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Die Boier auch Bojer lateinisch Boii waren ein keltischer Stamm in Mitteleuropa Die ursprunglich aus dem Gebiet Rhein Main Donau stammenden Boier siedelten im Gebiet der heutigen Staaten Tschechien Slowakei Ungarn Osterreich im sudlichen Deutschland und bis auf den Balkan sowie in Oberitalien Die italischen Boier wurden nach 200 v Chr romanisiert und die nordlichen Boier zur Zeitenwende durch die Markomannen germanisiert Karte der keltischen Hallstattkultur gelb und Latenekultur grun mit dem Lebensraum der Boier in Zentraleuropa und Norditalien Inhaltsverzeichnis 1 Ursprunge und Aufteilung 2 Italische Boier 3 Bohmische Boier 4 Siehe auch 5 Quellen 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenUrsprunge und Aufteilung BearbeitenDer Name der Boier ist noch nicht zufriedenstellend erklart Neben einer keltischen Bezeichnung fur Schlager oder Krieger durfte auch eine Deutung als Rinderbesitzer von urindogermanisch gʷowjeh s 1 siehe hierzu lat bos Rind Genitiv bovis des Rindes in Frage kommen Belegte Namen sind Boiorix Konig der Boier und Boiodurum Passau Ein Nachhall ihres Namens findet sich wahrscheinlich in den Gebietsnamen Bohmen Boio haemum Heim der Boier und Bayern welches sich vom Stammesnamen der Bajuwaren lat Baiuvarii herleitet urgerm baja warjōz wobei der erste Bestandteil des Namens eine germanische Version von Boii sein durfte der zweite Teil gehort zu einer gebrauchlichen Bildungsgruppe fur germanische Stammesnamen mit der Bedeutung Bewohner Laut klassischer Lehrmeinung leitet sich der Name der Bajuwaren von den Boiern ab Eine direkte Abstammung wird aber heute nicht mehr als wahrscheinlich angesehen Bis zur Entstehung der Bajuwaren sind wohl einige Umbruche wahrend der fruhen Volkerwanderungszeit in Mitteleuropa anzunehmen Das Ursprungsgebiet liegt wahrscheinlich zwischen Rhein Main und Donau Wahrend der Abwanderung aus diesem Gebiet in der Latenezeit A im 4 Jahrhundert v Chr teilte sich der Stamm in zwei Gruppen von denen eine nach Norditalien zog und die andere Gruppe nach Bohmen Boiohaemum Ausloser der Abwanderung war wohl ein vermehrter Druck durch eindringende germanische Stamme Italische Boier Bearbeiten nbsp Gallia cisalpina Die italischen Boier vermischten sich bald mit den dort lebenden Etruskern und Umbrern Sie machten die etruskische Siedlung Felsina zu ihrem Hauptort Bononia heute Bologna Allerdings ist nicht bekannt uber welche Route der Teilstamm nach Italien wanderte Einige Historiker wie zum Beispiel Helmut Birkhan nehmen an dass sie uber die Alpen vielleicht sogar uber Hallein wanderten Wenige andere glauben wiederum dass die Teilung des Stammes sich erst in Bohmen vollzog bzw kurz vor dem Erreichen dieses Gebiets und die Wanderung uber das spatere Noricum und Pannonien nach Illyrien nordlich der Adria und sudlich der Alpen durch das Gebiet der Veneter in etruskisches Gebiet geschah Wegen des Raummangels bei den keltischen Stammen Oberitaliens und des Landuberschusses der Etrusker die ihnen trotz des Uberschusses davon nichts uberlassen wollten kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen Dabei wurden die Etrusker von den mit ihnen verfeindeten Romern unterstutzt wobei es auch zum Kampf zwischen einem romischen Abgesandten und einem keltischen Hauptling kam der dabei getotet wurde Uber die Einmischung der Romer und die Totung des Fursten erbost sandten die Kelten eine Delegation nach Rom und verlangten die Auslieferung des Romers was aber aufgrund des Einflusses von dessen Familie den Fabiern verweigert wurde in den Augen der Kelten eine Provokation So kam es zur Eroberung Roms durch die Senonen und eventuell auch durch Teile der Boier Insubrer und Lingonen um 390 v Chr Danach siedelten sich die Boier im Gebiet nordlich des Apennins und sudlich des Po bis zur Dreiergabelung des Po an und vermischten sich mit den dort ansassigen Etruskern Es wurden Furstengraber mit etruskischen Rustungselementen und keltischer Bewaffnung gefunden Die kulturelle Vermischung pragte auch die Ligurer und durch den Handel mit den nordlich der Alpen gebliebenen Boiern gelangten Handelsguter wie etwa Fibeln die die Vermischung der beiden Kunststile aufwiesen in bohmische Keltengraber Die Vernichtung der Senonen war ein Anlass fur die ubrigen Stamme einen gemeinsamen Angriff auf Rom zu unternehmen der aber im Fiasko von Telamon endete Danach wurden die Boier und schliesslich die Insubrer und die anderen Stamme befriedet und romanisiert Ein gewisser Teil floh wohl zu ihren Verwandten in Mitteleuropa Sechs Jahre spater erhoben sie sich ein letztes Mal unter Hannibal gegen die Romer aber nach der Ruckkehr des Puniers nach Karthago wurde seine Armee aufgerieben und die Gebiete ein weiteres und letztes Mal unterworfen Bohmische Boier BearbeitenDie an ihrem bohmischen Sitz verbliebene Gruppe der Boier breitete sich nach Noricum Pannonien und vereinzelt nach Gallien aus Aus ihrem Stammesgebiet wurden die Boier im 1 Jahrhundert v Chr von Markomannen und Dakern zum Teil verdrangt Die verbleibenden Stammesangehorigen gingen in den Markomannen und Dakern auf Von Bohmen aus breiteten sich die Boier bis nach dem spateren Sudpolen und Sudschlesien hin aus von wo sie im 3 und 2 Jahrhundert v Chr von den erstarkenden germanischen Vandalen zuruckgedrangt wurden In ostlicher Richtung drangen sie in die pannonische Tiefebene ins heutige Ungarn vielleicht sogar bis nach Rumanien vor wo sie schliesslich von den Thrakern aufgehalten und im 2 und 1 Jahrhundert v Chr von den keltisierten Dakern zuruckgeschlagen wurden Im westlichen Ungarn und dem Burgenland wurden die Boier unter Boiorix dem Konig der Kimbern der wohl auch uber die Boier dieser Gegend herrschte von den Dakern unter Burebista verdrangt nachdem sie von ihm in einer Schlacht besiegt worden waren Die Boier kampften in ihren Gebieten in Niederosterreich dem nordostlichen Oberosterreich und dem nordlichen Burgenland gegen die Kimbern Teutonen und Ambronen die sie erfolgreich abwehren konnten Caesar schrieb dass die Boier kurz bevor sie sich den Helvetiern mit 32 000 Kopfen bei deren Auswanderung anschlossen Noreia belagert haben Das lasst darauf schliessen dass sie sich im Ostalpenraum bis in die Steiermark und das sudliche Burgenland vielleicht sogar auf Teile Karntens und Salzburgs ausgebreitet hatten Die in der Schlacht bei Bibracte besiegten Boier wurden von Caesar um Gorgobina im Gebiet der Haeduer in Gallien angesiedelt 2 In den letzten beiden Jahrzehnten der vorchristlichen Ara wurden die Boier durch die suebischen Markomannen aus ihrem bohmischen und ostosterreichischen Stammesgebiet nordlich der Donau verdrangt und grosstenteils von diesen assimiliert Wahrend des Alpenfeldzuges des Tiberius wurden die Boier neben weiteren 45 Stammen im ratischen Teil des heutigen Baiern als einer der letzten unterworfenen Stamme erwahnt Der Name eines Limes Grenzers um 278 n Chr lautet Boius was schlicht der Boier bedeutet Siehe auch BearbeitenListe keltischer StammeQuellen BearbeitenGaius Iulius Caesar De bello Gallico Tacitus Germania Literatur BearbeitenHelmut Birkhan Kelten Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur 2 Auflage Osterreichische Akademie der Wissenschaften Wien 1997 ISBN 3 7001 2609 3 Peter Connolly Hannibal und die Feinde Roms Hannibal and the enemies of Rome 1979 Tessloff Hamburg 1989 ISBN 3 7886 0182 5 Franz Ertl Topographia Norici 2 Auflage VTN Kremsmunster 1976 3 Bde Janine Fries Knoblauch Die Kelten 3000 Jahre europaische Kultur und Geschichte Kohlhammer Stuttgart 2002 Max Ihm Boii 1 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band III 1 Stuttgart 1897 Sp 630 633 Jacques Moreau Die Welt der Kelten Grosse Kulturen der Menschheit Bd 8 Phaidon Verlag Essen 1985 ISBN 3 88851 087 2 Maciej Karwowski Vladimir Salac Susanne Sievers Hrsg Boier zwischen Realitat und Fiktion Cesky Krumlov Krumau 14 16 November 2013 Kolloquien zur Vor und Fruhgeschichte Band 21 Bonn 2015 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Boier Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenAnmerkungen Bearbeiten Birkhan Helmut Die Kelten Wien 1997 S 99 Caesar De bello Gallico 1 28 und 7 9 Normdaten Sachbegriff GND 4007598 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Boier amp oldid 234373174