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Als ereigniskorrelierte Potentiale oder ereignisbezogene Potentiale EKP englisch event related potentials ERP werden Wellenformen im Elektroenzephalogramm EEG bezeichnet die mit einem beobachtbaren Ereignis zusammenhangen Ein solches Ereignis kann ein Sinnesreiz sein der auf die Versuchsperson einwirkt oder eine Bewegung der Versuchsperson Daher kann man zwischen reiz und bewegungsbezogenen EKPs unterscheiden Um den Zusammenhang zwischen Ereignis und Potential zu erkennen muss das Ereignis viele Male wiederholt werden und das EEG bei jeder Wiederholung mit dem gleichen Zeitbezug zum Ereignis gemessen werden Ist das Ereignis der immer gleiche Reiz ohne weitere Instruktion an die Testperson dann haben ihre EKPs nur wahrnehmungsbezogene Komponenten und man spricht von evozierten Potentialen Man kann jedoch verschiedene Ereignisse verwenden und von diesen nur manche beachten lassen oder auf nur manche reagieren lassen sodass sich die Verarbeitung dieser Ereignisse in Prozessen der Aufmerksamkeitszuwendung Entdeckung von Irregularitaten Bewusstheit der Wahrnehmung Entscheidung Erwartung Bewegungsvorbereitung unterscheiden kann Mit den EKPs lassen sich neurophysiologische Korrelate dieser kognitiven Prozesse messen Erforschung von EKPs ist daher Teil der kognitiven Neurowissenschaft EKPs geben prazise Auskunft daruber wann Gebiete der Hirnrinde aktiviert werden aber nur unprazise daruber welche Gebiete dies sind Insofern sind sie komplementar zur funktionellen Kernspintomografie welche die Aktivierung von Hirnarealen sehr gut raumlich aber nur unprazise zeitlich messen kann Vorteile der EKP Methodik sind die relativ niedrigen Kosten und die Nicht Invasivitat der Messung da lediglich Mess Elektroden an die Kopfhaut geklebt werden 1 2 Schematische Darstellung des Verlaufs ereigniskorrelierter Potentiale bei Aufnahme und Verarbeitung eines visuellen oder auditiven Reizes vgl Birbaumer amp Schmidt 2006 S 481 3 Inhaltsverzeichnis 1 Methodik 2 Anwendung 3 EKP Komponenten 3 1 Entstehung 3 2 Ubersicht 3 3 MMN 3 4 P300 4 Literatur 4 1 Zu MMN 5 Einzelnachweise 6 WeblinksMethodik BearbeitenUm die EKPs die haufig klein relativ zum Spontan EEG sind uberhaupt sichtbar zu machen muss das Ereignis viele Male wiederholt werden und das EEG bei jeder Wiederholung mit gleichem Zeitbezug zum Ereignis gemessen werden Das EEG wird dann ublicherweise uber diese Wiederholungen gemittelt Die ereignisunabhangigen Anteile des EEG das Spontan EEG Rauschen mitteln sich dabei heraus und die ereignisabhangige Wellenform zeigt sich Daruber hinaus werden komplexere Methoden der Signalanalyse entwickelt mit denen sich z B Veranderungen in den Schwingungsstarken Zeit Frequenz Analyse Wavelet Analyse in der Synchronisation oder in der Koharenz uber die Einzelmessungen nachweisen lassen EKPs werden ublicherweise mit vielen Elektroden haufig 32 oder 64 gleichzeitig gemessen die uber die Kopfhaut verteilt aufgesetzt werden Aus physiologischen und physikalischen Grunden kann fast nur Aktivitat der Hirnrinde direkt gemessen werden nur in Ausnahmefallen von tiefergelegenen Zentren wie Thalamus Hippocampus Basalganglien oder vom Kleinhirn Auch dieser messbare Anteil aus der Hirnrinde wird auf seinem Ubertragungsweg an die aussere Kopfhaut abgeschwacht und raumlich unscharf Elektrische Spannung kann nur zwischen zwei Punkten gemessen werden daher benotigt die Messung von den Kopfhautelektroden einen Bezugspunkt Dieser wird haufig durch Elektroden an den Ohren oder an der Nase gebildet oder wird zu jedem Zeitpunkt neu als der Mittelwert aller Elektroden zu diesem Zeitpunkt definiert Die so an der Kopfhaut gemessenen Spannungen betragen wenige Mikrovolt und mussen daher stets auf storende nicht im Hirn entstandene Spannungen gepruft werden die wichtigste Quelle solcher Storspannungen bei ansonsten ruhig sitzenden Versuchsteilnehmern sind Blinzeln und Augenbewegungen Beschrankung auf Aktivitat der Hirnrinde raumliche Unscharfe Abhangigkeit von der Wahl der Referenz und generell die Messung von aussen anstatt invasiv direkt aus dem Gehirn wie bei Tierversuchen oder bei Patienten mit aus medizinischen Grunden implantierten Elektroden moglich sind die methodischen Grunde warum EKPs zwar prazise Auskunft daruber geben wann Gebiete der Hirnrinde aktiviert werden aber nur unprazise daruber welche Gebiete dies sind EKPs lassen sich nicht nur uber das EEG sondern auch uber die Magnetoenzephalographie MEG gewinnen da gemass der Daumenregel jedes elektrische Feld ein Magnetfeld hat die Messung ist wesentlich aufwendiger hat aber nicht das Problem der raumlichen Unscharfe der Ubertragung von Hirnrinde zu Kopfhaut Anwendung BearbeitenAnwendungen von EKPs finden sich in der Psychophysik und in den Kognitionswissenschaften In die offentliche Diskussion ist insbesondere die Bedeutung des Bereitschaftspotentials beim Libet Experiment gelangt unter der Fragestellung ob unser Gehirn unseren freien Willen determiniert In der Psycholinguistik untersucht man EKPs die von Schwierigkeiten beim Verstandnis von Satzen begleitet werden So tritt die N400 eine Spannungsschwankung negativer Polaritat 0 4 Sekunden nach einem kritischen Wort bei semantischen Verarbeitungsproblemen auf z B wenn man das Wort Beton in dem Satz Hanna trinkt ein Glas Beton hort oder liest Die P600 ist eine Positivierung im EEG die 0 6 Sekunden nach einem kritischen Wort auftritt und von syntaktischen Verarbeitungsschwierigkeiten zeugt wie sie z B der Satz Hans glaubt dass der Entdecker von Amerika erzahlte hervorruft wenn wir der Entdecker von Amerika mit Kolumbus gleichsetzen und dessen Erzahlung erwarten In der Klinischen Psychologie der Psychiatrie und Neurologie wird Forschung mit EKPs zum Verstandnis der krankheitsbedingten Fehlfunktionen angewendet Beispielsweise wurde bei schizophren erkrankten Menschen eine Abweichung der N400 festgestellt welche die Hypothese der erleichterten Bahnung im semantischen Netzwerk bei schizophren Erkrankten stutzt 4 EKP Komponenten BearbeitenEKPs bestehen aus mehreren Komponenten beschreibbar durch ihre Polaritat negative oder positive Spannung den Ort ihrer maximalen Amplitude auf der Kopfhaut und den Zeitpunkt dieser Gipfelamplitude relativ zum Ereignis entweder in Millisekunden oder in zeitlicher Rangposition Beispielsweise bezeichnet okzipitale N130 einen negativen Gipfel mit Maximum am Hinterkopf bei 130 ms nach Reizbeginn Dies ist die zu erwartende erste negative Komponente auf einen visuellen Reiz der visuelle Cortex liegt am Hinterkopf und wird daher als erste negative Komponente auch N1 oder visuelle N1 genannt Entstehung Bearbeiten Zur Erklarung der Entstehung von EEG Komponenten gibt es verschiedene konkurrierende Ansatze Beim Phase Reset Model wird davon ausgegangen dass ein EKP dann messbar ist wenn sich die fortlaufenden neuronalen Oszillationen durch eine externe Stimulation desynchronisieren Demnach wird zum Zeitpunkt der Stimulation die Phase der Schwingung zuruckgesetzt Die Reorganisation der vorliegenden Schwingungsmuster wird als EKP sichtbar gemacht 5 Diesem Konzept entgegen steht das Additive Power Model Hierbei wird von neuralen Aktivitatsmustern ausgegangen welche unabhangig vom fortlaufenden EEG durch eine externe Stimulation hervorgerufen werden Das entstehende Signal uberlagert das Hintergrund EEG und wird als Komponente im EKP sichtbar 6 Es scheint wahrscheinlich dass es sich bei der Generation von EKPs um eine Kombination beider Entstehungsmechanismen handelt Fruhe EKPs lt 300 ms sind eher einem Phasen Reset zuzuschreiben und bei spaten Komponenten spiegeln vom Hintergrund EEG unabhangige Prozesse wider 7 Ubersicht Bearbeiten Wenn nicht anders angegeben beziehen sich die Zeitfenster Werte in Millisekunden jeweils auf den Zeitpunkt der Prasentation des Stimulus Name Zeitfenster ms Maximum auf Kopfhaut BeschreibungPositive PolaritatP50 40 75 zentral Tritt bei der Wahrnehmung akustischer Stimuli auf Reprasentiert sensorisches Gating 8 Vertex Positive Potential VPP 130 200 zentral Tritt spezifisch bei der Betrachtung von Gesichtern auf Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist dies der positive Pol der wohl im Gyrus fusiformis und anderen temporalen Gyri generierten N170 9 P200 P2 150 250 zentro frontal und parieto okkzipital Tritt bei der Verarbeitung visueller Stimuli auf moduliert durch Aufmerksamkeit P3a 250 400 fronto zentral Mitte Wird von unerwarteten neuen aufmerksamkeitsbindenden Reizen ausgelost und konnte mit der Orientierungsreaktion zusammenhangen P300 P3b P3 300 600 zentro parietal Mitte Tritt bei aufgabenrelevanten Reizen auf je grosser desto seltener treten die Reize auf P600 400 800 zentro parietal Mitte Sprachbezogene Komponente beim Lesen oder Horen von Wortern die grammatikalisch fehlerhaft oder sonst wie schwer verstandlich sind Error Positivity Pe 200 500 ms nach Bewegung zentro parietal Mitte Tritt nach bewusst bemerkten Fehlhandlungen auf Negative PolaritatN100 N130 N1 80 150 auditiv zentral und temporal visuell okzipital somatosensorisch zentral Die N1 tritt bei zeitlich klar abgegrenzten Reizen auf Ihre Auftretenszeit und Kopfhautverteilung ist spezifisch fur die Sinnesmodalitat Sie wird z B durch die Starke und das Interstimulus Intervall eines Reizes moduliert N170 130 200 temporo okzipital rechts Tritt bei der Verarbeitung von Gesichtern auf Early Left Anterior Negativity ELAN lt 200 frontal links Tritt bei der Verarbeitung eines Bruches in der Satzstruktur oder Wortkategorie auf 10 N200 N2 MMN 100 350 i a fronto zentral Mitte Ausdruck der Wahrnehmung eines abweichenden Reizes und u U von Verhaltenshemmung Eine spezielle Subkomponente ist die Mismatch Negativity N2pc 200 300 temporo okzipital kontralateral zum Reiz Zeigt Zeitpunkt und Ausmass der Selektion eines von mehreren visuellen Reizen an pc posterior contralateral N250 250 500 inferio temporal Verarbeitung der Identitat eines Gesichtes 11 N400 250 500 fronto zentral Mitte oder zentro parietal Mitte Wird durch bedeutungsvolle Reize wie z B Worter Symbole etc ausgelost Stellt ein Mass der semantischen Integration in zuvor wahrgenommene kontextuelle Informationen 12 Heartbeat Evoked Potential HEP 250 400 fronto zentral Mitte Tritt nach der R Zacke im Elektrokardiogramm unabhangig vom Herzschlagartefakt auf Reprasentiert Interozeption des eigenen Herzschlages 13 Reorienting Negativity RON 400 600 fronto zentral Mitte Spiegelt die Ruckwendung der Aufmerksamkeit zur Aufgabe nach Ablenkung in einem Oddball Experiment wider 14 Contingent Negative Variation CNV langsam ansteigend zentral Mitte mit Betonung kontralateral zur Hand Tritt in Erwartung eines Zielreizes nach einem Hinweisreiz auf Stimulus Preceding Negativity SPN langsam ansteigend fronto zentral Mitte rechtshemispharisch betont Tritt in Erwartung eines informationshaltigen Stimulus auf Bereitschaftspotential langsam ansteigend gt 1 s vor Bewegung zentral Mitte mit Betonung kontralateral zur Hand Tritt in Vorbereitung einer willkurlichen Aktion auf Lateralized Readiness Potential LRP ab 200 ms vor Bewegung zentral kontralateral zur Hand Zeigt in Aufgaben bei denen auf einen Reiz rechts auf den anderen links reagiert werden soll den Zeitpunkt der Entscheidung fur die rechte oder linke Hand an Die LRP hat mit dem Bereitschaftspotential die motorische Asymmetrie gemeinsam nicht jedoch dessen vorherrschende langsame Komponente Error Negativity ERN Ne 0 100 ms nach Bewegung fronto zentral Mitte Tritt bei Fehlhandlungen auf und spiegelt den Konflikt zwischen Handlung und Handlungsplan wider Contralateral Delay Activity CDA wahrend des Aufrechterhaltens eines Gedachtnisinhaltes im visuellen Arbeitsgedachtnis parieto okkzipital PO7 PO8 Eine negative Verschiebung des EEG wahrend ein Inhalt im visuellen Arbeitsgedachtnis aktiv gehalten wird Abhangig von der Prasentationsseite des Stimulus wird das CDA als Unterschied der Signale von contralateraler minus ipsilateraler Seite dargestellt 15 MMN Bearbeiten Die sog Mismatch Negativity MMN tritt ca 100 350 ms nach einem akustischen Reiz auf der von der Regel der vorigen Reizreihe abweicht Ein solcher Reiz ist im einfachsten Fall ein Ton der in Frequenz Dauer Ort oder Intensitat von vorher gleichartigen Stimuli abweicht kann aber auch z B eine Tonwiederholung nach mehrfachen Alternierungen sein oder ein falscher Ton in einer gut bekannten Melodie Ableitung der MMN setzt keine aktive Mitarbeit der Probanden voraus sie ist also Ausdruck einer automatischen Reaktion Erstmals beschrieben wurden sie von Naatanen und Kollegen 1978 16 Eine MMN auf visuelle Reize ist ebenfalls nachgewiesen 17 Fur die auditorische Modalitat tritt die MMN am prominentesten an fronto zentralen Elektroden auf und weist eine leichte rechtshemispharische Dominanz auf Dipolanalysen und konvergierende Forschungsergebnisse mittels bildgebender Verfahren zeigen einen supratemporalen Generator und legen eine zweite prafrontale Quelle nahe 18 Naatanen nahm zunachst an dass die MMN Ausdruck eines pra attentiven Prozesses sei der fortwahrend die invariante akustische Umwelt erfasse und bei abweichenden Stimuli Ressourcen zur Verfugung stelle damit dem betreffenden Stimulus Aufmerksamkeit zugewendet werden konnte Eine alternative und erganzende Hypothese besagt dass die MMN Ausdruck der Aktualisierung der Regel sei die sich im Horsystem aufgrund der bisherigen Regelmassigkeit herausgebildet hat Aus dieser Hypothese ergaben sich Querverbindungen zu Fristons Annahme des predictive coding wonach das Gehirn ein vorhersagendes Organ sei und EKPs den Abgleich dieser Vorhersagen mit der ausseren Stimulation widerspiegeln 19 Vorhandensein einer MMN bei Patienten im Koma ist ein gunstiges Zeichen selbstverstandlich nur im Rahmen von Wahrscheinlichkeiten dafur dass diese Patienten wieder aus dem Koma erwachen werden 20 Bei gesunden Personen lasst sich mit der MMN auch der aktuelle Stand der Sprachkompetenz messen z B haben japanische Personen reduzierte MMN auf die Unterscheidung zwischen dem englischen L und R 21 und englischsprachige US Amerikaner haben reduzierte MMN auf die in Mandarin wichtigen Unterschiede der Tonhohenanderung 22 P300 Bearbeiten Sobald dargebotene Reize mit einer Aufgabe verknupft und dadurch relevant werden losen sie eine P300 aus zum Beispiel in den beiden Erstbeschreibungen der P300 1965 wenn vor dem Reiz geraten werden musste welcher von zwei Reizen kommen wurde Sutton et al 23 oder wenn auf einen von zwei Reizen die in Zufallsfolge kommen reagiert werden sollte Desmedt et al 24 Die P300 wird mit abnehmender Haufigkeit des seltenen Reizes grosser sog Oddball Effekt 25 Die P300 besteht im Allgemeinen aus zwei verschiedenen Komponenten die sich uberlagern konnen aus der P3a und der P3b 26 Die P3a mit grosster Amplitude fronto zentral an der Scheitellinie kann von seltenen Reizen ausgelost werden die eigentlich ignoriert werden sollen vermutlich ist dies Ausdruck einer Orientierungsreaktion Ahnliche P3a artige Potentiale werden von neuartigen in der Aufgabe undefinierten Reizen ausgelost novelty P3 und von seltenen Reizen auf die man ausdrucklich nicht reagieren soll no go P3 Die eigentliche P300 ist die P3b mit grosster Amplitude zentro parietal an der Scheitellinie sie ist fur die Aufgabenrelevanz der Reize empfindlich Der Name P300 ist etwas ungenau da der Gipfel der P300 bei visuellen Reizen in der Regel spater als bei 300 ms liegt bei einfachen Aufgaben bei jungen Erwachsenen bei ca 350 ms sonst noch spater Deshalb wird in der Literatur dafur pladiert anstelle der Bezeichnung P300 schlichtweg P3 als den dritten positiven Ausschlag nach Stimulusprasentation zu nutzen 27 Die an der Kopfhaut gemessene P3b wird im Wesentlichen durch Aktivitaten im parietalen und temporalen Kortex produziert mit einer Schlusselrolle fur das Gebiet des temporo parietalen Ubergangs Interessanterweise findet sich auch P3b artige Aktivitat im fur das Gedachtnis wichtigen Hippocampus in EEG Ableitungen direkt aus dem Gehirn bei Patienten mit schwerer Epilepsie zur Entscheidung uber eine Operation allerdings eher spater als die an der Kopfhaut messbare P3b daher offenbar nicht diese generierend 28 Es bestehen verschiedene Meinungen daruber welchen psychischen Prozess die P3b widerspiegelt neuere Ubersicht 29 Diese verschiedenen Hypothesen lassen sich nach Donchin 30 in strategische und taktische Hypothesen unterteilen Taktisch meint hierbei dass der P3b Prozess dafur da ist um die Reaktion auf den gegenwartigen Reiz zu organisieren strategische Hypothesen nehmen dagegen an dass der P3b Prozess fur eine reaktionsunabhangige Funktion steht In diesem strategischen Sinne halt Donchins einflussreiche Context Updating Kontextaktualisierungs Hypothese die P3b fur den Ausdruck einer Neubewertung der Situation aufgrund neuer Evidenz Andere strategische Hypothesen sind Closure Abschluss wonach die P3b den Abschluss einer kognitiven Epoche ausdruckt und Dehaenes global workspace Hypothese wonach die P3b Ausdruck der Bewusstwerdung des Ereignisses durch Zusammenschalten kortikaler Areale ist Taktische Hypothesen der P3b haben in den letzten Jahren etwas an Einfluss gewonnen da gezeigt werden konnte dass die P3b mindestens ebenso eng zeitlich an die Reaktion gekoppelt ist wie an den auslosenden Reiz der zugrundeliegende Prozess also eine Art Mittlerfunktion ausuben und daher Entscheidungsprozesse widerspiegeln konnte u a 31 Anwendungen der P300 ergeben sich aus ihrer Eigenschaft als relativ grosse daher relativ leicht messbare EKP Komponente die den Grad von Relevanz eines Ereignisses fur die jeweilige Person widerspiegelt Zeigt man einer Person eine Reihe von Wortern von denen manche mit einer Missetat zusammenhangen die der Person genauer bekannt ist so sollte sich dieses Taterwissen in der Grosse der speziell durch diese Worter ausgelosten P300 niederschlagen Aufgrund dieser Logik wurden in den USA P300 Lugendetektoren entwickelt 32 33 Der gleichen Logik bedienen sich Brain Computer Interfaces fur bewegungsunfahige Patienten die sich anders nicht mehr der Aussenwelt mitteilen konnen hier suchen die Patienten mittels der P300 aus einer Serie von Buchstaben denjenigen heraus den sie als nachstes in eine Tastatur eintippen wurden wenn sie sich bewegen konnten und konnen so im Erfolgsfall SMS artige Botschaften an ihre Bezugspersonen schreiben 34 Literatur BearbeitenJan Seifert Ereigniskorrelierte EEG Aktivitat Pabst Lengerich 2005 ISBN 3 89967 236 4 Steven J Luck An Introduction to the Event Related Potential Technique The MIT Press Cambridge Mass 2005 ISBN 0 262 62196 7 Todd C Handy Event Related Potentials A Methods Handbook The MIT Press B amp T Cambridge Mass 2004 ISBN 0 262 08333 7 Zu MMN Bearbeiten Escera C 2007 The mismatch negativity 30 years later How far have we come Editorial Journal of Psychophysiology 21 3 4 S 129 132 doi 10 1027 0269 8803 21 34 129 Grent T Jong T und Uhlhaas P J 2020 The many facets of mismatch negativity Biological Psychiatry 87 8 S 695 696 doi 10 1016 j biopsych 2020 01 022 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