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Dieser Artikel behandelt den sozialwissenschaftlichen Begriff Zu weiteren Bedeutungen siehe Nation Begriffsklarung Nation um 1400 ins Deutsche ubernommen von lateinisch natio Volk Sippschaft Herkunft oder Geburt ursprunglich fur eine Geburtsgemeinschaft 1 abgeleitet vom Verb nasci geboren werden 2 bezeichnet grossere Gruppen oder Kollektive von Menschen denen gemeinsame Merkmale wie Sprache Tradition Sitten Brauche oder Abstammung zugeschrieben werden Diese Begriffsdefinition ist jedoch empirisch inadaquat da zum Beispiel nach Ansicht von Eric Hobsbawm keine Nation diese Definition vollumfanglich erfullt 3 Daneben wird die Bezeichnung auch allgemeinsprachlich als Synonym fur die Bezeichnungen Staatswesen und Volk gebraucht von denen Nation in der wissenschaftlichen Darstellung getrennt wird Die zugeschriebenen kulturellen Eigenschaften konnen dabei als der Nationalcharakter eines Volkes oder einer Volksgemeinschaft dargestellt werden Der Begriff Nation erweist sich als ein Konstrukt das wirksam wird indem Menschen sich handelnd auf ihn beziehen 4 In der vorburgerlichen Zeit wurden an den ersten Universitaten die Studenten aus bestimmten europaischen Regionen als jeweilige Nation nationes kategorisiert z B bayerische Nation Die staatsbezogene Nationsentwicklung bei der die eigentlich verschiedenen Begriffe Staat und Nation miteinander verbunden bzw gleichgesetzt wurden geschah zu Beginn des burgerlichen Zeitalters und der Moderne Vor diesem Hintergrund ist zwischen Staat Nation Kulturnation und Nationalstaat zu unterscheiden Nur in einem Nationalstaat fallt das Staatsgebilde mit dem Begriff der Nation zusammen 5 Der Nationsbegriff hat Bedeutung fur den volkerrechtlichen und den politischen Bereich Inhaltsverzeichnis 1 Naheres 2 Begriffsgeschichte 3 Sozialwissenschaftlicher Begriff 4 Politikwissenschaftlicher Begriff 4 1 Kulturnation und Staatsnation 4 1 1 Kulturnation 4 1 2 Staatsnation 4 2 Volksnation Kulturnation Staatsnation Klassennation 4 3 Nation als Religionsersatz und Nationsbildung durch Religionen 5 Staatsphilosophischer Begriff 6 Volkerrechtlicher Begriff 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseNaheres BearbeitenFur politische Kollektive die sich wie in der Franzosischen Revolution 1789 1799 in der Nationalversammlung zu einer Nation als Staat mit einer Verfassung konstituieren bestehen Begriffe wie Willensnation oder Staatsnation Staat und Nation werden hier synonym verwendet Statt ethnischer Konstruktionen dienen hier vor allem gemeinsame Ideale wie Freiheit Gleichheit Bruderlichkeit als Grundlage die das Gemeinwesen der Nation willentlich zusammenhalt In diesem Zusammenhang wurde auch postuliert dass territoriale oder sonstige partikulare Gruppenbindungen abgestreift werden mussten um die Schaffung einer gemeinsamen Nation zu ermoglichen Die Zugehorigkeit zur Nation wurde hier haufig an ein Emanzipationsversprechen und einen Zwang zur Assimilation geknupft Als Willensnation mit einem heterogenen Staatsvolk gilt insbesondere die Schweizerische Eidgenossenschaft die aus deutsch franzosisch italienisch und ratoromanischsprachigen Bevolkerungsgruppen besteht Eine ethnische Nation oder Kulturnation bildet dagegen nicht zwingend ein einheitliches Staatsvolk da auch ein uberstaatlicher Kulturraum wie beispielsweise der arabische Sprach und Kulturraum als nationaler Identifikationshorizont dienen kann Menschen die eine ethnische Nation bilden werden auch im ethnologischen Sinn als Volk angesprochen Dies kann neben den Ethnien oder Nationalitaten von Vielvolkerstaaten auch fur ethnische Minderheiten innerhalb von Nationalstaaten zutreffen beispielsweise die Tschuktschen innerhalb Russlands Die soziale Konstruktion der Nation zeigt sich an einer Reihe von Widerspruchen Beispielsweise kann die Sprache nicht immer als nationales Definitionsmerkmal herangezogen werden So bilden z B die deutschsprachigen Lander keine gemeinsame Nation Auch Staaten wie Brasilien und Portugal sind trotz kultureller Zugehorigkeit zur Lusophonie keine gemeinsame Nation weil sie unterschiedliche Staatsbildungsprozesse Nationenbildung Staatenbildung erlebt haben Begriffsgeschichte BearbeitenNatio bezeichnete im Lateinischen ursprunglich eine Gemeinschaft von Menschen gleicher Herkunft daran anschliessend eine durch gemeinsame Sprache Sitten und Brauche kenntliche Gemeinschaft und zwar im romischen Sprachgebrauch zunachst als Fremdbezeichnung fur ein fremdartiges eingewandertes Volk das mit der einheimischen Bevolkerung lebt Mit dem Ius gentium wurde fur den Umgang mit Menschen die nicht das romische Burgerrecht besassen eine eigene Rechtsgrundlage geschaffen Anknupfend an den romischen Sprachgebrauch sind im christlichen Latein die nationes oder gentes in erster Linie die nichtjudischen Heidenvolker als Anhanger heidnischer Kulte oder als bekehrungswillige Heiden die mit den judischen Christen das Evangelium annehmen und mit ihnen die Gemeinschaft der Kirche bilden An der mittelalterlichen Universitat mussten sich die Studenten nach ihren Herkunftslandern in Nationes mit eigenen Statuten und Prokuratoren einschreiben Diese Universitatsnationen meist gab es davon vier wurden nach den wichtigsten Herkunftsgebieten der ortlichen Studenten benannt An der Pariser Universitat wurden die nationes gallicorum normannorum picardorum und anglicorum unterschieden wobei zur gallischen auch die Italiener Spanier Griechen und Orientalen zahlten und zur englischen auch die Deutschen und ihre nordlichen und ostlichen Nachbarvolker An der Prager Universitat gehorten zur polnischen Nation neben den Studenten aus dem Konigreich Polen auch die Studenten der ostlichen Reichsteile zur bohmischen auch Ungarn und Sudslawen zur bairischen ausser den Bajuwaren die Schwaben Franken Hessen Rheinlander und Westfalen sowie zur sachsischen die Norddeutschen Danen Schweden und Finnen Als Selbstbezeichnung fur ein Volk mit politisch staatlicher Einheit und einer durch gemeinsame Vorfahren und Geschichte begrundeten Eigenart gewinnt der Begriff nation im Franzosischen seit dem 16 Jahrhundert an Bedeutung die sich im 18 Jahrhundert dann mit der Franzosischen Revolution unter Betonung der Gesamtheit und Souveranitat des Staatsvolkes gegenuber standischen und partikularen Anspruchen auf staatliche Hoheit auch in den ubrigen europaischen Sprachen verbreitet Infolge der Revolution und wachsender Bevolkerungszahlen entfaltete die Idee der Nation als ein Gesamtstaat eine hohe Dynamik die anfangs gegen autokratischen Feudalismus wirtschaftlich und politisch einengende Kleinstaaterei und landsmannschaftliches Denken deutsche Furstenstaaten beziehungsweise deutscher Sprach und Kulturraum oder aber gegen imperiale fremde Herrschaft Vielvolkerstaaten Russland Osterreich Ungarn gerichtet war Johann Christoph Adelung beschreibt in seinem Standardwerk Grammatisch kritisches Worterbuch der Hochdeutschen Mundart am Ende des 18 Jahrhunderts den Begriff Nation als die eingebornen Einwohner eines Landes so fern sie einen gemeinschaftlichen Ursprung haben und eine gemeinschaftliche Sprache reden sie mogen ubrigens einen einzigen Staat ausmachen oder in mehrere vertheilet seyn Auch besondere Zweige einer solchen Nation d i einerley Mundart redende Einwohner einer Provinz werden zuweilen Nationen genannt in welchem Verstande es auf den alten Universitaten wo die Glieder nach Nationen vertheilet sind ublich ist Ehe dieses Wort aus dem Lateinischen entlehnet wurde gebrauchte man Volk fur Nation in welchem Verstande es auch noch von alten Nationen ublich ist Wegen der Vieldeutigkeit dieses Wortes aber hat man es in dieser Bedeutung grossen Theils verlassen und Volkerschaft fur Nation einzufuhren gesucht welches Wort auch bereits Beyfall gefunden Fur das Deutsche Worterbuch der Bruder Grimm ist die Nation das eingeborne volk eines landes einer groszen staatsgesamtheit Der Begriff ist demnach seit dem 16 Jahrh aus dem franz nation ital nazione vom lat natio in die deutsche Sprache aufgenommen worden Ahnlich sind die Begriffsbestimmungen in der etwa zeitgleich entstandenen Oeconomischen Encyclopadie von Johann Georg Krunitz und sehr viel umfangreicher in dem in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts entstandenen Meyers Konversations Lexikon In seiner beruhmten Rede von 1882 Qu est ce qu une nation benannte Ernest Renan Vergangenheit Gegenwart und Zukunft als die Faktoren die das principe spirituel der Nation konstituieren Ein Volk bilde eine Nation nicht wegen einer gemeinsamen Rasse Sprache oder Religion nicht wegen gemeinsamer Interessen oder wegen der Geographie sondern vielmehr aufgrund gemeinsamer Erinnerungen an die Vergangenheit sowie aufgrund des Wunsches gegenwartig und kunftig zusammenzuleben Insofern sei die Nation ein tagliches Plebiszit 6 Sozialwissenschaftlicher Begriff BearbeitenIm sozialwissenschaftlichen Kontext wird der Begriff auf sehr unterschiedliche Weise verwendet so z B als gewollte Gesellschaft von Ferdinand Tonnies als vorgestellte Gemeinschaft vgl Benedict Anderson als auf primordialen Bindungen beruhende Gruppe vgl Clifford Geertz als Kollektiv Klaus P Hansen ferner als historisch kontingentes Konzept vgl Rogers Brubaker oder auch als Kombination vorstehender Begriffe vgl Anthony D Smith Der Historiker Otto Dann definiert Nation als eine Gesellschaft die eine politische Willensgemeinschaft bilde Sie wurzele in einer gemeinsamen historischen Erfahrung und verstehe sich als Solidargemeinschaft Alle Mitglieder einer Nation seien rechtlich gleichgestellt und teilten einen Grundkonsens uber die gemeinsame politische Kultur Als Substrat liege jeder Nation ein bestimmtes Territorium zugrunde das sogenannte Vaterland Hauptziel jeder Nation sei der Nationalstaat in dem sie eigenverantwortlich die Lebensverhaltnisse ihrer Burger gestalten konne Souveranitat 7 Politikwissenschaftlicher Begriff BearbeitenFur einen politischen Zusammenschluss von Menschen die keiner gemeinsamen Abstammungs Kultur oder Sprachgemeinschaft angehoren ware grundsatzlich auch ein Staat denkbar der sich nicht auf die nationale Zusammengehorigkeit seines Staatsvolks beruft Trotzdem wird auch hier in den meisten Fallen zusatzlich eine Zusammengehorigkeit als Nation postuliert Damit soll der einheitsstiftende Charakter eines geeinten politisch souveran organisierten und geordneten Staatswesens als soziopsychologisch pragender Lebens und Wohnraum seiner Burger hervorgehoben werden In klassischen Vielvolkerstaaten in denen definitionsgemass verschiedene Nationalitaten ihre Heimat haben entstehen in diesem Kontext oftmals spannungsreiche Gegensatze unterschiedlicher und teils konkurrierender nationaler Identitaten um deren einvernehmliche Aufhebung man sich mit unterschiedlichen Losungsstrategien Teilautonomie Paritatsmodelle u A bemuht In Frankreich einem zentralistischen Staat versucht man unter dem Sinnbild der Grande Nation die Stande aber auch die autonomen Bestrebungen der Regionen der Dynasten und ethnischen Volksgruppen wie z B der Bretonen Korsen Basken und Elsasser in den franzosischen Staat zu integrieren teilweise wurde versucht deren Muttersprachen durch die franzosische Staatssprache zu ersetzen Heute tritt deren Pflege wieder sehr hervor Im Gegensatz dazu steht beispielsweise der Mehrvolkerstaat Schweiz die sich als sogenannte Willensnation versteht und deren Bewohner sich verschiedenen Sprachgemeinschaften zuordnen die Schweiz besteht aus deutsch franzosisch italienisch und ratoromanischsprachigen Gemeinden Einwanderungslandern wie Kanada USA oder Argentinien fehlen etliche typische Merkmale der historisch sehr viel alteren europaischen Nationen trotzdem nehmen sie diesen Begriff sehr dezidiert fur sich in Anspruch Die Indianer des nordamerikanischen Kontinents sehen sich zunehmend staatsunabhangigen indianischen Nationen zugehorig 8 Kulturnation und Staatsnation Bearbeiten An der Gegenuberstellung der Ideengeschichte Deutschlands und Frankreichs des 19 Jahrhunderts entwickelte Friedrich Meinecke die Klassifizierung von mitteleuropaischer Kulturnation und westeuropaischer Staatsnation 9 Kulturnation Bearbeiten Hauptartikel Kulturnation Die Kulturnation ist ein sehr nachhaltiges Konzept der Nation da sie den Sprach und Kulturraum Sprache und Tradition eines Volkes beschreibt Nation ist dann die durch die Geschichte bewahrte Einheit in Sprache Kultur und Traditionen siehe Volksbegriff Sie lasst sich nicht durch territoriale Grenzen definieren sondern verbindet sich beispielsweise mit Nationaldenkmalern Nationalhelden einer Nationalhymne und einer Nationalallegorie als Identifikationsangeboten Die Einheit der nationalen Sprache wird meist durch eine Nationalliteratur gepragt Nation wird dann eher ethnisch homogen als Volk aber auch als Stamm Stammesvolk fruher Volkerstamm verstanden vgl dazu Tribalismus Reservation Diese Definition der Nation geht oft von der gemeinsamen Abstammung der Angehorigen der Nation und einer daraus resultierenden Kultur und Spracheinheit aus Das Bestreben nach ethnisch homogenen Nationalstaaten fuhrte im 20 Jahrhundert zu sogenannten ethnischen Sauberungen Staatsnation Bearbeiten Die Staatsnation oder auch Staatsburgernation ist eine Nation die auf dem Willen der Staatsburger beruht Sie wird historisch beispielhaft als in Grossbritannien Frankreich und vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika verwirklicht gesehen Es sind die gemeinsamen politischen Werte zu denen sich alle Burger verpflichtet fuhlen die eine Nation begrunden So wird die Staatsnation zu einem taglichen Plebiszit Ernest Renan 10 Volksnation Kulturnation Staatsnation Klassennation Bearbeiten Der Soziologe M Rainer Lepsius unterscheidet in seiner 1982 vorgelegten Typologie der Struktureigenschaften und Funktionsbedeutungen der jeweiligen Vorstellung von Nation vier Typen Die Volksnation die sich als ethnische Abstammungsgemeinschaft imaginiert die Kulturnation im Anschluss an Meinecke die Staatsburgernation die sich wie zum Beispiel die Vereinigten Staaten uber die individuellen staatsburgerlichen Gleichheitsrechte und die demokratischen Verfahren der Herrschaftslegitimation definiert sowie schliesslich die Klassennation in der die Zugehorigkeit zur marxistisch verstandenen sozialen Klasse ausschlaggebend fur die Zugehorigkeit zur nationalen Gemeinschaft ist Als Beispiel fur letzteres nennt er die DDR 11 Nach dem Historiker Vito Gironda liegt der Unterschied zwischen den Konzepten Volksnation und Staatsburgernation im Umgang mit Einwanderern und nationalen Minderheiten In einer Volksnation werde deren Integration bzw sogar Assimilation in eine definierte kulturelle Gemeinschaft vorausgesetzt In einer Staatsburgernation dagegen bestehe die Moglichkeit fur alle sich in diese kulturelle Gemeinschaft und ihr Wertesystem zu integrieren 12 Nation als Religionsersatz und Nationsbildung durch Religionen Bearbeiten Die Anhanglichkeit an die Nation dient mitunter als Religionsersatz Nationalismus Es gibt eine Art Kult der Nation Die Nation wird als etwas Heiliges betrachtet fur das man Opfer bis hin zum Martyrium erbringt Auf der anderen Seite dient vielen Nationen ihre Religion oder Konfession als Definitionsmerkmal Religionsstaat Staatsreligion 13 Staatsphilosophischer Begriff BearbeitenJohann Gottlieb Fichte wird die essentialistische Definition zugeschrieben nach der Nation uberzeitlich existent sei und lediglich noch der Artikulation bedurfe Fichte sieht demnach die Nation als eine von Gott geschaffene in alle Ewigkeit und unabhangig von der Geschichte bestehende ontologische Einheit An essentialistische Vorstellungen von Volk und Nation knupft auch Carl Schmitt an Dieser nahm eine Krise des Nationalstaats an zu deren Uberwindung er 1939 ein von Volkern und Volksgruppen ausgehendes Konzept eines Grossraums entwickelte das auf der Reichsidee und einem Interventionsverbot raumfremder Machte basieren sollte 14 Die Jakobiner vertraten in der Franzosischen Revolution eine Vorstellung von Nation die in der Nation eine Einheit sieht die als Staatsnation politisch gebildet werden muss Nation ist demnach die Willensgemeinschaft derer die die Werte der Verfassung verteidigen Diese Tradition blieb in Frankreich wirkmachtig Der Philosoph Anton Leist definiert Nation als ein soziales Kollektiv das erzeugt wird basierend auf ethnischen kulturellen historischen geographischen und politischen Uberzeugungen durch die wechselseitige Zuschreibung nationaler Zugehorigkeit unter ihren Mitgliedern das eine offentliche Kultur teilt und das den Willen hat sich in einem Staat zu organisieren 15 Volkerrechtlicher Begriff BearbeitenIm Volkerrecht wird auf die tatsachlichen Gemeinsamkeiten eines Volkes oder einer Volksgruppe abgestellt So haben nach Artikel 1 und 55 der Charta der Vereinten Nationen einzelne Volker ein Recht auf Selbstbestimmung und zwar unabhangig davon ob sie bereits Teil eines Staates sind Die traditionelle franzosische Position zum Volksbegriff druckte der Volkerrechtler Alphonse Rivier wie folgt aus Volk oder Nation als Subjekt des Volkerrechts ist gleichbedeutend mit Staat kein ethnographischer sondern ein juristischer und politischer Begriff 16 Nach dem Historiker Jorg Fisch lasst sich ein Zustand der Welt in dem jedes Volk einen eigenen Staat zwar nicht bilden muss aber doch bilden darf und in dem jeder Mensch dem Volk seiner Wahl angehoren kann zwar denken aber nicht verwirklichen 17 Der Historiker Peter Josika argumentiert diesbezuglich dass die politische Gemeinde als kleinste politische Einheit immer Ausgangspunkt jeglicher uberregionalen und daher auch der nationalen Selbstbestimmung sein sollte Josika verweist auf das in der Schweiz geltende Recht der Gemeindeautonomie die auf dem Prinzip der lokalen Selbstbestimmung basiert als Vorbild 18 Das Recht der Bundesrepublik Deutschland wahlt fur seine Staatsburger eine Mischform zwischen Staatsangehorigkeitsprinzip und Volkszugehorigkeitsprinzip Literatur BearbeitenBenedict Anderson Imagined Communities Reflections on the Origin and Spread of Nationalism 1983 ISBN 0 86091 329 5 dt zuerst u d T Die Erfindung der Nation Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts Campus Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 593 33926 9 Etienne Balibar Die Nation Form Geschichte und Ideologie In Etienne Balibar Immanuel Wallerstein Rasse Klasse Nation Ambivalente Identitaten Argument Hamburg Berlin 1990 ISBN 3 88619 386 1 Otto Dann Nation und Nationalismus in Deutschland 1770 1990 Munchen 1993 ISBN 3 406 34086 5 Karl W Deutsch Nationenbildung Nationalstaat Integration Dusseldorf 1972 ISBN 3 571 09087 X Imanuel Geiss Nation und Nationalismen Versuche uber ein Weltproblem 1962 2006 Bremen 2007 ISBN 978 3 934686 43 4 Ernest Gellner Nations and Nationalism Oxford 1983 dt zuerst u d T Nationalismus und Moderne Rotbuch Berlin 1991 ISBN 3 88022 358 0 Klaus P Hansen Kultur Kollektiv Nation Stutz Passau 2009 ISBN 978 3 88849 181 8 Christian Jansen Henning Borggrafe Nation Nationalitat Nationalismus Campus Frankfurt am Main 2007 Eric Hobsbawm Nationen und Nationalismus Mythos und Realitat seit 1780 deutsche Ausgabe Campus Frankfurt am Main New York 1991 uberarbeitet 2004 3 Auflage 2005 auch als Lizenzausgabe fur die Bundeszentrale fur politische Bildung ISBN 3 89331 646 9 Kurt Hubner Das Nationale Verdrangtes Unvermeidliches Erstrebenswertes Styria Graz Wien Koln 1991 ISBN 3 222 12093 5 Hans Kohn The Idea of Nationalism A Study in Its Origins and Background The Macmillan Company New York 1944 Reinhart Koselleck Fritz Gschnitzer Karl Ferdinand Werner und Bernd Schonemann Volk Nation Nationalismus Masse In Reinhart Koselleck Otto Brunner Werner Conze Hrsg Geschichtliche Grundbegriffe Bd 7 Klett Cotta Stuttgart 1972 S 141 431 Rolf Ulrich Kunze Nation und Nationalismus Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 ISBN 3 534 14746 4 Friedrich Meinecke Weltburgertum und Nationalstaat Studien zur Genesis des deutschen Nationalstaates Oldenbourg Munchen 1907 2 Auflage 1911 Michael Metzeltin Thomas Wallmann Wege zur Europaischen Identitat Individuelle nationalstaatliche und supranationale Identitatskonstrukte Frank amp Timme Berlin 2010 ISBN 978 3 86596 297 3 Hans Ulrich Wehler Nationalismus Geschichte Formen Folgen C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 44769 4 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Nation Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Danielle Buschinger Einige Bemerkungen zum Begriffsfeld Nation im Mittelalter Von der natio zur Nation In IABLIS Jahrbuch fur europaische Prozesse 2005 Thomas Riklin Worin unterscheidet sich die schweizerische Nation von der Franzosischen bzw Deutschen Nation Memento vom 3 Marz 2012 im Internet Archive 2005Einzelnachweise Bearbeiten Hans Jurgen Lusebrink L Etat Nation Staatsnation Zur fruhmodernen Genese und postmodernen Infragestellung des Nationalen In Rainer Hudemann Manfred Schmeling Hrsg Die Nation auf dem Prufstand La Nation en question Questioning the Nation Akademie Verlag Berlin 2009 S 3 Nation In Digitales Worterbuch der deutschen Sprache Abgerufen am 11 Februar 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Andreas Koenen Visionen vom Reich Das politisch theologische Erbe der Konservativen Revolution In Andreas Gobel Dirk van Laak Ingeborg Villinger Hrsg Metamorphosen des Politischen Grundfragen politischer Einheitsbildung seit den 20er Jahren Akademie Verlag Berlin 1995 ISBN 3 05 002790 8 S 53 74 Felix Blindow Carl Schmitts Reichsordnung Strategie fur einen europaischen Grossraum Akademie Verlag Berlin 1999 ISBN 3 05 003405 X beides abgerufen uber De Gruyter Online Anton Leist Nation und Patriotismus in Zeiten der Globalisierung In Christine Chwaszcza und Wolfgang Kersting Hrsg Politische Philosophie der internationalen Beziehungen Suhrkamp Frankfurt am Main 1998 ISBN 978 3 518 28965 5 S 365 408 hier S 375 Alphonse Rivier Lehrbuch des Volkerrechts 2 Aufl F Enke Verlag Stuttgart 1899 S 1 zitiert nach Bernd Roland Elsner Die Bedeutung des Volkes im Volkerrecht Unter besonderer Berucksichtigung der historischen Entwicklung und der Praxis des Selbstbestimmungsrechts der Volker Duncker amp Humblot Berlin 2000 S 58 Jorg Fisch Das Selbstbestimmungsrecht der Volker Die Domestizierung einer Illusion C H Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 59858 6 S 23 Peter Josika Ein Europa der Regionen Was die Schweiz kann kann auch Europa Memento vom 6 November 2014 im Internet Archive IL Verlag Basel 2014 ISBN 978 3 906240 10 7 Normdaten Sachbegriff GND 4041279 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nation amp oldid 232727609