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Geschichtsphilosophie ist eine Teildisziplin der Philosophie die sich mit Fragen um die menschliche Geschichte beschaftigt Der Begriff wurde im Zeitalter der Aufklarung von Voltaire gepragt 1 Wie das Wort Geschichte das sowohl das geschichtliche Geschehen als auch seine Darstellung in der Geschichtsschreibung bezeichnet lassen sich auch fur die Geschichtsphilosophie zwei Ausrichtungen unterscheiden Zum einen bietet sie Anreiz zum Nachdenken uber Verlauf und Ziel der Geschichte uber das Vorhandensein und die Nachweisbarkeit allgemeiner Gesetzmassigkeiten ihrer Entwicklung und uber einen eventuell ihr innewohnenden Sinn Zum anderen reflektiert sie die wissenschaftlichen Methoden der forschenden und darstellenden Historiker Soll sie mehr sein als blosse Spekulation so muss sie auf den einzelnen empirischen Erkenntnissen der Geschichtswissenschaft basieren 2 In der ersteren Bedeutung wird sie auch als spekulative substantielle oder materiale Geschichtsphilosophie bezeichnet in der letzteren als kritische analytische oder formale Geschichtsphilosophie 3 Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung der Geschichtsphilosophie 1 1 Griechisch romische Antike 1 2 Die christliche Heilslehre Bindeglied zum europaischen Mittelalter 1 3 Neuzeit 1 4 Die klassische deutsche Geschichtsphilosophie 1 4 1 Kant 1 4 2 Fichte 1 4 3 Hegel 1 5 Karl Marx und der Historische Materialismus 2 Geschichtsphilosophie im 20 Jahrhundert 2 1 Spengler Guenon und Evola zyklische Konzepte 2 2 Toynbee und McNeill globale Ansatze 2 3 Barth und Gadamer soziologische sprachanalytische und hermeneutische Herangehensweisen 3 Perspektiven im 21 Jahrhundert 4 Siehe auch 5 Literatur 5 1 Primartexte 5 1 1 Antike 5 1 2 Mittelalter 5 1 3 Renaissance und Fruhe Neuzeit 5 1 4 Aufklarung 5 1 5 19 Jahrhundert 5 1 6 20 und 21 Jahrhundert 5 2 Sekundarliteratur 6 Weblinks 6 1 Primartexte 6 2 Sekundarliteratur 7 AnmerkungenEntwicklung der Geschichtsphilosophie BearbeitenWird die Geschichte als einheitliches Geschehen angesehen so lassen sich verschiedene Ansatze zur Interpretation ihres Verlaufs unterscheiden Es existieren lineare biologistische zyklische und offene Modellvorstellungen dazu Lineare Modelle gehen von einem Anfang und einem Ende der Geschichte aus wahrend biologistische Ansatze die Entwicklung einzelner Gesellschaften in Analogie zu den verschiedenen Lebensaltern interpretieren Zyklische Theorien legen der Geschichte ein Kreis oder Spiralmodell zugrunde Das offene Modell schliesslich interpretiert Geschichte als einen wesentlich undeterminierten Vorgang der aufgrund seiner Komplexitat nicht oder nur in kurzfristigen und klar umrissenen Kontexten vorherbestimmt werden kann 4 Weiterhin unterscheiden sich die Modellvorstellungen der geschichtsphilosophisch Denkenden in der Art und Weise wie die Gesamtrichtung der Menschheitsgeschichte und ihre einzelnen Phasen im Sinne von Aufstieg bzw Fortschritt oder Abstieg bzw Verfall gedeutet werden Umstritten ist schon aufgrund der genannten unterschiedlichen Perspektiven und wegen der verschiedenartigen und teils zeitverschobenen Entwicklung der einzelnen Kulturraume auch das Problem der Periodisierung der Gliederung des geschichtlichen Verlaufs 5 Hier wird im Weiteren aus pragmatischen Grunden fur die Grobgliederung auf das gangige eurozentrische historische Epochenschema zuruckgegriffen Griechisch romische Antike Bearbeiten In der klassischen griechischen Philosophie zeigt sich im Allgemeinen ein ahistorischer Ansatz Die Geschichte wird nicht als echte Wissenschaft betrachtet da sie es mit dem faktisch geschehenen Besonderen zu tun hat aber nur das Allgemeine als moglicher Gegenstand wissenschaftlicher Aussagen betrachtet wird Vorstufen geschichtsphilosophischen Denkens finden sich jedoch bereits im Mythos Hesiods episches Lehrgedicht Werke und Tage beinhaltet den Mythos von den funf Weltaltern oder Geschlechtern als Verfallsgeschichte Die Geschlechter stammen nicht voneinander ab sondern leben in ihrer Zeit und verschwinden wieder von der Erde um durch ein neugeschaffenes Geschlecht abgelost zu werden Im anfanglichen goldenen Zeitalter haben die Menschen in einem quasi paradiesischen Zustand gelebt Sie fuhrten ein Leben wie die Gotter ohne Kummer Muhe Not und qualendes Alter Geruhsame Arbeit genugte ihnen und der Tod uberkam sie sanft wie der Schlaf Im eisernen Zeitalter jedoch der Gegenwart Hesiods mussen sich die Menschen ohne Unterlass abplagen und sind voller Sorgen Eines Tages werde es unter ihnen nur noch Misstrauen Hauen und Stechen geben und auch dieses Menschengeschlecht werde Vergangenheit sein Die Ursache dieser Entwicklung ist nach Hesiod dass es an Ehrfurcht aidos und rechtem Vergelten nemesis fehlt Hesiod halt diese Entwicklung aber fur umkehrbar Die Menschen hatten einen Handlungsspielraum und konnten sich wieder auf die Ordnung des Zeus und des Rechts besinnen Als Vater der Geschichtsschreibung pater historiae gilt seit Cicero 6 Herodot Sein Grundanliegen war es die Taten der Vergangenheit und der Gegenwart metaphysisch zu deuten indem er zu zeigen versuchte dass hinter dem zufallig erscheinenden Tun des Menschen die Gotter als die eigentlichen Lenker der Geschichte stehen Eine grundlegende Weiterentwicklung in kritisch formaler Hinsicht stellt die Geschichtsschreibung des Thukydides dar den man als den Begrunder einer wissenschaftlichen Geschichtsdarstellung bezeichnen kann Sein Werk ist auf die Darstellung von Sachverhalten und Kausalzusammenhangen konzentriert und auf sorgfaltig bewertete Quellen gestutzt Wegweisend im Sinne eines vertieften geschichtlichen Denkens und Deutens war seine Unterscheidung der unmittelbare Anlasse und der langfristigen Ursachen des Peloponnesischen Krieges Bei den Romern gewann die Geschichte in praktisch politischer Hinsicht eine hohe Bedeutung Das Festhalten an den von den Vorfahren uberlieferten Sitten und Institutionen schuf Kontinuitat Die grossen Manner der Vergangenheit waren Vorbilder denen man nachzueifern hatte Die Geschichtsschreibung wurde ausgerichtet an der Entwicklung des romischen Volkes und seines Gemeinwesens wobei sich mit der Machterweiterung des Romischen Reiches auch ein universales Denken herausbildete Die Gotter beeinflussten Erfolg und Misserfolg des Menschen aber nicht in volliger Willkur sondern unter Berucksichtigung seines Verhaltens Die christliche Heilslehre Bindeglied zum europaischen Mittelalter Bearbeiten Das Auftreten des Christentums stellte einen entscheidenden Einschnitt in der Entwicklung des geschichtlichen Denkens dar Der Christ ist zwar einerseits Teil der irdischen Welt und kann auch am Weltgeschehen teilnehmen doch darf er diesem kein letztes Gewicht beimessen da er auf eine von dieser verschiedenen jenseitige Welt verwiesen ist Fur den Christen ist Geschichte identisch mit Heilsgeschichte Sie ist als Welt und personliche Geschichte auf das Ziel hin ausgerichtet die endgultige Aufhebung der Trennung von Gott zu erreichen Geschichtliches Geschehen ist so ein sinnhafter Prozess der einen letzten Zweck hat auf den hin sich der Mensch auszurichten hat Im Alten Testament ist Gott der Herr der Geschichte und der Geschicke der Volker Sein auserwahltes Volk Israel ist das Werkzeug zur Verwirklichung seines Heilsplanes der die gesamte Menschheit umfasst In der prophetischen Literatur wird zwar an die Grosstaten Gottes in der Vergangenheit erinnert doch geschieht dies im Hinblick auf eine noch bevorstehende Zukunft am Ende aller Zeiten So heisst es etwa bei Jesaja 43 18 f Denkt nicht mehr an das was fruher war auf das was vergangen ist sollt ihr nicht achten Seht her nun mache ich etwas Neues Schon kommt es zum Vorschein merkt ihr es nicht Im Neuen Testament ist mit der Menschwerdung und Auferstehung Christi das Ende der Zeiten gekommen Es hat sich das Handeln Gottes erfullt das von den Propheten fur die letzten Zeiten verkundigt wurde Nach der Wiederauferstehung Jesu bricht nun die letzte Periode der Heilsgeschichte die Zeit der Kirche an Sie vollendet sich mit der Wiederkehr Parusie Christi und dem letzten Gericht Bei den Kirchenvatern spielt die Geschichte v a in der Kontroverse mit Juden Heiden und Gnostikern eine grosse Rolle Sie wird zu einem Mittel die Neuheit des Christentums und die Kontinuitat des Wollens Gottes miteinander zu versohnen Die erste zusammenhangende Deutung der Geschichte die als solche Vorlauferin aller spateren geschichtsphilosophischen Systeme war gab Augustinus in seinem Hauptwerk Der Gottesstaat Da es ihm darum ging sich der Wahrheit des christlichen Glaubens durch eine Reflexion auf den Sinn der Geschichte zu versichern 7 standen jedoch weder die Geschichte noch ihre philosophische Durchdringung im Mittelpunkt des Werkes vielmehr wurde es vor allem zum Fundament der mittelalterlichen Geschichtstheologie Augustinus beschrieb darin das geschichtliche Geschehen von Kain und Abel bis zum Ende der Welt als gepragt durch den prinzipiellen Gegensatz von civitas dei Gottesstaat und civitas terrena irdischer Staat Die Beurteilung der civitas terrena ist dabei zweideutig einerseits wird sie als sundhaft und gottfern betrachtet andererseits ist sie doch Trager der ausseren Ordnung Letzten Endes ist Gott Herr beider civitates und damit des geschichtlichen Geschehens uberhaupt Der Mensch braucht sich um die Gestaltung der Geschichte nicht zu sorgen weil diese dem unerforschlichen Ratschluss Gottes unterliegt Neuzeit Bearbeiten Als Auftakt zur Herausbildung der klassischen Geschichtsphilosophie wird Giambattista Vicos Werk Scienza Nuova angesehen das mit dem universalgeschichtlichen Ansatz die methodologische Reflexion uber die Bedingungen der Erkennbarkeit von Geschichte verbindet Die Fahigkeit zu historischen Erkenntnissen beruht nach Vico darauf dass gesellschaftspolitische Ordnungsformen menschengemacht und als Eigenerzeugnisse dem Verstandnis noch besser erschliessbar seien als mathematische und geometrische Grossen bzw Formen 8 Die Erforschung der Geschichte aller Volker in ihrem Entstehen Fortschritt Hohepunkt Niedergang und Ende bleibt bei Vico jedoch geschichtstheologisch zuruckgebunden indem die wissenschaftliche Geschichtsbetrachtung einen Sinn im Geschehen als Beweis der Vorsehung und der ewigen Gute Gottes sichtbar machen soll Vicos Geschichtsbild ist ein an der Naturordnung orientiertes zyklisches mit einer periodisch wiederkehrenden Folge von Zeitaltern 8 Die Ablosung von allen geschichtstheologischen Pramissen im Geiste des neuzeitlich aufklarerischen Fortschrittsoptimismus vollzieht sich zuerst in Frankreich und reicht von Bossuets noch ganz im religios heilsgeschichtlichen Rahmen gehaltenen Discours sur l histoire universelle 1681 uber den die Vollkommenheit der menschlichen Vernunft preisenden Grundriss fur zwei Abhandlungen uber die Universalgeschichte 1751 aus der Feder des erst 24 jahrigen nachmaligen Finanzministers Turgot bis zu Voltaires Schrift La philosophie de l histoire 1765 Statt Ursprungs und Endzeitspekulationen Raum zu geben setzt Voltaire auf die empirische Erforschung naturlicher Ursachen und behandelt Klima Regierung und Religion als wichtige Einflussfaktoren Gegen die Verfuhrbarkeit der menschlichen Einbildungskraft setzt der Vordenker der Aufklarung die Vernunft als prufende Instanz der auch vorgebliche historische Fakten standhalten mussten 9 Die Natur setzt die Normen hinsichtlich Recht und Gesetz hinsichtlich Moral Goldene Regel und Religion Mit der Natur im Einklang befindet sich die Vernunft die aufklarend wirkt gegenuber Unvernunft und Bosheit und so zur gestaltenden Kraft in der Geschichte wird 10 Voltaire kritisierte die Willkur des absolutistischen Staates und der traditionellen Kirche mit der Parole Ecrasez l infame etwa Zermalmt die Niedertrachtige oder Zermalmt das abscheuliche Ding und rief zum Widerstand gegen diese alten Machte auf In emphatischster Form und vollstandigster Ausbildung Angehrn zeigt sich die Fortschritts idee am Kulminationspunkt der Franzosischen Revolution 1794 mit dem Erscheinen von Condorcets Entwurf einer historischen Darstellung der Fortschritte des menschlichen Geistes Condorcet verband mit seinem Fortschrittsmodell das zur Basis der klassischen Geschichtsphilosophie wurde mehrere Grundanschauungen Die Geschichte im Ganzen steht fur ein Vorankommen der Menschheit der Prozess vollzieht sich manchmal beschleunigt dann wieder verlangsamt jedoch irreversibel und ohne Ruckschritt er ist notwendig und verlauft gesetzmassig auf die Zukunft bezogen setzt er sich kontinuierlich und ohne bestimmbare Grenze der Vervollkommnung fort 11 Condorcet selbst wurde im Erscheinungsjahr seines Werkes Opfer der Jakobiner herrschaft Die klassische deutsche Geschichtsphilosophie Bearbeiten In der klassischen deutschen Geschichtsphilosophie entfaltet sich die unuberbietbare Konstellation affirmativer Geschichtsphilosophie 12 deren Spannweite Emil Angehrn von Kant bis Marx reichen sieht Geschichte wird nun als ein selbstlaufiger Prozess der Entfaltung von Vernunft und menschlicher Freiheit begriffen bei Marx schliesslich der Dialektik von Produktivkraftentwicklung und Produktionsverhaltnissen entsprechend Die durchweg konstitutive Fortschrittsidee gelangt dabei auf je spezifische Weise zu gedanklicher Ausformung Kant BearbeitenIndem Kant die Geschichte entgegen Vico als einen zielgerichteten Prozess begreift und die Erkennbarkeit ihres Verlaufs thematisiert gibt er der klassischen Geschichtsphilosophie die Grundkoordinaten vor Der Treibstoff des historischen Prozesses liegt fur Kant in der Natur in der alles Lebendige zur vollstandigen Entwicklung seiner Anlagen drange Das bezieht er auch auf die Entwicklung des Menschengeschlechts wiewohl dessen eigenes Treiben sich ihm eher widersinnig als absichtsvoll zielgerichtet darstellt Da die Menschen in ihren Bestrebungen nicht bloss instinktmassig wie die Tiere und doch auch nicht wie vernunftige Wesen nach einem verabredeten Plane im ganzen verfahren so scheint auch keine planmassige Geschichte von ihnen moglich zu sein Man kann sich eines gewissen Unwillens nicht erwehren wenn man ihr Tun und Lassen auf der grossen Weltbuhne aufgestellt sieht und bei hin und wieder anscheinender Weisheit im einzelnen doch endlich alles im grossen aus Torheit kindischer Eitelkeit oft auch kindischer Bosheit und Zerstorungssucht zusammengewebt findet wobei man am Ende nicht weiss was man sich von unserer auf ihre Vorzuge so eingebildeten Gattung fur einen Begriff machen soll Es ist hier keine Auskunft fur den Philosophen als dass da er bei Menschen und ihrem Spiele im grossen gar keine vernunftige eigene Absicht voraussetzen kann er versuche ob er nicht eine Naturabsicht in diesem widersinnigen Gange menschlicher Dinge entdecken konne aus welcher von Geschopfen die ohne eigenen Plan verfahren dennoch eine Geschichte nach einem bestimmten Plane der Natur moglich sei 13 Der umfassende Naturzweck der Freiheit Selbsterhaltung und Sicherheit einschliesst ist es also letztlich der fur Kant die Verwirklichung des immanenten Ziels einer weltburgerlichen Gesellschaft bewirkt In der zeitgenossischen Franzosischen Revolution sah er ein Zeugnis dafur dass die Menschheit zu Freiheitsfortschritten gelangt die ihr unvergesslich bleiben und sich als unumkehrbar erweisen 14 Fur die Zukunft sah Kant in Fortentwicklung der volkerrechtlichen Ansatze von Hugo Grotius und Samuel Pufendorf eine die National Staatlichkeit ubergreifende Weltorganisation entstehen einen Volkerbund 15 Die Natur hat also die Unvertragsamkeit der Menschen selbst der grossen Gesellschaften und Staatskorper dieser Art Geschopfe wieder zu einem Mittel gebraucht um in dem unvermeidlichen Antagonismus derselben einen Zustand der Ruhe und Sicherheit auszufinden d i sie treibt durch Kriege durch die uberspannte und niemals nachlassende Zurustung zu denselben durch die Not die dadurch ein jeder Staat selbst mitten im Frieden innerlich fuhlen muss zu anfanglich unvollkommenen Versuchen endlich aber nach vielen Verwustungen Umkippungen und selbst durchgangiger innerer Erschopfung ihrer Krafte zu dem was ihnen Vernunft auch ohne so viel traurige Erfahrung hatte sagen konnen namlich aus dem gesetzlosen Zustande der Wilden hinauszugehen und in einen Volkerbund zu treten wo jeder auch der kleinste Staat seine Sicherheit und Rechte nicht von eigener Macht oder eigener rechtlichen Beurteilung sondern allein von diesem grossen Volkerbunde Foedus Amphictyonum von einer vereinigten Macht und von der Entscheidung nach Gesetzen des vereinigten Willens erwarten konnte 16 Allerdings machte Kant auch als Geschichtsphilosoph den erkenntnistheoretischen Vorbehalt dass fur die Zweckmassigkeit anstelle der Zwecklosigkeit geschichtlicher Prozesse eher pragmatische als beweisbare Grunde sprachen 17 Fichte Bearbeiten Gegenuber Kants hauptsachlich auf historische Erkenntnis gerichtetem Ansatz tritt fur Fichte das Moment des Gestaltens der Geschichte in den Vordergrund Der Zweck des Erdenlebens der Menschheit ist der dass sie in demselben alle ihre Verhaltnisse mit Freiheit nach der Vernunft richtet 18 Folgerichtig erhebt Fichte die Gegenwart zum Mittelpunkt der gesamten Zeit auf den es als Punkt des Umschlags und der Entscheidung besonders ankomme Im Zeichen dieses Ansatzes standen Fichtes Reden an die deutsche Nation die der unter der napoleonischen Vorherrschaft auf einem historischen Tiefpunkt verorteten Nation den Willen und Antrieb zur Selbstbefreiung verschaffen sollten Nicht aus abstrakten Prinzipien lasst sich fur Fichte die geschichtliche Agenda ableiten sondern aus historischer Erfahrung und Urteilskraft die zu einem Wissen uber das gerinnen was jeweils an der Zeit ist Die Massregel ist niemals die beste uberhaupt sondern nur die beste fur die Zeit diese kann nur derjenige angeben der das ewige Gesetz der Freiheit in Anwendung auf seine Zeit und sein Volk am richtigsten versteht 19 Einerseits brachte Fichte der personlichen Individualitat und der Pluralitat der Volker grosse Wertschatzung entgegen wenn er ausserte dass das Wesen der Menschheit nur in hochst mannigfaltigen Abstufungen an Einzelnen und Volkern reprasentiert werden konne denn nur in der Vielfalt tritt die Erscheinung der Gottheit in ihrem eigentlichen Spiegel heraus 20 Andererseits erwartete er im Endstadium des historischen Prozesses die Uberwindung der Politik mit und in der Religion und den Zusammenschluss der Volker zu einem menschheitsumfassenden christlichen Staat eine an Augustinus erinnernde Vision 21 Hegel BearbeitenDen Schlussstein der klassischen deutschen Geschichtsphilosophie die damit zugleich den idealistischen Kulminationspunkt erreichte setzte Hegel Den Glauben und Gedanken muss man zur Geschichte bringen dass die Welt des Wollens nicht dem Zufall einheimgegeben ist Dass in den Begebenheiten der Volker ein letzter Zweck das Herrschende dass Vernunft in der Weltgeschichte ist nicht die Vernunft eines besonderen Subjekts sondern die gottliche absolute Vernunft ist eine Wahrheit die wir voraussetzen ihr Beweis ist die Abhandlung der Weltgeschichte selbst sie ist das Bild und die Tat der Vernunft 22 Erkenntnistheoretische Vorbehalte wie sie Kant noch zum Ausdruck gebracht hatte finden sich bei Hegel nicht der sein geschichtsphilosophisches Denken u a auf die Kurzformel brachte Die Weltgeschichte ist ein Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit ein Fortschritt den wir in seiner Notwendigkeit zu erkennen haben 23 Die Freiheit ist notwendig weil nur ein freier Mensch das Wahrhafte erkennen kann und nicht bloss den Willen des anderen erfullen muss 24 Um zur Freiheit zu gelangen muss der Mensch sich jedoch gegen die Knechtschaft auflehnen Nur wenn er trotz der Furcht vor dem Tod dagegen aufbegehrt kann er frei sein 25 Hegel beschreibt diesen Prozess folgendermassen Die Knechtschaft und die Tyrannei sind also in der Geschichte der Volker eine notwendige Stufe und somit etwas beziehungsweise Berechtigtes Denen die Knechte bleiben geschieht kein absolutes Unrecht denn wer fur die Erringung der Freiheit das Leben zu wagen den Mut nicht besitzt der verdient Sklave zu sein Jener knechtliche Gehorsam bildet nur den Anfang der Freiheit weil dasjenige welchem sich dabei die naturliche Einzelheit des Selbstbewusstseins unterwirft nicht der an und fur sich seiende wahrhaft allgemeine vernunftige Wille sondern der einzelne zufallige Wille eines anderen Subjektes ist 26 Die Vielfalt und scheinbare Widerspruchlichkeit historischen Geschehens sah Hegel fruchtbringend aufgehoben in der weltbeherrschenden Vernunft dem Weltgeist dessen Wirken bereits der Grieche Anaxagoras noch auf die Ordnung der Natur beschrankt mit dem Nus im Sinne von Verstand bzw Vernunft in Verbindung gebracht habe 27 Die Wahrheit nun dass eine und zwar die gottliche Vorsehung den Begebenheiten der Welt vorstehe entspricht dem angegebenen Prinzip Denn die gottliche Vorsehung ist die Weisheit nach unendlicher Macht welche ihre Zwecke d i den absoluten vernunftigen Endzweck der Welt verwirklicht die Vernunft ist das ganz frei sich bestimmende Denken Nus 28 Hegels geschichtsgestaltende Vernunft und die gottliche Vorsehung sind damit eins Fur Hegel beginnt die Geschichte mit der Entstehung der Staatlichkeit alles davor nennt er Vorgeschichte Um zur Freiheit zu gelangen mussen die Individuen die Freiheit anderer anerkennen was sie nur tun konnen wenn sie in einer Gesellschaft organisiert sind 29 Der vernunftgetriebene auf freiheitliche Emanzipation gerichtete historische Prozess verlauft bei Hegel von der orientalischen Epoche mit der singularen Freiheit exklusiv fur den Despoten uber die griechisch romische Zivilisation mit Freiheit fur Teile der Burgerschaft bis zur christlich modernen Welt in der die Freiheit allgemein wird Die Volker konnen je zu ihrer Zeit Epoche machen indem sie zu Tragern der jeweiligen Entwicklungsstufe des Weltgeistes werden bis ein anderes Volk in seiner Hochblute die Fuhrung ubernimmt Die welthistorisch bedeutsamen Handlungen schliesslich werden nach Hegel von Individuen vollbracht denen ihr Wirken im Dienste des Weltgeistes verborgen bleibt und die fur ihr unverstandenes Wirken auch weder Ehre noch Dank erfahren 30 In Hegels Gegenwart sei der historische Prozess zu seiner Vollendung gelangt die Gegenwart hat ihre Barbarei und unrechtliche Willkur und die Wahrheit hat ihr Jenseits und ihre zufallige Gewalt abgestreift so dass die wahrhafte Versohnung objektiv geworden welche den Staat zum Bilde und zur Wirklichkeit der Vernunft entfaltet 31 Phanomene wie das Mittelalter die dem Geschichtsbild Hegels nicht entsprechen erklart er damit dass solche Ruckschlage und Verfall in die Barbarei notwendig seien um den Ubergang zur nachsten Entwicklungsstufe vorzubereiten 32 Es kann sein dass manche Ereignisse in der Geschichte als unlogisch und zufallig erscheinen Letztendlich dienen sie jedoch dem eigentlichen Ziel der Geschichte d h zur Selbstentfaltung des Geistes Das nennt Hegel List der Vernunft 33 Aufschlussreich und z T bedeutsam fur spatere Fachdiskussionen waren Hegels Verfahrenspramissen zur Erkenntnisgewinnung uber das Walten der Vernunftvorsehung Auch der gewohnliche mittelmassige Geschichtsschreiber der etwa meint und vorgibt er verhalte sich nur aufnehmend nur dem Gegebenen sich hingebend ist nicht passiv mit seinem Denken er bringt seine Kategorien mit und sieht durch sie das Vorhandene Das Wahrhafte liegt nicht auf der sinnlichen Oberflache bei allem was wissenschaftlich sein soll darf die Vernunft nicht schlafen und muss Nachdenken angewendet werden Wer die Welt vernunftig ansieht den sieht sie auch vernunftig an beides ist in Wechselbestimmung 34 Fachhistoriker deren Auffassungen von den seinen abwichen hielt Hegel auf Distanz Die Geschichte aber haben wir zu nehmen wie sie ist wir haben historisch empirisch zu verfahren Unter anderem mussen wir uns auch nicht durch Historiker vom Fache verfuhren lassen denn wenigstens unter den deutschen Historikern sogar solchen die eine grosse Autoritat besitzen auf das sogenannte Quellenstudium sich alles zugute tun gibt es solche die das tun was sie den Philosophen vorwerfen namlich apriorische Erdichtungen in der Geschichte zu machen 35 Karl Marx und der Historische Materialismus BearbeitenJe nach eingenommener Perspektive lasst sich das geschichtliche Denken von Karl Marx das mit dem Begriff Historischer Materialismus bezeichnet wird als radikaler Bruch mit der idealistischen deutschen Geschichtsphilosophie auffassen oder als deren Fortsetzung mit anderen Mitteln Den Aspekt eines elementaren Neubeginns hat Marx selbst entschieden hervorgehoben zum Beispiel in der bekannten Wendung Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert es kommt drauf an sie zu verandern 36 Der damit von Marx womoglich fur das eigene Denken und Tun formulierte Anspruch kann angesichts der Geschichte des 19 und 20 Jahrhunderts als eingelost gelten wenn auch auf andere als die von ihm vorgestellte Weise Elemente von Kontinuitat sind jedoch auch in dieser These aufweisbar die an Fichtes Aufruf zu geschichtswirksamem Handeln anknupft Von Hegel den Marx vom Kopf auf die Fusse zu stellen meinte ubernahm er die Vorstellung eines in dialektischer Weise sich vollziehenden historischen Fortschritts der Menschheit in neuer Ausdeutung Die Zukunftsprojektion der klassenlosen Gesellschaft Kommunismus wird nicht selten als verweltlichte heilsgeschichtliche Variante des augustinischen Gottesstaates gedeutet Die Abkehr von der idealistischen deutschen Geschichtsphilosophie besteht bei Marx vor allem darin dass er die Bewegungsgesetze der Geschichte in der dialektischen Entwicklung von Produktivkraften und Produktionsverhaltnissen bestimmt d h ausdrucklich auf eine materielle okonomische Basis stellt von der das menschliche Dasein auf der jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungsstufe hauptsachlich abhange Marx unterscheidet diesbezuglich im Wesentlichen Urgesellschaft asiatische Produktionsweise antike Sklavenhaltergesellschaft feudalistische kapitalistische und kommunistische Gesellschaft Jeder dieser Gesellschaftsformationen zwischen Urgesellschaft und Kommunismus entspricht nach Marx ein spezifischer Klassengegensatz Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkampfen Freier und Sklave Patrizier und Plebejer Baron und Leibeigener Zunftburger und Gesell kurz Unterdrucker und Unterdruckte standen in stetem Gegensatz zueinander fuhrten einen ununterbrochenen bald versteckten bald offenen Kampf einen Kampf der jedes Mal mit einer revolutionaren Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kampfenden Klassen Wenn das Proletariat im Kampfe gegen die Bourgeoisie sich notwendig zur Klasse vereint durch eine Revolution sich zur herrschenden Klasse macht und als Klasse gewaltsam die alten Produktionsverhaltnisse aufhebt so hebt es mit diesen Produktionsverhaltnissen die Existenzbedingungen des Klassengegensatzes der Klassen uberhaupt und damit seine eigene Herrschaft als Klasse auf An die Stelle der alten burgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensatzen tritt eine Assoziation worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung fur die freie Entwicklung aller ist 37 Beim erwarteten Ubergang von der kapitalistischen zur klassenlosen kommunistischen Gesellschaft waren fur Marx wie bei allen bisherigen Transformationsprozessen die Arbeits und Eigentumsverhaltnisse in ihrer erst forderlichen dann hemmenden Wirkung auf die Entfaltung der Produktivkrafte ausschlaggebend Der systembedingte Zwang zur Profitmaximierung seitens der Kapitaleigner erzeugt nach Marx nicht nur eine dem Produkt der eigenen Arbeit in Fabriken entfremdete Lohnarbeiterschaft sondern auch eine maximale Ausbeutung von deren Arbeitskraft sodass es zu absoluter Verelendung komme und zur Unterschreitung des Existenzminimums Dadurch aber werde die kapitalistische Bourgeoisie zu ihrem eigenen Totengraber denn die ausgebeuteten proletarischen Massen hatten zur Sicherung des eigenen Uberlebens gar keine andere Wahl als den revolutionaren Umsturz der bestehenden Verhaltnisse zu betreiben Erst dadurch wurde aber auch der Weg frei alle produktiven Ressourcen zu erschliessen durch die in der kommunistischen Gesellschaft die Bedurfnisse aller Menschen befriedigt werden konnten Angehrn stellt den Historischen Materialismus in einen zeitubergreifenden geschichtsphilosophischen Zusammenhang Die prinzipielle Erkennbarkeit des Menschlichen begrundet keine konkrete Versohnung mit der Welt Diese verlangt historisches Verstehen Im Wissen um den geregelten Gang und das Ziel der Geschichte versichert sich das Bewusstsein der Sinnhaftigkeit der Welt Geschichtsphilosophie hat ihr Pathos nicht zuletzt darin dass sie dem aktuellen Bewusstsein eines Nicht Versohntseins einer von Leiden und Ohnmacht gezeichneten Welt entgegentritt 38 Der Marxsche Ansatz hat nicht nur politische Geschichte geschrieben sondern auch die wissenschaftliche Forschung etwa in den Bereichen Wirtschaft Gesellschaft und Geschichte bereichert und erweitert 39 Nicht zuletzt die historische Forschung hat dadurch eine Neuausrichtung erfahren die u a die verstarkte Berucksichtigung wirtschaftlicher und sozialer Interessenlagen bei der Erklarung historischer Zusammenhange zur Folge hatte Die auf Marx zuruckgehenden Thesen dass das Sein das Bewusstsein bestimme und dass das Individuum als Ensemble der gesellschaftlichen Verhaltnisse zu begreifen sei sind seither auf vielfaltige Weise zu Forschungsgegenstanden und zu Bezugspunkten von Kontroversen geworden Geschichtsphilosophie im 20 Jahrhundert BearbeitenNeben und nach dem Historismus besonders von Croce und Dilthey der gegen den Fortschrittsoptimismus der klassischen deutschen Geschichtsphilosophie die Vorstellung gesetzt hatte dass geschichtliche Epochen nicht als Durchgangsstadium eines bestimmbaren Entwicklungsprozesses zu begreifen seien sondern als eigenen Rahmenbedingungen und Antriebskraften ausgesetzte menschheitsgeschichtliche Erscheinungsformen ergab sich im 20 Jahrhundert eine durch die Schrecken zweier Weltkriege und durch die globalen atomaren und okologischen Bedrohungsszenarien beeinflusste neue Perspektive auf historische Prozesse Neben Krisenbewusstsein und Skepsis wie sie etwa in der Dialektik der Aufklarung von Max Horkheimer und Theodor W Adorno zum Ausdruck kamen richtete sich das Augenmerk verstarkt auf die vergleichende Kulturgeschichte im globalen Massstab Mit Blick auf die Globalisierung sowie auf die planetarische Bedrohung durch zivile und militarische Techniken bemerkt Emil Angehrn Auch wenn Kants weltburgerliche Vereinigung noch in weiter Ferne steht ist der von ihm aufgerissene Horizont in ungeahnter Weise aktuell und selbstverstandlich geworden 40 Spengler Guenon und Evola zyklische Konzepte Bearbeiten Ein viel diskutierter geschichtsphilosophischer Ansatz des 20 Jahrhunderts stammt von Oswald Spengler Dieser stand in der Tradition der Lebensphilosophie und berief sich in seinem Werk Der Untergang des Abendlandes vornehmlich auf Goethe und Nietzsche Spengler postuliert fur jede grosse Kultur wie etwa die agyptische die indische oder die chinesische einen stets gleichen morphologischen Entwicklungsplan welcher in Analogie zum biologischen Lebenszyklus eines Lebewesens zu verstehen sei Dieser Lebensplan welcher Kulturen also genauso eigen sei wie biologische Entwicklungsstufen dem Leben eines Lebewesens spule sich schicksalhaft in jeder Kultur ab und fuhre dazu dass ihr Leben nach stets etwa 1000 Jahren zum Erliegen komme Grob konnten die Stufen dieses Entwicklungszyklus mit den Begriffen Kindheit Jugend Erwachsenenalter und Greisenalter umschrieben werden Dem Durchgang durch diese Stadien folge dasjenige der Zivilisation in dem die ursprungliche Lebenskraft einer Kultur erschopft sei und die zivilisatorischen Errungenschaften lediglich noch mittels eines Casarismus verteidigt und in eine imperiale Gestalt gegossen wurden Zyklisch orientierte Geschichtsphilosophien knupfen meist an traditionale Vorstellungen und Mythologien an Wichtige Vertreter im 20 Jahrhundert sind Rene Guenon 41 und Julius Evola Letzterer vertritt in seinem kulturphilosophischen Hauptwerk Revolte gegen die Moderne Welt 42 ebenfalls eine durch grosse Zyklen bestimmte Geschichtsphilosophie Diese stutzt sich zum Teil auf Spenglers oszillierende Kulturen hauptsachlich jedoch wie bei Guenon auf die antiken Lehren von grossen Weltzeitaltern wie sie schon bei Hesiod oder im Vedanta vorkommen 43 Toynbee und McNeill globale Ansatze Bearbeiten Arnold Toynbees Werk Der Gang der Weltgeschichte knupft an Spenglers Untergang des Abendlandes an vertritt aber nicht dessen kulturpessimistisch deterministische Sicht Vielmehr propagiert Toynbee eine evolutionare und prinzipiell ergebnisoffene Sichtweise Der zufolge entwickeln sich nicht alle Kulturen in einem steten Kreislauf von Aufstieg und Verfall sondern jeweils unterschiedlich je nach ihrer Fahigkeit Antworten responses auf Herausforderungen challenges zu finden Er vertritt die Auffassung dass die Grosse des anfanglichen Anreizes zur Entwicklung einer Kultur der Hohe der spater zu erreichenden Entwicklungsstufe entspricht Die Herausforderung kann aber auch zu stark sein und zu einer Uberdehnung der Krafte fuhren Demnach entwickelten sich Kulturen die vor zu einfache oder zu schwere Herausforderungen gestellt werden uberhaupt nicht oder fallen in Stagnation Toynbee war einer der ersten Geschichtsphilosophen die Geschichte nicht ausschliesslich eurozentrisch betrachteten William Hardy McNeill legte mit seinem heute als Standardwerk betrachteten Buch The Rise of the West Der Aufstieg des Westens 1963 den Grundstein fur die seit den 1980er Jahren etablierte World History Stromung Barth und Gadamer soziologische sprachanalytische und hermeneutische Herangehensweisen Bearbeiten Wo Geschichtsphilosophie ohne metaphysische Elemente auskommt werden gelegentlich Ansatze anderer Wissenschaften einbezogen oder man verzichtet ganz auf die Annahme eines einheitlich wirkenden geschichtlichen Prinzips Paul Barth beispielsweise zog fur sein Werk Die Philosophie der Geschichte als Soziologie 1897 die Soziologie heran und bevorzugte gegen deren teils rationalistische teils biologische Schulen einen voluntaristischen Ansatz auf der Linie von Ferdinand Tonnies 44 Anderseits erscheint in kantianisch beeinflussten Konzepten die Einheit des geschichtlichen Prozesses nur als regulative Idee die von uns nicht erkannt sondern bloss gedacht werden kann 45 Sprachanalytisch orientierte Ansatze legen den Schwerpunkt auf die Struktur historischer Aussagen Sie konzentrieren sich meist auf die Behandlung erkenntnis und wissenschaftstheoretischer Probleme des historischen Erkennens wie sie auch die pragmatisch orientierte Geschichtstheorie darlegt Sie verzichten auf systematische Erklarungsversuche der Weltgeschichte und legen ihren Schwerpunkt auf die Thematisierung der impliziten metaphysischen Annahmen traditioneller Geschichtsphilosophien Auch der hermeneutische Ansatz vertreten insbesondere von Hans Georg Gadamer verzichtet auf die Erfassung der Geschichte im Sinne eines umfassenden Einheitszusammenhangs Das menschliche Verstehen wird hier als immer schon in einen geschichtlichen Kontext eingebundenes und durch diesen begrenztes betrachtet Als Illusion erweist sich das Ideal einer vollen Selbsttransparenz des Subjekts wie das eines vollstandigen Verstehens geschichtlicher Vorgange Gegen die reflexionsphilosophische Absorbierung der Geschichte im Selbstverhaltnis gilt es den Widerstand einer Wirklichkeit geltend zu machen an der sich die Allmacht der Reflexion bricht 46 Perspektiven im 21 Jahrhundert BearbeitenIn den Anfangen des 21 Jahrhunderts werden Ansatze einer Neuausrichtung der Geschichtsphilosophie dahingehend reflektiert dass sie eine Verbindung von Vergangenheitsbeziehung und Zukunftserwartung herstellt die ihre Verknupfung in gegenwartigen Handlungen finden Lohnende Ruckbezuge dafur sieht Christian Schmidt in den europaischen Gesellschaften des 18 Jahrhunderts Deren geschichtliche Selbstverortung samt daraus sich ergebendem Blick in eine sich weiterentwickelnde Zukunft die eben nicht nur althergebrachte Privilegien fortschreibt habe fur Aufklarung und Befreiung uberhaupt erst eine Perspektive eroffnet Bereits zu Beginn des 20 Jahrhunderts habe sich die Problemlage allerdings verandert Seither gehe es nicht mehr vorrangig um die Uberwindung des Hergebrachten sondern darum eine entfesselte Dynamik zu unterbrechen 47 Nikolas Kompridis sieht die Moderne an einem Punkt angekommen an dem sich geschichtliches Bewusstsein und zukunftsgerichtetes utopisches Denken erstmals voneinander getrennt haben Eine fur Hoffnungen und Erwartungen nicht mehr offene Zukunft aber verstarke das lahmende Gefuhl kultureller Erschopfung und Verwirrung 48 Als Aufgabe der Philosophie die ihr aus der Zukunft entgegenschallt bezeichnet es Kompridis Moglichkeiten auszusprechen die auf die Bedurfnisse der Menschheit antworten Als mogliche Mittel die Zukunft wieder zu offnen und die Beziehung zwischen Vergangenheit Gegenwart und Zukunft neu zu gestalten betrachtet er zum einen die Phantasie nach Art der bereits von Aristoteles und Kant den Philosophen zugewiesenen Einbildungskraft zum anderen Vorgriffe im Sinne Reinhart Kosellecks regulative bzw Vernunftideen die ihre Verbindlichkeit aus noch unerschlossenen Moglichkeiten ziehen eher an einem Soll als am Ist orientiert 49 Erfolgreiche Kritik geht fur Kompridis mit der Fahigkeit einher in den Dingen mehr zu sehen als sie sind und dieses Mehr auf eine neue Weise auszudrucken Die Utopie wird angemahnt um die Versiegelung der Moglichkeiten zu verhindern um die Moglichkeit einer anderen Zukunft offen zu halten um der Resignation und Anpassung ins Gegebene zu widerstehen 50 Vor dem Hintergrund einer zeitgenossischen Geschichtsphilosophie die sich aus der Analyse historischer Inhalte zuruckgezogen habe und sich auf die Reflexion historiographischer Methoden beschranke damit aber an den Rand des philosophischen Kosmos geraten sei entwickelt Johannes Rohbeck das Konzept einer integrativen Geschichtsphilosophie die sich auf methodisch reflektierte Weise 51 den drangenden inhaltlichen Problemen der Gegenwart stellt 52 Konkrete Schwerpunkte des Argumentationsgangs fur verantwortliches praktisches Handeln im Zeitalter einer mehrdimensionalen Globalisierung setzt Rohbeck im Sinne weltgeschichtlicher Gerechtigkeit einerseits bei der Unterstutzung von Entwicklungschancen in geschichtlich etwa durch den Kolonialismus benachteiligten Weltregionen und andererseits beim Umgang mit dem anthropogenen Klimawandel Je nach spezifischer Materie zum Beispiel Atommullentsorgung oder Treibhausgaseintrag in die Erdatmosphare unterscheidet Rohbeck Fristen der Verantwortung fur Personen und Institutionen und zwar als Handlungsraume innerhalb derer bestimmte Wirkungen zu erzielen sind 53 Bezuglich der negativen Auswirkungen des Klimawandels seien Handlungen in den nachsten ein bis zwei Jahrzehnten unumganglich Die Verantwortungs und Wirkfristen jedoch reichten wegen der davon betroffenen spateren Generationen deutlich uber die Grenze der drei lebenden Generationen hinaus 54 Siehe auch BearbeitenDeterminismus Geschichtsperspektive Teleologie Arbeit Philosophie GeschichtstheologieLiteratur BearbeitenPrimartexte Bearbeiten Antike Bearbeiten Hesiod Theogonie Werk und Tage Hrsg u ubers von Albert von Schirnding mit Einleitung von Ernst G Schmidt 5 Auflage de Gruyter 2012 ISBN 978 3 05 009403 8 Platon Politeia Hrsg von Thomas Szlezak u ubers von Rudiger Rufener Artemis und Winkler Dusseldorf u Zurich 1999 ISBN 3 7608 1717 3 Polybios Historien Augustinus De civitate Dei Mittelalter Bearbeiten Ibn Chaldun Die Muqaddima Betrachtungen zur Weltgeschichte Aus dem arabischen ubertragen und mit einer Einfuhrung von Alma Giese Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 62237 3 Joachim von Fiore Expositio in Apocalypsim Minerva Verlag Frankfurt am Main 1964 Renaissance und Fruhe Neuzeit Bearbeiten Giambattista Vico Die neue Wissenschaft Uber die gemeinschaftliche Natur der Volker 2 Auflage de Gruyter 2000 ISBN 978 3 11 016890 7Aufklarung Bearbeiten Voltaire Essai sur les moeurs et l esprit des nations 1756 Immanuel Kant Kleinere Schriften zur Geschichtsphilosophie Ethik und Politik Mit Einleitung Anmerkungen Personen und Sachregister von Karl Vorlander Meiner Hamburg 1973 ISBN 978 3 7873 0109 6 Anne R Turgot Uber die Fortschritte des menschlichen Geistes Hrsg von Johannes Rohbeck und Lieselotte Steinbrugge Suhrkamp Frankfurt 1997 ISBN 978 3 518 28257 1 Johann Gottfried Herder Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit Reclam Stuttgart 1990 ISBN 978 3 15 004460 519 Jahrhundert Bearbeiten Georg Wilhelm Friedrich Hegel Vorlesungen uber die Philosophie der Geschichte Reclam Stuttgart 1997 ISBN 978 3 15 004881 8 Joseph von Gorres Wachstum der Historie 1807 Friedrich Schlegel Von den genetischen Gesetzen in Philosophischen Vorlesungen Bonn 1836 S 115 122 Johann Jakob Bachofen Das Mutterrecht eine Untersuchung uber die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiosen und rechtlichen Natur Stuttgart 1861 Novalis Europa 1826 Saint Amand Bazard Doctrine de Saint Simon Exposition Premiere annee Au Bureau de l organisateur et duglobe 2 Ausgabe Paris 1830 Karl Marx und Friedrich Engels Lohnarbeit und Kapital Thesen uber Feuerbach Das Manifest der Kommunistischen Partei Das Kapital Band 1 Johann Gustav Droysen Grundriss der Historik Veit Leipzig 1868 Friedrich Nietzsche Vom Nutzen und Nachteil der Historie fur das Leben Reclam Stuttgart 1986 ISBN 978 3 15 007134 2 Jacob Burckhardt Weltgeschichtliche Betrachtungen 12 Aufl Kroner Stuttgart 1978 ISBN 978 3 520 05512 520 und 21 Jahrhundert Bearbeiten Wilhelm Dilthey Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften 7 Aufl Suhrkamp Frankfurt 2001 ISBN 978 3 518 27954 0 Heinrich Rickert Die Probleme der Geschichtsphilosophie Eine Einfuhrung Heidelberg 1924 Neuausgabe Celtis Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 944253 01 5 Paul Barth Die Philosophie der Geschichte als Soziologie Grundlegung und kritische Ubersicht 3 4 Auflage G R Reisland Leipzig 1922 Benedetto Croce Die Geschichte auf den allgemeinen Begriff der Kunst gebracht Meiner Hamburg 1984 ISBN 3 7873 0621 8 Oswald Spengler Der Untergang des Abendlandes Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte Albatros Dusseldorf 2007 ISBN 978 3 491 96190 6 Walter Benjamin Sprache und Geschichte Philosophische Essays Reclam Stuttgart 1992 ISBN 978 3 15 008775 6 Karl Jaspers Vom Ursprung und Ziel der Geschichte Piper Munchen 1949 S 19 Die Achsenzeit Arnold J Toynbee Der Gang der Weltgeschichte Bd 1 Aufstieg und Verfall der Kulturen 7 Aufl Band 2 Kulturen im Ubergang 3 Aufl Europa Verlag Zurich 1979 Karl Lowith Weltgeschichte und Heilsgeschehen Die theologischen Voraussetzungen der Geschichtsphilosophie Metzler 2004 ISBN 978 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Begrundungen historischen Wissens bei Johann Gustav Droysen Georg Simmel und Max Weber LIT Verlag Munster 1997 ISBN 978 3 8258 3262 9 Volker Depkat Matthias Muller Andreas Urs Sommer Hrsg Wozu Geschichte n Geschichtswissenschaft und Geschichtsphilosophie im Widerstreit Franz Steiner Stuttgart 2004 ISBN 3 515 08419 3 David Engels Hg Von Platon bis Fukuyama Biologistische und zyklische Konzepte in der Geschichtsphilosophie der Antike und des Abendlandes Latomus Brussel 2015 ISBN 978 90 429 3274 6 Feige Daniel M Retroaktive Teleologie Zur Aktualitat geschichtsphilosophischen Denkens in Zeitschrift fur Kulturphilosophie 2 2018 S 347 361 Ernest Gellner Pflug Schwert und Buch Grundlinien der Menschheitsgeschichte dtv Klett Cotta Munchen 1993 ISBN 3 423 04602 3 Steffen Groscurth Geschichtsphilosophie als Basis fur Kulturkritik Herder Schiller Adorno Strukturelle und inhaltliche Untersuchung fur eine neue Beschaftigung mit der Geschichtsphilosophie Europaischer Universitatsverlag Dulmen 2005 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Matthias Schlossberger Geschichtsphilosophie Akademie Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 05 004549 8 Christian Schmidt Hrsg Konnen wir der Geschichte entkommen Geschichtsphilosophie am Beginn des 21 Jahrhunderts Campus Frankfurt New York 2013 ISBN 978 3 11 059683 0 David Schulz Die Natur der Geschichte Die Entdeckung der geologischen Tiefenzeit und die Geschichtskonzeptionen zwischen Aufklarung und Moderne Ordnungssysteme Bd 56 de Gruyter Oldenburg Berlin 2020 ISBN 978 3 11 064622 1 Andreas Urs Sommer Geschichte als Trost Isaak Iselins Geschichtsphilosophie Schwabe amp Co AG Basel 2002 ISBN 3 7965 1940 7 Andreas Urs Sommer Sinnstiftung durch Geschichte Zur Genese der spekulativ universalistischen Geschichtsphilosophie zwischen Pierre Bayle und Immanuel Kant Schwabe amp Co Basel 2006 ISBN 978 3 7965 2214 7Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Geschichtsphilosophie Quellen und Volltexte nbsp Wiktionary Geschichtsphilosophie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Primartexte Bearbeiten Augustinus De civitate Dei Heinrich Rickert Geschichtsphilosophie auf gleichsatz de Georg Simmel Probleme der Geschichtsphilosophie Eric Voegelin Geschichtsphilosophie Vorlesung im Sommersemester 1965 an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Texte fur Geschichtsphilosophie Geschichtsschreibung und GeschichtskulturSekundarliteratur Bearbeiten Anthony K Jensen Philosophy of History In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Daniel Little Philosophy of History In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Hans Michael Baumgartner Philosophie der Geschichte nach dem Ende der Geschichtsphilosophie Memento vom 22 Februar 2014 im Internet Archive Allgemeine Zeitschrift fur Philosophie 12 1987 1 22 Antrittsvorlesung Bernd Goebel Michel Foucaults Monologe PDF 316 kB Michael Heinrich Geschichtsphilosophie bei Marx PDF Paul Ricœur Geschichtsschreibung und Reprasentation Rezension PDF 85 kB Pirmin Stekeler Weithofer Vorsehung und Entwicklung in Hegels Geschichtsphilosophie Franz Martin Wimmer Geschichtsphilosophie Begriffe und GrundtypenAnmerkungen Bearbeiten La Philosophie de l Histoire Die Philosophie der Geschichte EA Changuion Amsterdam 1765 8 VIII II 336 S Vgl Lorenz B Puntel Struktur und Sein Tubingen 2006 S 432 476 und Alwin Diemer Grundriss der Philosophie Bd II Meisenheim am Glan 1964 S 130 197 Vgl Oswald Schwemmer Geschichtsphilosophie In Jurgen Mittelstrass Hrsg Enzyklopadie Philosophie und Wissenschaftstheorie Band 1 1980 Zu einer kritischen Ubersicht uber diese verschiedenen Strukturmodelle vgl jetzt David Engels Biologistische und zyklische Geschichtsphilosophie Ein struktureller Annaherungsversuch in ders Hg Von Platon bis Fukuyama Biologistische und zyklische Konzepte in der Geschichtsphilosophie der Antike und des Abendlandes Brussel 2015 8 46 Sofern die Moglichkeit einer Periodisierung der Geschichte uberhaupt anerkannt wird dominieren mehr oder minder grobe Raster wie etwa Altertum Mittelalter Neuzeit Auch eine Parallelisierung von Individual und Universalgeschichte kommt vor zum Beispiel wo von Kindes Mannes und Greisenalter der menschlichen Geschichte gesprochen wird Vgl zum Beispiel G W F Hegel Vorlesungen uber die Philosophie der Geschichte Cicero De legibus I 1 5 Angehrn S 46 a b Angehrn S 64 Ce qui n est pas dans la nature n est jamais vrai Was in der Natur nicht existiert ist niemals wahr Zit n Angehrn S 46 Angehrn S 71 Angehrn S 72 Angehrn S 76 Immanuel Kant Idee zu einer Geschichte in weltburgerlicher Absicht zit n Rossmann dtv Ausgabe 1969 S 114 Nun behaupte ich dem Menschengeschlechte nach den Aspekten und Vorzeichen unserer Tage die Erreichung dieses Zwecks und hiermit zugleich das von da an nicht mehr ganzlich ruckgangig werdende Fortschreiten desselben zum Besseren auch ohne Sehergeist vorhersagen zu konnen Zit n ebda S 136 Bei der begrifflichen Erfassung dieser Prognose ist aber auch von einem kunftigen grossen Staatskorper und einem allgemeinen weltburgerlichen Zustand die Rede Ebda S 125 Zit n ebda S 120 Vgl Angehrn S 80 sowie zur Illustration das Schlusskapitel Beschluss in Immanuel Kant Erneuerte Frage Ob das menschliche Geschlecht im bestandigen Fortschreiten zum Besseren sei In Rossmann dtv Ausgabe 1969 S 142 Johann Gottlieb Fichte Die Grundzuge des gegenwartigen Zeitalters Erste Vorlesung In Rossmann dtv Ausgabe 1969 S 217 Zit n Angehrn S 89 Zit n Angehrn S 90 Vgl Angehrn S 90f Georg Wilhelm Friedrich Hegel Der allgemeine Begriff der philosophischen Weltgeschichte Zit n Rossmann dtv Ausgabe 1969 S 235 Zit n Angehrn S 93 G Hegel Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse Frankfurt am Main 1970 ISBN 3 518 09718 0 S 226 G Hegel Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse Frankfurt am Main 1970 ISBN 3 518 09718 0 S 223 224 G Hegel Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse Frankfurt am Main 1970 ISBN 3 518 09718 0 S 225 Hervorhebungen im Original Hegel in Rossmann dtv Ausgabe 1969 S 241 Hegel zit n Rossmann dtv Ausgabe 1969 S 243 E Angehrn Geschichtsphilosophie Eine Einfuhrung Basel 2012 ISBN 978 3 7965 2825 5 S 93 Vgl Hegel in Rossmann dtv Ausgabe 1969 S 94 Hegel zit n Rossmann dtv Ausgabe 1969 S 259 M Schlossberger Geschichtsphilosophie Berlin 2013 ISBN 978 3 05 004549 8 S 154 E Angehrn Geschichtsphilosophie Eine Einfuhrung Basel 2012 ISBN 978 3 7965 2825 5 S 98 Hegel zit n Rossmann dtv Ausgabe 1969 S 237 Hegel zit n Rossmann dtv Ausgabe 1969 S 236 11 These uber Feuerbach Aus Karl Marx Friedrich Engels Manifest der Kommunistischen Partei 1848 Angehrn S 106 Die dogmatischen Verengungen zu denen es im Zusammenhang mit der Ausbildung des Sowjetkommunismus gekommen ist konnen nicht ohne Weiteres auf das Konto von Marx gebucht werden Angehrn 1991 S 163 Rene Guenon La crise du monde moderne Die Krise der Neuzeit 1927 Julius Evola Rivolta contro il mondo moderno 1934 Deutsche Ausgaben Erhebung wider die moderne Welt Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1935 Neuubersetzung Revolte gegen die moderne Welt Ansata Verlag Interlaken 1982 ISBN 3 7157 0056 4 Claus Dettelbacher Im Maulbeerhain Die Lehre von den 4 Weltzeitaltern Einfuhrung in die Spuren der zyklischen Zeit Rezeption Schnittstellen Geschichtsphilosophie mit standiger Rucksicht auf Julius Evola BoD Norderstedt 2008 ISBN 978 3 8370 6253 3 Erweiterte Diplomarbeit an der Universitat Wien Paul Barth Die Philosophie der Geschichte als Soziologie Grundlegung und kritische Ubersicht 3 4 Auflage G R Reisland Leipzig 1922 Ferdinand Tonnies gewidmet Vgl zum Beispiel Anacker Baumgartner Geschichte In Handbuch philosophischer Grundbegriffe Angehrn 1991 S 157 Angehrn resumiert Gadamers Hermeneutik ist der in der Gegenwart wohl reprasentativste Entwurf einer allgemeinen Theorie der Geschichtlichkeit die sich zugleich im Rahmen einer geisteswissenschaftlichen Grundlagenreflexion einschreibt ebenda S 158 Christian Schmidt Konnen wir der Geschichte entkommen Ein einfuhrender Uberblick In Schmidt Hrsg 2013 S 8 Nikolas Kompridis Kritik Zeit Geschichte In Schmidt Hrsg 2013 S 23 Nikolas Kompridis Kritik Zeit Geschichte In Schmidt Hrsg 2013 S 26 und 28 Ein Vorgriff heisst es bei Kompridis konne eine neue Zukunft eroffnen allerdings unter der Voraussetzung dass er sich auf den Erfahrungsraum stutzt und diesen durch das Erschliessen des der Erfahrung fremden Elements des in diesem Raum enthaltenen Sinn und Bedeutungsuberschusses vergrossert Ebenda S 27 Nikolas Kompridis Kritik Zeit Geschichte In Schmidt Hrsg 2013 S 39 Ohne methodisches Instrumentarium wie es seit dem Historismus und der analytischen Geschichtsphilosophie zur Verfugung stehe ware es laut Rohbeck naiv die reale Geschichte mit blossen Handen greifen zu wollen Rohbeck 2020 S 240 f Rohbeck 2020 S XI und S 241 Denn die Verkurzung der Geschichtsphilosophie auf reine Methodenlehre ist auch als Verlust zu betrachten durch den die politischen und ethischen Implikationen der Geschichte systematisch ausgeblendet werden Es entsteht der problematische Eindruck dass alle philosophischen Versuche die reale Geschichte ins Auge zu fassen unter methodologischen Vorwanden abgewehrt werden sollen Ebenda S XII Rohbeck 2020 S 223 f Dass Geschichte aus kontingenten Prozessen besteht lasst Rohbeck nicht als Rechtfertigung dafur gelten auf gestaltende Eingriffsversuche zu verzichten Vielmehr ergebe sich daraus die Aufgabe die vorhandenen Moglichkeiten wahrzunehmen und das Machbare zu tun Es gehe nicht um die Gestaltung der Geschichte sondern um begrenzte Optionen in der Geschichte Ebenda S 191 Rohbeck 2020 S 226 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichtsphilosophie amp oldid 236635809