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Dieser Artikel behandelt den Begriff der deutschsprachigen Denktradition Zum anthroposophischen Konzept siehe Anthroposophie Der Begriff Geisteswissenschaft ist in der deutschsprachigen Denktradition eine Sammelbezeichnung fur unterschiedliche Einzelwissenschaften Disziplinen 1 Diese Geisteswissenschaften arbeiten in und untersuchen mit unterschiedlichen Methoden Gegenstandsbereiche welche mit kulturellen geistigen medialen teils auch sozialen bzw soziologischen historischen politischen und religiosen Phanomenen zusammenhangen Die meisten Geisteswissenschaften betreiben dabei also auch in einem gewissen Masse Anthropologie da in allen Disziplinen der Mensch und seine Werke im Mittelpunkt stehen Anthropologie Eine einheitliche Begrundung der Geisteswissenschaften wurde von Wilhelm Dilthey auf der Basis einer philosophischen Lehre vom Sinn und Verstehen von Lebensausserungen Hermeneutik angestrebt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Begriffsgeschichte 1 2 Gesellschaftlicher Hintergrund 2 Aktuelle Bestimmung der Geisteswissenschaften 2 1 Wissenschaftsgliederung 2 2 Aufgabe der Geisteswissenschaften 3 Kritik 4 Literatur 4 1 Uberblicksdarstellungen 4 2 Reformdebatte 4 3 Weitere Einzelaspekte 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBegriffsgeschichte Bearbeiten Das Wort Geisteswissenschaft ist schon in einer 1787 anonym verfassten Schrift mit dem Titel Wer sind die Aufklarer belegt Dort steht Wenn sage ich Geistliche die doch in der Gottesgelehrtheit und Geisteswissenschaft sorgfaltigst sind unterrichtet worden 2 Der Autor bezieht sich also noch auf eine Theorie der Pneumatologie des Geistes Damit ist eine Wissenschaft gemeint welche Erklarungen gibt die sich nicht auf naturliche sondern geistige Ursachen beziehen In diesem Sinne redet auch z B Gottsched von einer Geisterlehre 3 Fritz van Calker und Friedrich Schlegel verwenden Geisteswissenschaft als Synonym fur Philosophie uberhaupt 3 Naher am heutigen Wortsinn ist was David Hume mit moral philosophy meint was Jeremy Bentham als Pneumatologie von Somatologie abgrenzt 4 und was Ampere Noologie im Gegensatz zur Kosmologie nennt 5 John Stuart Mill bezeichnet in seinem System der deduktiven und induktiven Logik von 1843 mit moral sciences die Disziplinen Psychologie Ethologie und Soziologie Mill bezieht dabei die induktive Logik auf die Datenbeschaffung aus geschichtlichen und gesellschaftlichen Phanomenen weshalb die moral sciences so ungenau seien wie z B die Meteorologie 6 Jacob Heinrich Wilhelm Schiel hatte in einer ersten Ubersetzung in der zweiten nicht mehr fur moral sciences Geisteswissenschaft gesetzt Diese Verwendung durfte zwar einflussreich gewesen sein aber der deutsche Ausdruck wurde nicht wie fruher oft angenommen als Lehnubersetzung aus Mill gepragt sondern ist wie angezeigt schon fruher zu finden 7 Georg Wilhelm Friedrich Hegel Franz Hillebrand und andere deutsche Autoren sprechen von einer Geisteslehre oder Geisteswissenschaft Hegels Geist Begriff bezieht sich dabei nicht nur auf Individuen sondern auch auf Gruppen und als objektiver Geist auf die Welt uberhaupt Etwa im heutigen Sinne tritt das Wort Geisteswissenschaft bei dem sonst unbekannten Ernst Adolf Eduard Calinich 25 Marz 1806 in Bautzen 1824 stud phil in Leipzig Mitglied in der Lausitzer Predigergesellschaft 1844 Vizedirektor am Seminar in Dresden auf der 1847 zwischen der naturwissenschaftlichen und der geisteswissenschaftlichen Methode unterscheidet eine Zweiheit von der unspezifisch auch schon 1824 bei W J A Werber die Rede ist 2 Der Ausdruck Geisteswissenschaft bekommt seine Pragnanz wesentlich durch Wilhelm Dilthey Einleitung in die Geisteswissenschaften 1883 und ist eng mit den politischen und universitaren Voraussetzungen im deutschen Sprachgebiet verbunden Pragend ist dabei u a die Ausbildung der historischen Schule im Gefolge u a von Friedrich Carl von Savigny Leopold von Ranke und Johann Gustav Droysen die in kritischer Absetzung u a zu Hegel ein Ideal fur Naherbestimmungen des methodischen Propriums von Geisteswissenschaften vorgibt Dilthey definierte die Geisteswissenschaften in scharfer Entgegensetzung zu den Naturwissenschaften durch die ihnen eigene Methode des Verstehens wie sie als Hermeneutik seit Friedrich Schleiermacher auch ausserhalb der Philologie gebrauchlich geworden war Dilthey suchte sie als Erfahrungswissenschaft der geistigen Erscheinungen beziehungsweise als Wissenschaft der geistigen Welt zu begrunden Sie sollte eine ursprunglich konzipierte Kritik der historischen Vernunft empirisch erweitern Dilthey griff zur Wortbildung Geisteswissenschaften Hegels Begriff des Geistes auf Hegel bezog den Begriff Geist auf das Geistesleben einer Gruppe eines Volkes oder einer Kultur Der Begriff ist daher stark an die deutsche idealistische Tradition und Hegels Konzept des objektiv objektivierten Geistes gebunden Dies ist bis heute Grund dafur dass er sich kaum ubersetzen lasst 8 Ubliche Analoga sind humanities liberal arts und human studies Das franzosische Analogon ist meist sciences humaines Wichtig fur die fruhe Konzeption der Geisteswissenschaften waren die Gegensatzpaare Geist Natur Geschichte Naturwissenschaft Verstehen Erklaren Wahrend die Naturwissenschaft versuchte die Natur aufgrund ewiger Gesetze zu erklaren sah man es als Aufgabe einer historisch ausgerichteten Geisteswissenschaft das Geistesleben vergangener Volker in ihrer Einmaligkeit zu verstehen Zu Mitte und Ende des 19 Jahrhunderts orientieren sich ausserdem viele Autoren an der kantischen Erkenntnistheorie und v a am sogenannten Psychologismus So definiert etwa Wilhelm Wundt dass die Geisteswissenschaften ansetzen wo der Mensch als wollendes und denkendes Subject ein wesentlicher Faktor der Erscheinungen ist 9 Theodor Lipps definierte bezogen auf das Individuum die Geisteswissenschaft als Wissenschaft der inneren Erfahrung Er hielt die individuelle innere Erfahrung fur den grundlegenden Massstab von Erkenntnistheorie Logik Psychologie und Wahrnehmung 10 Ahnlich die Sudwestdeutsche Schule des Neukantianismus Wilhelm Windelband Heinrich Rickert Im Sinne von Psychologismus und historischer Schule wird hier postuliert Geisteswissenschaften sind ideographisch nicht nomothetisch Windelband sie sind individualisierend und wertbezogen nicht generalisierend H Rickert 11 auf historische Einmaligkeiten und nicht nur auf Gesetzmassigkeiten gerichtet 12 Rickert nennt die Geisteswissenschaften da er sie auf Kulturwerte bezieht auch Kulturwissenschaften Auch Max Weber und Ernst Troeltsch stehen dieser Wertphilosophie nahe 13 Die Marburger Schule Hermann Cohen u a dagegen sieht die Logik der Geisteswissenschaften in der Rechtswissenschaft 14 Um 1900 ist dann der lebensphilosophische Geistbegriff u a Diltheys weithin pragend so etwa bei Philosophen und Padagogen wie Nicolai Hartmann Otto Friedrich Bollnow Eduard Spranger Theodor Litt Herman Nohl Georg Misch Hans Freyer und Erich Rothacker 2 Im Gefolge des Linkshegelianismus wird die nach Hegel und der Lebensphilosophie ubliche Rede von Geisteswissenschaften Mitte des 20 Jahrhunderts im marxistischen Sprachgebrauch weitgehend ersetzt durch Sozialwissenschaften oder Gesellschaftswissenschaften 2 Der Begriff umfasst im deutschen Sprachgebrauch samtliche Wissenschaften die nicht Naturwissenschaften sind mit Ausnahme der Mathematik also alle die in der theologischen juristischen und philosophischen d i philologisch historischen Fakultat gepflegt werden 15 Auch wenn in den Geisteswissenschaften heute noch davon ausgegangen wird dass sich kulturelle Bedeutungszusammenhange Sinnstrukturen Verstehens und Wahrnehmungsweisen nicht allein im Rahmen einer naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise behandeln lassen so ist die starke Opposition zwischen den Disziplinen inzwischen verschwunden und es wird versucht durch interdisziplinare Ansatze beide Zugangsweisen zu kombinieren Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften stehen heute zueinander wie Regent und Regierung in einer konstitutionellen Monarchie 16 Gesellschaftlicher Hintergrund Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Uber diese erkenntnistheoretischen Erorterungen hinaus fuhrten jedoch auch politische und soziale Absichten zu solchen Schlussen Die Nutzlichkeit technischer Neuerungen tauschte nach der Julirevolution von 1830 und der Marzrevolution von 1848 uber den gescheiterten gesellschaftlichen Konsens hinweg Die aufstrebenden Natur und Ingenieurwissenschaften stutzten mindestens vordergrundig die restaurative Macht des Spatabsolutismus Hermeneutik hat dagegen mit einem stets neu zu findenden und zu erhaltenden Konsens von Beobachtern zu tun und entzieht sich der empirischen Nachweisbarkeit in Spurensicherung oder Experiment die mit Erfolg gegen altere wissenschaftliche Methoden ausgespielt wurden Um dem gewachsenen Anspruch auf Wertfreiheit und Objektivitat zu genugen musste sich allerdings auch die Hermeneutik vermehrt der Spurensicherung bedienen Dieses Konzept einer Wissenschaft erschien Dilthey verteidigenswert Der Aufschwung der Naturwissenschaften seit Anfang des 19 Jahrhunderts war einhergegangen mit der Herausbildung neuartiger Disziplinen im Rahmen der alten Philosophischen Fakultat die sich durch rigorose Methodik auszeichneten 17 die alte Einheit war unwiederbringlich verloren Damit war ein Grossteil der alten Facher in Frage gestellt Das Konzept der Geisteswissenschaften half diesen sich zu behaupten und zu modernisieren So haben sich die alten Fakultatswissenschaften Theologie und Rechtswissenschaft erfolgreich als Geisteswissenschaften neu definiert Eine ahnliche und parallel laufende Unterscheidung ist die zwischen nomothetischen regelsetzenden und idiographischen beschreibenden Wissenschaften die manchmal dazu dient die Sozialwissenschaften als nomothetisch abzugrenzen Sie geht auf Wilhelm Windelband zuruck Ein weiterer wichtiger Faktor fur die Entstehung der Geisteswissenschaften war das Verhaltnis zwischen Universitat und Staat Im 19 Jahrhundert hatten sich die burgerlichen Gelehrten Kunstler und Literaten einen Geistesadel und eine Hochkultur geschaffen und diesen Geist galt es nicht zuletzt gegenuber der fuhrenden Oberschicht zu behaupten Der Adel dagegen benotigte keine Reputation durch kunstlerische oder wissenschaftliche Betatigung Er zog sich zuruck und tendierte eher zur popularen Unterhaltung Ob eine Geschichtlichkeit von Seelenvorgangen Dilthey etwas Kollektives sein kann war nicht zuletzt eine politische Haltung Georg Friedrich Hegel betrachtete den Geist als etwas Uberindividuelles nicht bloss Subjektives Dies traf in einer Zeit der fehlenden staatlichen Einheit und der missgluckten Emanzipation des Burgertums von partikularisierenden Interessen des Adels auf breite Zustimmung Mehr als in anderen Sprachgebieten ist im deutschen das Wollen und Handeln Wirken eines gemeinschaftlichen Geistes behauptet worden Aus dieser Tradition heraus entstanden Allgemeinbegriffe wie Zeitgeist Geist einer Nation Geist einer Epoche Max Weber sprach von einem Geist des Kapitalismus Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus 1904 05 Dieser Begriff des Geistes der Institutionen Strukturen und Erklarungsmuster zu etwas von sich aus Lebendigem macht blieb nicht unumstritten So gab es immer den Vorwurf dass die traditionellen Autoritaten de facto durch technische und burokratische Apparate ersetzt worden seien die die Willensfreiheit zum Sachzwang machten Eine ahnliche Ansicht hat Friedrich Kittler mit seiner Forderung einer Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften 18 vertreten In der interdisziplinar angelegten Aktion Ritterbusch wurden Geisteswissenschaften in die volkische Ideologie des Nationalsozialismus und die Verherrlichung des Krieges eingebunden Als Gegenbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine starke Individualisierung Die wissenschaftliche Wurdigung grosser Personlichkeiten und ihrer Werke blendete mitunter ihre geschichtlichen Bedingtheiten aus In der Literaturwissenschaft wurde die werkimmanente Interpretation ublich Der Titel der 1959 erschienenen These der Zwei Kulturen von C P Snow wurde zum Schlagwort Geisteswissenschaften englisch humanities und Naturwissenschaften trennen unvereinbare Wissenschaftskulturen die sich derart diametral gegenuberstehen dass eine Kommunikation unmoglich scheint 19 Als Reaktion auf diese stark rezipierte Studie erschien im Jahr 1995 John Brockmans Die dritte Kultur als Vision einer Vermittlung zwischen den Wissenschaften 20 Aktuelle Bestimmung der Geisteswissenschaften BearbeitenWissenschaftsgliederung Bearbeiten Wie die Begriffsgeschichte illustriert hat der Ausdruck Geisteswissenschaft eine wechselhafte Verwendung erfahren Bis in die Gegenwart hat die Vielfalt unterschiedlicher Einzelwissenschaften weiter zugenommen wobei unterschiedliche institutionelle Systematiken entstanden etwa was die unterschiedliche verwaltungsmassige Zusammenlegung zu universitaren Fachbereichen und Fakultaten betrifft Unter die verschiedenen heute gebrauchten Sammelbegriffe zahlen beispielsweise neben Geisteswissenschaften Bezeichnungen wie Sozialwissenschaften Naturwissenschaften Humanwissenschaften Wissenschaften die irgendeinen Aspekt der Menschen zum Untersuchungsgegenstand haben wie neben Geistes und Sozialwissenschaften Humanbiologie Medizin u a Kulturwissenschaften Lebenswissenschaften usw Auch hier besteht im Detail und in Grenzfallen v a was neuere interdisziplinare Facher und Studiengange betrifft kein Konsens uber Begriffsbestimmung oder Begriffsumfang also insbesondere daruber welche faktischen Studiengange aus welchen kriteriologischen Grunden unter welchen dieser Sammelbegriffe gehoren Der Theologe Arno Anzenbacher schlug 1981 beispielsweise folgende Wissenschaftsgliederung vor 21 Realwissenschaften Naturwissenschaften u a Physik Chemie Astronomie Biologie Kulturwissenschaften u a Geisteswissenschaften u a Geschichtswissenschaften Kunstgeschichte Musikwissenschaft Literaturwissenschaften Religionswissenschaften Sprachwissenschaften Sozialwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften Formalwissenschaften u a formale Logik Mathematik StrukturwissenschaftenZahlreiche Theoretiker sowie eine Vielzahl der Institute rechnen weder die Sozial und Wirtschaftswissenschaften noch die Humanwissenschaften im engeren Sinne zu den Geisteswissenschaften Aufgabe der Geisteswissenschaften Bearbeiten Odo Marquard vertrat 1986 die These es sei die Aufgabe der Geisteswissenschaften bei fortlaufender Umwalzung und Modernisierung der Lebensverhaltnisse in der technisch zivilisatorischen Gesellschaft ein Asyl fur Kultur und Tradition zu bieten und so die Modernisierung ertraglich zu machen Die Geisteswissenschaften helfen den Traditionen damit die Menschen die Modernisierung aushalten konnen sie sind nicht modernisierungsfeindlich sondern als Kompensation der Modernisierungsschaden gerade modernisierungsermoglichend Dafur brauchen sie die Kunst der Wiedervertrautmachung fremd gewordener Herkunftswelten 22 Prominente Wissenschaftler wie Wolfgang Fruhwald Hans Robert Jauss und Reinhart Koselleck forderten Anfang der 1990er Jahre eine verstarkte Umorientierung der Geisteswissenschaften hin zu Kulturwissenschaften In ihrer Denkschrift Geisteswissenschaften heute als Ergebnis eines Forschungsprojektes des Wissenschaftsrates und der Westdeutschen Rektorenkonferenz bestimmen sie 1991 die Aufgabe und Zukunft der Geisteswissenschaften wie folgt Die Geisteswissenschaften sind der Ort an dem sich moderne Gesellschaften ein Wissen von sich selbst in Wissenschaftsform verschaffen es ist ihre Aufgabe dies in der Weise zu tun dass ihre Optik auf das kulturelle Ganze auf Kultur als Inbegriff aller menschlichen Arbeit und Lebensformen auf die kulturelle Form der Welt geht die Naturwissenschaften und sie selbst eingeschlossen 23 Auf die Frage nach der Zukunft der Geisteswissenschaften in einer zunehmend technisierten Umwelt antwortete Norbert Schneider seinerzeit 2009 Vorsteher des von der Schliessung bedrohten Instituts fur Kunstgeschichte der Universitat Karlsruhe Jedenfalls gab und gibt es eine grosse Fraktion innerhalb der technischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen die die eminent wichtige Funktion der Geisteswissenschaften ubersieht die zu grossen Teilen das historisch kulturelle Erbe bewahren auch das von technisch naturwissenschaftlichen Errungenschaften z B in der Wissenschaftsgeschichte an der unter anderem auch die Kunstgeschichte massgeblich beteiligt ist Daruber hinaus halten die Geisteswissenschaften institutionell auch eine Reflexion uber die Selbstverstandigung der Gesellschaft lebendig in Gang die uber reines Effizienzdenken hinausgeht 24 Kritik BearbeitenHans Albert hat den methodologischen Autonomieanspruch der Geisteswissenschaft als solchen kritisiert Er vertritt demgegenuber die Ansicht dass es fur Wissenschaft grundsatzlich gesehen nur eine einheitliche Methode gebe 25 Damit leugne er nicht dass das Sinn Verstehen eine fur die Geisteswissenschaften spezifische Funktion habe nur sei dies seiner Meinung nach keine methodologische sondern eine der Rolle der Wahrnehmung in den Naturwissenschaften vergleichbare Funktion ein Sonderfall der Wahrnehmung 26 Literatur BearbeitenUberblicksdarstellungen Bearbeiten Wilhelm Dilthey Einleitung in die Geisteswissenschaften Erstausgabe 1883 Stuttgart 1922 Text bei Zeno org Wilhelm Dilthey Manfred Riedel Hrsg Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften Suhrkamp Frankfurt am Main 1970 ISBN 3 518 27954 8 Carl Friedrich Gethmann u a Manifest Geisteswissenschaft der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Jorg Schreiter Hermeneutik Wahrheit und Verstehen Darstellung und Texte Studien zur spatburgerlichen Ideologie Akademieverlag Berlin 1988 ISBN 3 05 000664 1 Gunter Scholz Zwischen Wissenschaftsanspruch und Orientierungsbedurfnis Zu Grundlage und Wandel der Geisteswissenschaften Suhrkamp Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 518 28566 1 Bernward Grunewald Geist Kultur Gesellschaft Versuch einer Prinzipientheorie der Geisteswissenschaften auf transzendentalphilosophischer Grundlage Duncker amp Humblot Berlin 2009 ISBN 978 3 428 13160 0 Julian Hamann Die Bildung der Geisteswissenschaften Zur Genese einer sozialen Konstruktion zwischen Diskurs und Feld UVK Konstanz 2014 ISBN 978 3 86764 523 2 Steffen Martus Carlos Spoerhase Geistesarbeit Eine Praxeologie der Geisteswissenschaften Suhrkamp Berlin 2022 ISBN 978 3 518 29979 1 Reformdebatte Bearbeiten Ulrich Arnswald Hrsg Die Zukunft der Geisteswissenschaften Manutius Heidelberg 2005 ISBN 3 934877 33 8 Jorg Dieter Gauger Gunther Ruther Hrsg Warum die Geisteswissenschaften Zukunft haben Ein Beitrag zum Wissenschaftsjahr 2007 Herder Freiburg 2007 ISBN 978 3 451 29822 6 Ludger Heidbrink Harald Welzer Hrsg Ende der Bescheidenheit Zur Verbesserung der Geistes und Kulturwissenschaften C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 55954 9 Klaus W Hempfer Philipp Antony Hrsg Zur Situation der Geisteswissenschaften in Forschung und Lehre Eine Bestandsaufnahme aus der universitaren Praxis Franz Steiner Verlag Stuttgart 2009 ISBN 978 3 515 09379 8 Rezension Hans Joas Jorg Noller Hrsg Geisteswissenschaft was bleibt Zwischen Theorie Tradition und Transformation Geist und Geisteswissenschaft Bd 5 Alber Freiburg Munchen 2019 ISBN 978 3 495 49068 6 Florian Keisinger Hrsg Wozu Geisteswissenschaften Kontroverse Argumente fur eine uberfallige Debatte Campus Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 593 37336 X Bernadette Malinowski Hrsg Im Gesprach Probleme und Perspektiven der Geisteswissenschaften Schriften der Philosophischen Fakultaten der Universitat Augsburg Nummer 72 Sprach und literaturwissenschaftliche Reihe Vogel Munchen 2006 ISBN 3 89650 221 2 Weitere Einzelaspekte Bearbeiten Frank Rutger Hausmann Hrsg Die Rolle der Geisteswissenschaften im Dritten Reich 1933 1945 Schriften des Historischen Kollegs Band 53 Oldenbourg Munchen 2002 ISBN 3 486 56639 3 Till R Kuhnle Plaidoyer pour les intellectuels Eine Polemik in Sachen Geisteswissenschaften In Grenzgange Beitrage zu einer modernen Romanistik Nummer 18 Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2002 S 138 146 Walfried Linden Alfred Fleissner Hrsg Geist Seele und Gehirn Entwurf eines gemeinsamen Menschenbildes von Neurobiologen und Geisteswissenschaftlern Lit Munster 2004 ISBN 3 8258 7973 9 Dieter Teichert Vom Nutzen und Nachteil der Geisteswissenschaften In G Wolters M Carrier Hrsg Homo sapiens und Homo faber Epistemische und technische Rationalitat in Antike und Gegenwart FS J Mittelstrass De Gruyter Berlin New York 2005 405 420 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Geisteswissenschaft Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Geisteswissenschaft im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Volkswagenstiftung Initiative pro Geisteswissenschaften beendet Wissenschaftsrat Empfehlungen zur Entwicklung und Forderung der Geisteswissenschaften 2006 PDF 1 20 MB Jahr der Geisteswissenschaften 2007 Martin Hartwig Vernachlassigt Veraltet Verkannt Die Bedeutung der Geisteswissenschaften Deutschlandfunk Auch als Horbeitrag rechts auf der Seite abrufbar Jurgen Mittelstrass Wissenschaftlich Spitze zum Jahr der Geisteswissenschaften Interview von Konstantin Sakkas Der Tagesspiegel 26 Januar 2007Einzelnachweise Bearbeiten Vgl die Liste der Disziplinen im Lexikon der Geisteswissenschaften Memento vom 4 November 2012 im Internet Archive PDF 1 3 MB a b c d A Diemer Geisteswissenschaften In HWPh Band 3 S 211 a b nach A Diemer Geisteswissenschaften In HWPh Band 3 S 211 Oeuvres de J Bentham 1829 Band 3 311 hier n Rudolf Eisler Geisteswissenschaften In Worterbuch der philosophischen Begriffe Band 1 S 368 Essai sur la philosophie des sciences 1834 n Eisler l c Vgl den digitalisierten Volltext von System 6 3 bei Zeno org online Vgl A Diemer Geisteswissenschaften In HWPh Band 3 S 211 Hans Georg Gadamer Geisteswissenschaften In RGG 3 Auflage Band 2 S 1304 HWPh Band 3 S 212 Logik Band 2 18 n Eisler Vgl Theodor Lipps Grundtatsachen des Seelenlebens Bonn 1883 S 3 Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung 1896 RGG 3 Band 2 1304 RGG 3 Band 2 1307 Gadamer RGG 3 Band 2 1306 Gadamer RGG 3 Band 2 1304 Klaus Sochatzy Adnotationen Gegenrede gegen Reden und Gerede Aphorismen Rita G Fischer Verlag Frankfurt a M 1979 ISBN 3 88323 100 2 S 78 Rudolf Stichweh Zur Entstehung des modernen Systems wissenschaftlicher Disziplinen Physik in Deutschland 1740 1890 Suhrkamp Frankfurt am Main 1984 Friedrich Kittler Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften Programme des Poststrukturalismus Schoningh Paderborn 1980 ISBN 3 506 99293 7 Charles Percy Snow Die zwei Kulturen 1959 In Helmut Kreuzer Hrsg Die zwei Kulturen Munchen 1987 John Brockman Die dritte Kultur Das Weltbild der modernen Naturwissenschaft Munchen 1996 ISBN 3 442 72035 4 nach Arno Anzenbacher Einfuhrung in die Philosophie Herder Wien u a 1981 S 22 Odo Marquart Uber die Unvermeidlichkeit der Geisteswissenschaften In Ders Apologie des Zufalligen Philosophische Studien Stuttgart 1986 S 105 Wolfgang Fruhwald Hans Robert Jauss Reinhart Koselleck Jurgen Mittelstrass Burkhart Steinwachs Geisteswissenschaften heute Frankfurt am Main 1991 S 51f Norbert Schneider zitiert nach Ka mpus Hans Albert Theorie Verstehen und Geschichte Zur Kritik des methodologischen Autonomieanspruchs in den sogenannten Geisteswissenschaften In Zeitschrift fur allgemeine Wissenschaftstheorie 1 1970 Hans Albert Kritik der reinen Hermeneutik Der Antirealismus und das Problem des Verstehens J C B Mohr Tubingen 1994 S 103 Normdaten Sachbegriff GND 4019838 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geisteswissenschaft amp oldid 233731294