www.wikidata.de-de.nina.az
Manfred Spitzer 27 Mai 1958 in Lengfeld bei Darmstadt ist ein deutscher Neurowissenschaftler und Psychiater Er ist Professor fur Psychiatrie an der Universitat Ulm und seit 1998 arztlicher Direktor der Psychiatrischen Universitatsklinik in Ulm an der er auch die Gesamtleitung des 2004 dort eroffneten Transferzentrums fur Neurowissenschaften und Lernen ZNL innehat das sich vor allem mit Neurodidaktik beschaftigt Manfred Spitzer 2018 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschungsarbeiten zur Neurodidaktik und Padagogik 3 Bucher 3 1 Der Mensch Zum Lernen geboren 3 2 Computer schaden Kindern mehr als sie nutzen 3 3 Digitale Demenz 3 4 Cyberkrank 4 Allgemeine Rezeption zu Spitzer 4 1 Feuilletonistische Rezeption 4 2 Wissenschaftliche Kontroversen 5 Auszeichnungen 6 Veroffentlichungen Auswahl 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach dem Abitur am Max Planck Gymnasium in Gross Umstadt studierte Manfred Spitzer Medizin Philosophie und Psychologie an der Albert Ludwigs Universitat Freiburg Seinen Lebensunterhalt wahrend dieser Zeit verdiente er sich u a als Strassenmusiker 1 Manfred Spitzer erwarb ein Diplom in Psychologie anschliessend promovierte er in Medizin 1983 und Philosophie 1985 wurde Facharzt fur Psychiatrie und habilitierte sich 1989 fur das Fach Psychiatrie mit der Arbeit Was ist Wahn 2 Von 1990 bis 1997 war er an der Psychiatrischen Universitatsklinik in Heidelberg als Oberarzt tatig Zweimal war er als Gastprofessor an der Harvard University ein weiterer Forschungsaufenthalt fuhrte ihn an das Institute for Cognitive and Decision Sciences der University of Oregon Im Jahr 1997 wurde Manfred Spitzer auf den neu geschaffenen Lehrstuhl fur Psychiatrie der Universitat Ulm berufen Kurze Zeit darauf wurde Spitzer Herausgeber der Fachzeitschrift Nervenheilkunde 3 eines Fortbildungsorgans fur Arzte und Verbandsorgans vieler Verbande aus dem psychiatrischen und psychotherapeutischen Bereich Dort veroffentlicht er auch regelmassig eigene Arbeiten und Editorials die er spater in Buchern zusammengefasst gesondert wieder herausgibt Uber die Fachkreise hinaus bekannt wurde Spitzer durch popularwissenschaftliche Vortrage und allgemeinverstandliche Bucher Von 2004 bis 2012 wurde unter Federfuhrung des Bayerischen Rundfunks die Serie Geist amp Gehirn in 194 Folgen ausgestrahlt in der Spitzer Erkenntnisse aus der Gehirnforschung vorstellte Diese Sendungen sind auch auf DVD erhaltlich und konnen auf BR alpha angesehen werden 4 Er ersann mit dem Transferzentrum das Konzept zu Spielen macht Schule einem Wettbewerb fur Grundschulen Spitzer ist Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Louisenlund 5 Im Herbst 2018 wurde er von der AfD als Experte fur die Enquete Kommission Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt des Bundestages vorgeschlagen sagte jedoch ab weil er nicht mit der AfD in Verbindung gebracht werden wollte 6 Manfred Spitzer hat funf Kinder 7 Er ist der Vater des Autors und Comedians Thomas Spitzer und der Schwiegervater von Hazel Brugger 8 Forschungsarbeiten zur Neurodidaktik und Padagogik BearbeitenIn seinen Veroffentlichungen und popularwissenschaftlichen Vortragen kritisiert Spitzer die Digitalisierung an Schulen mit der Begrundung dass Heranwachsende aufgrund ihrer Gehirnentwicklung mit digitalen Medien noch nicht umgehen oder gar mit oder von ihnen lernen konnen und sie daruber hinaus eine gravierende negative gesundheitliche Auswirkung haben Dabei stutzt er seine Thesen auf Studien die eine negative Korrelation zwischen schulischen Leistungen und Medienkonsum nachweisen 9 10 In diesem Zusammenhang kritisiert er den vielmals verwendeten Begriff der Medienkompetenz wie er von staatlichen Einrichtungen mit Einfuhrung des Digitalpaktes benutzt wird Daher pladiert er fur eine Reduktion der Verwendung digitaler Medien insbesondere von Smartphones und Laptops im Unterricht 11 12 Spitzer begrundet seine Theorie zum Lernen u a mit dem sogenannten Hermeneutischen Zirkel nach dem ein Vorwissen notig ist um etwas Neues in einer unstrukturierten Umgebung zu lernen 13 14 Deswegen sei auch keine Medienkompetenz notig sondern im Gegenteil verleite sie zu unvernunftigem Umgang mit dem Computer oder anderen technischen Geraten Dies konne zu einer Abhangigkeit hier Computersucht fuhren Spitzer spricht dabei im Drogenjargon vom anfixen 15 16 Spitzer pladierte in einem Fachartikel und in Interviews im Jahr 2021 fur eine Offnung der Schulen wahrend der COVID 19 Pandemie Spitzer warnt darin dass Schulschliessungen lebenslange Spuren bei den Betroffenen hinterlassen werden 17 18 Nach Spitzer sind die negativen Folgen von Schulschliessungen deutlich gravierender einzustufen als die mit einer SARS CoV 2 Infektion verbundenen Risiken In einem Interview mit der Schwabischen Zeitung fuhrte Spitzer dazu aus dass Schulschliessungen nahezu lebenslang Spuren in den Biografien der betroffenen Menschen hinterlassen weniger Bildung geringerer Lebenszeitverdienst und grossere Wahrscheinlichkeit von psychischen Problemen oder gar Erkrankungen 19 Kurzfristige Folgen von Schulschliessungen sind laut Spitzer verminderte Lern und Ernahrungssicherheit erhohte Angst Gewalt gegen Kinder Kinderarbeit Teenager Schwangerschaften langfristige Folgen Kurzsichtigkeit schlechtere Ernahrung Gewichtszunahme Anstieg von Schlaganfallen Herzinfarkten Krebs und Blindheit Daruber hinaus befurchtet er eine Zunahme von Isolation erlernter Hilflosigkeit wirtschaftliche und existenzielle Unsicherheit Depressionen erhohte Selbstmordraten und eine geringere wirtschaftliche Produktivitat der Gesellschaft 20 21 Bucher BearbeitenDer Mensch Zum Lernen geboren Bearbeiten Nach Spitzer zeige die Gehirnforschung nicht nur dass wir zum Lernen geboren seien und gar nicht anders konnten als lebenslang zu lernen sondern auch die Bedingungen fur erfolgreiches Lernen Sie ermogliche uns damit ein besseres Selbstverstandnis im besten Sinne des Wortes und leiste einen wichtigen kulturellen Beitrag Es sei an der Zeit dieses Verstandnis fur die Gestaltung von Lernumgebungen zu nutzen 22 Da alle Handlungen Spuren im Gehirn hinterliessen 23 umso intensiver je haufiger sie ausgefuhrt werden sei es nicht egal was Kinder und Jugendliche den ganzen Tag tun 24 Kinder lernten deutlich schneller als Erwachsene Das Gehirn eines Erwachsenen unterscheide sich grundlegend von dem in der Entwicklung begriffenen Kindergehirn Handeln und Begreifen im Wortsinn gemeint vgl Jean Piaget spielten nicht nur fur das Erlernen konkreter einzelner Dinge eine Rolle sondern auch beim Erlernen allgemeinen Wissens semantisches Gedachtnis und sogar abstrakte Begriffe wie Zahlen Darum pladiert Spitzer fur Fingerspiele statt Laptops in den Kindergarten und handschriftliches Schreiben mit dem Bleistift statt Tippen an der Tastatur 24 Computer schaden Kindern mehr als sie nutzen Bearbeiten Mit Bezug auf vor dem Jahr 2010 erhobene statistische Mediennutzungsdaten von Schulern in Deutschland 25 hat Spitzer 2012 vor dem Konsum elektronischer Medien durch Kinder und Jugendliche gewarnt dieser fuhre zu nur oberflachlicher Beschaftigung mit Informationen und gehe zu Lasten des eigenen aktiv tatigen Lernens Das Gehirn werde wie ein Muskel nur dann trainiert wenn man es wirklich fordere 24 Spitzer hat 2012 in diesem Zusammenhang einen Teil der Bildungspolitiker kritisiert weil Enquetes ausschliesslich Experten von durch Medienunternehmen gesponserten Medieninstituten einladen und diese wider besseres Wissen empfehlen wurden dass jeder Schuler einen Laptop haben solle 26 Der Soziologe Stephan G Humer aussert Zweifel an der Ubertragbarkeit experimenteller Befunde zu Verhaltensanderungen durch Computerspiele auf den Alltag 27 Digitale Demenz Bearbeiten In seinem 2012 erschienenen Buch Digitale Demenz kritisierte Spitzer Initiativen von Politik und Industrie alle Schuler mit Notebooks auszustatten und die Computerspiel Padagogik zu fordern Diese Initiativen zeugten von blankem Unwissen oder skrupellosen kommerziellen Interessen Zahlreiche wissenschaftliche Studien hielten digitale Medien als Lernmittel fur wenig geeignet Soziale Online Netzwerke lockten mit virtuellen Freundschaften tatsachlich beeintrachtigten sie aber das Sozialverhalten und forderten Depressionen Werner Bartens von der Suddeutschen Zeitung kritisierte im September 2012 am Buch dass Manfred Spitzer behaupte Computer und Smartphones machten Kinder dumm und damit Angste verunsicherter Eltern bediene aber bizarr oberflachlich und mit verzerrten Bezugen argumentiere Ausserdem beanstandete Bartens Spitzers polemischen Stil 28 Der Literatur und Medienwissenschaftler Roberto Simanowski meinte in einem Beitrag fur den Freitag Spitzers Thesen seien nicht unbegrundet aber man musse sie gegen den Ton schutzen in dem sie vorgetragen werden Kulturpessimismus sei nicht hilfreich 29 Ausserdem wurde Spitzer vorgeworfen voreingenommen zu sein 30 und mit seiner Kombination aus Erkenntnissen der Hirnforschung und empirischer Sozialbeobachtung keine eindeutige Beweisfuhrung zu liefern 31 Michael Hanfeld der das Buch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kritisch bewertete merkte gleichwohl an dass sich jeder Spitzers Einschatzung vorbehaltlos anschliessen durfte der schon einmal beobachtet habe in welcher psychischen Disposition sich Jugendliche befinden die ihre analoge herkommliche Freizeitgestaltung suspendiert und fur eine Karriere als Ego Shooter Spieler aufgegeben hatten 31 Das Landesmedienzentrum Baden Wurttemberg das auch padagogische Aufgaben wahrnimmt schrieb in einer Stellungnahme zum Buch Digitale Demenz Anzulasten ist Manfred Spitzer von der Klinik fur Psychiatrie und Psychotherapie III Universitatsklinikum Ulm nicht dass er Probleme benennt Anzulasten ist Spitzer vielmehr dass er keine zukunftsorientierte Losungen bietet dass er all jenen die sich mit grossem Engagement mit viel Ernsthaftigkeit um eine sinnvolle und verantwortliche Nutzung der digitalen Medien bemuhen in die Parade fahrt 32 Cyberkrank Bearbeiten Spitzers 2015 erschienenes Buch erganzt das vorige und zeigt auf wie in den letzten Jahren Menschen und Gesellschaft durch den Umgang mit den digitalen Medien und dem Internet verandert wurden Er beschreibt die Entstehung einer modernen Zivilisationskrankheit und ihre verschiedenen Facetten z B Spiele und Online Sucht Isolation vom realen Leben Basierend auf seinen Erkenntnissen als Wissenschaftler und Vater wirbt er in seinem Werk fur mehr Medienkompetenz sowie fur Erhalt und Starkung der emotionalen Intelligenz insbesondere bei Kindern und Jugendlichen Dirk von Gehlen wirft Spitzer in Bezug auf das Buch Cyberkrank ein Unwohlsein mit der Gegenwart das keineswegs mit technologischem Fortschritt oder irgendeiner Form digitaler Geschwindigkeit zu tun hat sondern einzig mit der Uberhohung dessen was man kennt 33 vor Beat Dobeli Honegger Professor an der Padagogischen Hochschule Schwyz attestiert Spitzer eine tendenziose Beschreibung bestimmter Sachverhalte und ein selektives sinnverzerrendes Zitieren aus wissenschaftlichen Studien Spitzer spreche zwar wichtige Themen an aber seine polemische Darstellung sei dabei kaum hilfreich 34 35 Der Publizist und Politikberater Wolfgang Grundinger argumentiert im Vorwarts dass es zwar notwendig sei uber die Risiken und Ambivalenzen des digitalen Wandels zu streiten kulturpessimistische Untergangsszenarien aber jede differenzierte Debatte vergiften 36 Allgemeine Rezeption zu Spitzer BearbeitenFeuilletonistische Rezeption Bearbeiten In einem Streitgesprach mit Manfred Spitzer im Jahr 2004 vertrat die Psychologin Elsbeth Stern den Standpunkt die Hirnforschung habe noch keine Ergebnisse hervorgebracht die uns zwingen Erkenntnisse der Unterrichtsforschung anders zu sehen 37 Im Vorwort des 2006 erschienenen Buches Wie wir lernen Was die Hirnforschung daruber weiss das Elsbeth Stern fur die deutsche Ausgabe verfasste fuhrt sie Folgendes aus Spitzer der in seiner Kritik vor allem auf die Didaktik einzelner Facher abziele vergesse dass gerade die Didaktiken das geeignete Instrument seien die Vorgange in Klassenraumen wirklich erfassen und angemessen intervenieren zu konnen Selbst die einfachsten Lernvorgange lassen sich laut Stern nicht allein auf Hirnvorgange reduzieren Dies gelte umso mehr fur schulisches Lernen bei dem es um komplexes Wissen gehe das sich erst im kulturellen Kontext entwickelt habe 38 Der Biologe und Hirnforscher Gerhard Roth stimmte 2006 zwar damit uberein dass Erkenntnisse aus Hirnforschung und Didaktik weitgehend konform sind betont aber dennoch die wichtige Rolle einer neurowissenschaftlichen Forschung da sich dadurch besser begrunden lasse was padagogisch sinnvoll sei und was nicht Nichts von dem was Spitzer vortrage sei einem guten Padagogen inhaltlich neu Der Erkenntnisfortschritt bestehe vielmehr darin dass man inzwischen besser zeigen kann warum das funktioniert was ein guter Padagoge tut und das nicht was ein schlechter tut 39 Roth widerspricht Spitzers Aussage der digitalen Demenz und argumentiert Es gibt nicht den geringsten wissenschaftlich nachvollziehbaren Hinweis auch keinerlei empirische oder experimentelle Beweise dafur dass zum Beispiel die Kinder durch den Einsatz digitaler Medien in der Schule verdummen Eher ist das Gegenteil der Fall 40 Teilweise wurde das Auftreten und das Gesprachsverhalten von Spitzer kritisiert So berichtete das Nachrichtenportal WeltN24 im Oktober 2016 die eingeladenen Experten in der Talkshow von Anne Will seien von einem Psychiater niedergeschrien worden gemeint ist Spitzer 41 Christian Stocker bezeichnete Spitzer im Oktober 2016 in seiner Kolumne bei Spiegel Online als Anti Digitalisierungsprediger 42 2018 kritisierte Stocker auf Spiegel Online dass Spitzer standig absurde auf Angsterzeugung zugeschnittene Analogien wie den Vergleich von Rontgenstrahlungen in Schuhgeschaften der 70er Jahre und digitalen Medien benutze und mit der von ihm selbst und seinem Verlag stets prominent platzierten Berufsbezeichnung Hirnforscher und Psychiater suggeriere bei seinen Werken handle es sich nicht etwa um Meinungsbeitrage sondern um wissenschaftlich gesicherte Fakten 7 Geaussert wurde 2018 auch dass Spitzer Kritik als personlichen Affront sehe 43 Wissenschaftliche Kontroversen Bearbeiten Der Journalist und promovierte Psychologe Christian Stocker kritisiert Spitzers Arbeitsweise als unwissenschaftlich Stocker monierte im Marz 2018 in seiner Kolumne bei Spiegel Online dass Spitzer regelmassig Korrelationen zu Kausalzusammenhangen umdeute dass er Studien hochst selektiv zitiere und immer das weglasse was nicht zu seinen Thesen passt ferner dass er wie viele andere auch so tue als sei Sucht im Zusammenhang mit Medien eine allgemein akzeptierte wissenschaftliche Kategorie 7 Unter anderem griffen die Medienpsychologen Markus Appel und Constanze Schreiner Spitzers Thesen zur Digitalen Demenz auf und stellten ihnen entsprechende Meta Analysen zu den Auswirkungen digitaler Medien gegenuber 44 Diese widersprachen den von Spitzer behaupteten entwicklungsschadlichen Auswirkungen des Internets Laut diesen Metaanalysen fuhre intensive Internetnutzung weder zu weniger sozialem Austausch noch zu weniger gesellschaftlich politischem Engagement und auch seien intensive Internetnutzer keinesfalls einsamer als Wenignutzer Des Weiteren widersprechen sie den Thesen dass sowohl verringertes Wohlbefinden als auch Fettleibigkeit im Zusammenhang mit der Nutzung digitaler Medien stunden Daruber hinaus fuhren sie Metaanalysen an die implizieren dass weder das Lernen am Computer noch die Nutzung computerbasierter Lernspiele einen negativen Einfluss auf den Lernerfolg habe Im Hinblick auf schriftsprachliche Kompetenzen verdeutlichten sie dass diese keineswegs unter dem Schreiben am Computer leiden wurden Diese Arbeit fand ein breites Medienecho Spitzer seinerseits veroffentlichte wenig spater eine Erwiderung 45 in der er den Autoren vorwarf sich auf eine veraltete Datenlage zu berufen und nochmals neuere Studien zitierte die seine Thesen doch belegen wurden In einer weiteren Replik von Appel und Schreiner werden argumentative Fehler Spitzers aufgezeigt und die ursprungliche Kritik wird erneut wissenschaftlich bekraftigt Zusammenfassend kommen sie zu dem Schluss die einseitige Perspektive von Spitzer verunklare den Blick auf die Chancen und Risiken des Lebens in einer digitalen Welt 46 Im Marz 2018 reagierte Markus Appel in einem Interview des Deutschlandfunks zum wiederholten Mal auf Spitzers Kritik an der Digitalisierung deutscher Schulen 47 die dieser morgens in einem Interview des gleichen Senders geaussert hatte 48 Er formulierte dass Spitzers Argumentationslinie weit ab vom wissenschaftlichen Mainstream sei also ganz extrem und in dieser Nichtausgewogenheit spiegelt die in keinem Fall den wissenschaftlichen Forschungsstand wider Er hielt Spitzer Schwarz Weiss Malerei vor bestatigte auf Nachfrage aber auch die ernuchternden Ergebnisse der von Spitzer oft zitierten Studie der PISA Studienleiter 2015 dass nicht die erhofften Wirkungen von sozusagen Investitionen in digitale Medien dort sich gezeigt haben Er folgerte jedoch eine Herausforderung mit neuen Medien dann umzugehen und das padagogische Handeln effektiver zu machen im klaren Gegensatz zu dieser Anmutung dass man letztlich neue Medien verbannen sollte aus der Schule Der Neurologe Hans Peter Thier an der Uni Tubingen bezweifelte 2013 dass es den Sachverhalt digitale Demenz uberhaupt gebe Der Begriff der digitalen Demenz ist verfehlt Unter Demenz versteht die Medizin einen Verlust ursprunglich verfugbarer kognitiver Fertigkeiten ein Verlust des Gedachtnisses eine Einschrankung des Denkvermogens Orientierungsstorungen und letztendlich einen Zerfall der Personlichkeitsstruktur Demenzen konnen viele Ursachen haben Ein Beispiel sind Hirnschaden infolge von Durchblutungsstorungen Gemeinsamer Nenner der Ursachen sind Veranderungen der Struktur und der physiologischen Prozesse im Gehirns sic so dass sie weit vom Normalen abweichen Was immer die Nutzung digitaler Medien im Gehirn machen mag es gibt keinerlei Evidenz dafur dass sie zu fassbaren krankhaften Veranderungen im Gehirn fuhrt Einem Gehirn konne man durch keine Untersuchungsmethode anmerken ob es zu einem intensiv digitale Medien Nutzenden gehore so Thier 49 Es gebe im Gegenteil Hinweise darauf dass sich bei Senioren Surfen im Internet positiv in der Alzheimer Prophylaxe auswirke Auszeichnungen Bearbeiten1992 DGPPN Duphar Forschungsforderpreis der Deutschen Gesellschaft fur Psychiatrie Psychotherapie und Nervenheilkunde 50 2002 Cogito Preis der Cogito Foundation 51 52 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenHalluzinationen Ein Beitrag zur allgemeinen und klinischen Psychopathologie Springer Berlin 1988 ISBN 3 540 18611 5 Was ist Wahn Untersuchungen zum Wahnproblem Springer Berlin 1989 ISBN 3 540 51072 9 Geist im Netz 1996 mit Leo Hermele Von der Degeneration zur Antizipation Gedanken zur nicht Mendelschen Vererbung neuropsychiatrischer Erkrankungen aus historischer und aktueller Sicht In Gerhardt Nissen Frank Badura Hrsg Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft fur Geschichte der Nervenheilkunde Band 2 Wurzburg 1996 S 111 127 Ketchup und das kollektive Unbewusste Geschichten aus der Nervenheilkunde Schattauer Stuttgart 2001 ISBN 3 7945 2115 3 Lernen Gehirnforschung und die Schule des Lebens 2002 Musik im Kopf Horen Musizieren Verstehen und Erleben im neuronalen Netzwerk 2002 Selbstbestimmen Gehirnforschung und die Frage Was sollen wir tun 2004 Frontalhirn an Mandelkern Letzte Meldungen aus der Nervenheilkunde 2005 Vorsicht Bildschirm Elektronische Medien Gehirnentwicklung Gesundheit und Gesellschaft Klett Stuttgart 2005 ISBN 3 12 010170 2 53 Gott Gen und Grossmutterneuron Geschichten von Gehirnforschung und Gesellschaft 2006 Mozarts Geistesblitze Wie unser Gehirn Musik verarbeitet 2006 Vom Sinn des Lebens Wege statt Werke Schattauer Stuttgart 2007 ISBN 978 3 7945 2563 8 Liebesbriefe und Einkaufszentren Meditationen im und uber den Kopf Schattauer Verlag 2008 ISBN 978 3 7945 2627 7 Medizin fur die Bildung Ein Weg aus der Krise 2010 ISBN 978 3 8274 2677 2 Wie Kinder denken lernen 2010 ISBN 978 3 902533 26 5 4 Horbucher 300 min Wie Erwachsene denken und lernen 2011 ISBN 978 3 902533 38 8 3 Horbucher 210 min Nichtstun Flirten Kussen und andere Leistungen des Gehirns Schattauer Verlag 2011 ISBN 978 3 7945 2856 1 Digitale Demenz Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen Droemer Knaur Munchen 2012 ISBN 978 3 426 27603 7 Platz 1 der Spiegel Bestsellerliste vom 27 August bis zum 9 September 2012 als Hrsg Heinz Janisch Carola Holland Tom und der Konig der Tiere Leben Lernen 1 2012 ISBN 978 3 902533 43 2 als Hrsg Heinz Janisch Susanne Wechdorn Mein Freund der Rasenmaher Leben Lernen 2012 ISBN 978 3 902533 45 6 Das un soziale Gehirn Schattauer Stuttgart 2013 ISBN 978 3 7945 2918 6 Rotkappchen und der Stress Schattauer Stuttgart 2014 ISBN 978 3 7945 2977 3 Cyberkrank Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert Droemer Munchen 2015 ISBN 978 3 426 27608 2 Fruher war alles spater Schattauer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 7945 3243 8 Einsamkeit Die unerkannte Krankheit Schmerzhaft Ansteckend Todlich Droemer Munchen 2018 ISBN 978 3 426 27676 1 Die Smartphone Epidemie Gefahren fur Gesundheit Bildung und Gesellschaft Klett Cotta Stuttgart 2018 ISBN 978 3 608 96368 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Manfred Spitzer Sammlung von Bildern nbsp Wikiquote Manfred Spitzer Zitate Literatur von und uber Manfred Spitzer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Manfred Spitzer in der Internet Movie Database englisch Website von Manfred Spitzer an der Universitat Ulm mit Liste seiner Publikationen ZNL TransferZentrum fur Neurowissenschaften und Lernen Jan Stremmel Uber einen der aus Angsten Geld macht In Suddeutsche Zeitung vom 4 Mai 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Fernsehsendung Typisch deutsch Manfred Spitzer im Gesprach mit Hajo Schumacher YouTube Manfred Spitzer Was ist Wahn Untersuchungen zum Wahnproblem Springer Verlag Berlin New York 1989 ISBN 3 540 51072 9 Nervenheilkunde im Schattauer Verlag schattauer de Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive Geist amp Gehirn BR alpha Kuratorium der Stiftung Louisenlund Manfred Spitzer gibt der AfD einen Korb Sudwest Presse 2 Oktober 2018 a b c Christian Stocker Bestsellerautor uber Einsamkeit Die Methode Spitzer In Spiegel Online 11 Marz 2018 abgerufen am 11 Marz 2018 Hazel Brugger nimmt uns mit in ihre ersten Baby Ferien schweizer illustrierte ch 16 Juni 2021 Punktlich zum ersten Hochzeitstag haben sich Stand up Comedienne Hazel Brugger 27 und ihr Ehemann Thomas Spitzer 32 ihren ersten Familienurlaub gegonnt Hazel interviewt ihren Schwiegervater den Neurowissenschaftler Manfred Spitzer zu den positiven Auswirkungen von Naturnahe und Waldspaziergangen auf die menschliche Psyche Von der digitalen Demenz zur Smartphone Pandemie Manfred Spitzer In YouTube RPP Institut abgerufen am 25 Januar 2021 Students Computers and Learning Making the Connection OECD PISA 14 September 2015 S 151 abgerufen am 25 Januar 2021 englisch Tobias Armbruster Digitales Klassenzimmer Psychiater Wenn Kinder nur wischen haben sie einen Nachteil Interview mit Psychiater und Hochschullehrer Prof Manfred Spitzer Deutschlandfunk 8 Marz 2018 abgerufen am 25 Januar 2021 WLAN im Klassenzimmer macht die Leistung schlechter Marc Reichwein Star Psychiater Schuler werden besser wenn man Smartphones verbietet In Welt Online 25 Oktober 2018 abgerufen am 25 Januar 2021 Manfred Spitzer Erziehungskunst Waldorfpadagogik heute Die neuen Lernkiller In Erziehungskunst Bund der Freien Waldorfschulen e V April 2017 abgerufen am 25 Januar 2021 Alexandra Grass Der deutsche Neurobiologe Manfred Spitzer uber die Computernutzung von Kindern Hirne sind ganz schnell vermullt Wiener Zeitung Online 7 Oktober 2011 abgerufen am 25 Januar 2021 Der geistige Abstieg In Sudwest Presse Online 15 August 2012 abgerufen am 25 Januar 2021 Soziale Medien machen unsozial Hannoversche Allgemeine abgerufen am 25 Januar 2021 schwaebische de stuttgarter nachrichten de stimme de sueddeutsche de sciencedirect com Manfred Spitzer Zum Lernen geboren Memento vom 18 Februar 2013 im Internet Archive In Zeitschrift fur KulturAustausch 4 2004 Manfred Spitzer Selbstbestimmen Gehirnforschung und die Frage Was sollen wir tun Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2008 ISBN 978 3 8274 2081 7 S 46 a b c Manfred Spitzer Digitale Demenz Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen Droemer Verlag Munchen 2012 ISBN 978 3 426 27603 7 S 203 F Rehbein M Kleimann T Mossle Computerspielabhangigkeit im Kindes und Jugendalter Empirische Befunde zu Ursachen Diagnostik und Komorbiditaten unter besonderer Berucksichtigung spielimmanenter Abhangigkeitsmerkmale Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen Forschungsbericht Nr 108 Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen 2009 zit nach Manfred Spitzer Digitale Demenz Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen Droemer Verlag Munchen 2012 ISBN 978 3 426 27603 7 Spitzer im Interview Zeitschrift Absatzwirtschaft 20 August 2012 Stephan G Humer Universitat der Kunste Berlin Anfang falsch alles falsch zur Digitalisierung der Lebenswelt Eine Replik auf Manfred Spitzer PDF 425 kB In Padagogische Fuhrung 2011 Werner Bartens Krude Theorien populistisch montiert In sueddeutsche de 11 Marz 2018 abgerufen am 19 August 2022 Sozialer Abstieg und fruher Tod freitag de 9 August 2012 abgerufen am 11 September 2012 Jan Georg Plavec Dick dumm aggressiv einsam krank In Stuttgarter Zeitung 26 August 2012 abgerufen am 5 November 2012 a b Michael Hanfeld Ein grober Keil auf einen groben Klotz auf faz net 4 September 2012 abgerufen am 9 September 2012 www lehrerfreund de Cyberkrank Der Niedergang der Kultur 25 Oktober 2015 Beat Dobeli Honegger Nein die USA hat nicht die Handschrift abgeschafft Beats Blog 6 November 2015 Beat Dobeli Honegger Selektives Zitieren Beats Blog 3 November 2015 Wolfgang Grundinger Anti Aufklarung Cyberkrank Ist das Internet todlicher als Rauchen Vorwarts 9 Februar 2016 abgerufen am 22 November 2021 Wer macht die Schule klug Streitgesprach mit Elsbeth Stern in Die Zeit Nr 28 1 Juli 2004 Elsbeth Stern Vorwort In Wie wir lernen Was die Hirnforschung daruber weiss Moglichkeiten und Grenzen von Wissensvermittlung und Wissenserwerb In Ralf Caspary Lernen und Gehirn der Weg zu einer neuen Padagogik Herder Spektrum Freiburg 2006 S 54 Susanne Iden Digitale Demenz Im Gegenteil HAZ 3 Juni 2016 Benedikt Fuest Anne Will Diskussion endet im Krawall welt de 31 Oktober 2016 Nicht horen nicht sehen nicht digitalisieren Spiegel Online 16 Oktober 2016 Jan Stremmel Buchautor Manfred Spitzer Uber einen der aus Angsten Geld macht In Suddeutsche Zeitung 8 Mai 2018 sueddeutsche de M Appel C Schreiner Digitale Demenz Mythen und wissenschaftliche Befundlage zur Auswirkung von Internetnutzung In Psychologische Rundschau Vol 65 Issue 1 2014 S 1 10 Abstract und Literaturliste beim Verlag PDF Inhalt hier kostenpflichtig Preprint der Publikation PDF Nicht mehr online verfugbar Universitat Koblenz Landau 2013 archiviert vom Original am 8 Marz 2016 abgerufen am 16 Marz 2020 31 Seiten Manfred Spitzer Uber vermeintlich neue Erkenntnisse zu den Risiken und Nebenwirkungen digitaler Informationstechnik PDF 10 Seiten Manuskript Nicht mehr online verfugbar In Psychologische Rundschau Vol 66 Issue 2 April 2015 Seiten 114 119 Archiviert vom Original am 22 Januar 2015 abgerufen am 16 Marz 2020 M Appel C Schreiner Leben in einer digitalen Welt Wissenschaftliche Befundlage und problematische Fehlschlusse Stellungnahme zur Erwiderung von Spitzer 2015 Abgerufen am 20 Juli 2017 Digitalisierung an Schulen Jede Schwarz oder Weissmalerei ist da fehl am Platz Deutschlandfunk 8 Marz 2018 abgerufen am 11 Dezember 2018 Digitales Klassenzimmer Psychiater Wenn Kinder nur wischen haben sie einen Nachteil Deutschlandfunk 8 Marz 2018 abgerufen am 11 Dezember 2018 Norbert Lossau Hirnforschung Digitale Demenz Von wegen In welt de 2 Januar 2013 abgerufen am 12 Dezember 2018 Der DGPPN Duphar Forschungsforderpreis wurde von 1990 bis 1996 an arztliche Nachwuchsforscher vergeben die im Bereich von Psychiatrie Psychotherapie und Nervenheilkunde eine hervorragende Forschungsarbeit vorgelegt haben Memento vom 13 Dezember 2013 im Webarchiv archive today dgppn de 11 September 2012 Vergabe des Cogito Preises 2002 anlasslich des Dies academicus der Universitat Zurich cogitofoundation ch abgerufen am 9 September 2012 cogito Preis 2002 Memento vom 21 Dezember 2012 im Internet Archive PDF 66 kB cogitofoundation ch abgerufen am 9 September 2012 M Spitzer Vorsicht Bildschirm SR2 Kulturradio Fragen an den Autor 26 Marz 2006 Normdaten Person GND 121502384 lobid OGND AKS LCCN n88141936 NDL 00861577 VIAF 4986550 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Spitzer ManfredKURZBESCHREIBUNG deutscher Neurowissenschaftler und PsychiaterGEBURTSDATUM 27 Mai 1958GEBURTSORT Lengfeld Odenwald Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Manfred Spitzer amp oldid 236966418