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Dieser Artikel behandelt die sprachliche Amphibolie als Quelle logischer Irrtumer Fur andere Bedeutungen siehe Amphibolie Trugschluss der Amphibolie bezeichnet in der traditionellen Logik einen Fehlschluss auf der Grundlage uneindeutiger grammatischer Konstruktionen Dabei wird fur eine Schlussfolgerung eine Pramisse verwendet die in einer Interpretation ihrer grammatischen Struktur eine bewiesene oder allgemein akzeptierte Behauptung darstellt wahrend fur die Gultigkeit der Schlussform eine andere Interpretation erforderlich ist Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Kants Amphibolie der Reflexionsbegriffe 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAristoteles hat die Amphibolie in seiner Schrift Sophisti elenchi griech Perὶ sofistikῶn ἐlegxwn peri sophistikon elenchon Sophistische Widerlegungen als sprachliche Quelle von Fehlschlussen gemeinsam mit der Homonymie behandelt Im Fall eines auf Homonymie beruhenden Fehlschlusses ist allerdings die Vieldeutigkeit eines einzelnen Worts relevant nicht die einer grammatischen Konstruktion Ein beruhmtes Beispiel fur Amphibolie ist die lateinische Version des folgenden Orakelspruchs der Pythia Ennius zugeschrieben Aio te Aeacida Romanos vincere posse Ubersetzungsmoglichkeiten 1 Ich sage dass du Aeacide die Romer besiegen kannst 2 Ich sage dass die Romer dich Aeacide besiegen konnen Im Lateinischen tritt hier eine Uneindeutigkeit auf weil in einem Accusativus cum infinitivo nicht nur ein Subjektsakkusativ sondern noch ein weiterer Akkusativ vorkommt und hier also nicht entschieden werden kann ob te oder Romanos das Subjekt ist Die Orakelspruche des Orakel von Delphi waren fur die oft fatale Mehrdeutigkeit ihrer Verkundungen beruhmt siehe Beruhmte delphische Orakelspruche Kants Amphibolie der Reflexionsbegriffe Bearbeiten Hauptartikel Immanuel Kant Amphibolie der Reflexionsbegriffe In dem mit Amphibolie der Reflexionsbegriffe betitelten Anhang zur Transzendentalen Analytik dem Abschnitt der Kritik der reinen Vernunft 1781 in dem der deutsche Philosoph Immanuel Kant Begriffe und Urteile behandelt setzt er sich mit spezifischen Amphibolien auseinander auf die er die Positionen des dogmatischen Rationalismus zuruckfuhrt Die Reflexionsbegriffe sind dabei allgemeine Formen fur den Vergleich von Vorstellungen sie haben jedoch in Anwendung auf den Verstand und auf die Sinnlichkeit verschiedene Bedeutungen Die Uberlegung reflexio ist das Bewusstsein des Verhaltnisses gegebener Vorstellungen zu unseren verschiedenen Erkenntnisquellen durch welches allein ihr Verhaltnis untereinander richtig bestimmt werden kann Die erste Frage vor aller weiteren Behandlung unserer Vorstellung ist die in welchem Erkenntnisvermogen gehoren sie zusammen Ist es der Verstand oder sind es die Sinne vor denen sie verknupft oder verglichen werden Immanuel Kant AA 000003 III 214 1 Die Amphibolie der Reflexionsbegriffe wird hervorgerufen durch ungenugende Unterscheidung zwischen Begriffen die zum Verstand Verstandesbegriffe Kategorien und solchen die zur Sinnlichkeit gehoren aus der Wahrnehmung perceptio d i aus der empirischen Anschauung der Erfahrung gewonnene Begriffe Vor dieser Verwechslung soll die transzendentale Uberlegung Immanuel Kant AA 000003 III 215 2 schutzen Kant zahlt zu den Reflexionsbegriffen Einerleiheit und Verschiedenheit Einstimmung und Widerstreit das Innere und das Aussere Materie und Form1 Beispiel Einerleiheit und Verschiedenheit Zwei Tropfen Wasser Immanuel Kant AA 000003 III 216 3 sind als Erscheinung empirisch voneinander zu unterscheiden auch wenn sie exakt dieselbe Gestalt haben und auch sonst qualitativ identisch sind allein dadurch dass sie verschiedene Stellen in der Raumzeit einnehmen Ihre Reprasentationen sind jedoch vollig identisch d h logisch betrachtet nur ein Ding Kant kritisiert in diesem Zusammenhang Gottfried Wilhelm Leibniz und dessen principium identitatis indiscernibilium und unterstellt dass Leibniz die Erscheinungen falschlich als Dinge an sich aufgefasst habe 2 Beispiel Das Innere und Aussere Kant erlautert den leibnizschen Begriff der Monade indem er sie als inneres Analogon zum Substanzbegriff im Raum also zur Bestandigkeit der Materie auffasst Leibniz habe sich diese Substanzen als Noumena vorgestellt An einem Gegenstande des reinen Verstandes ist nur das innerlich welches gar keine Beziehung auf irgendetwas von ihm Verschiedenes hat Immanuel Kant AA 000003 III 217 4 Literatur BearbeitenDouglas J Soccio Vincent E Barry Practical Logic An Antidote for Uncritical Thinking Wadsworth Publishing 1991 ISBN 978 0 03 073907 1 Michael Nerurkar Amphibolie der Reflexionsbegriffe und transzendentale Reflexion Das Amphibolie Kapitel in Kants Kritik der reinen Vernunft Wurzburg 2012 ISBN 978 3 8260 4786 2Einzelnachweise Bearbeiten Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000003 III 214 KrV B 316 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000003 III 215 KrV B 317 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000003 III 216 KrV B 319f Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000003 III 217 KrV B 321f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Trugschluss der Amphibolie amp oldid 226637121