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Unter Graphemik auch Graphematik andere Schreibweisen Grafemik Grafematik versteht man in der Linguistik die Untersuchung der Schriftsysteme naturlicher und konstruierter Sprachen Gegenstand BearbeitenDie linguistische Teildisziplin untersucht die Regularitaten die den geschriebenen Ausserungen einer Sprache Texte innewohnen und in welchem Verhaltnis diese Regularitaten zur Entwicklung und Fixierung einer Schriftnorm Orthographie stehen Untersucht werden insbesondere die Einheiten eines bestimmten Schriftsystems zum einen hinsichtlich ihrer bedeutungsunterscheidenden Funktion Ermittlung des Grapheminventars die morphologischen und syntaktischen Funktion der Grapheme vgl u die Beziehungen zur lautlichen Struktur der Sprache z B Phonem Graphem Korrespondenzen Graphemische z B graphotaktische Untersuchungen dienen in der Praxis vor allem einer Fundierung geltender orthographischer Normen beispielsweise in Bezug auf die padagogische Vermittlung der Schriftsprache der Decodierung historischer Texte sowie der Umsetzung von Schriftsystemen in verarbeitungsgerechte Systeme innerhalb der Computerlinguistik Die einzelnen Elemente in der schriftlichen Umsetzung von Sprache werden in Analogie zu Phonem und Phon in der Phonologie Graphem genannt Unter den Begriff Graphem fallen im Deutschen die 30 Buchstaben einschliesslich der deutschen Sonderzeichen Umlautbuchstaben und ss a zaouss unter Umstanden auch e die Grossbuchstaben konnen dagegen als Allographe dieser Grapheme gelten siehe unten sowie die Ziffern und nach manchen Ansatzen auch die Interpunktionszeichen Siehe auch Alphabet Ein Graph ist die kleinste schriftlich realisierte materielle Einheit ein Graphem dagegen die kleinste funktionale beziehungsweise distinktive Einheit vgl auch die Bezeichnungen Zeichen engl character versus Glyphe diese Begriffe werden aber im Gegensatz zu Graphem und Graph eher sprachubergreifend und unabhangig verwendet In Analogie zu den Begriffen Phonologie Phonem at ik und Phonetik wird auch das Untersuchungsgebiet der rein materiellen Seite der geschriebenen Sprache als Graphetik bezeichnet Palaographie Typographie Graphologie Das Graphem als funktionale Einheit einer geschriebenen Sprache ist unabhangig von deren konkret realisierten handschriftlichen oder typographischen Form das heisst dem Graph die unterschiedlichen Graphe ɑ a A sind z B allographische Varianten des Graphems lt a gt Inwieweit ein Graphem auch aus mehreren Graphen Di und Trigraphen z B sch ch oder ie im Deutschen bestehen kann ist innerhalb der Graphemik umstritten Nach manchen theoretischen Ansatzen kann ein Graphem auch aus mehreren Graphen bestehen und zwar entweder weil nach einigen alteren Ansatzen ein Graphem direkt als Reprasentation eines Phonems definiert ist sch fur das Phonem ʃ oder weil aus distributionellen bzw graphotaktischen Grunden eine Graphenfolge als eine Einheit eingestuft wird sch kommt in Positionen im Wort vor an denen sonst nur einzelne Graphe vorkommen konnen vgl sch nallen und k nallen Verbreitet ist aber auch die Ansicht dass solche Buchstabenkombinationen in der Regel phonemunabhangig betrachtet und ebenfalls distributionell begrundbar auch Kombinationen aus mehreren Graphemen sind vgl z B das Minimalpaar sieht Sicht Literatur BearbeitenJulie D Allen The Unicode Standard version 6 0 The Unicode Consortium The Unicode Consortium Mountain View 2011 ISBN 978 1 936213 01 6 Online Version Johannes Bergerhausen Siri Poarangan decodeunicode Die Schriftzeichen der Welt Hermann Schmidt Mainz 2011 ISBN 978 3 87439 813 8 alle 109 242 Grapheme des Unicode Standards Hans Peter Althaus Graphemik In Lexikon der germanistischen Linguistik 2 vollstandig neu bearbeitete und erweiterte Auflage Hrsg von Hans Peter Althaus Helmut Henne Herbert Ernst Wiegand Niemeyer Tubingen 1980 ISBN 3 484 10389 2 S 142 151 Peter Eisenberg Die Schreibsilbe im Deutschen In Schriftsystem und Orthographie Hrsg von Peter Eisenberg und Hartmut Gunther Niemeyer Tubingen 1989 S 57 84 Peter Eisenberg Linguistische Fundierung orthographischer Regeln Umrisse einer Wortgraphematik des Deutschen In Homo scribens Perspektiven der Schriftlichkeitsforschung Hrsg von Jurgen Baurmann u a Niemeyer Tubingen 1993 S 67 91 Burckhard Garbe Phonetik und Phonologie Graphetik und Graphemik des Neuhochdeutschen seit dem 17 Jahrhundert In Sprachgeschichte Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung 2 Teilband 2 vollstandig neu bearbeitete und erweiterte Auflage Hrsg von Werner Besch Anne Betten Oskar Reichmann Stefan Sonderegger De Gruyter Berlin New York 2000 ISBN 3 11 015882 5 S 1766 1782 Hartmut Gunther Otto Ludwig Hrsg Schrift und Schriftlichkeit Ein interdisziplinares Handbuch internationaler Forschung 2 Halbbande De Gruyter Berlin New York 1994 96 ISBN 3 11 011129 2 Manfred Kohrt Phonotaktik Graphotaktik und die grafische Worttrennung In Probleme der geschriebenen Sprache Beitrage zur Schriftlinguistik auf dem XIV Internationalen Linguistenkongress 1987 in Berlin Hrsg von Dieter Nerius und Gerhard Augst Zentralinstitut fur Sprachwissenschaft Berlin 1988 S 125 165 Utz Maas Rechtschreibung und Rechtschreibreform Sprachwissenschaftliche und didaktische Perspektiven In Zeitschrift fur germanistische Linguistik 22 1994 S 152 189 Gisela Zifonun Ludger Hoffmann Bruno Strecker u a Grammatik der deutschen Sprache Band 1 De Gruyter Berlin New York 1997 ISBN 3 11 014752 1 S 246 308 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Graphemik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Graphemik amp oldid 231778691