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Wesley C Salmon 9 August 1925 22 April 2001 war ein US amerikanischer Philosoph und Wissenschaftstheoretiker bekannt fur seine Arbeit uber Modelle der wissenschaftlichen Erklarung 1 Salmon analysierte im Bereich der Theorie der Bestatigung wie auf der Basis von Wahrscheinlichkeitstheorie und Induktiver Logik Hypothesen entwickelt und bestatigt werden 2 3 Er war verheiratet mit der Wissenschaftstheoretikerin Marilee H Salmon Salmon lehrte an der Indiana University Bloomington und der University of Pittsburgh Seinen PhD in Philosophie erlangte er unter Hans Reichenbach Er starb im April 2001 in Folge eines Autounfalls 4 5 6 Besondere Beitrage leistete Salmon fur ein realistisches Verstandnis von Kausalitat in wissenschaftlichen Erklarungs und Begrundungszusammenhangen 1 auch oder weil dieser Realismus zahlreich Kritik gefunden hat 7 Seine Bucher uber die Struktur wissenschaftlicher Erklarung gelten als wegweisend fur die Wissenschaftstheorie des 20 Jahrhunderts 2 und fuhrten zur Anerkennung der Rollen der Kausalitat fur wissenschaftliche Erklarungsmodelle 1 auch wenn die Natur der Kausalitat selbst im Unklaren bleibt 8 Unter dem Einfluss des logischen Empirismus vor allem durch Carl Hempels deduktiv nomologischem Modell hatte sich die Ansicht etabliert dass wissenschaftliche Erklarungen Regelmassigkeiten und Muster feststellen anstatt Ursachen zu ermitteln 1 Das mit der dort impliziten Vorstellung einer herrschenden allgemeinen und notwendigen Regel verbundene induktiv statistische Verstandnis der wissenschaftlichen Erklarung ersetzte Salmon durch ein Model statistische Relevanz 9 und erganzte das deduktiv nomologische Modell um ein Kriterium der strikten maximalem Spezifitat 10 Doch schliesslich bestand Salmon darauf dass statistische Modelle und gesetzmassige Regularitat nur Vorstufen und unzureichende Stadien der wissenschaftlichen Erklarung sein konnen 9 Nach Salmon sollte eine kausale Mechanik der Standard fur eine ausgereifte wissenschaftliche Erklarung sein 1 9 Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Werdegang 2 Begrundungstheorie 3 Modell wissenschaftlicher Erklarung 3 1 Empirizismus a la Hume 3 2 Relevanz und Spezifitat 3 3 Kausalmechanismus 3 4 Merkmalsubertragung 4 Werke Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAusbildung und Werdegang BearbeitenSalmon besuchte die Wayne State University in Michigan und erwarb 1947 einen Master Abschluss der University of Chicago 2 An der UCLA promovierte Salmon 1950 unter Hans Reichenbach in Philosophie 2 5 Er war von 1955 und 1963 Mitglied des Lehrkorpers der Brown University 11 anschliessend war er Mitglied der Fakultat fur Wissenschaftstheorie und geschichte der Indiana University Bloomington und erhielt die Norwood Russell Hanson Professur 1973 zog er mit seiner Ehefrau Merilee nach Arizona 2 5 Er verliess die University of Arizona 1981 und folgte einem Ruf an das damals beruhmte Department of Philosophy der University of Pittsburgh wo er 1983 den Lehrstuhl in Nachfolge von Carl Hempel erhielt 2 Salmon ging 1999 in den Ruhestand 5 Die Veroffentlichungen von Salmon sind zahlreich und umfassen uber hundert Artikel und Beitrage 2 Seine Einfuhrung in die Logik galt jahrzehntelang als Standard Lehrbuch wurde mehrfach uberarbeitet und neu aufgelegt und wurde in zahlreiche Sprachen ubersetzt 2 In den Jahren 1971 und 1972 war Salmon Vorsitzender der Philosophy of Science Association und dann 1977 und 1978 Vorsitzender des Westkusten Regionalverbundes der American Philosophical Association 2 1988 hielt er an der Universitat Bologna zum 900 Jubilaum ihres Bestehens eine vierteilige Vorlesungsreihe fur die er eigens die Italienische Sprache erlernt hatte 6 Von 1998 bis 1999 hielt er den Vorsitz der von der UNESCO getragenen International Union of History and Philosophy of Science 2 Salmon war Fellow der American Academy of Arts and Sciences 2 Begrundungstheorie BearbeitenSeit 1983 beschaftigte sich Salmon mit Fragen der wissenschaftlichen Theoriebildung Dabei bemuhte er sich um eine Bewaltigung des Konflikts zwischen der Ansicht der Schulen des logischen Empirismus und kritischen Rationalismus der zufolge Theorien nach logischen Kriterien und empirischer Bestatigung verglichen werden und der historischen Perspektive nach Thomas S Kuhn die verschiedene Theorien fur inkommensurabel erklart so dass zwischen verschiedenen Paradigmen nur mit Muhe Aussagen ubersetzt und Hypothesen verglichen werden konnen 12 Er ging davon aus dass die Pramisse von Kuhns Structure of Scientific Revolutions weitgehend missverstanden wurde Kuhn hatte nicht behaupten wollen das der Theoriewandel ein irrationaler Prozess sei sondern dass dieser relativ zu betroffenen Wissenschaftsgemeinden erfolge Salmon gelangte zu der Uberzeugung dass mit Hilfe des Bayesscher Wahrscheinlichkeitsbegriffs der eine Quantifizierung der Entscheidungsfindung durch als Grad des Furwahrhaltens verstandene subjektive Wahrscheinlichkeit ermoglicht die Kluft zwischen dieser Ansicht und den Programmen des logischen Empirismus uberbruckt werden konnte 12 Modell wissenschaftlicher Erklarung BearbeitenEmpirizismus a la Hume Bearbeiten Die klassisch empirizistische Position zur Kausalitat die sich bis zu David Hume zuruckverfolgen lasst besagt dass Kausalzusammenhange selbst nicht beobachtbar sind sondern nur ein stetig gemeinsames Auftreten bestimmter wahrnehmbarer Ereignisse und dass daher Kausalzusammenhange zwischen diesen Beobachtungen eine blosse Annahme des Verstandes sind 13 Genauer gesagt lasst sich Kausalitat nur durch das ausbleiben in kontrafaktischen Situationen erfahren in dem eine vermutete Ursache manipuliert und zugleich ein Effekt auf den Zustand B beobachtet wird ohne dass eine weitere Verbindung zwischen A und B sichtbar ware die eine logische oder Naturnotwendigkeit mit sich brachte 13 Im 20 Jahrhundert wurde von Carl Hempel und Paul Oppenheim zur Beantwortung von Warum Fragen das deduktiv nomologische Model der wissenschaftlichen Erklarung entwickelt In Verbund mit deterministischen Gesetzen verleiht dieses Modell einer wissenschaftlichen Erklarung eine logische Form nach der aus Startbedingungen und universellen Gesetzmassigkeiten ein Ergebnis deduktiv abgeleitet werden kann dabei wird jedoch auf kausale Verursachung im Besonderen nicht eingegangen 14 Werden statt strikter Gesetze statistische Wahrscheinlichkeitsregeln ceteris paribus verwendet geht daraus Hempels Induktiv statistisches Modell hervor Auch dieses Modell bildet Korrelationen gut ab spart jedoch tatsachliche Verursachung aus 14 Relevanz und Spezifitat Bearbeiten Gegen 1970 war Salmon zu der Erkenntnis gelangt dass bei der Erklarung von Wahrscheinlichkeits Phanomenen nicht nur eine hohe Korrelation erwartet wird sondern auch ein kausaler Einfluss in dem aus einem zu untersuchenden System methodisch Komponenten entfernt werden ob diejenigen auszumachen die die Korrelation beeinflussen Salmon wollte Hempels statistisches Modell durch ein mit einem Modell statistischer Relevanz zu ersetzen Als Hempel und Oppenheim 1948 das deduktiv nomologische Modell entwickelten hatten sie halb formale Adaquatsheitsbedingungen fur die allgemeine Regel formuliert doch dabei die dritte als redundant bezeichnet dass Empirischen Gehalt forderte Die anderen drei Ableitbarkeit Gesetzesform und Wahrheit implizierten diese bereits 15 In den fruhen 1980er Jahren wollte Salmon den Grund zuruck in die Begrundung bringen 16 indem er die Bedingung des empirischen Gehalts durch eine nach strkiter maximaler spezifitat ersetzte 10 Schlussendlich fand Salmon blosse Modifikationen der allgemeinen Regel im Hempel Oppenheim Schema jedoch unzureichend 9 Kausalmechanismus Bearbeiten Wahrend der Mainstream der Wissenschaftstheorie die Probleme der wissenschaftlichen Erklarung als erkenntnistheoretisches Problem behandelte bei dem die kontrafaktische Ableitbarkeit des zu erklarenden Phanomens aus einem Anfangszustand und einem passenden Gesetz im Zentrum stand machte Salmon in tatsachlichen wissenschaftlichen Erklarungen uberall Verweise auf Kausalitat aus 17 18 Damit konnte die Gesetzmassigkeit als Naturgesetz nicht nur eine blosse epistemische Regelmassigkeit sein sondern diese auf strukturelle Eigenschaften der physischen Welt zuruckfuhren 17 Wissenschaftliche Erklarungen hatten demzufolge anzugeben wie das zu erklarende Phanomen in den gesamten Kausalzusammenhang der Welt eingebettet fits into the causal nexus ist 9 Dies ist der Kern von Salmons Verstandnis der Kausalitat als fest verfugter Mechanik Beispielsweise stellt das Boyle Mariotte sche Gasgesetz Temperatur Druck und Volumen eines idealen Gases in ein festes beobachtbares Verhaltnis epistemische Ebene doch diese konnte spater auf Regeln der Statistischen Mechanik zuruckgefuhrt werden die die durchschnittliche Bewegungsenergie der zusammenstossenden Gasmolekule bestimmen ontische Ebene 9 Salmon gelangte daher zu der Schlussfolgerung dass ein Modell wissenschaftlicher Erklarung nicht nur nomologisch im Sinne einer allgemeinen und notwendigen Regel sondern auch ontologisch im Sinne einer kausalen Mechanik sein sollte 9 Dennoch bleib es bei Salmon vage wie Wissenschaftler sich dieser Kausalitat versichern sollten 1 Dennoch ist die Kausalitat damit wieder ins Zentrum der Wissenschaftstheorie geruckt Merkmalsubertragung Bearbeiten Salmon strebte der Kausalitat als Prozess an process theory die ohne kontrafaktische Konditionale auskommt und dennoch Humes empirischen Striktheitsanspruchen genugt 19 Dabei kritisierte er Bertrand Russells Vorstellung der Kausalitat als causal lines die ein Vorlaufer moderner Modelle ist dafur dass sie zwar erkenntnistheoretische aber nicht ontische Aspekte berucksichtigte 7 Bereits Hans Reichenbach hatte festgestellt dass Russells Theorie der Kausalitat tatsachliche Verursachung nicht von unwirklichen Abfolgen unreal sequences unterscheidet Damit bezeichnet Reichenbach zusammenhangende Abfolgen die in Wirklichkeit nicht kausal verknupft sind 7 Salmons Erklarung von Kausalprozessen zog einige Kritik auf sich denen Salmon entgegnete das kausale Ablaufe und Wechselwirkungen grundlegende Mechanismen sind wobei Wechselwirkungen grundlegender seien als Abfolgen aber aus praktischen Grunden kausale Ablaufe zuerst besprochen werden sollten 19 Kausale Ablaufe sind nach Salmons die Mittel durch die kausale Einflusse ubertragen werden the means by which causal influence is transmitted und die daher Dasjenige sind das akkurat diejenigen objektiven physikalischen Kausal Verbindungen darstellt die Hume vergebens suchte constitute precisely the objective physical causal connections which Hume sought in vain 19 Kausale Ablaufe konnen dabei nach Salmon ein Merkmal mark oder eine Struktur in einem Raumzeitlichen Zusammenhang ubertragen 9 Durch solche Ubertragungen lassen sich nach Salmon kausale Ablaufe von Reichenbachs unreal sequences unterscheiden 7 Kausale Verzweigungen sind demnach Dasjenige was kausale Strukturen hervorbringt und verandert the means by which causal structure is generated and modified 19 Kritiker haben Salmons Theorie der Merkmalsubertragung jedoch angelastet dass eine solche Unterscheidung nicht unbedingt gelingt 7 Werke Auswahl BearbeitenThe Status of Prior Probabilities in Statistical Explanation In Philosophy of Science Band 32 Nr 2 April 1965 S 137 146 The Foundations of Scientific Inference 1967 Logic 2 Auflage Englewood Cliffs 1973 deutsche Ausgabe Logik Reclam Stuttgart 1982 ISBN 3 15 007996 9 Scientific Explanation and the Causal Structure of the World 1984 Four Decades of Scientific Explanation 1990 Causality Without Counterfactuals In Philosophy of Science Band 61 Nr 2 Juni 1994 S 297 312 Causality and Explanation Oxford University Press 1998 The Spirit of Logical Empiricism Carl G Hempel s Role in Twentieth Century Philosophy of Science In Philosophy of Science Band 66 Nr 3 September 1999 S 333 350 Literatur BearbeitenAdolf Grunbaum Wesley Salmon s Intellectual Odyssey and Achievements In Philosophy of Science Band 71 Nr 5 Proceedings of the 2002 Biennial Meeting of the Philosophy of Science Association Part II Symposia Papers Dec 2004 S 922 925 Adolf Grunbaum Wesley C Salmon 1925 2001 In Proceedings and Addresses of the American Philosophical Association Band 75 Nr 2 Nov 2001 S 125 127 Weblinks BearbeitenAdolf Grunbaum Wesley C Salmon in memoriam archived by Scott Campbell University of Nottingham May 1 2001 Wesley C Salmon Collection ASP 2003 01 Wesley C Salmon Papers Special Collections Department University Library System University of Pittsburgh 1951 2001 collection dates Jun 2011 date published Literatur von und uber Wesley C Salmon im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f William Bechtel Discovering Cell Mechanisms The Creation of Modern Cell Biology New York Cambridge University Press 2006 S 24 25 a b c d e f g h i j k Lance Lugar Biography Collection ASP 2003 01 Wesley C Salmon Papers Special Collections Department University Library 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Hempelian explanation in Fetzer ed Science Explanation and Rationality Aspects of the Philosophy of Carl G Hempel New York Oxford University Press 2000 p 129 Paul Lewis Wesley C Salmon 75 theorist in realm of improbable events New York Times May 4 2001 a b Salmons Veroffentlichung Rationality and objectivity in science Memento des Originals vom 15 April 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www mcps umn edu posthum erschienen in Reality and Rationality New York Oxford University Press 2005 esp pp 93 94 a b Gary Goertz amp Jack S Levy ch 2 Causal explanation necessary conditions and case studies pp 9 46 in Jack Levy amp Gary Goertz eds Explaining War and Peace Case Studies and Necessary Condition Counterfactuals New York Routledge 2007 p 11 a b Wesley C Salmon Statistical Explanation and Statistical Relevance 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Personensuche PersonendatenNAME Salmon Wesley C KURZBESCHREIBUNG US amerikanischer PhilosophGEBURTSDATUM 9 August 1925STERBEDATUM 22 April 2001 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wesley C Salmon amp oldid 239171238