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Mehrwertige Logik ist ein Oberbegriff fur alle logischen Systeme die mehr als zwei Wahrheitswerte verwenden Ausgangspunkt fur die Entwicklung mehrwertiger Logiken war die erkenntnistheoretische Frage ob dem Prinzip der Zweiwertigkeit ausserlogische Wahrheit zukommt Fur Aussagen uber die Zukunft stellt bereits Aristoteles diese Frage indem er argumentiert dass die Wahrheit einer Aussage wie Morgen wird eine Seeschlacht stattfinden erst am Abend des morgigen Tages feststehen wird und dass sie bis zu diesem Zeitpunkt noch als unbestimmt und damit als kontingent moglich betrachtet werden muss 1 Die erste im modernen Sinn formalisierte mehrwertige Logik ist die im Jahre 1920 von Jan Lukasiewicz vorgestellte dreiwertige Logik L3 Ihre drei Wahrheitswerte interpretiert Lukasiewicz unter Berufung auf das Seeschlacht Beispiel des Aristoteles als wahr falsch und fur zukunftige Aussagen deren Wahrheit noch nicht feststeht kontingent moglich In neuerer Zeit haben mehrwertige Logiken im Bereich der Informatik hohe praktische Bedeutung gewonnen Sie ermoglichen den Umgang mit der Tatsache dass Datenbanken nicht nur eindeutig bestimmte sondern auch unbestimmte fehlende oder sogar widerspruchliche Informationen enthalten konnen Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen mehrwertiger Logik 2 Systeme mehrwertiger Aussagenlogik 2 1 Kleene Logik K3 2 2 Godel Logiken Gk und G 2 3 Lukasiewicz Logiken Lv 2 4 Produktlogik P 2 5 Post Logiken Pm 2 6 Vierwertige Logik von Belnap 2 7 Bocvar Logik B3 3 Bayeslogik 4 Fuzzy Logik 5 Anwendung mehrwertiger Logiken 6 Abgrenzung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGrundlagen mehrwertiger Logik BearbeitenWahrend mehrwertige Logik mit dem Prinzip der Zweiwertigkeit eines der beiden Grundprinzipien der klassischen Logik aufgibt behalt sie deren anderes Grundprinzip das Extensionalitatsprinzip bei Der Wahrheitswert jeder zusammengesetzten Aussage ist weiterhin eindeutig durch die Wahrheitswerte ihrer Teilaussagen bestimmt 2 Im Gegensatz zur klassischen Logik ist die Deutung der Wahrheitswerte bei mehrwertigen Logiken weniger naturlich vorgegeben Es sind zahlreiche unterschiedliche Interpretationen vorgeschlagen worden Aus diesem Grund und weil viele Deutungen die mehr als zwei Werte nicht als Abstufungen oder Arten von Wahrheit und Falschheit ansehen sondern zum Beispiel epistemisch als Abstufung von Erkenntnis oder Gewissheit zum Beispiel mit den drei Werten als wahr bekannt unbekannt und als falsch bekannt werden die Werte mehrwertiger Logik haufig nicht als Wahrheitswerte sondern als Pseudowahrheitswerte oder als Quasiwahrheitswerte 3 bezeichnet Aus Grunden der Kompaktheit verwendet dieser Artikel dennoch durchgehend die Bezeichnung Wahrheitswert Neben dem Problem der Deutung der Wahrheitswerte stellen sich beim Umgang mit mehrwertiger Logik zahlreiche Aufgaben technischer Natur und es ergeben sich weitere Deutungsprobleme Grundlegende Begriffe wie jener der Tautologie jener der Kontradiktion oder jener der Folgerung mussen neu definiert und gedeutet werden Tautologien und designierte Wahrheitswerte In der klassischen Logik sind Tautologien definiert als Aussagen die immer das heisst ungeachtet dessen wie die in ihnen auftretenden atomaren Aussagen bewertet werden wahr sind Um den Begriff Tautologie fur die mehrwertige Logik nutzbar zu machen muss man einen oder mehrere der Pseudowahrheitswerte auszeichnen Der Begriff Tautologie lasst sich dann an die mehrwertige Logik anpassen indem man all jene Aussagen als Tautologien bezeichnet die stets das heisst unter jeder Bewertung einen der ausgezeichneten Wahrheitswerte annehmen Diese ausgezeichneten Wahrheitswerte nennt man auch designierte Wahrheitswerte 4 Kontradiktion und negativ designierte Wahrheitswerte Will man den Begriff Kontradiktion auf die mehrwertige Logik ausdehnen so hat man dazu zwei Moglichkeiten Man kann einerseits einen oder mehrere der Wahrheitswerte negativ hervorheben und dann all jene Aussagen als Kontradiktionen bezeichnen die immer das heisst unter jeder Bewertung einen negativ designierten Wahrheitswert liefern Andererseits kann man eine Aussage als Kontradiktion bezeichnen deren Negation eine Tautologie ist Vorausgesetzt wird dabei dass eine geeignete Negation zur Verfugung steht und geklart ist welche der mehrwertigen Negationen fur diesen Zweck geeignet ist Folgerung Mit Hilfe des Konzepts der designierten Wahrheitswerte lasst sich der Folgerungsbegriff analog zu jenem der klassischen Logik leicht auf mehrwertige Logik ausdehnen Ein Argument ist demnach genau dann gultig wenn unter allen Bewertungen unter denen alle Pramissen des Arguments designierte Wahrheitswerte annehmen auch seine Konklusion einen designierten Wahrheitswert annimmt Systeme mehrwertiger Aussagenlogik BearbeitenKleene Logik K3 Bearbeiten Die Kleene Logik K 3 displaystyle K 3 nbsp enthalt drei Wahrheitswerte namlich 1 fur wahr 0 fur falsch und 1 2 displaystyle tfrac 1 2 nbsp das hier auch als i bezeichnet wird und fur weder wahr noch falsch steht Kleene definiert die Negation f displaystyle f neg nbsp Konjunktion f displaystyle f wedge nbsp Disjunktion f displaystyle f vee nbsp und Implikation f displaystyle f rightarrow nbsp durch folgende Wahrheitswertfunktionen f 1 0 i i 0 1 f 1 i 0 1 1 i 0 i i i 0 0 0 0 0 f 1 i 0 1 1 1 1 i 1 i i 0 1 i 0 f 1 i 0 1 1 i 0 i 1 i i 0 1 1 1 displaystyle begin array c c f neg amp hline 1 amp 0 i amp i 0 amp 1 end array quad begin array c c c c f wedge amp 1 amp i amp 0 hline 1 amp 1 amp i amp 0 i amp i amp i amp 0 0 amp 0 amp 0 amp 0 end array quad begin array c c c c f vee amp 1 amp i amp 0 hline 1 amp 1 amp 1 amp 1 i amp 1 amp i amp i 0 amp 1 amp i amp 0 end array quad begin array c c c c f rightarrow amp 1 amp i amp 0 hline 1 amp 1 amp i amp 0 i amp 1 amp i amp i 0 amp 1 amp 1 amp 1 end array nbsp Damit bildet wie zum Beispiel auch bei Lukasiewiczs dreiwertiger Logik L 3 displaystyle L 3 nbsp siehe dort die Disjunktion das Maximum und die Konjunktion das Minimum der verknupften Wahrheitswerte und errechnet sich die Negation einer Aussage mit Wahrheitswert v als 1 v Betrachtet man 1 als einzigen designierten Wahrheitswert dann gibt es in K 3 displaystyle K 3 nbsp keinerlei Tautologien betrachtet man sowohl 1 2 als auch 1 als designiert dann ist die Menge der Tautologien in K 3 displaystyle K 3 nbsp identisch mit der Menge der klassischen zweiwertigen Aussagenlogik 5 Godel Logiken Gk und G Bearbeiten Godel definiert 1932 6 eine Familie mehrwertiger Logiken G k displaystyle G k nbsp mit endlich vielen Wahrheitswerten 0 1 k 1 2 k 1 k 2 k 1 1 displaystyle 0 tfrac 1 k 1 tfrac 2 k 1 ldots tfrac k 2 k 1 1 nbsp sodass zum Beispiel G 3 displaystyle G 3 nbsp die Wahrheitswerte 0 1 2 1 displaystyle 0 tfrac 1 2 1 nbsp und G 4 displaystyle G 4 nbsp die Wahrheitswerte 0 1 3 2 3 1 displaystyle 0 tfrac 1 3 tfrac 2 3 1 nbsp umfasst Analog definiert er eine Logik mit unendlich vielen Wahrheitswerten G displaystyle G infty nbsp bei der als Wahrheitswerte die reellen Zahlen im Intervall von 0 bis 1 verwendet werden Designierter Wahrheitswert ist bei jeder dieser Logiken 1 Die Konjunktion displaystyle wedge nbsp und die Disjunktion displaystyle vee nbsp definiert er als Minimum bzw Maximum der Formelwahrheitswerte u v min u v displaystyle u wedge v min u v nbsp u v max u v displaystyle u vee v max u v nbsp Die Negation displaystyle sim nbsp und Implikation G displaystyle rightarrow G nbsp werden durch folgende Wahrheitswertfunktionen definiert u 1 wenn u 0 0 wenn u gt 0 displaystyle sim u begin cases 1 amp text wenn u 0 0 amp text wenn u gt 0 end cases nbsp u G v 1 wenn u v v wenn u gt v displaystyle u rightarrow G v begin cases 1 amp text wenn u leq v v amp text wenn u gt v end cases nbsp Die Godelschen Systeme sind vollstandig axiomatisierbar d h es lassen sich Kalkule aufstellen in denen alle Tautologien des jeweiligen Systems herleitbar sind Lukasiewicz Logiken Lv Bearbeiten Die Implikation L displaystyle rightarrow L nbsp und die Negation displaystyle neg nbsp definiert Jan Lukasiewicz durch folgende Wahrheitswertfunktionen u 1 u displaystyle neg u 1 u nbsp u L v min 1 1 u v displaystyle u rightarrow L v min 1 1 u v nbsp Als erstes entwickelt Lukasiewicz nach diesem Schema 1920 seine dreiwertige Logik das System L 3 displaystyle L 3 nbsp mit den Wahrheitswerten 0 1 2 1 displaystyle 0 tfrac 1 2 1 nbsp und designiertem Wahrheitswert 1 1922 folgt seine unendlichwertige Logik L displaystyle L infty nbsp in der er die Menge der Wahrheitswerte auf das Intervall der reellen Zahlen von 0 bis 1 erweitert Designierter Wahrheitswert ist in beiden Fallen 1 7 Verallgemeinert zu L v displaystyle L v nbsp zerfallen die Lukasiewicz schen Logiken in die endlichwertigen Systeme L n displaystyle L n nbsp Wahrheitswertmenge wie bei Godel 0 1 n 1 2 n 1 n 2 n 1 1 displaystyle 0 tfrac 1 n 1 tfrac 2 n 1 ldots tfrac n 2 n 1 1 nbsp in das bereits angesprochene L displaystyle L infty nbsp und in L ℵ 0 displaystyle L aleph 0 nbsp bei der als Wahrheitswerte die rationalen Zahlen d h Bruche im Intervall von 0 bis 1 verwendet werden Die Menge der Tautologien das heisst der Aussagen mit designiertem Wahrheitswert ist bei L displaystyle L infty nbsp und L ℵ 0 displaystyle L aleph 0 nbsp identisch Produktlogik P Bearbeiten Die Produktlogik enthalt eine Konjunktion displaystyle odot nbsp und eine Implikation P displaystyle rightarrow Pi nbsp die folgendermassen definiert werden 8 fur u v 0 1 displaystyle u v in 0 1 nbsp u v u v displaystyle u odot v uv nbsp u P v 1 wenn u v v u wenn u gt v displaystyle u rightarrow Pi v begin cases 1 amp text wenn u leq v frac v u amp text wenn u gt v end cases nbsp Zusatzlich enthalt die Produktlogik eine Wahrheitswertkonstante 0 displaystyle overline 0 nbsp die den Wahrheitswert falsch bezeichnet Mittels der zusatzlichen Konstanten konnen eine Negation displaystyle sim nbsp und eine weitere Konjunktion displaystyle wedge nbsp folgendermassen definiert werden f f P 0 displaystyle sim varphi varphi rightarrow Pi overline 0 nbsp f ps f f P ps displaystyle varphi wedge psi varphi odot varphi rightarrow Pi psi nbsp Post Logiken Pm Bearbeiten Post definiert 1921 eine Familie von Logiken P m displaystyle P m nbsp mit wie bei L n displaystyle L n nbsp und G k displaystyle G k nbsp den Wahrheitswerten 0 1 m 1 2 m 1 m 2 m 1 1 displaystyle 0 tfrac 1 m 1 tfrac 2 m 1 ldots tfrac m 2 m 1 1 nbsp Negation displaystyle sim nbsp und Disjunktion displaystyle vee nbsp definiert Post folgendermassen u 1 wenn u 0 u 1 m 1 wenn u 0 displaystyle sim u begin cases 1 amp text wenn u 0 u frac 1 m 1 amp text wenn u not 0 end cases nbsp u v max u v displaystyle u vee v max u v nbsp Vierwertige Logik von Belnap Bearbeiten Hauptartikel Belnaps vierwertige LogikNuel Belnap entwickelte 1977 seine vierwertige Logik mit den Wahrheitswerten t true wahr f falsch u unbekannt und b beides also einer widerspruchlichen Information Bocvar Logik B3 Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Die Bocvar Logik 9 10 11 von Dmitrij Anatoljewitsch Bocvar geschrieben auch Bochvar oder Botschwar B 3 displaystyle B 3 nbsp enthalt zwei Klassen von Junktoren namlich die inneren Junktoren einerseits und die ausseren Junktoren andererseits Die inneren Junktoren Negation displaystyle neg nbsp Implikation displaystyle rightarrow nbsp Disjunktion displaystyle vee nbsp Konjunktion displaystyle wedge nbsp und Bisubjunktion displaystyle leftrightarrow nbsp entsprechen denen der klassischen Logik Die ausseren Junktoren Negation displaystyle neg nbsp Implikation displaystyle rightarrow nbsp Disjunktion displaystyle vee nbsp Konjunktion displaystyle wedge nbsp und Bisubjunktion displaystyle leftrightarrow nbsp sind metasprachlicher Natur und sind die folgenden f displaystyle neg varphi nbsp f displaystyle varphi nbsp ist falsch f ps displaystyle varphi rightarrow psi nbsp ist f displaystyle varphi nbsp wahr so auch ps displaystyle psi nbsp f ps displaystyle varphi vee psi nbsp f displaystyle varphi nbsp ist wahr oder ps displaystyle psi nbsp ist wahr f ps displaystyle varphi wedge psi nbsp f displaystyle varphi nbsp ist wahr und ps displaystyle psi nbsp ist wahr f ps displaystyle varphi leftrightarrow psi nbsp f displaystyle varphi nbsp ist wahr gdw ps displaystyle psi nbsp ist wahr Die Wahrheitswertfunktionen entsprechen denen der Kleene Logik K 3 displaystyle K 3 nbsp Fur die Definition der ausseren Junktoren wird ein weiterer einstelliger Junktor hinzugenommen namlich die externe Bestatigung A displaystyle A nbsp mit der WahrheitswertfunktionA 1 0 i 0 0 1 displaystyle begin array c c A amp hline 1 amp 0 i amp 0 0 amp 1 end array nbsp Damit lassen sich die ausseren Junktoren wie folgt definieren f A f displaystyle neg varphi neg A varphi nbsp f ps A f A ps displaystyle varphi vee psi A varphi vee A psi nbsp f ps A f A ps displaystyle varphi rightarrow psi A varphi rightarrow A psi nbsp f ps A f A ps displaystyle varphi wedge psi A varphi wedge A psi nbsp f ps A f A ps displaystyle varphi leftrightarrow psi A varphi leftrightarrow A psi nbsp Die Logik der ausseren Junktoren welche eine Unterscheidung zwischen 0 und i trifft entspricht exakt der klassischen Logik Bayeslogik BearbeitenDie Bayeslogik auch Bayes Logik oder induktive Bayes Logik ist eine induktive mehrwertige Logik aus dem Grenzfeld von Logik Erkenntnistheorie und Maschinenlernen mit Anwendungen in den Bereichen Psychologie und Mensch Computer Interaktion 12 13 Die Bayeslogik bestimmt die rationale subjektive Gultigkeit oder probabilistische Adaquatheit von logischen Pradikationen etwa Raben sind schwarz UND konnen fliegen induktiv nach Regeln der Wahrscheinlichkeitstheorie Ihre Ergebnisse konnen sich bei weiteren Daten wieder verandern sie ist non monoton Die Wahrscheinlichkeitstheorie wird auf der Ebene alternativer logischer Erklarungsmuster die sich aber uberlappen konnen angewendet Bei Gegebenheit bestimmter Annahmen kann die Bayeslogik dadurch den rationalen Grad der Adaquatheit von logischen Erklarungsmustern logischen Junktoren bestimmen und etwa die beste Erklarung aufgrund von Haufigkeitsdaten und Vorerwartungen bestimmen Schluss auf die beste Erklarung Nach dem Satz von Bayes gilt P Junktor i Daten P Daten Junktor i P Junktor i P Daten Dabei wird hier von einer Likelihood Funktion ausgegangen die bei Ausnahmen einer Junktor Hypothese nicht immer eine Wahrscheinlichkeit von Null zuordnet falls ein Ausnahmeparameter r echt grosser als 0 ist r gt 0 Bei Ausnahmeparameter r 0 und vorliegenden Daten die einer Junktor Hypothese widersprechenden folgt auch hier eine falsifikationistische Adaquatheitsnorm des Hypothesentestens Eine einzige gegenlaufende Evidenz widerlegt eine Hypothese Bei fehlender Widerlegung wird wie im Falsifikationismus auch die spezifischere logisch starkere Hypothese aufgrund einer Bayesschen Version von Ockhams Rasiermesser bevorzugt Bei r gt 0 erlaubt die Bayeslogik auch die Bevorzugung von spezifischeren Hypothesen selbst wenn sie mehr Ausnahmen zulasst Trotz der Datenbasierung extensionaler Aspekte handelt es sich insofern um eine auch intensionale Logik die unter manchen Bedingungen auch psychologische deskriptiv gute Ergebnisse zeigt und eventuell eine rationale Erklarung etwa von Konjunktionsfehlern Conjunction Fallacy bieten kann die scheinbar im Widerspruch zu einer unmittelbaren Anwendung der Wahrscheinlichkeitstheorie zu stehen scheinen 14 15 Fuzzy Logik BearbeitenIn der Fuzzy Set Theorie oft auch als Fuzzy Logik bezeichnet werden ebenfalls nicht eindeutige Aussagen behandelt Ein Beispiel ist die Aussage das Wetter ist sehr warm Diese Aussage wird abhangig von der tatsachlichen Temperatur in unterschiedlichem Ausmass zutreffen bei 35 Grad mit Sicherheit bei 25 Grad einigermassen bei 0 Grad auf keinen Fall Die willkurlich festzulegenden Grade des Zutreffens werden durch eine reelle Zahl zwischen 0 und 1 reprasentiert Die vorstehenden mehrwertigen Logiken behandeln einzelne Aussagen als atomar kennen deren innere Struktur also gar nicht Im Unterschied dazu behandelt die Fuzzy Set Theorie nur Aussagen mit einer sehr speziellen inneren Struktur Einer Grundmenge moglicher Beobachtungen z B die auftretenden Temperaturen werden Grade des Zutreffens einer Aussage ist sehr warm zugeordnet Der Begriff Menge engl set in fuzzy set bezieht sich auf die Menge der Beobachtungen bei denen der Grad des Zutreffens der Aussage gt 0 ist der Begriff fuzzy deutet auf den variablen Grad des Zutreffens Die Fuzzy Set Theorie behandelt nicht die Frage ob es unbekannt oder zweifelhaft ist ob eine Aussage zutrifft Einer Aussage als solcher wird uberhaupt kein Wahrheitswert zugeordnet die Grade des Zutreffens sind keine Wahrheitswerte sondern eher Interpretationen eines originaren gemessenen Werts Die Fuzzy Set Theorie liefert auch Methoden den Grad des Zutreffens von Aussagen in denen mehrere elementare Aussagen verknupft sind das Wetter ist warm und trocken zu bestimmen Die Verfahren zur Kombination von Zutreffensgraden konnen teilweise auch auf die Kombination von Wahrheitswerten der mehrwertigen Logiken angewandt werden Anwendung mehrwertiger Logiken BearbeitenIn der Hardwareentwicklung von Logikschaltungen werden mehrwertige Logiken zur Simulation eingesetzt um verschiedene Zustande darzustellen sowie Tri State Gatter und Busse zu modellieren In der Hardwarebeschreibungssprache VHDL wird zum Beispiel oft die im IEEE Standard mit der Nummer 1164 definierte neunwertige Logik verwendet die Standard Logic 1164 Sie hat die Werte U undefiniert X unbekannt starker Treiber 0 logische Null starker Treiber 1 logische Eins starker Treiber Z hochohmig hohe Impedanz Z W unbekannt schwacher Treiber L logische Null low schwacher Treiber H logische Eins high schwacher Treiber unwichtig don t careStandard Logic 1164 eine neunwertige Logik zur HardwaresimulationIn einer realen Schaltung treten nur 1 0 und bei Ein Ausgangen Z auf In der Simulation tritt der Zustand U bei Signalen auf denen bisher noch kein anderer Wert zugewiesen wurde Der Wert Don t Care wird ausserhalb von VHDL oft mit X dargestellt dient nur zur Synthese er signalisiert dem Ubersetzungsprogramm dass ein bestimmter Zustand nicht vorgesehen ist und es daher egal ist wie die synthetisierte Schaltung mit diesem Zustand umgeht Die Unterscheidung zwischen starken und schwachen Treibern dient dazu in einem Konfliktfall wenn zwei Ausgange auf eine einzige Leitung zusammengeschaltet sind und verschiedene Werte liefern zu entscheiden welches Signal der entsprechenden Leitung zugeschrieben wird Dieser Konflikt tritt oft bei Bussystemen auf wo mehrere Busteilnehmer gleichzeitig anfangen Daten zu senden Trifft nun eine 1 stark auf ein L schwach so setzt sich das starke Signal durch und der Signalleitung wird der Wert 1 zugeschrieben Treffen jedoch gleich starke Signale aufeinander so geht die Signalleitung in einen undefinierten Zustand Diese Zustande sind X bei Konflikt zwischen 1 und 0 und W bei Konflikt zwischen H und L Abgrenzung BearbeitenMehrwertige Logiken werden oft unter metaphysischen oder erkenntnistheoretischen Fragestellungen diskutiert Darunter fallt z B die haufig gestellte Frage welches logische System stimmt d h welches logische System die Wirklichkeit richtig oder besser am besten beschreibt Unterschiedliche philosophische Stromungen geben auf diese Frage unterschiedliche Antworten einige Stromungen z B der Positivismus lehnen gar die Fragestellung an sich als sinnlos ab Literatur BearbeitenLothar Kreiser Siegfried Gottwald Werner Stelzner Hrsg Nichtklassische Logik Eine Einfuhrung 2 Auflage Akademie Verlag Berlin 1990 ISBN 978 3 05 000274 3 Alexander Alexandrowitsch Sinowjew Uber mehrwertige Logik Ein Abriss Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1968 Auch Braunschweig Vieweg und Basel C F Winter ISBN 978 3 528 08271 0 Siegfried Gottwald Mehrwertige Logik Eine Einfuhrung in Theorie und Anwendung Akademie Verlag Berlin 1989 1995 ISBN 978 3 05 000765 6 Weblinks BearbeitenSiegfried Gottwald Many Valued Logic In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Journal of Multiple Valued Logic and Soft Computing Nuel Belnap Some papers and publications Memento vom 3 Januar 2009 im Internet Archive Zitate zu Nuel Belnap A Useful Four valued LogicEinzelnachweise Bearbeiten Aristoteles De interpretatione c 9 zitiert nach Ewald Richter Logik mehrwertige In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 5 S 444 Quelle fur diesen und die folgenden Absatze ist Kreiser Gottwald Stelzner Nichtklassische Logik Kapitel 2 1 Grundprinzipien der mehrwertigen Logik S 19 f siehe Literaturliste Lothar Kreiser Siegfried Gottwald Werner Stelzner Nichtklassische Logik Eine Einfuhrung Akademie Verlag Berlin 1990 ISBN 978 3 05 000274 3 S 19 Diese und die folgenden Definitionen folgen insbesondere Kreiser Gottwald Stelzner Nichtklassische Logik Kapitel 2 3 3 Ausgezeichnete Quasiwahrheitswerte Tautologien und Folgerungen Seite 32ff siehe Literaturliste vgl Kreiser Gottwald Stelzner Nichtklassische Logik Seite 44 siehe Literaturliste Kurt Godel Zum intuitionistischen Aussagenkalkul In Anzeiger Akademie der Wissenschaften Wien mathematisch naturwissenschaftliche Klasse 69 S 65 f Quelle fur diese und die folgenden Informationen zu den Lukasiewicz Logiken ist Kreiser Gottwald Stelzner Nichtklassische Logik Seite 41ff und Seite 45ff siehe Literaturliste Petr Hajek Fuzzy Logic In Edward N Zalta The Stanford Encyclopedia of Philosophy Spring 2009 plato stanford edu Dmitrij Anatolevich Bochvar Ob odnom trehznachnom ischislenii i ego primenenii k analizu paradoksov klassicheskogo rasshirennogo funkcionalnogo ischisleniya Matematicheskij sbornik 46 1938 4 S 287 308 Siegfried Gottwald Mehrwertige Logik Eine Einfuhrung in Theorie und Anwendung Akademie Verlag Berlin 1989 S 165 ff Georg Gottlob Mehrwertige Logik und Informatik In Franz Pichler Hrsg Europolis 6 Informatik fur Spiele und Verkehr Extension der Mengenlehre Universitatsverlag Trauner Linz 2006 S 396 405 von Sydow M 2016 Towards a Pattern Based Logic of Probability Judgements and Logical Inclusion Fallacies Thinking amp Reasoning 22 3 297 335 doi 10 1080 13546783 2016 1140678 von Sydow M 2011 The Bayesian Logic of Frequency Based Conjunction Fallacies Journal of Mathematical Psychology 55 2 119 139 doi 10 1016 j jmp 2010 12 001 von Sydow M amp Fiedler K 2012 Bayesian Logic and Trial by trial Learning Proceedings of the Thirty Fourth Annual Conference of the Cognitive Science Society pp 1090 1095 Austin TX Cognitive Science Society von Sydow M 2017 Rational Explanations of the Conjunction Fallacies A Polycausal Proposal Proceedings of the Thirty Ninth Annual Conference of the Cognitive Science Society pp 3472 3477 Austin TX Cognitive Science Society Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mehrwertige Logik amp oldid 231847648