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Der Saale Komplex ist nach der stratigraphischen Tabelle fur Deutschland 2016 STD 2016 1 der Zeitabschnitt des Mittelpleistozans zwischen dem Ende der Holstein Warmzeit vor 0 3 Millionen Jahren und dem Beginn der Eem Warmzeit vor 0 126 Millionen Jahren Sein Hauptbestandteil ist die zweite der grosseren Vergletscherungen durch einen skandinavischen Inlandeisschild in Nordeuropa und dem nordlichen Ost Mittel und Westeuropa Der Saale Komplex wird in zwei Abschnitte gegliedert Der Abschnitt Untere Saale wird auch als Saale Fruhglazial bezeichnet 2 Der Abschnitt Obere Saale in der Literatur auch als Mittleres und Oberes Saaleglazial oder Jungere Saaleeiszeit bezeichnet ist die Saale Kaltzeit in alterer Literatur und umgangssprachlich auch Saale Eiszeit genannt 3 Die Vergletscherung erfolgte durch mehrere Eisvorstosse mit jeweils einer Glazialen Serie Bei einer Zwischenlage mit Anzeichen eines warmeren Klimas werden sie als Stadium und beim Fehlen solcher als Phase bezeichnet Maximale Eisrandlage Drenthe Stadium des Saale Komplexes gelbe Linie Die rote Linie zeigt zusatzlich die grosste Ausdehnung in der Weichsel Kaltzeit Inhaltsverzeichnis 1 Namensgebung und Begriffsgeschichte 2 Korrelation und Datierung 3 Verbreitung 4 Gliederung des Saale Komplexes 5 Literatur 6 EinzelnachweiseNamensgebung und Begriffsgeschichte BearbeitenDer Name ist vom Elbnebenfluss Saale abgeleitet Die Geologen Jakob Stoller und Konrad Keilhack pragten im Jahre 1910 den Begriff Saale Eiszeit 4 Der Begriff sollte die altere Bezeichnung Vorletzte Eiszeit ersetzen Mit der Erweiterung des Kenntnisstandes in den 1960er Jahren insbesondere zu warmzeitlichen Ablagerungen 5 reichte der Begriff nicht mehr aus und deshalb wurde der Begriff saale glazialer Komplex gepragt 6 Im Jahre 1992 wurde der in Saale Komplex gewandelte Begriff von der INQUA Subkommission fur Europaische Quartarstratigraphie SEQS offiziell eingefuhrt 7 Korrelation und Datierung BearbeitenNach der STD 2016 fallt der Beginn des Saale Komplexes mit dem Ende der marinen Sauerstoffisotopen Zone MIS 8 vor 0 300 Millionen Jahren zusammen Die Obergrenze korreliert mit dem Ende der marinen Sauerstoffisotopen Zone MIS 5e vor 0 126 Millionen Jahren Der Saale Komplex ist mit der Riss Kaltzeit des Alpenraums altersgleich Verbreitung Bearbeiten nbsp Saale Riss Kaltzeit im Vergleich zur Weichsel Wurm Kaltzeit Die eigentlichen Kaltzeiten waren unterbrochen von warmeren Perioden in denen sich die archaischen Menschen Europas Homo heidelbergensis spater der Neandertaler uber die Permafrostgrenze hinaus nach Norden und Nordosten ausbreiteten Ab etwa 40 000 v Chr besiedelten moderne Menschen Cro Magnon Mensch diese Gebiete Der maximale Vorstoss des Fennoskandischen Eisschildes wahrend des Drenthe Stadiums lasst sich in Norddeutschland mit der Linie Dusseldorf Paderborn Hameln Goslar Eisleben Zeitz Meissen Gorlitz beschreiben Vom ostlichen Harzrand nach Osten Polen Brandenburg Sachsen und Sachsen Anhalt blieb der Eisvorstoss ungefahr 10 bis 50 km hinter dem maximalen Vorstoss der Elster Kaltzeit zuruck Am Nordrand des Harzes sind beide Verbreitungsgrenzen gleichverlaufend westlich des Harzes griff das Eis des Saale Komplexes um uber 100 km weiter nach Suden als das Eis der Elster Kaltzeit Vor dieser Linie d h vor den ehemaligen Gletschern sind fluviatile und periglaziare Sedimente weit verbreitet Im Drenthe Stadium waren auch das heutige Nordseebecken Grossbritannien und Irland betroffen Gliederung des Saale Komplexes BearbeitenDer Abschnitt Untere Saale begann mit der Fuhne Kaltzeit anfanglich als Fuhne Kalteschwankung bezeichnet 8 Nach dem Ende der Holstein Warmzeit wurde der warmeliebende Laubwald aus Norddeutschland verdrangt und eine subarktische Vegetation breitete sich aus Die Fuhne Kaltzeit ist dreigeteilt zwischen den Stadialen Fuhne A und Fuhne B ist das Interstadial A B Pritzwalk Interstadial eingeschaltet 9 und wurde abgeschlossen mit der Domnitz Wacken Warmzeit 5 10 Nach dem Ende der Fuhne Kaltzeit breitete sich wieder der thermophile Laubwald mit Eichen der Hasel und Hainbuche aus Erwahnenswert ist das Vorkommen des Grossen Algenfarns Azolla filiculoides 11 Der Abschnitt Obere Saale begann mit der Delitzsch Phase es folgten das Drenthe Stadium und das Warthe Stadium In der Delitzsch Phase begann in Skandinavien der Aufbau des Inlandeisschilds Im Drenthe Stadium wurde das nordliche Mitteleuropa durch den Inlandgletscher bedeckt es wird deshalb auch Saale Glazial oder Saale Glaziation genannt Delitzsch Phase In der im Jahre 1993 durch die Subkommission fur Europaische Quartarstratigraphie offiziell eingefuhrten Delitzsch Phase wurde in den Flusstalern Mitteldeutschlands als Folge des glazialen Klimas die grossflachig verbreitete Hauptterrasse aufgeschuttet 7 Drenthe Stadium nach der Provinz Drenthe in den ostlichen Niederlanden Das Drenthe Stadium entspricht der maximalen Inlandeisverbreitung im Saale Komplex Fur Norddeutschland werden meist zwei Grundmoranenbanke beschrieben diese haben den Status von Phasen Drenthe I Phase Haupt Drenthe Drenthe II Phase Jungere Drenthe Zur Anzahl der Eisvorstosse gehen die Meinungen auseinander unstrittige Spuren fur Interstadiale zwischen den Vorstossen liegen aus dem nordlichen Deutschland bisher nicht vor 12 4 Seydaer Intervall Die stratigraphische Stellung des Seydaer Intervalls 13 ist zwar unsicher es wird aber in der neueren Literatur 4 1 als einzigen Beleg fur den Zeitraum zwischen dem Drenthe Stadium und dem Warthe Stadium gesehen Anzeichen fur ein interstadiales Klima gibt es nicht Warthe Stadium Der zunachst von Paul Woldstedt eingefuhrte Begriff Warthe Vereisung 14 wurde im Jahre 1929 in den auch gegenwartig noch verwendeten Begriff Warthestadium umgewandelt 15 Seit den 1930er Jahren stand die Selbststandigkeit einer Warthe Vereisung immer mal wieder zur Diskussion In den 1950er Jahren wurde dies ausgeschlossen weil sowohl interglaziale Schichten mit einem von der Eem Warmzeit abweichenden Pollenbild als auch marine Ablagerungen fehlten 16 Dafur sprach lediglich der Fundort Hemmoor dessen stratigraphische Stellung war aber zu unsicher 17 Nach Woldstedt soll es sich beim Zwischenraum von Drenthe und Warthe Stadium zumindest um ein Hauptinterstadial handeln In den 1960er Jahren wurden fossile Boden als Beleg fur eine Treene Warmzeit zwischen dem Drenthe und dem Warthe Stadium gesehen 18 19 Die Eignung fossiler Boden als gesichert warmzeitliche Bildung wurde angezweifelt aber ein Gross Interstadial fur sehr wahrscheinlich gehalten 20 In Mitteldeutschland ist die Gliederung der dem Drenthe Stadium entsprechenden Abfolge aufgrund der Verzahnung glaziarer und fluviatiler Sedimentserien sicherer Von Eissmann 1975 wird unterschieden in Zeitz Phase der erste und am weitesten nach Suden bis Zeitz reichende Saale Eisvorstoss er entspricht wohl der Drenthe I Phase Norddeutschlands Pomssen Intervall in einer kurzen Ruckzugsphase wurden vorwiegend Schmelzwassersande und infolge der wieder auflebenden Flussaktivitat Flussschotter in den Toteisfeldern abgelagert Auch in vielen jungeren Publikationen wurde immer wieder ausdrucklich betont dass es keine biogenen Sedimente mit Hinweisen auf ein interstadiales Klima gabe und es sich deshalb bei den beiden einschliessenden Eisvorstossen nur um Phasen handelt Anhand alterer Archivunterlagen wurde aber in neuerer Zeit ein Interstadial das sogenannte Engelsdorf Interstadial beschrieben 21 Leipzig Phase letzter zweigeteilter und nur bis sudlich von Leipzig reichender Saale Eisvorstoss er entspricht wohl der Drenthe II Phase Norddeutschlands Der Zeitraum vom Abschmelzen des Inlandeises der Zeitz Phase bis zur Eem Warmzeit in dem in Norddeutschland der Warthe Eisvorstoss erfolgte ist nach Eissmann 1994 in Mitteldeutschland nicht durch Sedimente belegt In Mitteldeutschland im Ubergangsbereich zum Periglazialgebiet gab es schon vor langerer Zeit Hinweise fur eine Warmzeit zwischen der Drenthe und der Warthe Vereisung die zu Zweifeln an der Einmaligkeit der Waldgeschichte der Eem Warmzeit fuhrten 22 Sie wurden als nicht begrundet zuruckgewiesen 23 Inzwischen gibt es zahlreiche neue Befunde die die Zweifel an der Einmaligkeit des Pollenbildes der einzelnen Warmzeiten und auch die anderen Befunde in Norddeutschland siehe weiter oben bestatigen 24 Dabei spielen die gesicherte stratigraphische Position der sogenannten Oberen Niederterrasse bei Grimma und die Ostrakodenfauna der Interglazialbecken von Neumark Nord Geiseltal eine bedeutende Rolle 25 26 Eine Diskussion daruber hat aber noch nicht wieder begonnen Literatur BearbeitenLeopold Benda Hrsg Das Quartar Deutschlands Borntraeger Berlin Stuttgart 1995 ISBN 3 443 01031 8 408 S Lothar Eissmann Das Quartar der Leipziger Tieflandsbucht und angrenzender Gebiete um Saale und Elbe In Schriftenreihe fur geologische Wissenschaften Nr 1 Berlin 1975 S 1 263 Lothar Eissmann Grundzuge der Quartargeologie Mitteldeutschlands Sachsen Sachsen Anhalt Sudbrandenburg Thuringen In Altenburger naturwissenschaftliche Forschungen Nr 7 Altenburg Thuringen 1994 S 55 135 Einzelnachweise Bearbeiten a b Deutsche Stratigraphische Kommission Hrsg Redaktion Koordination und Gestaltung M Menning amp A Hendrich Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2016 Potsdam 2016 1 Lothar Lippstreu VI Brandenburg In Leopold Benda Hrsg Das Quartar Deutschlands S 116 147 Berlin Stuttgart 1995 Lothar Eissmann VIII Sachsen In Leopold Benda Hrsg Das Quartar Deutschlands S 171 198 Berlin Stuttgart 1995 a b c Thomas Litt Karl Ernst Behre Klaus Dieter Meyer Hans Jurgen Stephan Stefan Wansa Stratigraphische Begriffe fur das Quartar des norddeutschen Vereisungsgebietes In Eiszeitalter und Gegenwart Quaternary Science Journal Band 56 1 2 Hannover 2007 S 7 65 a b Klaus Erd Pollenanalytische Gliederung des mittelpleistozanen Richtprofils Pritzwalk Prignitz In Eiszeitalter und Gegenwart Band 16 Ohringen Wurttemberg 1965 S 252 253 Alexander Georg Cepek Zur Gliederung des Mittelpleistozans im nordostdeutschen Flachland In Eiszeitalter und Gegenwart Band 16 Ohringen Wurttemberg 1965 S 255 a b Thomas Litt Charles Turner Arbeitsergebnisse der Subkommission fur Europaische Quartarstratigraphie Die Saalesequenz in der Typusregion Berichte der SEQS 10 In Eiszeitalter und Gegenwart Band 43 Krefeld 1993 S 125 128 Wolfram Knoth Zur Kenntnis der pleistozanen Mittelterrassen der Saale und Mulde nordlich von Halle In Geologie Band 13 Berlin 1964 S 598 616 Klaus Erd Hans Palme Friedhelm Prager Holsteininterglaziale Ablagerungen von Rossendorf bei Dresden In Zeitschrift fur geologische Wissenschaften Band 15 3 Berlin 1987 S 281 295 Burchard Menke Beitrage zur Biostratigraphie des Mittelpleistozans in Norddeutschland pollenanalytische Untersuchungen aus Westholstein In Meyniana Band 18 Kiel 1968 S 35 42 Klaus Erd Vegetationsentwicklung und Biostratigraphie der Domnitz Warmzeit Fuhne Saale 1 im Profil von Pritzwalk Prignitz In Abhandlungen des Zentralen Geologischen Instituts Heft 18 Berlin 1973 S 9 48 Klaus Dieter Meyer Zur Stratigraphie des Saale Glazials in Niedersachsen und zu Korrelationsversuchen mit Nachbargebieten In Eiszeitalter und Gegenwart Band 55 Hannover 2005 S 25 42 Ansgar Muller Das Quartar im mittleren Elbegebiet zwischen Riesa und Dessau Dissertation Universitat Halle Halle Saale 1988 129 Seiten Paul Woldstedt Uber die Ausdehnung der letzten Vereisung in Norddeutschland In Sitzungsberichte der preussischen geologischen Landesanstalt Heft 2 Berlin 1927 S 115 119 Paul Woldstedt Das Eiszeitalter Grundlinien einer Geologie des Diluviums Stuttgart Enke 1929 406 Seiten Paul Woldstedt Saaleeiszeit Warthestadium und Weichseleiszeit in Norddeutschland In Eiszeitalter und Gegenwart Band 4 5 Ohringen Wurttemberg S 34 48 Erich Kolumbe Nachweis einer Waermezeit zwischen Alt und Mittel Riss in Niedersachsen In Mitteilungen des geologischen Staatsinstituts in Hamburg Heft 22 Hamburg 1952 S 22 27 Helmut E Stremme Die Warmzeiten vor und nach der Warthe Eiszeit in ihren Bodenbildungen bei Boxlund westl Flensburg In Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Monatshefte Stuttgart 1964 S 237 247 K Picard Gliederung pleistozaner Ablagerungen mit fossilen Boden bei Husum Nordsee In Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Monatshefte Stuttgart 1959 S 237 247 Erwin Kopp Paul Woldstedt Uber den Charakter der Warmezeit zwischen Drenthe und Warthe Stadial in Norddeutschland In Eiszeitalter und Gegenwart Band 16 Ohringen Wurttemberg 1965 S 37 46 Roland Fuhrmann Das Engelsdorf Interstadial zwischen den zwei Saale Inlandeisvorstossen im Leipziger Raum In Mauritiana Band 32 Altenburg 2017 S 106 117 2 Roland Fuhrmann Die stratigraphische Stellung des Interglazials von Grabschutz Kreis Delitzsch und die Gliederung des Saale Komplexes In Zeitschrift fur geologische Wissenschaften Band 17 10 Berlin 1989 S 1002 1004 3 Lothar Eissmann Bemerkungen zur wissenschaftlichen Information Die stratigraphische Stellung des Interglazials von Grabschutz Kreis Leipzig und die Gliederung des Saale Komplexes von Roland Fuhrmann Z geol Wiss 17 10 Berlin 1989 In Altenburger naturwissenschaftliche Forschungen Heft 5 Altenburg 1990 S 300 301 Roland Fuhrmann Warthe Kaltzeit oder Warthe Stadium zur stratigraphischen Gliederung des jungeren Quartars In Mauritiana Band 22 Altenburg 2011 S 77 93 4 Roland Fuhrmann Die Obere Niederterrasse der Mulde bei Grimma Sachsen und die stratigraphische Gliederung des jungeren Quartars In Mauritiana Band 20 1 Altenburg 2007 S 93 105 5 Roland Fuhrmann Die Ostrakodenfauna der Interglazialbecken von Neumark Nord Geiseltal Sachsen Anhalt und ihre Aussage zur stratigraphischen Stellung In Mauritiana Band 32 Altenburg 2017 S 40 105 6 Die Kaltzeiten des Quartars in Europa Alpenraum Norddeutschland Zeitraum Tsd Jahre v Chr Wurm Kaltzeit Weichsel Kaltzeit 8 115Riss Kaltzeit Saale Kaltzeit 130 230Mindel Kaltzeit Elster Kaltzeit 370 475Gunz KaltzeitDonau KaltzeitBiber Kaltzeit Die Kalt und Warmzeiten des Quartars in Norddeutschland Pratiglium Tiglium Eburonium Waalium Menapium Bavelium Elster Saale WeichselCromer Holstein Eem Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saale Komplex amp oldid 215380731