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Die feministische Linguistik oder feministische Sprachwissenschaft ist eine sozialwissenschaftliche Disziplin welche Sprache und Sprachgebrauch unter feministischen Gesichtspunkten analysiert und beurteilt Ihr Ursprung liegt wie bei der Frauenforschung im englischen Sprachraum In der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts entstand in den USA im Zuge der feministischen Bewegung ein verstarktes wissenschaftliches Interesse am unterschiedlichen Sprachgebrauch der Geschlechter Wegweisend waren Language and Women s Place 1973 von Robin Lakoff Male Female Language 1975 von Mary Richie Key 1924 2003 1 und Language and Sex 1975 von Nancy Henley 1934 2016 2 Anders als die Linguistik Sprachwissenschaft versteht sich die feministische Linguistik selbst nicht nur als beschreibende deskriptive sondern auch als intervenierende Wissenschaft und damit als Teil einer politisch sozialen Bewegung die Sprache und Sprachgebrauch anhand von soziologischen und politischen Kriterien kritisiert Daher wird sie in der Sprachwissenschaft oft nicht als Teildisziplin wahrgenommen sondern als feministische Sprachkritik aufgefasst vergleiche den entsprechenden Abschnitt unter Sprachkritik Seit Mitte der 1980er Jahre haben sich zwei Themenschwerpunkte der feministischen Linguistik herauskristallisiert die feministische Sprachanalyse die Analyse des Sprachgebrauchs und der sprachlich transportierten Strukturen und Wertesysteme und die feministische Konversationsanalyse die Analyse geschlechtsspezifischer Kommunikationsformen und Sprachnormen Inhaltsverzeichnis 1 Feministische Analyse der deutschen Sprache 1 1 Formgleichheit von generischem und spezifischem Maskulinum unklares Genus Sexus Verhaltnis 1 2 Diskriminierung von Frauen mit und in der Sprache 1 3 Richtlinien fur einen geschlechtersensiblen Sprachgebrauch 2 Feministische Konversationsanalyse 3 Gesellschaftliche Auswirkungen Feministischer Linguistik 4 Kritik 4 1 Kritik an Grundannahmen der feministischen Sprachkritik 4 2 Frauenbenachteiligung und Sprache 4 3 Diskursanalytische Positionen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFeministische Analyse der deutschen Sprache BearbeitenAbhangig von den bestehenden Moglichkeiten des jeweiligen Sprachsystems Langue neigt die feministische Linguistik in Bezug auf den Sprachgebrauch Parole entweder mehr zur Sichtbarmachung des biologischen naturlichen Geschlechts von Personen Sexus oder mehr zu dessen Neutralisierung Unsichtbarmachung Weil im Deutschen die Movierung von maskulinen Personenbezeichnungen mit der weiblichen Wortendung in sehr produktiv und allgemein moglich ist Lehrer Lehrerin besteht die Sichtbarmachung im deutschen Sprachraum aus der vollstandigen Beidnennung von maskuliner und femininer Form Lehrer und Lehrerinnen oder abgekurzten Schreibweisen mit Schragstrich oder Genderzeichen Lehrer innen Lehrer innen Neutrale Formen sind beispielsweise Lehrkraft oder Lehrpersonal Wichtige Autorinnen fur die feministische Analyse der deutschen Sprache sind Senta Tromel Plotz und Luise F Pusch sowie Deborah Tannen fur die Feministische Konversationsanalyse Zusammen mit Pusch gilt Tromel Plotz als Begrunderin der deutschen feministischen Linguistik 3 Wegweisend waren ihr Text Linguistik und Frauensprache aus dem Jahr 1978 4 und ihre aufsehenerregende Antrittsvorlesung als Professorin an der Universitat Konstanz am 5 Februar 1979 5 Beide Frauen organisierten anschliessend die Arbeitsgruppe Feministische Linguistik innerhalb der Deutschen Gesellschaft fur Sprachwissenschaft die enormes Interesse fand und grossen Zulauf hatte Zu den Jahrestagungen in Regensburg und Passau kamen Frauen nicht nur aus der Linguistik sondern aus allen Gebieten die mit Sprache umgingen Schriftstellerinnen Journalistinnen Lehrerinnen Theologinnen Politikerinnen und Juristinnen 6 Formgleichheit von generischem und spezifischem Maskulinum unklares Genus Sexus Verhaltnis Bearbeiten Die Feministische Linguistik richtet sich gegen den Gebrauch des generischen Maskulinums in der deutschen Sprache Die Formen der Nomina und der zugehorigen Personal und Possessivpronomina seien im Deutschen beim generischen Maskulinum mit denen des spezifischen Maskulinums der Bezeichnung fur einzelne Jungen oder Manner oder fur Gruppen die ausschliesslich aus Jungen oder Mannern bestehen identisch Dies fuhre zu der Notwendigkeit komplizierte Paraphrasierungen vorzunehmen wenn man verdeutlichen wolle dass eine bestimmte Personenbezeichnung sich nur auf mannliche Personen bezieht Diese Umformungen wurden so die Analyse um 1980 jedoch im realen Sprachgebrauch nur selten gemacht dadurch bleibe unklar ob eine grammatisch maskuline Personenbezeichnung als generisches oder als spezifisches Maskulinum gemeint sei Diese Vermischung von generischem und spezifischem Maskulinum in der Sprachverwendung wurde anhand vieler empirischer Untersuchungen belegt Eine Ubersicht findet sich in Tromel Plotz Frauensprache Sprache der Veranderung Durch die Doppelfunktion grammatisch maskuliner Personenbezeichnungen wurden Frauen so die Autorinnen dieser Studien systematisch unsichtbar gemacht Wahrend Manner bei Verwendung maskuliner Personenbezeichnungen immer gemeint seien sei es bei solchen Bezeichnungen unklar ob Frauen mitgemeint seien oder nicht Dadurch entstehe ein so genannter male bias der zum standigen gedanklichen Einbezug von Mannern jedoch nicht von Frauen fuhre Die Existenz dieses male bias wurde fur den angelsachsischen Sprachraum wenn auch die Genus Sexus Debatte auf die englische Sprache nur bedingt d h auf den Umgang mit Pronomina anwendbar ist vielfach empirisch nachgewiesen Empirische Untersuchungen fur den deutschsprachigen Raum konnten die Resultate aus dem angelsachsischen Raum bestatigen 7 Siehe auch Feministische Studien zum generischen Maskulinum Diskriminierung von Frauen mit und in der Sprache Bearbeiten Viele Autorinnen der Feministischen Linguistik sehen in verschiedenen Bereichen eine latente Diskriminierung von Frauen innerhalb des deutschen Sprachsystems Wo Frauen nicht unsichtbar gemacht werden wurden sie als zweitrangig dargestellt oder systematisch abgewertet So setzten sich zum Beispiel in den 1970er und 1980er Jahren Feministinnen fur die Nichtbenutzung des Wortes Fraulein ein weil dadurch eine Asymmetrie beseitigt werde die darin bestehe dass es kein mannliches Gegenstuck zu der diminutiven und insofern abwertenden Anredeform Fraulein gebe Frauen wurden auch dadurch abgewertet dass eine Frau die gerne und viel spricht als Klatschtante bezeichnet werde wahrend ein Mann mit denselben Eigenschaften als kommunikativ gelte was eher positiv bewertet werde Weitere abwertende Bezeichnungen fur Frauen fur die es keine mannlichen Gegenstucke gebe seien Blondine Quotenfrau oder Waschweib Durch Metaphern und Redewendungen werden uberholte Rollenklischees reproduziert 8 Der Germanist Michael Hausherr Malzer halt das Sprichwort fur einen Tummelplatz historischer wie aktueller Sexismen das in noch auffalligerer weil direkter Weise als sprachliche Strukturen ein unverkennbares Zeugnis einer sexistischen Gesellschaft ablegt 9 Wahrend Redewendungen wie Sie ist ein ganzer Kerl fur Frauen eine Statuserhohung bedeuten ist die Assoziation eines Mannes mit weiblichen Eigenschaften etwa Du benimmst dich wie ein Madchen eine Herabsetzung 8 Metaphern wie ihren Mann stehen sind fur Marlis Hellinger Beispiele fur die patriarchalische Regel nach der das Weibliche als zweitrangige Kategorie gilt 10 Das Sprichwort Herren sind herrlich Damen sind damlich assoziiert Frauen mit dem Adjektiv damlich obwohl damlich auf Niederdeutsch damelen d h nicht recht bei Sinnen zuruckgeht und nichts mit der Etymologie von Dame zu tun hat 11 12 Auch die personliche Anrede ist sexistisch gepragt Wahrend Frauen mit demselben Wort angeredet werden Frau das auch als Bezeichnung fur ihr biologisches Geschlecht dient wird fur Manner ein sozialer Titel verwendet Herr 13 Bezeichnungen fur Frauen und Manner reflektieren den historisch ungleichen Status der Geschlechter So ist das Wort Madchen von Magdchen oder Magd abgeleitet wahrend Junge und Knabe auf Junker und Knappe die einen hoheren sozialen Status als die Magd hatten zuruckzufuhren seien 14 15 16 Gefragt wird in der Feministischen Linguistik auch danach ob Frauen in gesprochenen und geschriebenen Texten als eigenstandige gleichberechtigte und gleichwertige menschliche Wesen 17 erkennbar sind Dabei werden Empfehlungen fur eine Ausdrucksweise vorgestellt Eine Empfehlung besteht darin Formulierungen zu vermeiden die Frauen in stereotypen Rollen und Verhaltensweisen darstellen Beispiel Die Anrede Fraulein ist ersatzlos zu streichen Oder Tennisdamen konnen durchaus auch als Tennisspielerinnen bezeichnet werden 18 Richtlinien fur einen geschlechtersensiblen Sprachgebrauch Bearbeiten Hauptartikel Geschlechtergerechte Sprache Die Feministische Linguistik zielt nicht allein auf Beschreibung und Kritik der Sprachsysteme und Sprachnormen sondern auch auf politisch gesellschaftliche Veranderungen Zu Beginn der 1980er Jahre formulierten feministische Sprachwissenschaftlerinnen erstmals Richtlinien fur einen geschlechtersensiblen Sprachgebrauch die an Bildungs und andere Institutionen verteilt wurden Zu den dort aufgefuhrten Empfehlungen gehoren unter anderem folgende Punkte Das grammatische Geschlecht Genus von Personenbezeichnungen soll entsprechend dem Geschlecht der gemeinten Person Sexus formuliert werden Als Alternative werden vermeintlich geschlechtsneutrale Ersatzformulierungen z B Lehrkraft ein grammatisches Femininum oder Substantivierungen von Adjektiven oder Partizipien im Plural z B Studierende angeboten Frauen sollen dort wo sie vorkommen explizit und an erster Stelle genannt werden Geschlechtsindefinite Bezeichnungen sollen zweigeschlechtlich formuliert werden Feminine Endungen sollen auch dort gebildet werden wo dies zu Wort Neukreationen fuhrt Die Anreden Dame und Fraulein sollen ersatzlos gestrichen werden Formulierungen in denen Frauen uber Manner definiert werden Herr Muller und Gattin Familie Hans Muller sollen vermieden werden Zur Vereinfachung ausgeschriebener Doppelformen wird um 1980 der Gebrauch des Binnen I empfohlen Daruber hinausgehend empfiehlt Friederike Braun als Autorin eines Leitfadens der Landesregierung Schleswig Holstein Asymmetrien wie Weber Schmidt Fr Freitag Fr Richter sowie das Wort man zu meiden 19 Viele dieser Richtlinien werden seit den 1980er Jahren im deutschen Sprachraum angewendet So gibt es mittlerweile sowohl fur Frauen als auch fur Manner neue Berufsbezeichnungen die das biologische Geschlecht der benannten Person berucksichtigen Krankenschwester wurde so zu Krankenpfleger in usw Das auch unter Feministinnen umstrittene Binnen I fur Falle in denen Manner und Frauen gemeint sind wird in der Schweiz und in Osterreich haufiger verwendet In Deutschland ist dagegen im Zusammenhang mit Berufsbezeichnungen derzeit die Schragstrichschreibung ublich teilweise auch Klammerschreibungen und in anderen Fallen die ausgeschriebene Beidnennung Die Richtlinien beziehen sich hauptsachlich auf die Schriftsprache und entsprechend sind Auswirkungen auf die mundliche Rede abseits der direkten Ansprache bisher vergleichsweise gering vor allem wenn politische Reden weil sie vorformuliert sind als medial mundlich aber konzeptionell schriftlich betrachtet werden Die Linguistin Luise Pusch lehnt auch einen Satz wie Madchen sind die besseren Schuler ab da die Madchen hier unter das generische Maskulinum subsumiert werden Diese grammatikalische Form solle durch einen angestrebten Sprachwandel vollstandig abgeschafft werden Die konsequente Nichtbenutzung des generischen Maskulinums bezeichnet Bettina Jobin als feministischen Imperativ Bezeichne nie eine Frau einschliesslich dir selbst mit einem grammatischen Maskulinum 20 Bei konsequent angewandter Geschlechtsneutralitat konnte der o g Satz lauten Madchen sind bessere Schulerinnen als Jungen Schuler sind Madchen sind die besseren SchulerInnen Madchen sind die besseren Schuler innen oder auch wenn nicht von Jugendlichen ab 14 Jahren die Rede ist Madchen sind die besseren Schulkinder Wenn jedoch auf Sprachasthetik Wert gelegt und eine Sprachsensibilitat angestrebt wird die allen Geschlechtern gerecht wird ohne eines davon besonders hervorzuheben 21 waren Formulierungen wie Madchen erbringen bessere schulische Leistungen als Knaben oder Madchen sind besser in der Schule angebracht Feministische Konversationsanalyse Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst In der Konversationsanalyse wird das Gesprachsverhalten von Gruppen oder Personen naher untersucht Die Feministische Konversationsanalyse konzentriert sich auf die Unterschiede in der Kommunikation von Mannern und Frauen Viele der fruhen Untersuchungen in diesem Bereich stammen aus den USA Untersuchungen aus Europa Deutschland und der Schweiz beziehen sich sehr oft auf den universitaren und den offentlichen Bereich offentliche Diskussionen Fernsehen Die wichtigsten Schlussfolgerungen der Studien in diesem Bereich sind obwohl eine gewisse Entwicklung feststellbar ist meist ungefahr dieselben Frauen und Manner haben ein signifikant unterschiedliches Gesprachsregister Es ergeben sich folgende Ergebnismuster Frauen wahlen ofter als Manner Formulierungen die ihre Aussagen abschwachen Dies geschieht einerseits durch den haufigeren Gebrauch von Diminutiven andererseits durch relativierende Satzanfange oder enden Frauen formulieren ihre Aussagen haufiger als Manner in Frageform Frauen benutzen ofter als Manner selbstentwertende Formulierungen Frauen benutzen ofter als Manner indirekte sowie vermittelnde das heisst sich auf den Gesprachspartner beziehende Redewendungen In Gruppen uberlassen es Frauen haufiger als Manner ihren Gesprachspartnern ob diese ein Gesprachsthema aufnehmen und weiterfuhren Frauen fluchen seltener als Manner Die dabei gewahlten Ausdrucke sind in der Regel milder Frauen benutzen insgesamt einen anderen Wortschatz als Manner Tendenziell verfugen sie in traditionell weiblichen Bereichen uber ein reicheres und praziseres Vokabular wahrend sie sich in traditionell mannlichen Bereichen nur unprazise ausdrucken konnen Frauen lassen sich ofter als Manner unterbrechen Haufiger als Manner gehen Frauen auf die Argumente des Gegenubers ein Seltener als Manner unterbrechen Frauen ihren Gesprachspartner In gewissen Fallen bedienen sich auch Manner eines weiblichen und Frauen eines mannlichen Gesprachsregisters Dies ist vor allem in Gesprachsgruppen mit starkem Machtgefalle zu beobachten Einem Vorgesetzten gegenuber wird tendenziell eher ein weibliches Register benutzt einem Untergebenen gegenuber ein mannliches Wissenschaftlich abgesicherte Erklarungen fur das unterschiedliche Kommunikationsverhalten von Frauen und Mannern gibt es bisher nicht Die Feministische Linguistik versucht das Kommunikationsverhalten einerseits uber die geschlechtstypische Sozialisation zu erklaren andererseits uber die defizitare gesellschaftliche Situation von Frauen nach der Frauen gesellschaftlich eine schwache Position Mannern hingegen eine starke Position zugewiesen wurde Tromel Plotz Gesellschaftliche Auswirkungen Feministischer Linguistik BearbeitenDie Aussagen und Resultate der Feministischen Linguistik konnten wie intendiert zeitweise eine grosse offentliche Resonanz verzeichnen 20 Jahre nach der Veroffentlichung der in den Richtlinien fur einen nicht sexistischen Sprachgebrauch gemachten Vorschlage werden viele der kritisierten Formulierungen kaum noch genutzt zum Beispiel gilt das Wort Fraulein heute laut Duden als veraltet oder veraltend Der Duden hat zum Beispiel erkannt dass Splitting Formen oft nicht regelgerecht verwendet werden und gibt Tipps fur den richtigen Umgang mit diesen Formen Das Binnen I bewertet er nach wie vor als rechtschreibwidrig Stattdessen wird empfohlen nach Formulierungen im generischen Neutrum zu suchen Angestrebt wird dabei eine Schreibweise die sowohl das Mannliche wie auch das Weibliche zugunsten geschlechtsneutraler Grammatik in den Hintergrund treten lasst z B das Kollegium als Ersatz fur die Lehrer 22 Kritik BearbeitenKritik an Grundannahmen der feministischen Sprachkritik Bearbeiten Die These der feministischen Sprachkritik dass Veranderungen in der Sprache zu gesellschaftlichen Veranderungen fuhren wurden wird von verschiedenen Sprachwissenschaftlern als unhaltbar betrachtet So kritisiert Margarete Jager im Jahr 2000 die Annahme eines solchen Automatismus erinnere eher an sprachmagische Vorstellungen vergangener Zeiten deren Relikte heute noch bei Fluchen und Beschworungen zu beobachten seien 23 Gisela Klann Delius ist 2008 der Auffassung die Sprache sei fur gesellschaftliche Probleme weder verantwortlich noch konne sie diese beheben 24 Ahnlich sieht es Wolfgang Klein der einwendet die Rolle der Sprache werde in diesem Zusammenhang ein bisschen uberschatzt 25 Frauenbenachteiligung und Sprache Bearbeiten Der Literaturkritiker Ulrich Greiner meint 2018 dass die sprachwissenschaftliche Komparatistik keinerlei belastbare Hinweise darauf liefere dass zwischen Sprache einerseits und Sexismus und Frauenbenachteiligung andererseits tatsachlich ursachliche Zusammenhange bestanden Viele Sprachen wie etwa das Ungarische oder das Turkische besitzen gar keine grammatischen Mittel um einen Geschlechterunterschied zu bezeichnen und trotzdem werden in den Gesellschaften in denen diese Sprachen gesprochen werden Frauen benachteiligt 26 Die Sprachwissenschaftler Josef Bayer und Wolfgang Klein kommen in ihren Analysen zum selben Ergebnis 27 25 Diskursanalytische Positionen Bearbeiten In der diskursanalytischen Kritik an der Feministischen Linguistik wird die Sensibilisierung gegenuber gesellschaftlichen Machtverhaltnissen begrusst Aber der Zusammenhang von Sprache und Gesellschaft wird in der Diskursanalyse umfassender gesehen Idealistische Sprachauffassungen der feministischen Sprachkritik werden abgelehnt Die damit verbundenen sprachtheoretischen Annahmen fuhren nach der Ansicht von Kritikern auch zu Fehlern in der Analyse und somit in eine Sackgasse bei dem Versuch uber Sprachkritik die Befreiung der Frau und weitere gesellschaftliche Veranderungen zu erreichen Kritik an einer idealistischen SprachauffassungDiskursanalytische Positionen wie sie beispielsweise die Sprachwissenschaftlerin Margarete Jager im Jahr 2000 vertritt 23 kritisieren an der traditionellen feministischen Sprachkritik die idealistische Sprachauffassung Gemeint ist die sprachwissenschaftliche Vorstellung dass Sprache die gesellschaftlichen Verhaltnisse bestimme Unter dieser Voraussetzung gehe die feministische Sprachkritik von der Uberzeugung aus dass sich die Gesellschaft verandert wenn sich die Sprache verandert Dabei wurden zutreffende Phanomene wie die dass Sprache ein Mittel der Unterdruckung und der Gewalt sein kann von der feministischen Linguistik zutreffend analysiert Entscheidend fur eine Analyse der Machtwirkung durch sprachliche Mittel sei jedoch der gesellschaftliche Diskurs der die Einzelnen Subjekte so formt dass sie mit einer Machtwirkung ausgestattet sind Gegenuber einem ideologischen Sprachverstandnis musse Sprachkritik die das Reden uber Frauen auf seine Machtwirkung hin kritisiert auch die Diskurse kritisieren die von der gesellschaftlichen Realitat bestimmt sind und diese Realitat gleichzeitig bestimmen Jager fasst zusammen Diese feministischen Linguistinnen thematisieren somit das Verhaltnis Sprache und Realitat zwar durchaus in der Weise dass die Realitat das eigentlich Veranderungsbedurftige ist Doch sie verdrehen dieses Verhaltnis schliesslich indem sie einen anderen Sprachgebrauch bereits als Veranderung der kritisierten Realitat ansehen 23 Sprachnorm und SprachsystemKritisiert wird von der diskursanalytischen Seite laut auch das haufige Ineinssetzen von Sprachnormen und Sprachsystem in der Feministischen Linguistik Laut Margarete Jager zeige erst eine deutliche Trennung die unterschiedlichen Voraussetzungen fur eine Veranderung auf Anderungen der Sprachnorm konnen durch Verhaltensanderungen von der Basis her bewirkt werden da die Regeln der Sprachnorm wenig fest sind Veranderungen des Sprachsystems bedeuten Veranderungen der Sprache als solcher und stellen somit eine Herausforderung der gesamten sogenannten Sprachgemeinschaft dar 23 Gesellschaftliches MachtgefugeGegenuber traditionellen Formen der Feministischen Linguistik wird in der Diskursanalyse auf die Bedeutung des Zusammenwirkens mehrerer Machtwirkungen hingewiesen die die gesellschaftliche Realitat und Handlungsposition des einzelnen Mannes wie der einzelnen Frau mitbewirken Entsprechend gibt es nach Margarete Jager nicht allein Dominanzen zwischen Mannern und Frauen sondern auch zwischen verschiedenen Schichten zwischen Generationen zwischen Kranken und Gesunden sowie zwischen Angehorigen verschiedener Herkunftsgruppierungen sogenannter Ethnien 23 Siehe auch BearbeitenGenderlinguistik Teilgebiet der Soziolinguistik Politische Korrektheit Schlagwort vor allem benutzt gegen Gender Mainstreaming Funf Herrschaftstechniken gegen Frauen Oppositionen und Minderheiten Bibel in gerechter Sprache Ubersetzung von 2006 nbsp Portal Frauen Gendergerechte Sprache Leitfaden Presse Studien VideosLiteratur BearbeitenFeministische Linguistik Marlis Hellinger Kontrastive Feministische Linguistik Mechanismen sprachlicher Diskriminierung im Deutschen und Englischen Hueber Munchen 1990 ISBN 3 19 006605 1 Gisela Klann Delius Sprache und Geschlecht Eine Einfuhrung Metzler Stuttgart u a 2005 ISBN 3 476 10349 8 Elise Kramer Feminist Linguistics and linguistic Feminism In Ellen Lewin Leni M Silverstein Hrsg Mapping Feminist Anthropology in the Twenty First Century Rutgers University Press 2016 ISBN 978 0 8135 7428 8 S 41 64 englisch JSTOR Ansicht Sara Mills Language and Sexism Cambridge University Press Cambridge 2008 englisch Ingrid Samel Einfuhrung in die feministische Sprachwissenschaft 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Schmidt Berlin 2000 ISBN 3 503 04978 9 Besprechung von Kristin Wiethoff Susanne Schmidt Knaebel Frauen und Sprache In Oldenburger Universitatsreden Nr 23 Oldenburg 1988 ISBN 3 8142 1023 9 Gisela Schoenthal Feministische Linguistik Linguistische Geschlechterforschung Ergebnisse Konsequenzen Perspektiven Olms Hildesheim u a 1998 ISBN 3 487 10636 1 Feministische Sprachanalyse Deborah Cameron Hrsg The Feminist Critique of Language A Reader Routledge London New York 1990 ISBN 978 0 415 04259 8 englisch Jennifer Coates Women Men and Language A Sociolinguistic Account of Gender Differences in Language Routledge London u a 2015 ISBN 978 1 138 94878 5 englisch Hilke Elsen Gender Sprache Stereotype Geschlechtersensibilitat in Alltag und Unterricht Narr Tubingen 2020 ISBN 978 3 8252 5302 8 Marlis Hellinger Hadumod Bussmann Gender Across Languages The Linguistic Representation of Women and Men 3 Bande Benjamins Amsterdam Philadelphia 2001 englisch Hildegard Horny Feministische Sprachkritik In Georg Stotzel Martin Wengeler Hrsg Kontroverse Begriffe Geschichte des offentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland 4 Band De Gruyter Berlin 1995 ISBN 3 11 014106 X S 517 562 Seitenvorschauen in der Google Buchsuche Karin Kusterle Die Macht von Sprachformen Der Zusammenhang von Sprache Denken und Genderwahrnehmung Brandes amp Apsel Frankfurt am Main 2011 ISBN 978 3 86099 883 0 S 13 64 Kapitel 2 Feministische Linguistik Maria Pober Gendersymmetrie Uberlegungen zur geschlechtersymmetrischen Struktur eines Genderworterbuches im Deutschen Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2007 ISBN 978 3 8260 3445 9 Leseprobe in der Google Buchsuche Luise F Pusch Das Deutsche als Mannersprache Suhrkamp Frankfurt M 1984 ISBN 3 518 11217 1 Luise F Pusch Alle Menschen werden Schwestern Feministische Sprachkritik Suhrkamp Frankfurt M 1990 ISBN 3 518 11565 0 Luise F Pusch Die Frau ist nicht der Rede wert Aufsatze Reden und Glossen Suhrkamp Frankfurt M 1999 ISBN 3 518 39421 5 Gisela Schoenthal Wirkungen der feministischen Sprachkritik in der Offentlichkeit In Gerhard Stickel Hrsg Sprache Sprachwissenschaft Offentlichkeit Jahrbuch des Instituts fur Deutsche Sprache 1998 De Gruyter Berlin u a 1999 S 225 242 doi 10 1515 9783110622645 015 PDF 1 6 MB 18 Seiten auf bsz bw de Senta Tromel Plotz Vatersprache Mutterland Beobachtungen zu Sprache und Politik 2 uberarbeitete Auflage Frauenoffensive 1993 ISBN 3 88104 219 9 gesammelten Arbeiten 1983 1991 erstveroffentlicht 1991 Besprechung von Luise F Pusch Feministische Kommunikationsanalyse Ruth Ayass Kommunikation und Geschlecht Eine Einfuhrung Kohlhammer Stuttgart 2008 ISBN 978 3 17 016472 7 Deborah Tannen Du kannst mich einfach nicht verstehen Kabel Hamburg 1986 ISBN 3 442 15301 8 Neuauflage bei Goldmann 2004 Senta Tromel Plotz Hrsg Frauengesprache Sprache der Verstandigung Fischer TB 1996 ISBN 3 596 13161 8 Aufsatzsammlung Senta Tromel Plotz Hrsg Gewalt durch Sprache Die Vergewaltigung von Frauen in Gesprachen Fischer TB 1997 ISBN 3 596 23745 9 Neuauflage erstveroffentlicht 1984 Senta Tromel Plotz Frauensprache Sprache der Veranderung Fischer TB 1992 ISBN 3 596 23725 4 Neuauflage erstveroffentlicht 1982 Weblinks BearbeitenLuise F Pusch Laut amp Luise Eigener Weblog Jutta Hergenhan Feministische Sprachkritik in Frankreich und Deutschland im Spiegel postmoderner Theoriebildung In La cle des langues 21 November 2008 FU Berlin Lisa Irmen Diskriminierung und Sprache Vortrag vom 22 Mai 2003 an der Universitat Bern Psychologisches Institut Universitat Heidelberg PDF 872 kB 39 Seiten auf unibe ch Memento vom 20 Mai 2011 im Internet Archive Birgit Eickhoff Gleichstellung von Frauen und Mannern in der Sprache Memento vom 9 August 2006 im Internet Archive In Duden de Zuerst erschienen in Sprachspiegel Nr 1 1999 Kritik der feministischen Linguistik Ingrid Thurner Choreografie der Sonderzeichen Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive In Wiener Zeitung 31 Janner 2015 Margarete Jager Gewalt gegen Frauen durch Sprache Unveroffentlichtes Vortragsmanuskript Duisburger Institut fur Sprach und Sozialforschung 2000 Stand 25 September 2006 Dagmar Lorenz Die neue Frauensprache Uber die sprachliche Apartheid der Geschlechter Memento vom 30 Dezember 2002 im Internet Archive In MorgenWelt Kultur 1999 erstveroffentlicht 1991 Ablehnung von Beidnennung und Binnen I Einzelnachweise Bearbeiten Bernard Tranel In memoriam Mary Richie Key Professor of Linguistics The University of California Daniela Wawra Manner und Frauen im Job Interview Eine evolutionspsychologische Studie zu ihrem Sprachgebrauch im Englischen Beitrage zur Englischen Sprache und Kultur Band 1 Lit Munster 2004 ISBN 3 8258 7283 1 S 2 KoordinatorInnen der Plattform gegen die Gewalt in der Familie Bundesministerium fur soziale Sicherheit und Generationen Tatort Medien Die mediale Konstruktion von Gewalt In Kids United Verein zur Unterstutzung jugend und kultureller Aktivitaten Nr 4 2002 S 12 Senta Tromel Plotz Linguistik und Frauensprache In Linguistische Berichte Band 57 1978 S 49 68 Jahresubersicht Chronik der Neuen Frauenbewegung 1979 Memento vom 30 Mai 2016 im Internet Archive In FrauenMediaTurm de 2011 abgerufen am 7 Juni 2020 Senta Tromel Plotz Vatersprache Mutterland Beobachtungen zu Sprache und Politik Frauenoffensive Munchen 1992 ISBN 3 88104 219 9 S 23 Kapitel Der Ausschluss von Frauen aus der Universitat Dagmar Stahlberg amp Sabine Sczesny Effekte des generischen Maskulinums und alternativer Sprachformen auf den gedanklichen Einbezug von Frauen In Psychologische Rundschau Band 52 Nr 3 1 September 2001 S 131 140 doi 10 1026 0033 3042 52 3 131 PDF 284 kB 9 Seiten auf journalistinnen de Memento vom 8 September 2008 im Internet Archive a b Hildegard Horny Feministische Sprachkritik In Georg Stotzel Martin Wengeler Hrsg Kontroverse Begriffe Geschichte des offentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland 4 Band De Gruyter Berlin 1995 ISBN 3 11 014106 X S 517 562 hier S 527 Seitenvorschau in der Google Buchsuche Michael Hausherr Malzer Die Sprache des Patriarchats Sprache als Abbild und Werkzeug der Mannergesellschaft Lang Frankfurt am Main 1990 ISBN 3 631 43088 4 S 36 Marlis Hellinger Kontrastive feministische Linguistik Mechanismen sprachlicher Diskriminierung im Englischen und Deutschen Hueber Ismaning 1990 ISBN 3 19 006605 1 S 70 Luise F Pusch Das Deutsche als Mannersprache Suhrkamp Frankfurt am Main 1984 ISBN 3 518 11217 1 S 31 Ingrid Samel Einfuhrung in die feministische Sprachwissenschaft 2 Auflage Schmidt Berlin 2000 ISBN 3 503 04978 9 S 139 Gisela Klann Delius Sprache und Geschlecht eine Einfuhrung Metzler Stuttgart 2005 ISBN 3 476 10349 8 S 17 Karl Lenz Maria Adler Geschlechterverhaltnisse Einfuhrung in die sozialwissenschaftliche Geschlechterforschung Juventa Weinheim 2010 ISBN 978 3 7799 2301 5 S 100 google de Herkunft des Wortes Madchen duden de Zugriff am 25 September 2021 Madchen Digitales Worterbuch der deutschen Sprache Zugriff am 25 September 2021 Susanna Haberlin Rachel Schmid Eva Lia Wyss Ubung macht die Meisterin Ratschlage fur einen nichtsexistischen Sprachgebrauch Munchen 1992 S 104 Margarete Jager Gewalt gegen Frauen durch Sprache diss duisburg de Ministerium fur Justiz Frauen Jugend und Familie des Landes Schleswig Holstein Leitfaden zur geschlechtergerechten Formulierung Mehr Frauen in die Sprache Kiel Dezember 2000 S 11 PDF 628 kB 32 Seiten Memento vom 31 Marz 2010 im Internet Archive Bettina Jobin Genus im Wandel Dissertation Stockholm 2004 S 63 Ingrid Thurner Choreografie der Sonderzeichen Memento vom 9 Februar 2015 im Internet Archive In Wiener Zeitung 31 Januar 2015 Ingrid Thurner Wider den Sex im Satzbau In Die Presse 17 Juli 2014 a b c d e Margarete Jager Gewalt gegen Frauen durch Sprache Unveroffentlichtes Vortragsmanuskript herausgegeben vom Duisburger Institut fur Sprach und Sozialforschung 2000 Stand 25 September 2006 abgerufen am 9 Juni 2020 Ulrich Dewald Kontrovers Feministische Linguistik In Wissenschaft de 16 Januar 2008 abgerufen am 9 Juni 2020 a b Wolfgang Klein Gendergerechtes Sprechen Man sollte die Sprache so lassen In LN online de 4 Februar 2019 abgerufen am 9 Juni 2020 Ulrich Greiner Gendern Droht uns die Sprachzensur Ja In Die Zeit 29 Mai 2018 abgerufen am 9 Juni 2020 hinter einer Paywall Josef Bayer Sprachen wandeln sich immer aber nie in Richtung Unfug In NZZ ch 10 April 2019 abgerufen am 9 Juni 2020 Normdaten Sachbegriff GND 1042242453 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feministische Linguistik amp oldid 237495259