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Die Aussagenlogik ist ein Teilgebiet der Logik das sich mit Aussagen und deren Verknupfung durch Junktoren befasst ausgehend von strukturlosen Elementaraussagen Atomen denen ein Wahrheitswert zugeordnet wird In der klassischen Aussagenlogik wird jeder Aussage ein Element einer Booleschen Algebra als Wahrheitswert zugeordnet Der Wahrheitswert einer zusammengesetzten Aussage lasst sich ohne zusatzliche Informationen mittels der Operationen der Booleschen Algebra aus den Wahrheitswerten ihrer Teilaussagen bestimmen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Abgrenzung zu anderen Logiken 3 Umgangssprachliche Einleitung 3 1 Einfache Aussage Elementaraussage 3 2 Verneinte Aussage Negation 3 3 Und verknupfte Aussagen Konjunktion 3 4 Nichtausschliessendes Oder Disjunktion 3 5 Materiale Implikation 3 6 Bikonditional 3 7 Ausschliessendes Oder 3 8 Verneinung einer verknupften Aussage De Morgansche Gesetze 3 8 1 Verneinung einer Konjunktion 3 8 2 Verneinung einer Disjunktion 3 9 Hinreichende und notwendige Bedingung 4 Formaler Zugang 4 1 Einleitung 4 2 Syntax 4 2 1 Bausteine der aussagenlogischen Sprache 4 2 2 Formationsregeln 4 2 3 Schlussregeln 4 2 4 Axiome 4 2 5 Herleitung und Beweis 4 3 Semantik 4 3 1 Semantische Gultigkeit Tautologien 4 3 2 Wichtige semantische Eigenschaften Erfullbarkeit Widerlegbarkeit und Unerfullbarkeit 4 3 3 Algebraische Sicht 4 3 4 Normalformen 4 4 Metatheorie 5 Abgrenzung und Philosophie 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHistorisch geht die Aussagenlogik zuruck bis zu Aristoteles der erstmals aussagenlogische Grundsatze diskutierte namlich in seiner Metaphysik den Satz vom Widerspruch und den Satz vom ausgeschlossenen Dritten und der in seiner ersten Analytik den indirekten Beweis thematisierte Die zweiwertige aussagenlogische Semantik entwickelten etwas spater die megarischen Philosophen Diodoros Kronos und Philon Die Aussagensemantik und axiomatik kombinierte der Stoiker Chrysippos von Soli der den ersten aussagenlogischen Kalkul formulierte Die Weiterentwicklung der Aussagenlogik der Stoa durch das Mittelalter wird oft ubersehen 1 Eine erste vollstandige und entscheidbare Formalisierung fur aussagenlogische Tautologien allerdings noch nicht fur das aussagenlogische Schliessen schuf George Boole 1847 mit seinem algebraischen Logikkalkul Den ersten aussagenlogischen Kalkul mit Schlussregeln formulierte Gottlob Frege im Rahmen seiner Begriffsschrift 1879 Er war die Vorlage fur den Aussagenkalkul von Bertrand Russell 1908 der sich spater durchsetzte s u Abgrenzung zu anderen Logiken BearbeitenDa in der heutigen Mathematik die klassische Aussagenlogik massgeblich wurde wird in diesem Artikel dieser moderne Haupttypus der Aussagenlogik behandelt Allgemein ist die klassische Logik durch zwei Eigenschaften charakterisiert Jede Aussage hat einen von genau zwei Wahrheitswerten meist falsch oder wahr Prinzip der Zweiwertigkeit oder Bivalenzprinzip Der Wahrheitswert jeder zusammengesetzten Aussage ist eindeutig durch die Wahrheitswerte ihrer Teilaussagen bestimmt Prinzip der Extensionalitat oder Kompositionalitat siehe Extensionalitatsprinzip Das Prinzip der Zweiwertigkeit wird oft mit dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten verwechselt Die klassische Aussagenlogik ist jenes Gebiet der klassischen Logik das die innere Struktur von Satzen Aussagen daraufhin untersucht aus welchen anderen Satzen Teilsatzen sie zusammengesetzt sind und wie diese Teilsatze miteinander verknupft sind Die innere Struktur von Satzen die ihrerseits nicht in weitere Teilsatze zerlegt werden konnen wird von der Aussagenlogik nicht betrachtet Ein Beispiel Die Aussage Alle Katzen sind Hunde und die Erde ist eine Scheibe ist mit dem Bindewort und aus den beiden kurzeren Aussagen Alle Katzen sind Hunde und Die Erde ist eine Scheibe zusammengesetzt Diese beiden Aussagen lassen sich ihrerseits nicht mehr in weitere Aussagen zerlegen sind aus aussagenlogischer Sicht also elementar oder atomar Andere auf die Aussagenlogik aufbauende logische Systeme betrachten die innere Struktur solcher atomaren Aussagen ein wichtiges Beispiel ist die Pradikatenlogik In Abgrenzung zur klassischen Logik entstehen nichtklassische Logiksysteme wenn man das Prinzip der Zweiwertigkeit das Prinzip der Extensionalitat oder sogar beide Prinzipien aufhebt Nichtklassische Logiken die durch die Aufhebung des Prinzips der Zweiwertigkeit entstehen heissen mehrwertige Logik Die Zahl der Wahrheitswerte in diesem Falle ublicher Pseudowahrheitswerte kann dabei endlich sein z B dreiwertige Logik ist aber oft auch unendlich z B Fuzzy Logik Hingegen verwenden Logiken die durch die Aufhebung der Extensionalitat entstehen Junktoren Konnektive bei denen sich der Wahrheitswert des zusammengesetzten Satzes nicht mehr eindeutig aus dem Wahrheitswert seiner Teile bestimmen lasst Ein Beispiel fur nichtextensionale Logik ist die Modallogik die die einstelligen nichtextensionalen Operatoren es ist notwendig dass und es ist moglich dass einfuhrt Logische Systeme stehen innerhalb der Logik nicht in einem Konkurrenzverhaltnis um Wahrheit oder Richtigkeit Die Frage welches logische System fur einen bestimmten Zweck genutzt werden soll ist eher eine pragmatische Oft werden logische Systeme und logische Fragestellungen mit ausserlogischen Fragen verwechselt oder vermischt z B mit der metaphysischen Frage welches logische System richtig sei d h die Wirklichkeit beschreibe Zu dieser Frage gibt es unterschiedliche Standpunkte einschliesslich des positivistischen Standpunkts dass diese Frage sinnlos sei Diese Fragen fallen aber in andere Gebiete z B Philosophie Wissenschaftstheorie und Sprachwissenschaft Wenn in diesem Artikel die klassische Aussagenlogik behandelt wird so ist das also nicht als metaphysische Festlegung zu verstehen oder gar als Behauptung dass alle Aussagen wahr oder falsch sind Es ist lediglich so dass die klassische Aussagenlogik einfach nur solche Aussagen behandelt die wahr oder falsch sind Das ist eine grosse formale Vereinfachung die dieses System relativ leicht erlernbar sein lasst Braucht man aus metaphysischen oder pragmatischen Grunden mehr als zwei Wahrheitswerte kann die klassische Aussagenlogik als Ausgangspunkt dienen um ein geeignetes logisches System aufzustellen Umgangssprachliche Einleitung BearbeitenEinfache Aussage Elementaraussage Bearbeiten Hauptartikel Aussage Logik Eine Aussage A ist ein Satz der entweder wahr w wahr true 1 oder nicht wahr f falsch false 0 ist Das gilt sowohl fur einfache als auch fur verknupfte Aussagen Halbwahrheiten gibt es nicht Eine Aussage kann sowohl der gewohnlichen Sprache entstammen als auch der Sprache der Mathematik Eine Elementaraussage ist eine Aussage die keine aussagenlogischen Verknupfungen nicht und oder wenn dann genau dann wenn enthalt Beispiele fur Elementaraussagen A 1 displaystyle A 1 nbsp Munchen ist 781 km von Hamburg entfernt A 2 displaystyle A 2 nbsp 9 ist durch 3 teilbar A 3 displaystyle A 3 nbsp Eintracht Frankfurt wird in der nachsten Saison deutscher Fussballmeister A 4 displaystyle A 4 nbsp Alle Autos sind grun A 2 displaystyle A 2 nbsp ist offensichtlich wahr triviale mathematische Aussage A 4 displaystyle A 4 nbsp dagegen ist falsch es gibt einfache Gegenbeispiele A 1 displaystyle A 1 nbsp stellt im mathematischen Sinne keine Aussage dar ungenau genug in vielerlei Hinsicht hat Interpretationsspielraum 2 gleiches gilt fur A 3 displaystyle A 3 nbsp 3 4 In der klassischen Aussagenlogik ist eine Aussage entweder wahr oder nicht wahr auch wenn man den Wahrheitsgehalt nicht kennt Das ist zum Beispiel bei den ungelosten mathematischen Problemen der Fall Anmerkung A 4 displaystyle A 4 nbsp ist eine All Aussage die Struktur solcher Aussagen ist Gegenstand der Pradikatenlogik Im Sinne der Aussagenlogik ist es eine Elementaraussage Verneinte Aussage Negation Bearbeiten Hauptartikel Negationszeichen Die Verneinung bzw Negation auch Satzverneinung aussere Verneinung kontradiktorisches Gegenteil einer Aussage A ist diejenige Aussage A die genau dann wahr ist wenn A falsch ist und die genau dann falsch ist wenn A wahr ist Einfacher Die Verneinung einer Aussage A dreht den Wahrheitswert von A in sein Gegenteil um Man erhalt die Verneinung einer Aussage A immer dadurch dass man ihr die Formulierung Es ist nicht der Fall dass voranstellt Zwar lasst sich ein naturlichsprachlicher Satz auch verneinen indem man das Wort nicht oder eine andere negative Formulierung an geeigneter Stelle einfugt es ist aber nicht immer ganz einfach zu erkennen welche Formulierung zu verwenden und an welcher Stelle einzufugen ist Formal schreibt man fur nicht A in der gebrauchlichsten Notation Schreibweise A auf Englisch und in der Schaltalgebra auch NOT A gelegentlich auch A A displaystyle A nbsp A displaystyle neg A nbsp falsch wahrwahr falschWir verneinen die obigen Beispiele A 1 displaystyle neg A 1 nbsp Es ist nicht der Fall dass Munchen 781 km von Hamburg entfernt ist A 2 displaystyle neg A 2 nbsp Es ist nicht der Fall dass 9 durch 3 teilbar ist A 3 displaystyle neg A 3 nbsp Es ist nicht der Fall dass Eintracht Frankfurt in der nachsten Saison deutscher Fussballmeister wird A 4 displaystyle neg A 4 nbsp Es ist nicht der Fall dass alle Autos grun sind Es kann durchaus auch grune Autos geben aber es gibt mindestens ein Auto das nicht grun ist Allgemein gilt fur die Verneinung Wenn eine Aussage A displaystyle A nbsp wahr ist ist die Verneinung A displaystyle neg A nbsp falsch Wenn eine Aussage A displaystyle A nbsp falsch ist ist die Verneinung A displaystyle neg A nbsp wahr Eine Aussage A displaystyle A nbsp kann nicht gleichzeitig wahr und falsch sein Die Aussagen A displaystyle A nbsp und A displaystyle neg A nbsp konnen nicht gleichzeitig wahr sein Und verknupfte Aussagen Konjunktion Bearbeiten Hauptartikel Konjunktion Logik Eine Konjunktion ist eine aus zwei Aussagen zusammengesetzte Aussage die die Wahrheit all ihrer Teilaussagen behauptet Umgangssprachlich verbindet man zwei Aussagen A und B durch das Bindewort und zu einer Konjunktion A und B in der logischen Sprache verwendet man meist das Zeichen displaystyle land nbsp Schreibweise A B displaystyle A land B nbsp gelegentlich auch das kaufmannische Und den Ampersand amp Sprechweise A und B Schreibweise A B displaystyle A land B nbsp auf Englisch und in der Schaltalgebra auch A AND BDie Aussage A B displaystyle A land B nbsp ist immer dann wahr wenn sowohl A als auch B jeweils wahr sind Andernfalls ist A B displaystyle A land B nbsp falsch namlich dann wenn entweder A oder B oder beide Aussagen falsch sind Beispiele fur eine Und Verknupfung A 9 ist durch 3 teilbar B 9 ist eine QuadratzahlA displaystyle A nbsp B displaystyle B nbsp A B displaystyle A land B nbsp wahr wahr wahrfalsch wahr falschwahr falsch falschfalsch falsch falschDiese Teilaussagen und ihre Negationen werden nun durch displaystyle land nbsp miteinander verknupft C 1 displaystyle C 1 nbsp 9 ist durch 3 teilbar und 9 ist eine Quadratzahl C 2 displaystyle C 2 nbsp 9 ist nicht durch 3 teilbar und 9 ist eine Quadratzahl C 3 displaystyle C 3 nbsp 9 ist durch 3 teilbar und 9 ist keine Quadratzahl C 4 displaystyle C 4 nbsp 9 ist nicht durch 3 teilbar und 9 ist keine Quadratzahl Nur C 1 A B displaystyle C 1 A land B nbsp ist wahr weil A displaystyle A nbsp wahr ist und auch B displaystyle B nbsp wahr ist C 2 A B displaystyle C 2 neg A land B nbsp ist falsch weil A displaystyle neg A nbsp falsch ist C 3 A B displaystyle C 3 A land neg B nbsp ist falsch weil B displaystyle neg B nbsp falsch ist C 4 A B displaystyle C 4 neg A land neg B nbsp ist falsch weil sowohl A displaystyle neg A nbsp als auch B displaystyle neg B nbsp falsch ist Nichtausschliessendes Oder Disjunktion Bearbeiten Hauptartikel Disjunktion Eine Disjunktion ist eine zusammengesetzte Aussage die behauptet dass mindestens eine ihrer Teilaussagen wahr ist Die Disjunktion in diesem Sinn wird auch nichtausschliessendes Oder genannt Aber Achtung Die Bezeichnung Disjunktion wurde und wird oft auch fur das ausschliessende Oder entweder oder verwendet man denke an das Konzept der disjunkten Mengen Einige Autoren verwenden daher fur das Nichtausschliessende Oder den Begriff Adjunktion Das Formelzeichen displaystyle vee nbsp stammt von dem lateinischen Wort vel fur ausschliessendes Oder wurde im Lateinischen aut aut verwandt 5 Sprechweise A oder B genauer A oder B oder beide haufig in juristischen oder medizinischen Texten A und oder B Schreibweise A B displaystyle A vee B nbsp auf Englisch und in der Schaltalgebra auch A OR BDie Aussage A B displaystyle A vee B nbsp ist immer dann wahr wenn mindestens eine der Teilaussagen A oder B wahr ist bzw wenn beide Teilaussagen wahr sind Andernfalls ist A B displaystyle A vee B nbsp falsch namlich dann wenn sowohl A als auch B falsch sind Beispiel fur eine Oder Verknupfung A 9 ist durch 3 teilbar B 9 ist eine QuadratzahlA displaystyle A nbsp B displaystyle B nbsp A B displaystyle A vee B nbsp wahr wahr wahrfalsch wahr wahrwahr falsch wahrfalsch falsch falschDiese Teilaussagen und ihre Negationen werden nun durch displaystyle vee nbsp miteinander verknupft C 5 displaystyle C 5 nbsp 9 ist durch 3 teilbar oder 9 ist eine Quadratzahl C 6 displaystyle C 6 nbsp 9 ist nicht durch 3 teilbar oder 9 ist eine Quadratzahl C 7 displaystyle C 7 nbsp 9 ist durch 3 teilbar oder 9 ist keine Quadratzahl C 8 displaystyle C 8 nbsp 9 ist nicht durch 3 teilbar oder 9 ist keine Quadratzahl C 5 A B displaystyle C 5 A vee B nbsp ist wahr weil sowohl A displaystyle A nbsp als auch B displaystyle B nbsp wahr sind C 6 A B displaystyle C 6 neg A vee B nbsp ist wahr weil B displaystyle B nbsp wahr ist C 7 A B displaystyle C 7 A vee neg B nbsp ist wahr weil A displaystyle A nbsp wahr ist Nur C 8 A B displaystyle C 8 neg A vee neg B nbsp ist falsch weil sowohl A displaystyle neg A nbsp als auch B displaystyle neg B nbsp falsch sind Materiale Implikation Bearbeiten Hauptartikel Implikation Die materiale Implikation auch Konditional oder Subjunktion genannt druckt die hinreichende Bedingung aus Sie sagt dass die Wahrheit des einen Satzes eine hinreichende Bedingung fur die Wahrheit des anderen Satzes ist Man schreibt A B displaystyle A rightarrow B nbsp oder auch A B displaystyle A supset B nbsp A 1 und liest A ist eine hinreichende Bedingung fur B Schon wenn A dann B A setzt voraus dass B B ist eine notwendige Bedingung fur A Dass B genau dann eine notwendige Bedingung fur A ist wenn A eine hinreichende Bedingung fur B ist ist eine auf den ersten Blick uberraschende und vielleicht kontraintuitive jedoch zutreffende Feststellung Das Unterkapitel Hinreichende und notwendige Bedingung bemuht sich diesen Zusammenhang sichtbarer zu machen A impliziert B Nur wenn B dann A oder auch nur Wenn A dann B In einem Konditional nennt man A das Antezedens B das Konsequens oder Sukzedens Beispiele Dass es regnet ist eine hinreichende Bedingung dafur dass die Strasse nass ist Schon wenn es regnet ist die Strasse nass Wenn es regnet ist die Strasse nass Nur wenn die Strasse nass ist kann es regnen Wenn Person x einen Wagen der Marke y hat hat x ein Auto Wenn eine Zahl n durch 6 teilbar ist dann ist die Zahl n durch 3 teilbar Die Lesart wenn dann ist insofern problematisch als mit dem naturlichsprachlichen wenn dann vor allem inhaltliche Zusammenhange wie Kausalitat oder zeitliche Nahe ausgedruckt werden All das macht die materiale Implikation nicht sie nennt nur den formalen Zusammenhang Dass es regnet ist eine hinreichende Bedingung dafur dass die Strasse nass ist Zur Frage warum das eine hinreichende Bedingung ist ob auf Grund eines kausalen Zusammenhangs oder auch nur rein zufallig nimmt die materiale Implikation nicht Stellung A displaystyle A nbsp B displaystyle B nbsp A B displaystyle A rightarrow B nbsp B A displaystyle neg B rightarrow neg A nbsp falsch falsch wahr wahrfalsch wahr wahr wahrwahr falsch falsch falschwahr wahr wahr wahrAls Umkehrschluss bezeichnet man den Schluss von A B displaystyle A rightarrow B nbsp auf B A displaystyle neg B rightarrow neg A nbsp Fur die Beispiele bedeutet das Wenn die Strasse nicht nass ist regnet es nicht Wenn Person x kein Auto hat dann hat x keinen Wagen der Marke y Wenn die Zahl n nicht durch 3 teilbar ist dann ist n nicht durch 6 teilbar Umgangssprachlich lasst man sich gelegentlich zu weiteren falschen Aussagen verleiten A 2 Weil es nicht regnete kann die Strasse nicht nass sein Diese Folgerung ist falsch da die Strasse auch aus anderen Grunden nass werden kann Rohrbruch Ubung der Feuerwehr x hat keinen Wagen der Marke y also hat x kein Auto Falsch denn er konnte ja einen Wagen der Marke z haben n ist nicht durch 6 teilbar also ist n auch nicht durch 3 teilbar Auch diese Folgerung ist falsch Die Zahl 15 ist nicht durch 6 teilbar und sehr wohl durch 3 Das bedeutet Wenn die Folgerung A B displaystyle A rightarrow B nbsp wahr ist dann erhalt man aus der Aussage A keine Aussage uber B B kann wahr oder falsch sein Ex falso sequitur quodlibet Aus Falschem folgt Beliebiges Die Implikation ist ein wichtiges Mittel in der Mathematik Die meisten mathematischen Beweise verwenden das Konzept der Implikation A 1 Achtung Verwechslungsgefahr Das ist kein Obermengenzeichen sondern das Kurven Bogen oder Hufeisenzeichen Peano Russellsche Schreibweise siehe Beitrag zur Implikation das Teilmengenzeichen welches gleich aussieht musste sich auf die andere Seite offnen A 2 Im Englischen auch als modus morons narrischer Modus Modus des Trottels bekannt ein pseudolateinisches Wortspiel in Anspielung auf diverse Modusbegriffe der Aussagenlogik wie Modus tollens abgeleitet von englisch moron Narr Idiot Trottel Bikonditional Bearbeiten Hauptartikel Bikonditional Das Bikonditional oft auch objektsprachliche Aquivalenz oder materiale Aquivalenz genannt druckt die hinreichende und notwendige Bedingung aus sagt also dass eine Aussage A genau dann zutrifft wenn eine Aussage B zutrifft Man schreibt A B displaystyle A leftrightarrow B nbsp und liest A ist genau dann der Fall wenn B der Fall ist A genau dann wenn B A ist aquivalent zu B A ist dann und nur dann der Fall wenn B der Fall ist Auch beim Bikonditional wird eine rein formale Aussage getroffen die nichts uber einen allfalligen inhaltlichen Zusammenhang von A und B aussagt Statt A B displaystyle A leftrightarrow B nbsp zu sagen kann man auch sagen dass A eine hinreichende Bedingung fur B und dass B eine hinreichende Bedingung fur A ist also A B B A displaystyle A rightarrow B land B rightarrow A nbsp Tatsachlich sind diese beiden Aussagen logisch aquivalent A displaystyle A nbsp B displaystyle B nbsp A B displaystyle A leftrightarrow B nbsp falsch falsch wahrfalsch wahr falschwahr falsch falschwahr wahr wahrBeispiel Die naturliche Zahl n ist genau dann durch 6 teilbar wenn n durch 2 und durch 3 teilbar ist Wenn n durch 6 teilbar ist dann folgt daraus dass n durch 2 und durch 3 teilbar ist Umgekehrt gilt aber auch Wenn n durch 2 und durch 3 teilbar ist dann ist n durch 6 teilbar Heute ist genau dann Dienstag wenn morgen Mittwoch ist Das Bikonditional als zusammengesetzte Aussage innerhalb der logischen Sprache siehe Objektsprache wird oft mit dem Konzept der logischen Aquivalenz verwechselt oder vermischt Die logische Aquivalenz ist eine metasprachliche meist naturlichsprachlich formulierte Eigenschaft zweier Aussagen der logischen Sprache Ein Zusammenhang zwischen logischer Aquivalenz und Bikonditional besteht nur insofern als das Metatheorem gilt dass ein Bikonditional A B displaystyle A leftrightarrow B nbsp genau dann eine Tautologie ist wenn die beiden Aussagen A und B logisch aquivalent sind Ausschliessendes Oder Bearbeiten Hauptartikel Kontravalenz A displaystyle A nbsp B displaystyle B nbsp A B displaystyle neg A leftrightarrow B nbsp falsch falsch falschfalsch wahr wahrwahr falsch wahrwahr wahr falschDas ausschliessende Oder Kontravalenz oder Antivalenz entweder A oder B besagt dass genau eine der beiden von ihm verknupften Aussagen wahr ist Entsprechend ist ein ausschliessendes Oder nicht nur dann falsch wenn sowohl A als auch B falsch sind sondern auch wenn beide wahr sind Einige Autoren verwenden fur das Ausschliessende Oder den Begriff Alternative Obwohl das ausschliessende Oder ein Konzept ist mit dem man in der naturlichen Sprache immer wieder zu tun hat wird es in den meisten logischen Sprachen nicht als eigenstandiger Junktor eingefuhrt Stattdessen wird das ausschliessende Oder zum Beispiel als verneintes Bikonditional ausgedruckt also als A B displaystyle neg A leftrightarrow B nbsp Grosse Bedeutung geniesst das ausschliessende Oder hingegen in der Schaltalgebra wo es meist als XOR eXclusive OR aufgeschrieben wird Verneinung einer verknupften Aussage De Morgansche Gesetze Bearbeiten Hauptartikel De Morgansche Gesetze Verneinung einer Konjunktion Bearbeiten Die Verneinung der Konjunktion A und B in der logischen Schreibweise A B displaystyle A land B nbsp lautet Es ist nicht der Fall dass A und B zutreffen in der logischen Schreibweise A B displaystyle neg A land B nbsp Diese ist logisch aquivalent mit der Aussage A ist nicht der Fall oder B ist nicht der Fall oder beides in logischer Schreibweise A B displaystyle neg A lor neg B nbsp A displaystyle A nbsp B displaystyle B nbsp A B displaystyle neg A land B nbsp falsch falsch wahrfalsch wahr wahrwahr falsch wahrwahr wahr falschEin Beispiel Wenn man die Aussage Es regnet und die Erde ist eine Scheibeverneinen mochte dann kann man entweder sagen Es ist nicht der Fall dass es regnet und die Erde eine Scheibe ist oder man sagt Es regnet nicht oder die Erde ist keine Scheibe oder beides In der Schaltalgebra wird sehr oft der Junktor NAND verwendet wobei A NAND B denselben Wahrheitswertverlauf hat wie der Ausdruck A B displaystyle neg A land B nbsp Verneinung einer Disjunktion Bearbeiten Die Verneinung der Disjunktion A oder B oder beides in der logischen Schreibweise A B displaystyle A lor B nbsp lautet Es ist nicht der Fall dass A oder B zutrifft in logischer Schreibweise A B displaystyle neg A lor B nbsp Diese ist logisch aquivalent mit der Aussage A ist nicht der Fall und B ist nicht der Fall in logischer Schreibweise A B displaystyle neg A land neg B nbsp A displaystyle A nbsp B displaystyle B nbsp A B displaystyle neg A vee B nbsp falsch falsch wahrfalsch wahr falschwahr falsch falschwahr wahr falschEin Beispiel Wenn man die Aussage Die Erde ist eine Scheibe oder die Erde ist ein Wurfel verneinen mochte so sagt man Es ist nicht der Fall dass die Erde eine Scheibe ist oder dass die Erde ein Wurfel ist Nach dem Gesetz von De Morgan kann man nun aber auch sagen Die Erde ist keine Scheibe und die Erde ist kein Wurfeloder in schonerem Deutsch Die Erde ist weder eine Scheibe noch ein Wurfel In der Schaltalgebra wird das Konnektiv NOR verwendet das denselben Wahrheitswertverlauf hat wie die Aussage A B displaystyle neg A lor B nbsp Hinreichende und notwendige Bedingung Bearbeiten Dieser Abschnitt soll den zunachst oft als kontraintuitiv empfundenen Zusammenhang zwischen hinreichender und notwendiger Bedingung wie er im Abschnitt uber die materiale Implikation angesprochen wurde wiederaufgreifen und naher ausfuhren Betrachten wir noch einmal die materiale Implikation A B displaystyle A rightarrow B nbsp Man sagt A ist hinreichend fur B Schon wenn A der Fall ist ist auch B der Fall Umgekehrt kann man aber auch sagen B ist notwendig fur A Ohne B kann A nicht erfullt sein Wie kommt dieser Zusammenhang zustande Wir wissen dass die Wahrheit von A die Wahrheit von B nach sich zieht denn A ist ja hinreichende Bedingung fur B Somit ist es einfach nicht moglich dass A eintritt ohne dass B damit ebenfalls eintreten wurde B ist also gezwungenermassen der Fall wenn A der Fall ist B ist notwendig fur A Dieser Zusammenhang ist in Wahrheit also ziemlich einfach Hauptgrund dafur dass er anfangs oft als kontraintuitiv empfunden wird ist wahrscheinlich die Schwierigkeit zwischen den vielen Bedeutungen des umgangssprachlichen wenn dann einerseits und der rein formalen hinreichenden und notwendigen Bedingung andererseits strikt zu trennen Mit dem umgangssprachlichen wenn dann mochte man fast immer einen inhaltlichen kausalen oder auch temporalen Zusammenhang zwischen Antecedens und Konsequens ausdrucken Regen verursacht Strassennasse Zuerst fallt der Regen erst nachher wird die Strasse nass Wenn man die hinreichende Bedingung in diesem Sinn missversteht dann ist es klar dass die in umgekehrter Reihenfolge formulierte notwendige Bedingung Nur wenn die Strasse nass ist regnet es seltsam aussieht Regen verursacht doch Strassennasse Wie kann daraus je gefolgert werden dass Strassennasse Regen verursacht All dies sagt die materiale Implikation aber nicht aus A ist eine hinreichende Bedingung fur B meint schlicht dass wenn die Aussage A wahr ist auch die Aussage B wahr ist zeitlos und zusammenhanglos nicht etwa spater oder weil Analog sagt die notwendige Bedingung B ist eine notwendige Bedingung fur A lediglich das aus dass B wahr ist sofern A es ist Genau das ist aber die Definition des Konditionals A B Siehe auch notwendige und hinreichende BedingungFormaler Zugang BearbeitenEinleitung Bearbeiten Spatestens beim lauten Lesen von Satzen wie Die Aussage A B displaystyle A land B nbsp ist genau dann wahr wenn die Aussagen A und B wahr sind wird der selbstbewusste Laie verlangen dass ihm erklart wird was das soll Die Antwort des Logikers Es soll versucht werden Sicherheit in die Regeln des logischen Schliessens zu bringen Seit den Sophisten ist dem Abendland klar dass scheinbar zwingende Schlusse zu offensichtlich absurden Ergebnissen fuhren konnen Immer wieder wurden Paradoxien formuliert und von grossen Denkern als Herausforderung empfunden Logiker versuchen deshalb die Regeln des Argumentierens so streng wie moglich zu fassen Das einleitende Beispiel macht klar dass dazu eine Trennung der Sprachebenen unerlasslich ist Die formale Aussage A B soll dadurch erklart werden dass auf einer metasprachlichen Ebene sowohl uber die Aussage A als auch uber die Aussage B geredet wird Ein Versuch dies durchzufuhren besteht darin die Aussagenlogik als formales System konkret als Kalkul eine bestimmte Art eines formalen Systems zu definieren Die Begriffe wahr und falsch kommen in diesem System zunachst uberhaupt nicht vor Stattdessen werden Axiome gesetzt die einfach als Zeichenketten angesehen werden aus denen weitere ableitbare Zeichenketten aufgrund von bestimmten Schlussregeln hergeleitet werden Das Ziel dabei ist einerseits dass in einem formalen System nur Zeichenketten Satze hergeleitet werden konnen die bei einer plausiblen Interpretation auch wahr sind Andererseits sollen alle Satze die als wahr interpretierbar sind auch hergeleitet werden konnen Das erste ist die Forderung nach Korrektheit das zweite die nach Vollstandigkeit des formalen Systems beide Eigenschaften sind unter Kalkul Der Begriff Kalkul in der Logik beschrieben Fur die klassische Aussagenlogik mit der wir es hier zu tun haben gibt es Kalkule formale Systeme die sowohl korrekt als auch vollstandig sind Fur gewisse komplexere logische Systeme z B Mengenlehre ist es aber unmoglich einen vollstandigen Kalkul aufzustellen der auch korrekt ist diese Erkenntnis wurde 1931 von Kurt Godel bewiesen Godelscher Unvollstandigkeitssatz Syntax Bearbeiten Es gibt viele verschiedene Moglichkeiten die Syntax Grammatik einer logischen Sprache formal zu definieren meist geschieht das im Rahmen eines Kalkuls Die folgende Definition ist daher nur als Beispiel dafur zu verstehen wie ein Kalkul fur die klassische Aussagenlogik aussehen kann Weitere Beispiele fur konkrete Kalkule finden sich unter Baumkalkul Begriffsschrift Systeme naturlichen Schliessens Sequenzenkalkul oder Resolutionskalkul Ein weiterer axiomatischer Kalkul ist als Beispiel im Artikel Hilbert Kalkul angegeben ein graphischer Kalkul im Artikel Existential Graphs Bausteine der aussagenlogischen Sprache Bearbeiten Als Bausteine der aussagenlogischen Sprache sollen Satzbuchstaben atomare Formeln Satzkonstanten Junktoren und Gliederungszeichen verwendet werden Satzbuchstaben sollen die Zeichen P0 P1 P2 sein Junktoren sollen die Zeichen und sein Als Gliederungszeichen sollen die runden Klammern dienen A 1 6 Formal lasst sich das z B auf folgende Weise ausdrucken Sei V die abzahlbar unendliche Menge der atomaren Formeln Satzbuchstaben V Pn n N0 N0 Menge der naturlichen Zahlen inkl 0 d h V P0 P1 P2 P3 Sei J die Menge der Junktoren und Gliederungszeichen J Das Alphabet der logischen Sprache sei die Menge V J also die Vereinigungsmenge von atomaren Formeln Junktoren und Gliederungszeichen Formationsregeln Bearbeiten Die Formationsregeln legen fest wie man aus den Bausteinen der aussagenlogischen Sprache Satze Formeln bilden kann Hier sollen aussagenlogische Formeln als Worte uber dem Alphabet der logischen Sprache also uber V J wie folgt induktiv definiert werden A 2 7 Alle atomaren Formeln F V d h alle Satzbuchstaben sind Formeln Ist F eine Formel so ist auch F eine Formel Diese Formel heisst Negation von F Sind F und G zwei nicht notwendigerweise unterschiedliche Formeln so ist auch F G eine Formel Diese Formel heisst Konjunktion von F und G Sind F und G zwei nicht notwendigerweise unterschiedliche Formeln so ist auch F G eine Formel Diese Formel heisst Disjunktion von F und G Sind F und G zwei nicht notwendigerweise unterschiedliche Formeln so ist auch F G eine Formel Diese Formel heisst materiale Implikation oder Konditional von F und G Sind F und G zwei nicht notwendigerweise unterschiedliche Formeln so ist auch F G eine Formel Diese Formel heisst Bikonditional von F und G Nichts anderes ist eine aussagenlogische Formel Schlussregeln Bearbeiten Hauptartikel Schlussregel Schlussregeln sind allgemein Transformationsregeln Umformungsregeln die auf bestehende Formeln angewandt werden und aus ihnen neue Formeln erzeugen Wenn man einen Kalkul fur ein logisches System aufstellt dann wahlt man die Transformationsregeln so dass sie aus bestehenden Formeln solche Formeln erzeugen die aus den Ausgangsformeln semantisch folgen deshalb die Bezeichnung Schlussregel eine Schlussfolgerung ziehen Innerhalb der Syntax sind die Schlussregeln allerdings rein formale Transformationsregeln denen fur sich keinerlei inhaltliche Bedeutung zukommt An konkreten Schlussregeln sollen hier nur zwei angegeben werden der Modus ponendo ponens und die Substitutionsregel Modus ponendo ponens Aus einem Satz der Form f ps displaystyle varphi rightarrow psi nbsp und einem Satz der Form f displaystyle varphi nbsp darf man auf einen Satz der Form ps displaystyle psi nbsp schliessen dabei sind f displaystyle varphi nbsp und ps displaystyle psi nbsp Platzhalter fur beliebige Formeln Zum Beispiel darf man nach dieser Schlussregel aus Wenn Regen die Strasse benetzt dann ist der Strassenbelag regennass und aus Regen benetzt die Strasse schliessen auf Der Strassenbelag ist regennass Substitutionsregel Ersetzungsregel In einem Satz durfen alle Vorkommnisse eines beliebigen Atoms z B P durch einen beliebig komplexen Satz z B P Q displaystyle P land neg Q nbsp ersetzt werden Es mussen dabei aber auch wirklich alle Vorkommnisse des gewahlten Atoms ersetzt werden und sie mussen auch wirklich alle durch denselben Satz ersetzt werden Zum Beispiel darf mittels der Substitutionsregel aus P P Q displaystyle P rightarrow P lor Q nbsp auf P Q P Q Q displaystyle P land neg Q rightarrow P land neg Q lor Q nbsp geschlossen werden Man sagt P werde durch P Q displaystyle P land neg Q nbsp ersetzt oder P Q displaystyle P land neg Q nbsp werde fur P substituiert eingesetzt Siehe auch Kalkul A 1 Zur pradikatenlogischen Entsprechung siehe Pradikatenlogik erster Stufe Symbole A 2 Zur pradikatenlogischen Entsprechung siehe Pradikatenlogik erster Stufe Terme Axiome Bearbeiten Hauptartikel Axiom Axiome sind ausgezeichnete im Sinn von hervorgehobene Formeln der aussagenlogischen Sprache Die Auszeichnung besteht darin dass sie innerhalb eines Beweises oder einer Herleitung siehe unten ohne weitere Rechtfertigung verwendet werden Pragmatisch wahlt man solche Formeln als Axiome die semantisch gesehen Tautologien sind also immer zutreffen und die dabei helfen Beweise zu verkurzen Innerhalb der Syntax sind die Axiome allerdings rein formale Objekte denen keinerlei inhaltliche Bedeutung oder Rechtfertigung zukommt Axiome sind im Allgemeinen optional d h ein Kalkul kann auch ganz ohne Axiome auskommen wenn er ausreichend viele bzw machtige Schlussregeln hat Axiomfreie Kalkule sind zum Beispiel die Systeme naturlichen Schliessens oder Baumkalkule Hier soll exemplarisch ein axiomatischer Kalkul gezeigt werden und zwar Russells Aussagenkalkul aus seiner Typentheorie 1908 den er 1910 in die Principia Mathematica ubernahm 8 Dieser Kalkul umfasst die folgenden Axiome von denen das vierte redundant d h nicht unbedingt erforderlich ist weil aus den anderen Axiomen herleitbar P P P displaystyle P lor P rightarrow P nbsp Q P Q displaystyle Q rightarrow P lor Q nbsp P Q Q P displaystyle P lor Q rightarrow Q lor P nbsp P Q R Q P R displaystyle P lor Q lor R rightarrow Q lor P lor R nbsp Q R P Q P R displaystyle Q rightarrow R rightarrow P lor Q rightarrow P lor R nbsp Um aus diesen Axiomen auch solche gultigen Satze herleiten zu konnen die andere als die in den Axiomen vorkommende Junktoren enthalten werden diese durch folgende Festlegung auf die vorhandenen Junktoren zuruckgefuhrt P Q P Q displaystyle P rightarrow Q neg P lor Q nbsp P Q P Q displaystyle P land Q neg neg P lor neg Q nbsp Alternativ zu wie hier konkreten Axiomen kann man auch Axiomenschemata angeben in welchem Fall man auch ohne Substitutionsregel auskommt Interpretiert man die obigen Axiome als Axiomenschemata dann stunde z B das erste Axiomenschema P P P displaystyle P lor P rightarrow P nbsp fur unendlich viele Axiome namlich alle Ersetzungsinstanzen dieses Schemas Herleitung und Beweis Bearbeiten Hauptartikel Ableitung Logik Eine Herleitung ist eine Liste von aufsteigend nummerierten Satzen die mit einer oder mehreren Annahmen den Pramissen der Herleitung oder Axiomen beginnt Alle auf diese folgenden Satze sind entweder ebenfalls Axiome bei manchen Kalkulen sind auch weitere Annahmen zulassig oder sind aus einer oder mehreren der vorangehenden Zeilen durch Anwendung von Schlussregeln entstanden Der letzte Satz in der Liste ist die Konklusion der Herleitung Eine Herleitung ohne Pramissen heisst Beweis Oft werden aber die Worter Herleitung und Beweis synonym gebraucht Wenn es gelingt aus einer Menge von Annahmen Pramissen D eine Konklusion P herzuleiten dann schreibt man auch D P displaystyle Delta vdash P nbsp Gelingt es einen Satz P ohne die Verwendung von Annahmen herzuleiten zu beweisen dann schreibt man auch P displaystyle vdash P nbsp In diesem Fall wird P Theorem genannt Das Zeichen displaystyle vdash nbsp geht auf die Begriffsschrift zuruck jenes Werk in dem Gottlob Frege 1879 die erste Formalisierung der Pradikatenlogik angegeben hat In der klassischen Aussagenlogik wahlt man die Schlussregeln so dass sich mit ihrer Hilfe alle gultigen Argumente und nur gultige Argumente herleiten lassen die Frage der Gultigkeit wird im folgenden Abschnitt Semantik behandelt Semantik Bearbeiten Ausserhalb der Logik bezeichnet Semantik ein Forschungsgebiet das sich mit der Bedeutung von Sprache und deren Teilen befasst Oft wird auch das Wort Semantik gleichbedeutend mit dem Wort Bedeutung verwendet Auch innerhalb der Logik geht es bei Semantik um Bedeutung Darum namlich den Ausdrucken einer formalen Sprache zum Beispiel der hier behandelten Sprache der Aussagenlogik eine Bedeutung zuzuordnen In der Logik wird auch das meist sehr formal unternommen Im Zentrum der formalen Semantik steht eine Auswertungsfunktion andere Bezeichnungen lauten Bewertungsfunktion Denotationsfunktion Wahrheitswertefunktion die den Formeln der logischen Sprache eine Bedeutung zuordnet Formal gesprochen ist die Auswertungsfunktion eine Abbildung von der Menge der Formeln der Sprache in die Menge der Wahrheitswerte Oft wird die Auswertungsfunktion mit dem Grossbuchstaben V bezeichnet In der klassischen Aussagenlogik ist die Auswertungsfunktion sehr einfach Das Prinzip der Zweiwertigkeit fordert dass sie fur jede zu bewertende Formel genau einen von genau zwei Wahrheitswerten liefern muss und das Prinzip der Extensionalitat fordert dass die Bewertungsfunktion beim Bewerten eines komplexen Satzes nur die Bewertung von dessen Teilsatzen berucksichtigen muss Jedem Atom also jedem Satzbuchstaben Atom wird durch Festsetzung ein Wahrheitswert zugeordnet Man sagt Die Atome werden interpretiert Es wird also z B festgelegt dass P0 wahr ist dass P1 falsch ist und dass P2 ebenfalls falsch ist Damit ist der Bewertung der Bausteine der logischen Sprache Genuge getan Formal ist eine solche Bewertung Interpretation genannt und oft mit dem Kleinbuchstaben v bezeichnet eine Funktion im mathematischen Sinn d h eine Abbildung von der Menge der Atome in die Menge der Wahrheitswerte Wenn die Auswertungsfunktion V auf ein Atom angewandt wird d h wenn sie ein Atom bewerten soll liefert sie die Interpretation dieses Atoms im Sinn des obigen Absatzes Mit anderen Worten sie liefert den Wert den die Bewertung v dem Atom zuordnet Um die zusammengesetzten Formeln bewerten zu konnen muss fur jeden Junktor definiert werden welchen Wahrheitswert die Bewertungsfunktion fur die unterschiedlichen Wahrheitswertkombinationen liefert den seine Argumente annehmen konnen In der klassischen Aussagenlogik geschieht das meist mittels Wahrheitstabellen weil es nur uberschaubar wenige Moglichkeiten gibt Der einstellige Junktor die Negation ist in der klassischen Aussagenlogik so definiert dass er den Wahrheitswert seines Arguments ins Gegenteil umkehrt also verneint Ist die Bewertung einer Formel X wahr dann liefert die Bewertungsfunktion fur X falsch wird aber X falsch bewertet dann liefert die Bewertungsfunktion fur X wahr Die Wahrheitstabelle sieht folgendermassen aus a Negation af ww fDie Wahrheitswertverlaufe der verwendeten zweistelligen Konnektive sind in der klassischen Aussagenlogik wie folgt definiert a b Konjunktiona b Disjunktiona b materiale ImplikationKonditionala b Bikonditionala bf f f f w wf w f w w fw f f w f fw w w w w wAllgemein gibt es fur die klassische Aussagenlogik vier einstellige und sechzehn zweistellige Junktoren Die hier behandelte logische Sprache beschrankt sich nur deshalb auf die Junktoren und weil diese am gebrauchlichsten sind und weil sie auch inhaltlich noch am ehesten aus der Alltagssprache bekannt sind Aus formaler Sicht ist die einzige Bedingung die man bei der Wahl von Junktoren erfullen mochte die dass sich mit den gewahlten Junktoren auch alle anderen theoretisch moglichen Junktoren ausdrucken lassen man sagt Dass die Menge der gewahlten Junktoren funktional vollstandig ist Diese Anforderung ist bei der hier getroffenen Wahl erfullt Naheres zur Frage wie viele und welche Junktoren es gibt und wie viele Junktoren man benotigt um funktionale Vollstandigkeit zu erreichen ist im Kapitel Junktor beschrieben Semantische Gultigkeit Tautologien Bearbeiten Semantische Gultigkeit ist eine Eigenschaft von Formeln oder von Argumenten Ein Argument ist die Behauptung dass aus einigen Aussagen den Pramissen eine bestimmte Aussage die Konklusion folgt Eine Formel der aussagenlogischen Sprache heisst genau dann semantisch gultig wenn die Formel unter allen Interpretationen d h unter allen Zuordnungen von Wahrheitswerten zu den in ihr vorkommenden Atomen wahr ist wenn sie sozusagen allgemeingultig ist mit anderen Worten Wenn die Wahrheitstabelle fur diese Aussage in jeder Zeile das Ergebnis wahr zeigt Man nennt semantisch gultige Formeln auch Tautologien und schreibt wenn P displaystyle P nbsp eine Tautologie ist formal wie folgt P displaystyle models P nbsp Ein Argument heisst genau dann semantisch gultig wenn unter der Voraussetzung dass alle Pramissen wahr sind auch die Konklusion wahr ist In der Formulierung von Gottfried Wilhelm Leibniz Aus Wahrem folgt nur Wahres Diese Definition muss naturlich ebenfalls formal gefasst werden und das geschieht wie folgt Ein Argument ist genau dann semantisch gultig wenn alle Zuordnungen von Wahrheitswerten zu den in Pramissen und Konklusion vorkommenden Atomen unter denen die Bewertungsfunktion fur alle Pramissen den Wert wahr liefert auch fur die Konklusion den Wert wahr liefert Um auszudrucken dass aus einer Menge D displaystyle Delta nbsp von Formeln der Pramissenmenge eine Formel P displaystyle P nbsp die Konklusion semantisch folgt schreibt man formal wie folgt D P displaystyle Delta models P nbsp Beachte die graphische Ahnlichkeit und die inhaltliche Verschiedenheit zwischen D P displaystyle Delta vdash P nbsp Kapitel Herleitung und Beweis und D P displaystyle Delta models P nbsp Siehe Semantische Folgerung Die erste Formulierung D P displaystyle Delta vdash P nbsp druckt die syntaktische Gultigkeit des Arguments aus sagt also dass aus den Formeln in D displaystyle Delta nbsp mit den Schlussregeln des gewahlten Kalkuls die Formel P displaystyle P nbsp hergeleitet werden kann D P displaystyle Delta models P nbsp hingegen behauptet die semantische Gultigkeit die in der klassischen Aussagenlogik wie in den vorangegangenen Absatzen als das Leibniz sche Aus Wahrem folgt nur Wahres definiert ist Siehe auch Entscheidbar Wichtige semantische Eigenschaften Erfullbarkeit Widerlegbarkeit und Unerfullbarkeit Bearbeiten Neben der Eigenschaft der Gultigkeit Allgemeingultigkeit gibt es einige andere wichtige Eigenschaften Erfullbarkeit Widerlegbarkeit und Unerfullbarkeit Im Gegensatz zur Gultigkeit die Eigenschaft von Formeln oder von Argumenten sein kann sind Erfullbarkeit Widerlegbarkeit und Unerfullbarkeit Eigenschaften von Satzen oder von Satzmengen Eine Formel heisst erfullbar wenn es mindestens eine Interpretation der in ihr vorkommenden Atome Satzbuchstaben gibt unter der die Formel wahr ist Eine Formel heisst widerlegbar wenn es mindestens eine Interpretation der in ihr vorkommenden Atome gibt unter der die Formel falsch ist Eine Formel heisst unerfullbar wenn sie unter allen Interpretationen der in ihr vorkommenden Satzbuchstaben falsch ist Eine Formelmenge heisst erfullbar wenn alle in ihr enthaltenen Formeln erfullbar sind Die Frage ob eine Formel oder eine Formelmenge eine der genannten Eigenschaften hat ist ebenso wie die Frage ob eine Formel allgemeingultig d h eine Tautologie ist fur allgemeine Formeln nicht effizient losbar Zwar ist die Wahrheitstafel ein Entscheidungsverfahren fur jede dieser Fragen doch umfasst eine Wahrheitstafel fur eine Aussage bzw eine Aussagemenge in n Atomen 2 n displaystyle 2 n nbsp Zeilen das Wahrheitstafelverfahren ist nichts anderes als ein Brute Force Verfahren Jede dieser Fragestellungen kann auf die Frage zuruckgefuhrt werden ob eine bestimmte Formel erfullbar ist Eine Formel f displaystyle varphi nbsp ist genau dann eine Tautologie wenn f displaystyle neg varphi nbsp unerfullbar ist Eine Formel f displaystyle varphi nbsp ist genau dann widerlegbar wenn f displaystyle neg varphi nbsp erfullbar ist Die Frage ob eine Aussage erfullbar ist wird Erfullbarkeitsproblem oder SAT Problem nach dem englischen Wort fur Erfullbarkeit satisfiability genannt Das SAT Problem spielt eine wichtige Rolle in der theoretischen Informatik und Komplexitatstheorie Das Erfullbarkeitsproblem fur allgemeine beliebige Formeln ist NP vollstandig d h unter der Voraussetzung dass P ungleich NP nicht in polynomialer Laufzeit losbar Fur bestimmte echte Teilmengen der Formeln der aussagenlogischen Sprache ist das SAT Problem dennoch schneller d h in polynomial beschrankter Rechenzeit losbar Eine solche Teilmenge sind die Horn Formeln das sind Konjunktionen von Disjunktionen deren Disjunkte verneinte oder unverneinte Atome sind wobei innerhalb einer solchen Disjunktion allerdings hochstens ein Atom unverneint sein darf Algebraische Sicht Bearbeiten Wenn man die Semantik betrachtet die hier fur die klassische Aussagenlogik aufgestellt wurde dann erkennt man gewisse Gesetzmassigkeiten Wird z B die Auswertungsfunktion auf eine Aussage der Form X W angewendet wobei W eine beliebige wahre Aussage sein soll dann stellt man fest dass die Auswertungsfunktion fur X W immer den Wahrheitswert wahr liefert wenn V X wahr ist das heisst V X W V X Von der Struktur her gleichwertige Gesetzmassigkeiten gelten auch in anderen Semantiken auch in solchen die fur ganz andere nichtlogische Systeme aufgestellt werden Fur die Arithmetik gilt z B dass die dortige Bewertungsfunktion hier VArithmetik genannt fur einen Ausdruck der Form X Y immer den Wert von X liefert sofern der Wert von Y null ist VArithmetik X Y VArithmetik X wenn VArithmetik Y null ist Eine formale Wissenschaft die solche strukturellen Gesetzmassigkeiten untersucht ist die abstrakte Algebra meist Teilgebiet der Mathematik aber auch der Informatik In der abstrakten Algebra wird zum Beispiel untersucht fur welche Verknupfungen es ein neutrales Element gibt d h ein Element N das fur eine Verknupfung op dazu fuhrt dass fur beliebiges X gilt X op N X So wurde man aus algebraischer Sicht sagen dass es fur die klassische aussagenlogische Konjunktion genau ein neutrales Element gibt namlich wahr und dass es fur die Addition in der Arithmetik ebenfalls genau ein neutrales Element gibt namlich die Zahl Null Nur am Rande sei erwahnt dass es auch fur andere Junktoren neutrale Elemente gibt das neutrale Element fur die Disjunktion ist falsch V X F V X wenn V F falsch ist Die formale Algebra betrachtet formale Semantiken rein nach ihren strukturellen Eigenschaften Sind diese identisch dann besteht zwischen ihnen aus algebraischer Sicht kein Unterschied Aus algebraischer Sicht genauer Aus Sicht der formalen Algebra ist die Semantik fur die klassische Aussagenlogik eine zweiwertige Boolesche Algebra Andere formale Systeme deren Semantiken jeweils eine Boolesche Algebra bilden sind die Schaltalgebra und die elementare Mengenlehre Aus algebraischer Sicht besteht daher zwischen diesen Disziplinen kein Unterschied Normalformen Bearbeiten Jede aussagenlogische Formel lasst sich in eine aquivalente Formel in konjunktiver Normalform und eine aquivalente Formel in disjunktiver Normalform umformen Metatheorie Bearbeiten In der Metatheorie werden die Eigenschaften von logischen Systemen untersucht Das logische System ist in der Metatheorie der Untersuchungsgegenstand Eine metatheoretische Fragestellung ist zum Beispiel die ob in einem Kalkul ein Widerspruch hergeleitet werden kann Der vorliegende Abschnitt soll einige wichtige metatheoretische Fragestellungen aus dem Blickwinkel der Aussagenlogik betrachten Konsistenz Ein Kalkul wird genau dann konsistent genannt wenn es unmoglich ist mit Hilfe seiner Axiome und Regeln einen Widerspruch herzuleiten d h eine Aussage der Form P P z B Hugo ist gross und Hugo ist nicht gross Fur einen Kalkul der in der Aussagenlogik verwendet werden soll ist das eine Mindestanforderung Ist es in einem Kalkul moglich einen Widerspruch herzuleiten dann wird der Kalkul inkonsistent genannt Es gibt formale Systeme in denen solch ein Widerspruch hergeleitet werden kann die aber durchaus sinnvoll sind Fur solche Systeme wird ein anderer Konsistenzbegriff verwendet Ein Kalkul ist konsistent wenn in ihm nicht alle Formeln herleitbar sind siehe parakonsistente Logik Es lasst sich leicht zeigen dass fur die klassische Logik die beiden Konsistenzbegriffe zusammenfallen In der klassischen Logik lasst sich aus einem Widerspruch jeder beliebige Satz herleiten dieser Sachverhalt wird Ex falso quodlibet genannt d h wenn ein klassischer Kalkul auch nur einen Widerspruch herleiten konnte also im ersten Sinn inkonsistent ware dann konnte er jede Aussage herleiten ware also im zweiten Sinn inkonsistent Wenn umgekehrt ein Kalkul inkonsistent im zweiten Sinn ist also in ihm jede Aussage herleitbar ist dann ist insbesondere auch jeder Widerspruch herleitbar und ist er auch inkonsistent im ersten Sinn Korrektheit Ein Kalkul heisst genau dann korrekt semantisch korrekt wenn in ihm nur solche Formeln hergeleitet werden konnen die auch semantisch gultig sind Fur die klassische Aussagenlogik bedeutet das einfacher Ein Kalkul ist genau dann korrekt wenn in ihm nur Tautologien bewiesen und nur gultige Argumente hergeleitet werden konnen Ist es in einem aussagenlogischen Kalkul moglich mindestens ein ungultiges Argument herzuleiten oder mindestens eine Formel zu beweisen die keine Tautologie ist dann ist der Kalkul inkorrekt Vollstandigkeit Vollstandig semantisch vollstandig heisst ein Kalkul genau dann wenn in ihm alle semantisch gultigen Formeln hergeleitet werden konnen fur die klassische Aussagenlogik Wenn in ihm alle Tautologien hergeleitet werden konnen Adaquatheit Ein Kalkul heisst genau dann im Hinblick auf eine spezielle Semantik adaquat wenn er semantisch korrekt und semantisch vollstandig ist Ein metatheoretisches Resultat ist zum Beispiel die Feststellung dass alle korrekten Kalkule auch konsistent sind Ein anderes metatheoretisches Resultat ist die Feststellung dass ein konsistenter Kalkul nicht automatisch korrekt sein muss Es ist ohne weiteres moglich einen Kalkul aufzustellen in dem zwar kein Widerspruch hergeleitet werden kann in dem aber z B die nicht allgemeingultige Aussage der Form A B hergeleitet werden kann Ein solcher Kalkul ware aus ersterem Grund konsistent aus letzterem Grund aber nicht korrekt Ein weiteres sehr einfaches Resultat ist die Feststellung dass ein vollstandiger Kalkul nicht automatisch auch korrekt oder nur konsistent sein muss Das einfachste Beispiel ware ein Kalkul in dem jede Formel der aussagenlogischen Sprache herleitbar ist Da jede Formel herleitbar ist sind alle Tautologien herleitbar die ja Formeln sind Das macht den Kalkul vollstandig Da aber jede Formel herleitbar ist ist insbesondere auch die Formel P0 P0 und die Formel A B herleitbar Ersteres macht den Kalkul inkonsistent letzteres inkorrekt Das Ideal das ein Kalkul erfullen sollte ist Korrektheit und Vollstandigkeit Wenn das der Fall ist dann ist er der ideale Kalkul fur ein logisches System weil er alle semantisch gultigen Satze und nur diese herleiten kann So sind die beiden Fragen ob ein konkreter Kalkul korrekt und oder vollstandig ist und ob es fur ein bestimmtes logisches System uberhaupt moglich ist einen korrekten und vollstandigen Kalkul anzugeben zwei besonders wichtige metatheoretische Fragestellungen Abgrenzung und Philosophie BearbeitenDie klassische Aussagenlogik wie sie hier ausgefuhrt wurde ist ein formales logisches System Als solches ist sie eines unter vielen die aus formaler Sicht gleichwertig nebeneinander stehen und die ganz bestimmte Eigenschaften haben Die meisten sind konsistent die meisten sind korrekt etliche sind vollstandig und einige sind sogar entscheidbar Aus formaler Sicht stehen die logischen Systeme in keinem Konkurrenzverhalten hinsichtlich Wahrheit oder Richtigkeit Von formalen innerlogischen Fragen klar unterschieden sind ausserlogische Fragen Solche nach der Nutzlichkeit Anwendbarkeit einzelner Systeme fur einen bestimmten Zweck und solche nach dem philosophischen speziell metaphysischen Status einzelner Systeme Die Nutzlichkeitserwagung ist die einfachere bezuglich deren Meinungsunterschiede weniger tiefgehend bzw weniger schwerwiegend sind Klassische Aussagenlogik zum Beispiel bewahrt sich in der Beschreibung elektronischer Schaltungen Schaltalgebra oder zur Formulierung und Vereinfachung logischer Ausdrucke in Programmiersprachen Pradikatenlogik wird gerne angewandt wenn es darum geht Faktenwissen zu formalisieren und automatisiert Schlusse daraus zu ziehen wie das unter anderem im Rahmen der Programmiersprache Prolog geschieht Fuzzy Logiken nonmonotone mehrwertige und auch parakonsistente Logiken sind hochwillkommen wenn es darum geht mit Wissensbestanden umzugehen in denen Aussagen mit unterschiedlich starkem Gewissheitsgrad oder gar einander widersprechende Aussagen abgelegt werden sollen und dennoch sinnvolle Schlusse aus dem Gesamtbestand gezogen werden sollen Auch wenn es je nach Anwendungsfall sehr grosse Meinungsunterschiede geben kann welches logisches System besser geeignet ist ist die Natur des Problems fur alle Beteiligten unmittelbar und in gleicher Weise greifbar Einzelwissenschaftliche Uberlegungen und Fragestellungen spielen sich uberwiegend in diesem Bereich ab Noch kontroverser als solche pragmatischen Uberlegungen sind Fragestellungen philosophischer und metaphysischer Natur Geradezu paradigmatisch ist die Frage welches logische System richtig ist wobei richtig hier gemeint ist als Welches logische System nicht nur einen Teilaspekt der Wirklichkeit modellhaft vereinfacht sondern die Wirklichkeit das Sein als Ganzes adaquat beschreibt Zu dieser Fragestellung gibt es viele unterschiedliche Meinungen einschliesslich der vom philosophischen Positivismus eingefuhrten Meinung dass die Fragestellung als Ganzes sinnlos ist In den Bereich metaphysischer Fragestellungen fallt auch die Frage ob es so etwas wie ein metaphysisches Prinzip der Zweiwertigkeit gebe ob also Aussagen uber die Wirklichkeit durchgehend ins Schema wahr falsch passen oder nicht Diese Frage ist unabhangig von der Frage ob die Beschaftigung mit zwei oder mehrwertigen Logiken praktisch sinnvoll ist Selbst wenn ein metaphysisches Prinzip der Zweiwertigkeit herrscht konnte man anwendungspraktisch mehrwertige Logiken nutzen etwa dazu epistemische Sachverhalte zu fassen zum Beispiel aus Aussagen zu schliessen die zwar metaphysisch wahr oder falsch sind von denen aber nicht oder noch nicht bekannt ist welches von beidem der Fall ist Umgekehrt kann man auch dann wenn ein solches metaphysisches Prinzip nicht gilt zweiwertige Logik wegen ihrer Einfachheit fur solche Anwendungen bevorzugen bei denen nur mit solchen Satzen umgegangen werden muss die tatsachlich wahr oder falsch sind Die Frage nach einem metaphysischen Prinzip der Zweiwertigkeit ist wie die meisten metaphysischen Fragen nicht endgultig zufriedenstellend beantwortet Ein fruher Einwand gegen ein solches Prinzip den Aristoteles zur Diskussion stellte war das Thema der Aussagen uber zukunftige Sachverhalte Morgen wird es regnen Wenn Aussagen uber Zukunftiges schon heute wahr oder falsch waren so wird argumentiert dann musse die Zukunft bis ins letzte Detail vorbestimmt sein Ein anderer Einwand der vorgebracht wird ist dass es Aussagen gibt deren Wahrheit praktisch oder theoretisch nicht festgestellt werden kann zum Beispiel lasst sich die Wahrheit von Der Rasen vor dem Weissen Haus bestand am 1 Februar 1870 aus genau 6 120 375 4 Grashalmen einfach nicht feststellen Befurworter eines metaphysischen Zweiwertigkeitsprinzips berufen sich oft auf das Verhalten von Metatheoretikern also von Mathematikern oder Logikern die Aussagen uber formale Systeme treffen Egal wie mehrwertig oder nichtklassisch das untersuchte System ist die dabei getroffenen Metavermutungen Metabehauptungen und Metafeststellungen sind immer zweiwertig Ein Kalkul auch ein parakonsistenter oder nonmonotoner wird immer als entweder konsistent oder inkonsistent betrachtet und ein logisches System ist immer entweder korrekt oder inkorrekt vollstandig oder nicht vollstandig entscheidbar oder unentscheidbar niemals ein bisschen von beidem Befurworter deuten das als Hinweis darauf dass es in der Wirklichkeit tatsachlich eine strenge Unterscheidung nach wahr und falsch gebe oder dass es zumindest sinnvoll ist eine solche anzunehmen Eine andere philosophische Fragestellung ist die nach dem metaphysischen Status des Untersuchungsgegenstands der Logik also danach was logische Systeme Kalkule Wahrheitswerte eigentlich sind Der platonische Standpunkt besteht darin dass die in der Logik verwendeten Zeichen und Konstrukte eine ausserlogische Bedeutung haben dass sie Namen fur real existierende wenn auch naturlich nicht physikalische Gegenstande sind In diesem Sinn gabe es so etwas wie das Wahre und das Falsche abstrakte Gegenstande die von den Zeichen wahr und falsch benannt werden Der Gegenpol zum Platonismus ware der Nominalismus der Existenz nur den Zeichen zuspricht die in der Logik manipuliert werden Gegenstand der Logik sind Zeichen und die Tatigkeit der Logiker ist die Manipulation von Zeichen Die Zeichen bezeichnen aber nichts so etwas wie das Wahre oder das Falsche gibt es also nicht Im Grundlagenstreit der Mathematik entsprache der nominalistischen Position die formalistische Richtung Eine Mittelstellung nahme der philosophische Konstruktivismus ein demzufolge die Zeichen zwar keine unabhangig existierenden Gegenstande bezeichnen durch den Umgang mit den Zeichen aber Gegenstande konstruiert werden Literatur BearbeitenJon Barwise John Etchemendy The Language of First Order Logic CSLI Lecture Notes Bd 23 2 Auflage revised and expanded Center for the Study of Language and Information Stanford CA 1991 ISBN 0 937073 74 1 Ansgar Beckermann Einfuhrung in die Logik 2 neu bearbeitete und erweiterte Auflage de Gruyter Berlin u a 2003 ISBN 3 11 017965 2 Karel Berka Lothar Kreiser Logik Texte Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik 4 gegenuber der 3 erweiterte durchgesehene Auflage Akademie Verlag Berlin 1986 Wolfgang Detel Grundkurs Philosophie Band 1 Logik Universal Bibliothek Nr 18468 Reclam Stuttgart 2007 ISBN 978 3 15 018468 4 Wilfrid Hodges Logic Penguin Books Harmondsworth 1977 ISBN 0 14 021985 4 2 Auflage ebenda 2001 ISBN 0 14 100314 6 Rudiger Inhetveen Logik Eine dialog orientierte Einfuhrung Eagle Bd 2 Edition am Gutenbergplatz Leipzig 2003 ISBN 3 937219 02 1 E J Lemmon Beginning Logic Nelson London 1965 2 Auflage Chapman amp Hall London 1987 ISBN 0 412 38090 0 Wesley C Salmon Logik Universal Bibliothek Nr 7996 Reclam Stuttgart 1983 ISBN 3 15 007996 9 Erich Gradel Mathematische Logik Mathematische Grundlagen der Informatik SS 2009 RWTH Aachen 2009 S 129 uni dortmund de PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Mathe fur Nicht Freaks Aussagenlogik Lern und Lehrmaterialien nbsp Wiktionary Aussagenlogik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Kevin C Klement Propositional Logic In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Christian Spannagel Aussagen und Pradikatenlogik Vorlesungsreihe 2012 Einzelnachweise Bearbeiten Karl Durr Aussagenlogik im Mittelalter In Erkenntnis Bd 7 Nr 1 1937 1938 ISSN 0165 0106 S 160 168 doi 10 1007 BF00666521 Was ist Munchen Was ist Hamburg Von wo aus wird die Entfernung gemessen Genauigkeits Probleme Die Aussage ist immer unbestimmt da zukunftige Ereignisse immer unbestimmt sind https www youtube com watch v Bco0JB7dgVs amp t 1170s Johann Fischl Logik Die Formen unseres Denkens 1946 2 Auflage Styria Graz Wien Altotting 1952 S 149 Fn 15 E Gradel 2009 S 1 f Vergleiche E Gradel 2009 S 2 Bertrand Russell Mathematical logic as based on the theory of types In American Journal of Mathematics 30 1908 S 246 2 6 Principia Mathematica Band I S 12f Normdaten Sachbegriff GND 4136098 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aussagenlogik amp oldid 236284997