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Die Sprachphilosophie ist die Disziplin der Philosophie die sich mit Sprache und Bedeutung beschaftigt vor allem mit dem Verhaltnis von Sprache und Wirklichkeit und dem Verhaltnis von Sprache und Bewusstsein bzw Denken Sie ist auch eine Teildisziplin der allgemeinen Linguistik Sie kann weiter auch als ein Teilbereich der Semiotik angesehen werden d h der allgemeinen Zeichenlehre 1 Die Sprachphilosophie ist eng verwandt mit der Logik indem zur Sprachphilosophie auch die Analyse der logischen Struktur von Sprache gehort Zur Sprachphilosophie wird manchmal auch die sprachphilosophisch orientierte Philosophie gezahlt zu der anthropologische Uberlegungen zur Stellung des Menschen als sprachfahiges Wesen gehoren 2 Zur Sprachphilosophie wird manchmal auch die Sprachkritik gezahlt Zu unterscheiden ist die Sprachanalyse als eine philosophische Methode von der Sprachphilosophie als Untersuchung des Gegenstands Sprache Sprachphilosophische Untersuchungen gibt es seit der Antike aber erst seit etwa Mitte des 19 Jahrhunderts werden sie als Sprachphilosophie bezeichnet 3 wobei der Begriff schon vorher im Umlauf war 1748 bei Pierre Louis Moreau de Maupertuis 4 Inhaltsverzeichnis 1 Sprachanalyse als philosophische Methode 1 1 Philosophie der idealen Sprache 1 2 Philosophie der normalen Sprache 2 Zugange zur Sprache 2 1 Analytische Philosophie 2 2 Philosophische Anthropologie 2 3 Sprachkritik 2 4 Strukturalismus und Semiotik 3 Sprache und Realitat 3 1 Referenz Bezugnahme 3 2 Bedeutung 4 Sprache und Handlung 4 1 Sprechakte 4 2 Implikatur 4 3 Metapher 5 Sprache und Bewusstsein 5 1 Sprachliche Relativitat 5 2 Hermeneutik 5 3 Kommunikation 5 4 Spracherwerb und Sprachkompetenz 6 Geschichte der Sprachphilosophie 7 Literatur 7 1 Einfuhrungen 7 2 Textsammlungen 7 3 Aufsatzsammlungen 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseSprachanalyse als philosophische Methode BearbeitenDie Sprachanalyse als philosophische Methode gibt es bereits seit der Antike Ihr kommt jedoch eine zentrale Stellung in der analytischen Philosophie des 20 Jahrhunderts zu 5 deren verschiedene Stromungen etwa in der Tradition des spaten Ludwig Wittgenstein oder Willard van Orman Quine philosophische Probleme zum Beispiel in der Erkenntnistheorie oder der Philosophie des Geistes primar unter Bezug auf sprachphilosophische Methoden diskutierten 6 Die Sprachphilosophie wurde als Fundamentaldisziplin innerhalb der Philosophie angesehen Peter Bieri bemerkt dazu kritisch Sprachanalyse als ein Mittel des Philosophierens gab es naturlich schon fruher angefangen mit Platon und Aristoteles exemplarisch bei Abalard und Ockham beim fruhen Husserl bei Bolzano und Meinong Und was noch entscheidender ist Die sprachanalytische Wendung konnte nur dann als Abgrenzungskriterium fur die analytische Philosophie dienen wenn sich das Dogma halten liesse dass sich alle interessanten Fragen der Philosophie als Fragen uber Worter und deren logische Struktur von Satzen darstellen liessen Doch dieses Dogma ist langst gefallen auch bei den analytischen Philosophen selbst Wie man mentale Verursachung zu verstehen hat oder unseren Willen zur moralischen Einschrankung unserer Handlungsfreiheit oder Rationalitat oder Gerechtigkeit das sind Fragen bei denen Sprachanalyse nicht weit fuhrt 7 Die Ansicht dass die Sprachphilosophie Fundamentaldisziplin ist bezeichnet man auch als Linguistic turn Richard Rorty beschreibt es praziser als die Ansicht dass philosophische Probleme gelost oder aufgelost werden konnen indem man entweder die Sprache reformiert oder besser die Sprache versteht welche wir gegenwartig verwenden 8 Damit benennt Rorty zwei verschiedene Zugange die so genannte Philosophie der idealen Sprache und die Philosophie der normalen Sprache Philosophie der idealen Sprache Bearbeiten Hauptartikel Philosophie der idealen Sprache Die Philosophie der idealen Sprache betrachtet die naturlichen Sprachen als defizitar da diese aufgrund verschiedener Ungenauigkeiten nicht den strengen Anspruchen der Logik genugten Ziel dieses Zugangs ist die Revidierung oder gar Ersetzung der naturlichen Sprachen fur Zwecke der Wissenschaften durch eine ideale formale Sprache Das Projekt hat sich als schwierig in der Umsetzung erwiesen Das grundsatzliche Problem ist dass jede Sprache auch eine formale Sprache interpretiert werden muss und die Sprache der Interpretation in der Regel unsere naturliche Sprache ist Dennoch hat sich diese Zugangsweise als sehr fruchtbar erwiesen denn dank der Erforschung von logischen und begrifflichen Zusammenhangen wurden wichtige Erkenntnisse uber den Aufbau einer formalen Sprache gemacht Als Begrunder der Philosophie der idealen Sprache gilt der Mathematiker Logiker und Sprachphilosoph Gottlob Frege der dieses Projekt in seiner Begriffsschrift verwirklichen wollte Weitere wichtige Vertreter sind Bertrand Russell der zusammen mit Alfred North Whitehead die Principia Mathematica verfasste Ludwig Wittgenstein in seinen fruhen Jahren d h als Verfasser des Tractatus Logico Philosophicus Rudolf Carnap und weitere Vertreter der fruhen analytischen Philosophie sowie Wilhelm Kamlah und Paul Lorenzen die Begrunder des Erlanger Konstruktivismus Philosophie der normalen Sprache Bearbeiten Hauptartikel Philosophie der normalen Sprache Die Philosophie der normalen Sprache betrachtet die naturlichen Sprachen nicht als defizitar sondern als vollig brauchbar fur den Zweck fur den sie eingesetzt werden namlich zur Verstandigung im sozialen Umfeld Die Aufgabe der Sprachphilosophie sei es nicht die Sprache zu revidieren oder zu ersetzen sondern beispielsweise durch das Ausweisen von begrifflichen oder regulativen Zusammenhangen zu beschreiben bzw wie einige Vertreter hinzusetzen wurden zu erklaren Als Begrunder der Philosophie der normalen Sprache gilt Ludwig Wittgenstein in seinen spaten Jahren d h als der Verfasser der Philosophischen Untersuchungen Weitere wichtige Vertreter sind Gilbert Ryle John Langshaw Austin und Peter Strawson Der Ansatz hat zur Entwicklung der Sprechakttheorie beigetragen die zu einem wichtigen Bestandteil der linguistischen Pragmatik geworden ist Die Fruchtbarkeit normalsprachlicher Methodik zeigt sich auch in zahlreichen philosophischen Debatten darunter etwa in Debatten um die Beziehung von Geist und Materie deren traditionelle Behandlung nach Ryle zu Scheinproblemen fuhre Einigen Kritikern scheint der damit einhergehende konservative Zug also das Festhalten am bestehenden Sprachgebrauch aus verschiedenen Motiven problematisch Es wird moniert im Rahmen normalsprachlicher Ansatze wurden Erklarungen und Rechtfertigungen zirkular oder hatten nur im Geltungsbereich bestimmter Sprachsysteme Gultigkeit Hin und wieder wird behauptet bei normativen Problemen fuhre die Philosophie der normalen Sprache zu naturalistischen Fehlschlussen Zugange zur Sprache BearbeitenMan kann verschiedene Zugange zur Sprache unterscheiden die analytische Philosophie die philosophische Anthropologie die Sprachkritik und den Strukturalismus Analytische Philosophie Bearbeiten Hauptartikel Analytische Philosophie In der analytischen Philosophie wird der Gegenstand Sprache mithilfe sprachanalytischer Methoden untersucht Als Grundervater der analytischen Sprachphilosophie gelten unter anderen Gottlob Frege Bertrand Russell und Ludwig Wittgenstein Philosophische Anthropologie Bearbeiten Hauptartikel Philosophische Anthropologie In der philosophischen Anthropologie wird das Wesen des Menschen untersucht Die Sprachfahigkeit des Menschen bietet sich als wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum Tier an Dies ist Untersuchungsgegenstand bei Johann Gottfried Herder und Wilhelm von Humboldt Humboldt stellt die These auf dass begriffsbildende Sprachunterschiede zwischen den Volkern nicht auf eine gemeinsame Vernunft zuruckfuhrbar sind sondern stattdessen durch das Studium der Sprachen erklarbar seien 4 Weitergefuhrt wurden diese Uberlegungen namentlich von Ernst Cassirer in seinem Werk Versuch uber den Menschen Sprachkritik Bearbeiten Hauptartikel Sprachkritik Sprache wird als ein gesellschaftliches Mittel zur Machtausubung untersucht und kritisiert Gemass der Diskurstheorie von Michel Foucault gibt es keinen Diskurs der nicht von Machtbeziehungen bestimmt sei Die Regeln des Diskurses definieren fur einen bestimmten Zusammenhang was gesagt werden soll und was nicht gesagt werden darf und welcher Sprecher was wann sagen darf Jurgen Habermas schlagt demgegenuber das Ideal eines machtfreien Diskurses vor Er verbindet Kommunikation mit den normativen Grundlagen der Gesellschaft und liefert in seinem Hauptwerk Theorie des kommunikativen Handelns eine soziologisch fundierte Auseinandersetzung der Rolle der Kommunikation fur das soziale Leben in demokratischen Gesellschaften Die sexistische Diskriminierung und Unterdruckung der Frauen durch Sprache zum Beispiel durch Stereotypisierung und abfallige Bemerkungen wird in der feministischen Linguistik untersucht Die feministische Philosophie interessiert sich unter anderem fur die Unterscheidung von Sex und Gender und die auch sprachliche Konstruktion des Geschlechts Doing Gender Strukturalismus und Semiotik Bearbeiten Hauptartikel Strukturalismus und Semiotik Die Sprache wird im Strukturalismus als ein System von Zeichen untersucht Als Begrunder des Strukturalismus gilt Ferdinand de Saussure Wichtige Beitrage lieferten Roman Jakobson und Claude Levi Strauss In Auseinandersetzung mit dem Strukturalismus entwickelte sich der Poststrukturalismus Wichtige Poststrukturalisten sind Michel Foucault Jacques Derrida Gilles Deleuze Roland Barthes Jacques Lacan und Judith Butler Jacques Derrida entwickelte die Dekonstruktion Inzwischen untersucht die Biosemiotik ein Teilgebiet der Semiotik die Verwendung von Zeichen in der nicht von Menschen belebten Natur Sprache und Realitat BearbeitenReferenz Bezugnahme Bearbeiten Hauptartikel Extension und Intension Dass es referierende d h Bezug nehmende Ausdrucke gibt scheint unbezweifelbar Der Name Sokrates bezeichnet den griechischen Philosophen Wenn man nun eine referenzielle Bedeutungstheorie vertritt d h wenn man behauptet dass die Bedeutung eines Ausdrucks in seiner Referenz besteht dann stellt sich folgendes Problem Zwei Ausdrucke welche dieselbe Referenz haben d h die koextensional sind haben nicht unbedingt denselben Erkenntniswert Das beruhmte Beispiel von Gottlob Frege ist Der Abendstern ist der Morgenstern Der Ausdruck Abendstern und der Ausdruck Morgenstern haben dieselbe Referenz namlich den Planeten Venus aber der erste Ausdruck bezeichnet den hellsten Stern am Abend der zweite den hellsten Stern am Morgen Der Satz lasst sich also mit Hilfe von Kennzeichnungen d h von Ausdrucken der Art der die das A so formulieren Der hellste Stern am Abend ist der hellste Stern am Morgen Doch damit ist das Problem noch nicht gelost denn die erste Kennzeichnung hat dieselbe Referenz wie die zweite und musste wenn die referentielle Bedeutungstheorie wahr ist dieselbe Bedeutung haben Das ist jedoch nicht der Fall denn jemand kann wissen dass der hellste Stern am Abend die Venus ist ohne zu wissen dass der hellste Stern am Morgen auch die Venus ist Wie ist das Problem zu losen Es bestehen grundsatzlich zwei Losungsansatze der Ansatz von Gottlob Frege und der Ansatz von Bertrand Russell Frege schlagt vor dass man Kennzeichnungen als Ausdrucke versteht welche eine Extension Bedeutung in Freges Terminologie und eine Intension Sinn in Freges Terminologie aufweisen Russell schlagt vor dass man Kennzeichnungen gar nicht als referierende Ausdrucke ansieht sondern dass man Satze in denen Kennzeichnungen vorkommen als eine Konjunktion von drei quantifizierenden Satzen versteht Zum Beispiel wurde der Satz Der hellste Stern am Abend ist der hellste Stern am Morgen so analysiert Es gibt mindestens einen hellsten Stern am Abend und hochstens einen hellsten Stern am Abend und dieser Stern ist der hellste Stern am Morgen Damit wurde erklart weshalb jemand wissen kann dass der hellste Stern am Abend die Venus ist ohne zu wissen dass der hellste Stern am Morgen auch die Venus ist Peter Strawson hat beide Ansatze kritisiert ebenso Keith Donnellan der das Problem durch eine Unterscheidung zwischen attributivem und referentiellem Gebrauch zu losen versucht Ein weiteres Problem sind Eigennamen Wie sind Eigennamen zu analysieren Auch hierzu gibt es zwei Losungsansatze erstens den von Russell und Frege vertretenen Ansatz zweitens den von Saul Kripke und Hilary Putnam vertretenen Ansatz Frege und Russell die sich im Unterschied zur Analyse von Kennzeichnungen bei der Analyse von Eigennamen einig sind schlagen vor dass Eigennamen im Grunde gar keine Eigennamen sind sondern als Kennzeichnungen zu analysieren sind Kripke hat diesen Ansatz folgender Kritik ausgesetzt Wenn es so ware dass Eigennamen im Grunde Kennzeichnungen sind dann ware es nicht moglich dass eine Person die mit der Kennzeichnung zugeschriebene Eigenschaft nicht hatte dies widerspricht jedoch unserer Intuition Wenn man zum Beispiel den Namen Sokrates als der weiseste Philosoph Griechenlands interpretiert dann ware es nicht moglich dass Sokrates nicht der weiseste Philosoph Griechenlands gewesen ist aber das scheint uns sehr wohl moglich Sokrates ware immer noch Sokrates auch wenn er nicht der weiseste Philosoph Griechenlands ware Kripke schlagt vor Eigennamen als direkt referierende Ausdrucke zu verstehen welche ihre Bedeutung in einem ursprunglichen Taufakt erhalten Putnam ubertragt diesen Ansatz auf Namen fur naturliche Arten wie zum Beispiel Gold und Wasser Bedeutung Bearbeiten Hauptartikel Bedeutung Sprachphilosophie Traditionelle Bedeutungstheorien gehen davon aus dass mit der Bedeutung ein Gegenstand bezeichnet ist Diese Theorien haben jedoch das Problem dass Satze in denen Ausdrucke vorkommen die auf nichts referieren zum Beispiel Pegasus ist ein geflugeltes Pferd ihnen gemass keine Bedeutung hatten Fuhrt man zur Behebung dieses Problems fiktive Gegenstande ein so ergeben sich andere Probleme Zudem gibt es viele Ausdrucke wie zum Beispiel Konjunktionen und Prapositionen welche auf nichts zu referieren scheinen Moderne Bedeutungstheorien im Geist der Philosophie der normalen Sprache stellen die Frage wie es uberhaupt dazu kommt dass ein Zeichen Bedeutung hat Damit gelangen sie zur Ansicht dass die Bedeutung eines Ausdrucks kein Gegenstand ist sondern durch den Gebrauch des Zeichens gebildet ist In der Folge haben sich verschiedene Bedeutungstheorien entwickelt Der von Ludwig Wittgenstein verfolgte Ansatz will lediglich eine Beschreibung der Sprache liefern keine Erklarung In dieser Beschreibung spielen die Begriffe Sprachspiel Grammatik und Regel eine wesentliche Rolle Der von Willard Van Orman Quine entwickelte Ansatz ersetzt den Begriff der Bedeutung durch den der Verifikation Was ein Satz bedeutet ist dadurch bestimmt wie er hinsichtlich seiner Wahrheit uberpruft verifiziert wird siehe Verifikationismus Quine geht dabei von einer ursprunglichen Situation der Verstandigung aus Wie kann man eine Ausserung eines Sprechers verstehen wenn einem dessen Sprache vollig fremd ist Quine meint dass man in dieser Situation eine radikale Ubersetzung machen musse wobei die genaue Bedeutung der Ausserung unbestimmt bleibe These der Unterdeterminierung der Bedeutung Der von Donald Davidson entwickelte Ansatz versucht die Frage zu beantworten wie es moglich ist dass kompetente Sprecher einer Sprache neue Satze auf Anhieb verstehen konnen Die naheliegende Antwort ist die dass die Sprache kompositional aufgebaut ist dass die Bedeutung eines Satzes von der Bedeutung seiner Bestandteile und ihrer Zusammensetzung bestimmt ist Davidson versucht eine kompositionale Bedeutungstheorie als Wahrheitstheorie in der Form der Theorie von Alfred Tarski zu formulieren Davidsons Bedeutungstheorie ist im Grunde eine Interpretationstheorie Dabei geht er wie sein Lehrer Quine von einer ursprunglichen Situation der Verstandigung aus Davidson meint dass es dabei nicht um radikale Ubersetzung ginge sondern um radikale Interpretation Entscheidend fur die Konstruktion der Theorie ist das sogenannte Prinzip der wohlwollenden Interpretation principle of charity Michael Dummett halt der Theorie von Davidson entgegen dass Wahrheitsbedingungen fur die Bedeutung nur insofern relevant sind als die Sprecher die Fahigkeit haben sie zu erkennen Der von Paul Grice entwickelte Ansatz versucht den Begriff der Bedeutung mit dem der Absicht zu analysieren Das was ein Zeichen bedeutet ist das was ein Sprecher damit meint d h was er damit in einem ganz bestimmten Sinn beabsichtigt siehe Sprecherbedeutung Sprache und Handlung BearbeitenSprechakte Bearbeiten Hauptartikel Sprechakttheorie Wer spricht stellt nicht nur etwas dar sondern tut auch etwas Diese Erkenntnis hat John Langshaw Austin in einer Vorlesungsreihe im Jahre 1955 formuliert 1962 als How To Do Things With Words publiziert Austin unterscheidet zwischen drei gleichzeitig ablaufenden Akten dem lokutionaren dem illokutionaren und dem perlokutionaren Vereinfachend gesagt soll mit einer Ausserung etwas gesagt getan bzw bewirkt werden Wenn zum Beispiel jemand aussert Schiess dieses Tier nieder dann hat er damit gesagt dass die angesprochene Person das Tier niederschiessen soll Lokution er hat ihr geraten oder befohlen das Tier niederzuschiessen Illokution und er hat sie unter Umstanden uberzeugt dass sie das Tier niederschiessen soll Perlokution Einige Ausserungen sind sogenannte explizit performative Ausserungen der Sprecher gibt dabei die illokutionare Rolle seiner Aussagen explizit an zum Beispiel Hiermit warne ich Dich Eine performative Ausserung ist weder wahr noch falsch sie kann gelingen oder nicht gelingen Als Kriterium in der Analyse von Ausserungen gelten dabei die sogenannten Gelingensbedingungen von performativen Ausserungen John Searle versucht Austins Ansatze zu einer Sprechakttheorie zu systematisieren Er unternimmt unter anderem eine Klassifikation von Sprechakten Er unterscheidet funf Typen von Sprechakten Reprasentivum Assertivum z B etwas behaupten Direktivum z B jemanden um etwas bitten Kommissivum z B jemandem etwas versprechen Expressivum z B jemandem danken und Deklarativum z B jemanden taufen Es ist umstritten wie hilfreich diese Einteilung ist Implikatur Bearbeiten Hauptartikel Implikatur Manchmal meinen wir das was wir sagen ofters meinen wir jedoch etwas anderes oder etwas mehr als das was wir sagen wir deuten es lediglich an Zum Beispiel sagt jemand als Antwort auf die Frage wo man Benzin tanken konne dass es eine Tankstelle um die Ecke gebe Damit hat die Person nicht gesagt dass man dort Benzin tanken konne sie hat es lediglich angedeutet Paul Grice hat versucht diesen Aspekt der Bedeutung als Implikatur zu verstehen Der Ausdruck Implikatur ist ein Kunstwort das nur innerhalb von Grice Theorie und Weiterentwicklungen davon eine klar umrissene Bedeutung hat Die Grundidee von Grice ist die sprachliche Verstandigung als ein rationales Handeln anzusehen das auf dem sogenannten Kooperationsprinzip beruht Diesem Prinzip sind verschiedene Konversationsmaximen untergeordnet beispielsweise dass ein Sprecher seinen Beitrag so informativ wie moglich gestalten soll Wenn wir mehr oder etwas anderes sagen als wir meinen aber dennoch kooperativ sind dann ist dies darauf zuruckzufuhren dass eine dieser Maximen nicht eingehalten oder verletzt wird Metapher Bearbeiten Hauptartikel Metapher Wird ein Wort nicht in seiner wortlichen sondern in einer ubertragenen Bedeutung gebraucht so spricht man von einer Metapher griechisch metafora Ubertragung von meta pherein anderswohin tragen Gemass Aristoteles besteht zwischen der wortlich bezeichneten Sache und der ubertragen gemeinten eine Beziehung der Ahnlichkeit Zum Beispiel ist mit der metaphorischen Redeweise Du bist meine Sonne nicht gemeint dass die angesprochene Person tatsachlich eine Sonne ist sondern dass sie ihr in einer naher zu bestimmenden Hinsicht ahnlich ist Inwiefern ist nun aber eine Person einer Sonne ahnlich Man konnte sagen dass eine Person wie eine Sonne strahlt oder glanzt Dann wurde man aber wiederum eine Metapher brauchen Versucht man diese Frage zu beantworten scheint man immer wieder auf Metaphern zuruckgreifen zu mussen Gemass Donald Davidson ist es irrefuhrend von einer metaphorischen Bedeutung zu reden Worter haben wortliche Bedeutung und konnen metaphorisch gebraucht werden John Searle schlagt in Anlehnung an Paul Grice vor diesen Gebrauch als Implikatur zu erklaren Sagt ein Sprecher Du bist meine Sonne so impliziert er damit dass die Person in einer noch naher zu bestimmenden Hinsicht wie eine Sonne ist Doch damit ist immer noch nicht geklart wie das wie zu verstehen ist Sprache und Bewusstsein BearbeitenSprachliche Relativitat Bearbeiten Hauptartikel Semantischer Relativismus und Sapir Whorf Hypothese Die Linguisten Edward Sapir und Benjamin Whorf vertreten wie vor ihnen Wilhelm von Humboldt die These der sprachlichen Relativitat Sie behaupten dass die Gedanken insofern relativ zu einer Sprache sind als sich gewisse Gedanken nur in bestimmten Sprachen formulieren und verstehen lassen Sie glauben dies unter anderem mit empirischen Studien der Sprache von Indianern und Eskimos belegen zu konnen Donald Davidson vertritt dagegen die These dass alle Menschen insofern sie miteinander kommunizieren uber dasselbe Begriffsschema verfugen weil ein grundsatzlich anderes Begriffsschema fur uns gar nicht verstandlich ware Hermeneutik Bearbeiten Hauptartikel Hermeneutik Die Sprache ist auch Mittel des Verstehens Die Hermeneutik ist die Untersuchung des Verstehens und somit auch der Sprache als Mittel des Verstehens Begrunder der Hermeneutik ist Friedrich Schleiermacher Wesentliche Impulse zu einer Erneuerung der Hermeneutik im zwanzigsten Jahrhundert lieferten Wilhelm Dilthey Martin Heidegger und Hans Georg Gadamer Kommunikation Bearbeiten Hauptartikel Kommunikationswissenschaft und Kommunikationsmodell Die Sprache ist auch ein Mittel der Kommunikation Ein besonders bekanntes Kommunikationsmodell ist das Organonmodell 1933 von Karl Buhler Buhler unterscheidet zwischen einer Darstellungs Ausdrucks und Appellfunktion des Zeichens Roman Jakobson erweiterte 1960 das Modell auf sechs Funktionen Als Standardmodell der Nachrichtenubermittlung gilt das in der Informationstheorie von Claude Shannon und Warren Weaver entwickelte Sender Empfanger Modell 1949 Dan Sperber und Deirdre Wilson haben gezeigt dass dieses Modell zur Erklarung der menschlichen Kommunikation zu kurz greift und durch ein inferentialistisches Modell erweitert werden muss Die von Sperber und Wilson im Buch Relevance 1986 entwickelte Relevanztheorie verbindet Fodors modulare Theorie des Geistes mit Gedanken von Grice Die Theorie besteht grundsatzlich aus zwei Prinzipien der Relevanz Das erste besagt dass der menschliche Geist dazu tendiert die Relevanz des Inputs zu maximieren Die zweite besagt dass jede kommunikative Ausserung eine Vermutung der optimalen Relevanz mit sich tragt Damit lasse sich sprachliche Kommunikation erklaren Spracherwerb und Sprachkompetenz Bearbeiten Hauptartikel Spracherwerb Noam Chomsky beim Weltsozialforum 2003 Wie konnen wir erklaren dass Menschen ihre Muttersprache so schnell erlernen konnen In der Spracherwerbsforschung gibt es zwei klassische Ansichten die von Noam Chomsky und von Jean Piaget erstmals formuliert wurden Der von Chomsky vertretene Nativismus geht davon aus dass Menschen uber eine sogenannte Universalgrammatik verfugen Unter einer Universalgrammatik stellen sich Nativisten wie Chomsky Jerry Fodor und Steven Pinker ein angeborenes syntaktisches Wissen vor Nur bei der Annahme von einem solchen Wissen konne man den Spracherwerb von Kindern erklaren Der klassische Kontrahent des Nativismus ist der Kognitivismus der erstmals in Piagets Theorie der Entwicklung kindlicher Kognition ausgearbeitet wurde Kognitivistische Theorien gehen davon aus dass sich der Spracherwerb durch die Denkfahigkeiten des Menschen erklaren lasse und man nicht auf eine angeborene Universalgrammatik zuruckgreifen musse In den letzten Jahren wurde der klassische Kognitivismus zunehmend durch einen Interaktionismus erganzt der ein starkeres Gewicht auf die soziale Interaktion von Menschen legt In diese Richtung geht auch der Vorschlag des Anthropologen Michael Tomasello Tomasello schlagt vor dass Menschen uber allgemeine kognitive Fahigkeiten verfugen die sie zur Kommunikation einsetzen Geschichte der Sprachphilosophie Bearbeiten Hauptartikel Geschichte der Sprachphilosophie Die Anfange der Sprachphilosophie gehen bis in die Antike zuruck Die Ideenlehre von Platon fuhrt zum Problem der Pradikation Wie verhalten sich die Einzeldinge zu den Universalien Aristoteles fahrt mit den sprachphilosophischen Untersuchungen fort und entwickelt die Aussagenlogik Im Mittelalter werden von Philosophen wie Abaelardus und Duns Scotus logische und sprachphilosophische Untersuchungen unternommen William von Ockham entwickelt den Nominalismus siehe Universalienstreit Zur Abgrenzung gegenuber anderen Philosophien wurden verschiedene Aspekte erwogen und verworfen so etwa der methodologische Nominalismus und eine Gegnerschaft zum Psychologismus aber kein Kriterium gilt hierbei als vollstandig etabliert Die moderne Sprachphilosophie hat sich als eigenstandige Disziplin mit der Entwicklung der modernen Logik durch Gottlob Frege in seinem epochalen Werk der Begriffsschrift etabliert dieses Werk ist kennzeichnend fur die Philosophie der idealen Sprache Mit den Philosophischen Untersuchungen von Ludwig Wittgenstein beginnt die Philosophie der normalen Sprache Beide Traditionen haben zur Entwicklung neuer Erkenntnisse und der Erforschung neuer Gebiete gefuhrt Literatur BearbeitenPhilosophiebibliographie Sprachphilosophie Zusatzliche Literaturhinweise zum Thema Einfuhrungen Bearbeiten Einfuhrungen in deutschsprachigen EnzyklopadienKuno Lorenz Sprachphilosophie In Jurgen Mittelstrass Hrsg Enzyklopadie Philosophie und Wissenschaftstheorie Band 3 Metzler Stuttgart 1995 Allgemeine Einfuhrungen in deutscher SpracheAlbert Newen Markus Schrenk Einfuhrung in die Sprachphilosophie WBG Darmstadt 2019 erweiterte und verbesserte dritte Auflage ISBN 978 3 534 27113 9 Georg W Bertram Sprachphilosophie zur Einfuhrung Junius Hamburg 2010 ISBN 978 3 88506 681 1 Friedrich Kambartel Pirmin Stekeler Weithofer Sprachphilosophie Probleme und Methoden Stuttgart 2005 ISBN 3 15 018380 4 Nikola Kompa Hrsg Handbuch Sprachphilosophie Metzler Stuttgart 2015 ISBN 978 3 476 02509 8 Gerald Posselt Matthias Flatscher Sprachphilosophie Eine Einfuhrung UTB facultas Wien 2016 ISBN 978 3 8252 4126 1 Peter Prechtl Sprachphilosophie Metzler 1998 ISBN 3 476 01644 7 eine der umfassendsten deutschsprachigen Einfuhrungen Pirmin Stekeler Weithofer Sprachphilosophie Eine Einfuhrung Munchen 2014 C H Beck Wissen Einfuhrungen in deutscher Sprache in spezielle ThemenSybille Kramer Sprache Sprechakt Kommunikation Sprachtheoretische Positionen des 20 Jahrhunderts Suhrkamp Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 518 29121 1 Elisabeth Leiss Sprachphilosophie W de Gruyter Berlin New York 2009 ISBN 978 3 11 020547 3 Eike von Savigny Die Philosophie der normalen Sprache Eine kritische Einfuhrung in die ordinary language philosophy Suhrkamp Frankfurt am Main 1993 1969 ISBN 3 518 28671 4 Dieter Teichert Christiane Schildknecht Philosophie in Literatur Suhrkamp 1995 ISBN 978 3 518 28825 2 Dieter Teichert Die Unendlichkeit der Sprache und die Grenzen des Verstehens in U Arnswald u a eds Hermeneutik und die Grenzen der Sprache Mautius Heidelberg 2012 57 74 Einfuhrungen in englischer SpracheSimon Blackburn Spreading the Word Groundings in the Philosophy of Language Clarendon Press Oxford 1984 Michael Devitt Kim Sterelny Language and Reality 2 Auflage Blackwell Oxford 1999 ISBN 0 262 54099 1 gute Einfuhrung von einem naturalistischen Standpunkt aus Richard Larson and Gabriel Segal Knowledge of Meaning an Introduction to Semantic Theory MIT Press 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sorites orgEinzelnachweise Bearbeiten Metzler Philosophie Lexikon Eintrag Semiotik Metzler Philosophie Lexikon Eintrag Sprachphilosophie Wilhelm Traugott Krug Allgemeines Handworterbuch der philosophischen Wissenschaften 2 Auflage Leipzig 1832 38 Band 3 S 847 f a b Sprachphilosophie I In Historisches Worterbuch der Philosophie In HWPh Band 9 S 1514 1524 Sprachphilosophie II In Historisches Worterbuch der Philosophie In HWPh Band 9 S 1524 1527 Scott Soames Philosophical Analysis in the Twentieth Century Band 2 Princeton University Press 2003 Peter Bieri Was bleibt von der analytischen Philosophie In DZPhil 55 2007 3 S 340 Richard Rorty The Linguistic Turn Essays in Philosophical Method Chicago University Press 1967 ISBN 0 226 72569 3 S 3 Normdaten Sachbegriff GND 4056486 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sprachphilosophie amp oldid 226039906