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Als Assoziation gilt die Annahme dass Vorstellungen in Form einfacher kognitiver Elemente miteinander verknupft erlernt werden Die Verbindung geschieht unter bestimmten Bedingungen wie Emotionen oder von Modifikationen einfacher Sinneseindrucke Denkprozesse seien beispielsweise eine Folge dieser Verknupfungen 1 a Diese Annahme gilt in der Psychologie der Psychoanalyse und in der Lernpsychologie Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung der Lehren 2 Neuere Konzepte 3 Kritik 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntwicklung der Lehren BearbeitenAristoteles teilte in seinem Werk Uber das Gedachtnis und die Erinnerung gesetzmassige Bedingungen mit die das Auftreten von Assoziationen begunstigen bzw hemmen Sie wurden auch als Assoziationsgesetze bezeichnet Danach hangt wahrend des Lernens die Assoziationsstarke zweier Reize ab von ihrer raumlichen und zeitlichen Nahe Kontiguitat Ahnlichkeit Assimilation und Gegensatzlichkeit Aristoteles hielt auch Momente der Wiederholung der Gefuhle und der Aufmerksamkeit sowie bestimmter Formen und Gestalten der Objekte fur die Bildung von Assoziationen bedeutsam 2 a 1 b Der Begriff der Assoziation dient zur Erklarung des Phanomens dass zwei oder mehr ursprunglich isolierte psychische Inhalte wie z B Wahrnehmungen Gefuhle oder Ideen auch als Assoziationsglieder bezeichnet eine so enge Verbindung eingehen dass das Aufrufen eines Assoziationsgliedes das Auftreten eines oder mehrerer weiterer Assoziationsglieder nach sich zieht oder zumindest begunstigt So werden zum Beispiel der Anblick einer Rose und der Duft einer Rose im Gedachtnis miteinander verbunden da sie beim Lernen meist gemeinsam auftreten wahrend Zitronenduft vielleicht eher das Bild einer Spulmittelflasche aktiviert Die Leistungen des Gedachtnisses beruhen nach der herrschenden seit dem Sensualismus im 17 Jahrhundert aufgekommenen Meinung auf eben solchen Assoziationsketten Die Theorien des Aristoteles wurden erst damals wieder aufgenommen da die Scholastik des MA dem empirischen Denken weniger aufgeschlossen war 2 b Damit wurde die Fahigkeit zur Assoziation als unabdingbare Voraussetzung des menschlichen Gedachtnisses angesehen Bedeutsam ist dies auch in der Lernforschung Die Richtung der Psychologie die alle seelischen Vorgange mit Hilfe von Assoziation erklart wurde als Assoziationspsychologie benannt Ihre Begrunder waren die englischen Empiriker Thomas Hobbes 1588 1679 John Locke 1632 1704 David Hume 1711 1776 u a 2 c Der schottische Philosoph Thomas Brown 1778 1820 der unter anderen englischen men of letters psychiatrische Themen aufgriff und die Zeit des moral management erlebte erganzte im 19 Jahrhundert die drei von ihm als primare Assoziationsgesetze des Aristoteles benannten Sachverhalte mit seinen sekundaren Assoziationsgesetzen 1 c 3 Nach diesen ist die Verbindungsstarke zweier Reize zusatzlich zu den aristotelischen Gesetzen abhangig von der Dauer des ursprunglichen Eindrucks der Haufigkeit ihres gemeinsamen Auftretens ihrer jeweiligen Intensitat und Lebhaftigkeit der Haufigkeit ihrer Wiederholung bzw der Zeitdauer die seit dem letzten gemeinsamen Auftreten vergangen ist den Lebensgewohnheiten und dem korperlichen Zustand des jeweils Betroffenen der Anzahl mit dieser Verknupfung konkurrierender Verknupfungen Neuere Konzepte BearbeitenAssoziationslernen ist auch die Verknupfung von Reizen Am Beispiel des Pawlow Hundes heisst dies Ein normalerweise neutraler und unspezifischer Reiz z B Klingeln einer Glocke unkonditionierter Reiz US der mit einer unspezifischen Reaktion evtl Kopfdrehen zur Klangquelle verknupft ist lost nun eine spezifische andere Reaktion aus Speichelfluss konditionierte Reizantwort die zuvor mit einem anderen Reiz Anblick oder Geruch von Futter verknupft war Reiz Substitution Der ursprunglich neutrale Reiz wird damit zu einem erfahrungsabhangigen Ausloser dem sog konditionalen Stimulus CS 1 d Das Assoziationslernen beinhaltet Kognitive Verknupfungen z B Signal lernen Biologische Grundformen des Lernens Habituation Sensitivierung Pragung KonditionierungAssoziation wird auch im Rahmen der technischen Mustererkennung als eine Eigenschaft von neuronalen Netzen genannt Kritik BearbeitenDas Interesse das der bedingte Reflex in der angelsachsischen und russischen Psychologie fand und das auch eines der hauptsachlichen Anliegen des Behaviorismus darstellte geht nicht zuletzt darauf zuruck dass er eine experimentelle Bestatigung zu sein schien fur den eher umfassenden Anspruch der Assoziationspsychologie die alle psychischen Vorgange betrifft Dies trifft aber in diesem eher weitlaufigen Umfang nicht zu Messungen haben namlich ergeben dass die Dauer der Reflexantwort durch die Konditionierung verlangert wird Dies deutet darauf hin dass die durch den unkonditionierten Stimulus US ausgeloste Erregung uber eine langere Nervenbahn bzw uber insgesamt langere Neuronenketten hinweg als Reflexbogen ablauft Damit ruckt der bedingte Reflex hinsichtlich seiner Ablaufzeit in die Nahe willkurlicher Reaktionen Weitere Tierversuche scheinen bewiesen zu haben dass bei der Konditionierung nicht die Grosshirnrinde in Anspruch genommen wird sondern dass vielmehr die Ausbildung bedingter Reflexe in subkortikalen Teilen des Gehirns ablauft Damit konnte auch die allmahliche Ausloschung Extinktion bedingter Reflexe zu erklaren sein wenn konditionierte Stimuli CS nicht mehr regelmassig angewendet und ausgeubt werden Dies stellt eine gewisse Relativierung der experimentellen Ergebnisse als nur vorubergehende Phanomene dar Die Funktionen des neuroanatomischen Substrats fur die unbedingten Ausloser US konnen daher auch nicht umgangen und durch erlernte Signale CS ersetzt werden Diese sind aus verstandlichen Grunden vielmehr unverzichtbar da auch die erlernte Reaktion CR ausgeloscht wird wenn nur CS erfolgt und US etwa die Futterung des Pawlow schen Hundes ausbleibt 1 e Die Ergebnisse Pawlows schienen den politischen Machthabern in Russland auch eine Bestatigung fur die von ihnen propagierte ideologische Erziehung zu sein siehe dazu auch die eher politischen Konsequenzen in Aufwarts Effekt 4 Diese Faktoren sind es offenbar weshalb sich die Psychoanalyse den Erkenntnissen der Assoziationspsychologie widersetzt hat Sie hat das Verfahren der freien Assoziation entwickelt in dem nicht der mit Absicht gelenkte Ablauf der Gedanken Vorstellungen und Erinnerungen sondern die eigenen Motive und Wunsche frei erkennbar werden ohne ein von aussen kommendes gezieltes Zutun 2 d Hans Jurgen Eysenck 1916 1997 bahnte 1968 mit seinen Untersuchungen zur Dekonditionierung und Desensibilisierung der Verhaltenstherapie einen Weg als neues Therapieverfahren 5 So kann bei einem Alkoholiker eine Entkopplung der Verbindung des unspezifischen Reizes US im Sinne einer Versuchungs und Versagungssituation und der Reaktion Trinken CR durch ein Medikament wie etwa Antabus erreicht werden das kurz nach der Alkoholaufnahme zu Brechreiz fuhrt Diese Massnahme kann jedoch nur zur unterstutzenden Therapie neben anderen therapeutischen Strategien empfohlen werden da sie kaum Einfluss auf die auslosenden eigenen Motive und eine evtl aktive personliche Anderung dieser auslosenden Situation haben kann 2 e Auch die Gestaltpsychologie ubte Kritik an der Assoziationslehre aus eher prinzipiellen Erwagungen da sie einen ganzheitlichen Ansatz vertritt und Kombinationen elementarer psychischer Einheiten angezweifelt hat Gestalten wurden nicht aus Elementen gebildet sie seien primar und unmittelbar gegeben 6 1 f Eine ausfuhrliche Ubersicht uber kritische Hinweise zur Assoziationslehre hat Ludwig J Pongratz 1915 1995 gegeben 7 Es ist daruber hinaus auf die fur die Elementenpsychologie geltende Kritik zu verweisen Siehe auch BearbeitenAssoziation Begriffsklarungsseite Assoziationskortex Teil des Grosshirns Assoziationsverfahren psychologische Erhebungsmethoden Assoziative Lockerung Einschrankung Storung des assoziativen Denkens und Lernens Bisoziation kreativer Vorgang der Verknupfung von Begriffen Bildern oder Vorstellungen aus unterschiedlichen begrifflichen Bezugsrahmen Selektive Assoziation angeborene Praferenz bestimmte Reize mit bestimmten anderen Reizen oder Reaktionen zu assoziierenWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Assoziation Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Peter R Hofstatter Hrsg Psychologie Das Fischer Lexikon Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 1972 ISBN 3 436 01159 2 a S 97 zu Lemma Denken Stw Vorstellung und Assoziation b S 29 zu Lemma Assoziation Stw Aristoteles c S 29 zu Lemma Assoziation Stw englische Assoziationspsychologie d S 64 zu Lemma Bedingter Reflex Stw Assoziation infolge der oft wiederholten Erfahrung e S 66 70 zu Lemma Bedingter Reflex Stw Es ist nicht alles Gold was glanzt und experimentelle Neurosen f S 155 f zu Lemma Gestalt und Ganzheitspsychologie Stw Elementenpsychologie Gefuhle a b c d e Wilhelm Karl Arnold et al Hrsg Lexikon der Psychologie Bechtermunz Augsburg 1996 ISBN 3 86047 508 8 a Sp 157 f zu Lemma Assoziation Stw Aristoteles b Sp 158 zu Lemma Assoziation Stw Scholastik c Sp 163 zu Lemma Assoziationspsychologie d Sp 160 zu Lemma Assoziation Stw Kritik seitens der Psychoanalyse und Sp 161 zu Lemma Assoziation freie e Sp 160 zu Lemma Assoziation Stw Eysenck Klaus Dorner Burger und Irre Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie 1969 Fischer Taschenbuch Bucher des Wissens Frankfurt am Main 1975 ISBN 3 436 02101 6 S 91 f zu Stw Thomas Brown und moral management Thure von Uexkull Grundfragen der psychosomatischen Medizin Rowohlt Taschenbuch Reinbek bei Hamburg 1963 S 164 zu Stw psychologisches Interesse Pawlows S 165 f zu Stw Vergleich Pawlows mit Freud Hans Jurgen Eysenck Fact and fiction in psychology Baltimore 1968 Heinrich Schmidt Philosophisches Worterbuch Kroners Taschenausgabe 13 21 Auflage neu bearbeitet von Georgi Schischkoff Alfred Kroner Stuttgart 1982 ISBN 3 520 01321 5 S 40 zu Lemma Assoziation Stw Gestalt und Ganzheitspsychologie Ludwig J Pongratz Problemgeschichte der Psychologie Bern Munchen 1967 Normdaten Sachbegriff GND 4003269 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Assoziation Psychologie amp oldid 221568261