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Unter Informationskompetenz englisch information literacy versteht man die Fahigkeit mit beliebigen Informationen selbstbestimmt souveran verantwortlich und zielgerichtet umzugehen Fur den Einzelnen gelten daher der ethische und verantwortungsbewusste sowie der okonomische effiziente und effektive Umgang mit Information en als grundlegende Prinzipien 1 Der Begriff Informationskompetenz stammt ursprunglich aus dem Bibliothekswesen und bezieht sich dort vorwiegend auf Informationsbeschaffungsansatze in der wissenschaftlichen Arbeit Ein erweitertes Begriffsverstandnis das sich auf den Umgang mit Informationen aller Art also auch Informationen aus dem Internet bezieht ist vergleichsweise neu 2 Informationskompetenz stellt in der modernen stark dynamischen Informationsgesellschaft eine Schlusselqualifikation zur Bewaltigung von Problemen dar Sie gehort zum Bereich der Soft Skills und umfasst im Allgemeinen eine Reihe von Fahigkeiten die dem Einzelnen den kompetenten effizienten unter Berucksichtigung von Rahmenbedingungen wie Zeit Programmen und verantwortungsbewussten Umgang mit Informationen ermoglicht Diese Fahigkeiten beziehen sich auf alle Aspekte des problembezogenen Erkennens eines Bedarfs an Informationen ihrer Lokalisation ihrer Organisation ihrer zielgerichteten Selektion durch Analyse und Evaluation und ihrer zweckoptimierten Gestaltung und Prasentation Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Definitionen und Standards 2 1 Bibliothekswissenschaftlicher Ansatz 2 2 Ansatz des Einbezugs des Web 2 0 3 Benachbarte Kompetenzen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntwicklung BearbeitenDer Begriff Informationskompetenz tauchte in den 1970er Jahren im britischen und US amerikanischen Bibliothekswesen vor dem Hintergrund einer standig wachsenden Informationsmenge auf Er wurde hauptsachlich in Bezug auf das bibliothekarische Informationsangebot Kataloge Datenbanken E Journals E Books verwendet wobei zunehmend auch die effiziente Weiternutzung der Informationen als eine Form des individuellen Wissensmanagements thematisiert wurde Durch Berichte aus den USA und Grossbritannien beeinflusst begann in Deutschland ebenfalls in den durch Bildungsreformen und steigende Studentenzahlen gepragten 1970er Jahren eine vergleichsweise zogerliche Entwicklung im Bibliothekswesen Diese ausserte sich durch eine verstarkte Benutzerorientierung der Bibliotheken die ihren Kunden durch strukturierte Schulungen Kenntnisse uber Nutzungs und Zugangsbedingungen Rechercheinstrumente und Kataloge vermittelten Die Relevanz dieser Entwicklung zur aktiven Informationsbewaltigung wurde aber auch in anderen Bereichen erkannt So bezeichnete Dieter Mertens die Befahigung zur Gewinnung und Verarbeitung von Informationen 1974 im Rahmen der Arbeitsmarkt und Berufsforschung als Schlusselqualifikation In den folgenden Jahren forderten mehrere Studien den Ausbau und die Weiterentwicklung der Benutzerschulung Jedoch wurden nur wenige der Forderungen und Ergebnisse dieser Forschungsprojekte realisiert da sich die Bibliotheken in den achtziger Jahren mit der ressourcenzehrenden Umstellung der Bewaltigung ihrer Aufgaben mittels EDV und fehlendem Personal konfrontiert sahen Erst in den 1990er Jahren kam es durch die technische Entwicklung im Bereich des Internets und der Vernetzung von Arbeitsplatzen wieder zu zahlreichen Initiativen auf dem Gebiet der Informationskompetenz Jungste Untersuchungen und Veroffentlichungen beziehen sich dabei nicht nur auf Bibliotheken sondern bringen den Begriff auch in anderen Lebensbereichen zur Diskussion Nachdem im US amerikanischen Bibliothekswesen bereits Standards fur informationskompetente Studenten entwickelt wurden beschaftigte sich eine vom Bundesministerium fur Bildung und Forschung BMBF in Auftrag gegebene Studie mit der Informationskompetenz an deutschen Hochschulen Die im Jahr 2001 veroffentlichte Studie Studieren mit elektronischer Fachinformation SteFi fordert die verstarkte Einbindung der Vermittlung von Informationskompetenz in die Hochschullehre Der Wissenschaftsrat kommt in einer im selben Zeitraum erschienenen Veroffentlichung zu ahnlichen Ergebnissen und empfiehlt neben einer besseren Versorgung von Forschung und Lehre mit digitalen Informationen eine starkere Kooperation der Informations und Kompetenzzentren der Hochschulen Auch im Rahmen der viel diskutierten PISA Studie definiert die OECD Kompetenzen im Bereich der Nutzung und Organisation von Wissen und Informationen als Schlussel fur ein erfolgreiches Leben Im Januar 2006 wurden erstmals in Deutschland eigene Standards der Informationskompetenz fur Studierende von einer Arbeitsgruppe Baden Wurttembergischer Wissenschaftlicher Bibliotheken verabschiedet Diese Standards bilden die Grundlage fur die Weiterentwicklung der bibliothekarischen Schulungsaktivitaten und eine Verankerung in die Fachcurricula einzelner Facher In den USA existieren z T bereits fachspezifische Standards so etwa Information Competencies for Chemistry Undergraduates der Special Libraries Association Chemistry Division Die UNESCO widmet der Informationskompetenz eine eigene umfassende Initiative 3 4 Die gesellschaftliche Bedeutung von Informationskompetenz als Schlusselqualifikation des 21 Jahrhunderts wurde auch durch die Proklamation des Monats Oktober 2009 zum Information Literacy Awareness Month durch US Prasident Barack Obama unterstrichen 5 Mit der immer wichtiger werdenden partizipativen Moglichkeiten des Web 2 0 entstanden begriffliche Ansatze von Informationskompetenz die breiter gefasst sind als das klassische bibliothekswissenschaftliche Pendant Sie betonen nebst der Rezeption von Informationen vor allem auch Aspekte des Publizierens des Kommunizierens mit Netzwerken und der Offentlichkeit sowie des Zusammenarbeitens 6 Definitionen und Standards BearbeitenEs gibt verschiedene Ansatze Informationskompetenz zu definieren und Standards abzuleiten Bibliothekswissenschaftlicher Ansatz Bearbeiten Im deutschsprachigen Raum wird oft die Definition des deutschen Bibliothekverbands e V verwendet Fahigkeit die es ermoglicht bezogen auf ein bestimmtes Problem Informationsbedarf zu erkennen Informationen zu ermitteln und zu beschaffen sowie Informationen zu bewerten und effektiv zu nutzen Deutscher Bibliotheksverband e V http www informationskompetenz de 7 Daraus leitete der deutsche Bibliotheksverband e V folgende Standards ab die informationskompetente Studierende erfullen sollten 8 Die informationskompetenten Studierenden erkennen und formulieren ihren Informationsbedarf und bestimmen Art und Umfang der benotigten Informationen verschaffen sich effizient Zugang zu den benotigten Informationen bewerten die gefundenen Informationen und Quellen und wahlen sie fur ihren Bedarf aus verarbeiten die gewonnenen Erkenntnisse effektiv und vermitteln sie angepasst an die jeweilige Zielgruppe und mit geeigneten technischen Mitteln sind sich ihrer Verantwortung bei der Informationsnutzung und weitergabe bewusst Ansatz des Einbezugs des Web 2 0 Bearbeiten Mittlerweile gibt es Ansatze den Informationskompetenzbegriff unter Berucksichtigung der partizipativen Moglichkeiten des Web 2 0 neu zu definieren Fahigkeit die es ermoglicht Informationen effizient und in geeigneten Medientypen zu ermitteln selektieren und beschaffen zu verarbeiten umzuwandeln und zu erzeugen sowie uber geeignete Kanale zu kommunizieren Nando Stocklin Informations und Kommunikationskompetenz das Lesen und Schreiben der ICT Kultur 6 Basierend auf den Standards vom deutschen Bibliotheksverband e V und auf der adaptierten Definition leitete Stocklin folgende Standards ab 6 Die informationskompetenten Studierenden erkennen ihren stetigen wie auch situativen Informationsbedarf und bestimmen Art und Umfang der benotigten Informationen verschaffen sich effizient Zugang zu Informationen beurteilen diese und wahlen geeignete Informationen fur ihren Bedarf aus erkennen ihren stetigen und situativen Ubermittlungsbedarf sowie geeignete Kanale und bestimmen Art und Umfang der zu ubermittelnden Informationen verwenden die Informationen praktisch oder bereiten sie effizient und effektiv in geeigneter Art und geeignetem Umfang auf und ubermitteln sie sind sich bei der Informationsnutzung und weitergabe der Verantwortung gegenuber anderen und sich selbst bewusst Benachbarte Kompetenzen BearbeitenDa es sich bei Informationskompetenz mehr um ein intellektuelles Werkzeug als um ein fassbares Objekt oder eine messbare Grosse handelt ist eine klare und eindeutige Abgrenzung gegen andere Kompetenzen schwierig Haufig werden sie verwechselt miteinander gleichgesetzt oder als Teilkompetenz impliziert Der kompetente Umgang mit Informationen umfasst Aspekte des Inhalts des Mediums und der Technik Dabei fokussiert Informationskompetenz vor allem auf die Inhalte Medienkompetenz auf das Medium und ICT Kompetenz auf die Technik 6 Folgende weitere Kompetenzen werden haufig in Verbindung mit Informationskompetenz genannt Bibliothekskompetenz Library Literacy Fahigkeit eine Bibliothek und ihre Angebote selbststandig nutzen zu konnen Datenkompetenz Data Literacy Fahigkeit sachgerecht mit Daten umzugehen und Zusammenstellungen von Daten zu interpretieren Digitalkompetenz Digital Literacy Fahigkeit uber Computer dargestellte Informationen unterschiedlicher Formate verstehen und anwenden zu konnen Internetkompetenz Internet Literacy Fahigkeit das Internet nutzen zu konnen und seine grundlegenden Konzepte und Funktionsweisen zu kennen Kommunikationskompetenz Fahigkeit situations und aussagenadaquate Kommunikationen auszugeben und zu empfangen Lesekompetenz Reading Literacy Fahigkeit geschriebene Texte zu verstehen zu nutzen und uber sie reflektieren zu konnen Schreibkompetenz Fahigkeit seine Gedanken mit Hilfe des Mediums Schrift zu formulieren und sich so anderen mitzuteilen Literatur BearbeitenMichael Balceris Medien und Informationskompetenz Modellierung und Messung von Informationskompetenz bei Schulern Dissertation Paderborn 2011 online PDF 5 4 MB Ulrike Hanke Martina Straub Wilfried Suhl Strohmenger Informationskompetenz professionell fordern Ein Leitfaden zur Didaktik von Bibliothekskursen De Gruyter Berlin 2013 ISBN 978 3 11 027371 7 Ulrike Hanke Bibliotheksdidaktik Grundlagen zur Forderung von Informationskompetenz Bibliotheks und Informationspraxis Bd 58 De Gruyter Saur Berlin 2016 ISBN 978 3 11 035241 2 Thomas Hapke In formation Informationskompetenz und Lernen im Zeitalter digitaler Bibliotheken online Sabine Rauchmann Bibliothekare in Hochschulbibliotheken als Vermittler von Informationskompetenz eine Bestandsaufnahme und eine empirische Untersuchung uber das Selbstbild der Bibliothekare zum Thema Informationskompetenz und des Erwerbs methodisch didaktischer Kenntnisse in Deutschland Dissertation Berlin 2009 online PDF 9 MB Wilfried Suhl Strohmenger Hrsg Handbuch Informationskompetenz unter Mitarbeit von Martina Straub De Gruyter Berlin 2012 ISBN 978 3 11 025473 0 Nando Stocklin Informations und Kommunikationskompetenz das Lesen und Schreiben der ICT Kultur In MedienPadagogik Zeitschrift fur Theorie und Praxis der Medienbildung 22 Juni 2012 online PDF 257 kB Weblinks BearbeitenDeutschland www informationskompetenz de Osterreich www informationskompetenz or at Schweiz www informationskompetenz chEinzelnachweise Bearbeiten Matthias Ballod 2005 Informationskompetenz Dimensionen eines Begriffs In Computer und Unterricht Jg 15 H 59 S 44 46 Michael Balceris Medien und Informationskompetenz Modellierung und Messung von Informationskompetenz bei Schulern Paderborn 2011 S 10 http unesdoc unesco org images 0015 001570 157020E pdf Archivierte Kopie Memento des Originals vom 1 April 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot portal unesco org Archivlink Memento des Originals vom 8 Dezember 2009 im Internet Archive nbsp 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