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Assoziationspsychologie bezeichnet eine psychologische Richtung die als Haupterklarungsprinzip den klassischen Begriff der Assoziation verwendet Begriffe und Gedanken sind demnach aus elementaren Bewusstseinsinhalten insbesondere Sinneseindrucken Perzept zusammengesetzt Damit ist die Assoziationspsychologie als reduktionistische oder atomistische Psychologie zu charakterisieren und erweist sich zugleich als Teil der Elementenpsychologie Inhaltsverzeichnis 1 Konzept der Assoziation in der Antike und bei den englischen Empiristen 2 Klassische Assoziationsgesetze 3 Arbeiten von Ebbinghaus und seinen Nachfolgern 3 1 Methoden von Ebbinghaus 4 Idealistische Interpretation der Assoziationspsychologie 5 Materialistische Interpretation des Assoziationsbegriffs 6 Sekundare Assoziationsgesetze 7 QuellenangabenKonzept der Assoziation in der Antike und bei den englischen Empiristen BearbeitenDas Konzept der Assoziation erscheint schon im Phaidon von Platon Im Werk Uber das Gedachtnis und die Erinnerung von Aristoteles bedeutet Assoziation dass Gedanken durch die Umwelt bestimmt werden und nicht gottgegeben sind So stellt sich die Erinnerung eines abwesenden Gegenstandes entweder durch Ahnlichkeit oder durch Nichtahnlichkeit mit einem anwesenden Gegenstand ein 1 2 An diesen Gedanken knupfen die britischen Empiristen Thomas Hobbes John Locke David Hume Alexander Bain und David Hartley an Klassische Assoziationsgesetze BearbeitenDie klassische Assoziationspsychologie geht zuruck auf die bereits von Aristoteles dargelegten Sachverhalte siehe Assoziation Ihre Hauptvertreter in neuerer Zeit sind Hermann Ebbinghaus Georg Elias Muller und Theodor Ziehen Die nach Thomas Brown 1778 1820 grundlegenden primaren Assoziationsgesetze sind 3 4 das Gesetz der Ahnlichkeit Assimilationstheorie das Gesetz des Kontrasts das Gesetz des raumlichen und zeitlichen Zusammenhangs Kontiguitatstheorie Arbeiten von Ebbinghaus und seinen Nachfolgern BearbeitenEbbinghaus entwickelte vom Assoziationsprinzip ausgehend einen experimentellen Ansatz zur Erforschung von Gedachtnisleistungen wobei als Lehrmaterial vor allem sinnlose Silben verwendet werden Generell wurde der gesetzmassige Zusammenhang psychischer Erscheinungen von der Assoziationspsychologie erkannt jedoch wurde er als mechanisch interpretiert Ungeachtet der vom heutigen Standpunkt unzureichenden Grundlagen der Assoziationstheorie wurden von ihren Vertretern grundlegende Erkenntnisse uber elementare Gedachtnis und Reproduktionsgesetzmassigkeiten entdeckt wie die Kurve des Vergessens bzw des Behaltens durch Ebbinghaus Sie besagt dass das Behalten dem Logarithmus der seit den Einpragungen verstrichenen Zeit annahernd proportional ist Methoden von Ebbinghaus Bearbeiten Von Ebbinghaus und seinen Nachfolgern wurden grundlegende methodische Prinzipien erarbeitet die so genannte Ersparnismethode d h verringerte Anzahl der fur das Wiedererlernen eines Stoffes erforderlichen Wiederholungen die Reproduktionsmethode d h der Prozentsatz der korrekten Erinnerungen nach einer bestimmten Zeitspanne die Methode des Wiedererkennens die auch heute noch in variierter Form als Kriterium fur die Gedachtnisleistung eingesetzt wird Die Assoziationspsychologie ignorierte allerdings den Systemcharakter der psychischen Tatigkeit und wesentliche Unterschiede in deren Erscheinungs und Entwicklungsniveau Idealistische Interpretation der Assoziationspsychologie BearbeitenIdealisten wie Thomas M Brown John Stuart Mill Alexander Bain und Johann Friedrich Herbart sind ebenfalls der Assoziationspsychologie zuzuordnen In der idealistischen Interpretation wurde die Assoziation aus einem Mittel der wissenschaftlichen Analyse zu einem Mittel der Zerlegung des Bewusstseins in primare Formen mit dem Ziel aus ihnen nicht nur die gesamte psychische Tatigkeit sondern auch die objektive Realitat zu konstruieren Materialistische Interpretation des Assoziationsbegriffs BearbeitenIwan Michailowitsch Setschenow und Iwan Petrowitsch Pawlow entwickelten eine materialistische und deterministische Konzeption des Assoziationsbegriffs die reflektorische Theorie des Bewusstseins Setschenow erklarte in seinem Werk Gehirnreflexe 1863 bestimmte geistige und zweckbestimmte Handlungen durch neurologische Mechanismen die im Laboratorium demonstriert wurden Pawlow 1934 verstand unter Assoziation die Verbindung von Reflexen nicht aber von isolierten Elementen des Bewusstseins Die bedingte Reaktion ist eine Assoziation zwischen psychischen und somatischen Vorgangen In der Gegenwart versteht man unter Assoziation nicht nur die Verknupfung von Vorstellungen sondern auch die Verknupfung anderer psychischer Inhalte z B von Vorstellungen mit Gefuhlen von Reizsituationen mit verbalen und motorischen Verhaltensausserungen oder von Verhaltenssequenzen Die US amerikanische Lernpsychologie lehnt sich sehr stark an die Assoziationspsychologie an Sekundare Assoziationsgesetze BearbeitenNeben den klassischen Assoziationsgesetzen wurden im Zuge der umfangreichen experimentellen Untersuchungen auch so genannte sekundare Assoziationsgesetze formuliert z B die Wirkung der Dauer des ursprunglichen Eindrucks die Haufigkeit der Wiederholungen die Anzahl konkurrierender Eindrucke aber auch der konstitutionellen psychischen und physischen Unterschiede der Eindrucksempfanger sowie ihrer Lebensgewohnheiten Die Assoziationspsychologie ist als Ausgangspunkt des Behaviorismus und der Tiefenpsychologie anzusehen deren Entwicklung auch aus der Auseinandersetzung mit der Assoziationstheorie verstandlich wird Quellenangaben Bearbeiten Platon Phaidon Kapitel 18 19 Ubersetzung von Friedrich Schleiermacher Wilhelm Karl Arnold et al Hrsg Lexikon der Psychologie Bechtermunz Augsburg 1996 ISBN 3 86047 508 8 Sp 162 zu Lemma Assoziationsgesetze Peter R Hofstatter Hrsg Psychologie Das Fischer Lexikon Fischer Taschenbuch Frankfurt a M 1972 ISBN 3 436 01159 2 S 29 zu Lemma Assoziation Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Assoziationspsychologie amp oldid 235002261