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Eine genomweite Assoziationsstudie GWAS engl Genome wide association study ist eine Untersuchung der genetischen Variation des Genoms eines Organismus ausgelegt um einen bestimmten Phanotyp zum Beispiel eine Krankheit mit bestimmten Haplotypen bzw Allelen zu assoziieren Das Ziel von GWAS ist es also letztlich die Allele eine bestimmte Auspragung eines Gens zu identifizieren welche gemeinsam mit einem Merkmal auftreten Dabei werden nicht notwendigerweise die Gene direkt untersucht v a aus okonomischen Grunden nicht sondern wohldefinierte Marker SNP Single Nucleotide Polymorphism Um diese zu detektieren wird vor allem auf Methoden wie Polymerase Kettenreaktion und die isothermale DNA Amplifikation mit allelspezifischen Oligonukleotiden gesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Ubersicht 2 Hintergrund 3 Grenzen und Gefahren 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseUbersicht Bearbeiten nbsp A Ein kleiner Lokus auf dem menschlichen Chromosom 5 mit zwei SNPs B Die Starke der Assoziation von SNP und Krankheit auf Grund der Pravalenz jedes SNP in Krankheits und Kontrollgruppe C Ein Manhattan Plot Auf der Abszisse sind die Chromosomen aufgereiht und die Ordinate zeigt den Grad der Assoziation an Jeder Punkt reprasentiert einen SNP Beim Chromosom 5 wird deutlich dass eine signifikante Assoziation zwischen SNP 1 und der Krankheit vorliegt 1 2 3 4 Um eine GWAS durchzufuhren werden zwei Gruppen von Versuchsorganismen benotigt Eine Vergleichsgruppe also normal und eine Gruppe welche den Phanotyp von Interesse aufweist also die Krankheit oder sonst ein spezielles Merkmal Von beiden Gruppen werden DNA Proben genommen und individuell anhand von Markern auf deren Variation getestet heute werden dazu definierte SNPs verwendet In der Analyse wird darauf nach Unterschieden in der Variation zwischen beiden Gruppen gesucht Eine Haufung eines bestimmten Markers in der Gruppe des Phanotyps von Interesse stellt eine Assoziation dar Die meisten Loci der benutzten Marker SNPs befinden sich nicht in einer Protein codierenden Region sondern liegen entweder in nicht kodierenden Regionen zwischen zwei Genen also in regulatorischen Regionen oder auf Introns 1 Dabei sagt eine GWAS aber nichts daruber aus in welchem Zusammenhang das gefundene Allel nun konkret mit dem Phanotyp steht es ist eine blosse Assoziation im Speziellen ist es eine Assoziation nur mit dem Polymorphismus und nicht einmal direkt mit einem kodierenden Allel ein vorerst rein korrelativer Zusammenhang Ein moglicher kausaler Zusammenhang kann erst nach der Identifizierung solcher Kandidaten Genen mit molekularbiologischen und biochemischen Methoden erforscht werden 5 An Bedeutung gewinnen GWAS in den letzten Jahren durch den Preisverfall bei der DNA Sequenzierung Die geringeren Kosten ermoglichen in der Humanmedizin zunehmend auch der interessierten Bevolkerung privat uber spezialisierte Anbieter z B 23andMe eine Marker Analyse des eigenen Genoms durchfuhren zu lassen Dabei steht eine individuelle Risikoabklarung genetische Disposition bzw Pradisposition fur schon bekannte Allel Krankheit Assoziationen im Vordergrund doch die in immer grossere Zahl vorhandener Datensatze vielfaltigster Phanotypen konnen in der Folge zu Forschungszwecken fur GWAS genutzt werden die Zustimmung der DNA Donoren vorausgesetzt Hintergrund BearbeitenDas diploide menschliche Genom beispielsweise umfasst gut sechs Milliarden Basenpaare Obwohl die Unterschiede zwischen zwei Menschen im Vergleich zu anderen Species extrem klein sind wurden bisher mehr als 300 Millionen Polymorphismen gefunden Datenbank Ensembl Variation 91 Die grosse Mehrheit dieser Polymorphismen liegen dabei als Einzelnukleotid Polymorphismen SNP vor Von Interesse waren eigentlich nur unterschiedliche Allele protein kodierende und regulatorische Regionen d h Unterschiede in Regionen welche einen direkten Einfluss auf die Genfunktion z B die Funktion des kodierten Proteins oder die Expressionsrate haben Die Sequenzierung aller derartigen Regionen ist heute aber noch zu aufwandig und zu teuer und vermutlich ist eine derart hohe Auflosung auch gar nicht notig Fur das menschliche Genom sammelte und kartierte das HapMap Projekt in einer ersten Phase Varianten von einer Million SNPs arbeitet nun aber bereits in einer zweiten Phase an einer Haplotypenkarte von 3 1 Millionen SNPs 6 Prinzipiell sind genugend Marker identifiziert um zu jedem Gen von Interesse einen oder mehrere Marker bereitzustellen der auch zusammen mit dem Gen rekombiniert Heute werden GWAS praktisch immer anhand von SNP durchgefuhrt bei spezifischeren also nicht genomweiten sondern auf bestimmte DNA Abschnitte oder Gene fokussierenden Studien konnen aber je nach Eignung auch andere Polymorphismen oder vollstandige Sequenzanalysen Anwendung finden Besonders reizvoll machen GWAS die Hypothesenfreiheit d h es findet keine Vorselektion von moglichen krankheits phanotypverursachenden Genen statt kein Einbringen von A priori Wissen es wird schlicht das ganze Genom untersucht Damit ist die Analyse ergebnisoffener und moglicherweise konnen neue und unerwartete Gene mit Phanotypen assoziiert werden 7 Grenzen und Gefahren BearbeitenGWAS konnen anfallig fur P Hacking sein 8 Die GWAS besitzt verschiedene methodische Grenzen 9 Die grosste Einschrankung der GWAS ist dass nur Assoziationen von haufigen Haplotypen zu einem Phanotypen gefunden werden konnen alle seltenen Varianten bleiben unentdeckt Weiter ist zu betonen dass GWAS nur korrelative Resultate liefern Ein bestimmtes Allel eines Gens tritt gehauft gemeinsam mit einem Phanotyp auf was bedeutet dass Gen und Merkmal irgendwie in Verbindung miteinander stehen Die Kausalitat muss in weiteren Untersuchungen erst gezeigt oder gefunden werden Auch werden heute nicht die Gene selber gefunden sondern bloss Polymorphismen die wiederum nur korrelativ mit den Genen zusammen auftreten In der Humanmedizin werden mit der zunehmenden Popularisierung der personalisierten Medizin immer mehr Patienten Genome sequenziert bzw Gentests durchgefuhrt nur Ausschnitte des gesamten Genoms sequenziert Der fortschreitende Preisverfall bei der Sequenzierung von DNA durch immer effizientere Technologien begunstigt diesen Trend immens Auch sind Anbieter in den Markt eingestiegen die sich direkt an Privatkunden wenden auch ohne Krankheit und nur aus Neugierde wird heute sequenziert Durch die dadurch steigende Verfugbarkeit von menschlichen Genomen stellen sich zwangslaufig gesellschaftliche Fragen z B wie Krankenkassen mit der hochspezifischen Information umgehen sollen wie Patienten mit korrelativen Resultaten bezuglich einer Krankheitswahrscheinlichkeit umgehen oder wie privat die personliche Sequenz sein soll Es gibt bereits Online SNP Datenbanken wie opensnp Siehe auch BearbeitenQuantitative Trait Locus Assoziation Genetik Weblinks BearbeitenEinfaches FAQ des National Human Genome Research Institute NHGRI USA Katalog aller publizierter GWAS NHGRI Pearson amp Manolio How to Interpret a Genome wide Association Study JAMA Vol 299 No 11 2008 Einzelnachweise Bearbeiten a b Manolio Teri A Genomewide Association Studies and Assessment of the Risk of Disease N Engl J Med Vol 363 P 166 176 2010 V K Ramanan A J Saykin Pathways to neurodegeneration mechanistic insights from GWAS in Alzheimer s disease Parkinson s disease and related disorders In American journal of neurodegenerative disease Band 2 Nummer 3 2013 S 145 175 ISSN 2165 591X PMID 24093081 PMC 3783830 freier Volltext W R Jeck A P Siebold N E Sharpless Review a meta analysis of GWAS and age associated diseases In Aging cell Band 11 Nummer 5 Oktober 2012 S 727 731 ISSN 1474 9726 doi 10 1111 j 1474 9726 2012 00871 x PMID 22888763 PMC 3444649 freier Volltext P M Visscher M A Brown M I McCarthy J Yang Five years of GWAS discovery In American Journal of Human Genetics Band 90 Nummer 1 Januar 2012 S 7 24 ISSN 1537 6605 doi 10 1016 j ajhg 2011 11 029 PMID 22243964 PMC 3257326 freier Volltext F Begum D Ghosh G C Tseng E Feingold Comprehensive literature 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