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Die Distribution eines Gegenstands ist im Allgemeinen die Verteilung seiner Exemplare engl tokens in der Umgebung bzw den Umgebungen in denen er vorkommt Der Begriff kann in der Linguistik ebenso wie in anderen Disziplinen in einem weiten Sinne verwendet werden wo man die Verteilung beliebiger Daten im Gegenstandsbereich untersucht und so auch von der Distribution von Sprachen in einem Areal oder der Distribution von Eigenschaften sprachlicher Einheiten etwa von Satzlangen in Korpora sprechen kann Im engeren Sinne ist die Distribution einer sprachlichen Einheit die Gesamtheit der Kontexte bzw Kontexte in denen sie vorkommt Infrage kommen sprachliche Einheiten aller Ebenen und Abstraktionsstufen also u a Laute und Phoneme Morphe und Morpheme Worter Konstruktionen usw Wenn eine solche Einheit in der Rede bzw einem Text vorkommt stehen davor und danach bzw links und rechts davon andere Einheiten derselben Art mit denen zusammen sie eine Einheit einer hoheren Komplexitatsstufe bildet Das deutsche Morph em z B tritt auf nach den Stammen schon alt laut usw allgemein also nach Adjektivstammen und bildet davon die starke Deklinationsform des Dativ Singular Maskulinum und Neutrum Es tritt z B nicht an Substantiven auf die genannte Deklinationsform lautet von alt altem aber von Tag Tage Die Distribution von em ist also tritt auf nach Adjektivstammen Diese Klasse von Kontexten wird formal so reprasentiert X Adj An der Stelle des X hat man sich einen beliebigen Adjektivstamm zu denken der Unterstrich steht fur die Position welche die Einheit einnimmt von deren Distribution die Rede ist Inhaltsverzeichnis 1 Paradigmatische Relationen als Distributionsrelationen 2 Distributionsklassen 3 Literatur 4 WeblinksParadigmatische Relationen als Distributionsrelationen BearbeitenWenn man die Distributionen zweier sprachlicher Einheiten A und B miteinander vergleicht sind drei distributionelle Beziehungen von besonderer Relevanz die je eine besondere paradigmatische Relation bilden Haben A und B dieselbe Distribution aber bei Ersetzung von A durch B in einem Kontext ergibt sich ein Bedeutungsunterschied dann ist ihre paradigmatische Relation die Opposition Beispiel Im Hochdeutschen stehen d und t in Opposition denn bei ihrem Austausch in einem Kontext wie ruben ergibt sich ein Bedeutungsunterschied Ebenso stehen obschon und weil als Konjunktionen am Anfang von Nebensatzen in Opposition Haben A und B dieselbe Distribution aber bei Ersetzung von A durch B in beliebigen Kontexten ergibt sich kein Unterschied dann ist ihre paradigmatische Relation die freie Variation Beispiel Im Hochdeutschen stehen die Laute R und ʁ in freier Variation und auch die Worter obschon und obgleich stehen in freier Variation Dieses Beispiel zeigt auch dass man Synonymie als die freie Variation bedeutungstragender Einheiten definieren kann Erganzen sich die Distributionen von A und B derart dass A in all den Kontexten vorkommt in denen B nicht vorkommt dann ist ihre paradigmatische Relation die komplementare Verteilung Beispiel Im Hochdeutschen stehen die Laute c und x in komplementarer Verteilung denn x kommt nur nach hinteren Vokalen c dagegen in allen anderen Kontexten vor Auch die Morphe est und st stehen nach evtl nach Tempus flektierten Verbstammen in komplementarer Verteilung denn ersteres steht nur nach alveolaren Verschlusslauten letzteres in allen anderen Kontexten In komplementarer Verteilung stehende Laute fasst man als Allophone zu einem Phonem zusammen im Falle des Beispiels zu einem Phonem das meistens x geschrieben wird In komplementarer Verteilung stehende Morphe fasst man als Allomorphe zu einem Morphem zusammen im Falle des Beispiels ist es die Konjugationsendung der zweiten Person Singular Distributionsklassen BearbeitenZwei sprachliche Einheiten die dieselbe Distribution haben gehoren derselben Distributionsklasse an Zu den Morphen die dieselbe Distribution wie em haben gehoren u a er wie in alter e wie in alte usw In diesem Falle gehoren also die Suffixe die das Paradigma der Adjektivdeklination ergeben einer Distributionsklasse an Dies setzt allerdings voraus dass man diese Morphe von ihren Homonymen unterschieden hat die eine ganz andere Distribution haben Da sich die Distribution einer Einheit verhaltnismassig gut objektiv uberprufen lasst versucht man traditionelle linguistische Kategorien als Distributionsklassen zu rekonstruieren Die Wortart Adjektiv konnte man z B wie folgt als Distributionsklasse definieren was im Kontext X def Artikel Y N also zwischen einem definiten Artikel und einem Substantiv also u a im Kontext der Tag vorkommt Das Beispiel zeigt auch die Grenzen des Verfahrens auf Erstens findet man auf diese Weise im Deutschen nicht eigentlich Adjektive sondern bestimmte Flexionsformen von Adjektiven uber denen man wieder kontrolliert verallgemeinern musste Zweitens setzt man diejenigen Kategorien die den Kontext bilden voraus Man konnte also wenn man auf diese Weise Adjektiv definieren will nicht Substantiv definieren als etwas was nach einem Adjektiv stehen kann Es besteht also keine Aussicht alle Kategorien einer bestimmten sprachlichen Ebene als Distributionsklassen zu analysieren Nichtsdestoweniger ist die Feststellung der Distribution einer sprachlichen Einheit in der strukturalen Sprachwissenschaft ein elementarer methodischer Schritt in ihrer Beschreibung Auf seiner Basis analysiert man dann die Funktion oder Bedeutung der Einheit Literatur BearbeitenCharles F Hockett A course in modern linguistics Macmillan New York 1958 Henning Spang Hanssen Typological and statistical aspects of distribution as a criterion in a linguistic analysis In Proceedings of the International Congress of Linguists 8 1958 S 182 194 Weblinks BearbeitenChristian Lehmann Paradigmatische und syntagmatische Relationen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Distribution Sprachwissenschaft amp oldid 223159326