverarbeitungDie Kognitiven Neurowissenschaften sehen fur die neuronale Verarbeitung von sozialen und emotionalen Prozessen insbesondere folgende Hirnregionen als relevant an die Amygdala die Insula der orbitofrontale Cortex das anteriore Cingulum und das ventrale Striatum 28 Die Amygdala wird vor allem im Kontext des Erinnerns von emotionalen Erfahrungen diskutiert Dieser Einfluss wird vor allem in Experimenten zu Furchtkonditionierung deutlich Man geht davon aus dass eine Aktivierung der Amygdala eine Ruckmeldung daruber gibt ob ein Stimulus oder Verhalten belohnt oder bestraft wird In der Vergangenheit hatte die Amygdala den Ruf das Furchtzentrum des Gehirns zu sein Inzwischen geht man jedoch mehr davon aus dass sie Teil eines grosseren Netzwerkes ist welches Furcht en und dekodiert Hinsichtlich der Insula zeigen einige Befunde Zusammenhange mit Aspekten der Schmerz und Geschmackswahrnehmung So kann es dazu kommen dass bei einigen Insulalasionen die Emotion Ekel in Gesichtern anderer Menschen weniger gut erkannt wird Der orbitofrontale Cortex gilt als zentral fur die Bewertung wahrgenommener Stimuli im Kontext der aktuellen Situation Dabei spielt er eine grosse Rolle beim Verlernen konditionierter Stimuli Extinktion Das anteriore Cingulum gilt als massgeblich fur die Einschatzung welches Verhalten eine Belohnung und welches eine Bestrafung nach sich zieht Das ventrale Striatum ist Teil des dopaminergen Systems und wird mit der Enkodierung und Antizipation von Belohnungen in Zusammenhang gebracht Eine Abweichung von der Erwartung geht mit einer veranderten Aktivitat des Striatums einher Emotionserkennung Bearbeiten Gesichter transportieren wichtige Informationen daruber wie sich jemand fuhlt und was jemand plant Neben diesen sozialen Informationen muss naturlich auch die Identitat des Gegenubers festgestellt werden Es gibt zwei Modelle die beide annehmen dass es dafur zwei unterschiedliche Mechanismen gibt In der Single Route Detection Bruce und Young 1986 29 gehen die Experten davon aus dass es fest zugeordnete Routen fur jeden einzelnen emotionalen Gesichtsausdruck gibt Im neuroanatomischen Modell von Haxby 2000 30 unterscheidet man zwischen zeitlich gleichbleibenden Reprasentationen von Gesichtern und zeitlich veranderbaren Reprasentationen des Gesichts Zeitlich gleichbleibende Reprasentationen sind wichtig um die Identitat einer Person zu erkennen Diese sind in der Fusiformen Face Area gespeichert Zeitlich veranderbare Gesichtsausdrucke hingegen werden zum Wiedererkennen von Gesichtsausdrucken benotigt und sind im Sulcus temporalis superior STS zu verorten Es gibt zudem ein ubergeordnetes System zum Erkennen von Emotionen Heberlein und Adolphs Simulation theory Nach dieser Theorie aktivieren wir zum Verstandnis einer Emotion eines Anderen denselben affektiven Pfad um das entsprechende Gefuhl in uns zu reproduzieren Zudem werden auch die Muskeln aktiviert die die jeweilige Emotion als Ausdruck im Gesicht anzeigen Nicht nur das Sehen sondern auch die Aktivierung der Muskeln die fur die Emotion typisch sind fuhrt zum Erkennen der Emotion des Anderen Das Erkennen von Gesichtsausdrucken wird zudem verwendet um das eigene Verhalten anzupassen So kann bei dem sogenannten Social Referencing eine emotionale Reaktion einer anderen Person zum Beispiel die der eigenen Mutter auf einen vorher neutralen Sinneseindruck dazu fuhren dass man sich annahert oder abwendet Empathie und die Theory of Mind ToM Bearbeiten Auch hinsichtlich Empathie des affektiven sowie Theory of Mind des kognitiven Bestandteils des Nachempfindens von mentalen Zustanden anderer Personen bestehen wichtige Erkenntnisse der Kognitiven Neurowissenschaft Singer et al 2004 konnten beispielsweise feststellen dass man die Schmerzen die eine geliebte andere Person hat dahingehend teilt dass nicht nur die Hirnregionen von antizipierten Schmerzen anderer aktiv sind sondern genauso auch die eigenen Schmerzregionen 31 Man empfindet den Schmerz anderer also in der Region fur eigene Schmerzen nach Uber fMRT Experimente und Lasionsstudien wurden insbesondere drei wichtige Hirnregionen festgestellt die im Zusammenhang mit dem Nachdenken uber mentale Zustande stehen der mediale prafrontale Kortex der temporale Pol sowie der Ubergangsbereich vom Temporallappen zum Parietallappen 32 Spezielle weitere Forschungsbereiche der kognitiven Neurowissenschaft BearbeitenAufmerksamkeit Bewegungslernen Bewusstsein Entscheidungsverfahren Exekutive Funktionen Gedachtnis Gehirnentwicklung Lernen Sprache WahrnehmungSiehe auch BearbeitenBiopsychologie Neuropsychologie neuronales Korrelat des BewusstseinsLiteratur BearbeitenBryan Kolb Ian Whishaw Neuropsychologie Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1996 ISBN 3 8274 0052 X Lutz Jancke Einfuhrung in die Kognitiven Neurowissenschaften Huber Hogrefe Verlag Bern 2013 ISBN 978 3 456 85004 7 Jamie Ward The Student s Guide to Cognitive Neuroscience 3 Auflage Taylor amp Francis Ltd 2015 ISBN 978 1 84872 272 9 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag Jamie Ward The student s guide to cognitive neuroscience Fourth edition Auflage Milton Park Abingdon Oxon 2020 ISBN 978 1 138 49052 9 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au 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