www.wikidata.de-de.nina.az
Die Artikel Selbstreflexion Reflexion Philosophie und Selbstbeobachtung uberschneiden sich thematisch Informationen die du hier suchst konnen sich also auch in den anderen Artikeln befinden Gerne kannst du dich an der betreffenden Redundanzdiskussion beteiligen oder direkt dabei helfen die Artikel zusammenzufuhren oder besser voneinander abzugrenzen Anleitung Reflexion bedeutet etwas prufendes und vergleichendes Nachdenken Dabei sind verschiedene Formen der Reflexion zu unterscheiden Es gibt zum einen die Selbstreflexion also das Nachdenken uber sich selbst bzw das eigene Verhalten Das zugehorige Verb ist reflektieren und steht fur grubeln durchdenken oder nachsinnen 1 In der Philosophie gibt es seit dem 17 Jahrhundert daruber hinaus fachspezifische Verwendungen des Begriffs die sich an diesem Begriff orientieren und unterschiedliche Aspekte hervorheben Beispielsweise Reflexion uber die Gesellschaftsverhaltnisse oder uber den Sprachgebrauch Im Zentrum steht dabei die Unterscheidung von auf aussere Objekte bezogenem Wahrnehmen und derjenigen geistigen Tatigkeit die sich auf den Akt des Denkens und der Vorstellung selbst richtet Abstraktion Inhaltsverzeichnis 1 Antike und neuzeitliche Grundlagen 2 John Locke 3 Der Reflexionsbegriff in der Aufklarung 4 Kant und der deutsche Idealismus 5 Phanomenologie und Existentialismus 6 Kommunikationstheorien und Sprachphilosophie 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseAntike und neuzeitliche Grundlagen BearbeitenEine Erkenntnis der Erkenntnis wird schon von Platon angesprochen Charmides 171c Aristoteles nennt das Denken des Denkens im Zusammenhang einer Erorterung des Glucks das fur ihn aus der geistigen Tatigkeit uberhaupt entsteht wenn nun der wahrnimmt der sieht dass er sieht und hort dass er hort und als Gehender wahrnimmt dass er geht und wenn es bei allem anderen ebenso eine Wahrnehmung davon gibt dass wir tatig sind so dass wir also wahrnehmen dass wir wahrnehmen und denken dass wir denken und dass wir wahrnehmen und denken ist uns ein Zeichen dass wir sind 2 Schliesslich wird die Ruckwendung des Geistes auf sich griechisch epistrophe im Neuplatonismus vor allem bei Proklos zu einem zentralen Begriff Im Mittelalter wurde epistrophe zunachst als reditio Ruckkehr oder conversio Umkehr ubersetzt Daneben verwendete Thomas von Aquin aber bereits reflexio 3 Im Anschluss an Descartes Spiegel Metaphern entstanden zahlreiche kontroverse Reflexionstheorien Dennoch durfte die Definition von Leibniz La reflexion n est autre chose qu une attention a ce qui est en nous 4 dt Die Reflexion ist nichts anderes als die Aufmerksamkeit auf das was in uns ist fur die cartesianische Tradition bis Husserl als konsensfahig gegolten haben 5 Zu diesen Grundlagen entstanden Abgrenzungen die Reflexion zunehmend von einer hier vorherrschenden psychologischen Vorstellung der Introspektion unterschieden John Locke BearbeitenNachdem reflection im Englischen und reflexion im Franzosischen sich im 17 Jahrhundert als umgangssprachliche Begriffe eingeburgert hatten wurde John Lockes Behandlung der Reflexion in seinem Versuch uber den menschlichen Verstand 1690 massgebend fur die weiteren philosophischen Auseinandersetzungen daruber Locke unterscheidet zwischen der Wahrnehmung ausserer Gegenstande und der Wahrnehmung der Vorgange in unserer eigenen Seele wie Wahrnehmen Denken Zweifeln Glauben Begrunden Wissen Wollen samt den damit verbundenen Gefuhlen der Zufriedenheit oder Unzufriedenheit Indem wir uns deren bewusst sind und sie in uns betrachten so empfangt unser Verstand dadurch ebenso bestimmte Vorstellungen wie von den unsere Sinne erregenden Korpern Diese Quelle von Vorstellungen hat Jeder ganz in sich selbst und obgleich hier von keinem Sinn gesprochen werden kann da sie mit ausserlichen Gegenstanden nichts zu tun hat so ist sie doch den Sinnen sehr ahnlich und konnte ganz richtig innerer Sinn genannt werden Allein da ich jene Quelle schon Sinneswahrnehmung sensation nenne so nenne ich diese Selbstwahrnehmung reflection 6 Unklar bleibt dabei ob die Reflexion als von der ausseren Wahrnehmung abhangig oder als eigenstandige Quelle der Erkenntnis gesehen werden soll da Locke im Ruckgriff auf Descartes der freilich den Begriff Reflexion noch nicht verwendet auch Letzteres behauptet 7 Der Reflexionsbegriff in der Aufklarung BearbeitenFur Immanuel Kant und seine Transzendentalphilosophie war die Reflexion wesentliches Mittel der Erkenntnis indem er die Rolle der damit verbundenen Begriffe und ihrer notwendigen Unterscheidung betonte vgl Grundrelation Kritizismus Indem er diese Tatigkeiten auf das eigene Ich des Denkenden zuruckfuhrte benannte er sie auch mit eigenen Reflexionsbegriffen namlich der Einerleiheit und Verschiedenheit der Einstimmung und des Widerstreits des Inneren und des Ausseren der Materie und der Form KrV B 316 ff Hierbei ist auch auf die Amphibolie der Reflexionsbegriffe hinzuweisen KrV B 326 Der Gedanke dass die Reflexion einen Verlust der Unmittelbarkeit bedeute findet sich erstmals bei Francois Fenelon und wurde vor allem von Jean Jacques Rousseau propagiert Der Zustand der Reflexion ist gegen die Natur 8 Eine bekannt gewordene literarische Verarbeitung dieses Themas ist Heinrich von Kleists Uber das Marionettentheater wo es heisst Wir sehen dass in dem Masse als in der organischen Welt die Reflexion dunkler und schwacher wird die Grazie immer strahlender und herrschender hervortritt Johann Gottfried Herder verwies darauf dass die Reflexion auf Sprache angewiesen ist nur sie erlaube es in einem Ocean von Empfindungen einzelne Momente festzuhalten an denen der Verstand sich reflektieren konne 9 Da die Menschen dabei auf bereits fruher Erreichtes zuruckgriffen das sie erweiterten und verbesserten stellt sich fur Herder die Geistesgeschichte schliesslich als ein uberindividueller Reflexionszusammenhang L Zahn dar 10 Kant und der deutsche Idealismus BearbeitenImmanuel Kant setzt sich mit den Reflexionsbegriffen seiner Vorganger in einem Anhang zur transzendentalen Analytik der Kritik der reinen Vernunft auseinander 11 Er spricht hier von der Amphibolie d h der Zweideutigkeit dieser Reflexionsbegriffe da sie entweder von allen Bedingungen der Anschauung abstrahieren so bleibt uns freilich im blossen Begriffe nichts ubrig als das Innere uberhaupt B 339 341 oder die Verstandesbegriffe wurden ganz und gar sensifiziert so dass man nur noch ihre Verschiedenheit und ihren Widerstreit feststellen konne Ersteres sei der Fehler von Leibniz Letzteres der von Locke B 327 Er fordert deshalb eine transzendentale Reflexion durch die uberhaupt erst festgestellt werden musse ob Begriffe als zum reinen Verstande oder zur sinnlichen Anschauung gehorend miteinander verglichen werden B 317 er nennt sie transzendental denn sie mache die subjektiven Bedingungen ausfindig unter denen wir zu Begriffen gelangen konnen und habe es nicht mit den Gegenstanden selbst zu tun von denen die Begriffe gewonnen werden sollen B 316 Johann Gottlieb Fichte unterscheidet in seiner Wissenschaftslehre von 1794 zwischen Reflexion und Streben als den beiden grundlegenden Tatigkeiten des absoluten Ich 12 Sie bewirken auf einer ersten Stufe die Ichheit als eine in sich selbst zuruckgehende sich selbst bestimmende Tatigkeit 13 Durch weitere freie Reflexion werde das dabei zunachst noch Verbundene getrennt und in eine neue Form die Form des Wissens oder des Bewusstseins aufgenommen 14 womit Reflexion zum fur sich Seyn des Wissens wird 15 das sich aber seinen Grund namlich seine Freiheit und Einheit nie restlos vergegenwartigen konne Das wesentliche Grundgesetz der Reflexion sei dass das Wissen immer die Form eines das und das behalt was dazu fuhre dass die Reflexion auf Reflexion auch immer wieder die Welt in einer neuen Gestalt erscheinen lasst 16 Der Zusammenhang der Reflexion mit der Unmittelbarkeit sei in der Liebe zuganglich die fur Fichte bestimmt ist als die in Gott sich selbst rein vernichtende Reflexion 16 Fur Schelling ist die Sphare der Reflexion und Entzweiung charakteristisch fur den Menschen 17 bedeutet jedoch zugleich eine Geisteskrankheit 18 Da diese jedoch vor allem durch das Christentum als Entzweiung des Unendlichen und Endlichen L Zahn das moderne Bewusstsein bestimme musse sie abgehandelt werden Das unternimmt Schelling im System des transcendentalen Idealismus 1800 worin der freien Reflexion die Aufgabe zukommt das Ich als dem blossen Organismus gegenuberstehend zum Bewusstsein seiner selbst zu bringen Die Reflexion ist dabei analytisch bezieht sich aber auf eine vorausliegende synthetische Anschauung in der Anschauendes und Angeschautes identisch sind Schelling kritisiert an Fichte dass dieser mit seiner Setzung des Ich durch das Ich nie aus dem Kreis des Bewusstseins hinaus zu den selbstandig gegebenen Objekten der Natur gelange 19 es ist aber schwer ihm selbst diesen Vorwurf zu ersparen Hegel bestimmt in einem Aufsatz von 1802 die neuere Philosophie insgesamt als Reflexions Philosophie der Subjektivitat 20 kritisiert aber dass bei seinen Vorgangern stets die Trennung zwischen dem endlichen Bewusstsein und einem inhaltsleeren Absoluten bestehen bleibe Seine eigene Auffassung der Reflexion entwickelte er in der Wissenschaft der Logik 1812 1816 und in der Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften ab 1816 Hegel unterscheidet zwischen dem Sein als reiner Unmittelbarkeit und dem Wesen dessen eigene Bestimmung 21 die Reflexion sei Die Reflexion setzt die Identitat des Wesens dabei setzt sie das Sein einerseits voraus setzt es aber gleichzeitig selbst Zur setzenden Reflexion kommt deshalb eine aussere Reflexion die das gesetzte Sein eben weil es von der Reflexion gesetzt ist negiert womit sie das Aufheben dieses ihres Setzens ist und im Negiren das Negiren dieses ihres Negirens betreibt 22 Schliesslich ergibt die bestimmende Reflexion dass setzende und aussere Reflexion eins sind weil Letztere nichts ist als die immanente Reflexion der Unmittelbarkeit selbst 21 Daraus ergeben sich als Reflexions Bestimmungen Identitat Unterschied und Widerspruch wobei die Reflexion an Letzterem zu Grunde geht im Doppelsinn des Ausdrucks Die unendliche Reflexion fuhrt vom Wesen das den Charakter einer Substanz habe zum rein subjektiven Begriff als der dritten Entfaltungsstufe von Hegels Logik In der Sphare des Begriffs artikuliert die Reflexion die bis dahin nur die Bewegung vom Sein zum Wesen ausgemacht hatte sich selbst als Urteil und Schluss 21 Von dieser Reflexion uberhaupt unterscheidet Hegel die Reflexion des Bewusstseins die er in der Phanomenologie des Geistes 1806 entfaltet habe und die bestimmtere Reflexion des Verstandes die die Gegebenheiten der Anschauung unter verschiedenen Gesichtspunkten erortere 23 Innerhalb des Gesamtprozesses seiner Philosophie der das Zusichkommen des Absoluten beschreibt identifiziert er das Sein und Bewusstsein des einzelnen Menschen auch als Stufe der Reflexion 24 Phanomenologie und Existentialismus BearbeitenNach Hegel fuhrte Jakob Friedrich Fries die Reflexion einerseits auf unmittelbare Vernunfterkenntnis zuruck andererseits bestimmte er sie empirisch als Vermogen innerer Selbstbeobachtung 25 In der Folge verstarkten sich Tendenzen einer psychologistischen Herangehensweise bei der die Reflexion selbst als empirischer Gegenstand behandelt wurde Franz Brentano hob demgegenuber darauf ab dass die innere Wahrnehmung nie innere Beobachtung werden kann sondern die Beobachtungen lediglich begleite 26 Auf diese Einsicht baute die Phanomenologie Edmund Husserls auf Husserl sieht in der Reflexion die Bewusstseinsmethode fur die Erkenntnis von Bewusstsein uberhaupt 27 Da fur ihn nur die Bewusstseinsinhalte Gegenstand einer streng wissenschaftlichen Philosophie sein konnen kommt ihr somit eine universelle methodologische Funktion zu 28 Er formuliert eine Stufenordnung der Reflexionen denn die Reflexionen sind abermals Erlebnisse und konnen als solche Substrate neuer Reflexionen werden und so in infinitum wobei der jeweils vorher erlebte Sachverhalt in der Retention erfasst wird 28 Zuletzt werde so das reine Ich vergegenwartigt Von den phanomenologischen und existentialistischen Nachfolgern Husserls wurde diese Reduktion auf reine Subjektivitat L Zahn kritisiert Merleau Ponty verwies darauf dass zum einen bei dieser Herangehensweise die Welt derart auf das Ich hin durchsichtig werde dass nicht nachvollziehbar sei warum Husserl uberhaupt den Umweg uber sie nehme zum anderen stosse die Reflexion stets auf eine prareflexive Undurchdringlichkeit opacite der Welt Die Reflexion musse ihre Moglichkeiten angesichts dieser Undurchdringlichkeit prufen und entwickeln was gegeben ist ist weder das Bewusstsein noch ein reines Sein sondern wie Kant selbst es tiefsinnig ausgesprochen hat die Erfahrung m a W die Kommunikation eines endlichen Subjekts mit einem undurchdringlichen Sein aus dem es emportaucht worin es aber gleichwohl engagiert bleibt 29 Daraus ergibt sich Nie vermag die Reflexion sich selbst uber alle Situation zu erheben stets ist auch sie selbst sich selbst erfahrungsmassig gegeben in einem Kantischen Sinne des Wortes Erfahrung sie entspringt ohne selbst zu wissen woher sie gibt sich mir als naturgegeben 30 Sartre beschreibt in Das Sein und das Nichts das Scheitern der Reflexion bei ihrem doppelten gleichzeitigen Bemuhen um Objektivierung und Verinnerlichung 31 Die Reflexion bleibt eine permanente Moglichkeit des Fur sich als Versuch einer Ubernahme von Sein Durch die Reflexion versucht das Fur sich das sich ausserhalb seiner verliert sich in seinem Sein zu verinnern 32 Doch kann die Ruckwendung des Seins zu sich nur eine Distanz erscheinen lassen zwischen dem was sich zuruckwendet und dem zu dem die Ruckwendung geschieht eine Spaltung die das Nichts das das Bewusstsein von sich trennt nur noch tiefer und unuberwindlicher werden lasst 33 Sartre unterscheidet insgesamt drei Nichtungsprozesse als Erstes die Nichtung des Fur sich das sich draussen verliert beim An sich und in den drei zeitlichen Ek stasen Vergangenheit Gegenwart und Zukunft 32 zweitens diejenige beim Versuch sich daraufhin wiederzuerlangen wie eben beschrieben drittens schliesslich die Nichtung durch das Fur Andere Sein das Sartre als unreine oder mitschuldige Reflexion bezeichnet weil sie das unmogliche Ziel verfolge zugleich Anderes zu sein und es selbst zu bleiben 34 Karl Jaspers nennt unter Bezug auf Kierkegaard die existentielle Selbstreflexion ein mir nirgends sich schliessendes Medium Einerseits suche ich mich darin als hervorgehend aus meinem Urteil uber mich ein prinzipiell unabschliessbarer Prozess andererseits lege ich zwar fortdauernd neue Moglichkeiten frei laufe dabei aber Gefahr jeden Anfang meiner Wirklichkeit zu zerstoren 35 Existenz kann erst in der steten Gefahr der Endlosigkeit ihrer Reflexion in der sie die grenzenlose Offenheit wagt zu sich kommen 36 Heidegger setzt sich mit dem Reflexionsbegriff in Kants These uber das Sein 1962 auseinander 37 Kants transzendentale Reflexion sei Reflexion auf das Ortsnetz im Ort des Seins wobei das Denken einmal als Reflexion und dann als Reflexion der Reflexion im Spiel sei Erstere gebe den Horizont vor in dem dergleichen wie Gesetztheit Gegenstandigkeit erblickt werden kann Letztere das Verfahren wodurch das im Horizont der Gesetztheit erblickte Sein ausgelegt wird Heidegger zufolge handelt es sich um eine Zweiteilung die fur die ganze Geschichte des abendlandischen Denkens grundlegend ist 38 Paul Ricœur bezieht sich auf Fichte und dessen Rezeption in der franzosischen Philosophie wenn er die Reflexion als Wiederaneignung unseres Strebens nach Existenz 39 beschreibt Von der cartesischen Bewusstseinsphilosophie unterscheide die Reflexionsphilosophie dass in ihr das Ich weder in einer psychologischen Evidenz noch in einer intellektuellen Intuition gegeben sei die Reflexion ist das Bestreben das Ego des Ego cogito im Spiegel seiner Objekte seiner Werke und schliesslich seiner Handlungen zuruckzuerobern 40 Kommunikationstheorien und Sprachphilosophie BearbeitenIm 20 Jahrhundert wurden die Fragen nach Reflexion und Reflexivitat neu aufgeworfen durch den pragenden Einfluss von Wissenschaftsphilosophie bzw Sprachphilosophie Linguistik und Strukturalismus Besonders ausgepragt sind sie in der postanalytischen Philosophie in deren Versuch der Reintegration von Empirie und Reflexionssemantik sowie auch in den Kommunikationstheorien insbesondere der Diskurs und Systemtheorien In jenem Kommunikations Paradigma schlagt sich die neue Thematisierung auch im Einflussbereich von Martin Heidegger 1889 1976 und Hans Georg Gadamer 1900 2002 nieder In der Analyse von Herbert Schnadelbach ist Reflexion traditionell das Denken des Denkens das allgemein als Philosophie und heute genauer genommen als methodisch rationale Philosophie nutzlich und systematisierbar sei Die methodische Systematisierung von Reflexion erlaube es das voranalytische mentalistische Verstandnis von Reflexion in den an Jurgen Habermas und Karl Otto Apel anschliessenden Diskurstheorien wie auch in den sprach bzw postanalytischen Philosophien zu transformieren und dort kritisch auszudifferenzieren Die Idee der Spiegelung wird aufgegeben Das Verhaltnis von Reflexion und Methode formuliert Schnadelbach zu Beginn seines Hauptwerks Reflexion und Diskurs 1977 Wer uber philosophische Methodenfragen redet setzt sich dem Verdacht aus uber die Philosophie zu reden statt zu philosophieren Gehort aber die Diskussion uber Methodenfragen zur Philosophie kann man offenbar nur philosophierend uber die Philosophie reden und man muss es tun wenn man in der Philosophie Methodenfragen fur relevant halt Eine solche Selbstthematisierung von Thematisierungsweisen nennt die philosophische Tradition in einer optischen Metapher Reflexion und sie expliziert dies vor allem in der Neuzeit grob gesprochen von Descartes bis Husserl in mentalistischen Termini als Denken des Denkens Erkennen des Erkennens Bewusstsein des Bewusstseins usf Sie verknupft das so Explizierte mit der Aufgabe einer philosophischen Begrundung der Philosophie die ihrerseits Wissenschaft und Moral begrunden soll Reflexion wird damit zum Medium der Selbst begrundung der Philosophie d h des Losungsverfahrens eines Problems das selbst reflexiv strukturiert ist gt Reflexion lt ist darum der wichtigste Methodenbegriff der neueren Philosophie 41 Hierbei gehe Reflexion als Begrundung im Sinne von Geltungsgrunden der Praktischen Philosophie uber Reflexion als Selbstbeobachtung hinaus dies stellt eine Abgrenzung zu empiristischen und systemtheoretischen Theorien dar Als ein Drittes ist in der Schnadelbachschen Reflexionstheorie die Reflexion als Begriffsklarung zu unterscheiden analog zu seiner analytischen Trennung von normativen deskriptiven und explikativen Diskursen In Bezug auf Reflexion als Begrundung von Handlungen betont Jurgen Habermas in der Vorlesungsreihe Der philosophische Diskurs der Moderne 1983 84 die kommunikative Verankerung der Reflexion Freilich ist Reflexion nicht mehr eine Sache des Erkenntnissubjekts das sich objektivierend auf sich bezieht An die Stelle dieser vorsprachlich einsamen Reflexion tritt die ins kommunikative Handeln eingebaute Schichtung von Diskurs und Handeln 42 In der Systemtheorie Niklas Luhmanns bezeichnet Reflexion eine bestimmte Form der Selbstreferenz sozialer Systeme und zwar die bei der das System seinen Operationen die Differenz von System und Umwelt zugrunde legt Die Selbstreferenz dient der autopoietischen Reproduktion d h der Reproduktion des Systems aus sich selbst heraus die Orientierung an der Differenz von System und Umwelt erlaubt es dem System Konditionierungen durch die Umwelt selbst zu wahlen was relevant werden kann wenn das System als solches in Frage gestellt wird 43 Luhmann formuliert auch in Hinblick auf psychische Systeme mit Verweis auf Jurgen Ruesch Gregory Bateson fur unbestrittene Standards von psychiatrischen Theorien Jede Analyse der Selbstbeschreibung oder in klassischer Terminologie von Reflexion wird davon ausgehen mussen dass das System fur sich selbst operativ unerreichbar und damit auch fur die eigenen Operationen intransparent bleibt Hier mag der Grund dafur liegen dass die klassischen Theorien der Selbstreflexion sei es des Bewusstseins sei es des Geistes mit dem Schema bestimmt unbestimmt arbeiten In Hegels Theorie wird dies zu einem Problem durch Dialektik disziplinierter Ubergange 44 Reflexionstheorien arbeiten in unterschiedlichen Weisen und Losungsansatzen mit dem Paradox eines blinden Flecks in jeder Beobachtung des Kantischen Absehens von sich selbst des Unterstellens bei Martin Heidegger des bereits in der Sprache seins bei Hans Georg Gadamer oder des Dekonstruktionstheorems von Jacques Derrida um nicht zuletzt auch das was sich nicht bezeichnen lasst zumindest als unbestimmt zu erfassen Theodor Adorno war in Anschluss an Hegel welcher hierzu nach wie vor am ausfuhrlichsten gearbeitet hat zur Ausarbeitung einer negativen Dialektik veranlasst Reflexion ist in dieser Theorielage der gedanklich verlaufende Ruckbezug auf das was das Denken im Denken denken und nicht denken kann bzw auf das was die Gesprache und sonstige Kommunikationen in der Kommunikation kommunizieren und nicht kommunizieren konnen Siehe auch BearbeitenFragetechnik Gotthard Gunther Institutionalisierte Dauerreflexion Kontemplation Selbstbewusstsein Selbsterkenntnis NabelschauLiteratur Bearbeitenchronologisch Rene Descartes Discours de la methode pour bien conduire sa raison et chercher la verite dans les sciences 1637 deutsch Abhandlung uber die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Wahrheitsforschung John Locke An Essay concerning Humane Understanding 1690 deutsch Ein Versuch uber den menschlichen Verstand Georg Wilhelm Friedrich Hegel Phanomenologie des Geistes 1806 1807 Edmund Husserl Ideen zu einer reinen Phanomenologie und phanomenologischen Philosophie Erstes Buch Allgemeine Einfuhrung in die reine Phanomenologie Niemeyer Halle Saale 1913 Hans Wagner Philosophie und Reflexion Munchen Basel 1959 3 Auflage 1980 ISBN 3 497 00937 7 Herbert Schnadelbach Reflexion und Diskurs Fragen einer Logik der Philosophie Frankfurt am Main 1977 ISBN 3 518 06408 8 Niklas Luhmann Soziale Systeme Grundriss einer allgemeinen Theorie Frankfurt am Main 1984 ISBN 3 518 57684 4 Lothar Zahn Art Reflexion In Joachim Ritter Karlfried Grunder Hrsg Historisches Worterbuch der Philosophie Band 8 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1992 Sp 396 405 Andreas Arndt Dialektik und Reflexion Zur Rekonstruktion des Vernunftbegriffs Meiner Hamburg 1994 ISBN 3 7873 2329 5 Johannes Heinrichs Logik des Sozialen Woraus Gesellschaft entsteht Munchen 2005 ISBN 954 449 199 6 Einzelnachweise Bearbeiten Reflektieren In Duden abgerufen am 30 Juni 2017 Aristoteles Nikomachische Ethik IX 9 1170a28ff Ubers O Gigon vgl auch mit Analytica posteriora 87b und De Anima 429a 433a Thomas von Aquin De veritate I 9 Leibniz Nouveaux Essais Pref Darmstadt 1959 XVI Herbert Schnadelbach Reflexion und Diskurs Frankfurt 1977 S 14 Versuch uber den menschlichen Verstand II 1 4 Versuch IV 9 3 Abhandlung uber den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen Abhandlung uber den Ursprung der Sprache 1 Teil 2 Abschnitt Vgl Abhandlung uber den Ursprung der Sprache 2 Teil unter 1 und 4 Naturgesetz Anhang Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe durch die Verwechslung des empirischen Verstandesgebrauchs mit dem transzendentalen Kritik der reinen Vernunft B 316 346 Grundlegung der gesamten Wissenschaftslehre 1794 III 5 ff Grundlegung des Naturrechts 1796 Uber den Begriff der Wissenschaftslehre 1794 II 7 Darstellung der Wissenschaftslehre 1801 a b Anweisung zum seligen Leben 1806 Philosophie und Religion 1804 Ideen zu einer Philosophie der Natur 1797 Uber den wahren Begriff der Naturphilosophie 1801 Glauben und Wissen a b c Enzyklopadie 112 Wissenschaft der Logik Vorlesungen uber die Philosophie der Religion Enzyklopadie 413 Neue oder anthropologische Kritik der Vernunft 1807 Psychologie vom empirischen Standpunkt 1874 Ideen zu einer reinen Phanomenologie I 78 a b Ideen zu einer reinen Phanomenologie I 77 Phanomenologie der Wahrnehmung 1945 Berlin de Gruyter 1966 S 257 Ubers R Boehm S 65 Das Sein und das Nichts Reinbek Rowohlt 1993 S 294 Ubers H Schoneberg u T Konig a b S 293 S 294 f S 306 Philosophie II 1956 S 35 ff S 43 f Aufgenommen in Wegmarken 1967 Gesamtausgabe I 9 1976 S 473 477 f Die Interpretation Ein Versuch uber Freud Frankfurt Suhrkamp 1974 S 58 Ubers E Moldenhauer S 56 f Reflexion und Diskurs Frankfurt 1977 S 9 Der philosophische Diskurs der Moderne 1985 S 375 Soziale Systeme Grundriss einer allgemeinen Theorie Frankfurt Suhrkamp 1987 S 600 ff 617 f Organisation und Entscheidung Opladen 2000 S 424 mit Verweis auf Jurgen Ruesch Gregory Bateson Communication The Social Matrix of Psychiatry 2 Auflage New York 1968 S 99 ff Normdaten Sachbegriff GND 4134730 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reflexion Philosophie amp oldid 235087386