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Die Angeln waren ein nordseegermanisches 1 Volk das wohl vor allem aus dem gleichnamigen Landstrich Angeln auf der Kimbrischen Halbinsel im Norden des heutigen Schleswig Holstein sowie seinen Nachbargebieten bis zur Eider stammte Von denjenigen Angeln die im 5 Jahrhundert nach Britannien auswanderten leiten sich die Bezeichnungen England Englander und Englisch ab Karte des romischen Imperiums unter Hadrian regierte 117 138 auf welcher die Angeln in Jutland einem Teil des heutigen Danemarks beheimatet sind Inhaltsverzeichnis 1 Namensherkunft 2 Geschichte 2 1 Fruhgeschichte 2 2 Wanderung nach Thuringen 2 3 Wanderung nach Britannien 3 Grunde der Auswanderungen 4 Religion 5 Wirtschaft 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenNamensherkunft BearbeitenEtymologisch besteht kein Zusammenhang zwischen dem Volksnamen der Angeln und dem griechischen angelos Bote Engel Vielmehr wird als zugrundeliegende Bedeutung enges Wasser enge Bucht oder enges Tal vermutet 2 Saxo Grammaticus danischer Reichschronik Gesta Danorum zufolge waren die Angeln Nachkommen des Angul Bruder des mythischen Danen Konigs Dan Geschichte BearbeitenFruhgeschichte Bearbeiten Im Jahr 98 erwahnt der romische Historiker Tacitus in seiner Ethnographie Germania nach einer Beschreibung der damals an der Elbe siedelnden Langobarden Angeln als Anglii Dann folgen die Reudigner Avionen Angeln Variner Eudosen Suardonen und Nuithonen die durch Flusse und Walder geschutzt sind Germ 40 1 Ptolemaeus nennt die Angeln in seinen Geographika einige Jahrzehnte spater als Aggeiloi Angeiloi griechisch auch Aggiloi Angiloi Erst der fruhmittelalterliche Gelehrte Beda Venerabilis gibt im Rahmen seiner Historia ecclesiastica gentis Anglorum I 15 eine genauere Bestimmung der angeblichen Ursprungssitze der Angeln an Wanderung nach Thuringen Bearbeiten Im 2 oder 3 Jahrhundert wanderte vermutlich ein Teil der Angeln gemeinsam mit den Warnen nach Suden in das Mittelelbe Saalegebiet und somit in den Siedlungsraum der Hermunduren wo sich in der Folgezeit das Konigreich Thuringen herausbildete Auf die Anwesenheit von Angeln in Thuringen verweist vermutlich die Lex Angliorum et Werinorum hoc est Thuringorum die Karl der Grosse um 800 aufzeichnen liess sowie der Engelin Gau im Bereich der Hainleite Die Engelsdorfer Feldengel Kirchengel Holzengel und Westerengel bei Grossenehrich im Kyffhauserkreis haben wohl ihren Wortstamm aus dieser Besiedlung erhalten Wanderung nach Britannien Bearbeiten Um etwa 440 wanderten viele Angeln gemeinsam mit Sachsen Friesen und Juten nach Britannien aus Dass die heutige Landschaft Angeln dabei wirklich von allen Bewohnern verlassen wurde wie es spatere Berichte behaupten ist eher unwahrscheinlich Offenbar wurden die germanischen Krieger zunachst von den romischen Einwohnern der Insel als Hilfstruppen foederati angeworben um das Land nach dem Abzug der kaiserlichen Truppen 410 gegen die Uberfalle der barbarischen Pikten zu schutzen Doch recht bald scheinen die germanischen Truppen unabhangige Herrschaften errichtet und Zuzug vom Festland erhalten zu haben Dabei siedelten die Angeln wohl insbesondere im Osten East Anglia in den Grafschaften Cambridgeshire Norfolk Suffolk Teile des sudlichen Lincolnshire und drangen im 6 Jahrhundert nach Norden bis Lothian Schottland vor und grundeten das Konigreich Deira in Northumbrien Die eingewanderten Germanen verschmolzen zum Volk der Angelsachsen und wurden spatestens ab 600 gemeinsam als Engle bezeichnet Der Name England fur den sudostlichen Teil Britanniens leitet sich von den Angeln ab Die angelsachsische Sprache eine Schwestersprache der altsachsischen Sprache wurde zur Grundlage der englischen Sprache An der Wende von der Spatantike zum Mittelalter begann die Christianisierung durch Augustinus von Canterbury Die Hauptstamme vereinigten sich schliesslich zu einem englischen Konigreich unter Egbert von Wessex Grunde der Auswanderungen BearbeitenFur die Auswanderung der Angeln werden in der Geschichtsforschung mehrere Grunde diskutiert aufgrund der sehr schlechten Quellenlage hat keiner bisher allgemeine Zustimmung gefunden Vermutlich gab es klimatische Veranderungen So brechen um 350 die Funde von Getreidepollen und Grabern in den tiefer gelegenen Gebieten ab wahrend sie auf Geestinseln wie um Suderbrarup herum zunehmen Es wird daher teils vermutet dass infolge von starken Regenfallen das Wirtschaften auf den lehmigen Boden Angelns kaum noch moglich gewesen sei und die Bewohner daher in einer Binnenmigration auf die sandigen Geestinseln ausgewichen seien Diese erste Migration um 350 wurde die zeitliche Lucke von knapp hundert Jahren bis zur Ankunft der Angeln in Britannien erklaren 3 Nach dieser Sichtweise hatten die Angeln also eine neue Heimat gesucht da die alte vorubergehend unwirtlich geworden war Denkbar ist auch dass anglische Krieger durch Anwerbungen nach Britannien gelangten Durch den Abzug des Romischen Heeres entstand auf der Insel um 400 eine Sicherheitslucke Die keltoromische Bevolkerung war durch die Einfalle der Pikten aus Schottland beunruhigt So warb ein romano britischer Tyrann der in der Uberlieferung meist Guorthigirn auch Vortigern lat Vertigernus angelsachsisch Wyrtgeorn heisst um 410 gezielt Angeln Sachsen und Juten die bereits fruher an der britischen Kuste zu Raubzugen aufgetaucht waren als Schutztruppen foederati an Diese scheinen dann um 440 rebelliert zu haben Unklar ist aber wie gesagt ob tatsachlich alle Angeln ihr Ursprungsgebiet verlassen hatten oder ob ein Teil blieb Wahrscheinlich sind insbesondere Angehorige der Oberschicht ausgewandert darunter mutmasslich auch Nachfahren des legendaren Angeln Konigs Offa zu dessen Nachkommenschaft sich der englische Konig Offa von Mercien im 8 Jahrhundert rechnete und der als Held einer anglischen Stammes Sage auch im altenglischen Widsith noch prasent war Fur eine tatsachliche weitgehende Raumung der Landschaft Angeln sprechen spate Quellenberichte sowie die offenkundige Leichtigkeit mit der spater nordgermanische Stamme unter der ethnischen Begrifflichkeit Danen das Gebiet einnahmen Andere Forscher nehmen hingegen an dass die in Jutland verbliebenen Angeln mit den Danen verschmolzen Religion BearbeitenAls zentrales Stammesheiligtum der Angeln gilt das Thorsberger Moor Das Toponym entstammt spaterem danischen Einfluss Wahrscheinlich war der Ort nicht exklusiv der germanischen Gewittergottheit Donar Thor geweiht Es ist anzunehmen dass dort auch andere Gottheiten mit Kulten und Riten verehrt wurden 4 Tacitus erwahnt dass die zu den Nerthusstammen zahlenden Angeln als charakteristisches Merkmal die Gottin Nerthus Mutter Erde verehrten Die allgemeine Opfertatigkeit endete nach dem archaologischen Befund mit der Abwanderung grosser Stammesteile auf die britische Hauptinsel 5 Wirtschaft BearbeitenDie Angeln waren wie andere germanische Stamme eine grundsatzlich Ackerbau und Viehzucht betreibende Gesellschaft bedingt durch die maritime Lage hatte der Fischfang eine proportional hohere Bedeutung als bei binnengermanischen Stammen Archaologische Funde von Schmuckgegenstanden und insbesondere Glaswaren und Keramiken aus romischer Herkunft weisen auf die mehr oder minder intensiven Handelsbeziehungen hin Zudem wurde eine intensive Infrastruktur der Verhuttung von Raseneisenerzen archaologisch nachgewiesen sowie der anhangigen weiterverarbeitenden Handwerke der primaren Waffenherstellung und anderen Metallguter des taglichen Gebrauchs 6 Diese Orte der Metallgewinnung und verarbeitung stehen in Bezug oder schliessen sich Siedlungskammern an in denen mittelbar Wirtschaften des Ackerbaus zur grundlegenden Versorgung durch Lebensmittel auf der einen Seite und Waren des taglichen Bedarfs wie Kleidung auf der anderen Seite betrieben wurden Uberschusse aus diesen Bereichen wurden vermutlich den Gutern aus der Metallverarbeitung zum Aussenhandel zugefuhrt 7 Literatur BearbeitenHeinrich Beck Herbert Jankuhn Hans Kuhn Klaus Raddatz Reinhard Wenskus Angeln In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 1 Walter de Gruyter Berlin New York 1973 ISBN 3 11 004489 7 S 284 303 Torsten Capelle Archaologie der Angelsachsen Darmstadt 1990 Maximilian Ihm Anglii Angli In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band I 2 Stuttgart 1894 Sp 2192 Herbert Jankuhn Thorsberg und Nydam Neumunster 1975 Rudolf Much Herbert Jankuhn Wolfgang Lange Hrsg Die Germania des Tacitus Germanische Bibliothek Neue Folge 5 3 betrachtlich erweiterte Auflage Winter Heidelberg 1967 Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 4 Akademie Verlag Berlin 1988 ISBN 3 05 000123 2 Walter Pohl Die Volkerwanderung 2 Auflage Stuttgart 2005 Weblinks Bearbeiten Commons Angeln Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Germanische Stamme S 17 abgerufen am 26 Marz 2018 Vgl Axel Erdmann Uber die Heimat und den Namen der Angeln Almqvist amp Wiksell Upsala 1890 ISBN 3734005434 S 110 Angelsachsen Schleswig Holsteinische Geschichtsgesellschaft abgerufen am 15 Marz 2015 Wolfgang Laur Germanische Heiligtumer und Religion im Spiegel der Ortsnamen Schleswig Holstein nordliches Niedersachsen und Danemark Wachholtz Neumunster 2001 S 74f 146ff Herbert Jankuhn In Rudolf Much Herbert Jankuhn Wolfgang Lange Hrsg Die Germania des Tacitus Heidelberg 1964 S 448f Herbert Jankuhn Thorsberg und Nydam Neumunster 1975 S 6 23 f Torsten Capelle Archaologie der Angelsachsen Darmstadt 1990 S 6 Herbert Jankuhn In Rudolf Much Herbert Jankuhn Wolfgang Lange Hrsg Die Germania des Tacitus Heidelberg 1964 S 129f und 449 Herbert Jankuhn In Rudolf Much Herbert Jankuhn Wolfgang Lange Hrsg Die Germania des Tacitus Heidelberg 1964 S 110 249 Normdaten Sachbegriff GND 4085773 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Angeln Volk amp oldid 231251072