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Der Begriff Textsorte ist ein zentraler Begriff der Textlinguistik Er beruht auf der Regelhaftigkeit von Merkmalen die eine Klassifikation von Texten zu Textsorten ermoglichen Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Textsortenforschung 3 Alltagliche Klassifikation von Textsorten 4 Sprachwissenschaftliche Klassifikation von Textsorten 4 1 Ubersicht der Methoden einer Textsortenklassifikation 4 2 Wege zu einer Texttypologie 4 3 Grammatisch strukturalistische Modelle 4 4 Thema Modelle 4 5 Komponentialitatsthese Kommunikationskomponententheorie 4 6 Situations Modelle 4 7 Textsortenklassifikationen nach einem dominanten Kriterium und Eingrenzung des Geltungsanspruchs 4 8 Funktionsmodelle 4 9 Neuansatze 4 10 Mehrebenen Modelle 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenDer Zuordnung konnen je nach Forschungsinteresse verschiedene Merkmale zugrunde liegen In der Sprachwissenschaft bzw Textlinguistik ist der Begriff Textsorte nicht einheitlich definiert Grundsatzlich kann die Textsorte jedoch als eine Gruppe siehe Gattung von Texten schriftliche wie auch mundliche angesehen werden die sich durch bestimmte Bundel von Merkmalen auszeichnen Mit ahnlicher oder synonymer Bedeutung werden auch die Begriffe Textklasse Textart Texttyp Textform oder Textmuster verwendet In den letzten Jahren besteht allerdings der Konsens die Begriffe Textsorte beziehungsweise Textklasse vorrangig auf empirisch vorfindliche Textformen zu beziehen z B Kontaktanzeige wahrend mit Texttyp theoriebezogene Kategorien bzw wissenschaftliche Klassifikationen bezeichnet werden z B Kontakttext Die Menge an Textsorten in einer Einzelsprache hangt von dem angewandten Klassifikationsschema ab Textsortenforschung BearbeitenDie Textsortenforschung verfolgt das Ziel Texte anhand ihrer jeweils charakteristischen Merkmale einer Textsorte zuzuordnen und diese zu beschreiben Dabei werden sowohl innere als auch aussere Faktoren der Texte analysiert die Klassifizierung erfolgt nach Form und Gebrauch eines Textes Mitunter konnen Unterschiede zwischen schriftlichen und mundlichen Literatur und Gebrauchstexten wissenschaftlichen und nicht wissenschaftlichen Texten usw erschlossen werden Die Forschung stellt sich dabei auch der Problematik ob Textsorten einer generellen Typologie von Texten unterliegen oder ob sie diese im Einzelfall erst schaffen Eine Zuordnung von Texten zu Textsorten vermittelt in der Sprach und Literaturgeschichte Erkenntnisse uber die Entstehung von Texten ihre historischen Formen und ihre Entwicklung unter sich verandernden sprachlichen sozialen u a Einflussen Ein weiteres Interesse der Textsortenforschung in Hinblick auf die Wissenssoziologie ist die Verknupfung von Textsorten mit Medien und Kommunikationsmitteln sowie deren Verwendung und Verbreitung Allgemein kann zwischen textinternen und textexternen Kriterien zur Textsortenbestimmung unterschieden werden Die textinternen Kriterien sind an die Text Oberflache und an die Text Tiefenstruktur gebunden An die Text Oberflache gebundene Kriterien sind beispielsweise lautlich paraverbaler bzw graphischer Natur im schriftsprachlichen Bereich wird z B zwischen Handschrift Maschinenschrift und Druck unterschieden der Wortschatz und das Satzbaumuster so ist es unwahrscheinlich in Liebesbriefen geballte Nominalkonstruktionen und gehaufte Partizipialgefuge vorzufinden An die Text Tiefenstruktur gebundene Kriterien sind unter anderem das Thema deutlich sichtbar an der Benennung vieler Textsorten z B Kochrezept Gebrauchsanweisung die Themenbindung und der Themenverlauf z B wird bei einem Vortrag meist ein einziges Thema durchgehalten beim Privatbrief variiert es oft Die textexternen Kriterien sind an den Kommunikationszusammenhang gebunden Dazu gehoren hauptsachlich die Textfunktion z B Urteil vs Gesuch das Tragermedium z B Brief vs Telefonanruf und die Kommunikationssituation in die ein Text eingebettet ist bestimmt durch Faktoren wie Zeit Ort Umstande und soziales Umfeld Alltagliche Klassifikation von Textsorten BearbeitenEine intuitive Klassifizierung fallt Sprechern einer Sprachgemeinschaft fur verbreitete Textsorten meist leicht d h die meisten Sprecher besitzen Textsortenkompetenz auch Textsortenwissen genannt Das Textsortenwissen ist eine in der alltaglichen sprachlichen Tatigkeit erworbene Fahigkeit Texte im Kontext der Situationen und Institutionen zu produzieren und zu verstehen Beleg dafur ist dass Sprecher in der Lage sind einen und denselben Textinhalt in unterschiedlichen Kommunikationsbereichen wiederholt zu produzieren ohne die gleiche Syntax und denselben Wortschatz zu nutzen So kann z B ein schriftlicher Nachrichtentext in Form eines personlichen Gesprachs bzw einer Erzahlung wiedergegeben werden oder ein Interview als zusammengefasster Zeitungsbeitrag erscheinen Daruber hinaus haben Sprecher offenbar auch im Alltag erworbene Fahigkeit in Texten klassifikatorische Fehler zu erkennen und auch einen Textsortenwechsel festzustellen bzw zu signalisieren Sprecher erwerben in ihrem Sozialisationsprozess ein Wissen daruber welche Inhalte bzw Themen und welche Funktionen bzw Handlungsziele mit der einen oder anderen Textsorte zu verbinden sind Man erwartet z B den Ausdruck von personlich Erlebtem oder von Emotionen in einem personlichen Brief jedoch nicht in einer Patentschrift Das heisst die Fahigkeit Texte zuzuordnen besteht ohne dass in diesen Texten ein Wortschatzelement als Prasignal stehen muss das anzeigt um welche Klasse es sich handelt Andererseits gibt es fur verschiedene Klassen charakteristische Signale typische Ausserungen oder Organisationsprinzipien die eine klassenindifizierende Funktion haben konnen Zu den typischen Ausserungen gehoren oft charakteristische texteinleitende oder schliessende Strukturen wie Es war einmal Marchen Sehr geehrte r Herr Frau und Mit freundlichen Grussen Briefe Im Namen des Volkes Gerichtsurteile usw Unter charakteristischen Textorganisationsprinzipien werden beispielsweise Versstrukturen in Dichtungen oder offene Stellen zum Ausfullen in Formularen gemeint Globale Textstrukturen und Textschemata sind zugleich Ergebnis und Voraussetzung fur die sprachliche Tatigkeit einer menschlichen Gemeinschaft Diese verandern sich im Laufe der Zeit mit sich andernden Interaktionsbedingungen Kommunikationsbedurfnissen und aufgaben Das folgende Beispiel Textsorte Kochrezepte zeigt wie der Imperativmodus im Fruhneuhochdeutschen in der Neuzeit durch Passivkonstruktionen und sogar durch modale Infinitive ersetzt wird Dabei zeigt sich auch die Tendenz zur Erhohung von Informationsgenauigkeit und dichte Eine kluge spise Diz ist ein kluge spise ein hirn sol man nehmen vnd mel vnd epfele vnd eyer vnd menge daz mit wurtzen vnd striche es an einen spiz vnd bratez schone vnd gibz hin daz heizzet hirne gebraten daz selbe tut man einer lunge die da gesoten ist Ubersetzung Eine feine Speise Dies ist eine feine Speise Man nehme ein Gehirn Mehl Apfel und Eier Dies vermische man mit Gewurzen stecke es an einen Spiess brate es gut und reiche es Dies nennt man gt gebratenes Gehirn lt So kann man auch mit einer gekochten Lunge verfahren Bohnensuppe mit Speck Man kocht ein Stuck Speck in Wasser weich und seiht die Bruhe durch Dann werden Bohnen weichgekocht abgegossen die Halfte durchgesiebt die Specksauce daraufgeschuttet und mit Einbrenn flaumig abgetrieben Dann schuttet man die nicht durchgeschlagenen Bohnen dazu lasst dies Stunde lang kochen und schuttet die Speckstucke hinein Bulgarisches Reisfleisch Zutaten 400 g Fleisch 250 g Reis 1L Fleischbruhe 4 Tomaten 4 Zwiebeln 2 Paprikaschoten 2 Essl Tomatenmark 2 Knoblauchzehen Teel Pfeffer 2 Teel sussen Paprika 1 Essl Ol 1 Essl Salz Zubereitung Das Fleisch wird in kleine Stucke zerschnitten und 10 Min lang in Ol angebraten Gewurze Tomatenmark und heisse Bruhe hinzufugen aufkochen und zugedeckt garen lassen Die entkernten Paprikaschoten in Streifen schneiden Zwiebeln schalen und vierteln Tomaten enthauten und vierteln Dann Reis Paprikaschoten und Zwiebeln daruntermischen und alles garen lassen Die Tomaten in den letzten funf Minuten der Zubereitung hinzufugen Zum Schluss abschmecken Zu diesem Gericht eignen sich gut als Beigabe Mischbrot und ein Glaschen Rotwein Pro Portion 2 938 kJ 701 kcal Einem Sprecher intuitiv erschliessbare bzw bekannte Textsorten sind im Sprachgebrauch empirisch vorfindlich meist verbreitet und werden traditionelle Textsorten genannt Sprachwissenschaftliche Klassifikation von Textsorten BearbeitenDie sprachwissenschaftliche Suche nach Klassifikationsschemata zur Erkennung oder Gliederung von Textsorten kann sich an vier moglichen methodischen Ansatzen orientieren Ubersicht der Methoden einer Textsortenklassifikation Bearbeiten a Man geht von den traditionellen Textsorten aus und versucht die charakteristischen Merkmale einer jeden Textsorte zu bestimmen b Man entwickelt zunachst eine Texttheorie und pruft dann ob sich daraus eine brauchbare Texttypologie ergibt c Bei der Ausarbeitung einer Texttheorie wird deren Anwendung auf eine Texttypologie derart angestrebt dass die traditionellen Textsorten definierbar werden d Man entwickelt eine Texttypologie im Rahmen einer Texttheorie und unabhangig von den traditionellen Textsorten Wege zu einer Texttypologie Bearbeiten Die alltagliche Klassifikation der Texte erfolgte de facto lange bevor sich die Linguistik mit Typologisierungsfragen befasste So werden z B die literarischen Gattungen und Genres in Roman Erzahlung Novelle Sonett Gedicht usw klassifiziert die unterschiedlichen Gesetzestexte in Verfassung Verordnung Anordnung Durchfuhrungsbestimmung Eingabe Gerichtsurteil Anklageschrift usw padagogische Texte in Lehrtexte und Ubungstexte usw All diese konnen als Textsorten verstanden werden da sie eben spezifische Texttypen mit ihren charakteristischen Eigenschaften sind Demzufolge kann als Textsorte jedes mit Lexikonzeichen belegte Wort erfasst werden das in seiner Bedeutung der Definition des allgemeinen Textbegriffes zumindest partiell entspricht Einer der Wege zu einer linguistischen Typologisierung von Texten besteht demnach darin immer mehr empirisch vorfindliche Textsorten zu analysieren und deren Ergebnisse zu generalisieren Das Ziel ist dabei eine Taxonomie der Textsorten und eine Theorie der Textkomposition induktiv zu erreichen Spezielle Untersuchungen betrafen solche Textsorten wie Erzahltexte Witze Briefsorten Interviews Appelle und Aufrufe Wegeauskunfte Verkaufsgesprache Problemdarstellungen in der Therapiesituation usw Fur eine linguistische Klassifikation von Texten bereitete jedoch die starke Heterogenitat der Texte ein schwieriges Problem bei weitem nicht alle Textsorten einer Sprachgemeinschaft konnten widerspruchsfrei klassifiziert werden Eine Theorie der Textkomposition welche die globalen Strukturen und Organisationsprinzipien von Texten beschreiben und erklaren konnte liess sich bis heute aus diesem Ansatz nicht entwickeln und bleibt fur einige Linguisten nach wie vor ein Desiderat Ein anderer Weg zu einer linguistischen Typologisierung von Texten liegt in der Annahme dass eine Typologie automatisch bzw deduktiv erreicht wird sobald die Texttheorie in der Lage ist die komplexen Struktur und Funktionszusammenhange von Texten aufzudecken Dies erwies sich als eine methodologische Fehleinschatzung denn diese Annahme fuhrte dazu dass die textlinguistische Forschung die typologischen Fragen sehr lange vernachlassigte oder bewusst ausschloss Erst seit Ende der 1960er Jahre entwickelten sich in der Textlinguistik verschiedene Textsortenklassifikationen Die textanalytische Linguistik reflektiert die dominierenden linguistischen Auffassungen der Epoche in der sie entstanden sind welche in den folgenden Textsortenmodellen ihren Ausdruck finden Grammatisch strukturalistische Modelle Bearbeiten Grammatisch strukturalistische Textanalyse Nomen und Pronomen verweisen auf denselben Referenten und verbinden so die Satze zu einem TextDie Klassifikationsmodelle der 1970er Jahre beruhten auf Kriterien der Text Oberflache und textinterner Strukturen Dazu gehoren typographische Merkmale der Wortschatz und das Satzbaumuster z B Nominalstil vs Verbalstil Dabei wird eine Textsorte bzw Textklasse als eine grammatische Struktur angesehen Textgrammatische Modelle Da sich diese Modelle ausschliesslich auf sprachinterne Eigenschaften und ihre Relationen untereinander konzentrierten wurden sie wegen Beschranktheit kritisiert Namhafte Vertreter sind Roland Harweg oder Harald Weinrich Thema Modelle Bearbeiten Thema Modelle klassifizieren Texte zu Textsorten ebenfalls anhand textinterner Strukturen In diesen Modellen werden besonders die Bedeutungszusammenhange und ihre Relationen in Texten berucksichtigt An die Text Tiefenstruktur gebundene Kriterien betreffen das Textthema die Themenbindung und den Themenverlauf Komponentialitatsthese Kommunikationskomponententheorie Bearbeiten Demnach werden sprachliche Entitaten aus elementaren diskreten Bausteinen konstruiert Phonologie und Semantik waren mit dieser Methode eine lange Zeit sehr erfolgreich Dieser Ansatz definiert eine Textsorte als eine Kombinatorik Kombinationsprodukt bzw eine Komposition von Merkmalen So versuchte z B Barbara Sandig 1972 eine Textsortendifferenzierung durch zwanzig distinktive Merkmale zu erreichen Es offenbarten sich wie auch bei der semantischen Komponentenanalyse jedoch die Fragen wie die einzelnen Merkmale eine endliche Menge zu gewinnen sind welchen Status sie besitzen und welche linguistischen Eigenschaften sie abbilden Strittig sind das Hierarchisierungsprinzip das haufig bei dieser Methode angenommen wird und die heterogene Klassifizierungsbasis Situations Modelle Bearbeiten Nach der pragmatischen Wende in der Sprachwissenschaft in den 1970er Jahren verbreiteten sich zunehmend Modelle die sich nicht nur auf die Texte selbst stutzen sondern auch die Kommunikationssituation in ihr Modell einbeziehen Die Vertreter dieser Modelle berucksichtigen dabei unterschiedliche situative Aspekte wie den Handlungsbereich oder die Umgebungssituation das sind situative Aspekte im engeren Sinn und den Verwendungsbereich oder Kommunikationsbereich das sind situative Aspekte im weiteren Sinn da hier gesellschaftliche Strukturen berucksichtigt werden Eine Textsorte bzw Textklasse wird als Realisierung eines Kommunikationstyps angesehen somit entspricht eine Texttaxonomie weitgehend einer Situationstypologie Textsortenklassifikationen nach einem dominanten Kriterium und Eingrenzung des Geltungsanspruchs Bearbeiten Der Geltungsanspruch der bisher erwahnten Klassifikationen umfasste Texte aller Kommunikationsbereiche Als offensichtlich wurde dass die tatsachlichen Geltungsbereiche nur partiell sind versuchten einige Linguisten den Geltungsanspruch ihrer Modelle plausibel einzuschranken Von der Mitte der 1970er bis in die Mitte der 1980er Jahre wurden Textsortenklassifikationen nach einem dominanten prominenten Kriterium angewandt Eine homogene Typologisierungsbasis wurde dadurch zumindest angestrebt So ordnete Rolf Eigenwald Textsorten nach funf globalen Tatigkeitsbereichen Textsorte Zeitungstext Textexemplare Nachricht Bericht Leitartikel Kommentar vgl Journalistische Darstellungsform Textsorte Okonomischer Text Textexemplar Wirtschaftsteil einer Zeitung Textsorte Politischer Text Textexemplare politische Rede Resolution Flugblatt Pamphlet Wandspruch Textsorte Juristischer Text Textexemplare Anwaltsbrief Gesetzestext Gerichtsurteil Vertragstext Textsorte Wissenschaftlicher Text in verschiedenen Fachgebieten Barbel Techtmeier begrenzte ihre Klassifizierung auf Gesprache und postulierte eine Gesprachstypologie nach institutionellen Gesichtspunkten 1 Gesprache im okonomischen Bereich Gesprache im Bildungswesen Gesprache im Justizwesen Gesprache in der Wissenschaft Gesprache in den Medien Gesprache im Rahmen gesellschaftlicher Organisationen Gesprache in der Familie usw Diese Ansatze wurden wegen Willkurlichkeit der Zuordnung der Textexemplare zu den globalen Kategorien und wegen zum Teil nur scheinbaren Homogenitat der globalen Kriterien kritisiert Funktionsmodelle Bearbeiten Funktionsmodelle stutzen sich auf die kommunikative Funktion von Texten d h sie gehen davon aus dass Texte mit bestimmter Kommunikationsabsicht produziert werden Textexterne Kriterien sind an den Kommunikationszusammenhang gebunden Dazu gehoren Textfunktion Kommunikationskanal und Kommunikationssituation in der ein Text entsteht Fur die Entstehung von Textsorten ist nach diesem Modell ihre zugrundeliegende Funktion Verwendung und Zweck entscheidend anhand derer Texte als zu einer bestimmten Textsorte gehorig klassifiziert werden Die Textfunktion wird also als dominantes Kriterium erachtet Beispielsweise konnen alle Texte deren Hauptfunktion das Vermitteln von Information ist zur informativen Textsorte zusammengefasst werden Texte die Anweisungen an den Leser sind werden in einem Funktionsmodell der direktiven Textsorte zugeordnet Ein Text auf einem Aufkleber der verhindern soll dass Werbung in den Briefkasten geworfen wird direktive Textfunktion Ahnlicher Text der das Einwerfen von Werbung verhindern soll Die Formahnlichkeit mit einem Stoppschild verstarkt die direktive Funktion Ein Text der das Sitzen auf einem Baum verhindern soll direktive Funktion Als schwierig erweist sich jedoch eine plausible Definition des Begriffs Textfunktion Laut einer Definition des Begriffes Textfunktionen sind senderintentional bestimmte Instruktionen an den Empfanger eines Textes Eine Textfunktion informiert also uber den vom Sender erwunschten Verstehensmodus Unter anderem wurde auch rein asthetische Funktionalitat als Textfunktion berucksichtigt deren Kriterien seien schon spannend fesselnd aufregend ergreifend erschutternd unterhaltsam langweilig banal usw Fur die folgende Textsortenklassifikation sind offenbar die funktionalen Gesichtspunkte vorrangig Belehrende kognitive Texte Hier handelt sich u a um wissenschaftliche und popularwissenschaftliche Texte Erlauterungen Gegenuberstellung Erorterung Stellungnahme dialektischer Besinnungsaufsatz Begriffsbestimmungen und erlauterungen Protokolle Regelnde normative Texte Zu dieser Textsorte zahlen u a Gesetzestexte Garantieerklarungen Technische Erlauterungen Mitteilende informative Texte Hierzu zahlen u a Meldung Nachricht Kommentar Mischform die berichtet und eine Meinung aussert Beschreibung Bericht Protokoll Charakteristik Erorterung Mischform die argumentiert und kommentiert Auffordernde appellative Texte Dazu zahlen beispielsweise Werbetexte politische Propaganda Aufrufe Annoncen Einladungen und Handlungsanweisungen Beschreibende deskriptive Texte Texte die einen Sachverhalt erlautern z B Produktbeschreibungen in Technischer DokumentationUnterhaltende trivial narrative Texte Hier handelt es sich sowohl um anspruchsvolle Romane z B biographischen Inhalts als auch um Trivialliteratur wie Frauen Heimat Arzt und Kriminalromane utopische Romane Reisebeschreibungen Erlebniserzahlungen Poetisch deutende asthetisch kreative Texte Dazu zahlen Erzahlende Texte Epik Szenische Texte Dramatik Gedichttexte Lyrik 2 Im Rahmen funktionaler Textmodelle entstanden handlungsorientierte Texttypologien die Textsorten mit Handlungssorten bzw Handlungsmustern identifizierten So schlug z B Ernst Ulrich Grosse eine Klassifikation nach kommunikativen Funktionen eines Textes vor welche ubrigens einen ungewohnlich begrenzten Geltungsbereich hat begrenzt auf alle schriftlichen Texte der Deutschen und Franzosischen Sprache Textklasse normative Texte Textfunktion normative Funktion Beispiele Gesetze Satzungen Vertrag Geburtsurkunde Textklasse Kontakttexte Textfunktion Kontaktfunktion Beispiele Gluckwunschschreiben Kondolenzschreiben Textklasse gruppenindizierende Texte Textfunktion gruppenindizierende Funktion Beispiele Texte der Gruppenlieder wie Marseillaise Textklasse poetische Texte Textfunktion poetische Funktion Gedicht Roman Komodie Textklasse selbstdarstellende Texte Textfunktion selbstdarstellende Funktion Tagebuch Autobiographie Textklasse auffordernde Texte Textfunktion Aufforderung Warenwerbung Parteiprogramme Bittschrift Gesuch Textklasse sachinformierende Texte Textfunktion Informationstransfer Nachricht Wettervorhersage wissenschaftlicher Text Ubergangsklasse zwei Funktionen dominieren gleichermassen z B Aufforderung und Informationstransfer Neuansatze Bearbeiten Mit seiner Ubergangsklasse versuchte Grosse seinem Modell eine Flexibilitat zu verleihen wodurch eine zweifache Zuordnung eines Textes moglich wurde In der Praxis lasst eine Vielzahl von Texten Mehrfachzuordnungen zu Eine Typologie reicht dabei nicht aus Die Fabel vom klugen Wolf und den neun dummen Wolfen kann beispielsweise als ein mathematischer Lehrtext erzahlerischer Text Ereignistext fiktionaler Text humoristischer Text historischer Text und eben als ein Fabeltext gleichermassen erfolgreich klassifiziert werden Der aktuelle Stand der Textlinguistik gestattet Mehrfachklassifikationen wobei sowohl Spezifizierungen nach textinternen Merkmalen als auch Orientierung auf Ziele der Interagierenden berucksichtigt wird Die Erkenntnis dass sich typische Textstrukturierungsmuster gesellschaftlicher Aufgabenstellungen und Bedurfnissen entsprechend andern konnen fuhrte dazu dass eine Texttypologie nicht als grundlegendes zeitloses Modell angesehen wird Anstelle starrer Systematisierungsversuche gewinnen zunehmend flexible Klassifikationsansatze an Zuspruch Mehrebenen Modelle Bearbeiten Die Mehrebenen Modelle berucksichtigen zur Klassifikation verschiedene Kriterien Fur Mehrebenen Modelle sind folgende Prinzipien charakteristisch Kompatibilitat mit den Textsorten des Alltags Ein Textsortenmodell soll nicht dem Alltagswissen uber Textsorten widersprechen Multidimensionalitat Komponenten verschiedener Typisierungsebenen sind Basis der Klassifikation Flexibilitat Es werden keine eindeutigen Beziehungen von Textsorten untereinander angenommenDie Grundlage der Mehrebenenklassifikation basiert in der Annahme dass das Textmusterwissen durch multidimensionale Zuordnungen von prototypischen Reprasentationen auf unterschiedlichen Ebenen Schichten zustande kommt Die Frage nach der Hierarchisierung Wichtung der Ebenen bleibt dabei offen Beispiel eines Mehrebenen Modells Ebene I Funktionstypen Ebene II Situationstypen Ebene III Verfahrenstypen Ebene IV Textstrukturierungen Ebene V Prototypische Formulierungsmuster Ebene VI Analytische KoharenztypenLiteratur BearbeitenKirsten Adamzik Hrsg Textsorten Reflexionen und Analysen Stauffenburg Tubingen 2000 ISBN 3 86057 680 1 Matthias Dimter Textklassenkonzepte heutiger Alltagssprache Kommunikationssituation Textfunktion und Textinhalt alltagssprachlicher Textklassifikation Niemeyer Tubingen 1981 ISBN 3 484 31032 4 Ernst Ulrich Grosse Texttypen Linguistik gegenwartiger Kommunikationsakte Theorie und Deskription Kohlhammer Stuttgart Berlin Koln Mainz 1974 Mechthild Habermann Hrsg Textsortentypologien und Textallianzen des 13 und 14 Jahrhunderts Berlin 2011 Berliner sprachwissenschaftliche Studien Band 22 Wolfgang Heinemann Textsorte Textmuster Texttyp In Klaus Brinker u a Hrsg Text und Gesprachslinguistik Ein internationales Handbuch zeitgenossischer Forschung 1 Halbband de Gruyter Berlin u a 2000 ISBN 3 11 013559 0 Wolfgang Heinemann amp Dieter Viehweger Textlinguistik Eine Einfuhrung Reihe Germanistische Linguistik 115 Niemeyer Tubingen 1991 Eckard Rolf Die Funktionen der Gebrauchstextsorten de Gruyter Berlin New York 1993 ISBN 3 11 012551 X Barbara Sandig Zur Differenzierung gebrauchsspezifischer Textsorten im Deutschen In Elisabeth Gulich Wolfgang Raible Hrsg Textsorten Differenzierungskriterien aus linguistischer Sicht 2 Auflage Athenaion Wiesbaden 1975 ISBN 3 7610 5702 4 Christina Gansel Frank Jurgens Textlinguistik und Textgrammatik Eine Einfuhrung 2 uberarbeitete und erganzte Auflage 2007 Vandenhoeck amp Ruprecht ISBN 978 3 525 26544 4 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Textsorte Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Barbel Techtmeier Das Gesprach Funktionen Normen und Strukturen Akademie Verlag 1984 Alfons Brendel I Brack v Wins Victoria Schmitz Textanalysen II Untersuchung von Texten 10 bis 13 Jahrgangsstufe Sekundarstufe II Kollegstufe 2 Auflage Manz Verlag Munchen 1977 ISBN 3 7863 0248 0 10 Auflage 1982 Hier S 23 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Textsorte amp oldid 233158570