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Knick ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum Mediziner dieses Namens siehe Artur Knick zum Knick als Materialschaden siehe Knicken Wallhecke auch Knick Knicke Knicks Over oder Ower ist eine Bezeichnung fur von Geholzen bewachsene meist kunstlich errichtete Erd Stein oder Torfwalle in Mitteleuropa Sie sind als Einfriedung und Grenzmarkierung weit verbreitete landschaftspragende Elemente der Kulturlandschaft Die durchschnittliche Hohe eines Walls betragt etwa einen Meter die durchschnittliche Breite bei Erdwallen etwa zwei Meter Knicks mit Uberhaltern bei LauenburgAuf den Stock gesetzter Knick nur noch Wall und Uberhalter bei Reinbek 2004Knicklandschaft in Ostfriesland 2010Heckenlandschaft vom Flugzeug aus gesehen Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsbestimmung 2 Funktion und Bedeutung 3 Pflege 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Film 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBegriffsbestimmung BearbeitenWallhecken und die dazugehorenden Landschaftstypen werden regional verschieden bezeichnet Die in Schleswig Holstein und Niedersachsen gebrauchliche Bezeichnung Knick Mehrzahl Knicke oder Knicks bezeichnet dort wallartige Baum und Strauchhecken die bereits im Hoch und Spatmittelalter als Landwehren zur Befestigung von Territorien spater auch im Rahmen der Verkoppelung Gemeinheitsteilung als lebende Zaune angelegt wurden Ein typischer Knick bildet eine relativ dichte grune Wand aus Strauchern und vereinzelten Baumen Der Begriff Knick leitet sich von der Pflegetatigkeit ab namlich dem Knicken bzw Beugen von Zweigen dunnen Asten oder sehr jungen Baumen um das Hohen und Breitenwachstum zu begrenzen und zugleich die Hecke zu verdichten Als Knick definiert das Land Schleswig Holstein einen an gegenwartigen oder ehemaligen Grenzen landwirtschaftlicher Nutzflachen oder zur Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft angelegten Erdwall der mit vorwiegend heimischen Geholzen Gras oder Krautfluren bewachsen ist Der Randstreifen beidseitig des Erdwalles zahlt dabei zum Knick Auch ein unbepflanzter Erdwall fallt unter die Bezeichnung als Knick ebenso ein oder mehrreihige Geholzstreifen zu ebener Erde 1 Die Wallhecken entlang des Weges leiteten fruher die Tiere beim Viehtrieb und schutzten die angrenzenden Felder gegen Verbiss oder Vertritt durch Vieh In landlichen oder auch vormals landlichen Gegenden Norddeutschlands tragen vielerorts Strassen den Namen Knick Wird eine Strasse in der Art eines Hohlwegs beiderseitig von Wallhecken begrenzt so ist dafur der Begriff Redder verbreitet Trittstufen zum Uberqueren eines Grabens oder einer Wallhecke heissen Stegel oder niederdeutsch Steggelsch 2 In Frankreich Grossbritannien und Belgien bezeichnet man eine durch Wallhecken gepragte Landschaft als Bocage Funktion und Bedeutung BearbeitenWallhecken dienten als Feldbegrenzung Schutzwehren gegen grossere Wildtiere als Landwehr gegen feindliche Angreifer und nebenbei zur Brennholzgewinnung Sie vermindern auch die Bodenerosion der obersten Erdschicht und dienen als Windschutz gegen Austrocknung Das Kleinklima am Knick ist dem eines Waldrands vergleichbar In der Geest entstanden Knicks zu einem geringen Teil aus von den Ackern abgesammelten Lesesteinen diese werden dann unterschieden in Erdsteinwalle oder Feldmauern Haufig werden Wallhecken aus Haselnussstrauchern Faulbaum Weissdorn Schlehe Brombeere oder Hainbuchen gebildet seltener finden sich Eschen oder Erlen vereinzelt eingestreut aber auch grossere Buchen und Eichen Als Schutz gegen Verbiss wurden vielfach auch Dornenstraucher wie Heckenrosen Brombeeren Weissdorn und Schlehdorn gepflanzt Diese wurden alle paar Jahre kreuzweise ubereinander gefallt so dass aus Totholz und Aufwuchs eine fur das Vieh nur schwer zu durchdringende Barriere entstand Wallhecken gelten als artenreicher Lebensraum wirken durch ihre grosse biologische Vielfalt weit in die Landschaft hinein und stehen deswegen teilweise unter Naturschutz Schliesslich haben sich Wallhecken Grunlandkomplexe im Laufe der Jahrhunderte zu einem eigenen Lebensraum fur Flora und Fauna der Tiefebene entwickelt und pragen das landschaftliche Erscheinungsbild mancher Gegenden In der Intensivlandwirtschaft konnen Wallhecken die mechanische Bodenbearbeitung behindern Wallheckenlandschaften sind in den betroffenen Regionen oft Streitobjekt zwischen okonomischen und okologischen Interessen In Flurbereinigungs verfahren mit dem Ziel grossere und effizienter zu bewirtschaftende landwirtschaftliche Flachen zu schaffen war nicht selten auch die Einebnung alter Wallhecken vorgesehen In Mecklenburg Vorpommern pragen Wallhecken nicht mehr das Landschaftsbild da sie im Zuge der Zusammenlegung der Ackerflachen zu sehr grossen Einheiten fur die LPG Betriebe entfernt wurden In Schleswig Holstein werden die Knicks heute durch 30 Bundesnaturschutzgesetz i V m 21 Abs 1 Landesnaturschutzgesetz 3 geschutzt Ziel ist es 60 Meter Wallhecke je Hektar in landwirtschaftlich gepragten Gegenden zu erhalten Das Niedersachsische Ausfuhrungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz vom 19 Februar 2010 4 enthalt im 22 Abs 3 Bestimmungen zu Wallhecken Mit Baumen oder Strauchern bewachsene Walle Wallhecken die als Einfriedung dienen oder dienten auch wenn sie zur Wiederherstellung oder naturraumlich standortlich sinnvollen Erganzung des traditionellen Wallheckennetzes neu angelegt worden sind sind geschutzte Landschaftsbestandteile im Sinne von 29 Abs 1 Satz 1 BNatSchG Wallhecken durfen nicht beseitigt werden Alle Handlungen die das Wachstum der Baume und Straucher beeintrachtigen sind verboten In Sonderfallen werden auch geholzfreie Walle mit Grenzfunktion als Wallhecken eingestuft Pflege BearbeitenZur Erhaltung von Landschaftsbild und der traditionellen Form der Wallhecken mussen die Straucher regelmassig geknickt oder auf den Stock zuruckgesetzt werden Dies ist nur wahrend des Winterhalbjahres erlaubt Im Marz 2023 erklarte die UNESCO die Knickpflege in Schleswig Holstein zum Immateriellen Kulturerbe 5 Siehe auch BearbeitenLandwehr Gebuck Hag Verhau Benjeshecke Heege Ha Ha SteinriegelLiteratur BearbeitenJurgen Eigner Unsere Knicks im Natur und Landschaftshaushalt In Schleswig Holstein Band X 1975 S 172 176 Jurgen Eigner Okologische Knickbewertung in Schleswig Holstein In Die Heimat Band 85 1978 S 241 249 Renate Huser Lebensraum Wallhecke Hrsg Landschaftsverband Westfalen Lippe Landesbildstelle Westfalen Munster 1991 Georg Muller Wallhecken Entstehung Pflege Neuanlage am Beispiel der Gemeinde Ganderkesee und allgemeine Hinweise zu Wallhecken im nordwestdeutschen Raum BSH Verlag Wardenburg 1989 ISBN 3 923788 16 9 Georg Muller Europas Feldeinfriedungen Wallhecken Knicks Hecken Feldmauern Steinwalle Trockenstrauchhecken Biegehecken Flechthecken Flechtzaune und traditionelle Holzzaune Parallele engl Sprachausgabe Europe s field boundaries 2 Bande Neuer Kunstverlag Stuttgart 2013 ISBN 978 3 944526 14 0 Gerhard Siebels Zur Kulturgeographie der Wallhecke Ein Beitrag zur Losung des Heckenlandschaftsproblems auf Grund kulturgeographischer Untersuchungen im Landkreis Aurich Ostfriesland Rautenberg amp Mockel Leer Ostfriesland 1954 Film BearbeitenDer Trick mit dem Knick Dokumentarfilm Deutschland 2018 28 40 Min Buch und Regie Kirsten Burger Produktion NDR Reihe NaturNah Erstsendung 20 Marz 2018 bei NDR Fernsehen Inhaltsangabe von ARD Weblinks BearbeitenKnicks in Schleswig Holstein In NABU Schleswig Holstein 1 September 2017 Wilfried Bohling Alte Wallhecken in der Ortschaft Hagen In Ortsteil Hagen der Hansestadt Stade 5 Januar 2015 Neuanlage von Knicks In Kreisverwaltung Plon 2001 archiviert vom Original am 11 Juli 2012 abgerufen am 1 September 2017 Einzelnachweise Bearbeiten Landesverordnung uber gesetzlich geschutzte Biotope Biotopverordnung PDF 57 kB In Ministerium fur Landwirtschaft Umwelt und landliche Raume Schleswig Holstein 22 September 2009 archiviert vom Original am 6 Oktober 2014 abgerufen am 1 September 2017 Achim Messerschmidt Kulturdenkmaler Querfeldein uber Hurden aus Stein In Eckernforder Zeitung 26 Juli 2014 abgerufen am 1 September 2017 gesetze rechtsprechung sh juris de Gesetz zum Schutz der Natur Landesnaturschutzgesetz LNatSchG 21 Gesetzlich geschutzte Biotope Schleswig Holstein 24 Februar 2010 abgerufen am 1 September 2017 Niedersachsisches Ausfuhrungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz NAGBNatSchG 19 Februar 2010 abgerufen am 13 Januar 2023 NDR Knickpflege zu Immateriellem Kulturerbe der UNESCO ernannt Abgerufen am 1 Juni 2023 Normdaten Sachbegriff GND 4189021 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wallhecke amp oldid 236773731