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Verstarkung ist ein Begriff aus der Verhaltensbiologie und der Psychologie speziell aus dem Behaviorismus Bei der Konditionierung bezeichnet man ein Ereignis das die Wahrscheinlichkeit erhoht dass ein bestimmtes Verhalten gezeigt wird als Verstarkung Unterschieden wird zwischen positiver und negativer Verstarkung Beide bewirken dass ein Verhalten haufiger gezeigt wird mit dem Unterschied dass bei dem positiven Verstarker auch Belohnung genannt ein angenehmer Reiz auf ein gewunschtes Verhalten zugefugt wird z B Anerkennung Zuwendung Geld Schokolade und bei dem negativen Verstarker ein unangenehmer Reiz entfernt wird z B die Entfernung von Angst Larm einer unangenehmen Tatigkeit Ein negativer Verstarker darf also nicht wie es oft passiert mit einer Bestrafung verwechselt werden Als Bestrafung bezeichnet man dagegen ein Ereignis bei dem die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens gesenkt wird 1 Unterschieden wird dabei zwischen Bestrafungstyp I der Zufugung eines unangenehmen also aversiven Reizes z B Schlage Beschimpfungen Hausarrest und dem Bestrafungstyp II der Entfernung eines angenehmen Reizes bzw Entzug eines Privilegs z B Fernsehverbot Wegnehmen eines Spielzeugs Der Fachbegriff fur diese Formen des Lernens bei denen der Organismus durch Reaktionen der Umwelt auf sein Verhalten lernt lautet instrumentelle oder operante Konditionierung Die Konsequenzen eines Verhaltens wirken also auf das Verhalten zuruck Nach Skinner ist allein das zeitliche Aufeinanderfolgen entscheidend conditioning takes place presumably because of the temporary relation only S 168 2 Die Verhaltensanalyse definiert Verstarkung und Verstarker rein formal uber den Effekt auf die Rate des Verhaltens Bezuglich der Theorien warum ein Verstarker als solcher wirkt siehe den Artikel Verstarker Psychologie Die Verstarkung kann auch in der Vorstellung ablaufen was man als verdeckte Verstarkung bezeichnet siehe verdeckte Konditionierung 3 Inhaltsverzeichnis 1 Positive Verstarkung 2 Negative Verstarkung 2 1 Vermeidung 3 Bestrafung 3 1 Strafreize 3 2 Faktoren die Effektivitat von Bestrafung beeinflussen 3 3 Nachteile von Bestrafung 4 Das Kontingenzschema 5 Verhaltenswissenschaftliche und laienpsychologische Terminologie 6 Siehe auch 7 EinzelnachweisePositive Verstarkung BearbeitenMan spricht von positiver Verstarkung wenn auf ein Verhalten ein Ereignis in der Umwelt des Organismus folgt und die Auftretenswahrscheinlichkeit dieses Verhaltens daraufhin ansteigt Das Ereignis in der Umwelt des Organismus wird als positiver Verstarker bezeichnet Was ein positiver Verstarker ist kann nur an den Folgen die er fur die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens hat erkannt werden Positive Verstarker sind somit nur formal definiert nicht inhaltlich Man kann strenggenommen nicht im Voraus sagen ob ein bestimmtes Ereignis ein positiver Verstarker ein negativer Verstarker oder irrelevant ist Dennoch kann man begrundete Vorannahmen machen Ob ein Ereignis z B eine Futtergabe ein positiver Verstarker ist hangt u a davon ab ob der Organismus davon depriviert ist d h das Ereignis z B der Futtergabe langere Zeit nicht mehr eingetreten ist Verstarker konnen primar artspezifisch angeboren z B Nahrung angemessene Temperatur Gelegenheit zu sexueller Aktivitat oder sekundar sein konditioniert bzw erlernt bei Menschen z B Erfolg Geld Anerkennung Als umgangssprachliches Aquivalent zu positiver Verstarker wird oft Belohnung oder angenehme Konsequenz verwendet Dies widerspricht jedoch der rein formalen Definition von positiver Verstarker nach Skinner da diese Begriffe Mutmassungen uber vermeintliche mentale Zustande des Organismus enthalten Beispiel Eine 24 Stunden ohne Futter gehaltene Ratte sitzt in einem Kafig mit einheitlich glatten Wanden in dem sich als einziges abweichend gestaltetes Objekt ein kleiner beweglicher Hebel befindet und in dessen Nahe ein Ausgabeschacht fur Futter angebracht ist Wenn die Ratte diesen Hebel druckt fallen automatisch einige Futterkorner in den Ausgabeschacht Das Verhalten zufalliges Hebeldrucken der hungrigen Ratte hat also in Form der Futterausgabe eine fur die Ratte positive Konsequenz Dies hat mittelfristig zur Folge dass die Ratte sich haufiger als zuvor in der Nahe des Ausgabeschachts aufhalten wird und sich so auch die Wahrscheinlichkeit erhoht dass die Ratte erneut den Hebel druckt Nach zwei oder drei Dutzend Hebeldrucken hat der Beobachter den Eindruck dass die Ratte gezielt den Hebel druckt um Futter zu bekommen Das Verhalten des Hebeldruckens wurde verstarkt oder umgangssprachlich formuliert Die Ratte hat gelernt wie sie sich Futter beschaffen kann Der Verstarker war dabei das Ereignis der Futtergabe Diese kontingente Verstarkung wird auch als Dreifachkontingenz bezeichnet da wie folgt gelernt wird Bei Vorhandensein von Stimulus A folgt auf Reaktion B der Verstarker C Die Organismen lernen somit dass bei Vorliegen des Reizes A nicht aber eines anderen Reizes ihre Reaktion ihr Verhalten mit grosser Wahrscheinlichkeit eine bestimmte angenehme Konsequenz seitens der Umwelt haben wird Negative Verstarkung BearbeitenVon negativer Verstarkung wird gesprochen wenn ein unangenehmer Reiz entfernt wird Die negative Verstarkung fuhrt wie die positive Verstarkung zu einer Erhohung der Auftretenswahrscheinlichkeit von Verhalten Eine Verstarkung kann auch darin bestehen dass ein z B angstauslosendes Ereignis in der Umwelt des Organismus vermieden wird und die Rate des Verhaltens daraufhin ansteigt Beispiel Eine Ratte sitzt im Kafig der Eisenboden steht unter Strom Die Ratte zeigt nun verschiedene Verhaltensweisen u a druckt sie den Hebel Als Konsequenz auf das Verhalten Hebel drucken wird der Strom abgeschaltet Wird in spateren Durchgangen wieder der Boden unter Strom gesetzt druckt die Ratte den Hebel fruher als zuvor und beendet damit den Stromstoss Schliesslich druckt die Ratte den Hebel noch bevor Strom fliesst der aversive Reiz der Stromstoss wird somit vermieden Aus verhaltenstherapeutischer Sicht kann auch die Aufrechterhaltung von Phobien als ein Fall von negativer Verstarkung angesehen werden Ein Mensch mit einer Hundephobie wechselt z B die Strassenseite wenn ihm ein Hund entgegenkommt Durch das Wechseln der Strassenseite beendet oder vermeidet er den angstauslosenden Kontakt mit dem Hund Das phobische Verhalten Wechseln der Strassenseite wird dadurch jedoch verstarkt d h hier aufrechterhalten Vermeidung Bearbeiten Bei der Vermeidung handelt es sich um eine Form der negativen Verstarkung bei der eine Reaktion verhindert dass ein aversiver Reiz uberhaupt auftritt 4 Beispielsweise vermeidet man durch Zahlung eines Strafzettels unangenehme Folgen eines Zahlungsverzuges Zur Erklarung von Vermeidungsverhalten gibt es zwei einflussreiche Theorien die Zwei Faktoren Theorie und die Einfaktortheorie 5 Zwei Faktoren Theorie Hauptartikel Zwei Faktoren Theorie Lerntheorie Die Zwei Faktoren Theorie von Orval Hobart Mowrer postuliert wie der Name schon andeutet zwei Komponenten einer Vermeidungsreaktion Klassische Konditionierung einen zuvor neutralen Reiz zu furchten lernen Operante Konditionierung zu reagieren um dem Reiz zu entkommen Einige experimentelle Befunde stutzen die Zwei Faktoren Theorie 6 7 8 andere dagegen kritisieren die Zwei Faktoren Theorie Individuen fuhren weiterhin Vermeidungsreaktionen aus obwohl sie keine Anzeichen von Angst zeigen 9 und Vermeidungsreaktionen sind im Allgemeinen loschungsresistent 10 EinfaktortheorieDiese wurde als Alternative zur Zwei Faktoren Theorie vorgeschlagen Sie geht im Gegensatz zur Zwei Faktoren Theorie davon aus dass fur das Vermeidungsverhalten das Entfernen des erlernten angstauslosenden Reizes nicht erforderlich ist Die Vermeidung des aversiven Ereignisses an sich ist der Verstarker 5 In Experimenten konnte gezeigt werden dass Versuchstiere Vermeidungsreaktionen erlernen konnen ohne dass es einen Reiz gibt der einen bevorstehenden aversiven Stimulus ankundigt 11 Bestrafung BearbeitenDirekte Bestrafung Strafe Typ I auch positive Bestrafung liegt vor wenn das operante Verhalten ein Ereignis herbeifuhrt das zur Abnahme der Verhaltensrate in dieser Situation fuhrt Als Bestrafung im verhaltenswissenschaftlichen Sinn kann beispielsweise der Stromschlag bezeichnet werden den ein Weidetier erhalt wenn es den Draht des elektrischen Weidezauns beruhrt sofern das Tier das Verhalten Beruhren des Weidezauns in Zukunft seltener zeigt man spricht dann von einer Bestrafung wenn aufgrund einer Verhaltenskonsequenz die Rate dieses Verhaltens sinkt Ein anderes Beispiel fur Bestrafung ist das laute Pfui wenn ein Hund etwas Unerlaubtes tut sofern das Pfui ein konditionierter Strafreiz fur den Hund ist oder ein fester Ruck an der Leine Indirekte Bestrafung Strafe Typ II auch negative Bestrafung liegt vor wenn aufgrund des operanten Verhaltens ein zuvor vorliegendes Ereignis beendet wird und damit die Verhaltensrate abnimmt In der Skinner Box bekommt die Ratte auf Hebeldruck kein Futter mehr wie noch zuvor Die Ratte wird langsam aufhoren den Hebel zu drucken Oder Eltern verbieten ihrem Kind fernzusehen sofern das Fernsehen fur das Kind einen angenehmen Reiz darstellt wenn es sich nicht an bestimmte Familienregeln gehalten hat Von der Bestrafung ist die Loschung zu unterscheiden Dabei wird ein Verstarker der bislang auf ein Verhalten folgte nicht mehr gegeben Die Rate des Verhaltens sinkt daraufhin Bestrafung stellt das Gegenteil von Verstarkung dar wahrend Verstarkung eine Zunahme des Verhaltens bewirkt bewirkt Bestrafung eine Abnahme Wenn ein bestimmtes Verhalten bestraft wird geht die Haufigkeit dieses Verhaltens zuruck wahrend andere nicht bestrafte Verhaltensweisen im Wesentlichen unverandert bleiben 4 Strafreize Bearbeiten Ahnlich wie Verstarker konnen auch Strafreize in primare und konditionierte Reize unterteilt werden 12 Primare Strafreize sind Reize die meist direkt auf den Organismus einwirken und physischen Schaden verursachen z B Schlage Sekundare Strafreize werden erst durch die individuelle Lerngeschichte zum Strafreiz z B Ermahnungen Generalisierte Strafreize sind Reize die mit einer Vielzahl von anderen Strafreizen gekoppelt sind z B sozialer Ausschluss Faktoren die Effektivitat von Bestrafung beeinflussen Bearbeiten Im Rahmen der experimentellen Verhaltensanalyse wurden die Auswirkungen von Bestrafung auf das Verhalten ausgiebig erforscht Die Effektivitat von Bestrafung hangt von mehreren Faktoren ab 13 IntensitatSoll es zu einem dauerhaften Abbau eines Verhaltens kommen so sollte Bestrafung sofort mit voller Intensitat eingesetzt werden Individuen konnen sich an eine milde Strafe gewohnen Habituation und konnen diese Habituation auch auf hohere Bestrafungsintensitaten generalisieren Fangt man also mit einer milden Bestrafung an und steigert diese sukzessive sind die Auswirkungen auf das Verhalten gering Bei einer hinreichend hohen Bestrafungsintensitat kommt es hingegen zu einer vollstandigen Einstellung des Verhaltens So wurde beispielsweise in einem Experiment 14 beobachtet dass ein Stromstoss mit 80 Volt ausreichte um bei Tauben eine dauerhafte Unterdruckung einer Verhaltensweise zu erreichen Wurde dagegen mit niedrigeren Spannungen begonnen gewohnten sich die Tauben an die Bestrafung und fuhrten das Verhalten sogar bei Stromschlagen mit 130 Volt aus UnmittelbarkeitAhnlich wie ein Verstarker ist auch ein Bestrafungsreiz dann am wirksamsten wenn er unmittelbar auf das zu bestrafende Verhalten folgt Je mehr Zeit zwischen Verhalten und Bestrafung liegt desto ineffektiver ist die Bestrafung Experimentell wurde dies etwa bei Ratten nachgewiesen 15 In einer anderen Untersuchung wurde festgestellt dass es im Schulunterricht effektiver ist wenn eine Lehrkraft schlechtes Betragen sofort rugt anstatt einige Zeit verstreichen zu lassen 16 BestrafungsplanAnalog zu den verschiedenen Verstarkerplanen lassen sich auch bei unterschiedlichen Bestrafungsplanen unterschiedliche Auswirkungen auf das Verhalten feststellen In Experimenten mit verschiedenen Bestrafungsplanen wurde festgestellt dass es am effektivsten ist jede Verhaltensweise zu bestrafen 17 Prinzipiell zeigt sich bei Bestrafungsplanen das Gegenteil von Verstarkerplanen Wo zum Beispiel ein bestimmter Verstarkungsplan zu einem beschleunigten Reaktionsmuster fuhrt kommt ein dementsprechender Bestrafungsplan zu einem verlangsamten Reaktionsmuster 4 VerhaltensmotivationDie Effektivitat von Bestrafung verhalt sich umgekehrt proportional zur Verhaltensmotivation Ist ein Verstarker unattraktiv so ist die Motivation zur Erlangung dieses Verstarkers Bestrafung in Kauf zu nehmen gering Beispielsweise reagieren hungrige Tauben nur wenig auf Bestrafung wenn sie durch ihr Verhalten Futter erhalten konnen Sind die Tauben dagegen satt so stellen sie ihr Verhalten bei Bestrafung rasch ein da Futter keinen wirksamen Verstarker darstellt 18 Verfugbare VerhaltensalternativenBestrafung einer Verhaltensweise ist dann effektiv wenn eine alternative Verhaltensweise zur Verfugung steht um sich den Verstarker zu beschaffen der die unerwunschte Reaktion aufrechterhalten hat Daher wird bei Verhaltensmodifikationen meist eine Verhaltensweise bestraft wahrend gleichzeitig eine alternative Verhaltensweise verstarkt wird Diskriminativer HinweisreizBestrafung kann auch als diskriminativer Hinweisreiz wirken als Signal das die Verfugbarkeit von anderen angenehmen oder unangenehmen Reizen ankundigt Folgt kontingent auf einen Strafreiz eine Verstarkung wird der Strafreiz zu einem Hinweisreiz auf die Verstarkung und die Reaktionsraten steigen nach der Gabe des Strafreizes statt zu sinken Moglicherweise lassen sich dadurch Formen von Masochismus und selbstverletzendem Verhalten erklaren bei denen auf den eigentlich schmerzhaften Reiz eine Verstarkung z B Aufmerksamkeit erfolgt 13 Nachteile von Bestrafung Bearbeiten Obwohl Bestrafung im Experiment ein wirksames Instrument zur Beeinflussung von Verhalten sein kann haben Verhaltensanalytiker eine Reihe von Nachteilen herausgearbeitet die insbesondere die Effektivitat von Bestrafung in der menschlichen Gesellschaft in Frage stellen Bestrafung kann emotionale Folgen wie Angst und Wut haben was wiederum negative Auswirkungen auf verschiedene Leistungen haben kann So arbeiteten etwa Studenten in einem Experiment schlechter und langsamer wenn jeder Fehler mit einem Stromschlag bestraft wurde wurden Fehler hingegen nur durch einen Ton signalisiert war die Leistung deutlich besser 19 Eine noch bedenklichere Nebenwirkung von Bestrafung stellt Aggressivitat dar Aggressionen konnen sich nach einer Bestrafung gegen den Strafenden oder gegen andere Organismen oder Dinge wenden Beispielsweise begannen in einem Experiment 20 Ratten die zuvor friedlich zusammenlebten nach der Gabe von Elektroschocks miteinander zu kampfen Ahnliche Beobachtungen wurden bei Tauben Mausen Katzen und Affen gemacht Des Weiteren kann Bestrafung zu einer allgemeinen Abnahme von Verhalten fuhren statt nur zu einer Abnahme des bestraften Verhaltens 4 So kann etwa ein strenger Tadel eines Lehrers auf eine falsche Antwort eines Schulers dazu fuhren dass sich der Schuler uberhaupt nicht mehr meldet selbst wenn er eine eindeutig richtige Antwort weiss Ein weiterer Nachteil ist dass eine Bestrafung eine standige Uberwachung des Verhaltens erfordert wahrend dies bei Verstarkung nicht der Fall ist 4 Dies liegt zum einen daran dass Bestrafung am effektivsten ist wenn sie konsequent auf das Verhalten folgt zum anderen weil es nicht im Interesse eines Individuums liegt auf zu bestrafendes Verhalten aufmerksam zu machen So wird ein Kind seine Eltern eher nicht darauf hinweisen dass es seine Hausaufgaben nicht erledigt hat wenn es dafur eine Strafe zu befurchten hat Umgekehrt wird es seine gemachten Hausaufgaben den Eltern prasentieren wenn hierfur eine Verstarkung erfolgt Es ist fur Individuen verstarkend Bestrafung zu vermeiden Negative Verstarkung Daher kann es vorkommen dass versucht wird Regeln zu umgehen oder die Situation ganz zu vermeiden Beispielsweise entzieht sich ein Schuler dem Nachsitzen indem er die Schule komplett schwanzt Noch problematischer ist es wenn der Strafende selbst zu einem konditionierten Strafreiz wird 12 Unter Umstanden wird die Strafe dann eher mit der Person des Strafenden verbunden als mit dem bestraften Verhalten Zu diesen empirisch festgestellten Einschrankungen gibt es noch ethische Bedenken gegen die Anwendung von Bestrafung insbesondere gegenuber Menschen Wenn mit positiver Verstarkung ahnlich gute oder sogar bessere Ergebnisse erzielt werden konnen stellt sich die Frage warum man auf Bestrafung zuruckgreifen sollte Aus diesen Grunden wird Bestrafung als Mittel zur Verhaltenskontrolle in der Verhaltensanalyse nur in Ausnahmefallen und wenn positive Verstarkung keine Alternative darstellt eingesetzt 21 Das Kontingenzschema BearbeitenHolland und Skinner 22 veranschaulichen die genannten Begriffe im sogenannten Kontingenzschema Darbietung Beseitigungpositiver Verstarker positive Verstarkung Bestrafung Typ II negativer Verstarker Bestrafung Typ I negative VerstarkungUmgangssprachlich konnte man diese Begriffe so umschreiben Positive Verstarkung heisst Man tut etwas haufiger weil man etwas Angenehmes dafur bekommt Bsp Ein Schuler meldet sich und wird gelobt er meldet sich in Zukunft haufiger Negative Verstarkung heisst Man tut etwas haufiger weil etwas Unangenehmes dadurch beendet oder vermieden wird Bsp Ein Schuler macht seine Hausaufgaben vollstandig und ein zuvor bestehendes Fernsehverbot wird aufgehoben er macht seine Hausaufgaben in Zukunft haufiger vollstandig Bestrafung Typ I auch direkte Bestrafung heisst Man tut etwas seltener oder gar nicht mehr weil einem dann etwas Unangenehmes widerfahren wurde und bereits einmal widerfahren ist Beispiel Ein Kind lugt wird dafur geschimpft und lugt in Zukunft seltener oder ein Kind beruhrt eine heisse Herdplatte und verbrennt sich die Finger das Kind beruhrt in Zukunft die heisse Herdplatte nicht mehr Bestrafung durch Verlust Typ II auch indirekte Bestrafung heisst Man tut etwas seltener weil man ansonsten etwas Angenehmes verlieren wurde Bsp Ein Kind lugt und bekommt dafur Taschengeldentzug und lugt in Folge seltener Verhaltenswissenschaftliche und laienpsychologische Terminologie BearbeitenDie genannten umgangssprachlichen Umschreibungen dienen lediglich der Verdeutlichung und vereinfachen die Dinge notwendigerweise Sie ersetzen nicht die korrekten Definitionen siehe oben und konnen auch nicht synonym zu diesen verwendet werden 23 24 Das umgangssprachliche Belohnen fuhrt nicht immer zu einem Anstieg der Rate eines Verhaltens Nicht jede als solche gemeinte Belohnung ist also ein Verstarker Zudem wird eine Person belohnt verstarkt werden kann nur ein Verhalten 25 Ebenso verhalt es sich mit dem umgangssprachlichen Bestrafen Nicht jede als solche gemeinte Bestrafung hat den Effekt dass die Rate des Verhaltens sinkt Zudem sind umgangssprachliches Belohnen und Bestrafen immer aktive Handlungen einer Person an einer anderen die Mutter belohnt das Kind mit einer Tafel Schokolade der Lehrer bestraft den Schuler mit einer Strafarbeit Verstarkung findet aber auch in der Natur ohne das Zutun eines Menschen statt Das Umdrehen des Zundschlussels durch den Autofahrer wird durch das Anspringen des Motors positiv verstarkt Niemand muss neben dem Autofahrer sitzen und ihn dafur loben o A Dass dies ein Fall von positiver Verstarkung ist kann man erkennen wenn der gewohnte Verstarker Motor springt an ausbleibt Der Autofahrer wird nun das Verhalten Zundschlusselumdrehen nicht mehr zeigen das Verhalten wird extingiert nicht ohne dass zuvor der ubliche Extinktionsausbruch gezeigt wurde d h der Autofahrer versucht es zunachst noch eine Weile wiederholt ehe er den Versuch das Auto zu starten aufgibt Siehe auch BearbeitenVerstarker Verlust TheorieEinzelnachweise Bearbeiten Friedrich Dorsch Hartmut O Hacker Kurt Hermann Stapf Hrsg Dorsch Psychologisches Worterbuch 11 Auflage Verlag Hans Huber Bern Stuttgart Toronto 1987 Nachdruck 1992 ISBN 3 456 81614 6 S 95 B F Skinner Superstition in the pigeon In Journal of Experimental Psychology Princeton NJ 38 1948 S 168 172 ISSN 0022 1015 Michael Linden Martin Hautzinger Verhaltenstherapie Techniken und Einzelverfahren Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 662 22591 2 S 325 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c d e James E Mazur Lernen und Verhalten 6 Auflage Pearson Studium Hallbergmoos ISBN 3 8273 7218 6 S 278 a b R J Herrnstein Method and theory in the study of avoidance In Psychological Review Band 76 Nr 1 1 Januar 1969 ISSN 0033 295X S 49 69 PMID 5353378 R L Solomon L J Kamin L C Wynne Traumatic avoidance learning the outcomes of several extinction procedures with dogs In Journal of Abnormal Psychology Band 48 Nr 2 1 April 1953 ISSN 0021 843X S 291 302 PMID 13052353 N E Miller Studies of fear as an acquirable drive fear as motivation and fear reduction 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