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Die Elster Kaltzeit auch Elster Glazial oder Elster Zeit in der alteren und der popularwissenschaftlichen Literatur auch Elster Eiszeit genannt ist die alteste Kaltzeit des Kanozoischen Eiszeitalters bei der es nachgewiesenermassen zu einer grossraumigen Vergletscherung Norddeutschlands gekommen ist Sie wird zeitlich mit der suddeutschen Mindel Kaltzeit korreliert Die Elster Kaltzeit wird derzeit auf etwa 400 000 bis 320 000 Jahre vor heute datiert 1 Sie loste den langen Zeitabschnitt des im Durchschnitt etwas warmeren Cromer Komplexes ab Zwei Eisvorstosse sind weitraumig verbreitet Auf die Elster Kaltzeit folgt die Holstein Warmzeit Maximale Ausdehnung des Eises in Europaschematische Darstellung der jeweils maximalen Gletschervorstosse der drei letzten Kaltzeiten im norddeutschen Tiefland Eisrandlage der Weichsel Kaltzeit Eisrandlage der Saale Kaltzeit Eisrandlage der Elster Kaltzeit Inhaltsverzeichnis 1 Namensgebung und Begriffsgeschichte 2 Korrelation und Datierung 3 Verbreitung 4 Ablauf und Gliederung der Elster Kaltzeit 5 Literatur 6 EinzelnachweiseNamensgebung und Begriffsgeschichte BearbeitenDie Elster Kaltzeit ist nach der Weissen Elster benannt einem rechten Nebenfluss der Saale Der Name wurde erstmals von Konrad Keilhack im Jahre 1910 als Elster Eiszeit verwendet Eine Typuslokalitat benannte er nicht Auf Beschluss der Subkommission fur Europaische Quartarstratigraphie wurde ein Profil bei Voigtstedt Kyffhauserkreis Thuringen zur Lecto Stratotyplokalitat bestimmt Der Begriff Elster Eiszeit loste den alteren Begriff Erste Eiszeit ab Heute sind in der wissenschaftlichen Literatur die Begriffe Elster Kaltzeit oder Elster Glazial am gebrauchlichsten Da die Elster Kaltzeit jedoch auch warmere Zeitabschnitte beinhaltet sprechen manche Forscher auch vom Elster Komplex Allerdings halten Litt et al 2007 diesen Begriff fur unzutreffend und lehnen den Begriff ab da die Elster Kaltzeit durch keine Warmzeit unterteilt ist In der Stratigraphischen Tabelle von Deutschland 2002 ist der Name zu Elsterium abgewandelt worden um eine Angleichung an die chronostratigraphischen Einheiten zu erreichen 2 Korrelation und Datierung BearbeitenDas genaue Alter der Elster Kaltzeit ist bis heute umstritten Der Grund liegt in den fehlenden absoluten Datierungsmoglichkeiten der eiszeitlichen Sedimente so dass die Altersangaben auf Korrelation mit den etwas jungeren Ablagerungen der Holstein Warmzeit beruhen Aber die Altersstellung gerade dieser Warmzeit wird bis heute kontrovers diskutiert Von einem Teil der Quartargeologen wird nach wie vor die Sauerstoff Isotopenstufe MIS oder OIS 11 fur das Holstein favorisiert wahrend MIS Stufe 7 aktuell kaum noch vertreten wird Die in den letzten 10 Jahren verbesserten Methoden der Altersbestimmung insbesondere die Uran Thorium Datierung sowie die Radiofluoreszenz 3 als neue Methode der Thermolumineszenzdatierung machen die Sauerstoff Isotopenstufe 9 3 heute am wahrscheinlichsten 4 Damit wird die Elster Kaltzeit in Mitteleuropa meist mit der globalen marinen Sauerstoffisotopen Zone MIS 10 korreliert und eine Zeitspanne 400 000 bis 320 000 Jahren vor heute angesetzt Bei einer Einstufung des Holsteins in die MIS Stufe 11 ergabe sich dann fur die Elster Kaltzeit eine Einstufung in die MIS Stufe 12 Hohepunkt um 430 000 Jahre vor heute Verbreitung Bearbeiten nbsp Zwickau Schedewitz Gedenkstein Sudgrenze des Skandinavischen Inlandeises wahrend der Elster KaltzeitAblagerungen der Elster Kaltzeit sind in Nord und Mitteldeutschland weit verbreitet zu finden Die Ablagerungen reichen bis zur maximalen Ausdehnung des Fennoskandischen Eisschildes die in Sachsen Sachsen Anhalt und Thuringen durch die Feuersteinlinie gekennzeichnet ist Der aus kreidezeitlichen Ablagerungen stammende Feuerstein wurde mit dem Eis von Nordeuropa nach Sud oder Mitteldeutschland verfrachtet und an den Eisrandlagen den Endmoranen abgelegt Das Eis der Elster Kaltzeit erreichte in Deutschland den nordlichen Harzrand verlief von dort nach Sudosten und uberwand ostlich des Bodetales den Unterharz Sudlich des Harzes wandte sich das Eis nach Westen und drang auf eine Linie Bad Langensalza Erfurt Weimar vor Von dort lasst sich der Eisrand uber Jena Weida bis nach Zwickau verfolgen Von Zwickau verlief er weiter am Erzgebirge entlang uber Chemnitz Rosswein nach Freital das Elbsandsteingebirge und das Lausitzer Bergland Westlich des Harzes ist der Verlauf des Eisrandes noch bis etwa Seesen Alfeld und Rinteln recht genau bekannt Weiter im Westen ist er unsicher da er hier von den Gletschern der jungeren Saale Kaltzeit uberfahren wurde und die Endmoranen eingeebnet wurden Anhand der Feuersteinlinie lasst sich die Lage des Eisrandes jedoch ungefahr weiter festlegen entlang des Teutoburger Waldes nach einem Knick von wenigen Zehnerkilometern nach Suden weiter nach Nordwesten nordlich der Ems bis in die nordlichen Niederlande und die Nordsee Ablauf und Gliederung der Elster Kaltzeit BearbeitenDie Grenze zum alteren Cromer Komplex wird mit einer deutlichen Abkuhlung nach dem letzten Interglazial des Cromer Komplexes gezogen Im Lecto Stratotypprofil wird die Elster Kaltzeit vom Voigtstedt Interglazial unterlagert Allerdings ist die Grenze ausserst problematisch Nach Litt et al 2007 spricht einiges dafur dass das Voigtstedt Interglazial nicht mit dem jungsten Interglazial des Cromer Komplexes zu korrelieren ist sondern mit einem alteren Interglazial innerhalb des Cromer Komplexes Damit ist aber die in Voigtstedt definierte Untergrenze der Elster Kaltzeit sehr fraglich geworden es ist mit einer grosseren Schichtlucke zwischen Voigtstedt Interglazial und der Elster Kaltzeit zu rechnen Im Elsterhochglazial einem Zeitabschnitt von 65 000 Jahren gab es mindestens zwei grosse Eisvorstosse deren maximale Ausdehnung bis an den Fuss der deutschen Mittelgebirge reichte Die Vorstosse werden durch einen Eisruckzug voneinander getrennt Markranstadt Phase mit glazigenen Sedimenten lithostratigraphisch als Markranstadt Glaziar Formation bezeichnet Miltitz Intervall Schmelzwasserablagerungen und fluviatile Ablagerungen auch Miltitzer Horizont oder Miltitzer Zwischensediment genannt Zwickau Phase in Thuringen als Erfurt Phase bezeichnet glazigene Sedimente lithostratigraphisch als Zwickau Glaziar Formation bezeichnet Im Elsterspatglazial erfolgte im Verlauf von rund 15 000 Jahren wieder eine allmahliche Erwarmung Drei Interstadiale sind bisher ausgeschieden worden Esbeck Interstadial alle drei Interstadiale belegen eine Bewaldung mit Kiefern Fichten und Birken Offleben II Interstadial Offleben I InterstadialDie drei Interstadiale sind jeweils durch kurze Stadiale voneinander getrennt das Esbeck Interstadial ist durch ein kurzes Stadial von der Holstein Warmzeit getrennt Diese Stadiale sind bisher nicht mit eigenen Namen benannt worden Im Gegensatz zu den spateren Vereisungen ist die maximale Ausdehnung nicht mehr anhand von Endmoranen erkennbar Eine noch weiter sudlich reichende Vereisung wahrend der spateren Saale Kaltzeit im Westen Deutschlands loschte hier alle oberirdisch erkennbaren Spuren Die spater nicht mehr durch Eis uberformten ostlicheren Endmoranen wurden vor allem durch langandauernde periglaziale Prozesse eingeebnet Rekonstruierbar ist die Ausdehnung anhand der Feuersteinlinie In Schleswig Holstein schufen subglaziare Ausraumungen Rinnen bis 360 m unter NN die spater mit jungeren Ablagerungen verfullt wurden Literatur BearbeitenThomas Litt Karl Ernst Behre Klaus Dieter Meyer Hans Jurgen Stephan und Stefan Wansa Stratigraphische Begriffe fur das Quartar des norddeutschen Vereisungsgebietes Eiszeitalter amp Gegenwart Quaternary Science Journal 56 1 2 7 65 Hannover 2007 ISSN 0424 7116 doi 10 3285 eg 56 1 2 02 Leopold Benda Hrsg Das Quartar Deutschlands 408 S Borntraeger Berlin Stuttgart 1995 ISBN 3 443 01031 8Einzelnachweise Bearbeiten Litt et al 2007 S 27ff Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2002 Deutsche Stratigraphische Kommission DSK 2002 ISBN 3 00 010197 7 PDF Datei 7 MB Krbetschek M R Degering D amp Alexowsky W Infrarot Radiofluoreszenz Alter IR RF unter saalezeitlicher Sedimente Mittel und Ostdeutschlands Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft fur Geowissenschaften Band 159 1 2008 S 141 ff Mebus A Geyh Helmut Muller 2005 Numerical 230Th U dating and a palynological review of the Holsteinian Hoxnian Interglacial In Quaternary Science Reviews 24 16 17 1861 1872 doi 10 1016 j quascirev 2005 01 007Die Kaltzeiten des Quartars in Europa Alpenraum Norddeutschland Zeitraum Tsd Jahre v Chr Wurm Kaltzeit Weichsel Kaltzeit 8 115Riss Kaltzeit Saale Kaltzeit 130 230Mindel Kaltzeit Elster Kaltzeit 370 475Gunz KaltzeitDonau KaltzeitBiber Kaltzeit Die Kalt und Warmzeiten des Quartars in Norddeutschland Pratiglium Tiglium Eburonium Waalium Menapium Bavelium Elster Saale WeichselCromer Holstein Eem Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elster Kaltzeit amp oldid 221245522