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Bajuwaren auch Baiuwaren ist die ursprungliche Namensform der Baiern der Bevolkerung eines Mitte des 6 Jahrhunderts entstandenen Stammesherzogtums das den Grossteil Altbayerns Osterreichs und Sudtirols umfasste Unter der vom frankischen Konigshaus initiierten Herrschaft der Agilulfingerherzoge entwickelte sich aus einer sehr gemischten Bevolkerung das Volk der Bajuwaren Erst zu dieser Zeit wuchsen die spatromische Bevolkerung mit sehr vielfaltigen alteren Wurzeln und die zahlreichen neu dazugekommenen Elemente anderer Herkunft darunter solche aus dem hunnischen und vor allem germanischen Raum zu einem bajuwarischen Stammesvolk zusammen 2 Krieger von Kemathen Ein Kriegergrab im Altmuhltal offenbart ein Stuck bayerischer Geschichte Von besonderem Interesse sind die funf handgemachten Tongefasse unter denen die grosse schrag kannelierte Schale vom Typ Friedenhain den Krieger von Kemathen mit den Mannern aus Bohmen in Verbindung bringt Diese Volksgruppe die in spatromischer Zeit baiuvarii genannt worden waren durfte dem spater entstandenen agilolfingischen Herzogtum Bayern den Namen gegeben haben 1 Bajuwarische BugelfibelBajuwarische Gurtelschnalle aus Aubing 1 Drittel 7 Jahrhundert Schnalle mit Gesichtern Eisen mit Silbertauschierung Rekonstruiertes Bajuwarendorf der Merowingerzeit in Kirchheim Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Herkunft 3 Schreibweise 4 Die Sprache 5 Religion 6 Geschichte 6 1 Fruhgeschichte 6 2 Fruhe schriftliche Zeugnisse 6 3 Ethnogenese 6 4 Herzoge der Bajuwaren 6 5 Das Volksrecht der Bajuwaren 7 Quellen 8 Literatur 9 Weblinks 10 AnmerkungenEtymologie Bearbeiten Hauptartikel Der Name der Baiern im Artikel Bairische Dialekte Die Herkunft des Namens der Bajuwaren ist umstritten Die am weitesten verbreitete Theorie besagt er komme von dem mutmasslichen germanischen Kompositum Bajawarjōz Plural Uberliefert ist dieser Name als althochdeutsch Beiara Peigira und latinisiert Baiovarii 3 Es wird angenommen dass es sich dabei um ein Endonym handelt Hinter dem Erstglied Baio steckt das Ethnikon des zuvorbewohnenden keltischen Stammes der Boier der auch im althochdeutschen Landschaftsnamen Beheima Bohmen germanisch Bajahaimaz Heim der Boier spatlateinisch dann Boiohaemum und im onomastischen Anknupfungspunkte Baias Bainaib usw 4 erhalten ist Das Zweitglied ware bzw varii der Bewohnerbezeichnung Bajuwaren stammt aus urgermanisch warjaz Bewohner vgl altnordisch Romverjar Romer altenglisch burhware Stadtbewohner 5 das zu wehren urgermanisch warjana gehort vgl auch walisisch gwerin Menschenmenge Der Name Baiern wird deshalb als Bewohner Bohmens gedeutet Eine allgemeinere Deutung die die Herkunft aus Bohmen nicht impliziert ist die als Menschen des Landes Baja 6 Laut einer weiteren von der Wissenschaft nicht unterstutzten Theorie soll der Name vom lateinischen Pagus Iuvaris stammen Iuvara war der romische Name fur die Salzach ein Fluss der im Grenzgebiet des heutigen Bayern und Osterreich fliesst und somit Siedlungsgebiet der Bajuwaren war Pagus ist ein lateinischer Begriff fur Region Bezirk bzw Statthaltertum Herkunft BearbeitenIm Mittelalter betrachtete man die Baiern als Nachfahren der antiken Boier Die altere Forschung ging von Markomannen als jenen Mannern aus Bohmen aus die zum namensgebenden Teil der Baiern geworden seien Die neuere Forschung geht davon aus dass die Ethnogenese der Bajuwaren erst am Ort der endgultigen Niederlassung im spateren Baiern erfolgt ist In der aktuellen Diskussion werden die Bajuwaren von manchen mit einer elbgermanischen Fundgruppe identifiziert die nach den bedeutendsten Fundorten ihrer Brandgraberfelder und der besonderen Keramik als Friedenhain Prestovice bezeichnet wird Das Siedlungsgebiet dieser Gruppe erstreckte sich von Neuburg an der Donau bis nach Passau Neben den elbgermanischen und romanischen Siedlern deren Einfluss sich im Salzburger Land und in Tirol bis ins 7 Jahrhundert hinein nachweisen lasst gilt diese Gruppe als eine weitere Keimzelle der spateren Baiovarii 7 Immer wieder wird versucht die Baiern auf eine rein romanische Herkunft zuruckzufuhren Als angebliche Zeugnisse dienen meistens eingedeutschte Gewasser und Ortsnamen antik romanischer Herkunft Der Vielzahl rein deutscher Namen stehen allerdings nur relativ wenige Namen antik romanischen Ursprungs gegenuber Die linguistische Analyse nach Etymologie und Eindeutschungszeit ergibt immerhin dass das Romanische im Voralpenraum inselhaft bis ins beginnende 9 Jahrhundert und vereinzelt wie um die Stadt Salzburg auch noch bis gegen die Mitte des 11 Jahrhunderts fortlebte Die These einer angeblich romanischen Herkunft der Baiern lasst sich hingegen weder mithilfe der Sprache noch der Namen erweisen 8 Heute geht man davon aus dass die germanisch und romanischsprechende Bevolkerung grosstenteils nicht getrennt voneinander lebte sondern sich vielmehr vermischte sodass von einer schrittweisen Ethnogenese ausgegangen werden muss Vermutlich entstanden die Bajuwaren als Gemisch verschiedener Volker Nicht in einer grossen Wanderung sondern in einzelnen Schuben besiedelten die Zuwanderer das Land zwischen Donau und Alpen Die dort verbliebenen Reste der romanisierten keltischen Vorbevolkerung gingen mit den verschiedenen Zuwanderer in jenen Bajuwaren auf die von Jordanes 551 in seiner Gotengeschichte und kurz danach auch von dem Dichter Venantius Fortunatus beschrieben wurden Beide Quellen berichten ubereinstimmend dass ostlich der Sueben bzw ostlich des Lechs das Land Baiuaria liegt Die Einwohner von Baiuaria werden Baibari bzw Baiovarii genannt 9 10 In der modernen Forschung ist jedenfalls von einer geschlossenen Einwanderung und Landnahme eines quasi fertigen Volkes keine Rede mehr Es wird von einer Stammesbildung der Bajuwaren im eigenen Land also dem Land zwischen Donau und Alpen ausgegangen 11 In der Lex Baiuvariorum in der das alte Volksrecht des baierischen Stammesherzogtums ab 635 zusammengefasst wurde werden die Adelsgeschlechter der Huosi Trozza Fagana Hahiligga und Anniona neben dem Herzogsgeschlecht der Agilolfinger ausdrucklich genannt Dabei kann es sich um die Fuhrungsschichten der ehemaligen Stamme handeln die sich so Sonderrechte im neuen Herzogtum gesichert hatten Schreibweise BearbeitenDie endgultige Festlegung der Schreibweise mit y fur das Territorium des neuen Staats Bayern des Konigreichs von 1806 das nun auch Bayerisch Schwaben und Franken umfasste geht auf den philhellenischen bayerischen Konig Ludwig I zuruck ist also nur eine Marotte des Konigs In der Zeit davor wurde das Land auch Bairn Bayrn Bayren und Beyern genannt In der Sprachwissenschaft wird streng unterschieden zwischen bairischer Sprache und Bevolkerung die mit i geschrieben werden und der politischen Territorialeinheit Bayern die mit y geschrieben wird Diese Schreibweise gilt heute sowohl fur das ehemalige Konigreich Bayern und seine Nachfolger bis zum heutigen Freistaat Bayern als auch seine historischen Vorganger wie das fruhere Herzogtum und Kurfurstentum Bayern auch wenn diese zeitgenossisch anders geschrieben wurden Die Sprache Bearbeiten Hauptartikel Bairische Dialekte Die bairischen Dialekte werden im Osten des oberdeutschen Sprachraums gesprochen und daher auch als Ostoberdeutsch bezeichnet Innerhalb des Bairischen wird zwischen Nordbairisch Mittelbairisch und Sudbairisch unterschieden Das bekannteste Merkmal das das Hochdeutsche zu dem Ober und Mitteldeutsch gehoren von anderen westgermanischen Sprachen unterscheidet ist die althochdeutsche Lautverschiebung Die bairischen Dialekte Nordbairisch Mittel oder Donaubairisch SudbairischDer bairische Sprachraum umfasst im Freistaat Bayern die Regierungsbezirke Oberbayern Niederbayern und Oberpfalz das Staatsgebiet Osterreichs mit Ausnahme Vorarlbergs ferner Sudtirol die zimbrischen und karnischen Sprachinseln in Oberitalien und das sudliche Vogtland im Freistaat Sachsen Die UNESCO hat 2009 die bairische Sprache als gefahrdet und damit schutzenswert eingestuft Im spezifisch bairischen Wortschatz finden sich auch griechische Einflusse die durch die gotische Mission vermittelt werden Ertag fur Dienstag aus dem altgriechischen Wochentagnamen Areos hemera Tag des Ares Pfinztag fur Donnerstag aus gotischen painte dags aus dem altgriechischen Wochentagnamen pempte hemera funften Tag von Sonntag aus gezahlt vgl vom selben Stamm neugriechisch Pentikosti Penthkosth Pfingsten Religion Bearbeiten Hauptartikel Religion der Bajuwaren Zur Zeit der Ethnogenese der Bajuwaren gab es bereits ein Nebeneinander diverser Glaubensvorstellungen Von den Goten verbreitete sich die arianische Variante des Christentums rasch auf benachbarte Stamme und auf die Gruppen aus denen im 6 Jahrhundert die Bajuwaren entstanden waren Bajuwarische PerlenketteEtwa nach 530 anderte sich die Tradition der Grabbeigaben in bairischen Reihengrabern Durch zahlreiche Ausgrabungen konnte nachgewiesen werden wie die Bajuwaren ihre Toten bestatteten Die Frauen wurden nach der Tradition der Bajuwaren mit ihrem Schmuck bestattet 12 Den Mannern wurden ab dem 5 Jahrhundert plotzlich Waffen als Beigaben in die Graber gelegt ein Brauch den es bei Bajuwaren Alamannen und in anderen Gebieten spatromischer Kulturkontinuitat gab Im Altsiedlungsgebiet der Germanen der Germania magna war dieser Brauch zur selben Zeit unbekannt 13 Ab 615 begann die Missionierung durch iro schottische Monche zur katholischen Variante des Christentums Dabei waren vor allem die Heiligen Eustasius Agilus und Emmeram von Regensburg von Bedeutung Um das Jahr 700 wurden katholische Bistumer im bajuwarischen Herzogtum eingerichtet das alteste davon Salzburg 696 spater Regensburg um 700 Freising 716 Passau 739 und Eichstatt Mitte 2 Halfte des 8 Jahrhunderts Endgultig wurden die letzten Anhanger des Arianismus aber wahrscheinlich erst nach dem Sieg der Franken uber die mit den Bajuwaren eng verbundenen Langobarden im Jahr 774 zur Konversion bewegt Die Niederwerfung der ebenfalls arianischen Langobarden durch die bereits katholischen Franken bedeutete das endgultige Ende des Arianismus in Europa Das katholische Christentum hat sich bei den Bajuwaren also langsam durchgesetzt durch kulturellen Austausch mit den Romanen seit der Endphase des Westromisches Reiches bis zur endgultigen Integration Baierns in das Frankenreich im Jahr 788 Daneben konnten sich moglicherweise unter einem christlichen Kontext auch Reste ausserchristlicher Traditionen erhalten Eine synodale Tatigkeit seit den Bistumsgrundungen im Jahr 739 geht mit bajuwarischen Landessynoden unter Herzog Tassilo in Dingolfing um 770 n Chr und Neuching 772 einher Bischof Arn von Salzburg ladt zu einem Konzil welches im Jahr 799 in Reisbach gehalten wird einem im Fruhmittelalter bedeutenden Ort der Bajuwaren 14 Dies war die erste zeitlich und ortlich uberlieferte bairische Metropoliten Bischofssynode Bischofe Abte Priester Erzpriester und Diakone aus ganz Baiern waren auf fruhmittelalterlichen Strassen und Wegen unterwegs in das heutige Niederbayern Geschichte BearbeitenFruhgeschichte Bearbeiten Im Jahr 15 v Chr eroberten die Legionen Roms das nordliche Alpenvorland bis zur Donau Die Kontinuitat der Flur und Ortsnamen beweist dass noch keltische Bevolkerungen zu diesem Zeitpunkt im Lande gewesen sein mussten wie auch das Oppidum von Manching bei Ingolstadt zeigt die Germanen dort jedoch noch nicht heimisch geworden waren Der archaologische Befund verweist in weiten Teilen des heutigen Bayerns auf ein fast menschenleeres Odland fur jene Zeit S Rieckhof Das Keltische Jahrtausend Lediglich in den unzuganglicheren Hugel und Bergregionen war offenbar eine keltische und auch vorkeltische alteuropaische Bevolkerung ansassig geblieben Strabon benennt westlich des Bodensees die Helvetier ostlich desselben die Vindeliker als Bewohner von Berghalden wahrend Rater und Noriker die eigentliche Alpenregion bewohnten Strabon Geographika VII Romische Provinzen im Alpenraum 395 n Chr Wahrend der mehrhundertjahrigen Herrschaft der Romer ergab sich durch Zuzug und Ansiedelung ein starkes Bevolkerungswachstum wobei durch die Constitutio Antoniniana des Kaisers Caracalla aus dem Jahr 212 allen freien Bewohnern der romischen Provinzen das romische Burgerrecht zuerkannt wurde auch in Raetia und Noricum Diese romanisierten Provinzburger werden als Provinziale bezeichnet Aus der romischen Zeit stammen auch jene beiden Relikte welche auf Boier im Land verweisen ein romisches Militardiplom das 107 an den Soldaten einer spanischen Reitereinheit einer sogenannten Ala in Raetia verliehen wurde dessen Vater Comatullus ein Boio war und eine Keramikscherbe in die Boio eingeritzt wurde Bajuwaren im Frankischen ReichLiterarische Hinweise zu den keltischen Boiern wurden durch Strabon und Tacitus formuliert Strabon erwahnt die verlassene Einode der Bojer am Bodensee sowie Bujaemum im herkynischen Wald Strabon Geographika VII 1 woraus bei Tacitus dann Boii und Boihaemum werden Bei der Wiederentdeckung des Tacitus am Hof Karls des Grossen wurden diese Begriffe dann zum Vorbild fur das Land Beheim und dessen slawische Bewohner als Beheimi Bohmen siehe Einhard Viele provinzialromische Bewohner verliessen 488 auf Befehl des Odoaker die nordlich der Alpen liegenden romischen Provinzen Im ostlichen Raetien wie auch dem Donau Noricum kam dieser Abzug der Romanen einer teilweisen Entvolkerung des Landes gleich denn mit den originar romischen Herren zogen auch deren Knechte Magde und Sklaven mit in die neue Heimat Italien um Andere Teile der Herrschaftsschicht aus dem gesamten romischen Herrschaftsraum blieben im Land und vermischten sich mit der dort ansassigen Bevolkerung Karl Bosl spricht deshalb vom mediterranen Substrat das die Basis fur die Bevolkerung des spateren Bayerns bildete Uberwolbt und durchdrungen wurde es jedoch von germanischen Stammesgruppen wie die heutige Prasenz des Deutschen zeigt Die Forschung konnte sich jedoch angesichts der vielfaltigen und geringen Hinweise auf Markomannen Goten oder Langobarden nicht auf eine einzige Herleitung der Bajuwaren einigen So ist eine Durchsiedelung mit Angehorigen verschiedener Stamme anzunehmen bis hin zu Sachsen und Schwaben wie in vereinzelten Ortsnamen zu erkennen ist Sachsenkam Schwabing Nachbarvolker der Bajuwaren waren Thuringer im Norden Franken im Nordwesten Alamannen im Westen Romanen im Suden Langobarden im Suden Awaren im Sudosten Slawen im Osten siehe auch Bavaria Slavica Heute erstreckt sich das Gebiet in welchem bairische Dialekte gesprochen werden auf die bayerischen Regierungsbezirke Niederbayern Oberbayern Oberpfalz den nordostlichen Teil Schwabens sowie die sudostlichen Teile Mittelfrankens und Oberfrankens 15 die osterreichischen Bundeslander Burgenland ohne kroatischsprachige Gebiete Karnten ohne slowenischsprachiges Gebiet Niederosterreich Oberosterreich Salzburg Steiermark Tirol ohne Tannheimer Tal und Wien die autonome italienische Provinz Sudtirol ohne ladinisches Gebiet die Schweizer Gemeinde Samnaun im Inntal Bis zu den Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg gehorte dazu auch der benachbarte Teil des Sudetenlandes vom Egerland bis Sudmahren Ungarns bei Gyor Raab und Sopron Odenburg und Sloweniens Abstaller Tal Daneben gab und gibt es zahlreiche bairische Sprachinseln in Italien Ost und Sudosteuropa aber auch in Ubersee Bajuwarische FundeFruhe schriftliche Zeugnisse Bearbeiten Als altestes Zeugnis fur den Namen der Baiern gilt eine Textstelle in der 551 veroffentlichten Gotengeschichte der Getica De origine actibusque Getarum von Jordanes Sie benennt Baioras oder Baibaros als ostliche Nachbarn des schwabischen Landes regio Svavorum Regio illa Suavorum ab oriente Baibaros habet 16 Diese Quelle ist jedoch unsicher Lediglich sehr spate Abschriften dieses Werks sind uberliefert Allerdings wird vermutet Jordanes habe ein mehrbandiges Werk uber die Geschichte der Goten von Cassiodor benutzt welches jedoch nicht erhalten ist Andere Autoren die etwa gleichzeitig schreiben Prokop Agathias Ennodius von Pavia erwahnen nichts uber Baiern Gregor von Tours kannte um 595 ebenfalls noch keine Baiern Auch nicht Eugippius der vier Jahrzehnte vor Jordanes seine Vita Sancti Severini verfasste und als Gefahrte dieses Heiligen ebenfalls an der norischen Donau gelebt hatte Die erste Baiovaria des Venantius Fortunatus am LechDer erste sichere Beleg stammt von Venantius Fortunatus einem aus Italien stammenden poeta doctus Er berichtet um 576 von seiner Wallfahrt uber die Alpen zum heiligen Martin von Tours im Jahre 565 und beschreibt dabei wie er vom Inn im Land der Breonen heraufkommend die Baivaria am Lech Liccam Baivaria Liccam Bojoaria durchquerte An anderer Stelle benennt er einen Bajoarius oder Baiovarius der bei St Afra nahe Augsburg die Strassen nach Suden und weiter uber die Alpen kontrollierte und dabei dem Reisenden hindernd in den Weg treten konnte Venantius Fortunatus liefert mit seiner Beschreibung die erste konkrete Lokalisierung der Baiern Eine weitere schriftliche Erwahnung der Baiern als Baioarii findet sich dann bei Fredegar einem frankischen Chronisten der fur die Jahre um 631 35 Baioarier als angebliche Vollstrecker eines vom frankischen Konig Dagobert I befohlenen Massenmordes an 9000 Bulgaren samt deren Weibern und Kindern benennt 17 Die vierte namentliche Benennung der Baiern erfolgte um 640 durch Abt Jonas von Bobbio der in einer Biographie des Columban von Luxeuil notierte dass die Boiae jetzt Baioarii genannt wurden Diese sprachliche Gleichsetzung von keltischen Boiern mit den Bajuwaren bildete die literarische Grundlage der lange gultigen Annahme Boier und Baiern seien miteinander zu identifizieren Ethnogenese Bearbeiten Das bayerische Stammesherzogtum um 788Die Ethnogenese Stammesbildung der Bajuwaren fand erst nach den Bevolkerungsverschiebungen der Volkerwanderung statt Als entscheidende Zeitspanne wird die Regierungszeit des Gotenkonigs Theoderich des Grossen 493 526 in Italien angenommen Bayern war Bestandteil des ostgotischen Reiches Im Jahr 506 offnete Theoderich die nordlichen Grenzen seiner goto romischen Prafektur Italia den von den Franken an Rhein und Neckar besiegten Alamannen Gemeinsam mit nordlich der Donau heimischen Thuringern hatten sie danach die nasse Grenze der Italia im Norden Hochrhein Bodensee Argen Iller Donau gegen die Franken zu schutzen so Ennodius von Pavia Die Alamannen besiedelten nun die Provinzen Raetia und Noricum bis zu den beiden Alamannensturmen zunachst nur bis zur Iller deren Grenze die Alamannen spater uberrannten und bis zum Lech verschoben Wie archaologische Ausgrabungen zeigen wurden mit der Zeit aber auch Alamannen zu einer ethnischen Komponente der Baiern Der Lech wurde erst spater zu der noch heute ausgepragten Sprach und Kulturgrenze Neben den Alamannen werden in der Forschung weitere Stamme genannt wie insbesondere die Markomannen und die Quaden welche wiederum wie die Alamannen ebenfalls Teilstamme der Sueben Schwaben waren die Quaden sind spater auch unter dem Namen Donausueben bekannt sowie die Goten Eine alleinige alemannische Besiedelung wird jedenfalls durch die Mundartgrenze ausgeschlossen Wahrend ihres Verteidigungskampfes gegen Byzanz uberliessen die Goten Italiens im Jahr 536 alle von ihnen beherrschten Gebiete nordlich der Alpen den Konigen der Franken um dadurch von diesen zumindest Neutralitat zu erlangen So wurden auch Raetien und Norikum frankisch Ein nennenswerter Bevolkerungszustrom fand dabei jedoch nicht statt Die Franken begnugten sich mit der militarischen Sicherung des Gebiets Drei Jahre spater eroberten sie die nordlichen Ebenen Italiens sowie des Inneren Norikum Noricum Mediterraneum bis an die Grenzen der romischen Provinz Pannonien Ein Briefwechsel jener Zeit in welchem sich der Franke Theudebert I gegenuber seinem Rivalen von Ostrom Justinian der eigenen Machtfulle ruhmt sogenannter Theudebertbrief aus dem Jahr 539 40 ist auch fur die Fruhgeschichte der Baiern bedeutsam Der frankische Konig benennt darin Norsavorum gentes norisch schwabische Geschlechter welche sich mit seiner Herrschaft versohnt hatten Die Baiern waren einer allmahlichen Christianisierung unterworfen Im Benediktinerkloster Niederaltaich gegrundet 731 oder 741 n Chr wurde als Gesetzeswerk die so genannte Lex Baiuvariorum auf 150 Pergamentseiten in lateinischer Sprache niedergeschrieben Regensburg galt lange Zeit als die Hauptstadt der Baiern und war die wichtigste Residenz der Agilolfinger Die Stadt wurde in spatkarolingischer Zeit ab 816 zum ersten Zentrum des ostfrankischen Reiches aus dem wiederum das Heilige Romische Reich hervorging Noch um 870 bezeichnete Erzbischof Adalwin von Salzburg die Baiern als bagoari in seinem Schreiben De Conversione Bagoariorum et Carantaniorum Auch wenn der genaue Hergang des politischen Prozesses im Dunkeln liegt stabilisierte er die verschiedenen elbgermanischen und ostgermanischen Volksgruppen und fuhrte schliesslich zu jener ethnokulturellen Gemeinsamkeit welcher als Ethnogenese zu bewerten ist TassilokelchHerzoge der Bajuwaren Bearbeiten Hauptartikel Liste der Herrscher Bayerns Entwicklung des frankischen Reichs im 6 JahrhundertDie Regenten der Baiern wurden vom Herzogsgeschlecht der Agilolfinger gestellt Herzog Garibald I 555 ca 591 erster nachgewiesener Herzog von Baiern Rex Tassilo I 591 610 591 wurde Tassilo I vom Frankenkonig Childebert uber Bayern als rex Konig eingesetzt 18 Herzog Garibald II ca 610 630 Herzog Fara ca 630 640 ein frankischer Agilolfinger seine Herrschaft in Baiern ist nicht gesichert Herzog Theodo I ca 640 680 Herzog Lantpert 680 Herzog Theodo II ca 680 725 Papst Gregor II schrieb seinem Legaten von der Baiwaria in Baioaria nannte Theoto als Ersten des Stammes dort Primus de gente eadem und auch als Herzog des Stammes der Baiern dux gentis Baioariorum Als Herrn eines zu begrundenden Erzbistums fur Bayern bezeichnete er ihn als dux Provincae Liber Pontificalis zitiert nach Alois Schmid Er teilte Baiern zu seinen Lebzeiten unter seine vier Sohne auf Herzog Theudebald ca 711 719 Herzog Grimoald II ca 702 725 Herzog Tassilo II ca 716 719 Herzog Theudebert Theodo III 711 ca 719 Herzog Hugbert ca 725 736 Herzog Odilo 736 748 ein alemannischer Agilolfinger legte Bistumer fest Musste sich den frankischen Karolingern unterwerfen Herzog Grifo ca 748 741 wurde Grifo im letzten Testament Karl Martells ein Teil des Frankenreiches zugesprochen in Baiern Usurpator Herzog Tassilo III 748 788 Tassilo III erreichte eine Machtstellung die vor ihm kein anderer Agilolfinger besessen hatte Danach gewaltsame Einverleibung in das Frankenreich Karls des Grossen Das Volksrecht der Bajuwaren Bearbeiten Kapitel 2 und 3 in der Handschrift Cim 7 Hauptartikel Lex Baiuvariorum Die Lex Baiuvariorum auch Lex Baiuwariorum Lex Bajuvariorum oder Lex Baivariorum ist die in der Zeit des 6 bis 8 Jahrhunderts entstandene Kodifikation des Volksrechtes der Bajuwaren das heisst die alteste Sammlung von Rechtssatzen des fruhen bairischen Stammesherzogtums Der Text ist auf Latein verfasst und enthalt bajuwarische Fragmente Es ist das alteste und wichtigste Denkmal der Bajuwaren 19 Die Lex Baiuvariorum enthalt in 23 Artikeln Rechtssatze und Verfahrensregeln zu Straf Prozess und Privatrecht teilweise getrennt fur die einzelnen Stande Kleriker Adlige Freie Freigelassene Unfreie sowie Grundsatze zur Verwaltung des Kirchengutes Die Anwendung des bajuwarischen Stammesrechts ist bis in das 12 Jahrhundert bezeugt und es war noch im 11 Jahrhundert auch im inneralpin tirolischen Bereich in Ubung wie die Traditionsbucher des Hochstifts Brixen belegen 20 Quellen BearbeitenGaius Iulius Caesar Tacitus Berichte uber Germanen und Germanien Hrsg von Alexander Heine Phaidon Essen 1986 1996 ISBN 3 88851 104 6 Annales regni Francorum Eugippius Das Leben des Heiligen Severin Phaidon Essen 1986 ISBN 3 88851 111 9 Gregor von Tours Frankische Geschichte Phaidon Essen 1988 ISBN 3 88851 108 9 Isidor Geschichte der Goten Vandalen und Sueven Phaidon Essen 1990 ISBN 3 88851 099 6 Jordanes Gotengeschichte Phaidon Essen 1986 ISBN 3 88851 076 7 Paulus Diaconus Geschichte der Langobarden Phaidon Essen 1992 ISBN 3 88851 096 1 Prokop Gotenkrieg Phaidon Essen 1997 ISBN 3 88851 230 1 Prokop Vandalenkrieg Phaidon Essen 1985 ISBN 3 88851 030 9 Tacitus Germania VMA Wiesbaden 1981 1990 Literatur BearbeitenCsanad Balint Die Archaologie der Steppe Bohlau Koln 1989 ISBN 3 205 07242 1 Heinrich Beck Stefanie Hamann Helmut Roth Bajuwaren In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 1 Walter de Gruyter Berlin New York 1973 ISBN 3 11 004489 7 S 601 627 Karl Bosl Bayerische Geschichte Ludwig Munchen 1990 ISBN 3 7787 2116 X Wilhelm Bruckner Die Sprache der Langobarden Trubner Strassburg 1895 Rainer Christlein Die Alamannen Theiss Stuttgart 1991 ISBN 3 8062 0890 5 Falko Daim Red Hunnen und Avaren Katalog der burgenlandischen Ausstellung Halbturn Eisenstadt 1996 Das keltische Jahrtausend Katalog Zabern Mainz 1993 ISBN 3 8053 1514 7 Der romische Limes in Bayern Katalog Munchen 1992 ISBN 3 927806 13 7 Die Alamannen Katalog Theiss Stuttgart Zurich Basel 1977 ISBN 3 8062 1302 X Die Bajuwaren Katalog Rosenheim und Mattsee Haus der Bayer Geschichte Munchen 1988 Die Chronik Fredegars und der Frankenkonige Phaidon Essen 1986 ISBN 3 88851 075 9 Die Franken Katalog Reiss Museum Mannheim von Zabern Mainz 1996 97 ISBN 3 8053 1813 8 Die Romer in Bayern Nicol Hamburg 2005 ISBN 3 937872 11 6 Die Romer zwischen Alpen und Nordmeer Katalog Rosenheim Zabern Mainz 2000 ISBN 3 927806 24 2 Alfred Friese Zur Herrschaftsgeschichte des frankischen Adels Klett Cotta Stuttgart 1979 ISBN 3 12 913140 X Brigitte Haas Gebhard Die Baiuvaren Archaologie und Geschichte Regensburg 2013 ISBN 3 7917 2482 7 Alexander Heine Hrsg Germanen und Germanien in griechischen Ouellen Phaidon ISBN 3 88851 148 8 Joachim Herrmann Archaologie in der DDR Theiss Stuttgart 1989 ISBN 3 8062 0531 0 Benno Hubensteiner Bayerische Geschichte 17 Auflage Rosenheim 2009 ISBN 3 475 53756 7 Karl Jordan Ausgewahlte Aufsatze zur 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Ingolstadt Friedenhain Gruppe Grab von Kemathen ein fruher BajuwareAnmerkungen Bearbeiten Der erste echte Bajuware Abgerufen am 13 August 2018 Brigitte Haas Gebhard Die Baiuvaren Archaologie und Geschichte Regensburg 2013 ISBN 3 7917 2482 7 S 192 Ludwig Rubekeil Der Name Baiovarii und seine typologische Nachbarschaft In Die Anfange Bayerns Von Raetien und Noricum zur fruhmittelalterlichen Baiovaria St Ottilien Universitat Zurich 2012 S 152 online Ludwig Rubekeil Diachrone Studien S 337 f Vladimir Orel A Handbook of Germanic Etymology Brill Leiden 2003 S 449 Brigitte Haas Gebhard Die Baiuvaren Archaologie und Geschichte Regensburg 2013 ISBN 3 7917 2482 7 S 192 Die Entstehung der Bajuwaren Abgerufen am 13 Oktober 2015 Peter Wiesinger Albrecht Greule Baiern und Romanen Zum Verhaltnis der fruhmittelalterlichen Ethnien aus der Sicht der Sprachwissenschaft und Namenforschung Narr Francke Attempo Tubingen 2019 ISBN 978 3 7720 8659 5 Geschichtliche Fakten zu den Bajuwaren Archiviert vom Original am 3 April 2015 abgerufen am 13 Oktober 2015 I Die Geschichte Osterreichs 1 Romer Slawen und Germanen Abgerufen am 7 Mai 2023 Die Bajuwaren Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 14 August 2015 abgerufen am 13 Oktober 2015 Das Bajuwarenhaus Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 4 Marz 2016 abgerufen am 13 Oktober 2015 Fruhe Bajuwaren Teil 4 Die Bajuwaren als Angehorige einer allgemeinen elbgermanischen Kultur Abgerufen am 13 Oktober 2015 Die Geschichte des Vilstals Abgerufen am 13 Oktober 2015 Manfred Renn Werner Konig Kleiner Bayerischer Sprachatlas Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 2006 ISBN 3 423 03328 2 Benno Hubensteiner Bayerische Geschichte Bayerische Anfange 9 Auflage 1981 ISBN 3 7991 5684 4 S 31 Heinrich Kunstmann Vorlaufige Untersuchungen uber den bairischen Bulgarenmord von 631 632 Der Tatbestand Nachklange im Nibelungenlied Slavistische Beitrage 159 Sagner Munchen 1982 ISBN 3 87690 241 X S 11 Vgl Paulus Diaconus Hubensteiner Bayerische Geschichte Rosenheimer Verlagshaus 17 Auflage 2009 S 44 48 Hannes Obermair Das Recht der tirolisch trientinischen Regio zwischen Spatantike und Fruhmittelalter In Concilium Medii Aevi 9 2006 S 141 158 hier S 149 150 Normdaten Sachbegriff GND 4069084 2 lobid OGND AKS LCCN sh85011060 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bajuwaren amp oldid 233728142