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Die James Lange Theorie der Korperreaktionen besagt dass Gefuhle Begleiterscheinungen korperlicher Vorgange seien Die Grundidee dieser Emotionstheorie fand sich bereits bei verschiedenen alteren Autoren z B Rene Descartes Aristoteles Hermann Lotze und Spinoza Allerdings wurde sie erst durch William James Arbeit What is an Emotion 1884 popular Fast zeitgleich aber unabhangig von James veroffentlichte auch der danische Physiologe Carl Lange ein Buch Ueber Gemuthsbewegungen 1885 das auf ahnliche Art und Weise Emotionen betrachtete weshalb beide den Namen der Theorie pragten Inhaltsverzeichnis 1 Grundaussage 2 Kritik 2 1 Allgemeine zeitkritische Anmerkungen 2 2 Cannons Kritik 3 Neojamesianische Theorien 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGrundaussage BearbeitenNach James sind Gefuhle die Folge viszeraler Veranderungen vgl Lange vasomotorische Reaktionen die meist reflexartig bei der Wahrnehmung von emotionsauslosenden Sachverhalten auftreten was aber nur fur grobere Emotionen wie Zorn Liebe Freude Furcht und Stolz gilt die mit relativ starken korperlichen Symptomen einhergehen Zudem seien instrumentelle Handlungen fur bestimmte Emotionen charakteristisch Dafur dass laut James biologischer Emotionstheorie im Gegensatz zu spateren kognitiven Emotionstheorien u a die Zwei Faktoren Theorie der Emotion von Stanley Schachter und Gregorio Maranon auch Appraisal Theorien genannt keine zusatzlichen Prozesse geistiger Verarbeitung fur das Auslosen von Emotionen verantwortlich sind sprechen nach James drei Sachverhalte die er introspektiv erfasste Die Bewertung eines emotionsauslosenden Objektes erfolgt erst nach dessen Auftreten Die Bewertung kann im Gegensatz zur Emotion stehen Es kommt durchaus vor dass Emotionen auftreten ohne dass eine Bewertung stattfindet Das reflexartige Auslosen impliziert auch dass durch blosse Vorstellung von emotionsauslosenden Situationen instrumentelles Handeln oder durch unwillkurliche korperliche Reaktionen wie Mimik Gefuhle erlebt werden konnen was in der modernen Psychologie als Feedback Effekt bezeichnet wird Im Jahre 1884 prazisierte James die ursprungliche Fassung seiner Emotionstheorie um auf zahlreiche Kritikpunkte einzugehen u a 1893 von William Leonard Worcester 1845 1901 der der Meinung war dass die blosse Wahrnehmung einer emotionsauslosenden Situation nicht hinreichend sei und dass willkurliche Handlungen keine spezifischen Emotionen evozieren konnten James entgegnete in der entsprechenden Gegendarstellung dass die viszeralen Reaktionen des Korpers nicht durch die Wahrnehmung sondern durch eine latent vorhandene Idee des lebenswichtigen Elementes der Situation ausgelost wurden und dass man spezifische Emotionen genau ausdifferenzieren musse da z B die Angst vor einem angreifenden Baren nicht gleichzusetzen sei mit der Angst vor dem Versagen in einer Prufung Echte Emotionen traten nur auf wenn die viszeralen Veranderungen im Korper diffuser Natur und unspezifisch seien im Gegensatz zu bspw Frosteln oder Hunger welche ja nicht zu Gefuhlen im eigentlichen Sinne zu zahlen sind Ausserdem hatten viszerale Veranderungen bei der Entstehung von Emotionen einen weitaus grosseren Stellenwert als instrumentelle Reaktionen Kritik BearbeitenAllgemeine zeitkritische Anmerkungen Bearbeiten Die James Lange Theorie kann als Vorlaufer des Behaviorismus angesehen werden Psychologische Begriffsbildungen sind jedoch der primar verhaltenstheoretischen Sichtweise eigentlich fremd da psychologische Tatsachen tendenziell eher aus unmittelbar empirischen Daten erklart werden Als Grunder des Behaviorismus gilt John B Watson 1878 1958 mit seiner 1919 erschienenen Schrift Psychology from the Stand point of a Behaviorist James vertrat einen darwinistisch gepragten Funktionalismus Seine fachliche Ausbildung erhielt Watson im Zentrum des amerikanischen Funktionalismus an der University of Chicago Sein Lehrer an dieser Universitat war James Rowland Angell 1869 1949 Angell seinerseits war ein Schuler von James 1842 1910 1 Cannons Kritik Bearbeiten Vielleicht gerade wegen ihres kontraintuitiven Charakters versuchten insbesondere Walter Cannon 1871 1945 und Philip Bard 1898 1977 Cannon Bard Theorie in den folgenden Jahren diese Emotionstheorie zu widerlegen da ihrer Meinung nach einige Befunde existierten die die James Lange Theorie nicht erklaren konnte Diese waren im Einzelnen Eine Trennung der Viszera vom zentralen Nervensystem hat keine Einschrankungen im emotionalen Erleben zur Folge Dies wurde durch Cannon anhand von Experimenten mit Hunden und Katzen nachgewiesen indem er das Ruckenmark durchtrennte aber keine emotionale Veranderung feststellen konnte Die Viszera ist zu unempfindlich als dass sie starke physiologische Erregung verursachen konnte Veranderung in der Viszera dauern zu lange als dass sie als Grund fur das plotzliche Entstehen von Emotionen herangezogen werden konnten Viele Emotionen haben die gleichen physiologischen Erregungsmuster weshalb die Wahrnehmung der physiologischen Erregung keine spezifische Zuordnung erlaube Das kunstliche Induzieren der emotionsspezifischen Erregungsmuster hat keine wahrgenommene Emotion zur Folge sondern nur eine Art kalten Erregungszustand wobei sich Cannon auf Adrenalinexperimente Maranons berief die spater auch Schachter fur die Ausarbeitung seiner Zwei Faktoren Theorie der Emotion dienten Cannon stellte dementsprechend sowohl hinreichende als auch notwendige Ursachen der James Lange Theorie in Frage und bot eine alternative selbstkonzipierte Theorie an Neojamesianische Theorien BearbeitenSelbst in den 1970er Jahren wurde die Auffassung vertreten dass zumindest ein Teil der James Lange Theorie zutreffe In dieser Zeit wurden die neo jamesianischen Emotionstheorien begrundet die postulieren dass korperliche Veranderungen und deren Wahrnehmung eine bedeutende Komponente bei der Emotionsentstehung seien und deren prominentester Vertreter wohl Silvan Tomkins ist welcher davon ausging dass subkortikale Programme existieren die fur die fundamentalen Emotionen essentiell seien Werden diese Programme abgespielt so finden Veranderungen in der Mimik und Gestik sowie in der Viszera statt und eben die Wahrnehmung dieser Veranderungen sorgt dafur dass der Mensch seiner Emotion gewahr wird Seit den 1990er Jahren wurden wieder vermehrt theoretische Konzepte wie die Hypothese der somatischen Marker entwickelt wonach Emotionen sich aus der interozeptiven Wahrnehmung von korperlichen Zustanden ableiten So geht die Facial Feedback Hypothese davon aus dass Mimik und Gesichtsausdrucke das Emotionserleben beeinflussen die zuletzt in die Kritik geratene Theorie des Power Posing nimmt dies fur Korperhaltungen an Literatur BearbeitenW U Meyer A Schutzewohl R Reisenzein Einfuhrung in die Emotionspsychologie Band 1 2 Auflage Hans Huber Verlag Bern 2001 Kapitel 3 W L Worcester Observations on Some Points in James s Psychology II Emotion In The Monist 3 2 1893 S 287 8 Einzelnachweise Bearbeiten Peter R Hofstatter Hrsg Psychologie Das Fischer Lexikon Fischer Taschenbuch Frankfurt a M 1972 ISBN 3 436 01159 2 S 70 72 zu Lemma Behaviorismus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title James Lange Theorie amp oldid 188911420