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Alwin Diemer 16 April 1920 in Eisenberg Pfalz 25 Dezember 1986 in Dusseldorf war ein deutscher Philosoph Phanomenologe Wissenschaftstheoretiker und Wissenschaftsmanager Alwin Diemer Signatur 1964Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Philosophie als neue transzendentale Phanomenologie 3 Ehrungen 4 Veroffentlichungen Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenAlwin Diemer besuchte das humanistische Gymnasium in Landstuhl und das Gymnasium am Kaiserdom in Speyer Nach dem Abitur 1938 begann er mit dem Studium der Medizin und Philosophie an der Friedrich Alexander Universitat Erlangen und der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Der Zweite Weltkrieg brachte ihm Militardienst und Gefangenschaft Gleich nach dem Krieg nahm er das Studium wieder auf und konnte schon 1947 sein Medizinstudium mit dem Staatsexamen und der Promotion in Heidelberg abschliessen Von 1948 an war Diemer an der Universitat Mainz wissenschaftlicher Assistent von Fritz Joachim von Rintelen bei dem er 1950 mit der Dissertation Zum Problem des Unbewussten in seiner geschichtlichen Entwicklung zum Dr phil promovierte 1954 erfolgte seine Habilitation fur das Fach Philosophie mit der Studie Edmund Husserl Ein Versuch einer systematischen Darstellung seiner Phanomenologie Er lehrte als Privatdozent und ab 1959 als apl Professor am Philosophischen Seminar der Universitat Mainz und war massgeblich am Aufbau des Mainzer Studium generale beteiligt Im Sommer 1963 folgte er einem Ruf nach Dusseldorf an die Medizinische Akademie die damals vor der Umwandlung zur Universitat stand Als deren ersten geisteswissenschaftlichen Lehrstuhl grundete Diemer das Philosophische Institut an dem er ab 1967 eine Forschungsabteilung fur philosophische Information und Dokumentation PHILIS aufbaute und 1969 eine Forschungsabteilung fur Wissenschaftstheorie ins Leben rief Diemer wurde 1968 und 1969 zum Rektor gewahlt und war anschliessend bis 1974 Prorektor Von 1963 bis 1974 war Diemer regelmassig Gastprofessor in den USA Princeton u a und Kanada In Spanien Jugoslawien Italien Polen der Sowjetunion in Brasilien und Venezuela sowie in Afrika hielt er an vielen Universitaten Gastvorlesungen und Vortrage 1966 bis 1970 wirkte Diemer als Geschaftsfuhrer der Allgemeinen Gesellschaft fur Philosophie in Deutschland In dieser Eigenschaft organisierte er 1969 den Deutschen Kongress fur Philosophie in Dusseldorf Als Prasident der Federation Internationale de Societes de Philosophie FISP 1978 1983 hat er 1978 den 16 Weltkongress fur Philosophie in Dusseldorf ausgerichtet 1982 organisierte er als eine der letzten grosseren Veranstaltungen ein internationales philosophisches Afrika Symposium Seit 1971 war Diemer deutscher Vertreter im International Council for Science Policy Studies Vom selben Jahr an war er Vizeprasident und von 1974 bis 1977 Prasident der Gesellschaft fur Wissenschaftsgeschichte Von 1972 bis 1975 war Diemer noch Vizeprasident der Deutschen Gesellschaft fur Dokumentation und ab 1973 Vorsitzender des Ausschusses fur Wissenschaftstheorie bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft Kurz nach seiner Emeritierung erlag Diemer am ersten Weihnachtstag 1986 einem Schlaganfall Am 2 Januar 1987 wurde er in seiner Geburtsstadt Eisenberg beigesetzt Der Nachlass von Alwin Diemer ist in den Jahren 2001 2003 in das Universitatsarchiv Dusseldorf gekommen 1 Philosophie als neue transzendentale Phanomenologie BearbeitenAls Wissenschaftsmanager nach vielen Seiten anregend fordernd und motivierend tatig blieb Alwin Diemer als Philosoph die Sache der Phanomenologie ein durchgangiges Anliegen Er war von Husserl ausgegangen hatte ihn von Kant her verstanden und wollte aus dem was er als ihre Grundintentionen ansah eine neue transzendentale Phanomenologie entwickeln Um diese neue Phanomenologie hat er in immer neuen Entwurfen in veroffentlichten und unveroffentlichten Skizzen und in seinen Lehrveranstaltungen gerungen ohne sie doch in einer grosseren Monographie konsolidieren zu konnen Mit Kant war ihm Philosophie Fragen nach den Bedingungen der Moglichkeit von allem und jedem Seine Aufmerksamkeit und damit sein Fragen richtete sich immer zuerst auf die Worter die Terminologie eines thematischen Gegenstandes dann auf die Sachverhalte die Phanomene die damit gemeint sein konnten Orientierung an den Primargegebenheiten im hic et nunc nannte er diese Untersuchungen von denen das transzendentale Ruckfragen in seinen verschiedenen Stufen Ausgang nahm Ruckfragen hinsichtlich der Begrundungen und Voraussetzungen dafur dass etwas als Phanomen gegeben ist Dabei entwickelte er eine grosse Meisterschaft die Phanomene im Lichte aller moglichen traditionellen und neueren Metaphysiken erscheinen zu lassen Es ging ihm darum sich auf die historischen Weltanschauungen und Weltbilder und ihre modernen Fortbildungen verstehend einzulassen sie hermeneutisch zu rekonstruieren um sich aus der intimen Vertrautheit mit ihnen uberhaupt erst in die Lage zu versetzen ihre Angeln und Gelenke aufzudecken durch die sie sich wesentlich unterscheiden und das Fundament zu ergrunden auf dem sie letztlich beruhen Das nannte er den transzendentalen Boden und die Frage danach was und wie er beschaffen sei sollte das genuine Forschungsfeld der neuen Phanomenologie und der Philosophie uberhaupt sein In diesem Sinne versteht sich auch Diemers Bemuhen andere Lander und Kulturen in das philosophische Gesprach einzubeziehen vor allem weil damals in der Philosophie noch zu wenig beachtet sudamerikanische und afrikanische Ehrungen BearbeitenEhrenvizeprasidentschaft der Federation Internationale de Societes de Philosophie FISP nach dem Erfolg des 16 Weltkongresses fur Philosophie in Dusseldorf 1978 1983 Bundesverdienstkreuz erster Klasse Gedenkschrift fur Alwin Diemer Die Philosophie in der modernen Welt Hrsg von Ulrike Hinke Dornemann 2 Bande Lang Frankfurt a M Bern New York Paris 1988 ISBN 3 8204 7349 1Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenEigenstandige Publikationen Edmund Husserl Versuch einer systematischen Darstellung seiner Phanomenologie Hain Meisenheim am Glan 1956 2 verb Aufl 1965 Einfuhrung in die Ontologie Hain Meisenheim am Glan 1959 Grundriss der Philosophie Band I Allgemeiner Teil Hain Meisenheim am Glan 1962 Grundriss der Philosophie Band II Die philosophischen Sonderdisziplinen Hain Meisenheim am Glan 1964 Was heisst Wissenschaft Hain Meisenheim am Glan 1964 Elementarkurs Philosophie Econ Dusseldorf Wien Dialektik 1976 ISBN 3 430 12073 X Hermeneutik 1977 ISBN 3 430 12069 1 Philosophische Anthropologie 1978 ISBN 3 430 12068 3Publikationen als Herausgeber Auswahl Der Wissenschaftsbegriff Historische und systematische Untersuchungen Meisenheim a Glan 1970 mit Ivo Frenzel Fischer Lexikon Bd 11 Philosophie Fischer Bucherei Frankfurt a M 1958 Neubearbeitung 1980 353 369 Tsd ISBN 3 596 40011 2 mit Lutz Geldsetzer und Gert Konig Grundung und Hrsg der Zeitschrift fur allgemeine Wissenschaftstheorie Journal for General Philosophy of Science die von 1970 bis 1989 im Franz Steiner Verlag Wiesbaden erschien und seit 1990 allein unter dem englischen Titel bei Kluwer Academic Publishers heute Springer in Dordrecht herauskommt ISSN 0925 4560 Symposium on Philosophy in the Present Situation of Africa Steiner Wiesbaden 1981 ISBN 3 515 03273 8 en cooperation avec J Paulin Hountondji Africa and the problem of its identity L Afrique et le probleme de son identite Afrika und das Problem seiner Identitat Internat Philos Symposium on Culture and Identity of Africa Lang Frankfurt a M Bern New York 1985 ISBN 3 8204 5170 6Literatur BearbeitenLutz Geldsetzer und Gert Konig Alwin Diemer 1920 bis 1986 In Zeitschrift fur allgemeine Wissenschaftstheorie Journal for General Philosophy of Science 18 1987 S 1 21 und 355 359 Bibliographie der Schriften von Alwin Diemer In Zeitschrift fur allgemeine Wissenschaftstheorie Journal for General Philosophy of Science 18 1 2 S 355 394 jstor Nachtrage dazu ebd Bd 20 2 1989 S 391 394 jstor Rafael Capurro A Diemers Informationshermeneutik In R Capurro Hermeneutik der Fachinformation Karl Alber Freiburg i Br Munchen 1986 ISBN 3 495 47593 1 S 56 61Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Alwin Diemer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Alwin Diemer im Mainzer ProfessorenkatalogEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Thomas Schwabach Zur Erschliessungs und Bewertungsproblematik Landesarchiv Nordrhein Westfalen 2006 S 17 22 Rektoren der Universitat Dusseldorf Karl Oberdisse 1965 1966 Reinhold Elert 1966 1967 Helmut Ruska 1967 1968 Alwin Diemer 1968 1970 Carl Heinz Fischer 1970 1972 Wilhelm Lochner 1972 1974 Herbert Rauter 1974 1976 Kurt Suchy 1976 1978 Hans Werner Schlipkoter 1978 1980 Peter Huttenberger 1980 1983 Gert Kaiser 1983 2003 Alfons Labisch 2003 2008 Hans Michael Piper 2008 2014 Anja Steinbeck seit 2014 Siehe auch Heinrich Heine Universitat Dusseldorf Normdaten Person GND 137436319 lobid OGND AKS LCCN n81085670 VIAF 108639727 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Diemer AlwinKURZBESCHREIBUNG deutscher PhilosophGEBURTSDATUM 16 April 1920GEBURTSORT Eisenberg Pfalz STERBEDATUM 25 Dezember 1986STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alwin Diemer amp oldid 229453512