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Medienkompetenz bezeichnet die Fahigkeit Medien und ihre Inhalte den eigenen Zielen und Bedurfnissen entsprechend sachkundig zu nutzen Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Begriffsgeschichte 3 Ziele 4 Medienkompetenz in Deutschland 5 Medienkompetenz und Schule 6 Medienkompetenz und neue Medien 7 Rezeption 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseDefinition Bearbeiten nbsp Operationalisierung von Medienkompetenz nach Dieter BaackeSeit den 1990er Jahren hat Dieter Baackes Definition von Medienkompetenz besondere Bedeutung erlangt er gliederte den Begriff in vier Dimensionen Medienkritik Medienkunde Mediennutzung und Mediengestaltung 1 Um das komplexe Begriffsystem Baackes anschaulicher zu machen wird hier seine Beschreibung der Ausdifferenzierung des Begriffs Medienkompetenz schematisch dargestellt siehe Grafik Medienkritik soll analytisch problematische gesellschaftliche Prozesse angemessen erfassen Jeder Mensch sollte reflexiv in der Lage sein das analytische Wissen auf sich selbst und sein Handeln anzuwenden Die Fahigkeit soziale Konsequenzen der Medienentwicklung zu berucksichtigen bezeichnet eine weitere Dimension der Medienkritik Medienkunde umfasst das Wissen uber die heutigen Mediensysteme Die informative Unterdimension der Medienkunde beinhaltet klassische Wissensbestande Die instrumentell qualifikatorische Unterdimension meint die Fahigkeit neue Gerate auch bedienen zu konnen Die beiden Aspekte Medienkritik und Medienkunde umfassen die Unterdimension der Vermittlung Die Unterdimension der Zielorientierung liegt im Handeln der Menschen Hierbei spielt also die Nutzung von Medien eine wichtige Rolle Mediennutzung ist doppelt zu verstehen Medien sollen rezeptiv angewendet werden Programm Nutzungskompetenz und interaktive Angebote genutzt werden Mediengestaltung stellt in Baackes Ausdifferenzierung den vierten Bereich der Medienkompetenz dar In den Bereich Mediengestaltung fallen die innovativen Veranderungen und Entwicklungen des Mediensystems und die kreativen asthetischen Varianten die uber die Grenzen der alltaglichen Kommunikationsroutinen hinausgehen Baacke erweitert den Begriff Medienkompetenz theoretisch auf die uberindividuelle gesellschaftliche Ebene Mit diesem Ausdifferenzierungsziel wird der Begriff zum Diskurs der Informationsgesellschaft Ein solcher Diskurs bezieht alle wirtschaftlichen technischen sozialen kulturellen und asthetischen Probleme mit ein so dass er standig aktualisiert werden kann und muss Baackes padagogisch begrundeter Begriff der Medienkompetenz inspiriert dauerhaft Wissenschaft Praxis und Politik Es zeigt sich bereits bei dieser uberblicksartigen Betrachtung des Begriffs Medienkompetenz und den Moglichkeiten seiner Vermittlung dass sich ein Hauptaspekt herauskristallisiert durch aktive Be Nutzung der Medien soll sich eine Kritikfahigkeit herausbilden die zum Auswahlen unterschiedlicher Medienangebote genutzt werden kann Kurz Die eigene aktive Arbeit mit einem Medium ermoglicht dessen kritische Nutzung im beruflichen und privaten Alltag Die Auseinandersetzung mit Medien sowohl in der Produktion als auch in der Rezeption kann zu einer kritischen Auseinandersetzung des Subjektes mit sich selbst Bewusstseinsbildung eingesetzt werden Schwinger 2005 und ihm damit neue Formen autonomen Handelns ermoglichen 2 3 Medienkompetenz umfasst Medien Bucher Zeitschriften Horfunk Fernsehen Internet usw kennen und nutzen konnen beispielsweise ein Buch in der Bibliothek suchen und entleihen Sich in der Medienwelt orientieren konnen beispielsweise unter den verschiedenen Fernsehangeboten eine Nachrichten sendung finden An medial vermittelten Kommunikationen teilnehmen konnen beispielsweise einen Leserbrief verfassen in einer Schulerzeitung schreiben zu einem offenen Kanal etwas beitragen sich an der Wikisphere beteiligen Eine kritische Distanz zu Medien halten beispielsweise kommerzielle oder politische Interessen in journalistischen Beitragen erkennen konnen vgl Medienkritik Selbst kreativ in der Medienwelt tatig werden beispielsweise ein Blog schreiben eine eigene Homepage gestalten einen Rundbrief herausgeben eine Demonstration veranstalten ein Buch schreiben eine Ausstellung organisieren ein Konzert geben ein Graffiti erstellen ein Wiki ins Leben rufen oder einen Flashmob initiieren Begriffsgeschichte BearbeitenDie Geschichte des Begriffs Medienkompetenz und ihrer Vermittlungsinstanz Medienpadagogik ist gepragt durch temporar dominierende sich aber gegenseitig nicht ausschliessende Stromungen und Zyklen Diese Zyklen sind immer auch Ausdruck eines gesellschaftspolitischen Kontextes Ursprunglich stellten die Massenmedien den Hauptgegenstand der Diskussion dar Bereits in den 1920er Jahren stellte Bertolt Brecht 1898 1956 ganz konkrete und pragmatische Forderungen zur Befahigung des einfachen Burgers in der Anwendung und Nutzung der Medien Er forderte 1927 eine Demokratisierung des Rundfunks Erst am Ende der 1960er Jahre in gesellschaftspolitisch anderer Zeit kam der Begriff der Medienkompetenz auf Die Bevolkerung solle so forderte Hans Magnus Enzensberger in Anlehnung an Brecht uberall dabei sein auch bei der Produktion von Medien Er postuliert in einer zentralen Stelle seiner Theorie der Medien Ein revolutionarer Entwurf muss nicht die Manipulateure zum Verschwinden bringen er hat im Gegenteil einen jeden zum Manipulateur zu machen Hans Magnus Enzensberger dd Auch durch Enzensbergers Veroffentlichungen zur Konkretisierung von Brechts Forderung nach Demokratisierung der Medien erfuhr Ende der 1960er Jahre der Begriff Medienkompetenz einen Bedeutungswandel Die Medien wurden in den 1950er und 60er Jahren vielmals als Gefahrdung betrachtet viele Experten und Padagogen unter ihnen Martin Keilhacker nahmen eine bewahrpadagogische Grundhaltung ein Diese zuruckhaltende skeptische bzw ablehnende Haltung gegen Fernsehen und neue Medien allgemein beruhte auf der Annahme vieler Padagogen das Buch sei das wertvollere Medium Man wollte daher die alten Kulturwerte durch padagogische Massnahmen bewahren Medienkompetenz wurde in diesem Zusammenhang als Fahigkeit verstanden wertvolle Inhalte von minderwertigen zu unterscheiden und fur sich das richtige und forderliche auszuwahlen Durch handlungsorientierte Padagogik und Kulturarbeit in den 1970er und 80er Jahren gewann eine nicht mehr nur abwehrende Haltung gegenuber den Medien die Oberhand Die Medien wurden in ihren gestalterischen Potenzialen fur die Bildungssozialisation wahrgenommen Als Leitbegriffe dominierten jetzt kommunikative Kompetenz Lebenswelt Alltag authentische Erfahrung handelndes Lernen und vor allem Handlungskompetenz und Medienkompetenz Durch handelndes Lernen im Gegenstandsbereich der sozialen Realitat sollte in der Verbindung von Reflexion und Handeln die Realitat sowohl angeeignet als auch mitgestaltet und verandert werden Der Begriff Medienkompetenz scheint problematisch weil seine Uneindeutigkeit dazu verleitet ihn falsch zu verwenden und zwar als Beschreibung einer Reihe von Fahigkeiten die man sich aneignen muss um Medien richtig verwenden zu konnen Nach Vollbrecht 4 soll es allerdings nicht um die Aneignung bestimmter Fahigkeiten wie zum Beispiel die Verwendung eines bestimmten Computerprogrammes gehen sondern darum zu lernen wie man sich selbst ein beliebiges Programm aneignet also um das Lernen des Lernens Unter Medienkompetenz versteht Vollbrecht also Schemata kognitive Strukturen die den Menschen befahigen Medien nach Belieben kreativ zu nutzen und nicht ein bestimmtes Handeln festlegen Nur durch solche Lernprozesse konnen sich schliesslich die Schemata selbst verandern und somit die Medienkompetenz weiterentwickeln 5 Seit den 1990er Jahren hat Dieter Baackes Definition von Medienkompetenz besondere Bedeutung erlangt er gliederte den Begriff in vier Dimensionen Medienkritik Medienkunde Mediennutzung und Mediengestaltung Er trug Anfang der 1970er Jahre entscheidend zur Pragung des Begriffes Medienkompetenz bei In fruheren Schriften verwendete er den allgemeineren Begriff der Kommunikativen Kompetenz und stand dem Begriff der Medienkompetenz kritisch gegenuber da er ihn als leer empfand Er kritisierte dass der Begriff nicht aussagt was man sich unter Medienkompetenz konkret vorzustellen habe und wie man sie vermittele Baacke betrachtet Medienkompetenz im Grunde als eine Variante kommunikativer Kompetenz da Kompetenz fur jede Art der Kommunikation und somit auch fur mediale Kommunikation als angeboren angenommen wird im Sinne einer Fahigkeit in die Welt aneignenderweise auch alle Arten von Medien fur das Kommunikations und Handlungsrepertoire von Menschen einzusetzen 6 In Nachfolge Baackes hat Peter Lokk den Begriff insbesondere auf die Teilhabe Partizipation Medienkritik sowie Vermittlung praktischer Nutzungskompetenz in Bezug auf die Neuen Medien erweitert 7 Schiersmann u a 2002 19 haben versucht den Begriff der Medienkompetenz zu spezifizieren seine Dimensionen zu klaren und zentrale inhaltliche Diskursstrange zueinander in ein Verhaltnis zu setzen Fur sie setzt sich Medienkompetenz aus drei sich erganzenden Bausteinen zusammen Kompetenz zur Handhabung und Nutzung von Medien IuK Technik Kompetenz zur Gestaltung von sozio technischen Systemen mit Hilfe von Medien IuK Technik Kompetenz zur kundige n Kritik von Medien IuK Technik a a O 64 Anhand von Leitfragen Was d h welcher Gegenstandsbereich wird genauer thematisiert Wozu Medienkompetenz und Wie beweist man Kompetenz positionieren sie dann die unterschiedlichen Begriffsaufweisungen in einem Begriffsraum Bernward Hoffmann untergliedert Medienkompetenz in vier weitere Teilaspekte Der personelle Bezug beschreibt die sinnlich affektive Wahrnehmung und das Erleben von Medieneinflussen auf das Individuum Dessen Mundigkeit gegenuber Medien sollte ausgebildet sein um die Machart und die Bedingtheit von Medien zu verstehen sowie diese zu durchschauen Als zweite Schlusselkompetenz in unserer heutigen Informationsgesellschaft stellt Hoffmann den sozialen Bezug dar Medienkompetenz darf nicht nur subjektiv auf das Individuum projiziert werden sondern muss im Kontext der Gesellschaft und deren Gruppen wirtschaftlich sozial kulturell gesehen werden Die Aufnahme von Informationen aus Medien und damit den Nutzungsaspekt rezeptiv nennt Hoffmann als dritten wichtigen Aspekt Medien sind fur den Menschen ein wichtiges soziales Referenzsystem mit dessen Hilfe das Erfassen und Verstehen der Welt vereinfacht werden kann Daher ist es notwendig sich in der Vielfalt des Medienangebots zu Recht zu finden um sich dieses nutzbar zu machen Dies wird vom Subjekt durch gestalterisch aktive Teilnahme am medialen Alltag erreicht Dieser Handlungsaspekt soll vom Subjekt aufgegriffen werden um sich die Medien als Werkzeug fur die eigenen sozialen Interessen nutzbar zu machen In einer Analyse von uber einhundert Definitionen von Medienkompetenz zeigt Gapski 2001 dass in den untersuchten Wortklarungen ublicherweise unterschiedliche Dimensionen oder Ebenen ausdifferenziert werden um den Komplexbegriff beschreibbar zu machen Beispielsweise definiert Aufenanger 1997 sechs Dimensionen der Medienkompetenz wahrend Groeben 2002 sieben Dimensionen von Medienkompetenz benennt die eine Optimierung von Differenzierungsgrad und Integrationswert bieten und bisherige medienpadagogische Modellierungen integrativ abdecken sollen Dabei bezieht sich Norbert Groeben unter anderem auf funf Aufgabenbereiche die Gerhard Tulodziecki in seiner handlungs und entwicklungsorientierten Medienpadagogik herausgearbeitet hatte 8 und die unter anderem fur eine schulische Forderung von Medienkompetenz genutzt wurden a Auswahlen und Nutzen von Medienangeboten b Eigenes Gestalten und Verbreiten von Medienbeitragen c Verstehen und Bewerten von Medienbeitragen d Erkennen und Aufarbeiten von Medieneinflussen e Durchschauen und Beurteilen von Bedingungen der Medienproduktion und Medienverbreitung 9 Diese Aufgabenbereiche hat Tulodziecki spater als Grundlage eines Kompetenzmodell mit Standards fur die Medienbildung genutzt 10 Auf Grundlage einer Analyse Zusammenfassung sowie Strukturierung relevanter Definitionen und Entfaltungen des Medienkompetenzbegriffs fasst Bernd Schorb Medienkompetenz als die Fahigkeit auf der Basis strukturierten zusammenschauenden Wissens und einer ethisch fundierten Bewertung der medialen Erscheinungsformen und Inhalte sich Medien anzueignen mit ihnen kritisch genussvoll und reflexiv umzugehen und sie nach eigenen inhaltlichen und asthetischen Vorstellungen in sozialer Verantwortung sowie in kreativem und kollektivem Handeln zu gestalten 11 Diese Definition beschreibt die wesentlichen Inhaltsbereiche von Medienkompetenz die es zu fordern gilt um den umfassenden Prozess der Medienaneignung als ein bewusstes und reflektierendes Handeln zu gestalten 12 namlich Medienwissen Medienbewertung und Medienhandeln Dimensionen die ihrerseits von ihm weiter ausdifferenziert werden Damit leitet Schorb eine Verbindung zwischen der in der Medienpadagogik zentralen Medienkompetenz und dem fur die Kommunikationswissenschaft relevanten Begriff der Medienaneignung her und schliesst eine Lucke zwischen diesen beiden Konzepten Weiterhin ist in dieser Entfaltung von Schorb das padagogische Konzept der reflexiv praktischen Medienaneignung und die Methode der aktiven Medienarbeit angelegt die das Spektrum medienpadagogischer Praxis erweitert Bei allen obigen Ausdifferenzierungen wird Medienkompetenz letztlich als Zielvorstellung fur medienpadagogisch relevantes Handeln verstanden Tulodziecki verweist darauf dass der Begriff im Sprachgebrauch der Medienpadagogik manchmal aber auch im Sinne eines angeborenen Vermogens verwendet wird etwa wenn gesagt wird dass Kinder grundsatzlich medienkompetent seien 13 Eine solche Begriffsverwendung ist mit dem ursprunglichen Kompetenzverstandnis von Noam Chomsky verbunden der davon ausgeht dass Menschen von Natur aus Sprachvermogen bzw sprachliche Kompetenz besitzen Davon zu unterscheiden ist nach Chomsky die sprachliche Performanz die sich im konkreten Sprachgebrauch in unterschiedlichen Auspragungen zeigt Bei dieser Betrachtung waren die obigen Zielvorstellungen nicht unter dem Begriff der Kompetenz zu fassen sondern als angestrebte Auspragungen von Performanz Neben dem sprachtheoretisch nativistischen Verstandnis von Kompetenz gemass Chomsky kann dem Begriff der Medienkompetenz in der medienpadagogischen Diskussion auch ein kommunikationstheoretisch gesellschaftskritisches ein funktional pragmatisches oder ein padagogisch handlungstheoretisches Konzept zugrunde liegen 14 Insgesamt ergibt sich daraus die Notwendigkeit stets auch auf das Kompetenzverstandnis zu achten das mit Beitragen zur Medienkompetenz verbunden ist Ziele BearbeitenUnter Einbeziehung der Uberlegungen Gerhard Tulodzieckis fur die Schule der Operationalisierung des Medienkompetenzbegriffs von Dieter Baacke sowie medienasthetischer Massstabe definiert sich Praktische Medienkompetenz fur den wichtigen audiovisuellen Bereich nach einem triadischen Modell mit folgenden Vermittlungszielen Fahigkeit zur aktiven Kommunikation Erlernen und Anwenden spezifischer Ausdrucks und Gestaltungsmoglichkeiten und journalistischer Methoden Fahigkeit zur aktiven Kommunikation mit audiovisuellen Medien von der Planung und Recherche uber die Produktion und Gestaltung bis zur Fahigkeit der Verbreitung eigener audiovisueller Erzeugnisse Kenntnis der technischen und organisatorischen Bedingungen Fahigkeit im Umgang mit den technischen Bedingungen Kamera Ton Licht Schnitt Nachvertonung Ausstrahlung von Beitragen und den organisatorischen Bedingungen von der schriftlichen Fixierung bis zur Offentlichkeitsarbeit und der Organisation zur Verbreitung der eigenen Medienprodukte Kompetente Rezeption Sensibilisierung der eigenen Wahrnehmung und Fahigkeit zur Filterung und kompetenten Analyse audiovisueller Informationen mit dem Vorsatz der kritischen und emotional distanzierten Wahrnehmung Vermittlung von Format und Genrewissen Medienkompetenz in Deutschland Bearbeiten2021 erschien eine Studie der Stiftung Neue Verantwortung zur Medienkompetenz in Deutschland sie mass die digitale Informations und Nachrichtenkompetenz an 4200 reprasentativ befragten deutschen Internetnutzern 46 der Teilnehmenden erreichten geringe Kompetenzwerte 33 erreichten mittlere und nur 22 erreichten hohe Werte Das Alter hat Einfluss auf die Nachrichtenkompetenz 18 bis 29 Jahrige schneiden mit 15 2 von 30 moglichen Punkten im Durchschnitt besser ab wahrend Menschen zwischen 60 und 69 nur 12 9 Punkte erreichten Personen mit niedriger Bildung erreichten im Schnitt 11 2 Punkte mit mittlerer 12 7 und mit hoher 16 2 15 Medienkompetenz und Schule BearbeitenNach Vollbrecht versteht sich Medienkompetenz auch als Handlungskompetenz was bedeutet dass das Medium selbst nicht mehr unbedingt im Zentrum der Uberlegung steht Als Bildungsmedien behalten Medien ihre Bedeutung als Vermittlungshilfe deren adaquate Einsetzung und Auswahl ein wesentlicher Bestandteil der Unterrichtsplanung darstellen 16 Konkrete Lernziele das Zusammenwirken differenzierter medialer Gestaltungsmittel zu erkennen vielfaltige Medienerlebnisse in die eigene Lebensgestaltung sozial vertraglich zu integrieren Wirkungsmoglichkeiten von Medienangeboten theoretisch zu reflektieren und in Lebenszusammenhange einzuordnen Medienangebote selbststandig in die Losung komplexer unterrichtsrelevanter Aufgabenstellungen einzubeziehen das asthetische Erleben anhand von unterschiedlichen Medienangeboten zu entwickeln eine effektive Medienrecherche als Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens zu erkennen und anzuwenden Medienproduktion selbststandig planen realisieren und prasentieren zu konnen bei der Produktion von Medien individuelle Ausdrucksmoglichkeiten zu finden und anzuwenden die Rolle der Medien als Wirtschaftsfaktor zu erkennen und zu beurteilen Medien als unverzichtbares konstitutives Element der modernen Gesellschaft zu begreifen und Funktion und Bedeutung der Medien in der Gesellschaft komplex und kritisch zu reflektieren 17 Diese Schlussfolgerungen haben Auswirkungen auf die Medienpadagogik Kontrovers ist die Verwendung von Smartphones und ahnlichem in der Schule Beispielsweise berichteten die Medien im November 2017 das Bayerische Kultusministerium betrachte ihr Verbot von Smartphones Laptops und Kameras sofern sie nicht fur den Unterricht gebraucht werden als einen wirksamen Schutz vor Cybermobbing viele Lehrer Eltern und Schuler hingegen nennen es abfallig Steinzeitpadagogik 18 Die Kultusministerkonferenz KMK verwies in einem Beschluss auf die Entwicklung von umfassender Medienkompetenz durch Medienbildung als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe die nur im Zusammenwirken von Schule und Elternhaus sowie mit den Verantwortlichen in Politik Wirtschaft und Kultur bewaltigt werden kann 19 Damit Kinder und Jugendliche Medienkompetenzen fruhzeitig erwerben und zugleich lernen Medien sowohl verantwortungsvoll aber auch produktiv und kreativ zu nutzen wurden im Dezember 2016 durch die Kultusministerkonferenz Bildungsziele zur Bildung in der digitalen Welt vorgestellt 20 Die KMK Konferenz hatte hiermit auf die Herausforderungen des digitalen Wandels in der Bildung und der damit einhergehenden Transformation im Bildungssystem reagiert 21 Alle Bundeslander haben sich auf eine verbindliche Umsetzung der dort vorgestellten Bildungsziele geeinigt Im Land Nordrhein Westfalen wurde daher der Medienkompetenzrahmen NRW im Oktober 2017 aktualisiert davor war ein ahnliches Konzept zum Medienkompetenzerwerb seit 2010 unter dem Namen Medienpass NRW bekannt 21 Der Medienkompetenzrahmen NRW steht allen Grundschulen Forderschulen und Schulen mit Sekundarstufe I in Nordrhein Westfalen zur Verfugung Sein Ziel ist es allen Kindern und Jugendlichen entlang der gesamten Schullaufbahn einen systematischen und umfassenden Aufbau von Medienkompetenz zu ermoglichen Neben dem sicheren verantwortungsvollen und kreativen Umgang mit Medien gehort hierzu auch eine informatische Grundbildung und dies schon ab den ersten Klassen Zugleich ist das Unterstutzungsportal medienkompetenzrahmen nrw Ausgangspunkt fur die Entwicklung eines schulinternen Medienkonzepts 22 Es bietet Lehrkraften zu den verschiedenen Kompetenzbereichen zahlreiche Impulse Ideen und Anregungen fur den Unterricht in allen Fachern und uber alle Schulstufen hinweg 21 Auch in ausserschulischen Bildungsangeboten wie etwa denen der Jugendhilfe kann der Medienkompetenzrahmen NRW umgesetzt werden Daher finden sich online auch hierzu entsprechende Projekte und Ansprechpersonen Ziel ist es alle Kinder und Jugendlichen gleichermassen an den Chancen des digitalen Wandels teilhaben zu lassen 21 Medienkompetenz und neue Medien BearbeitenDer Begriff der Medienkompetenz wird im allgemeinen Sprachgebrauch fur viele verschiedene Kompetenzen und oft nicht differenziert genug verwendet Die Kompetenzen in einer digital gepragten Kultur lassen sich unterscheiden nach 23 Information und Wissen Kommunikation und Kooperation Identitatssuche und Orientierung Digitale Wirklichkeiten und produktives HandelnIn diesen Bereichen uberschneiden sich vielfaltige Kompetenzdiskussionen zur Vermittlung einzelner EDV Kompetenzen siehe auch Digitale Kompetenz Bereits 2005 entstand in Osterreich der Vorschlag 24 IT Fahigkeiten mit Dimensionen von Medienkompetenz unter den Begriff e Skills zu stellen In Bezug auf Anja C Wagners Dissertation UeberFlow 25 beschreibt Philippe Wampfler drei Kompetenzbereiche Selbstregulation Selbstorganisation und Selbstreflexion ermoglichen informelles Lernen im Kontext des Web 2 0 sie fuhren zu Neugierde und Kreativitat Initiative und Autonomie Lernfahigkeit Verantwortungsbewusstsein Frustrationstoleranz Improvisationsgeschick und Risikobereitschaft Eine Internetkompetenz die sich aus einer Medienalphabetisierung oder Medienliteracy medienspezifischen Analyse Evaluations und Contententwicklungs Skills und der Fahigkeit Informationen kontextualisieren zu konnen zusammensetzt Die unter 1 und 2 genannten Fahigkeiten kommen in heterogenen sozialen Zusammenhangen zum Einsatz Entscheidend ist also die Kompetenz in flexiblen Umgebungen problembezogen kommunizieren zu konnen ohne die eigene Autonomie preiszugeben 26 Von der Europaischen Union wird das Thema unter anderem im Rahmen der Initiative Safer Internet 27 und dem dabei initiierten Netzwerk Insafe aufgegriffen Ein Ansatz der sowohl herkommliche Ansatze zur Medienkompetenz einbezieht als auch neuere Ansatze in denen die digitalen Entwicklungen starker in den Blick rucken liegt z B von Gerhard Tulodziecki Bardo Herzig und Silke Grafe vor Dabei wird Medienkompetenz zunachst allgemein als Disposition bzw als Wissen Konnen und Bereitschaft fur das Handeln in Medienzusammenhangen verstanden Im Sinne einer generellen Zielperspektive soll ein sachgerechtes selbstbestimmtes kreatives und sozial verantwortliches Handelns im Medienbereich angestrebt werden Eine solche Zielvorstellungen ist zugleich anschlussfahig an die allgemeine Bildungsdiskussion Einem entsprechenden Handeln konnen sich Kinder Jugendliche und Erwachsene uber verschiedene Kompetenzniveaus annahern mit denen sich unterschiedliche Auspragungen von Medienkompetenz bzw des Medienhandelns beschreiben lassen 28 Die Forderung einer so verstandenen Medienkompetenz soll im Rahmen der Medienbildung von sechs nutzungsbezogenen und vier inhaltsbezogenen Aufgabenfeldern erfolgen Dabei wird davon ausgegangen dass die jeweiligen medialen Moglichkeiten immer mehr als Erscheinungsformen der Digitalisierung und der digitalen Infrastruktur der Medienlandschaft zu verstehen sind Die nutzungsbezogenen Aufgabenfelder sind Reflektierte Nutzung von medialen und digitalen Moglichkeiten fur a Information und Lernen b Analyse und Simulation c Unterhaltung und Spiel d Austausch und Kooperation e Gestaltung und Prasentation eigener Beitrage f mediengestutzte Dienstleistungen bzw Steuerung und Kontrolle Als inhaltsbezogene Aufgabenfelder werden genannt a Verstehen und Bewerten der Medienlandschaft und ihrer digitalen Infrastruktur b Analysieren und Einschatzen von medialen Gestaltungsmoglichkeiten einschliesslich der digitalen Erzeugung von Medienbotschaften c Erkennen und Aufarbeiten von Medieneinflussen auf Individuum und Gesellschaft d Durchschauen und Beurteilen von Bedingungen der Medienproduktion und Medienverbreitung einschliesslich ihrer digitalen Grundlagen 29 Rezeption BearbeitenNach Gapski 30 ist Medienkompetenz langst kein exklusiver Begriff der medienpadagogischen Fachdiskussion mehr sondern ein gesellschaftliches Konstrukt mit bestimmten Funktionen in der Mediengesellschaft die durch die Medien vermittelt werden Im Spiel der politischen rechtlichen padagogischen technischen oder wirtschaftlichen Diskurse herrscht je nach Akteur und Kontext ein anderes Verstandnis von Medienkompetenz vor Insofern lassen sich unterschiedliche Diskurse der Medienkompetenz nachzeichnen die sich zum Teil durchdringen oder aufeinander Bezug nehmen und in denen der Begriff geformt adaptiert und eingefasst wird Je nach Kontext erfullt der Begriff jeweils andere kommunikative Anschlussfunktionen Medienkompetenz als Schlusselbegriff in der Wissensgesellschaft zu positionieren bedeute aber Entgrenzungen zu reflektieren Uber jene hinsichtlich der Bezugsrahmen und Trager der gesellschaftlichen Zielgruppenbereiche der vielfaltigen Medien und Nutzungsformen der Diskurse und der Beobachtungsperspektiven Bleckmann 31 und Hubner 32 halten den Begriff der Medienkompetenz als medienpadagogische Zielgrosse wegen dessen Beliebigkeit fur ein Plastikwort 33 Sie mochte ihn durch Medienmundigkeit ersetzen als Ziel einer Medienpadagogik welche vom sich zur Autonomie entwickelnden Menschen ausgeht und dabei pruft wann Medien ihn dabei fordern und wann sie ihn behindern Siehe auch BearbeitenDidaktik im Netz Informationskompetenz Medienerziehung strukturale Medienbildung InternetpadagogikLiteratur BearbeitenKatja Bett Joachim Wedekind Peter Zentel Medienkompetenz fur die Hochschullehre Waxmann Munster 2004 ISBN 3 8309 1372 9 Matthias Bickenbach Harun Maye Metapher Internet Literarische Bildung und Surfen Kadmos Berlin 2009 ISBN 978 3 86599 089 1 Heinz Bonfadelli Hrsg Medienkompetenz und Medienleistungen in der Informationsgesellschaft Verlag Pestalozzianum Zurich 2004 ISBN 3 03755 027 9 Harald Gapski Medienkompetenz Eine Bestandsaufnahme und Voruberlegungen zu einem systemtheoretischen Rahmenkonzept Wiesbaden 2001 ISBN 3 531 13606 2 Norbert Groeben Hrsg Medienkompetenz Voraussetzungen Dimensionen Funktionen Juventa Verlag Weinheim 2002 ISBN 3 7799 1350 X Norbert Groeben Dimensionen der Medienkompetenz Deskriptive und normative Aspekte In Norbert Groeben und Bettina Hurrelmann Hrsg Medienkompetenz Voraussetzungen Dimensionen Funktionen Weinheim und Munchen 2002 ISBN 978 3 7799 1350 4 S 160 197 Bernward Hoffmann Medienpadagogik Eine Einfuhrung in die Theorie und Praxis Ferdinand Schoningh Paderborn 2003 ISBN 3 8252 2421 X Franz Josef Roll Padagogik der Navigation Kopad Verlag Munchen 2003 ISBN 3 935686 51 X Christiane Schiersmann Johannes Busse Detlev Krause Medienkompetenz Kompetenz fur Neue Medien Studie im Auftrag des Forum Bildung 2002 Download als PDF 965 kB Annette Schriefers Sandra Bischoff Medienkompetenz Eine Aufgabe nimmt Gestalt an Kopad Verlag Munchen 2002 ISBN 3 935686 56 0 Philip Scherenberg Kritische Medien Wahrnehmung Grundlegung einer praktischen Medien Ethik LIT Verlag Hamburg 2006 ISBN 3 8258 9448 7 Michael Schwinger Du kannst sogar Fotograf sein Medienpadagogische Arbeit mit brasilianischen Strassenkindern IKO Frankfurt 2006 ISBN 3 88939 785 9 Gerhard Tulodziecki Bardo Herzig und Silke Grafe Medienbildung in Schule und Unterricht Grundlagen und Beispiele 3 Auflage Klinkhardt UTB Bad Heilbrunn 2021 ISBN 978 3 8252 5746 0 Gerhard Tulodziecki Medienkompetenz In Friederike von Gross Dorothee D Meister und Uwe Sander Hrsg Medienpadagogik ein Uberblick Beltz Juventa Weinheim 2015 S 194 228 ISBN 978 3 7799 3239 0Weblinks BearbeitenMedienkompetenz starken beim Bundesministerium fur Familie Senioren Frauen und Jugend Medienkompetenz mit der Initiative Schau hin Medienkompetenz Test der Stiftung Neue Verantwortung fur den Umgang mit Nachrichten im Netz Ohne geht s auch Henning Schluss Medienkompetenz durch Medienabstinenz In taz vom 8 August 2007 Dossier Medienkompetenz beim Deutschen Bildungsserver Informationen auf KinderundJugendmedien de Was ist Medienkompetenz Der Erklarpodcast zum Digitalen Wandel Medienkompetenz Journalismus in der Pflicht Fernsehsendung ZAPP mit Gast Bernhard Porksen vom 10 Juni 2020Einzelnachweise Bearbeiten Baacke 1997 S 98f Franz Josef Roll Padagogik der Navigation 2003 Schwinger 2005 Vollbrecht 2001 S 57f Vollbrecht 2001 S 58 Baacke zitiert nach Vollbrecht 2001 S 56 Peter Lokk Computer einsetzen Schreiben Gestalten Organisieren und Kommunizieren mit dem PC Bonn 1996 vgl Groeben 2002 S 164ff Vgl Gerhard Tulodziecki Medien in Erziehung und Bildung Grundlagen und Beispiele einer handlungs und entwicklungsorientierten Medienpadagogik Klinkhardt Bad Heilbrunn 1997 S 142 221 Vgl Gerhard Tulodziecki 2007 Was Schulerinnen und Schuler im Medienbereich wissen und konnen sollen Kompetenzmodell und Bildungsstandards fur die Medienbildung In MedienImpulse 15 Jg Heft 59 S 25 34 Bernd Schorb Medienkompetenz In Jurgen Huther Bernd Schorb Hrsg Grundbegriffe Medienpadagogik kopaed Munchen 2005 S 262 Bernd Schorb Zur Bedeutung und Realisierung von Medienkompetenz In Bernd Schorb Niels Bruggen Anke Dommaschk Hrsg Mit eLearning zu Medienkompetenz Modelle fur Curriculumgestaltung Didaktik und Kooperation kopaed Munchen 2007 S 19 Vgl Gerhard Tulodziecki 2015 S 209 Vgl Gerhard Tulodziecki 2015 S 200 204 Alexander Sangerlaub Anna Katharina Messmer und Leonie Schulz Quelle Internet Digitale Nachrichten und Informationskompetenzen der deutschen Bevolkerung im Test Stiftung Neue Verantwortung Marz 2021 stiftung nv de PDF 13 9 MB abgerufen am 17 April 2021 Vollbrecht 2001 S 79 Paul Detlev Bartsch 1999 S 259f Moritz Baumann Handyverbot an Bayerns Schulen auf der Kippe In Spiegel Online 23 November 2017 abgerufen am 25 November 2017 Medienbildung in der Schule In Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 8 Marz 2012 Kultusministerkonferenz 8 Marz 2012 abgerufen am 7 November 2022 S 3 Strategie der Kultusministerkonferenz Bildung in der digitalen Welt Sekretariat der Kultusministerkonferenz 7 Dezember 2017 kmk org PDF 2 8 MB abgerufen am 9 Dezember 2021 a b c d Medienkompetenzrahmen NRW In Bildungsportal des Landes Nordrhein Westfalen Medienberatung NRW 9 Dezember 2021 abgerufen am 9 Dezember 2021 Der Medienkompetenzrahmen NRW auf medienkompetenzrahmen nrw BMBF 2010 e skills at Anja C Wagner UeberFlow User Experience in benutzergenerierten digitalen Lernumgebungen Gestaltungsspielraume fur globale Bildung Dissertation Uni Kassel S 108ff Philippe Wampfler Wie Schulerinnen und Schuler Social Media nutzen In Facebook Blogs und Wikis in der Schule Ein Social Media Leitfaden Vandenhoeck amp Ruprecht 2013 ISBN 978 3 525 70165 2 S 78ff saferinternet org Gerhard Tulodziecki Bardo Herzig und Silke Grafe Medienbildung in Schule und Unterricht 2021 ISBN 978 3 8252 5746 0 S 180 196 Vgl Gerhard Tulodziecki Bardo Herzig und Silke Grafe 2021 S 209 213 H Gapski Medienkompetenz Eine Bestandsaufnahme und Voruberlegungen zu einem systemtheoretischen Rahmenkonzept Wiesbaden 2001 ISBN 3 531 13606 2 P Bleckmann Medienmundig Klett Cotta Stuttgart 2012 ISBN 978 3 608 94626 0 E Hubner Medien und Padagogik Gesichtspunkte zum Verstandnis der Medien Grundlagen einer anthroposophisch anthropologischen Medienpadagogik DRUCKtuell Stuttgart 2015 ISBN 978 3 944911 16 8 U Porksen Plastikworter Die Sprache einer internationalen Diktatur 7 Auflage Klett Cotta Stuttgart 2011 ISBN 978 3 608 93614 8 Normdaten Sachbegriff GND 4680767 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Medienkompetenz amp oldid 235902182