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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Reflex Begriffsklarung aufgefuhrt Ein Reflex ist eine unwillkurliche rasche und stets gleichartige Reaktion eines Organismus auf einen bestimmten Reiz Reflexe werden neuronal vermittelt Reflexe konnen vom einfachen Reflexbogen bis hin zu Reflexkreisen hoherer Art unterschiedlich komplex sowie angeboren oder erworben sein im letzteren Fall wird auch von gelernten erworbenen bedingten oder konditionierten Reflexen geredet Angeborene oder unbedingte Reflexe stellen biologisch vorgeformte Reaktionsweisen dar Sie werden als evolutionare Anpassung an Lebensbedingungen gedeutet Reflexe ermoglichen Lebewesen ein Leben in einer langfristig konstanten Umwelt durch ein auf derartige Lebensbedingungen eingestelltes automatisches schematisches oder stereotypes Reagieren das unter gleich bleibenden Umstanden dazu ausreicht bis zur Geschlechtsreife zu leben und Nachkommen zu zeugen Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften von Reflexen 2 Reflexformen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeEigenschaften von Reflexen BearbeitenVoraussetzung fur das Auftreten von Reflexen ist die Fahigkeit eines Organismus Wahrnehmungen zu machen diese automatisch zu verarbeiten und in einem eben solchen Zusammenspiel von Sinnesorganen Nerven und Muskeln auf spezifische Reize reizadaquate Reaktionen zu entwickeln Reizbarkeit die ihm ein eigenstandiges Leben ermoglichen oder sichern Genetisch verankerte und reflektorisch zustande kommende Reaktionsweisen sind dabei quasi evolutionar erprobte Reaktionsweisen sie bilden sich nur bei Lebewesen aus bei denen sie sich im Hinblick auf langfristige konstante Lebensbedingungen als effektiv fur das eigene Leben erwiesen haben Mit angeborenen Reflexen stehen einem Lebewesen Anpassungsleistungen und Uberlebensfahigkeiten zur Verfugung die es nicht selbst erst erlernen muss Einige Reflexe die den Korper oder einzelne Organe vor Schadigungen schutzen wie zum Beispiel der Lidschlussreflex werden daher auch als Schutzreflexe bezeichnet Um 1827 fuhrte Marshall seine fur die Physiologie bedeutenden Reflexstudien durch 1 Reflexformen BearbeitenVerhaltensbiologen unterscheiden folgende Reflexarten Unbedingte unkonditionierte oder angeborene Reflexe Sie sind entweder bereits mit Geburt eines Lebewesens voll ausgebildet oder entwickeln sich im Verlaufe seiner Entwicklung bis zur Geschlechtsreife und dem Wachstumsende Reifung typisch fur derartig biologisch angelegte Reaktionsweisen ist es dass jedes Individuum einer Art identische Reaktionen und Reaktionsablaufe auf gleichartige Reizkonstellationen zeigt die nur in der jeweiligen Intensitat wie Schnelligkeit oder Heftigkeit variieren konnen Ein Beispiel ist der Lidschlussreflex Bedingte oder konditionierte Reflexe So werden reflexartige Reaktionsweisen genannt die nicht angeboren sind sondern erlernt wurden Sie werden auch als erworbene Reflexe bezeichnet Bei dieser Form des Lernens konnen auch viszerale Reaktionen konditioniert werden um die Erforschung dieses Phanomens hat sich besonders der russische Wissenschaftler Iwan Petrowitsch Pawlow 1849 1936 verdient gemacht Beispiel dafur ist sein beruhmtes Hunde Experiment Einigen Hunden wurde immer dann wenn sie Futter vorgesetzt bekamen zugleich ein Glockenton zu Gehor gebracht Nach einiger Zeit begannen die Hunde Verdauungssekrete auch dann zu produzieren wenn sie nur den Glockenton horten Der ursprunglich neutrale weil fur die Futterung irrelevante Glockenton hatte bei den Hunden augenscheinlich die gleiche Ausloserfunktion ubernommen wie das Futter selbst man spricht in derartigen Fallen auch davon dass Futterung und Glockenton sich assoziiert haben und nennt diese Art des Lernens Klassische Konditionierung Wie dann in der vor allem in den USA durchgefuhrten behavioristischen Lernforschung gezeigt wurde konnen durch derartiges assoziatives Lernen alle dazu fahigen Lebewesen eine Unzahl von Reaktionsweisen ausbilden dieses Wissen wurde bei Tierdressuren schon immer und gezielt angewandt Eigenreflexe werden Reflexe genannt bei denen der auslosende Reiz und die Reflexantwort im selben Organ meist Muskel stattfinden Ein Beispiel fur einen Eigenreflex ist der bekannte Knie oder Patellarsehnenreflex der mit einem kurzen Schlag knapp unterhalb des Knies auf die Sehne des entspannten Musculus quadriceps femoris ausgelost werden kann Durch den Schlag werden Dehnungsrezeptoren im Muskel die Muskelspindeln angeregt und uber einen im Ruckenmark verschalteten Reflexbogen eine Kontraktion des M quadriceps erreicht der zu einer kurzdauernden Streckbewegung im Kniegelenk fuhrt Der Sinn derartiger muskularer Reflexe besteht darin bei Stossen von aussen oder plotzlicher Lageanderung durch Gegenregulation die jeweilige Haltung aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen Bei einem kurzen Tritt von hinten in die Kniekehle plotzliche Beugung und damit Dehnung des Musculus quadriceps femoris kann der Patellarsehnenreflex beispielsweise dazu beitragen einen Sturz zu verhindern ahnlich verhalt es sich beim Stolpern Bei Eigenreflexen findet anders als bei Fremdreflexen keine Habituation Abschwachung oder Ausbleiben der Reflexantwort bei wiederholter Reizung statt Fremdreflexe So werden Reflexe genannt wenn das reizwahrnehmende Organ nicht das Organ ist das die Reflexantwort ausfuhrt Ein Beispiel ist der Kornealreflex Wenn die Hornhaut des Auges etwa durch einen Luftzug gereizt wird wird das Augenlid reflektorisch geschlossen Die Reizung folgt an einer Stelle die mangels Muskeln selbst nicht reagieren kann und der Lidmuskel der zum Schutz der Hornhaut aktiviert wird wurde seinerseits nicht gereizt Fremdreflexe sind im Gegensatz zu Eigenreflexen habituierbar Koordinierte Reflexbewegungen Von solchen spricht man wenn auf einen Reiz eine mehr oder weniger grosse Gruppe von Muskeln aktiviert wird eventuell unter Einschluss der Aktivierung weiterer Organe wie Drusen oder Herz und Darm und Auslosung sonstiger vegetativer Reaktionen Hierher gehoren zum Beispiel der Saugreflex und der Greifreflex des Sauglings diese zwei Reflexe konnen zudem nach einiger Zeit nicht mehr oder nur unter pathologischen Bedingungen noch oder wieder ausgelost werden Vor allem bestehen aber samtliche gefuhlsmassigen Reaktionen kurz als Gefuhle oder Gefuhlsausserung bezeichnet in reflektorisch zustande kommenden hochgradig koordinierten Reflexbewegungen die allerdings aufgrund ihrer Komplexitat in gewissem Rahmen auch bewusst beeinflussbar sind Fruhkindliche oder primitive Reflexe Fruhkindlicher Reflex Stellreflexe sind dem Mittelhirn 2 3 entstammende Muskelreflexe welche die Einnahme der ublichen Korperhaltung aus einer ungewohnlichen Korperstellung heraus steuern D h ein hingefallenes Tier stellt sich auf eine fallende Katze dreht sich so dass sie in stehender Haltung landet siehe Stellreflex der Katze Haufig wird zunachst der Kopf in eine aufrechte Stellung gebracht dann folgt uber den Halsstellreflex die Positionierung des restlichen Korpers Die Stellreflexe werden wie die Stehreflexe durch eine Haltung ausgelost und gehoren darum zu den statischen bzw statokinetischen Reflexen 4 Die Bezeichnung atavistischer Reflex stammt nicht aus der Verhaltensforschung sondern wird eher synonym zu primitiver Reflex und oft als jargonhafte Bezeichnung fur situationsinadaquates Reagieren verwendet etwa durch Regression auf kulturell fur uberwunden oder obsolet gehaltene eventuell auch fur Kinder typische Verhaltensweisen u A Siehe auch BearbeitenReflextod Reflexkettentheorie StatomotorikLiteratur BearbeitenIvan P Pavlov 1927 Conditioned reflexes An investigation of the physiological activity of the cerebral cortex In Annals Of Neurosciences Band 17 Nr 3 2010 S 136 141 freier Volltext Christopher J Boes The history of examination of reflexes In Journal of Neurology Band 261 2014 S 2264 2274 doi 10 1007 s00415 014 7326 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Reflex Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenBelege Bearbeiten Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 31 Magnus R 1924 Stellreflexe In Korperstellung Monographien aus dem Gesamtgebiete der Physiologie der Pflanzen und der Tiere Seite 195 Springer Berlin Heidelberg 1924 doi 10 1007 978 3 662 25478 3 5 Print ISBN 978 3 662 23426 6 Online ISBN 978 3 662 25478 3 A Bethe G v Bergmann G Embden A Ellinger Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie Funfzehnter Band Erste Halfte Correlatonen I 1 Springer Verlag 1930 Seite 41 Kompaktlexikon der Biologie Stellreflexe In Kompaktlexikon der Biologie auf spektrum de Normdaten Sachbegriff GND 4177331 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reflex amp oldid 237228200 Reflexformen