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Dieser Artikel behandelt die Konditionierung im Fachgebiet Psychologie Zur Verwendung in anderen Fachgebieten siehe Konditionierung Begriffsklarung Unter Konditionierung versteht man in der Lernpsychologie Formen des Lernens von Reiz Reiz Assoziationen bzw Reiz Reaktions Assoziationen Stimulus Response Lernen durch wiederholte Koppelung von Reizen Man unterscheidet zwei Grundtypen der Konditionierung die Klassische Konditionierung die ausgelostes reflektorisches Verhalten betrifft der lernende Organismus hat keine Kontrolle uber den Reiz und die von ihm ausgeloste Reaktion und die Instrumentelle bzw Operante Konditionierung die ursprunglich spontanes Verhalten betrifft das je nach der dem Verhalten folgenden Konsequenz zielgerichtet wird Beide Lernformen lassen sich in nahezu allen Tierarten nachweisen und ermoglichen somit fundamental wichtige Anpassungsleistungen von Organismen an die jeweilige Umwelt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Klassische Konditionierung 2 Instrumentelle und operante Konditionierung 3 In beiden Konditionierungsarten auftretende Lerneffekte 3 1 Extinktion 3 2 Reiz Generalisierung 3 3 Reiz Diskriminierung 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseKlassische Konditionierung Bearbeiten Hauptartikel Klassische Konditionierung Lernen durch Klassische Konditionierung wurde erstmals von Iwan Petrowitsch Pawlow beschrieben und seither unzahlige Male experimentell repliziert Pawlow beobachtete zufallig dass einige der Hunde mit denen er experimentierte um Naheres uber die Speichelsekretion herauszufinden schon vor Beginn des Experimentes Speichel absonderten Eine genauere Betrachtung ergab dass dies nur bei jenen Hunden auftrat die schon langer im Labor waren und den Ablauf der Experimente kannten Dieser Speichelfluss konnte daher nicht auf den Geruch oder den Anblick des Futters zuruckgefuhrt werden sondern musste eine andere Ursache haben Um dies zu analysieren liess Pawlow in einem Versuch zeitgleich mit dem Vorsetzen von Futter einen Glockenton ertonen Nach einigen Wiederholungen floss der Speichel bei diesen Pawlowschen Hunden beim Glockenton obwohl kein Futter gegeben wurde Nach ausreichend haufiger gemeinsamer Darbietung Kontiguitat wurde der vorher neutrale Reiz Glockenton durch Assoziation zu einem bedingten Reiz der alleine fast dieselbe Reaktion Speichelfluss auslosen kann wie der unbedingte Reiz Futter mit dem er gekoppelt wurde Aus der unbedingten Reaktion Speichelfluss auf das Futter wurde eine bedingte Reaktion auf den Glockenton Heute weiss man dass Kontiguitat nicht hinreichend zur Ausbildung einer bedingten Reaktion ist sondern dass der neutrale Reiz Informationsgehalt uber das Auftreten des unbedingten Reizes besitzen muss 2 Instrumentelle und operante Konditionierung Bearbeiten Hauptartikel Instrumentelle und operante Konditionierung Bei der operanten oder auch instrumentellen Konditionierung wird die Haufigkeit von ursprunglich spontanem Verhalten durch seine angenehmen oder unangenehmen Konsequenzen nachhaltig verandert In der Alltagssprache ist dies Lernen durch Belohnung Bestrafung Die Verhaltensweise kann dem naturlichen Repertoire entstammen oder aus naturlichem Verhalten abgeleitet sein Durch positive oder negative Verstarkung wird die Auftretenswahrscheinlichkeit dieses Verhaltens erhoht Durch positive oder negative Bestrafung wird die Auftretenswahrscheinlichkeit dieses Verhaltens verringert Die Erforschung begann mit den Experimenten von Edward Lee Thorndike am Ende des 19 Jahrhunderts Besonders verdient gemacht hat sich auch Burrhus Frederic Skinner der ab den 1950er Jahren intensiv auf diesem Gebiet forschte In beiden Konditionierungsarten auftretende Lerneffekte BearbeitenExtinktion Bearbeiten Hauptartikel Extinktion Psychologie Den Lernprozess nach dem die bedingte bzw instrumentelle Reaktion nicht mehr gezeigt wird bezeichnet man als Extinktion Diese tritt ein wenn der bedingte Reiz mehrmals ohne Darbietung des unbedingten Reizes prasentiert wird klassische Konditionierung oder die Verhaltenskonsequenz des operant verstarkten Verhaltens mehrmals ausbleibt operante Konditionierung Dabei handelt es sich weder um Vergessen noch um Verlernen sondern um ein zusatzliches Lernen das die Wirkung des bedingten Reizes vorubergehend und kontextabhangig ausser Kraft setzt Reiz Generalisierung Bearbeiten Hauptartikel Reizgeneralisierung Wenn eine klassisch oder operant konditionierte Reaktion auf einen bestimmten Reiz gelernt worden ist kann es vorkommen dass ahnliche Reize die gleiche Reaktion auslosen Dabei gilt Je ahnlicher der Neureiz dem konditionierten Reiz ist desto starker werden die Reaktionen ausfallen Paradigmatisch ist das Little Albert Experiment von Watson und Rayner 1920 bei dem der kleine Albert seine konditionierte Angst vor Ratten auf einen Hasen einen Hund eine Nikolausmaske Baumwollbuschel und einen Pelzmantel ausdehnte Hat ein Kind zum Beispiel Angst vor Arzten kann diese Angst generalisiert werden auf Menschen die weisse Kittel tragen Nach ICD 10 klassifiziert man solche Symptome bei krankhafter Auspragung als Generalisierte Angststorung Teilbereich Sonstige Angststorungen Reiz Diskriminierung Bearbeiten Die Reiz Diskriminierung stellt den entgegengesetzten Prozess zur Reiz Generalisierung dar Nach erfolgreichem Reiz Diskriminationslernen ist der Handelnde in der Lage zwei Reize voneinander zu unterscheiden Die konditionierte Reaktion tritt nur bei exakt den Reizen auf die in der Lernsituation mit der Reaktion gekoppelt wurden Ein Beispiel aus dem Humanbereich konnte sein dass das Kind eine sehr differenzierte bedingte Angstreaktion dem Vater gegenuber zeigt wenn haufiger nur dieser schimpft 3 jedoch keine generelle Angst vor mannlichen Erwachsenen empfindet Siehe auch BearbeitenReizfilterung Reizuberflutung VerhaltenstherapieWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Konditionierung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Thomas Goschke Lernen und Gedachtnis WS 2014 15 Neurobiologische Grundlage von Belohnung und Verstarkungslernen 1 auf tu dresden de Einzelnachweise Bearbeiten M E Bouton Learning and behavior A contemporary synthesis Sinauer Associates Sunderland MA 2007 J Bredenkamp W Wippich Lern und Gedachtnispsychologie Band 1 Kohlhammer Stuttgart 1977 W Edelmann Lernpsychologie 6 Auflage Psychologie Verlags Union Weinheim 2000 ISBN 978 3 621 27465 4 S 39 Normdaten Sachbegriff GND 4032036 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konditionierung amp oldid 235087773