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Existential Graphs die deutschen Ubersetzungen existenzielle Graphen und Existenzgraphen sind nicht sehr gebrauchlich sind ein logisches System des US amerikanischen Logikers und Philosophen Charles Sanders Peirce Sie umfassen sowohl eine eigene graphische Schreibweise Notation fur logische Aussagen als auch einen logischen Kalkul d h im Wesentlichen ein formales System von Schlussregeln mit denen bestehende Aussagen so umgeformt werden konnen dass daraus neue Aussagen entstehen die aus ersteren folgen Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 Alphagraphen 2 1 Notation der Alphagraphen 2 2 Schlussregeln der Alphagraphen 2 2 1 Beispiel 3 Betagraphen 3 1 Notation der Betagraphen 3 2 Schlussregeln der Betagraphen 3 3 Weitere Beispiele 4 Quellen 5 Literatur 5 1 Primarliteratur 5 2 Sekundarliteratur 5 2 1 Monographien 5 2 2 Artikel 6 WeblinksEinleitung BearbeitenPeirce empfand die algebraische Schreibweise d h Formelschreibweise der Logik vor allem die der zu seinen Lebzeiten noch sehr neuen von ihm selbst wesentlich mitentwickelten 1 Pradikatenlogik philosophisch als unbefriedigend weil den Formelzeichen ihre Bedeutung durch blosse Konvention zukomme Im Gegensatz dazu strebte er eine Schreibweise an bei der die Zeichen ihre Bedeutung buchstablich in sich tragen 2 in der Begrifflichkeit seiner Zeichentheorie ein System ikonischer Zeichen die den bezeichneten Gegenstanden und Relationen ahneln oder gleichen 3 So war die Entwicklung eines ikonischen graphischen und wie er beabsichtigte damit intuitiven und leicht erlernbaren logischen Systems ein Projekt das Peirce zeitlebens beschaftigte Nach mindestens einem abgebrochenen Ansatz den Entitative Graphs entstand schliesslich von 1896 an das geschlossene System der Existential Graphs Obwohl von ihrem Schopfer als klar uberlegenes und intuitiveres System betrachtet waren sie als Schreibweise und als Kalkul ohne grosseren Einfluss auf die Geschichte der Logik zuruckgefuhrt wird das einerseits darauf dass Peirce zu diesem Thema nur wenig publizierte und die veroffentlichten Texte nicht sehr verstandlich geschrieben seien 4 und andererseits darauf dass die lineare Formelschreibweise in der Hand von Fachleuten das weniger aufwandig handhabbare Werkzeug sei 5 So wurden die Existential Graphs nur wenig beachtet 6 oder als unhandliche Schreibweise angesehen 7 Zu besserem Verstandnis fuhrten ab 1963 Arbeiten von Don D Roberts und J Jay Zeman in denen Peirce graphische Systeme systematisch untersucht und dargestellt wurden Eine praktische Rolle spielt heute allerdings nur eine moderne Anwendung die 1976 von John F Sowa eingefuhrten Begriffsgraphen die in der Informatik zur Wissensreprasentation verwendet werden Als Forschungsgegenstand treten die Existential Graphs im Zusammenhang mit einem wachsenden Interesse an graphischer Logik wieder vermehrt in Erscheinung 8 was sich auch in Versuchen aussert die von Peirce angegebenen Schlussregeln durch intuitivere zu ersetzen 9 Das Gesamtsystem der Existential Graphs setzt sich aus drei aufeinander aufbauenden Teilsystemen zusammen den Alphagraphen den Betagraphen und den Gammagraphen Die Alphagraphen sind ein rein aussagenlogisches System Auf sie aufbauend entstehen als echte Erweiterung die Betagraphen ein pradikatenlogisches System der ersten Stufe Die bis heute nicht vollstandig erforschten und von Peirce nicht vollendeten Gammagraphen werden als Weiterentwicklung der Alpha und Betagraphen verstanden Bei geeigneter Interpretation decken die Gammagraphen Pradikatenlogik hoherer Stufe sowie Modallogik ab Noch 1903 begann Peirce mit einem neuen Ansatz den Tinctured Existential Graphs mit denen er die bisherigen Systeme der Alpha Beta und Gammagraphen ablosen und deren Ausdrucksstarke und Leistungsfahigkeit in einem einzigen neuen System vereinen wollte Wie die Gammagraphen blieben die Tinctured Existential Graphs unvollendet Als Kalkule sind die Alpha und Betagraphen sowohl korrekt d h alle als Alpha bzw Betagraphen herleitbaren Ausdrucke sind aussagen bzw pradikatenlogisch semantisch gultig als auch vollstandig d h alle aussagen bzw pradikatenlogisch semantisch gultigen Ausdrucke sind als Alpha bzw Betagraphen herleitbar 10 Die Wahl der Bezeichnung Existential Graphs begrundet Peirce damit dass der einfachste sinnvolle und wohlgeformte Betagraph eine Existenzaussage trifft 11 Peirce verwendet diese Bezeichnung erstmals Ende 1897 12 zuvor spricht er von positive logical graphs oder einfach von seinem System logischer Diagramme Der vorliegende Artikel behandelt die Alpha und Betagraphen als den vollendeten und am besten erforschten Teil von Peirce System Daruber hinausgehende Informationen bieten die in der Literaturliste genannten Werke Alphagraphen BearbeitenNotation der Alphagraphen Bearbeiten nbsp AlphagraphenAtomare Aussagen d h solche Aussagen die ihrerseits nicht aus anderen Aussagen zusammengesetzt sind werden wie in der Aussagenlogik ublich durch Buchstaben ausgedruckt zum Beispiel kann die atomare Aussage Es regnet durch den Buchstaben P ausgedruckt werden Die Konjunktion mehrerer atomarer oder nicht atomarer Aussagen wird durch ihr Nebeneinanderschreiben ausgedruckt Um zu sagen dass zwei Aussagen P und Q wahr sind schreibt man daher PQ Neben der Konjunktion umfasst das System die Negation Sie wird ausgedruckt indem der zu verneinende Ausdruck egal ob einfach oder zusammengesetzt von einem geschlossenen Linienzug umgeben wird sozusagen eingeringelt wird Spezielle Anforderungen an die Gestalt des Linienzugs werden keine gemacht es ist aber gebrauchlich einen Kreis oder ein Oval zu verwenden Den geschlossenen Linienzug der eine Aussage verneint nennt Peirce den Cut wortlich Schnitt Bildlicher Hintergrund des Cuts ist dass auf dem Blatt Papier auf dem geschrieben wird dem sheet of assertion Annahmeblatt die als wahr angenommenen Aussagen niedergeschrieben werden Falsche Aussagen mussen vom Bereich der wahren Aussagen ausgeschlossen abgegrenzt abgeschnitten werden und ebendiese Funktion ubernimmt der Cut Um ein Konditional auszudrucken d h um zu sagen dass eine Aussage P eine hinreichende Bedingung fur eine Aussage Q ist wird eine Schreibweise gewahlt die im Englischen als P scrolls Q P ringelt Q ein bezeichnet wird Die Aussage Q also der bedingte Satz steht innerhalb eines eigenen Cuts gemeinsam mit seiner Bedingung der Aussage P in einem zweiten ausseren Cut siehe Abbildung Punkt c1 und c2 Diese Schreibweise ist im logischen System der Existential Graphs atomar eingefuhrt aber im Wissen dass es sich bei dem Cut um die Negation und beim Nebeneinanderschreiben um die Konjunktion handelt leicht mit den Wahrheitsbedingungen dieser beiden Verknupfungen in Deckung zu bringen Das Konditional P Q ist aquivalent mit der Negation P Q und genau das ist die Aussage des P scrolls Q die genau den Fall des wahren P und falschen Q vom sheet of assertion abgrenzt herausschneidet Die Disjunktion wird ausgedruckt indem die beiden Disjunkte jeweils fur sich in einzelne Cuts gesetzt nebeneinander geschrieben und mit einem zusatzlichen ausseren Cut versehen werden Man sieht leicht dass diese Schreibweise in moderner Notation die Aussage P Q darstellt eine Aussage die mit P Q aquivalent ist Bildlicher Hintergrund ist wieder dass die Disjunktion den Fall vom sheet of assertion ausschliesst dass sowohl P als auch Q falsch sind Mit den beiden Verknupfungen der Alphagraphen der Verneinung dem Cut und der Und Verknupfung Aufschreiben mehrerer Aussagen auf dem Annahmeblatt lassen sich wie fur das Konditional und die Disjunktion beispielhaft gezeigt wurde alle anderen Verknupfungen der zweiwertigen Aussagenlogik darstellen siehe funktionale Vollstandigkeit von Junktoren Alphagraphen sind damit eine vollwertige Schreibweise fur die Aussagenlogik Wenn Aussagen in der Schreibweise der Alphagraphen von elektronischen Rechenanlagen verarbeitet oder einfach mit Textverarbeitungssystemen bzw fruher Schreibmaschinen wiedergegeben werden sollen behilft man sich oft damit die Cuts durch Klammerungen auszudrucken Statt eines geschlossenen Linienzugs um den Satz P zu zeichnen schreibt man in diesem Fall P Das Konditional P scrolls Q wird in dieser Schreibweise zu P Q Aus typographischen Grunden wird auch in diesem Artikel so vorgegangen Schlussregeln der Alphagraphen Bearbeiten Um die Regeln formulieren zu konnen ist es zunachst erforderlich das Konzept der Ebene einer Aussage in der Literatur proposition level zu definieren Die Ebene einer elementaren oder zusammengesetzten Aussage ist definiert als die Anzahl der Cuts von denen diese Aussage direkt oder indirekt umschlossen ist Zum Beispiel ist im Ausdruck P Q die Ebene von P und jene von Q 1 weil sowohl P als auch Q nur Teil des ausseren Cuts sind Die Ebene von Q hingegen ist 2 weil Q nicht nur unmittelbar von einem Cut umgeben ist sondern dieser wiederum Teil des ausseren Cuts ist Nach dieser Vorbemerkung lassen sich die Schlussregeln wie folgt angeben 13 Annahme Die Regel der Annahme erlaubt es eine beliebige Aussage als Pramisse aufzuschreiben und von ihr ausgehend Folgerungen zu ziehen Mochte man ein Argument herleiten das mehr als eine Pramisse umfasst dann schreibt man die Pramissen nebeneinander Nebeneinanderschreiben bedeutet ja nichts anderes als jeden der so kombinierten Satze anzunehmen R1 Loschregel Rule of Erasure Jede Aussage die auf geradzahliger Ebene auftritt darf ersatzlos gestrichen werden Mit dieser Regel kann man zum Beispiel von P Q durch Loschung von Q auf P schliessen weil Q auf Ebene 2 liegt und 2 eine gerade Zahl ist Nicht geloscht werden durfte in diesem Beispiel P weil P auf Ebene 1 liegt und 1 eine ungerade Zahl ist R2 Einfugungsregel Rule of Insertion Auf ungeradzahliger Ebene darf jede beliebige Aussage eingefugt werden Zum Beispiel ist es zulassig mit dieser Regel aus P Q auf PR Q zu schliessen Die eingefugte Aussage R kommt auf Ebene 1 zu stehen und 1 ist eine ungerade Zahl R3 Wiederholungsregel Rule of Iteration Jede Aussage die Teil einer zusammengesetzten Aussage ist darf auf derselben Ebene oder auf tieferer Ebene wiederholt werden jedoch nicht innerhalb ihrer selbst Nach R3 darf zum Beispiel aus P Q durch Wiederholung von P auf derselben Ebene auf P Q P oder durch Wiederholung von P auf tieferer Ebene auf P QP geschlossen werden Ebenso darf aus derselben Aussage durch Wiederholung von Q auf P Q Q geschlossen werden Nicht zulassig ware es Q innerhalb seiner selbst zu wiederholen und so auf P Q Q zu schliessen diese theoretische Moglichkeit wird durch die Zusatzbedingung dass die Wiederholung einer Aussage nicht innerhalb ihrer selbst erfolgen darf ausgeschlossen R4 Aufhebung der Wiederholung Rule of Deiteration Wenn eine Aussage X formal von einer Gestalt ist dass sie aus einer Aussage Y durch Anwendung von R3 der Wiederholungsregel entstanden sein konnte dann darf mittels R4 von X auf Y geschlossen werden es ist dazu nicht erforderlich dass X tatsachlich durch eine Anwendung von R3 entstanden ist Zum Beispiel darf mit R4 von P Q Q auf P Q geschlossen werden weil mittels R3 von P Q auf P Q Q geschlossen werden durfte R5 Regel des doppelten Cut Rule of the Double Cut Doppelte Cuts durfen nach Belieben eingefugt und gestrichen werden sowohl um bestehende Aussagen herum als auch fur sich alleine Zum Beispiel darf nach R5 von PQ auf P Q auf P Q und auch auf PQ geschlossen werden Ebenso darf aber von PQ auf PQ oder auf P Q geschlossen werden Beispiel Bearbeiten Es soll aus P Q displaystyle P rightarrow Q nbsp und Q R displaystyle Q rightarrow R nbsp die Aussage P R displaystyle P rightarrow R nbsp abgeleitet werden Kettenschluss Dazu beginnt man mit den Annahmen P Q und Q R und leitet schrittweise die Aussage P R her P Q Q R displaystyle longrightarrow nbsp P Q Q R Q R R3 P Q Q R Q R displaystyle longrightarrow nbsp P Q Q R R1 P Q Q R displaystyle longrightarrow nbsp P Q R R4 P Q R displaystyle longrightarrow nbsp P QR R5 P Q R displaystyle longrightarrow nbsp P R R1 Betagraphen BearbeitenDie Betagraphen sind das pradikatenlogische System der Existential Graphs Sie erweitern das System der Alphagraphen um das Sprachmittel der Identitatslinie line of identity und verallgemeinern die bereits bestehenden Schlussregeln Die atomaren Ausdrucke sind bei den Betagraphen nicht mehr Aussagebuchstaben P Q R bzw Aussagen Es regnet Peirce starb in Armut sondern Pradikate im Sinn der Pradikatenlogik Naheres siehe dort gegebenenfalls abgekurzt zu Pradikatbuchstaben F G H Ein Pradikat im Sinn der Pradikatenlogik ist eine Folge von Wortern mit klar definierten Leerstellen die zu einem Aussagesatz wird wenn man in jede Leerstelle einen Eigennamen einsetzt So ist zum Beispiel die Wortfolge starb in Armut ein Pradikat weil daraus der Aussagesatz Peirce starb in Armut entsteht wenn man den Eigennamen Peirce in die Leerstelle eintragt Ebenso ist die Wortfolge 1 ist reicher als 2 ein Pradikat weil daraus die Aussage Sokrates ist reicher als Platon entsteht wenn man in die Leerstellen die Eigennamen Sokrates bzw Platon einsetzt Notation der Betagraphen Bearbeiten Das grundlegende Sprachmittel ist die Identitatslinie line of identity eine dick gezeichnete Linie beliebiger Form Die Identitatslinie dockt an die Leerstelle eines Pradikats an um zu zeigen dass das Pradikat auf mindestens ein Individuum zutrifft Um auszudrucken dass das Pradikat ist ein Mensch auf mindestens ein Individuum zutrifft um also zu sagen dass es mindestens einen Menschen gibt schreibt man demnach eine Identitatslinie in die Leerstelle des Pradikats ist ein Mensch nbsp Es gibt mindestens einen Menschen Pradikatenlogik xMensch x Verbindet eine Identitatslinie zwei oder mehrere Leerstellen egal ob unterschiedlicher Pradikate oder desselben Pradikats dann druckt sie aus dass es mindestens ein Individuum gibt das in die jeweilige Leerstelle geschrieben jedes dieser Pradikate zugleich wahr macht Ein einfaches Beispiel ist nachfolgender Betagraph In diesem Graphen druckt die Identitatslinie aus dass es mindestens ein Objekt gibt das sowohl das Pradikat ist Amerikaner als auch das Pradikat starb in Armut zugleich erfullt mit anderen Worten dass es mindestens einen Amerikaner gibt der in Armut starb nbsp Mindestens ein Amerikaner starb in Armut Pradikatenlogik x Amerikaner x Starb in Armut x Von diesem Betagraphen klar unterscheiden muss man den nachfolgenden der nach den Regeln der Alphagraphen zusammengesetzt ist nbsp Es gibt mindestens einen Amerikaner Mindestens ein Individuum starb in Armut Pradikatenlogik xAmerikaner x yStarb in Armut y In diesem Fall handelt es sich um zwei untereinander geschriebene einzelne Betagraphen Der obere Teilgraph sagt aus dass mindestens ein Individuum das Pradikat ist Amerikaner erfullt d h dass es Amerikaner gibt Der untere Teilgraph sagt analog aus dass mindestens ein Individuum das Pradikat starb in Armut erfullt d h dass mindestens ein Individuum in Armut starb Zwei Betagraphen nebeneinander oder untereinander zu schreiben bedeutet nach den Regeln der Alphagraphen die Wahrheit beider auszusagen Der kombinierte Graph besagt demnach dass es mindestens einen Amerikaner gibt und dass mindestens ein Individuum in Armut starb er behauptet aber nicht dass auf die Individuen auf die das eine Pradikat zutrifft auch das andere Pradikat zutrifft Durch geeignete Kombination der Identitatslinie mit den bekannten aussagenlogischen Mitteln der Alphagraphen lassen sich bereits fast alle pradikatenlogischen Aussagen formulieren Ein einfacher Fall ist das Verneinen einer Existenzaussage Im folgenden Beispiel wird die Aussage des ersten Beispiels d h die Aussage dass es Menschen gibt verneint indem sie innerhalb eines Cuts geschrieben wird Es wird also ausgesagt dass es nicht der Fall ist dass es Menschen gibt in schonerem Deutsch Dass es keine Menschen gibt nbsp Es gibt keine MenschenPradikatenlogik xMensch x Von diesem Graphen unterscheidet sich der nachstehende bei dem die Identitatslinie aus dem Cut herauszuragen scheint nbsp Es gibt mindestens ein Individuum das kein Mensch ist Pradikatenlogik x Mensch x Nach der Lesart der Betagraphen liegt hier die Verbindung zweier Graphen vor Einer ausseren leeren Identitatslinie die schlicht besagt Etwas existiert und einer Identitatslinie innerhalb des Cuts der fur sich aussagt Es ist nicht der Fall dass es mindestens ein Individuum gibt das das Pradikat ist ein Mensch erfullt Die Verbindung beider Linien in jenem Punkt in dem sie den Cut schneiden druckt die Identitat der gegenstandlichen Individuen aus Es gibt etwas und dieses Etwas ist kein Mensch So druckt obiger Betagraph nichts anderes aus als die Aussage dass es Dinge gibt die keine Menschen sind Ebenso gut lasst sich eine innerhalb eines Cuts liegende Identitatslinie mit einer ausseren Identitatslinie verbinden die ihrerseits an ein Pradikat andockt Der nachstehende Graph ist ein Beispiel fur diese Konstellation Fur sich alleine genommen sagt der Cut aus Es ist nicht der Fall dass es ein Individuum gibt das in Armut starb und fur sich alleine genommen sagt der aussere Ausdruck aus dass es mindestens ein Individuum gibt das Amerikaner ist Da beider Ausdrucke Identitatslinien einander im Cut beruhren druckt der Gesamtausdruck die Identitat beider Individuen aus sagt also Es gibt mindestens einen Amerikaner der nicht in Armut starb nbsp Es gibt mindestens einen Amerikaner der nicht in Armut starbPradikatenlogik x Amerikaner x Starb in Armut x Eine Allaussage vom Typ Alle Schweine sind rosa wurde durch einen Betagraphen des nachstehenden Typs dargestellt Wortlich handelt es sich hierbei um die Verneinung eines Satzes vom Typ des vorangehenden Beispiels konkret um die Verneinung von Es gibt mindestens ein Schwein das nicht rosa ist Zu verneinen dass es nicht rosa Schweine gebe bedeutet nun aber auszusagen dass alle Schweine tatsachlich rosa sind nbsp Alle Schweine sind rosa Pradikatenlogik x Schwein x Rosa x bzw wortlich x Schwein x Rosa x Ist eine Identitatslinie wie im folgenden Beispiel mit einem leeren Cut markiert so druckt das die Nichtidentitat der Individuen aus die jene Leerstellen erfullen an denen die Identitatslinie andockt In diesem Sinn sagt nebenstehendes Beispiel aus dass es mindestens ein Schwein gibt und dass es mindestens ein rosa Individuum gibt die aber beide nicht identisch sind nbsp Es gibt mindestens ein Schwein und es gibt mindestens ein rosa Ding die nicht identisch sind Pradikatenlogik x y Schwein x Rosa y x y Analog zum vorangehenden druckt der nachstehende Betagraph aus dass es mindestens zwei Schweine gibt Es gibt ein Schwein und es gibt noch ein Schwein das mit ersterem nicht identisch ist nbsp Es gibt mindestens zwei Schweine Pradikatenlogik x y Schwein x Schwein y x y Schlussregeln der Betagraphen Bearbeiten Beim System der Betagraphen werden keine genuin pradikatenlogischen Schlussregeln hinzugefugt sondern es werden die bestehenden Regeln modifiziert Im Einzelnen erhalten die bekannten Schlussregeln damit folgenden neuen Wortlaut 14 R1 Loschregel Rule of Erasure Jede Aussage die auf geradzahliger Ebene liegt und jeder Teil einer Identitatslinie der auf geradzahliger Ebene auftritt darf ersatzlos gestrichen werden nbsp Eine Anwendung der Loschregel R1 R2 Einfugungsregel Rule of Insertion Auf ungeradzahliger Ebene darf jede beliebige Aussage eingefugt werden und durfen zwei oder mehrere unverbundene Enden von Identitatslinien beliebig miteinander verbunden werden nbsp Eine Anwendung der Einfugungsregel R2 R3 Wiederholungsregel Rule of Iteration Jede Aussage die Teil einer zusammengesetzten Aussage ist darf auf derselben Ebene oder auf tieferer Ebene wiederholt werden jedoch nicht innerhalb ihrer selbst Fur Identitatslinien sind folgende Iterationen zulassig An eine bestehende Identitatslinie darf jederzeit eine zusatzliche Identitatslinie mit losem Ende angefugt werden d h eine Identitatslinie die an keine Leerstelle eines Pradikats und an keine andere Identitatslinie andockt Die so angefugte Identitatslinie darf jedoch keinen Cut beruhren oder kreuzen Jede Identitatslinie mit losem Ende darf so verlangert werden dass ihr neues Ende auf derselben oder auf tieferer Ebene zu liegen kommt Die Iteration einer Aussage und die Iteration einer Identitatslinie durfen dergestalt miteinander kombiniert werden dass das lose Ende der iterierten Identitatslinie mit der iterierten Aussage verbunden wird nbsp Anwendungen der Wiederholungsregel R3 R4 Aufhebung der Wiederholung Rule of Deiteration Wenn eine Aussage X formal von einer Gestalt ist dass sie aus einer Aussage Y durch Anwendung von R3 der Wiederholungsregel entstanden sein konnte dann darf mittels R4 von X auf Y geschlossen werden es ist dazu nicht erforderlich dass X tatsachlich durch eine Anwendung von R3 entstanden ist R5 Regel des doppelten Cut Rule of the Double Cut Doppelte Cuts durfen nach Belieben eingefugt und gestrichen werden sowohl um bestehende Aussagen herum als auch fur sich alleine Doppelte Cuts durfen auch so eingefugt werden dass sie Identitatslinien schneiden es mussen dabei jedoch stets beide eingefugten Cuts alle geschnittenen Linien schneiden Weitere Beispiele Bearbeiten nbsp BeispieleQuellen Bearbeiten Development of first order logic independently of Frege anticipating prenex and Skolem normal forms Hammer 1998 Seite 489 Peirce wants a sign which will not merely be conventionally understood but which will wear its meaning on its sleeve so to speak Zeman 1964 Seite 21 zitiert nach der Online Ausgabe algebraic formulas are not iconic that is they do not resemble the objects or relationships they represent Peirce took this to be a defect Roberts 1973 Seite 17 Peirce s graphical publications were few and not easy to understand as he admitted himself Roberts 1973 Seite 12 T he syntax of Peirce s graphs lacks at least in general the combinatorial elegance and simplicity of linear notations Hammer 1998 Seite 502 Roberts weist darauf hin dass selbst das Standardwerk zur Geschichte der Logik Kneale Kneale The Development of Logic Clarendon Press Oxford 1962 ISBN 0 19 824773 7 die logischen Diagramme Peirce nicht erwahnt One questions the efficacy of Peirce s diagrams Their basic machinery is too complex Quine Review of Collected Papers of Charles Sanders Peirce Volume 4 The Simplest Mathematics Isis 22 Seite 552 zitiert nach Roberts 1973 Seite 13 Aside from their historic interest Peirce s graphical formalisms are of current interest Sowa s system of conceptual graphs is based on Peirce s work Other work also indicates increasing interest in the logic of graphical reasoning Hammer 1998 Seite 489 siehe z B Sun Joo Shin Reconstituting Beta Graphs into an Efficacious System Journal of Logic Language and Information archive Volume 8 Issue 3 Juli 1999 Seite 273 295 Die Beweise hierfur lieferte 1964 J Jay Zeman in seiner Dissertation siehe Literaturliste fur die Alphagraphen siehe auch die Arbeit von White 1984 Genauer aber nicht ganz so verstandlich damit dass das fundamental symbol Grundzeichen der Betagraphen eine relation of existence Existenzrelation ausdruckt zitiert nach Roberts Seite 30 Brief an William James 18 Dezember 1897 zitiert nach Roberts Seite 30 Die Darstellung der Schlussregeln und ihre Nummerierung folgt der Darstellung in Don D Roberts Buch The Existential Graphs of Charles S Peirce Seite 40 45 Die Darstellung folgt besonders eng Roberts Seite 56 60Literatur BearbeitenPrimarliteratur Bearbeiten Charles Hartshorne Paul Weiss Hrsg The Collected Papers of C S Peirce Cambridge Harvard 1931 35 Nachdruck von Band 3 und Band 4 Harvard University Press 1987 ISBN 0 674 13801 5 insbesondere Seiten 320 470 und 530 572 von Band IV Online verfugbar sind Symbolic Logic und Existential Graphs CP 4 372 417 On Existential Graphs Euler s Diagrams and Logical Algebra und The Gamma Part of Existential Graphs CP 4 418 529 Prolegomena to an Apology for Pragmaticism CP 4 530 572 An Improvement on the Gamma Graphs CP 4 473 584 Sekundarliteratur Bearbeiten Monographien Bearbeiten Don D Roberts The Existential Graphs of Charles S Peirce The Hague Mouton 1973 Approaches to Semiotics 27 das Standard Einfuhrungswerk zu den Existential Graphs in englischer Sprache Sun Joo Shin The Iconic Logic of Peirce s Graphs Cambridge Massachusetts MIT Press Bradford 2002 ISBN 0 262 19470 8 jungste Monographie zum Thema J Jay Zeman The Graphical Logic of C S Peirce Chicago 1964 Dissertation online verfugbar unter 1 bahnbrechende stark formale Darstellung in der unter anderem die Vollstandigkeit und Korrektheit von Alpha und Betagraphen gezeigt wirdArtikel Bearbeiten Eric M Hammer Semantics for Existential Graphs Journal of Philosophical Logic Volume 27 Issue 5 Oktober 1998 Seite 489 503 Dennis Higgins Bram Van Heuveln Elizabeth Hatfield Deborah Kilpatrick Lut Wong A Java implementation for Peirce s existential graphs Journal of Computing Sciences in Colleges Volume 16 Issue 3 Marz 2001 online kostenpflichtig unter 2 behandelt zwar eine Java Implementierung bietet aber einleitend eine kompakte Einfuhrung in die Alphagraphen Richard B White Peirce s Alpha Graphs The Completeness of Propositional Logic and the Fast Simplification of Truth Functions Transactions of the Charles S Peirce Society Volume 20 Number 4 1984 Seite 351 361Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Existential graphs Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eric Hammer Peirce s Deductive Logic In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Mary Keeler The Philosophical Context of Peirce s Existential Graphs Existential Graphs MS 514 by Charles Sanders Peirce with commentary by John F Sowa englisch Peirce Edition Project englisch Peirce Beweisbauer ein Java Applet zum interaktiven Beweisen in Peirce System der Alphagraphen Homepage von Dr Frithjof Dau mit umfangreichem Material zum Thema Existential Graphs unter anderem mit Scans der originalen Notizen von Peirce uber die Existential Graphs MS 145 nbsp Dieser Artikel wurde am 1 Dezember 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Existential Graphs amp oldid 203256431