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Die Allgemeine Linguistik auch Allgemeine Sprachwissenschaft ist eine der grossen Hauptdisziplinen der Sprachwissenschaft Sie grenzt sich einerseits von der Angewandten Sprachwissenschaft und andererseits von der Historischen Sprachwissenschaft ab wobei die Grenzziehung zwischen diesen Fachgebieten und der Allgemeinen Linguistik oft unterschiedlich vorgenommen wird Der Begriff Allgemeine Linguistik kann aber auch dahingehend verstanden werden dass er das Gegenstuck zu den spezifischen Sprachwissenschaften einzelner Philologien wie Germanistik Romanistik Slawistik usw darstellt Mit diesem umfassenderen Verstandnis wird ein grosser Teil der angewandten und historischen sprachwissenschaftlichen Facher ebenfalls zur Allgemeinen Linguistik gezahlt Die Allgemeine Sprachwissenschaft als Studienfach ist in Deutschland als Kleines Fach eingestuft 1 Die Allgemeine Sprachwissenschaft beschaftigt sich in erster Linie mit der menschlichen Sprache insgesamt als naturliches System befasst sich also grundsatzlich nicht mit Einzelsprachen als solchen sondern mit allgemeinen Merkmalen und Funktionen von Sprache Dazu zahlen das Erstellen von abstrakten Modellen hinsichtlich des Aufbaus der menschlichen Sprache aber auch das Beschreiben und Erklaren von allgemeinen ubersprachlichen Gemeinsamkeiten von allgemeinen Gesetzmassigkeiten sprachlicher Veranderungen und von allgemeinen Merkmalen des Sprachgebrauchs Letztlich kann auch die Erforschung des biologischen Ursprungs und der biologischen Grundlagen von Sprache und Sprachverwendung zur Allgemeinen Linguistik gezahlt werden Das Fach Allgemeine Linguistik betreibt in erster Linie Grundlagenforschung Es steht jedoch in enger Verbindung mit anderen Wissenschaftszweigen wo in interdisziplinarer Arbeit die Ergebnisse praktischen Nutzen bringen Ausserdem ist die Allgemeine Linguistik integrativer Bestandteil der Kognitionswissenschaft Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgebiete und Teildisziplinen 1 1 Theoretische Facher 1 2 Allgemein Vergleichende Facher 1 3 Angewandte Facher 1 4 Historische Facher 1 5 Sprachwissenschaft als Disziplin 2 Das Sprachkonzept in der Allgemeinen Linguistik 2 1 Die dichotome Sprachkonzeption 2 2 Struktureller Aufbau von Sprache 2 3 Funktion von Sprache 3 Bekannte Linguisten 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseForschungsgebiete und Teildisziplinen BearbeitenGrundsatzlich sind die Ausdrucke Linguistik und Sprachwissenschaft synonym zu verstehen Es existiert aber insofern eine begriffliche Dichotomie als besonders hinsichtlich der Erforschung theoretischer Grundlagen von naturlicher Sprache unter Linguistik ebendieses Gebiet verstanden wird wohingegen die Verwendung des Ausdrucks Sprachwissenschaft auch und in besonderem Masse auf die Sprache als soziales und kulturelles Phanomen abzielt Dementsprechend unterschiedlich ist das Verstandnis welche Teilgebiete zu einer Allgemeinen Sprachwissenschaft bzw zu einer Allgemeinen Linguistik zu zahlen sind Die Aufgabengebiete der Allgemeinen Linguistik sind die Beschreibung der Bestandteile des Sprachsystems Laute Worter verschiedene funktionale Einheiten ihrer Funktionen und Bedeutungen sowie der Moglichkeiten und Muster ihrer Zusammensetzungen Lautkombinationen Phrasen Satze Texte Damit einher geht die Formulierung von verschiedenen Grammatikmodellen In dieser Hinsicht nimmt derzeit die Erforschung einer postulierten Universalgrammatik also einer biologisch vorgegebenen grundlegenden grammatischen Struktur die allen Sprachen gemeinsam ist eine bedeutende Stellung ein Weiters bemuht sich die Allgemeine Linguistik u a um die Formulierung von allgemeinen Sprachtheorien Theoretische Facher Bearbeiten Die Kerngebiete einer theoretisch orientierten Allgemeinen Linguistik beziehen sich zumindest unmittelbar nicht auf tatsachlich geausserte Sprache und nicht auf vorhandene Einzelsprachen Daher werden diese Teilfacher in ihrer Gesamtheit oft auch als Theoretische Linguistik bezeichnet Liegt also eine enge Definition von Allgemeiner Linguistik vor und werden darunter nur die nachfolgend aufgelisteten Kerngebiete verstanden so wird der Terminus Theoretische Linguistik oft auch mit Allgemeiner Linguistik gleichgesetzt Da aber abhangig vom Verstandnis auch angewandte und historische Facher mit zur Allgemeinen Linguistik gezahlt werden konnen ist dieser synonyme Gebrauch mitunter missverstandlich Diese theoretischen Kerngebiete sind Grammatik die Lehre von der Struktur also den Formen und regelhaften Baumustern von Sprache Diesem Uberbegriff werden folgende Facher zugeordnet Phonologie umgangssprachlich auch Lautlehre die Lehre vom Lautsystem einer Sprache also von den kleinsten lautlichen Bestandteilen und ihrer Funktionen und moglichen Kombinationen Phoneme Silben Prosodie Morphologie umgangssprachlich auch Formenlehre die Lehre von den kleinsten bedeutungstragenden Bestandteilen einer Sprache Morpheme die u a die Flexion von Wortern und die Wortbildung ermoglichen Auf dieser Ebene spricht man auch von Wortgrammatik Syntax umgangssprachlich auch Satzlehre die Lehre von der Form und der Struktur von Wortkombinationen syntaktische Phrasen Satze Auf dieser Ebene handelt es sich um die Satzgrammatik Viele sprachliche Gegebenheiten zeigen sich zudem im Grenzbereich dieser Gebiete Daher spricht man bei der Erforschung solcher Grenzphanomene auch von Morphonologie oder Morphophonologie einerseits und Morphosyntax andererseits Zunehmend ofter wird die Zusammenarbeit dieser Teilgebiete unter dem Aspekt eine umfassende Theorie der Grammatik zu beschreiben auch als eigenstandiges Teilgebiet Grammatiktheorie verstanden Lexikologie die Lehre vom allgemeinen Aufbau und Bestand des Wortschatzes einer Sprache Semantik die Lehre vom Sinn und der Bedeutung von sprachlichen Einheiten Dabei wird unterschieden zwischen Wortsemantik der Bedeutung von Wortern in Bezug auf die Dinge der Welt Satzsemantik der logischen Bedeutung von Satzen und Textsemantik der Bedeutung von Texten in Bezug auf themenbezogene Textabfolgen und aussersprachliche Umstande Gerade im Rahmen einer derzeit haufig betriebenen Hard Core Linguistik liegt der Schwerpunkt in diesem Fachspektrum auf der Satzsemantik Besonders die Textsemantik spielt hierin kaum eine Rolle da Fragen diese betreffend vornehmlich unter einer philologisch bzw sozial oder kulturwissenschaftlich orientierten Sprachwissenschaft behandelt werden Neben diesen derzeit als Kerngebiete der Allgemeinen Linguistik gesehenen Fachern gehoren zu dieser Disziplin weiters folgende Teilgebiete Textlinguistik die Lehre vom Aufbau den Funktionen und der Wirkung von Texten Entweder gemeinsam mit dieser behandelt oder zumindest eng mit ihr in Beziehung stehen die Gesprachsanalyse auch Gesprachslinguistik die sich mit mundlichen Sprachausserungen befasst und die Diskursanalyse die schriftliche und mundliche Texte in ihren thematischen Zusammenhangen und unter ihren Produktions und Rezeptionsbedingungen untersucht Da in der Praxis zahlreiche soziale und andere aussersprachliche Faktoren eine Rolle spielen und in diesen Fachern zudem die tatsachlich verwendete Sprache untersucht wird zahlt man diese beiden Teilgebiete genauso zu den Fachern der Angewandten Sprachwissenschaft Sprachphilosophie die Lehre von dem Zusammenhang zwischen Sprache Denken und Realitat und von den allgemeinen Funktionen von Sprache Dieses Fachgebiet steht in enger Verbindung mit der Semiotik der allgemeinen Lehre von den Zeichen und mit der Pragmatik der Lehre von den allgemeinen Prinzipien und Bedingungen sprachlicher Ausserungen bzw sprachlicher Kommunikation Eine gewisse Sonderstellung nehmen zwei weitere Facher ein Die Graphemik auch Schriftlinguistik untersucht die Schriftsysteme naturlicher und kunstlicher Sprachen Sie beschaftigt sich aber nicht mit dem Sprachsystem selbst sondern mit einer Form medialer Umsetzung von Sprache Die Phonetik ist die Lehre von der Artikulation Wahrnehmung und den physikalischen Eigenschaften der Sprachlaute Sie befasst sich daher gleich wie die Graphemik mit einer medialen Form von Sprache Die Phonetik gilt in der Regel als Teil der Allgemeinen Linguistik steht dabei eng in Verbindung mit der Phonologie und wird zum Teil auch gemeinsam mit ihr behandelt Die Phonetik hat aber wenig Bezug zur sprachsystematischen Beschreibung sondern vielmehr zu Fachern wie Psycholinguistik Sprachpathologie oder Klinischer Linguistik die besonders in Hinblick auf sprachtherapeutische Verfahren als Disziplinen der Angewandten Sprachwissenschaft gelten Allgemein Vergleichende Facher Bearbeiten Mit Bezug auf ein neben der strukturellen Beschreibung von Sprache weiteres Hauptaufgabengebiet der Allgemeinen Linguistik namlich die Beschreibung von allgemeinen sprachubergreifenden Gemeinsamkeiten konnen weitere sprachwissenschaftliche Facher der Allgemeinen Linguistik zugeordnet werden Die Universalienforschung versucht uber die Erforschung einer Universalgrammatik hinausgehend mittels Vergleich von Syntax Morphologie und Phonologie vieler einzelner Sprachen allgemeine Gemeinsamkeiten von Sprache festzustellen Mit diesem fachlichen Zweig stehen eng in Verbindung die Sprachtypologie die versucht die Sprachen der Welt nach bestimmten Kriterien zu Typen zusammenzufassen weiters die Kontrastive Linguistik die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen bestimmten Einzelsprachen erforscht ebenso die Arealtypologie die u a ermittelt ob Sprachen bestimmter geographischer Regionen Sprachbunde bilden All diese Facher die sich dem Vergleich von Sprachen widmen werden je nach Auffassung und Ausrichtung einer Forschungseinrichtung mehrheitlich ein universitares Institut haufig auch als der Allgemeinen Linguistik komplementare Fachgebiete gesehen und zusammen mit historisch vergleichenden Fachern zum Uberbegriff Vergleichende Sprachwissenschaft zusammengefasst Diese wird dann auch als eine eigenstandige sprachwissenschaftliche Hauptdisziplin neben der Allgemeinen Linguistik verstanden Zudem erfolgt in diesen Fachern die Beschreibung gemeinsamer sprachlicher Merkmale nicht auf rein theoretischer sondern auf der Basis von Untersuchungen existierender Einzelsprachen Daher werden sie oftmals auch schon deshalb nicht der Allgemeinen Linguistik zugeschrieben Angewandte Facher Bearbeiten Hauptartikel Angewandte Linguistik Aufgrund sehr unterschiedlicher Auffassungen von Sprache und unterschiedlicher Herangehensweisen an Sprache als Forschungsobjekt und wegen des starken interdisziplinaren Charakters der Sprachwissenschaft uberhaupt gibt es keine allerorten gleich vorgenommene Abgrenzung zwischen Allgemeiner und Angewandter Linguistik Einerseits kann Allgemeine Linguistik als das Fach definiert werden welches uber die theoretischen Grundlagen hinaus sich beispielsweise auch mit den biologischen und psychischen bzw kognitiven Voraussetzungen fur Sprache und Sprachgebrauch befasst die fur alle Individuen gleich sind Spracherwerb mogliche sprachpathologische Zustande neuronale Vorgange bei der Sprachproduktion biologischer Ursprung von Sprache uberhaupt usw Die Allgemeine Linguistik kann auch als das Fach gelten das sich mit den allgemeinen Merkmalen von geausserter Sprache in Abhangigkeit von sozialen soziodemografischen und kulturellen Faktoren zum Inhalt hat Sprache in politischen und gesellschaftlichen Institutionen geschlechtsspezifischer Sprachgebrauch Sprache von Jugendlichen und Sprachgebrauch im Alter Sprachgebrauch in Anhangigkeit von kulturellen Bedingungen und Umstanden u a m Mit diesem Verstandnis werden die entsprechenden sprachwissenschaftlichen Facher die sich damit auseinandersetzen Biolinguistik Psycholinguistik Soziolinguistik Neurolinguistik Ethnolinguistik usw dann ebenfalls als Teilgebiete der Allgemeinen Linguistik gesehen Andererseits konnen all diese Facher die Sprache unter den Bedingungen ihres Gebrauchs untersuchen aber auch gegenteilig als solche definiert werden die sich nicht mit Sprache als abstraktem System befassen sondern eben die tatsachlich geausserte Sprache also eine Sprache in Anwendung voraussetzen und untersuchen So definiert sind diese Facher dann als Teilgebiete der Angewandten Linguistik zu zahlen Unter die Angewandte Linguistik werden gemeinhin aber auch diejenigen linguistischen Disziplinen subsumiert die die Anwendung der linguistischen Forschungsergebnisse zum Inhalt haben und mit anderen wissenschaftlichen Fachgebieten Medizin Informatik Didaktik u a in Verbindung stehen Handelt es sich dabei aber gleichzeitig um die praktische Anwendung von Forschungsergebnissen theoretischer Facher der Allgemeinen Linguistik konnen mit einem umfassenden Verstandnis von Allgemeiner Linguistik auch praxisorientierte Fachgebiete wie Computerlinguistik oder Klinische Linguistik und Sprachpathologie aber auch Facher wie Sprachdidaktik oder Ubersetzungstheorie zumindest unter Teilaspekten zur Allgemeinen Linguistik gerechnet werden Letztlich zahlen auch sprachwissenschaftliche Methoden wie die Quantitative Linguistik oder die Korpuslinguistik die sich besonders in letzter Zeit zu eigenstandigen Teildisziplinen ausweiteten je nach Auffassung oder Anwendungs bzw Forschungsgebiet entweder zur Allgemeinen oder zur Angewandten Linguistik Historische Facher Bearbeiten Hauptartikel Historische Linguistik Ungeklarte Abgrenzungen bestehen zum Teil auch zwischen der Allgemeinen und der Historischen Linguistik Wird Allgemeine Linguistik als das Fachgebiet verstanden das auch die allgemeinen Prinzipien Regeln und Gesetzmassigkeiten von sprachlicher Veranderung uber die Zeit beschreiben soll mussen bestimmte Facher die in der Regel als Teil der Historischen Linguistik gelten zumindest unter Teilaspekten auch zu Gebieten der Allgemeinen Linguistik bestimmt werden Dazu zahlen in erster Linie die Untersuchung von Phonologie Morphologie und Syntax sowie des Lexikons und der hauptsachlich lexikalischen Semantik in diachroner Sicht Lautwandel grammatikalischer Wandel lexikalischer und semantischer Wandel was in seiner Gesamtheit als Diachronie bezeichnet wird sowie die Erforschung von allgemeinen Prinzipien der Wortentstehung und Wortgeschichte Etymologie Sprachentstehung und Sprachentwicklung Sprachverfall und Sprachtod Sprachwissenschaft als Disziplin Bearbeiten Zusatzlich zu den aufgelisteten Forschungsfachern befasst sich die Allgemeine Linguistik auch noch mit Themen die sie selbst betreffen Dazu gehoren in erster Linie die Geschichte der Sprachwissenschaft die Methodenlehre sowie bestimmte Hilfsmittel wie terminologische und andere Worterbucher oder Nachschlagewerke Das Sprachkonzept in der Allgemeinen Linguistik BearbeitenDie dichotome Sprachkonzeption Bearbeiten Ferdinand de Saussure 1857 1913 bedeutendster Vertreter des linguistischen StrukturalismusGrundlegend und nachhaltig gepragt hat die Sichtweise von Sprache der Genfer Sprachwissenschaftler und Semiotiker Ferdinand de Saussure 1857 1913 Dieser ging davon aus dass unterschieden werden musse zwischen einer Sprache die als formales Konstrukt existiert er nannte diese Langue und einer Sprache die real geaussert wird diese nannte er Parole Langue versteht sich somit als ein theoretisches in einer Sprechergemeinschaft konventionalisiertes System das in den Kopfen der Mitglieder einer Sprachgemeinschaft vorhanden ist Die Parole hingegen ist die Sprache die in einem speziellen Augenblick von den Sprechern aktualisiert wird wobei sprachlichen Elementen je nach Gebrauchssituation eine unterschiedliche Bedeutung zukommen kann Daher wird Parole auch als der Inhalt und die Langue als die Form von Sprache apostrophiert Hermann Paul 1846 1921 bedeutender Vertreter der JunggrammatikerDe Saussure war nicht der erste der diese Idee der zwei Seiten der Sprache aufbrachte Ahnlich hatte es zuvor auch schon Hermann Paul 1846 1921 in seinem Hauptwerk Prinzipien der Sprachgeschichte formuliert 2 wo er zum einen von einer usuellen Bedeutung der Worter ausging also von einer Bedeutung die die Worter ublicherweise und an sich haben und zum anderen eine okkasionelle Bedeutung der Worter ermittelte also eine Bedeutung die sie abhangig von der einzelnen Sprachgelegenheit annehmen konnen Sowohl der historische Linguist Paul als auch der Strukturalist De Saussure stellten fest dass die okkasionelle bzw aktualisierte Sprache auf die usuelle Bedeutung bzw auf das theoretische Sprachsystem der Langue ruckwirkt und Anderungen in diesem zur Folge haben kann womit sich letztendlich Sprachwandel erklare Noam Chomsky 1928 Begrunder der Generativen GrammatikDiese dichotome Betrachtung von Sprache setzt sich fort in der Sprachkonzeption der Generativen Grammatik namentlich in der von Noam Chomsky 1928 ursprunglich begrundeten Generativen Transformationsgrammatik Ein Unterschied zu den anderen Konzepten besteht darin dass nicht wie bei Paul das einzelne Wort oder wie bei De Saussure das sprachliche System als solches zugrunde gelegt wird Chomsky geht vielmehr vom biologischen Faktor aus und unterscheidet zwischen Kompetenz und Performanz Als Kompetenz ist die im Laufe des Erwerbs der Muttersprache gewonnene Fahigkeit zu verstehen uber ein spezifisches Sprachsystem verfugen zu konnen Der Erwerb dieser Fahigkeit ist insofern biologisch vorgegeben als grundlegende sprachliche Parameter angeboren sind die im Laufe der sprachlichen Entwicklung des Kleinkindes je nach Einzelsprache der das Kind ausgesetzt ist spezifiziert werden Die Kompetenz eines Sprechers bildet so das ideale Sprachsystem uber das nach dem endgultig vollzogenen Spracherwerb ein Mensch verfugen kann Die Performanz hingegen stellt die auch mit Fehlern behaftete tatsachlich realisierte Sprache wahrend des Sprechvorganges dar und ist damit mit der Saussureschen Parole mehr oder weniger identisch Kompetenz und Langue unterscheiden sich jedoch auch insofern als Langue als ein fixes Muster und Regelsystem gilt wahrend Kompetenz in gewisser Hinsicht dynamisch ist da dieses Modell es erlaubt mit einer endlichen Anzahl an Regeln und sprachlichen Elementen grundsatzlich eine unendlich grosse Anzahl an Sprachausserungen zu tatigen Dass aber de facto nicht alle von den Regeln erlaubten Wortkombinationen in einer Sprache statistisch gesehen in gleichem Ausmass geaussert werden sondern dass es Bevorzugungen gibt gewisse Worter gleichzeitig mit bestimmten anderen zu verwenden ist eine Erkenntnis der Korpuslinguistik Chomsky modifizierte dieses 1965 vorgestellte 3 Modell rund 20 Jahre spater 4 Angesichts des Umstandes dass die tatsachlich realisierte Sprache wegen ihrer Fehlerhaftigkeit sich nicht zum Studium von biologisch vorgegebenen sprachlichen Strukturen eigne sieht Chomsky nunmehr die Kompetenz als eine rein mental und weitgehend unbewusst reprasentierte Struktur und spricht fortan von i language der internen Sprache Dieser steht die e language die externe Sprache entgegen die alles das subsumiert was nicht i Sprache ist also nicht nur im Augenblick realisiertes Sprechen sondern auch spezifische Eigenschaften einer Sprache uber die man sich innerhalb einer Sprechergemeinschaft geeinigt hat So gilt beispielsweise ein bestimmter Dialekt einer Sprache als Teil der Sammelkategorie e language und nicht mehr als Teil der Kompetenz oder der Langue nach De Saussure da es sich nicht um ein Subsystem einer naturlichen Sprache handelt das allein durch biologisch vorgegebene Faktoren sich entwickelt hat sondern da es ein System ist welches veranderliche Sprachgewohnheiten aufweist die nicht auf angeborene Sprachmerkmale zuruckgehen Im Augenblick gibt es in der Allgemeinen Sprachwissenschaft nur wenige Versuche dieses gespaltene Paradigma von Sprachsystem versus Sprachgebrauch von Muster versus Anwendung zu uberwinden Einen Ansatz dazu bietet die Korpuslinguistik Diese versucht anhand reprasentativer Korpora von tatsachlich verwendeter Sprache strukturelle syntaktische lexikalische etc Merkmale eines Sprachsystems wie etwa des Deutschen des Englischen usw aber auch von Subsystemen wie beispielsweise des osterreichischen oder des Schweizer Deutschen etc zu eruieren Gleichzeitig aber vermag die Korpuslinguistik mit solchen Sprachkorpora z B Eigenschaften bestimmter Klassen von Texten wie etwa Soziolekte politische und journalistische Texte usw also Merkmale von Sprache in Verwendung und damit auch Faktoren des Sprachgebrauchs festzustellen Auch die Beobachtung der Kindersprache zum fruhen Zeitpunkt des Spracherwerbs die wertvolle Beitrage zur Erforschung der angeborenen Grammatik liefert wird anhand von aufgezeichneten Kindersprachkorpora vorgenommen Struktureller Aufbau von Sprache Bearbeiten Aus strukturalistischer Sicht eine Warte der Sprachbetrachtung die bis heute eingenommen wird wird Sprache analysiert und in elementare Bestandteile zerlegt sowie deren Funktion und die Art der Zusammensetzung dieser Elemente untersucht Als Normalfall von Sprache wird die Lautsprache angenommen die grundlegend als eine Abfolge von Sprachlauten gesehen wird Die einzelnen Lautabfolgen bestehend aus Einzellauten Phone bilden auf der Ebene der Phonologie die funktionalen Einheiten Phonem und Silbe Auf einer ubergeordneten Ebene Morphologie werden diese zu Morphemen und Wortern zusammengesetzt Wiederum auf diese aufbauend wird auf einer nochmals hoheren Ebene als eine Grundeinheit einer sprachlichen Ausserung der Satz verstanden der nach gewissen syntaktischen Regeln gebildet wird Die Bestandteile eines einzelnen Satzes konnen aus unterschiedlichen Perspektiven bestimmt werden Neben Teilsatzen Hauptsatz untergeordnete bzw Nebensatze konnen weitere auch weniger umfangreiche Wortkombinationen als satzbildende Einheiten sog Syntagmen bestimmt werden Mit der Generativen Transformationsgrammatik wurde diesbezuglich der Begriff Phrase neu definiert Damit werden zusammengehorende Satzelemente bezeichnet deren Kopf ein Wort einer bestimmten Wortart wie etwa ein Nomen oder ein Verb bildet und dem andere Elemente also dazugehorende Worter untergeordnet sind In der Regel sind solche Phrasen daran erkennbar dass sie innerhalb eines Satzes nur in ihrer Gesamtheit verschoben werden konnen Es lassen sich aber auch Phrasen definieren die noch abstrakterer Natur sind wie beispielsweise eine Negationsphrase Lange Zeit wurde der Satz als hochste linguistische Analyseebene betrachtet bis sich die Ansicht durchsetzte dass die Gestaltung von Satzen auch durch das Zusammenspiel von mehreren Satzen bedingt ist Auf einer Ebene oberhalb des Satzes wird daher der Text angesiedelt Texte konnen in sich auf bestimmte Weise strukturiert sein und verschiedene Teile stehen auf unterschiedliche Weise miteinander in Verbindung Texte werden typologisch in Klassen zusammengefasst und gehoren so bestimmten Textsorten an Auf der hochsten Ebene befindlich wird seit einiger Zeit der Diskurs gesehen der ein Ensemble aus mehreren Texten darstellt und durch die Bezugnahmen in einem Text auf andere seine Gestalt annimmt Der auch in angrenzenden Wissenschaften gebrauchliche und vieldeutige Begriff Diskurs ist auch innerhalb der Linguistik uneinheitlich definiert und es kann darunter von einem Einzelgesprach bis hin zur Gesamtheit aller in einer Sprechergemeinschaft produzierten Texte verstanden werden Funktion von Sprache Bearbeiten Hauptartikel Sprachfunktion Mehrheitlich wird Sprache als das bedeutendste und effizienteste Kommunikationsmedium des Menschen gesehen Diesbezuglich gibt es mehrere Modelle in denen eine Differenzierung in einzelne Teilfunktionen der Sprache vorgenommen wird Eines der grundlegendsten ist das Organon Modell von Karl Buhler Fur die Schule Noam Chomskys hingegen in der Sprache als biologisches Objekt in Form einer Veranlagung zu einer Fahigkeit gehandelt wird ist die kommunikative Funktion der Sprache sekundar und nicht vorrangiger Inhalt ihrer Forschungen Bekannte Linguisten BearbeitenZu den bedeutendsten Sprachwissenschaftlern die hauptsachlich dem Fach Allgemeine Linguistik zuzuordnen sind gehoren u a Leonard Bloomfield Begrunder des amerikanischen Strukturalismus Noam Chomsky Begrunder der Generativen Transformationsgrammatik Joseph Greenberg der den Begriff der implikationalen Universalien pragte Louis Hjelmslev Mitbegrunder der strukturalistischen Kopenhagener Schule Roman Jakobson fuhrendes Mitglied der strukturalistischen Prager Schule William Labov Begrunder der Soziolinguistik John Lyons der den Begriff der Modalitat etablierte Edward Sapir Begrunder der Anthropologischen Linguistik und Benjamin Lee Whorf zusammen mit Sapir Begrunder des Linguistischen Relativitatsprinzips Ferdinand de Saussure Begrunder der modernen Linguistik und des Strukturalismus Lucien Tesniere Begrunder der Dependenzgrammatik Nikolai Sergejewitsch Trubetzkoy Begrunder der Phonologie fuhrendes Mitglied der Prager SchuleLiteratur BearbeitenNachschlagewerke Hadumod Bussmann Hrsg Lexikon der Sprachwissenschaft 3 aktualisierte und erweiterte Auflage Kroner Stuttgart 2002 ISBN 3 520 45203 0 David Crystal The Cambridge Encyclopedia of Language Cambridge University Press Cambridge 2003 ISBN 3 12 539661 1 Helmut Gluck Hrsg unter Mitarbeit von Friederike Schmoe Metzler Lexikon Sprache 3 neu bearbeitete Auflage Metzler Stuttgart Weimar 2005 ISBN 3 476 02056 8 Johan Kerstens Eddy Ruys Joost Zwarts Lexicon of Linguistics Onlineressource Utrecht Institute of Linguistics OTS Utrecht 2001 Peter Matthews The Concise Oxford Dictionary of Linguistics Oxford Univ Press Oxford 1997 2005 ISBN 0 19 861050 5 Einfuhrungen Adrian Akmajian et al Linguistics An Introduction to Language and Communication Fifth edition MIT Press Cambridge Mass 2001 ISBN 0 262 51123 1 Piroska Kocsany Grundkurs Linguistik ein Arbeitsbuch fur Anfanger Fink Paderborn 2010 226 S ISBN 978 3 8252 8434 3 UTB L Large Format 8434 Angelika Linke Markus Nussbaumer Paul R Portmann Studienbuch Linguistik Niemeyer Tubingen 1991 1996 ISBN 3 484 31121 5 John Lyons Einfuhrung in die moderne Linguistik 8 Auflage C H Beck Munchen 1995 ISBN 3 406 39465 5 Heidrun Pelz Linguistik eine Einfuhrung Hoffmann amp Campe Hamburg 2002 ISBN 3 455 10331 6 Geoffrey Sampson Schools of Linguistics Hutchinson London 1980 ISBN 0 8047 1084 8 Anderes Clemens Peter Herbermann et al Sprache und Sprachen 2 Thesaurus zur Allgemeinen Sprachwissenschaft und Sprachenthesaurus Harrassowitz Wiesbaden 2002 ISBN 3 447 04567 1 Fachsystematik der Allgemeinen Sprachwissenschaft und Systematik der Sprachen der Welt inkl Autorenverzeichnis Peter Koch Wozu Linguistik In Florian Keisinger Hrsg Wozu Geisteswissenschaften Kontroverse Argumente fur eine uberfallige Debatte Campus Frankfurt am Main New York 2003 ISBN 3 593 37336 X Boris A Serebrennikow Hrsg Allgemeine Sprachwissenschaft 3 Bande Fink Munchen Salzburg 1974 Handbuch Band 1 Existenzformen Funktionen und Geschichte der Sprache Band 2 Die innere Struktur der Sprache Band 3 Methoden sprachwissenschaftlicher ForschungWeblinks Bearbeiten Wiktionary Allgemeine Linguistik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen The LINGUIST List umfangreiche internationale Kommunikationsplattform fur Sprachwissenschaftler Portalingua interaktive Tutorials zu mehreren Fachgebieten der Linguistik SIL International Summer Institute of Linguistics Zentrum fur Allgemeine Sprachwissenschaft ZAS LINSE Linguistik Server der Universitat Essen Linguistic Bibliography Online Literaturdatenbank BLLDB Bibliographie Linguistischer Literatur Literaturdatenbank Einzelnachweise Bearbeiten siehe auch Seite der Arbeitsstelle Kleine Facher uber Allgemeine Sprachwissenschaft Hermann Paul Prinzipien der Sprachgeschichte Niemeyer Tubingen 1920 Kap 4 51 erstmals publiziert 1880 Noam Chomsky Aspects of the Theory of Syntax MIT Press Cambridge Mass 1965 Noam Chomsky Knowledge of Language Praeger New York 1986 Normdaten Sachbegriff GND 4074250 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Allgemeine Linguistik amp oldid 228578586