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Die Vindeliker auch Vindelizier Vindelici auch Vindolici und Vindalici das Siedlungsgebiet wurde Vindelicia genannt waren eine im Alpenvorland zwischen Bodensee und Inn siedelnde keltische Stammegruppe Sie treten erst anlasslich der Unterwerfung durch die Romer im Jahre 15 v Chr ins Licht der Geschichte Romische Provinzen im Alpenraum ca 14 n Chr Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 3 Rekonstruktion vindelikischer Stamme 4 Romische Auxiliareinheiten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenDie Quellen neben Strabon 1 vor allem das Tropaeum Alpium das Siegesdenkmal des Alpenfeldzuges sind weder klar noch stimmen sie vollstandig uberein Strittig ist vor allem ob es sich bei den im Tropaeum genannten Stammen der Cosuanaten Cosuaneten Runicaten Rucinaten Licaten und Catenaten um eben die vorher genannten Vindelicorum gentes quattuor handelt oder ob diese vier nicht mit Namen aufgefuhrt sind und die genannten weitere Stamme sind Eine Ubereinstimmung mit Strabon ergibt sich bei den Likatiern offenbar nach dem Lech Licca benannt und daher in dessen Umgebung zu lokalisieren doch nennt er auch noch die Estionen bei Kempten und die Brigantier bei Bregenz Als Hauptort der Likatier wird ein Ort Damasia genannt und als Akropolis beschrieben er ist nicht identifiziert Da die Raeter mit denen die Vindeliker von den Romern in der Provinz Raetia vereinigt wurden etwas besser bekannt sind kann man schliessen dass letztere nordlich der Alpen siedelten wahrscheinlich bis zur Donau Die Eroberung fiel den Romern offenbar ziemlich leicht so dass man damit rechnen kann dass das Land nicht besonders dicht bewohnt war Trotzdem waren sie offenbar eine nicht unbeachtliche Grosse da sich der Stammesname neben dem offiziellen Provinznamen Raetien in allen unseren Quellen den literarischen Texten wie den Inschriften lange gehalten hat Ob es sich bei den von Strabon genannten Stadten wirklich um keltische Oppida gehandelt hat nicht erst um Grundungen der Okkupationszeit ist offen Wirklich bekannt ist lediglich das schon in vorromischer Zeit aufgegebene und daher in romischen Berichten nicht erwahnte Oppidum von Manching bei Ingolstadt wie auf der anderen Seite feststeht dass es in Augsburg trotz einiger keltischer Spuren keine grosse Keltenstadt gegeben hat Geschichte BearbeitenFest steht dass ein Streifen nordlich der Alpen in dem unter anderem die Vindelikerstamme siedelten 15 v Chr von den Romern erobert worden ist Die Beurteilung dieser Militaraktion hangt davon ab wie man die allgemeinen politischen Ziele des Augustus einschatzt Fruher hat man uberwiegend angenommen es sei eine grosse Zangenbewegung gegen die Germanen geplant gewesen einerseits nach Osten uber den Rhein und andererseits nach Norden uber die Donau Im Gegensatz dazu halt man heute uberwiegend die Offensive im Norden fur unwahrscheinlich womit auch die grosse geostrategische Planung hinfallig wird Eher wird es sich wie schon Theodor Mommsen angenommen hatte um die Sicherung der Alpenpasse und ihres Vorfelds gehandelt haben Offenbar wurde zunachst nur ein ziemlich schmaler Bereich besetzt mit einer Ausbuchtung lechabwarts bis in den Bereich des heutigen Augsburg Der Feldzug des Jahres 15 v Chr steht keineswegs vereinzelt da vielmehr haben sowohl vorher wie nachher die Romer in den Alpen Krieg gefuhrt Dieses Ereignis ist vor allem deshalb beruhmt geworden weil die romischen Truppen unter dem Befehl von Mitgliedern des Kaiserhauses standen was allerdings fur eine besonders aufwendige Aktion sprechen kann Jedenfalls ist es den Romern unter Tiberius und Drusus den Stiefsohnen des Augustus gelungen in diesem Sommer die Vindeliker zu unterwerfen Eine Kontinuitat der Besiedlung ist trotz der keltisch klingenden Stadtenamen jedoch nicht erwiesen Wie bei den Raetern sind wohl auch bei den Vindelikern Zwangsaushebungen vorgenommen worden um den Widerstandswillen zu brechen spater gab es mindestens vier Kohorten dieses Namens Das Gebiet blieb friedlich und wurde bald weitgehend romanisiert von den Vindelikern blieb nur der Name der Stadt Augusta Vindelicum Rekonstruktion vindelikischer Stamme Bearbeiten nbsp sog Buschelquinar der Vindeliker PferdDie vindelikischen Stamme sind vorbehaltlich kleinerer und abgelegener Siedlungsgebiete der Civitates aus der augusteischen Reichsvermessung rekonstruierbar die der Geographie des Ptolemaios zu Grunde liegt 2 Die Civitates sind wie folgt aufgefuhrt im Norden Rucinates darunter Leuni und Cosuanetes dann Benlauni dann Breuni Liccates Dazu kommen die von Strabo erwahnten Brigantii und Estiones die bis 114 n Chr in den Munizipien von Brigantium und Cambodunum aufgefangen waren ebenso die Genaunes die Strabo jedoch als Illyrer bezeichnet Es lassen sich also 9 vindelikische Stamme bzw Civitates finden von denen 4 die Leuni Benlauni Brigantii und Estiones im Tropaeum Alpium als Vindelicorum gentes quattuor aufgefuhrt sind Als gesichert gilt die Lokalisierung der Brigantii um Bregenz und der Estiones um Kempten dank Strabos Angaben sowie der Breuni im Inntal zwischen Landeck und Innsbruck dank archaologischer Beweise 3 Die Genaunen in Nachbarschaft der Breuni zu erschliessen ist daraus abzuleiten dass die von Drusus nach diesen unterworfen wurden Zur Lokalisierung der weiteren Stamme muss man Numismatik und Archaologie heranziehen welche die Erkenntnis liefern dass die nordlichsten Vindeliker um die Oppida von Finsterlohr und Heidengraben ausserhalb der spateren Provinz lebten Im spateren Militargebiet am Limes zwischen Regensburg und Passau gab es keine Civitas ausser eingedrungenen Bojern welche als Freunde Roms ihr Land fur militarische Zwecke verfugbar zu halten hatten 4 Die Vindeliker waren hier wohl schon vor 15 v Chr von diesen uberlagert so dass nur um Biricianum Runicates sassen beziehungsweise vorher auch im Oppidum Finsterlohr In der Ostalb waren die Leuni um das Oppidum Heidengraben zu lokalisieren 5 Diese waren dann nordliche Nachbarn der Estiones gewesen und spater als Landbevolkerung der Civitas im Raum Gunzburg Faimingen zu denken Dadurch gelangen die Consuanetes welche nach Aussage des Tropaeums vor den Rucinates fielen in den Donauabschnitt zwischen Lech und Altmuhlmundung um die Oppida von Manching und Kelheim spater wohl nur noch sudlich der Militaranlagen anzutreffen Die Benlauni mussten dann im Bereich des Oppidum bei Fentbach Medullum und der starken Anhaufung der Viereckschanzen um Munchen und Wolfratshausen zu lokalisieren sein 6 Ausserdem ergibt sich so der Vierstammebund des Tropaeums zwischen Bodensee und Ostalb bis zur mittleren Isar Die Genaunen mussen also da sie nach den Breuni unterworfen wurden ihr altes Siedlungsgebiet zwischen Fussen und Mittenwald gehabt haben und waren danach als Umsiedler auf dem Auerberg im Allgau denkbar Hiergegen spricht das mit Forschungsstand 2015 Fehlen keltischer Funde auf dem Auerberg entgegen der alten Annahme die Liccatii seien die Bewohner am Fluss Licca Lech und der Auerberg deren von Strabo erwahnte Akropolis Damasia Es gibt Analogien in der Sagenwelt nach der noch im letzten Jahrhundert im Allgau erzahlt wurde dass um die Kirche auf dem Auerberg standig ein goldenes Kalb gehe ein Pferd ohne Schadel vom Auerberg galoppiere oder ein kopfloser Ecklegeist an der Westseite hause Dass solche Erzahlungen aus keltischen Vorstellungen hervorgegangen sind wird zwar von einigen Autoren behauptet aber heute kritisch gesehen 7 8 Auch der hypothetische Sprachvergleich des griechischen Wortes Damasia Urberc 1167 Auerberg Berg des Rindes ist kein Beleg fur die Gentes welche die Befestigungen hier erbaute 9 Der Nebenfluss des Poenus Po Likias konnte die Liccates auch in den ostlichen Grenzbereich zum Noricum erscheinen lassen Die Platzierung im SO an der Grenze zur Transpadana Norditalien N Po wird auch dadurch gestutzt dass die Liccates in Italien eingefallen waren Wenn man Licca aus dem Keltischen als Stein Salz ubersetzt so konnten sie um Reichenhall Karlstein die Herren des Salzbergbaus gewesen sein in Tradition des illyrischen Hallein Durrnberg Dies wird durch numismatische Funde gestutzt da das Grenzgebiet an der Salzach noch in den Bereich der vindelikischen Goldpragung fallt Damasia konnten also genauso gut die hochgelegenen Salzstatten reprasentieren Ausserdem schrieb Strabo uber die Likattier Uber diesen aber wohnen schon nahe am Winkel des Adriatischen Meeres und in der Gegend um Aquileia her einige Zweige der Noriker und der Karner 10 Sie sind also direkte Nachbarn des Noricums weit weg von Lech und Auerberg Romische Auxiliareinheiten BearbeitenAus den Stammen der Vindeliker wurden folgende romische Auxiliareinheiten aufgestellt Cohors I Vindelicorum Cohors IV VindelicorumLiteratur BearbeitenKarlheinz Dietz Okkupation und Fruhzeit In Wolfgang Czysz u a Die Romer in Bayern Theiss Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1058 6 Nachdr Nicol 2005 S 18 99 Gunther Gottlieb Die Eroberung des Alpenvorlandes und die Ausdehnung der romischen Herrschaft In Gunther Gottlieb u a Hrsg Geschichte der Stadt Augsburg von der Romerzeit bis zur Gegenwart 2 durchgesehene Auflage Theiss Stuttgart 1985 Erstauflage 1984 S 18 23 Annemarie Bernecker Die Feldzuge des Tiberius und die Darstellung der unterworfenen Gebiete in der Geographie des Ptolemaios Bonn 1989 S 40 92 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Vindeliker Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Strabon Geographie IV 6 8 Ptolemaios Geographia II 12 4 3 Amai Lang Noch sind die Rater Herren des Landes In L Zemmer Plank Veldidena Innsbruck 1985 S 45 f Die Rater sind mit der Fritzens Sanzeno Kultur zu identifizieren wodurch die Breuni Rater werden Vgl Castelin Keller Glatte Regenbogenschusselchen 1 c 118 Verbreitungskarte Zur Fortsetzung der boisch vindelikischen Munzlandschaft Etymologische Analogie zum alemannischen Gau der Lentiensi 3 4 Jh als Ubernahme eines alten keltischen Gebietsnamens durch die germanische Bevolkerung Zu den uber 30 Viereckschanzen in diesem Raum vgl K Schwarz Atlas der spatkeltischen Viereckschanzen Bayerns Munchen 1959 Helge Gerndt Die sogenannten Auerberg Sagen In Gunter Ulbert Der Auerberg I Topographie Forschungsgeschichte und Wallgrabungen Munchner Beitrage zur Vor und Fruhgeschichte Band 45 C H Beck Munchen 1994 ISBN 3 406 37500 6 Seiten 231 245 hier Seite 232 Helge Gerndt Sagen Fakt Fiktion oder Fake Eine kurze Reise durch zweifelhafte Geschichten vom Mittelalter bis heute 2020 ISBN 978 3 8309 4200 9 Vgl Damasia in R Reiser Die Kelten in Bayern Munchen 1984 S 44 f Strab Geo IV 6 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vindeliker amp oldid 236274947