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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Geest Begriffsklarung aufgefuhrt Die Geest bezeichnet einen geomorphologisch pedologischen Landschaftstyp in Norddeutschland Flandern den Niederlanden und Danemark Er ist gekennzeichnet durch Sandablagerungen aus der Zeit des Pleistozans und steht im Gegensatz zum nacheiszeitlich entstandenen Schwemmland der Marsch Da die Geest eine hoher gelegene Landschaft darstellt nennt man sie bisweilen auch Geestrucken oder Sandrucken Etymologisch wird das Wort von den niederdeutschen Adjektiven gest trocken unfruchtbar und gust unfruchtbar bei milchgebenden Tieren hergeleitet und als Substantiv verwendet Verwandte geographische Begriffe von dieser Bezeichnung sind u a Vorgeest Hohe Geest Geestniederung Geestplatte Geestrand usw Die uberwiegend kleinstadtische Geestrandsiedlung gilt als besondere Siedlungsform Typische Dorfformen der Geest sind auch das Eschdorf und die Heidesiedlung Die Luneburger Heide ist eine typische Geestlandschaft Die Liste von naturraumlichen Grossregionen in Deutschland fasst alle ehemaligen Geest und Moorbezirke unter dem Namen Norddeutsche Geest zusammen Innerhalb dieses Gebietes werden die Haupteinheiten Dummer Geestniederung Ems Hunte Geest Ostfriesisch Oldenburgische Geest Weser Aller Flachland Stader Geest Luneburger Heide und Schleswig Holsteinische Geest unterschieden die wiederum in kleinere Einheiten zergliedert sind In Bereichen mit friesischer Mundart findet man die Andeutung Geest Gast oder Gaste als Grundwort vielfach auch in den Ortsnamen wieder so z B Tergast Holtgast Jemgumgaste Grotegast Lutjegast Rinsumageest Oegstgeest Poelgeest und Gaasterland Auch wurden die Ackerflachen des Dorfes hier haufig als Garst oder Gaste angedeutet 1 Gelegentlich wird das Wort Geist fem 2 verwendet wie in Geistviertel Hohe Geist oder Holzengeist 3 Im Westen der Niederlande die Provinzen Nord und Sudholland wird geest als der besiedelte Dunenrand mit seinen alten Ackerboden definiert 4 Sonst wird in den Geestregionen der Niederlande eher von Sandboden und Sandgegenden zandgebieden geredet wobei man wiederum zwischen Geschiebelehmplatten und Flugsandebenen differenziert 5 Die formelle Einteilung in Hauptlandschaftstypen unterscheidet zwischen den nordlichen ostlichen zentralen und sudlichen Geestbezirken Im zentralen Geestbereich wird die Landschaft von einem saalezeitlichen Eisrandlage mit Sandern End und Grundmoranen gepragt Das Grundwort geest ist hier nur vereinzelt in Ortsnamen wie Geesteren Geijsteren und Gasteren uberliefert worden 6 In Danemark werden haufig die Ausdrucke Heidelandschaft Hedeegnen oder Heidedorfer Hedebygder verwendet wobei man nach einem Entwurf von Enrico Dalgas zwischen niedrigen Heideebenen Hedesletter oder Talsandern Deutsch Vorgeest und hohen Geestinseln Bakkeoer oder Moraneinseln Deutsch Hohe Geest unterscheidet 7 Die Geestinseln sind teils aus Geschiebelehm teils aus Moranensand aufgebaut Die Termini Vorgeest und Hohe Geest sind vor allem im angrenzenden Schleswig Holstein ublich Inhaltsverzeichnis 1 Kennzeichen 2 Besiedlungsgeschichte 3 Beispiele 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseKennzeichen BearbeitenGeestlandschaften sind generell hoher als die Marsch Sie bestehen aus Endmoranen Grundmoranen saaleeiszeitlicher Pragung Hohe Geest oder weichseleiszeitlichen Sandern Niedere Geest Diese Altmoranenlandschaft wurde im Zuge des Eem Interglazials von Flugsanden und danach von Sandern der folgenden Weichseleiszeit uberpragt Zusatzliche Erosion schuf relief und gewasserarmere Gebiete Sie besitzen eine deutliche Verwandtschaft zu den Platten im Binnenland Haufig findet man daher sandigen unfruchtbaren Boden Hier wird vor allem Kartoffelanbau betrieben Die Bewaldung besteht uberwiegend aus Kiefern Allerdings wurden die meisten Baumbestande im Zuge der Besiedlung vernichtet Durch stetiges Verbeissen der Jungtriebe durch Vieh konnen Zwergstrauchgesellschaften Heiden entstehen Grund und Endmoranengebiete sind fruchtbarer als Sander und sind von Natur aus mit Laubwald v a Buche bestanden Sehr sandige Geestgebiete sind wesentlich weniger fruchtbar als die Marschen oder die weichselkaltzeitlich gepragten Moranen Landschaften etwa des ostlichen Hugellandes in Schleswig Holstein Typisch ist diese Landform fur weite Teile Niedersachsens Mecklenburg Vorpommerns Schleswig Holsteins und Hamburgs Kennzeichnend fur viele Geestlandschaften der Kustenlander sind die Knicks eine norddeutsche Sonderform der Wallhecke die in regelmassigen Abstanden auf den Stock zuruckgeschnitten wird und Schutz vor Wind und Sandflucht bietet Knicks dienten fruher auch zur Gewinnung von Weidenruten und von Holz fur Zaune und als Brennmaterial Wo die Geest direkt an das Meer grenzt bilden sich Steilkusten so genannte Kliffe Besiedlungsgeschichte BearbeitenIn der Besiedlungsgeschichte Norddeutschlands war die Geest fruher als die Marsch besiedelt da sie Schutz vor Sturmfluten bot Daher findet man sowohl auf dem Festland als auch auf den Geestkernen der Inseln Grosssteingraber aus der Steinzeit Die Geest Marsch Grenze stellt auch siedlungs und kulturgeschichtlich eine Grenze dar So siedelten die Friesen sich bevorzugt in Marschgebieten an Auch innerhalb der sachsisch besiedelten Gebiete gab es eine Trennung von bauerlichen Geest und Marschkulturen die nicht zuletzt durch die unterschiedliche Fruchtbarkeit der Gebiete bestimmt war Fur Marschbewohner galt es bis in das 20 Jahrhundert hinein als unschicklich jemanden von der Geest zu heiraten da auf diese Weise kein fruchtbares Land in die Familie kam Beispiele BearbeitenGeestlandschaften sind die Burgdorf Peiner Geest die Cloppenburger Geest bei Cloppenburg die Friesische Wehde sudwestlich des Jadebusens der Geesthang zwischen Wedel Altona und Hamburg Neustadt sowie zwischen Hamburg St Georg Bergedorf Geesthacht und Lauenburg nordlich der Elbe die Geestkerne der Inseln Amrum Fohr und Sylt die Hannoversche Moorgeest die Heide Itzehoer Geest der Hummling im Emsland die Lingener Hohe im Emsland die Luneburger Heide in Niedersachsen der Munsterlander Kiessandzug die Ostfriesisch Oldenburgische Geest die Rahden Diepenauer Geest das Rehdener Geestmoor die Schleswigsche Geest die Stader Geest mit ihren Teilgebieten die Achim Verdener Geest die Lintelner Geest die Wesermunder Geest die Osterholzer Geest die Wurster Heide bzw Hohe Lieth zwischen Bremerhaven und Cuxhaven die Wingst nordwestlich von Hemmoor Niedersachsen der Westerberg die Zevener Geest der Steyerberger Wald bei SteyerbergDer Naturpark Wildeshauser Geest ist dagegen keine eigenstandige Geestlandschaft sondern besteht aus Anteilen verschiedener Geestlandschaften und anderen Landschaftsformen Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Geest Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Arend Remmers Von Aaltukerei bis Zwischenmooren Die Siedlungsnamen zwischen Dollart und Jade Leer 2004 S 258 Jost Trier Wege der Etymologie Philologische Studien und Quellen H 101 Nach der hinterlassenen Druckvorlage mit einem Nachwort herausgegeben von Hans Schwarz Schmidt Berlin 1981 ISBN 3 503 01625 2 S 27 Ernst Wilhelm Forstemann Die deutschen Ortsnamen Ferd Forstemann Nordhausen 1863 S 62 2 Auflage Nachdruck der 1 Auflage als Die deutschen Ortsnamen Vornehmlich auf mitteldeutsch thuringischer und hessischer Grundlage Beitrage zur deutschen Philologie Bd 65 2 Auflage Schmitz Giessen 1988 ISBN 3 87711 173 4 Digitalisat der Erstausgabe Henk Baas Bjorn van Snippenburg Hans Renes und Rob Rentenaar De geesten van Holland Stand van kennis over de oude akkercomplexen op de strandwallen van Holland In Historisch geografisch Tijdschrift 32 2014 S 131 150 Hendrik Jacob Keuning Geest und Marsch Wilhelmshaven 1957 Wilhelmshavener Vortrage H 23 G van Berkel amp K Samplonius Nederlandse plaatsnamen verklaard 2018 Skov og Naturstyrelsen Bakkeoer Hedeslette 2000 24 1 2019 Normdaten Sachbegriff GND 4156208 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geest amp oldid 232571092