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Die Teutonen lateinisch Teutones oder Teutoni altgriechisch Teytones waren nach romischen Quellen ein germanisches Volk der Antike das ursprunglich im heutigen Jutland lebte Moglicherweise beziehen sich die nordjutischen Landschaftsnamen Thy und Himmerland auf Teutonen und Kimber Die Teutonen wanderten um 120 v Chr gemeinsam mit den Kimbern aus Jutland aus und zogen bis nach Italien siehe Kimbernkriege Wanderzuge der Kimbern und Teutonen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Siedlungsgebiet 3 Geschichte 4 Der Begriff Teutonen in der Neuzeit 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer aus griechischen und romischen Quellen uberlieferte Name teutones oder teutoni lasst keine eindeutige Herkunft erkennen Er konnte sowohl keltisch als auch vorgermanisch sein Da es auch eine grosse Menge ahnlicher Worter gab lasst sich keine sachliche Verbindung zu bestimmten Ortlichkeiten ziehen 1 Am wahrscheinlichsten ist dass der Stamm von den Romern nach dem bedeutendsten Heerfuhrer d h einem Gegner der Romer wie Konig Teutobod benannt wurde Siedlungsgebiet BearbeitenDer romische Autor Plinius der Altere berichtete als erster dass die Teutonen an der Westkuste Jutlands lebten wahrscheinlich sudlich der Kimbern und dort vom Handel mit Bernstein profitierten 2 Neben wenigen Abweichungen siedelte Claudius Ptolemaus den Stamm zwischen Elbe und Oder an 3 und dies bestatigten auch andere antike Quellen 4 Nach den antiken Schriftstellern zwang eine verheerende Sturmflut die Teutonen schliesslich zum Verlassen ihres Siedlungsraumes Dies lasst darauf schliessen dass die Autoren die Ambronen im spateren Nordfriesland als Teil der Teutonen betrachteten Die Teutonen durften damit sudlich der Widuu und nordlich der Eider einschliesslich der Halbinsel Angeln gewohnt haben Unterhalb dieser Linie sind am Oberlauf der Elbe die Graber von Langobarden belegt wahrend zwischen Elbe und Weser die Angeln heimisch waren Geschichte BearbeitenBis heute ist nicht ganz klar wie lange und in welchem Umfang Bernstein einst in Jutland gewonnen wurde Es wird jedoch angenommen dass Bernstein im spaten 2 Jahrhundert v Chr eine Vorstufe des Geldes darstellte womit Jutland ein attraktiver Handelsknoten war der nach neusten Forschungen intensive Handelsbeziehungen zum Schwarzwald zu den Quellen der Donau pflegte Die Darstellung antiker Autoren von verheerenden Sturmfluten an der Kuste Jutlands ist angesichts des Untergangs der Insel Sudfall mit Rungholt in der Marcellusflut von 1362 im ehemaligen Siedlungsgebiet der Ambronen durchaus wahrscheinlich Die Nordseekuste Jutlands hat in den letzten Jahrtausenden mehrfach dramatisch Land verloren Als der Stamm der Kimbern um das Jahr 120 v Chr Jutland verliess schlossen sich auch die Teutonen dem Zug an 5 Dieser fuhrte die Stamme durch Germanien Als Beleg fur ihre Beteiligung wird oft die Erwahnung des romischen Kastellorts Teutoburgium rund 19 Kilometer nordlich der heutigen Stadt Vukovar angesehen Unklar ist jedoch ob sie sich den Kimbern sofort anschlossen oder ob sie diesen mit einigem Abstand nachfolgten Ihre Beteiligung an der Schlacht bei Noreia im Jahre 113 v Chr ist durch verschiedene antike Quellen belegt Der Zug uberschritt spater den Rhein und verwustete wie Gaius Iulius Caesar berichtete Gallien bevor sie gegen die keltischen Belger eine Niederlage erlitten 6 Die Germanen wandten sich nun gegen das romische Siedlungsgebiet und besiegten ein romisches Heer in der Schlacht bei Arausio im Jahre 105 v Chr Danach trennte sich der Zug Wahrend die Kimbern nach Spanien zogen blieben die Teutonen in Gallien Erst zwei Jahre spater vereinigten sie sich erneut zu einem gemeinsamen Angriff auf das Romische Reich Dabei erlitten die Teutonen unter ihrem Konig Teutobod in der Schlacht von Aquae Sextiae im Jahre 102 v Chr eine vernichtende Niederlage Nach der Schlacht werden die Teutonen in romischen Quellen nicht mehr genannt Die Teile des teutonischen Heeres die nicht von der Niederlage betroffen waren siedelten sich in den nachsten Jahren jedoch als Aduadici an der Maas an Caesar bezeichnet den Stamm der Aduatuker als Nachkommen der Kimbern und Teutonen Danach seien die Aduatuker Nachfahren der 6 000 Mann Schutzwache die bei den Plunderungszugen der Kimbern und Teutonen 113 105 v Chr zur Bewachung ihres Hab und Gutes zuruckgelassen worden waren Nach zahlreichen viele Jahre andauernden Auseinandersetzungen mit den Nachbarstammen hatten sie nach einem Friedensschluss das Gebiet um die befestigte Stadt am Mont Falhize zum Wohnsitz gewahlt 7 Der Begriff Teutonen in der Neuzeit BearbeitenDer Volksname Deutsche stammt nicht direkt von dem Namen des latinisierten Teutonen ab Deutsch geht wie das italienische tedesco auf das Althochdeutsche thiutisk diutisk zuruck und dieses wiederum ist von thiot diot Volk Stamm abgeleitet das wie das altnordische Thiuthae auf das urgermanische Wort theudō fur Volk oder Stamm zuruckgeht Diutisk bedeutete ursprunglich so viel wie zum Volk gehorig oder die Sprache des Volkes sprechend und wurde seit spatkarolingischer Zeit zur Bezeichnung der nicht romanisierten Bevolkerung des Frankenreichs wie der Reste der Ostgoten im Heiligen Romischen Reich deren Rechte noch bis ins 12 Jahrhundert galten aber auch der Angeln Friesen und Sachsen benutzt Allerdings schrieben schon die Romer den Germanen den Furor teutonicus also die teutonische Raserei zu Der Ausdruck wird meist dem romischen Dichter Marcus Annaeus Lucanus 39 65 n Chr zugerechnet in dessen Werk Bellum civile er nach heutiger Quelle erstmals auftaucht Liber Primus 255 f Er nahm damit Bezug auf einen vermeintlich herausstechenden Charakterzug des germanischen Volksstammes der Teutonen der wutenden auch mit sich selbst mitleidlosen selbstvergessenen Raserei der Teutonen in der Schlacht Der Ausdruck spiegelt den Schrecken wider der die aufstrebende Romische Republik beim ersten Zusammentreffen mit germanischen Stammen auf ihrem italienischen Gebiet im 2 Jahrhundert v Chr ergriffen hatte Dies wurde nach der Varusschlacht aus romischer Sicht nochmals bestatigt und fortan allen Germanen zugeschrieben In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Begriff Teutone wiederentdeckt und propagandistisch instrumentalisiert Altere Geographen sahen in der Bezeichnung Teutonen lange einen Kollektivnamen je nach Auslegung fur die nichtkeltischen Bewohner der Nordseekuste oder auch fur die Gesamtheit der Deutschen 8 Im Mittelalter und daruber hinaus wurde das lateinische Adjektiv teutonicus in lateinischen Texten als Ruck Ubersetzung von deutsch gebraucht beispielsweise in Regnum Teutonicum dem nordlich der Alpen gelegenen Teil des romisch deutschen Reichs und in Ordo Teutonicus dem Deutschen Orden Manchmal wird ein typisch Deutscher 9 ironisch auch als Teutone oder teutonisch bezeichnet entweder im Sinne von ein Mann von machtiger kraftiger Gestalt oder aber auch deutschtumelnd 10 Der Begriff kann typisch deutsche Tugenden Verhalten oder Wesen ansprechen eine deutsche Eigentumlichkeit 11 und sowohl bewundernd scherzhaft aber auch abwertend benutzt und verstanden werden 9 12 11 Im sprachwissenschaftlichen Kontext wird der eher neuere Begriff Teutonismen zur Kennzeichnung von Wortern verwendet die vorwiegend in der Bundesrepublik Deutschland ehemals primar Westdeutschland ublich sind oder ublich geworden sind zum Beispiel Abitur gegenuber dem alteren Wort Matura oder Osi gegenuber Osterreichern Die zur Zeit der alten Bundesrepublik in den 1950er oder 1960er Jahren entstandene spassig gemeinte Wortschopfung Teutonengrill bezeichnet einen Meeresstrand der uberwiegend von deutschsprachigen Urlaubern zum Sonnen und Braunen aufgesucht wurde 13 Er bezog sich besonders auf die italienische Adriakuste und ist wohl von bundesdeutschen Medien als eine ironische Wortschopfung fur einen damals besonders beliebten und finanziell tragbaren neuen Urlaubsstil gepragt worden Im Englischen ist Teuton heute noch eine umgangssprachliche Bezeichnung fur den ansonsten als German bezeichneten Deutschen der Deutsche Orden heisst gemass dem lateinischen Ordo Teutonicus dort Teutonic Order die Deutschordensritter werden Teutonic Knights genannt Literatur BearbeitenAlfred Franke Teutoni In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 1 Stuttgart 1934 Sp 1172 1176 Stefan Zimmer Teutonen In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 30 Walter de Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 018385 4 S 368 f Christian Liebhardt Der Zug der Kimbern und Teutonen Hintergrunde Ablauf und Ruckschlusse Saarbrucken 2013 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Teutons Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Teutone Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten S Zimmer Teutonen In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA Band 36 Berlin New York 2005 S 368 369 Plinius der Altere Naturalis historia 37 35 Ptolemaus 2 11 9 Dazu genauer Alfred Franke Teutoni In RE V A 1 Sp 1172f Soweit nicht anders angefuhrt richtet sich diese Darstellung nach Alfred Franke Teutoni In RE V A 1 Sp 1173ff Caesar de bello Gallico 7 77 12 De bello Gallico II 29 consensu eorum omnium pace facta hunc sibi domicilio locum delegerant Alfred Franke Teutoni In RE V A 1 Sp 1173 a b nach Brockhaus Wahrig Deutsches Worterbuch Sechster Band 1984 Dort iron typisch jeweils eingeklammert nach Mackensen Grosses Deutsches Worterbuch 1977 a b nach Duden Deutsches Universalworterbuch 5 Auflage Dudenverlag 2003 nach Duden Das grosse Fremdworterbuch 2 Auflage Dudenverlag 2000 nach Brockhaus Wahrig Deutsches Worterbuch Sechster Band 1984 Vergleichbar im Mackensen 1977 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Teutonen amp oldid 236402551