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Die Phanomenologie des Geistes ist das 1807 veroffentlichte erste Hauptwerk des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel Es stellt den Ersten Theil seines Systems der Wissenschaft dar Der Phanomenologie sollte sich die Darstellung der Realen Wissenschaften anschliessen die Philosophie der Natur und die des Geistes Titelblatt 1807Hegel entwickelt in dieser Wissenschaft von den Erscheinungsweisen des Geistes das Emporsteigen des Geistes von der einfachen naiven Wahrnehmung uber das Bewusstsein das Selbstbewusstsein die Vernunft Geist und Geschichte die Offenbarung bis hin zum absoluten Wissen des Weltgeistes Dabei untersucht er das Werden der Wissenschaft als Einheit von Inhalt und Methode sowie die Erscheinungen des Geistes als Verwirklichung unseres Selbst als Einheit von Sein und Nichts ebenso wie als absolute Ganzheit Ort der Wahrheit ist dabei der Begriff im wissenschaftlichen System und nicht die Anschauung Die Erkenntnis der Wahrheit liegt in der Einsicht dass die Gegensatzlichkeit von Subjekt und Objekt dialektisch auf einem hoheren Niveau aufgehoben wird da das eine nicht ohne das andere existiert beide also eine Einheit bilden Das Werk setzt sich sowohl mit erkenntnistheoretischen als auch ethischen und geschichtsphilosophischen Grundfragen auseinander Von besonderer Bedeutung ist die Rezeption des Kapitels uber das Selbstbewusstsein das die dialektische Betrachtung von Herrschaft und Knechtschaft enthalt und ein wesentlicher Ausgangspunkt fur Marx Beschaftigung mit der Analyse der Klassenverhaltnisse in der burgerlichen Gesellschaft war Die Phanomenologie des Geistes gilt als das erste typische Werk Hegels auf das er spater auch immer wieder Bezug nimmt Hegel versucht hier alle wichtigen Themen die ihn zuvor beschaftigten systematisch auszuarbeiten Er setzt sich darin mit den Positionen auseinander die den damaligen philosophischen Diskurs beherrschten Immanuel Kants Dualismus das Unmittelbarkeitsdenken Jacobis und die Identitatsphilosophie Schellings Das Werk wurde von Hegel zunachst als eine systematische Einfuhrung in sein philosophisches System konzipiert Die ersten drei Teile Bewusstsein Selbstbewusstsein Vernunft wurden von ihm spater in abgekurzter Form als das zweite Moment des subjektiven Geistes in das System der Enzyklopadie 1817 aufgenommen 1812 veroffentlichte Hegel die Wissenschaft der Logik die sich in der Vorrede auf die Phanomenologie bezieht In der Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften zuerst 1817 erschienen arbeitete er viele ihrer Fragestellungen in die Wissenschaft des Geistes ein Inhaltsverzeichnis 1 Inhaltlicher Uberblick 2 Werbetext 3 Vorrede und Einleitung 3 1 Vorrede 3 2 Einleitung 4 Bewusstsein 5 Selbstbewusstsein 5 1 Herrschaft und Knechtschaft 6 Absolutes Wissen 7 Standpunkt des Idealismus 8 Ausgaben 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseInhaltlicher Uberblick BearbeitenEinen Uberblick bietet das Inhaltsverzeichnis Bereits die erste Auflage hatte zwei Inhaltsgliederungen ursprunglich I VII sowie spater von Hegel hinzugefugt A C DD VorredeDas Programm der Phanomenologie wird dargestellt EinleitungWas heisst Erkennen I Die sinnliche Gewissheit oder das Diese und das Meinen A Bewusstsein II Die Wahrnehmung oder das Ding und die Tauschung A Bewusstsein III Kraft und Verstand Erscheinung und ubersinnliche Welt A BewusstseinBewusstsein Seine Stufen sind sinnliche Gewissheit Wahrnehmung und Verstand IV Die Wahrheit der Gewissheit seiner selbst B SelbstbewusstseinDas Selbstbewusstsein macht die Erfahrung von Selbstandigkeit und Unselbstandigkeit tragt den Konflikt von Herr und Knecht aus und erlangt ein erstes Gefuhl von Freiheit Das ungluckliche Bewusstsein der romischen Kaiserzeit das in das Christentum mundet ist die Vorstufe der Vernunft V Gewissheit und Wahrheit der Vernunft C AA VernunftUber die Naturbeobachtung gelangt sie zu ersten Formen der Selbsterkenntnis verwirklicht ihr Selbstbewusstsein und bildet Individualitat heraus VI Der Geist BB Der GeistDie Sittlichkeit bildet die wahre Substanz des Geistes Als Recht ist der Geist in seiner objektiven Form In seiner entfremdeten Form erscheint er als Bildung und Aufklarung Die Moralitat ist die reflektierte Einheit von Recht und Sittlichkeit In ihr erscheint das Bewusstsein dass der Geist die einzige Substanz ist als reines Wissen VII Die Religion CC Die ReligionIm Christentum der geoffenbarten Religion tritt das Bewusstsein in Form der Vorstellung auf dass Gott im Grunde Geist ist VIII Das absolute Wissen DD Das absolute WissenDer absolute Geist ist im Grunde nur in Form des Wissen von sich selbst und nicht von etwas ihm Ausserlichen Der Geist ist so Subjekt und Objekt zugleich Indem ihm dies zu Bewusstsein kommt wird sein Wissen um sich selbst zum absoluten Wissen Werbetext BearbeitenAnzeige im Intelligenzblatt der Jenaer Allgemeinen Literatur Zeitung vom 28 Oktober 1807 1 Dieser Band stellt das werdende Wissen dar Die Phanomenologie des Geistes soll an die Stelle der psychologischen Erklarungen oder auch der abstrakten Erorterungen uber die Begrundung des Wissens treten Sie betrachtet die Vorbereitung zur Wissenschaft aus einem Gesichtspunkte wodurch sie eine neue interessante und die erste Wissenschaft der Philosophie ist Sie fasst die verschiedenen Gestalten des Geistes als Stationen des Weges in sich durch welchen er reines Wissen oder absoluter Geist wird Es wird daher in den Hauptabteilungen dieser Wissenschaft die wieder in mehrere zerfallen das Bewusstsein das Selbstbewusstsein die beobachtende und handelnde Vernunft der Geist selbst als sittlicher gebildeter und moralischer Geist und endlich als religioser in seinen unterschiedlichen Formen betrachtet Der dem ersten Blick sich als Chaos darbietende Reichtum der Erscheinungen des Geistes ist in eine wissenschaftliche Ordnung gebracht welche sich nach ihrer Notwendigkeit darstellt in der die unvollkommenen sich auflosen und in hohere ubergehen welche ihre nachste Wahrheit sind Die letzte Wahrheit finden sie zunachst in der Religion und dann in der Wissenschaft also dem Resultate des Ganzen In der Vorrede erklart sich der Verfasser uber das was ihm Bedurfnis der Philosophie auf ihrem jetzigen Standpunkte zu sein scheint ferner uber die Anmassung und den Unfug der philosophischen Formeln der gegenwartig die Philosophie herabwurdigt und uber das worauf es uberhaupt bei ihr und ihrem Studium ankommt Der zweite Band wird das System der Logik als spekulativer Philosophie und der zwei ubrigen Teile der Philosophie die Wissenschaften der Natur und des Geistes enthalten Vorrede und Einleitung BearbeitenVorrede Bearbeiten Die Vorrede zur Phanomenologie des Geistes ist nicht nur von grossem Umfang sondern auch inhaltlich vielschichtig Daher sollen hier nur zentrale Gedanken dargestellt werden Die Vorrede beginnt mit Hegels manchen Leser sicher uberraschenden Enttauschung der ublichen Erwartung an eine Vorrede dass sie namlich Absichten und Ergebnisse der Forschungsarbeit des Autors skizziere und sich von allen fruheren falschen Darstellungen anderer abgrenze und distanziere Seine daruber hinausgehende Vorstellung von philosophischer Wissenschaft macht Hegel zunachst bildlich durch den Vergleich mit dem Wachstum einer Pflanze deutlich und lasst damit zugleich erfahren was er in seiner Vorrede beabsichtigt namlich die schrittweise Hinfuhrung des Lesers zu seiner ungewohnten dialektischen Denkweise ohne die seine Wissenschaft nicht verstanden werden kann Die Knospe verschwindet in dem Hervorbrechen der Blute und man konnte sagen dass jene von dieser widerlegt wird ebenso wird durch die Frucht die Blute fur ein falsches Dasein der Pflanze erklart und als ihre Wahrheit tritt jene an die Stelle von dieser Diese Formen unterscheiden sich nicht nur sondern verdrangen sich auch als unvertraglich miteinander Aber ihre flussige Natur macht sie zugleich zu Momenten der organischen Einheit worin sie sich nicht nur nicht widerstreiten sondern eins so notwendig als das andere ist und diese gleiche Notwendigkeit macht erst das Leben des Ganzen aus Das Ganze der Wahrheit ist ohne die widerspruchlich erscheinende und sich von einem inneren Ziel her weitertreibende Entwicklung der Teile auseinander nicht sinnvoll zu verstehen ebenso ist die Wahrheit der Philosophie nur als sich entwickelnde Ganzheit scheinbar widerspruchlicher Denkweisen entwickelbar und darstellbar Daher kann die Vorrede keine Ergebnisse skizzieren und sich nicht von fruheren falschen Meinungen distanzieren sondern muss die Bewegung des Denkens selbst in seiner lebendigen Entwicklung darstellen auch wenn die Darstellung von Meinungen Zielen und Absichten als Voraussetzung und Anfang der Wissenschaft ihren Wert behalt Hegel sieht sich an einem Wendepunkt des Denkens stehen in dem ein qualitativer Sprung eintritt nachdem die bisherigen Denkweisen sich gegenseitig erschopft haben Ergebnis dieses Sprungs ist jedoch noch nicht das ausentwickelte neue System der Wissenschaft sondern zunachst ihr einfacher Begriff der unverstandlich und esoterisch wirken kann Die gegensatzlichen philosophischen Stromungen seiner Zeit der Kantianismus Fichte und die Romantik vor allem Schelling weisen daher das Neue zunachst noch zuruck Der eine Teil pocht auf den Reichtum des Materials und die Verstandlichkeit der andre verschmaht wenigstens diese und pocht auf die unmittelbare Vernunftigkeit und Gottlichkeit Das Neue im Wissenschaftsverstandnis Hegels gegen die formalistisch aufgefasste Substanz A A oder die gefuhlte Substanz ist der besondere Subjektcharakter des Absoluten Es kommt nach meiner Einsicht welche sich durch die Darstellung des Systems selbst rechtfertigen muss alles darauf an das Wahre nicht als Substanz sondern ebensosehr als Subjekt aufzufassen und auszudrucken Besonders versucht Hegel den kantischen Dualismus der damals in Deutschland vorherrschte zu uberwinden Alle bisherigen Philosophien findet Hegel ungenugend weil sie in gegensatzlichen Standpunkten verharren Sie fallen in widerspruchliche Positionen auseinander und begreifen den zwischen ihnen auftretenden Widerspruch nicht als ein wesentliches Moment der Wahrheit Sein Programm ist es die Philosophie als Wissenschaft zu begrunden Dieser wissenschaftliche Standpunkt muss aber so lautet Hegels Diagnose erst gewonnen werden 2 So versteht er sie als eine Hinfuhrung zur Wissenschaft oder als Wissenschaft die sich noch in ihrem Werden befindet Dies Werden der Wissenschaft uberhaupt oder des Wissens ist es was diese Phanomenologie des Geistes darstellt 3 Er untersucht das Bewusstsein wie es sich unmittelbar vorfindet um von ihm aus zum wahren oder absoluten Wissen vorzudringen Um dies zu erreichen muss der Geist einsehen was das Wissen selbst ist 4 Das Bewusstsein so wie es sich unmittelbar vorfindet ist fur Hegel der erscheinende Geist Er ist der Gegenstand der Phanomenologie Sein Grundsatz ist Das Wahre ist das Ganze Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vollendende Wesen Es ist von dem Absoluten zu sagen dass es wesentlich Resultat dass es erst am Ende das ist was es in Wahrheit ist und hierin eben besteht seine Natur Wirkliches Subjekt oder Sichselbstwerden zu sein 5 Hegel spielt hier auf Kants transzendentale Dialektik in dessen Kritik der reinen Vernunft an in der die Vernunft auf die Totalitat der Bedingungen des Erkennens und damit einhergehend auf das bedingte Unbedingte zielt Seiner Prognose nach bringt es Kant nur zu einer subjektiven Reflexionsphilosophie weil bei ihm das Unbedingte kein Gegenstand objektiv gultigen Wissens sein kann und sie dadurch wie Hegel sagt in einem unendlichen Gegensatz zum Absoluten bleibt Fur Hegel ist die Totalitat nicht nur Gegenstand der Vernunft kein nur ubergeordnetes Prinzip sondern die Bewegung der Vernunft selbst in ihrer Selbsterfassung die zugleich die Erfassung ihrer Bedingung ist 6 Er sagt also dass Wahrheit nicht im Festhalten eines starren Ergebnisses besteht sondern erst das Zusammenspiel des Resultats und der Entwicklung des Ganzen die Wahrheit konstituiert Das Wahre ist fur ihn nur als System wirklich und es muss allein das Geistige als das Wirkliche aussprechen Im Wissen des Geistes um sich scheint fur Hegel das Wissen seinen absoluten Standpunkt gewonnen zu haben Nur der Geist bleibt indem er aus sich herausgeht zugleich in sich selbst 7 Um dieses Insichgehen des Geistes gewahrleisten zu konnen und nicht in der empirischen Anschauung zu verweilen oder diese kritiklos zu ubernehmen muss Philosophie die Anstrengung des Begriffes auf sich nehmen Die Methode dieser Wissenschaft muss in der Lage sein die Bewegung der Sache selbst darzustellen Einleitung Bearbeiten Gegenstand der Einleitung zur Phanomenologie des Geistes ist zuerst eine Kritik an Kants Unterscheidung zwischen den Dingen an sich und den Dingen fur uns Hegel meint dass diese Unterscheidung uns den Weg zur Erkenntnis des Absoluten versperrt und dass sie sinnlos sei Hegel bevorzugt einen vollig anderen Weg und zwar einen solchen den er Weg der Verzweiflung nennt Damit meine er dass der Philosoph den Gang des sogenannten naturlichen Selbstbewusstseins nur zu beschreiben hat ohne sich einzumischen Das Bewusstsein muss dabei unterschiedliche Gestalten annehmen deren Unzulanglichkeiten es einzusehen hat und dadurch zu einer anderen Gestalt gelangen kann Ziel dieser Bewegung sei laut Hegel der absolute Geist wo das Bewusstsein sich endlich als Ende und Anfang seiner eigenen Bewegung begreift Bewusstsein BearbeitenAusgangspunkt der Phanomenologie des Geistes ist die Transzendentalphilosophie Kants in der die Bedingungen der Moglichkeit von Erkenntnis im Zusammenwirken von Anschauung Verstand und Selbstbewusstsein Synthetische Einheit der Apperzeption untersucht werden Hegel will nunmehr das Selbstbewusstsein nicht als von Kant lediglich Vorgegebenes betrachtet sehen sondern seinen geschichtlichen Prozess des Werdens nachvollziehen um hierbei den Nachweis zu fuhren wie Bewusstsein zum Bewusstsein seiner selbst voranschreitet um sich in dieser ruckbezuglichen Selbstuberschreitung als Geist zu realisieren Der Mensch offenbart in seinem Denken nicht nur die Logik des Seins sondern auch sein Ichsein Das elementarste Bewusstsein der Daseinserkenntnis ist die sinnliche Gewissheit Im Laufe des gleichnamigen Kapitels versucht Hegel zu zeigen dass was sie die sinnliche Gewissheit weiss nur dies ist es ist 8 Ausgehend von der wahrgenommenen Existenz seines reinen noch bestimmunglosen Ichs Dieser und der noch bestimmunglosen Gegenstande Dieses sowie deren beiden Gestaltformen des Hier und Jetzt erkennt die sinnliche Gewissheit die Allgemeinheiten dieser an Egal was wir sinnlich auffassen bleibt das Hier und Jetzt erhalten Und e in solches Einfaches das durch Negation ist weder dieses noch jenes ein Nichtdieses und ebenso gleichgultig auch dieses wie jenes zu sein nennen wir ein Allgemeines 9 Nachfolgend erkennt die sinnliche Gewissheit die Allgemeinheiten des Ich 10 sowie die Vermittlung dieser drei Allgemeinheiten 11 Durch die Begierde erscheinen dem Subjekt die Dinge als aussere von ihm abgespaltene Wirklichkeit Als aktiv tatiges Selbst negiert der Mensch durch sein Handeln das Dasein und mit der Verwandlung des Daseins verandert er sich selbst Mit diesem Nichts der Negation in sich ist er ein Werdender in Zeit und Geschichte Mit der animalischen Begierde entwickelt er lediglich ein korperliches Selbstgefuhl erst insoweit sich seine Begierde nicht bloss auf einen vorgegeben konsumierbaren Gegenstand sondern auf ein Nichtseiendes bezieht transzendiert sein Dasein zum Selbstbewusstsein das sich von der Befangenheit im Dasein befreien kann und zu Autonomie und Freiheit gelangt Selbstbewusstsein BearbeitenHerrschaft und Knechtschaft Bearbeiten Hauptartikel Die Dialektik von Herr und Knecht In der Vielzahl der Begierden die sich gegenseitig ausschliessen konnen kommt der Mensch in Konflikt mit seinen Mitmenschen Im Kampf um Anerkennung gerat der Unterlegene gegenuber dem Sieger in ein Abhangigkeitsverhaltnis das ihn in die Knechtschaft fuhrt Durch die Arbeit des Knechts gewinnt der Herr die Freiheit uber die Natur Doch die Arbeit des Knechts bringt eine Steigerung des Denkens Technik Wissenschaft und Kunst hervor und einen Fortschritt hin zu einer Idee der Freiheit die den Knecht auf revolutionare Art von der Abhangigkeit von seinem Gebieter befreien kann Die Geschichte ist ein Prozess der Arbeit und des Kampfes um Anerkennung eine Geschichte der Dialektik von Herrschaft und Knechtschaft die in eine Synthese von Herrschaft und Knechtschaft mundet Absolutes Wissen BearbeitenDas absolute Wissen wird am Ende des Werkes dargestellt Dies ist nicht etwa allumfassendes oder perfektes Wissen in dem Sinne dass nun nichts weiter gewusst werden kann Das Denken ist am Ende nach Hans Friedrich Fulda eher ein Tatigkeitswissen oder ein Wissen in der Bewegung der Reflexion weil es nur an seinem Anderen d h an Bestimmungen des Gegenstandes zum Ausdruck kommt 12 Im absoluten Wissen fallen Subjekt und Objekt zusammen Nicht so dass es keinen Unterschied mehr zwischen dem Bewusstsein und dem Gegenstand des Bewusstseins gabe sondern so dass die Bewegung der Selbstvermittlung vollstandig zu Bewusstsein tritt und sich der Geist dadurch als die Substanz oder der Grund ebendieser Vermittlung erkennt Die Formen des absoluten Wissens bestehen als geoffenbarte Religion und Philosophie Erst in der geoffenbarten Religion entsteht das Bewusstsein dass Gott in Wahrheit Geist ist Der Inhalt des Vorstellens ist der absolute Geist 13 Die Wissenschaft enthalt sich in ihr selbst diese Notwendigkeit der Form des reinen Begriffes sich zu entaussern und den Ubergang des Begriffs ins Bewusstsein Denn der sich selbst wissende Geist eben darum dass er seinen Begriff erfasst ist er die unmittelbare Gleichheit mit sich selbst welche in ihrem Unterschiede die Gewissheit vom Unmittelbaren ist oder das sinnliche Bewusstsein der Anfang von dem wir ausgegangen dieses Entlassen seiner aus der Form seines Selbsts ist die hochste Freiheit und Sicherheit seines Wissens von sich 14 Der absolute Geist wird in der geoffenbarten Religion als das vorgestellt was dem historischen Prozess zugrunde liegt Es zeigt sich dass es moglich ist die Wirklichkeit als Substanz zu fassen So geht die Religion in das absolute Wissen uber Es stellt sich deshalb heraus dass die als Substanz gedachte Wirklichkeit als Subjekt verstanden werden muss 15 Standpunkt des Idealismus BearbeitenHegels Phanomenologie des Geistes ist vom Standpunkt des Idealismus vorgezeichnet wie er in Fichtes Denken zum Ausdruck kommt der alles Wissen auf die spontane Selbstgewissheit des absolut gesetzten Ichs dem Selbstbewusstsein zuruckfuhrt Nach Fichte ist sie die erste Ursache und der absolute Grund der Welt Allerdings bleibt von Fichtes Philosophie bei Hegel nur der Ausgangspunkt ubrig die Subjektivitat Das Absolute kann Fichte zufolge nicht erkannt nur geglaubt werden Auch von Schelling fur den alles ausserhalb des Ich Natur ist die wir nur anschauen nicht aber begreifen konnen setzt sich Hegel implizit ab Der Massstab fur die Prufung der Wahrheit des Wissens fur die Erkenntnis des Absoluten liegt fur ihn im Bewusstsein selbst insofern ist seine Position als idealistisch zu bezeichnen Hegel will also das ungebildete naturliche Bewusstsein auf die Hohe der Wissenschaft heben Wahrnehmung und Empfindung seien in ein sprachlich formuliertes Allgemeines also auf allgemeine Begriffe zu bringen Nur insoweit ist ihre Erfassung moglich und hier erfahren sie ihre dialektische Bewegung In dem von Hegel im gleichnamigen Oberkapitel als Vernunft Bezeichneten wird das Denken mit dem Sein identifiziert Die Vernunft ist die Gewissheit des Bewusstseins alle Realitat zu sein so spricht der Idealismus ihren Begriff aus G W F Hegel Phanomenologie des Geistes S 179 Der Verstand gerat in seiner Entwicklung immer wieder notwendig in Widerspruche und der Vernunft gelingt es dies aufzugreifen und neue Begriffe zu entfalten Als Geist wird die absolute Identitat zum moralischen Selbstbewusstsein In der christlichen Religion schliesslich wird auch die Menschwerdung des gottlichen Wesens in ein Allgemeines gedeutet als Offenbarung der Einheit des menschlichen Selbstbewusstseins mit dem Gottlichen Kritiker der Hegelschen Dialektik wie etwa Bernhard Lakebrink 16 verweisen u a darauf dass Hegel dem Nichts zu unrecht eine Wirkmacht zuspricht Damit ware das Nichts jedoch nicht das Nichts sondern eine Form des Seins Wollte man wirklich das Sein mit dem Nicht Sein gleichsetzen ware letztlich jede Aussage und ihr Gegenteil wahr und die Hegelsche Wissenschaft damit am Ende Ausgaben Bearbeiten 1807 Erstausgabe Bamberg Wurzburg Verlag Joseph Anton Goebhardt System der Wissenschaft Erster Theil die Phanomenologie des Geistes Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv 1832 2 Auflage 1841 Werke Bd 2 Hg vom Verein der Freunde des Verewigten 1907 2 Auflage 1921 3 1928 4 1937 5 1949 6 1952 Philosophische Bibliothek Bd 114 Hg von G Lasson ab 4 Auflage hg von J Hoffmeister Leipzig ab 6 Auflage Hamburg Felix Meiner 1970 Theorie Werkausgabe Bd 3 Hg von E Moldenhauer und K M Michel Frankfurt M Suhrkamp heute als stw603 ISBN 3 518 28203 4 1970 2 Auflage 1973 Mit einem Nachwort von Georg Lukacs sowie ausgewahlte Texte und Kommentar zur Rezeptionsgeschichte v Gerhard Gohler Frankfurt M Ullstein Nr 35505 ISBN 3 548 35055 0 1980 Gesammelte Werke historisch kritische Ausgabe Bd 9 Hg Rheinisch Westfalische Akademie der Wissenschaften Hamburg Felix Meiner 1988 Philosophische Bibliothek Bd 414 Hamburg Felix Meiner ISBN 3 7873 0769 9 Literatur BearbeitenAndreas Arndt Hrsg Phanomenologie des Geistes XXIII Internationaler Hegel Kongress 2000 in Zagreb 2 Bande Akademie Verlag Berlin 2002 ISBN 3 05 003613 3 ISBN 3 05 003712 1 Robert Brandom A Spirit of Trust A Reading of Hegel s Phenomenology Harvard University Press 2019 Deutsche Ausgabe Im Geiste des Vertrauens Eine Lekture der Phanomenologie des Geistes Aus dem Amerikanischen ubersetzt von Sebastian Koth und Aaron Shoichet Suhrkamp Berlin 2021 ISBN 978 3 518 58769 0 Eugen Fink Hegel Phanomenologische Interpretation der Phanomenologie des Geistes Vittorio Klostermann Frankfurt am Main 1977 2 Auflage ebenda 2007 ISBN 3 465 01282 8 ISBN 3 465 03519 4 ISBN 978 3 465 03519 0 Hans Friedrich Fulda Dieter Henrich Hrsg Materialien zu Hegels Phanomenologie des Geistes Suhrkamp Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 518 27609 3 Frank Peter Hansen G W F Hegel Phanomenologie des Geistes Ein einfuhrender Kommentar Paderborn 1994 ISBN 3 8252 1826 0 Henry S Harris Hegel s Ladder 2 Bande Hackett Indianapolis 1997 Thomas Soren Hoffmann Hrsg Hegel als Schlusseldenker der modernen Welt Beitrage zur Deutung der Phanomenologie des Geistes aus Anlass ihres 200 Jahr Jubilaums Meiner Hamburg 2009 online einsehbar bei Google Books Klaus Erich Kaehler Werner Marx Die Vernunft in Hegels Phanomenologie des Geistes Frankfurt am Main 1992 ISBN 978 3 465 02537 5 Alexandre Kojeve Hegel Eine Vergegenwartigung seines Denkens Kommentar zur Phanomenologie des Geistes Mit einem Anhang Hegel Marx und das Christentum hrsg von Iring Fetscher Frankfurt M Suhrkamp 1975 erweiterte Neuausgabe 2005 Ralf Ludwig Hegel fur Anfanger Phanomenologie des Geistes Eine Lese Einfuhrung 4 Aufl Dtv Munchen 2003 ISBN 3 423 30125 2 Werner Marx Hegels Phanomenologie des Geistes Die Bestimmung ihrer Idee in Vorrede und Einleitung Frankfurt am Main 2006 3 ISBN 978 3 465 03494 0 Tom Rockmore Cognition An Introduction to Hegel s Phenomenology of Spirit University of California Press Berkeley 1997 Josef Schmidt Geist Religion und absolutes Wissen Ein Kommentar zu den drei gleichnamigen Kapiteln aus Hegels Phanomenologie des Geistes Kohlhammer Stuttgart Berlin Koln 1997 Ludwig Siep Der Weg der Phanomenologie des Geistes Suhrkamp Taschenbuch Frankfurt am Main 2000 ISBN 978 3 518 29075 0 Pirmin Stekeler Weithofer Hegels Phanomenologie des Geistes Ein dialogischer Kommentar 2 Bande Meiner Hamburg 2014 Klaus Vieweg Wolfgang Welsch Hrsg Hegels Phanomenologie des Geistes Ein kooperativer Kommentar zu einem Schlusselwerk der Moderne Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1876 Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 518 29476 5 Yirmiyahu Yovel Hegel s Preface to the Phenomenology of Spirit Princeton 2005 ISBN 0 691 12052 8 Ubersetzung der Vorrede ins Englische bei paralleler Kommentierung fast jeden Satzes Weblinks BearbeitenTextausgaben der Phanomenologie des GeistesHegel Georg Wilhelm Friedrich System der Wissenschaft Erster Theil Die Phanomenologie des Geistes Bamberg u a 1807 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Phanomenologie des Geistes im Volltext bei Zeno org Der Text folgt bis S 35 der von Hegel kurz vor seinem Tod begonnenen Revision Phanomenologie des Geistes bei Gutenberg Phanomenologie des Geistes im Marxists Internet Archive besser HTMLisiert als bei Gutenberg Phanomenologie des Geistes bei The Internet ArchiveEinzelnachweise Bearbeiten eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche G W F Hegel Wissenschaft der Logik I Bd 5 20 stw Frankfurt am Main 1986 S 42 In der Phanomenologie des Geistes habe ich das Bewusstsein in seiner Fortbewegung von dem ersten unmittelbaren Gegensatz seiner und des Gegenstandes bis zum absoluten Wissen dargestellt Dieser Weg geht durch alle Formen des Verhaltnisses des Bewusstseins zum Objekte durch und hat den Begriff der Wissenschaft zu seinem Resultate G W F Hegel Phanomenologie des Geistes Bd 3 20 stw Frankfurt am Main 1986 S 33 sowie S 26 nach Ullstein siehe Literaturverzeichnis G W F Hegel Phanomenologie des Geistes S 33 G W F Hegel Phanomenologie des Geistes S 24 vgl und siehe Andrews Arndt Totalitat in Paul Cobben et al Hg Hegel Lexikon WBG Darmstadt 2006 S 446 f G W F Hegel Phanomenologie des Geistes S 28 Hegel G W F Phanomenologie des Geistes Reclam 2016 S 79 Hegel G W F Phanomenologie des Geistes Reclam 2016 S 81 Hegel G W F Phanomenologie des Geistes Reclam 2016 Vgl 83 4 Hegel G W F Phanomenologie des Geistes Reclam 2016 Vgl 85 Paul Cobben et al Hrsg Hegel Lexikon WBG Darmstadt 2006 S 499 G W F Hegel Phanomenologie des Geistes S 575 G W F Hegel Phanomenologie des Geistes S 579 f Paul Cobben et al Hrsg Hegel Lexikon WBG Darmstadt 2006 S 54 B Lakebrink Hegels dialektische Ontologie und die thomistische Analektik Ratingen 1968 Normdaten Werk GND 4099222 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phanomenologie des Geistes amp oldid 237765639